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Nr. 565 44. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Kampf um die Konjunktur.
Berantwortlichkeit der Bürgerblockregierung.- 3nterpellation im Reichstag.
Beder die Bürgerblod regierung, noch die kapitalistischen und großagrarischen Kreise, von deren Fleisch und Blut sie ist, haben das geringste Recht, das Zustandekommen und Anhalten der guten Konjunktur der von ihnen verfolgten Wirtschaftspolitik als Verdienst anzurechnen. Die gute Konjunktur ist diesmal trotz aller schwarzen Voraussagen und trotz aller theoretischen und wirtschaftspolitischen Grundsätze, die von den Unternehmern aufgestellt wurden, als eine Konjunktur auf der Grundlage des inneren Mart tes und namentlich des Massenkonsums zustande gekommen. Allein diese Tatsache straft alle diejenigen Lügen, die darüber geschrien haben, daß ohne Zurückweisung der Lohnforde rungen und Herabsetzung der Soziallasten keine Erholung der deut schen Wirtschaft möglich sei. So flar und anschaulich, wie in einem besonders gelungenen physikalischen Experiment, sieht man jetzt durch die tatsächliche Entwicklung die Thesen bestätigt, die von sozialdemokratischer Seite den Behauptungen der kapitali. stischen Kreise gegenübergestellt und dank der sozialdemokratischen Politik und dem gewerkschaftlichen Kampf teilweise praktisch durch gefeßt wurden. Die im großen ganzen erfolgte Beibehaltung des erreichten Cohnniveaus während der Krise, die Erweiterung und Erhöhung der Erwerbslosenunterstügung, die, wenn auch nur in begrenztem Maße durchgeführte planmäßige Arbeitsbeschaffung durch öffentliche Arbeiten, Auftragsvergebungen und Exportkrediterleichterungen, dies waren die Vorbedingungen für die Erhaltung relativ gesunder Verhältnisse innerhalb der Wirtschaft, modurch die Entwicklung der guten Konjunktur möglich wurde. Gewiß hat dabei auch der Zustrom des Kapitals aus dem Auslande mitgeholfen, diese günstige Auswituna der Kapitaleinfuhr wurde aber erst durch die genannten Boraussetzungen ermöglicht.
Wir können stolz darauf sein, daß der Kampf unserer Partei und der freien Gewerkschaften entscheidend dazu beigetragen hat, die Wiedereinstellung von anderthalb Millionen Proletarier und ein gewisses allgemeines Aufatmen zu ermöglichen. Ja, wir ftehen nicht an zu sagen: wir sind stolz auf diese Konjun tur, die unsere theoretische Auffassung beträf tigt und unseren Kampf mit einem großen Erfolg getrönt hat.
Immer mehr zeigt die Entwicklung, daß, soweit man von„ Gesamtwirtschaft" oder„ Bolkswirtschaft" reden darf, es die Klassen politik der Arbeiterschaft und, als ihre Trägerin, die sozialdemoPratische Partei ist, die diese gesamt und volkswirtschaftlichen Intereffen vertritt. Und wenn die Ansäge zur wirtschaftlichen Prosperität jegt durch die volkswirtschaftliche wahnsinnige Wirt afts und Finanzpolitit bedroht sind, so ruft diese Situation wiederum unsere Partei auf den Plan, um die Konjunt tur und dadurch die Beschäftigung von vielen Hunderttausenden womöglich au schüßen. So jeltiam es ingen mag, es ist aber
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der Kampf gegen die Gefährdung der Konjunktur, der in den nächsten Tagen von der Sozialdemokratie gegen die Bürgerblodregierung im Reichstage ausgefochten werden wird. Es märe eine Illusion, zu glauben, daß man schon jetzt durch planmäßige Wirtschaftspolitik die Konjunkturenimidhung dauernd regeln tönnte, es ist aber feine Blufion, sondern eine offensichtliche Tatsache, daß die Konjunktur durch bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen gefährdet wird und gedrosselt werden kann. Und wir stehen jetzt vor der Möglichkeit einer solchen Drosselung der Konjunktur dank der Erschütterung des deutschen Kredits im Auslande.
Der Herr Reichsbantpräsident Dr. Schacht erscheint als Hauptfigur in diesem grotesten Schauspiel, wo der Kredit eines Landes durch eine planmäßige Kampagne untergraben wird, die von verantwortlichen offiziellen Stellen dieses Landes geführt wird. Man darf aber nicht vergessen, daß diese Kampagne von der Reichs regierung nicht nur geduldet, sondern fräftig unterstützt wird. Die autonome Lage der Reichsbank darf in diesem Falle nicht zum Schutzwall für die Reichsregierung werden! Man redet zwar oon den Differenzen zwischen verschiedenen Stellen, besonders davon, daß man im Wirtschaftsministerium alles andere als begeistert von der Politik des Herrn Schacht sei. Was nutzt das alles? Die Tatsache bleibt bestehen: die Reichsregierung tut bas, was Herr Schacht will, und tut nichts, um feiner Politit entgegenzutreten.
Was hat die Reichsregierung getan,
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um dem Einspruch des amerikanischen State Department gegen die preußische Anleihe vorzubeugen? Man sagt, dieser Einspruch sei nicht durch Herrn Schacht veranlaßt worden, er sei vielmehr ohne Wissen Schachts oder der Reichsregierung erfolgt. Angenommen, daß es wirklich so war, so ist es trotzdem völlig ausgeschlossen, daß das amerikanische Auswärtige Amt und das State Department ist doch nichts anderes als das Auswärtige Amt einen folchen Schritt getan hätte, ohne überzeugt zu sein, daß dies den Wünschen der deutschen offiziellen Stellen entspräche. Das wurde auch in der amerikanischen Bresse behauptet. Die Behauptung ist ohne Widerspruch geblieben, daß die Federal Reserve Bank von New York gegen die preußische Anleihe vorstellig geworden fei
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„ ein Ergebnis der auf der Konferenz der Zentralbankdirek toren ausgearbeiteten Politit in bezug auf die Drosselung des nach Deutschland fließenden Dollarstroms".( Journal of Commerce" vom 4. Oftober 1927.) Das State Department handelte in dem guten Glauben, daß sein Schritt dieser Politik und damit auch dem Bunsche der Reichsregierung entspräche. Dann ist die Reichsregierung ohne Zweifel dafür verantwortlich, daß im amerifanischen Auswärtigen Amt eine solche Borstellung über ihre Politik vorhanden war. Wir fragen weiter:
Warum hat die Reichsregierung nicht schon früher den Kampf für den deutschen Kredit aufgenommen, wie es jejt der ameritanische(!!) Botschafter in Berlin getan hat? Es war die Pflicht der deutschen Regierung, mit aller Deut. lichkeit im Auslande gegen die den deutschen Kredit unterwühlende Aktion Stellung zu nehmen. Die Reichsregierung hat aber biele Aftionen mindestens tatenlos geduldet. Sie tat und tut aber noch mehr. Sie leistet dieser Politit der Drofferung des nach Deutschland fließenden Dollarstroms" Dirette Hilfe. Be weis: Die neueste Geschichte der Beratungsstelle. Es war
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das Reichsfinanzministerium, das unlängst mitteilen ließ, daß die Beratungsstelle nicht eher wieder ihre Tätigkeit aufnehmen werde, als bis die Erhebung über die Verschuldung der Gemeinden durchgeführt worden sei. Und diese Erhebung soll den Zweck haben, eine gerechte und zweckmäßige Entscheidung in der Verteilung des etwa zur Verfügung stehenden Auslandskapitals sicherzustellen". Diese Mitteilung war bewußt irreführend, indem sie so gefaßt war, als ob es sich nicht um die leberwachung und Drosselung der kommunalen Anleihen, sondern überhaupt um die Berteilung des etwa zur Verfügung stehenden Auslandskapitals handele. Das ist ebenso eine unwahrhaftigkeit, als wenn Herr Schacht in seiner Bochumer Rede sagt, daß die Reichsbank es nicht zulassen fann, daß jeder Beliebige in Deutschland nach feinem Gutdünken zur Steigerung unserer ausländischen Zahlungsverpflichtungen beiträgt". Was tut aber Herr Schacht, um„ jeden Beliebigen" zu überwachen? Er wendet sich gar nicht gegen jeden Beliebigen", sondern gegen die öffentliche Hand. Die Beratungsstelle hat auch teine so weitgehende, und man darf sagen geradezu ftaatssozialistische Aufgabe wie die gerechte und zweckmäßige Ber teilung" des gesamten zur Verfügung stehenden ausländischen Rapitals, sondern sie ist jetzt berufen, den Anteil der öffent lichen and am einströmenden ausländischen Kapital zu ver ringern, während die privaten Unternehmungen das übrige nach Belieben verteilen" dürfen.
Die Beratungsstelle wurde zum Kampf gegen die öffentliche Wirtschaft mißbraucht.
Man sieht aber jetzt, daß dieser Kampf den gesamten deutschen Kredit schwer geschädigt hat, ja fogar eine Art von Kreditblockade gegen Deutschland hervorzurufen droht. Eind wir schon so weit, so läßt sich befürchten, daß das Ausland auch das turzfristige bei uns angelegte Geld zurückziehen wird, wcdurch geradezu fatastrophale Folgen bewirkt werden könnten. Es ist eine schwerwiegende Schuld der Reichsregierung, wenn diefer gefährliche Zustand durch die Tätig= feit oder jetzt auch durch die Untätigkeit der Beratungsstelle verlängert wird. Wie glaubt die Reichsregierung,
diese konjunkturgefährdende Politit verantworten zu
fönnen?
Mittwoch, 30. November 1927
porrichtungen für andere Industrien zu bauen sind. Außerdem fann die Reihenproduktion nur dann mit Erfolg aufgenommen werden, wenn die entsprechenden Absatzgebiete vorhanden sind.
Im gewissen Sinne hat sich die Rationalisierung der Maschinenindustrie bereits Dolfswirtschaftlich günstig ausgewirft, da nach amtlichen Feststellungen die Maschinenpreise etwa 4 Proz. hinter dem Großhandelsinder zurückgeblieben seien.
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Soziale Baubetriebe voran.
Bauhüttentag und Gemeinwirtschaft.
Die Tagung der Sozialen Baubetriebe nahm am Dienstag nach längerer Debatte über Fragen der wirtschaftlichen Betriebsführung eine Entschließung an, wonach alle angeschloffenen Betriebe verpflichtet sind, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Wirtschaftliche Betriebsführung" des Verbandes der Betriebsorganisationen so auszubauen, daß sie ein höchstmaß Die Entschließung fordert die baugewerblichen Gewerkschaften auf, Don Klarheit und Leistungsfähigkeit gewährleistet. das Berständnis ihrer Mitglieder für wirtschaftliche Fragen zu för dern, um unter den Bauarbeitern die psychologischen Vorausfegungen für eine wirtschaftliche Betriebsführung zu schaffen.
Dann Sprach Bezirksleiter Hermann( Mitteldeutschland ) über das Bildungswesen im Verband Sozialer Baubetriebe. Er führte u. a. folgendes aus: Alle Rationalisierungsbestrebungen haben ihre Grenze in der Beschaffenheit der Menschen. Wir müssen daher auch die Menschen bewirtschaften. Notwendig ist vor allem die Beseitigung der schlechten Behandlung der Arbeiter, wie sie vielfach in der Privatwirtschaft zu finden ist. Wird dieses Ziel erreicht, dann sind die besten Bedingungen für eine wirtschaftliche Betriebsführung geschaffen. Die Ausführungen des Referenten fanden ihren Niederschlag in einer Refolution, die den Betrieben empfiehlt, der Lehrlingsfrage und der allgemeinen und fachwissen afilichen Weiterbildung der Bouhüttenleute besondere meri mteit zu widmen.
Am Schluß beschäftigte sich die Tagung mit der Stellung des Bauhüttentages zum Berband sozialer Baubetriebe. In einer Entschließung wird der Bauhüttentag als wirtschaftliches Barlament zur Erreichung der Gemeinwirtschaft im Baugewerbe bezeichnet und der Gesellschafterversammlung empfohfen, ibm die Auf obe zu überweisen, die Organe des Berhandes in betriebswissenschaftlichen, fachlichen und organisatorischen Fragen zu beraten und Aenderungen und Neuerungen zu behandeln.
Frostwetter drückt den Arbeitsmarfi.
Aber auch die Politif Schachts!
Die vierte Novemberwoche stand nach den einzelnen Berichten der Arbeitsämter ganz unter den Einwirkungen des plötz lich eingetretenen Frostwetters, das die Arbeitsmarktlage vorzeitig in einem nicht erwarteten Maße perschlechtert hat. Fast sämtliche Aukenarbeiten mußten eingestellt werden, wodurch der Andrang der Arbeitslosen bei den Arbeitsnachweisen einen in Dieser plöglichen Zusammenballung feit langem nicht beobachteten Umfang angenommen hat. Während in der Woche vorher schon die Arbeitsmöglichkeiten im Baugewerbe start abgenommen hatten, tamen diese in der Berichtswoche so gut wie ganz zum Stillstand. Abgesehen von den faifonmäßigen Einflüffen haben sich bie usiichten für die Bautätigkeit in der nächsten Wochen aud dadurch verschlechtert, daß zahlreiche Gemeinden intotgeber ungünstigen Gelomartilage nicht nur nicht imfiande find, die für dieje Monate geplanten Neubauten auszuführen, fondern daß fie neuerdings fogar in Gefahr geraten sind, bereits begonnene Neubauten nach Erjdhöpfung der hierfür verfügbaren Miltel nicht fertigstellen zu können.
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Jetzt wird sie Rede und Antwort stehen müssen, und man darf auf ihre Erklärungen gespannt sein. Alle Beteuerungen guter Abfichten werden aber nichts als leere Ausflüchte bleiben, wenn die Regierung nicht selber die oben geschilderte Politif auf gibt und dieser Politik, sofern sie von anderer Seite getrieben wird, nicht t atträftigen Widerstand entgegenfeßt. Bis jet wagte fie nicht diesen Wider stand zu leisten, schwerlich wird sie es auch in Zufunft wagen. Dafür ist sie selbst piel au start pon hen gleichen möchigen tapitalistischen ift fie felbft viel au start pen hen gleichen machigen laplialiſtiſchen Interessen a bhängig ja pertritts direkt diejenigen Intereffen, die um jeden Brels die öffentliche Wirtschaft abgewürgi jehen möchten und die hinter Herrn Schacht stehen, wenn er gegen die wirtschaftliche Konkurrenz der öffentlichen Hand gegen ihre eigenen Staatsbünger"( Bochumer Rede) donnert. Sonst hätte die Bürgerblod. regierung sehr gern Maßnahmen gegen die Gefährdung der Konjunttur getroffen, zumal die breiten Kreise der Industrie und des Handels an der Fortdauer der Konjunktur das stärkste Interesse) haben. Jetzt steht sie aber der Situation völlig ratlos gegenüber. Sie darf nicht für die Wiederherstellung des deutschen Kredits forgen, weil das jetzt mit einer entscheidenden Stellungnahme für die öffentliche Wirtschaft gegen die mächtigen Kapitalmagnaten gleichbedeutend wäre. Sie darf feine positiven Maßnahmen treffen, feine mahre produktions- und insbesondere ausfuhrfördernde Wirtschaftspolitit treiben, schon deshalb nicht, weil Herr Schiele in der Regierung sigt, der so viel Verſtändnis für die eigenen großagrarischen Staatsbürger" hat, daß Bolksfürsorge immer mehr eins der größten deutschen Lebensdadurch jede vernünftige 3oll und Handelspolitit unmöglich wird.
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Die Lage der Bürgerblockregierung ist wahrhaftig nichts weniger als beneidensmert: sie hat wenig oder nichts getan, die günstige Konjunkturentwidiung fördern und zu festigen, sie wird aber die volle Berantwortung für eine vorzeitige Abwürgung der Konjunttur zu tragen haben.
Rationalisierung des Maschinenbaues. 11-12 Prozent der Maschinenindustrie durch Zusammen. schlüsse vereinigt.
Im Rahmen der von der Handelshochschule veranstalteten Vortragsreihe sprach Direktor Bange vom Verein Deutscher Maschinenbauanstalten über die Rationalisierungsfragen in der Maschinenindustrie. Der Maschinenbau sei als Träger der Rationalisierung anzusehen, da er den übrigen Industrien die Produktionsmittel zur Durchführung ihrer betrieblichen Rationalisierung liefern muß. Welche Aufgaben der Maschinenindustrie für weitere Rationalifierung in der Weltwirtschaft noch bevorstehen, geht am besten aus dem Maschinenverbrauch je Kopf der Bevölkerung in den einzelnen Ländern hervor. Nach dem Stande von 1925 betrug dieser Verbrauch in den Bereinigten Staaten rund 99 Mart, in Großbritannien 43 Mart, in Deutschland 36 Mart, in Süd- und Mittelamerika 7 Mart, in Rußland 4 Mark und in China 20 Pfennig. In Deutschland ist besonders der Maschinenverbrauch der Landwirtschaft noch steigerungsfähig, in der noch etwa 37 Proz. der Ernte mit der Hend gemäht wurden. Die Rationalisierung in der Maschinenindustrie selbst betrifft einmal die Organisation des Produktionsapparates und Rationalisierung zielt insbesondere auf Typifierung und Speziali andererseits die innerbetriebliche Organisation. Die organisatorise fierung der Erzeugnisse hin und damit auch auf Zusammenschlüsse gleichgerichteter Unternehmungen bzw. be triebliche Interessengemeinschaften. Nach dem Stande von 1926 haben sich an der Belegschaft gemeffen etroa 11 bis 12 Bro3. der Maschinenbetriebe zufammengeschlossen, womit diese Bewegung jedoch keinesfalls beendet ist. So haben insbesondere in der Bergwerksmasdinen- und Kälteindustrie im Laufe des legten Rationalisierung kann nicht allein auf der Produktionstechnik fußen. Jahres größere Fusionen stattgefunden. Die tunerbetriebliche Etma 30 Broz. der. Erzeugnisse tommen für einen Uebergang pon der Einzel zur Reihenproduktion überhaupt nicht in Frage, weil eine Anpaffung an den individuellen Bedarf notwendig ist. Diefe Anpaffung ist besonders häufig dann erforderlich, wenn Fließ
Schachts Saat trägt ihre Früchte!
Baid 1 Million Bersicherte der Bolfsfürforge.
In den ersten 10 Monaten des Jahres 1927 sind bei der Berficherungsgesellschaft Bersicherungsgesellschaft der deutschen Arbeitnehmerschaft, der Bolfsfürsorge, rund 310 000 nträge auf Boltsund Lebensversicherungen gestellt worden, davon im Oftober allein 33 000. Gegenwärtig zählt die Bolksfürsorge einen Bestand von etwa 950 000 Versicherungen mit etwa 350 millionen Reichsmart Bersicherungssumme! Die erfte Million Versicherter ist also bald erreicht. Durch solche erfreulichen Fortschritte wird die persicherungsunternehmen.
In diesem Jahre sind bis einschließlich Oktober rund 916 000 Mart an Versicherungssummen zur Auszahlung gebracht worden. Von dieser Summe entfallen rund 190 000 Mart auf tödliche Unfälle.
Berdoppelter Reingewinn und 10 Proz. Dividende. Die sehr günstige Konjunktur hat sich auch für die Schlesische Cellu lose und Papierfabriken A. G. in Cunnersdorf ausgewirkt. Nach vorherigem Abzug sämtlicher Handelsuntoften wird ein um 300 000 m. erhöhter Bruttogewinn ausge
miefen Obmohl die Abschreibungen auf die Anlagen noch um Mark fast 14 Broz. des Aktienkapitals betragen, verbleibt mit 160 000 m. höher sind als im letzten Jahre und mit 0,43 Millionen 460 000 m. ein Reingewinn in doppelter Höhe des Vorjahres. Daß die Gesellschaft troßdem die Dividende ,, nur" von 8 auf 10 Pro3. erhöhte, hängt sicherlich mit der Obligationenanleihe von 1,0 Million Mart zusammen, deren zehnprozentiger Zinsfuß sich vertragsgemäß mit einer 10 Broz. überschreitenden Dividende gleichfalls erhöht. In der Bilanz lassen die hohen Zugänge von 0,34 Millionen Mart auf Maschinen eine weitere Mechanisierung der Betriebe erkennen, die vermutlich mit der in Holland aufgenommenen Auslandsanleihe von einer halben Million Gulden finanziert wurde. Außerdem werden für Gebäude und und Fahrzeuge noch rund 100 000 M. Zugänge ausgewiesen. Durch den Berkauf von Vorrechtsaktien, deren Erlös in einer Spezialreserve angelegt wurde, sind die Reserven bei einem Attienkapital von 3,2 Millionen Mart auf fait 600 000 m. gestiegen. Auch an Betriebsmitteln herrscht tein Mangel. So erhöhten sich For de= rungen und Bankguthaben von 1,8 auf 2.0 Millionen Mart, während in den von 2,3 auf 2,6 Millionen gestiegenen Schulden die halbe Million Hollandanleihe enthalten ist, so daß die laufenden Verpflichtungen jogar um 200 000 m. geringer find. Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr werden weiterhin als sehr günstig bezeichnet, so daß die Beschäftigung für die fast fachlich in das Riefengebirge gelagerten Werfen auch für die nächsten 1500 Mann betragende Belegschaft in den fünf hauptMonate gesichert ist.
Und doch Berzögerung des Heimstättengesetzes? Im Bolkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages befieht die Absicht. zunächst das Gefeß über den endgültigen Reichswirtschaftsrat zu be raten, das dem Ausschuß in einer der legten Bollfigungen überwielen worden ist. Dadurch muß bie gum Arbeitsgebiet des Aus Frage einer eventuellen Einführung des GemeindebestimmungsSchufes gehörende Beratung des Heimstättengefeßzes, bei dem bie rechtes über Schantfongeffionen zur Entscheidung steht, weiter hinausgeschoben werden. Es ist nicht damit zu redmen, daß diefer Gefehentwurf noch im laufenden Jahre an das Plenum gelangen fann.
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