Freitag
9. Dezember 1927
Unterhaltung und Wissen
Dutzend loftet mich einen Groschen. Das Gas ist teuer. Das Glas
Bei den Baumschmuckmachern. oftet 25 Pf. das Pfund. Farben brauche ich. Das Silber ift laum
Am Bahnhof der Stadt Lauscha , deren Häuserreihen wie eine blanke Rette sich um den Hals eines dunklen Gebirges legen, stehen zwei Gasometer, die größer sind, als man sie in einer Stadt, die keine 6000 Einmohner hat, erwartet. Diese mächtigen Kessel find die Lungen einer Stadt, in der Gas der Betriebsstoff ist für einige tausend Menschen, die in den engen Stuben ihrer dunklen Häuser hinter heißen Stichflammen hocken, um aus sprödem Glas all die hauchzarten Wunder erstehen zu lassen, die den Namen der Glas= bläserstadt Lauscha in aller Welt befannt gemacht haben.
Heimarbeit ist es, von der die Menschen dieses Ortes leben. Arbeit, die das Heim zur gehaßten Werkstatt und die Werkstatt zum gehaßten Heim macht. Arbeit, die im Zeitalter der Maschinen und der von Menschen entblößten Schalträume als eine unwürdige Quälerei der an fie gefetteten Menschen erscheint.
Eng sind die Räume, in denen die Heimarbeiter leben, und in denen alle Hausarbeit von überarbeiteten und unterernährten Frauen als Nebenarbeit gemacht wird. Geruch verbrannten Gases ist in diesen Räumen. Spirtusdunft, der von den zur Bemalung der Glaskugeln verwandten Farben herrührt. In der Ede einer Stube, in die ich nach kurzem Anklopfen eintrat, fihen an einem schmalen Tische zwei Männer bei ihrer Arbeit. Der eine der beiden dreht fich kurz um und entschuldigt sich, daß er auf mein Klopfen nicht geöffnet habe, und beugt sich wieder über sein zitterndes Flämmchen. So ein Duhend Kugeln sind schnell versäumt, sagt er noch und dreht mit flinken Händen ein zolldices Glasrohr, das am Ende verjüngt ist, über der Flamme, die unter den Drud eines mit den Füßen betriebenen Blafebalgs zur Stichflamme wird, um es, eine Handbreit vom Ende, bis auf Bleistiftdicke auszuziehen. Mit einem leichten Knacken trennt er das so bearbeitete Stüd von dem etwa meterlangen Rohr und schmilzt es an einem Ende zu, um es nach meiterer Erwärmung wie eine Seifenblase aufzublasen. Die Dice der entstandenen Kugel kontrolliert er in einer an den Tisch ge nagelten Lehre. Dann stedt er sie mit dem noch daranhaftenden Mund ftüd auf ein mit herausstehenden Spigen versehenes Brett, deren eine ganze Anzahl mit halbfertigen Kugeln bestanden in diesem Raume und selbst im Schlafzimmer, zu dem eine offen stehende Tür Den Blid freigibt, herumliegen. Und wo fie nicht liegen, nehmen meiße Kartons den Raum ein. Alle Schränke, die Fensterbänke, jeder Winkel neben und unter den Betten, sind mit Stapeln meißer Kartons bestanden.
Um zu zeigen, was alles aus dem Wundermaterial Glas ge macht werden fann, legt der eine der Männer, während die eine Hand schon das Material erhitzt, sich mit der anderen eine Form zurecht, die groß genug ist, um ein erwärmtes Rohrstüd wie das norher bearbeitete, aufzunehmen. Noch im Zuflappen der Form bläst der Mann in das draußen gebliebene Mundstüd, und als er die Form öffnet, hat das unter dem Drud der Luft sich ausdehnende Blas, alle Falten und Ausbuchtungen der Form ausfüllend, die Geftalt einer Erdbeere angenommen. Dutzende solcher aus Gips ge goffener Formen gibt es bei jedem Glasbläser. Sie bringen Abwediflung in die immer gleiche überkommene Art des Christbaum fchmudes.
Die von den Männern geblasenen Rugein werden von den Frauen mit einer Silberlösung ausgespült und in einem mit warmem Waffer gefüllten Beden getrocknet. So bekommt das durchsichtige Blas jenen herrlichen Silberglanz, der am Weihnachtsabend die nielen hellen Lichter und frohen Gesichter widerspiegelt. Ein Teil der fo perfilberten Rugeln wird von den Kindern mit giftfreien Farben ausgemalt. Die Kinder sind es auch, die die fertigen Kugeln, nach dem die Mundstüde abgeschnitten und durch Desen ersetzt find, in die Kartons packen.
Ich frage, was diese Arbeit, an der, wie ich sehe, die ganze Familie beteiligt ist und die nicht nur durch den ewigen Gasdunft, sondern auch durch den Badgeruch und vor allem durch das gefährliche Silber sehr ungefund ist, einbringt.
Bas soll man da sagen? Das ist halt verschieden. Es gibt 50 Pf. für das Dugend, es gibt auch 80 Bf. Aber der Karton fürs
Paal Lorjebakkens Hammel.
Bon Alf Röd.
Bie die meisten Leute der Gegend ernährte auch Baal Lorje baffen sich als Fischer und Kleinbauer. Er, stand sich gut dabei. Einige meinten, er stände sich eigentlich zu gut, denn sie fonnten nicht richtig einsehen, daß Paal, der das ganze Gegenteil von einem fleißigen Mann war, eigentlich niemals Mangel litt. Dies bestärkte ihr Mißtrauen, daß Paal einer von denen sein müsse, die ihres Nächsten Gut begehren und an sich bringen. Aber daß man viel weiter als bis zum Mißtrauen fam, war wenig wahrscheinlich, denn der Beweis konnte niemals erbracht werden, trotzdem das auf gestapelte Holz im Walde verschwand und die Fischer merften, daß ihr Garn ofimals schon geleert morden war, bevor sie dies tun fonnten. Nicht mal als die dreijährige Stute von Karel Breiseth schwarzgeschlachtet worden war, drüben in Breiseths Wald, konnte des Gesetzes Hand Baal erreichen, denn in feiner Hütte gab es auch nicht einen Suppenknochen, der die Behörden auf eine sichere Spur bringen konnte.
Nachdem eine Reihe solcher Diebereien geschehen war, meinte der alte Amtmann Jernäs, daß es wirklich feinen Spaß mehr mache, Amtmann zu sein, und er begann mit Grauen an den Tag zu denken, an dem in der Gegend das Gerede beginnen werde, daß er seiner Stellung nicht mehr gewachsen sei. Daß dieser Tag tommen müffe, war ihm pollkommen flar wenn es ihm nicht gelingen würde, hie zukünftigen friminellen Rätsel, die, so klein sie waren, aber in passenden Zwischenräumen unabwendbar seinen sonst so friedlichen Bezirk heimsuchen sollten, endlich zu entschleiern.
Diefer Fall jedoch, der des Amtmanns Schicksal vor zwei Möglichkeiten stellte, ließ nicht lange auf sich warten
Eines Nachmittags, als der Amtmann feinen gewöhnlichen Mittagsschlaf hielt, wurde gemeldet, daß dem Bauern John Follebu zwei Hammel gestohlen waren. Der brave Handlanger der Gerech tigkeit, der jetzt die Aussicht hatte, seinen gefährdeten Ruf zu rächen, 3og eiligst die Pantoffeln an und wedte den Gehilfen.
Es war ganz selbstverständlich, daß beide Männer ihr Mißtrauen gegen Baal richteten, jedoch, um die Sache nicht allzu einfeitig anzupacken, gingen sie mit aller Gründlichkeit alles durch, was Die Gegend an zweifelhaften Elementen aufzuweisen hatte. Aber pie fie auch ihre Stirnen runzelten, fie fanden niemand, der sich auch
zu bezahlen. So gehen zwei Drittel von dem, was ich einnehme für Unfoften fort.
Und wieviel Dugend macht man am Tage?
60. Aber wir sind vier Mann. Es ist halt eben etwas Arbeit da. Den ganzen Sommer hab' ich allein taum zu schaffen gehabt.
für den Tag, der 13 bis 14 Stunden dauert und vier Personen, ungerechnet die Hilfe der Kinder, an der Arbeit hält.
Ich rechne kurz nach. 60X18 oder 25, das macht 11 bis 15 M.
Dem Augenmacher, der im gleichen Hause wohnt, geht es nicht besser. Auch er arbeitet gemeinsam mit seiner Frau, die neben ihm fihend, kleine Drahtösen an weiße oder grüne Glasstäbchen schmilzt. An diese wieder schmilzt sie winzige Linsen aus dunklem Glas. Die so vorbereiteten Glasstäbe reicht sie ihrem Manne, der auf die Linsen, die Augen werden sollen, eine Iris und, als malte er sie auf den Untergrund, auf diese eine Pupille aufschmilzt. Das Ganze wird, noch warm, in eine Kleine runde Form gedrückt und zur Seite gelegt. Erfaltet fällt das fertige Auge von den nur der besseren Hantierung wegen angeschmolzenen Glasstäben durch leichtes Anschlagen ab. Grosweise werden die Augen stäben durch leichtes Anschlagen ab. Grosweise werden die Augen zu den Fabriken geschickt, wo sie an Teddybären, Pferdchen, Kazen und in größeren Exemplaren an Tiger und Bärenfelle angenäht werden.
Der Borgang bei der Herstellung von Menschenaugen ist ähnlich. Allerdings viel sorgfältiger und unter genauer Nachbildung des vorliegenden Modelles. Dagegen werden Buppenaugen, die nicht aufgenäht, sondern eingesetzt werden, und Perlen, die mit Fischfilber von ihnen versilbert und dann mit Wachs gefüllt werden, geblasen. Bom Augenmacher bin ich dann zu einer Glashütte ge gangen und habe den Männern zugesehen, die, von den Flammen der Schmelzöfen grell bestrahlt, im Schweiße ihres Angesichts aus der zähen Masse, die in feuerfesten Tiegeln brodelt, die langen Glasrohre ziehen, die, in meterlange Stücke zerschnitten, das Rohmaterial für die Heimarbeiter abgeben.
Nachdem ich den Märbelmachern bei ihrer einförmigen Arbeit zugesehen und den Glasspinnern, besuchte ich das fleine Museum des Ortes, in dem die Lauschaer alles, was sie und ihre Väter und Großväter aus dem spröden Glas gemacht haben, aufbewahrt haben Da sieht man schöne Karaffen und Gläser, kunstvolle Figurinen und alte Menschenaugen, die noch so unbeholfen sind, wie die Bergangenheit, aus der fie stammen. Daneben liegen die neuen Augen, die so natürlich aussehen mit ihren Aeberchen und der kunstvoll eingeschmolzenen Iris. Auch optisches Glas liegt da, neben ersten unbeholfenen Ferngläsern und funstvoll gesponnener Seibe, der niemand ansieht, daß es ausgezogenes Glas ist
All diese bunten und gleißenden Gläser, diese nühlichen und unnüßen Dinge find Zeugen einer schönen Kunst, die nur das eine gegen sich hat, daß die Menschen, die sie ausüben, alles andere als das Leben eines Künstlers führen, ja, daß ihre Lebenshaltung tief unter der Linie liegt, die den Durchschnitt der Lebenshaltung des deutschen Arbeiters bezeichnet.
Und doch halten die Lauschaer ihrem Gewerbe und ihrer Heimat die Treue. Selten mur verläßt ein Lauschaer seine Heimat, um irgendwo in der Fremde ein fremdes aber auch ungewisses Brot zu effen. Und weil die Fremden schon gar keine Luft haben, sich in Lauscha ansässig zu machen, so blieb den Lauschaer Mädeln seit Generationen feine Wahl, als einen Lauschaer Buben zum Manne zu nehmen. So ist es denn kein Wunder, daß heute in Lauscha neben dem Herrn Greiner der Greiner- Herr wohnt. Und im nächsten Hause hat der Greiner- Elias feinen Laden und im übernächsten der Greiner- Gliassohn oder gar der Greiner- Sohns- Eliassohn. Und der Greiner- Kleiner wohnt neben dem Greiner- Maus und wundert sich gar nicht darüber, daß die Fremden, die in den Ort tommen, seinen Namen zum Anlaß nehmen, dumme Wize zu machen, um die er sich so wenig fümmert, wie alle anderen Lauschaer sich um die Welt fümmern, deren Glanz sie mit ihrer Arbeit vermehren helfen. So fizen sie jahraus, jahrein an ihrem Flämmchen und blasen sich ihre eigene Welt, die so wirklich und so unwirklich ist wie eine Seifenblase, und überlassen die Freude an ihren Seifenblasen den großen und fleinen Kindern in der weiten Welt.
nur annähernd mit Baal an zmeifelhaftem Ruf und dunklem Wandel messen konnte.
Und wie oftmals früher geschehen, so begaben sich auch diesmal Amtmann und Gehilfe zu Paals Hütte, um Haussuchung abzuhalten. Auf dem Wege dahin versuchten fie, einander in scharfsinnigen Schlüffen zu übertrumpfen, zur gegenseitigen Aufmunterung, denn eigentlich waren sie zwei wenig optimistische Spürhunde auf der Berbrecherjagd. Sie hatten beide das heimliche, beklemmende Ge fühl, heute um ein erfolglofes Ergebnis reicher heimzukehren.
Berte Lorjebakken, Baals Frau, stand just am Brunnen und wand einen Eimer Waffer empor, als sie von ferne die beiden Gefetzeswächter ankommen fah. Daß sie es plöglich eilig hatte, war leicht erklärlich, denn in ihrem Holzschuppen hingen zwei Schafs teiber hinter einigen alten Säden versteckt. In der Küche angefommen, wo Baal saß und Neze flickte, sagte Berte ruhig: ,, Der Amtmann scheint wieder unterwegs zu sein und will herumschnüffeln."
,, Kann mirs denfen," antwortete Paal ohne Zeichen von Gemütsbewegung.„ Na, dann müssen wir wohl hinuntergehen und die Hammel verfenten. Hm." Er legt das Netz weg und beide gehen gemessenen Schrittes hinaus.
Baal hatte bereits alles klar zur Versenkung, so daß John Follebus Hammel fir am Ende des Landungsstegs versanten.
Der Amtmann und der Gehilfe näherten sich Baals Tür und strengten ihre Argusaugen an. Amtmann Jernäs tonnte sich nicht erinnern, jemals jo noller Spannung gewefen zu sein, und mit der vollen Würde seines Amtes trat er in die Hütte ein.
Sie trafen Paal erft, als sie zum Landungssteg hinuntertamen. Baal war gerade dabei, seinen Motortahn auszumaschen, Berte stand an Land und sah zu.
,, Guten Tag, guten Tag!" grüßte der Amtmann, übers ganze Geficht lächelnd
Guten Tag," antwortete Baal. Sojo, die Obrigkeit geht alla spazieren?"
Ja, bei John Follebu fimb nämlich' n paar Hammel meggefommen, und da machen wir gerade' ne fleine Runde."
,, Soo, so ist das!?" Baal schickt mit eisiger Ruhe einen Labat strahl ins Wasser. Hat der Follebu so viel davon, daß er nicht einmal auf sie aufpassen tann!?"
,, Die, welche wir fuchen, hingen geschlachtet in seiner Scheune." Beschlachtete Hammel!? Ja, da meiß ich mirflich nicht, mas der Amtmann hier will."
Beilage
des Borwärts
Ein Vorläufer des Columbus.
Columbus hätte niemals die neue Welt entdeckt, menn nicht vor ihm Pierre d'Ailly gelebt hätte. Diese überraschende Behauptung stellt Edmond Buron in der Zeitschrift Nova Francia" auf, der ein Werk dieses französischen Kirchenfürften als wichtigste Borstufe der Entdeckung Ameritas hinstellt. Pierre d'Ailly , der um 1350 in Compiègne geboren wurde, entstammte einer einfachen Familie, gelangte aber durch seine hervorragenden Geistesgaben als Geiftlicher zu hohen Würden, wurde 1397 Bischof von Cambrai und hat bei seinem Tode 1420 eine große Anzahl von Schriften hinterlassen: Theologische und philosophische Schriften, lateinische Predigten, französische Verse, Abhandlungen über die Kalenderreform und über die Kosmographie. Dieses letzte Wert d'Aillys Imago mundi" ist es, das Columbus Mut machte, feinen großen Plan" durchzu führen. Wie wichtig das Buch für den großen Entdecker war, geht aus einer Aeußerung seines Biographen Las Casas hervor, der darüber schreibt: Ich glaube bestimmt, daß unter den alten Schriftstellern d'Ailly derjenige ist, der Columbus am meisten dazu an geregt hat, seine Ideen zu verwirklichen." D'Aillys Imago mundi", ein großer Folioband, der zu Löwen zwischen 1480 und 1483 gebrudt murde, enthält keine persönlichen Beobachtungen oder Erfahrungen. Der gelehrte Klerifer stüßt sich beständig auf Ariftoteles, Plinius und Roger Bacon ; aber er zeigt doch diesen seinen Quellen gegenüber eine selbständige Kritit, und besonders bedeutsam ist, was er über die runde Gestalt der Erde, über das Dasein der Antipoden und besonders über die Möglichkeit sagt, von Spanien auf dem Meere direkt nach Indien zu gelangen, wenn man nach Westen fährt. Es ist begreiflich, daß Columbus beim Lesen dieses Werkes sich in seinen fühnen Ideen bestärkt fühlte und großen Wert legte auf die Anfichten dieses angesehenen Geistlichen, beffen Zeugnis ihm in seinem Kampf gegen die Orthodoxie gute Dienste leisten konnte.
Es gibt auch einen sicheren Beweis für den gewaltigen Einfluß, den dies Buch auf die Entdeckung Amerikas gewann. Das Exemplar der Imago mundi", das sich im Besitz von Columbus befand, wird aufbewahrt; es zeigt den Namenszug des Besizers, und die eifrige jezt in einem Kristallgefäß in der Columbus- Bibliothek von Sevilla Lektüre erhellt aus den mehr aus 800 Randbemerkungen von der Hand des berühmten Lesers. Buron, der die Aufzeichnungen von Columbus ftudiert hat, bemerkt darüber: Wenn man den kostbaren Band liest, so nimmt man teil an den geheimen Triumphen und Ueberraschungen eines Mannes, der auf jeder Seite Beweise findet für die Begrenztheit und Enge des Erdballs und für die furze Entfernung, durch die Spanien auf dem Weg über den Atlantischen Ozean von Indien getrennt wird. Wenn Columbus eine Stelle besonders interessiert, dann unterstreicht er sie mit seiner Feder, zeichnet auch öfters an den Rand eine Hand, deren Zeigefinger auf den Text weist, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenfen. Bisweilen schreibt er eine bestimmte Stelle heraus oder gibt die Schlagworte einer ganzen Seite am Rand wieder, und um sein frommes und begeistertes Bertrauen zu den Lehren des Autors zu befunden, setzt er unter seine Aufzeichnungen nach Art der firchlichen Briefschreiber das Zeichen des Kreuzes." Der Kardinal von Cambrai , der für die Drehung der Erde um ihre Achse 100 Jahre vor Kopernikus eintrat, fann also mit gutem Grund als ein Vorläufer von Columbus angesehen werden, dem er die besten Gründe für seine Entdeckungsreise an die Hand gab. 28.
Ein Bibliothetsturm für Frankfurt . In Frankfurt a. M., das nach der vorgesehenen Bereinigung feiner Bücherei die drittgrößte Bibliothet Deutschlands besigen wird, ist ein Bibliothetsbau geplant, der nach den Mitteilungen, die der neue Leiter der Frankfurter Bibliotheken, Generaldirektor Dr. Dehler, fürzlich in einem Vortrag machte, die großzügigste und vollkommenste Lösung des Problems darstellt ,, das das moderne Bibliothekswesen dem Städtebau aufgibt. Das von Prof. Elfäffer herrührende Projett will auf einem gegen. über der Universität gelegenen Blaze einen 20 Stockwerte hohen Turm errichten, der etwa 2 Millionen Bücher, Vortragssäle, Arbeitsund Verwaltungsräume faßt. Der Verkehr der Magazine mit den Leferäumen und der Leihstelle wird durch Aufzüge unterhalten. Mit der Universität wird der Neubau durch lleberbauung der trennenden Straße verbunden; selbst bei noch so starter Bergrößerung wird die Bibliothek immer in der Nähe der Hochschule bleiben fönnen, da für Errichtung weiterer Türme Raum genug vorhanden ist. Der Ueber: gang von der horizontalen zur vertikalen Anordnung ist in dieser Weise auch in Amerika noch nicht vollzogen. Allerdings verhindern finanzielle Schwierigkeiten die Lösung des Neubauproblems und damit die Bereinigung der Bibliotheken in fo furzer Zeit, wie es bei der Berufung Dehlers angenommen worden war.
,, Wir machen, wie gesagt, eine Runde und tommen gerade hier vorbei. Sag mal, bist du gestern abend draußen beim Fischen gemesen?" Der Amtmann geht auf den Steg hinaus. ,, Nein. Heute nacht will ich raus."
Dein Boot liegt wohl tief, mas?" Der alte Jernãs ist unge wöhnlich mild und jovial
Hm, ja, ziemlich," antwortet Paal, der höchst unsicher ist und wirklich nicht weiß, wo der Amtmann hinaus will.
Ist das Wasser hier bei deinem Steg eigentlich tief genug? Es scheint mir doch hier ziemlich seicht zu sein."
,, Gewiß, tief genug, hier sind doch immer noch sechs bis acht Fuß Waffer."
Der Amtmann sendet dem Gehilfen schnell einen liftigen Blick zu. ,, Was, sechs bis acht Fuß? Oh nee, mein guter Paal, menns viere sind, solls mich wundern. Wollen wir mal messen? Reich mir mal deinen Bootshaten rüber." Er meist auf den Bootshaken, der im Boot liegt.
Bootshafen?" Baal setzt ein gefränftes Gesicht auf.., Benn ich sage, hier find sechs bis acht Fuß Waffer, so glaubt doch wohl der Amtmann nicht, daß ich hier stehe und schwindle."
,, Nein, bewahre. Aber gib mir mal den Bootshaten rüber." Der Amtmann nimmt den Bootshafen und beginnt, damit den ganzen Landungssteg entlang die Wassertiefe zu messen.
Er hält ihn hoch und sagt: Hm, scheinst doch recht zu haben, Baal- fechs Fuß ungefähr, wie ich sehe." Er mißt weiter, während Baal und Berte ihm einige böse Blicke senden.
Merkwürdig, hier sollte es am tiefsten sein, meine ich- hier ist's aber einen ganzen Fuß flacher!"
,, Da liegt bloß ein alter Baumstamm, der liegt schon lange da!" ertlärt Baal, augenscheinlich gelangweilt.
Den Baumstamm hätte ich mir gerne eimas näher angesehen," fagt der Amimann und angelt mit dem Hafen so lange, bis er bie beiden verlorenen Schafe hochzieht.
Bald danach marschieren fie alle brei zum Hofe des Anb manns ab.
Ms Berte zur Küche hineinkommt, erzählt der Sohn, ein fleiner Bengel von fünf, sechs Jahren, daß der Amtmann dagewesen wäre und nach dem Vater gefragt hätte.
Was hast du da geantwortet?" fragt Berte. ,, Daß Bater gleich wiederkommt," antwortet ber Sumge, er ift bloß eben mal schnell zum Waffer hinunter, ein paar Hammel perfenten ( Berechtigte Weherlegung son F. Since