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Nr. 56744. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Gespannte Bankbilanzen.

Die Zweimonatsausweise.

Während in der Zeit vom 30. Juni zum 31. August die Ein Tagen beiden privaten Banken, die alle zwei Monate auf Veranlassung der Reichsbank ihre Bilanzen veröffentlichen, in diesem Jahr eine ebenso starte Steigerung zeigt wie im Vorjahr, blieb ihr Zuwachs in den zwei Monaten vom 31. August zum 31. Oktober erheblich hinter den der entsprechenden Vorjahrs zeit zurück. Er betrug 360 Millionen Mark in diesem Jahre gegenüber 500 Millionen Mark im Vorjahr. Hierin spiegelt sich die Spannung, die in dieser Zeit allgemein in der Kreditsituation der deutschen Wirtschaft zu beachten war, deutlich wieder. Besonders gering war der Einlagenzuwachs in der Provinz, wo die Einlagen steigerung noch nicht einmal die Hälfte der vorjährigen ausmachte. Dies spiegelt sich bei den Provinzbanken auch in der Anlage ihrer Mittel wieder. Sie haben den größten Teil des Anlage­zuwachses zu Krediten verwandt, die durch besondere Sicherheiten gedeckt sind, und die Summe der ohne solche Sicher­heiten gegebenen Kredite sogar in fleinem Ausmaß verringert, wäh­rend die Berliner Großbanten rund ein Drittel der neuen Mittel neu in derartigen ungedeckten Krediten anlegten.

Reiche Kaffenbestände.

Wie üblich, spiegelt die Berteilung der angelegten Mittel auf die einzelnen Investitionszwecke die Tendenzen der wirtschaftlichen Entmidlung. Dem starken Rückgang der Börsenkurse entspricht eine erhebliche Berringerung der Börsenkredite. Sie unterschritten am 31. Oktober erstmals das zum gleichen Zeitpuntt im Vorjahr erreichte Nireau( 683 Millionen Mart gegen 717 Millio nen Mark im Vorjahre). Ain stärksten war ihre Berminderung bei den Berliner Großbanten( 530 Millionen Mart gegen 628 Millionen Mart im Vorjahre), während sie in der Provinz noch immer die Zahlen des Vorjahres erheblich überschreiten( 153 Millionen Mart gegen 99 Millionen Mark im Vorjahre). Andererseits zeigen die Borschüsse auf Waren und Warensendungen eine erhebliche 3 u nahme, die wahrscheinlich mit der Rekordausfuhr, die Deutschland in den letzten Monaten erzielte, zusammenhängt. Entsprechend den ersten Ansätzen zu einer Kursstügung an der Börse weisen die Ber­finer Großbanten eine geringe Bermehrung ihres Effektenbefizes auf, während sich auch hier bei den Provinzbanken eine gegenfäßliche Tendenz zeigt.

Bei allen Banten ist eine Zunahme des Wechselbestandes zu verzeichnen, die der Zunahme des Wechselumlaufs entspricht,

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| vielleicht freilich auch auf die in der letzten Zeit gelegentlich beobachtete Zurückhaltung der Reichsbant, bei der Disfontierung von Wechseln zurückgeht. Außerdem streven die Banten offenbar nach größerer Liquidität, sie wollen ihre Mittel in Formen anlegen, die ihnen eine rasche Flüffigmachung gestatten. Dementsprechend zeigen die Kassenbestände allgemein eine Steigerung um fast 50 Proz., verglichen mit dem Vorjahr. Noch stärker vermehrten sich die Guthaben bei den Notenbanken und bei anderen Banten. Besonders deutlich tritt diese Entwicklung in Berlin hervor. Man darf annehmen, daß damit die Banken dem Wunsch des Reichsbankpräsidenten Folge leisten. Volkswirtschaftlich bedeutet das eine Berringerung des für produktive 3wede zur Verfügung stehenden Kredits.

Benngleich die Bilanzen in ihrer Gesamtheit keinen besonders ungünstigen Eindruck machen, so zeigt sich in ihnen doch die Tatsache, daß die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft droht, ins Stoden zu geraten. Sie zeigen, daß es dringend not­wendig ist, noch rechtzeitig die Schleusen zu öffnen, durch die Aus­landskapital bereinfließen fann. Wird Herr Dr. Schacht end­lich zu einem volkswirtschaftlichen Standpunkt fommen, der es ihm gestattet, eine ausreichende Kreditversorgung Deutschlands zuzu­lassen?

Bertagte Machtkämpfe.

Bersammlung im Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswert.

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G. K. Cijen, 30. November.( Eigenbericht.) Die Regie auf der Generalversammlung des Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswertes hat ausgezeichnet funktioniert. Von den ernsten wirtschaftspolitischen und staatspolitischen Fragen, die mit der Kontrolle über das RWE. verknüpft sind, war auf der Generalversammlung nicht viel merken. Dafür war offenbar in den vorhergehenden Sizungen des Aussichtsrates und der kommunalen Vertreter Vorsorge getroffen worden. Immerhin flangen die politischen Fragen in dem kurzen Schlußwort an, das der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Bögler der Generalversammlung nachschickte. In der legten Zeit fei das RWE. noch wenig bekannt gewesen. Mit besonderer Betonung sagte er, daß das Verhältnis zum Lande Preußen durchaus ge­regelt fei und sogar freundschaftlich geworden ist.

Donnerstag, 1. Dezember 1922

Die wohlvorbereitete Generalversammlung führte ohne fühlbare Widerstände, durchweg zur Annahme der Borschläge der Berwaltung. Es waren 306 000 Stimmen der Inhaberattien und 220 000 Stimmen der Vorzugsaktien vertreten. Bei der Fest­fegung der Dividende von 9 Proz. erhob sich aus Kleinattionärkeisen der Wunsch nach einer Erhöhung auf 10 Proz. Allerdings ohne Erfolg. Oberbürgermeister Dr. Lehr von Düsseldorf , dessen Opposition von der Brefie angekündigt war, und zwar wegen der zu niedrigen Dividenden, hat das Wort nicht ergriffen.

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Eine gewisse Bedeutung kommt der Erhöhung des Attienkapitals von 140 auf 155 millionen Marf, hier um die Neuschaffung von Borzugsaftien handelt, die die ebenfalls beschlossen wurde, zu, und zwar insofern, als es sich die Berwaltung zur Ausdehnung des RWE. bisher verwandt hatte, ich aber jetzt wieder neu bewilligen läßt, um den Einfluß feiner privaten Aktionäre entsprechend, start zu halten. Die Namensaftien, mit denen bekanntlich ein zwanzig­faches Stimmrecht verbunden ist, werden zwar beibehalten, jedoch wird die höhere Dividendenberechtigung beseitigt. Diese benach­teiligten Kommunen erhalten 10,5 Millionen Mart Genuß­cheine, auf die jährlich 7 Proz. Zinsen gezahlt werden und von Gelegenheit benutzt, um nachdrücklich zu betonen, daß an dem denen jährlich 3 Broz. getilgt werden. Die Verwaltung hat die zwanzigfachen Stimmrecht nichts geändert werden soll.

Der Aufsichtsrat des RWE. wurde um eine ganze Anzahl weiterer Mitglieder erhöht, und zwar entsprechend den vor­genommenen Erweiterungen des Werfes und den Verschiebungen des Aktienbesitzes. Von besonderem Interesse ist die Verstärkung des preußischen Einflusses. Preußen wird in Zukunft durch den ganzen Borstand der Neuen Preußischen Elektrizitäts­Aktiengesellschaft, d. h. durch vier Vorstandsmitglieder in derselben vertreten sein. Es ist bedauerlich, daß die preußische Verwaltung, sei es durch das Ministerium oder durch örtliche Regierungsstellen nicht im RWE. vertreten ist, und es ist zu wünschen, daß in der Zukunft eine entsprechende Aenderung in der Besetzung eintritt. Düsseldorf erhält einen zweiten Aufsichtsrats­posten, und zwar entsprechend der Größe des Aktienbefizes, der, mie wir hören, tatsächlich etwa 18 Millionen Mart beträgt. Ein Beispiel für die Stärfung des industriellen Einflusses ist es, daß bei der Aufnahme von Mitgliedern aus dem Sieger­ land in den Aufsichtsrat auch der Montanindustrielle lid von der Charlottenhütte, d. h. von den Vereinigten Stahlwerfen auf­genommen wurde.

Die wichtigste Frage der Abtretung der Ferngasleitung des RWE. an die Aktiengesellschaft für Kohleverwertung wurde von der Generalversammlung nicht und in den Aufsichtsratsfizungen offenbar nur flüchtig behandelt. Jedenfalls ist bis zum Augenblick

Der alte Papa Zeus

in Olympia , aus Gold und Elfenbein von Phidias gefchaffen, dem bedeutendften Bildhauer der alten Griechen, gehörte gleich, falls zu den fieben Weltwundern. Kamen nun die Priefter, um ihm zu opfern, grollte er nicht felten. Wenn et das Raucherwerk fchnupperte, mit dem fie ihn ehrten, gewitter, te es in feinen Locken, und tief hingen ihm die Brauen über die Augen.

Da drang plötzlich ein wahrhaft olympi fches Aroma zu ihm empor, ein Götterduft verbreitete fich, Zeus fpannte die Nüftern und himmlifche Heiterkeit verklärte fein Antlitz. Frohbewegt und freundlich fah er auf den Athener hinunter, der ein entzik kendes Rauchgekräufel zu ihm hinaufblies. Es war Alcibiades , der keck eine

Greiling- Auslefe

zu5ch

angezündet hatte, um Zeus ein würdiges Brandopfer darzubringen, das dann auch höchfte Begeisterung bei dem alten Herrn auslöfte. Beglückt, ob der Wie kung, rief Alcibiades aus:, Gepriefen feien die fieben Weltwunder, aber das achte, Vater Zeus , ift Greiling- Auslefe