vale Meinungsfabrik Hugenbergs tagtäglich in allen Tonarien, fingt. Schlimm ist allerdings, daß immer noch große Scharen der Inflationsbettler die Quelle nicht erkennen, aus der sie fich täglich das Gift tropfenweise einflößen lassen.
Vereinfachung" der Verwaltung. Die Reichsregierung richtet eine neue Verwaltungsabteilung für Ostpreußen ein.
Amtlich wird gemeldet:
Nach übereinstimmenden Entschließungen der Reichsregie rung und der preußischen Staatsregierung ist im Reichsministerium des Innern eine Verwaltungsstelle ein gerichtet worden, die unter der Leitung des Ministerialdirektors Dr. Dammann steht. Sie hat im engsten Einpernehmen mit den fonftigen fachlich zuständigen Refforts, namentlich auch den preußischen Dienststellen, die einheitliche und beschleunigte Behandlung aller auf Ostpreußen und die übrigen östlichen Grenz Provinzen bezüglichen Fragen sicherzustellen.
Die
Die Berwaltungsstelle hat ihre Arbeiten in gemeinsamen Beratungen mit den zuständigen Reichs- unb preußischen Refforis auf michtigen Gebieten bereits so weit gefördert, daß voraussichtlich als: bald maßgebliche Entscheidungen getroffen werden fönnen. Reichsregierung legt mit der preußischen Staatsregierung besoit deren Wert darauf, dieses stärkere Zusammenwirken bei der Behandlung aller Ostfragen im Wege der vorstehend erwähnten Organifation, nicht aber durch Schaffung neuer Dienststellen zu erreichen. Lediglich zur Bewältigung der fünftig der erwähnten Ministerial abteilung des Reichsministerium des Innern zufallenden Aufgaben wird auf Grund eines Beschlusses des Reichstabinetts dieser Stelle zunächst ein Bertreter der ostpreußischen Wirtschaftstreise zugeteilt werden, der vorläufig zur tommissarischen Beschäftigung in das Reichsministerium des Innern einberufen werden soll. Der Reichstanzler hat sich vorbe halten, diesen Beamten zum perfönlichen Vortrag zweds unmittel barer Enigegennahme der Wünsche Ostpreußens heranzuziehen.
Reubell hat demnach beim Reichsfabinett seine Sonder: wünsche soweit durchgesetzt, daß sein Freund von Gan! cinen neuen Einflußposten erhält. Selbst wenn Gayl nicht persönlich als„ Bertreter der ostpreußischen Wirtschaftstreife" herangezogen würde, so würde die ausgewählte Persönlichkeit doch immer ein Werkzeug in seinen Händen sein. Es handelt sich um einen neuen Borstoß des deutschnationalen Macht willens, der um so unverfrorener auftritt, je naher die Wahlen heranrücken, die dem Bürgerblod das fichere Ende bringen. Borher wird die Futterfrippenwirt jchaft" noch in Reinfultur gefeßt, ganz wie in Braunschweig .
Ablehnung des fozialdemokratischen Antrages auf Herbeizitierung des Ministers Röhler sei nicht erfolgt, um die Rechte der Oppofition zu fchmälern. Auch habe nicht die Absicht irgend welcher Verlegung der Sozialdemokratie vor gelegen
Der Ausschuß nimmt von dieser Erklärung Kenninis und trat dann in die allgemeine Aussprache der Kraftfahrzeugsteuer ein.
bemüht jei, das richtige Récht zu finden, fo gelingt das doch sehr vielen nicht, weil sie nicht die genügende soziale Einficht befäßen und sich auch nicht freimachen fönnten von politischen und sozialen Vorurteilen.
Wie der deutsche Richter aussieht, habe man an der Rede des
bg. Barth erkennen können, der doch Richter ſei. Was sei das
für ein Richter? Ihm war das Urteil, das im Falle des Ueberfalles auf den Klausner" gesprochen worden sei, zu milde gewesen! Er hätte schwerer verurteilt als zu anderthalb Jahren
Deutsch : Desterreich gegen Todesstrafe! bam ein halbes Jahr Gefängnis! Antrag auf Wiedereinführung abgelehnt.
Der mit der Beratung des Entwurfs eines allge meinen Strafgesetzbuches betraute Sonderaussch uit bes Nationalrats lehnte den von dem Mitglied des Landbundes, Schönbauer, gestellten Antrag auf Wiedereinführung der Todesstrafe im ordentlichen Ver. fahren ab. Der die Strafen behandelnde fünfte Abschnitt des allgemeinen Zeiles des Entwurfs wurde in der Fassung der Regierungsvorlage angenommer の
Gute Gesetzeschlechte Richter! Ein Deutschnationaler als harter Richter. Auseinander:
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fegung im Strafgefehausschuß.
Der Strafgefeßausschuß des Reichstags beriet gestern in fortgesetzter Besprechung die allgemeinen Strafbemessungsgründe Nach§ 69 des Entwurfs soll das Gericht bei Bemessung der Strafe hauptsächlich abwägen, inwieweit die Tat auf einer verwerflichen Gesinnung oder Willensrichtung des Täters und inwieweit sie auf Ursachen beruht, die dem Täter nicht zum Verwurf gereichen. Das Gericht soll berücksichtigen bie Beweggründe und den Anreiz zur Tat, den 3wed, den der Täter verfolgt hat, die Nachhaltigkeit des zur Tat aufgewendeten Billens und die angewendeten Mittet, die verschuldeten Folgen der Tat, bas Maß der Einsicht des Täters und den Einfluß franthafter oder ähn licher Störungen auf feinen Willen, das Borleben des Täters, feine persönlichen und wirtschaftlichen Berhältnisse, das Verhalten des Täters nach der Iat, insbesondere ob er sich bemüht hat, den burdy die Tat entstandenen Schaden wieder gutzumachen.
Genosse Landsberg erstattete den Bericht über diesen AbSchnitt des Strafgesetzbuches. Er begrüßte es, daß der Richter in erster Linie den Täter und nicht die Tat ins Auge faffen folle. Die in§ 69 aufgeführten Gründe selen eigentlich felbstverständlich. Der Richter müsse gezwungen werben, fie zu beachten, und deshalb müsse die Sollvorschrift des Entwurfs in eine Muß vorschrift umgewandelt werden.
In der Debatte führte Abg. Barth( Dnat.). Klage, daß die Richter jetzt schon zu milde urteilten. Die gestern erfolgte Beröffentlichung des Urteils wegen eines Raubüberfalles zeige, daß gerade in Berlin die Rechtsprechung nicht scharf genug set.
Die Ostpreußenstelle" beim Reichsinnenministerium ist eine ganz überflüssige Sache und nur dazu bestimmt, den tonfervatioen ostpreußischen Agrariern ein neues Be tätigungsfeld zu schaffen. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die angebliche Zustimmung der preußischen Regierung durchaus nicht für die jetzige Lösung der Frage ge geben ist, vor allem glauben wir annehmen zu dürfen, daß die Heranziehung eines Gaŋl- Mannes durchaus nicht im Sinne der preußischen Regierung liegt, zu beren Verwalten. Es jei nur zu befürchten, daß es den schönen Borschriften rungsbereich doch wohl Ostpreußen immer noch gehört!
Rückzug des Bürgerblocks.
Er redet sich im Steuerausschuß auf Mißverständnis heraus.
Der Steuerausschuß des Reichstags trat am Freitag in die Be ralung der Regierungsvorlage über die Kraftfahrzeuge Steuer ein Die sozialdemokratischen Mitglieder des Ausschusses nahmen an der Sigung teil.
In der Beratung des§ 69 am Freitag führte Genosse Solmann aus, baß die schönen Worte dieses Baragraphen auf einen Baten, der fie lefe, nur den angenehmsten Einbrud machen tönn.
des§ 69 ebenso ergehe, mie manchen ausgezeichneten Bestimmungen der Reichsverfassung, die nur auf dem Bapier ständen, in Ser Pragis aber nicht beachtet werden. Die Sozialdemokratie hatte auf Grund ihrer Erfahrungen nicht das Bertrauen zu den Richtern, baß fie nach den Grundfäßen des§ 69 handelten. Die Bertreter der bürgerlichen Parteien hätten zu wenig Erfahrungen mit den Richtern, vielleicht habe nicht ein einziger von ihnen als Angeflagter vor Gericht gestanden.
In den Reihen der sozialdemokratischen Fraktion hätten manche Duhende Male fich vor Gericht zu verantworten gehabt, und da hätte das Vertrauen zu den Gerichten verloren gehen müssen.
Dabet habe es sich nicht um notorische Berbrecher gehandelt, fondern um Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren. bei denen eine mehrjährige Freiheitsstrafe zur Vernichtung oder zum Verderb geführt hätte. Es habe fich um junge Leute gehandelt, die arbeitslos gewesen feien, nicht durch ihre Schuld, sondern bur ch die Schuld der Gesellschaft, in der eine Einschränkung der Betriebe dazu geführt habe, daß die jungen Leute auf das Pilafter flogen. Auch unglüdliche Familienverhältnifie hätten mitgewirkt. Das Jugendamt habe sich über die Angeklagten nur günstig geäußert.
Man muffe begreifen, daß junge unerfahrene Menschen, die in ber Beltstadt Berlin hungernd umherirrten und mit dem Geseiz So in Konflitt gerieten, nicht zu hart bestraft werden dürfen. fönne bas Urteil von vernünftigen Menschen nur gebilligt werden. Glücklich aber feien die Angeklagten zu preisen, daß sie nicht Richtern in die Hände gefallen feien, wie dem Abg. Barth. Leider fönnten nicht alle folde harten Richter durch ein Par lamentsmandat der Richtertätigteit entzogen werden. Die Richter follten die Borschriften des§ 69 beachten, vielleicht würde eine milbere und gerechtere Rechtspredung Blaß greifen.
( Die Debatte geht meiter.)
Aufwertungskrach in Thüringen . Sozialdemokratischer Aufwertungsantrag angenommen. Die Regierungsparteien wollen froßdem nicht nachgeben. Weimar , 9. Dezember. ( TU.)
Bei den Etatsberatungen im Thüringischen Landtag fam es heute zu Bârmszenen, als über den fozialbemotratifchen Antrag, der für die Alibefizer von thüringischen Staatsanleihen eine 25 prozentige Aufwertung verlangte, debattiert wurde. Finanzminister Tölle wandte fich scharf gegen den Antrag. ber bet Stimmenthaltung der Regierungspartelen mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommunisten und Deutschnationalen an
genommen wurde. Darauf beantragten die Regierungsparteien eine britte 2efung, um den Anirag noch einmal zu Fall au bringen. Da besonders die Tribünenbefucher farmten, wurde die Deffentlich feit ausgefchloffen.
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Amerikanischer Abrüstungsdrud.
Warichau, 9. Dezember. Einige Blätter bringen ohne Kommentar die der Nem- Borfer Breffe entnommene Mitteilung, daß der Vertrag über die amerikanifde aleihe für Volen eine kürzung der polnischen Heeresausgaben fordere Angeblich foll der Abbau von wei Armeeforps( 60 000 Mann) verlangt werden.
Labour und Abrüstung.
London , 8. Dezember. ( Eigenbericht.) Der aus Bertretern des Generalrats der Gewerkschaften und des Borstandes der Arbeiterpartei zusammengefeßte fogenannte Landesrat fordert in einer Entschließung die Regierung auf, die russischen Entwaffnungsvorschläge zur Ebnung des Weges für
Bor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Abg. Herold( 3.) im Namen der Regierungsparteien, die Borgänge in der DienstagTigung hätten auf einem is verständnis beruht Die Wenn auch die große Mehrzahl der deutschen Richter fubjektin eine Gesamtabrüstung ernsthaft zu erwägen.
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Städtische Oper.
Mit der Wiederaufnahme dieses Werks befinnt sich die Städtische Sper auf ihre eigene junge, glänzende Tradition. Ariadne auf Maros" war, wenig über zwei Jahre ist es her, einer der entscheiden ben Erfolge des Hauses, eine der erften Taten, durch die Bruno 23 alter ihm sein fünstlerisches Geficht gegeben hat. Er zeigt es geftern von neuem. Zum höchsten Lnb der Aufführung ist festzuftellen: das Gesamtbild in der Inszenierung Heinz Tietjens- hat sich nicht verändert. Richts ist ja so schwierig und darum so selten im Operntheaterbetriebe als eben: eine Borstellung, wenn fie im Spiel plan wiederkehrt, ganz auf ihrem ursprünglichen Niveau zu erhalten. Eine Riefenfumme feiner Detailarbeit ist auf der Bühne und im Orchefter zu leisten, um eine Vorstellung gerade wie diefe, eines Berts von fo belifater, so gebrechlicher Konstitution, wieder instand zu setzen. Wieber steht im Mittelpunkt die unvergleichliche Zerbinetta der 3vogan( mit der Sensation ihrer großen Arie), Bacchus ist, wie damals, Carl Martin Dehman. Doch in der Titelrolle er scheint zum erstenmal Lotte Lehmann . Mis Gast? Auch diese Künstlerin, zu deren höchstem Lob nichts Neues zu sagen ist, gehört zum„ Geficht" des Städtischen Opernhauses, site stand in den„ Meister fingern" als Eva auf der Bühne, als es eröffnet wurde.
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,, Ariadne auf Nagos" die künstlerische Idee dieser Dper, in die künstlerische Idee diefer Oper, in ihrer Gesuchtheit, ihrer fünstlerischen Broblematit, geht uns nicht nahe; das ist bürgerlicher Ueber- Aesthetizismus der letzten Borfriegsjahre. Aber die Musit, die Richard Strauß dazu gibt, wächst, je mehr er die Idee vergißt, je mehr er sich felbft finbetwächst in Der letzten Szene in die Höhe des Beften, das er geschaffen hat. Beim Publitum ist, Ariadne " faum irgendwo beliebt geworden. Tragbem mar gestern das Haus ausverkauft. Es ist nun fozusagen schon die junge Tradition der Städtischen Oper, die solche Anziehung shi, die Tradition, traft deren fie an folchen Abenden ihr künstlerisches
Geficht
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Der Berliner Boltschor( Leitung Dr. Ermit 3ander) hat in 1 feiner legten Generalversammlung am 4 Dezember 1927 einen Rechenfchaftsbericht über feine tünstlerische Tätigkeit, feine Zukunftspläne auf diesem Gebiete und seine wirtschaftliche Lage gegeben. Er fonnte mit Genugtuung feststellen, daß er auch im vierund zwanzigsten Jahre feines Bestehens in gleicher Weise die Auffüh rung der großen Meisterwerfe der Chorliteratur für die minder: bemittelten Schichten der Berliner Bevölkerung gepflegt hat, vor 1 allem durch seine Aufführung der Johannes- Passion von Bach in Gemeinschaft mit der Boltsbühne. Er konnte auch über das Gaftkonzert berichten, das er im Herbst( gemeinsam mit dem Aitonaer Chor) in Wien gegeben hat. Diese Konzertreise war nicht mur fünstlerisch, sondern auch politisch und menschlich von großer Bedeutung. Der Empfang der Reisenden in Wien gestaltete fich zu einer Demonstration durch wohl zehntausend Parteigenossen. Und unterstrichen wurde diese noch durch den Empfang, den die Stadt Wien den deutschen Sängern durch eine Begrüßung und ein Best effen im Rathauje gab.
Das jüngste Reis am Stamm des Chors ist der Kinderchor, der ( unter Walter Hänels Leitung) luftig emporblüht und schon öffentliche Proben seines Könnens gegeben hat.
Ein großes A- Capella- Ronzert, in dent sich der Chor mit dem Kinderchor vereinigen wird, und die Gesamtaufführung des Berlioz schen" Faust" durch den Gau mit mehreren anderen Chören gemeinfam find die weiteren Aufgaben des Chors für die fommenden Monate. Um so ungünstiger war der Bericht über die wirtschaftliche Lage, da der geringe Besuch der Konzerte ein großes Dejizit Derurfacht hat. Es ist sehr bedauerlich, daß feit den Kriege der Befuch dieser für die Arbeiterschaft einzigartigen Konzerte fo nady gelaffen hat. Während früher der Riefensaal der Neuen Welt die Zahl der Besucher kaum fassen konnte, sind heute diefelben Konzerte nur halb voll.
der größten Londoner literarischen Agenturen berichtet, daß die Die angelsächsische Ueberflutung des europäischen Theaters. Eine Nachfrage der Theater nach neuen Stüden ganz außerordentlich fei, und zwar bezieht sich dies auf die Bühnen fast aller europäischen Länder, die überwiegend englische oder amerikanische Stüde fuchen. Dabei wird festgestellt, daß englische Stüde wenig erhältl' find, baß in England selbst eine wachsende Amerikanisierung zu beobachten ist. Unter den anderen europäisden Ländern nimmt Deutschland die erste Stelle in der Nachfrage ein; alle'n diese eine Agentur hat in den legten drei Becken 9 neue angelfachfifche Stüde an beuifche Bühnen oder Ueberleger permittelt. Es folgen Frankreich , Holland , Standinavien, Spanien , Italien .
nach dem Wort bes Intendanten Tietjen, das Gesicht des fünftlerischen Leiters: Bruno Balter zeigt. 3u wünschen wäre, daß fic es noch öfter zeigte. Im britten Jahr ihres Bestehens müßte es möglich gemorden sein, alle Restbestände aus dem Repertoire des einstigen Deutschen Opernhauses" abzustoßen und nur mit Bor Fellungen bes neuen Regimes( und der neuen Arbeit) den täglichen Opernbedarf zu fpeifen. Daß bas Bublifum, auch bei meniger populären Opern, mitgehen, nämlich hingehen würde, hat der geftrigefchaften und künfte für die Tschecheflomatische Republik Dergibt bewiesen. Klaus Bringsheim.
Abend
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einmal mehr
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Operngaftiplele während der Pressa. Während der Internationalen Breffeausstellung werben außer ber artifer Großen Dper auch die Biener Oper und bas Wiener Burgtheater Ganjpiele geben. Das Burgtheater mirb in ber sweiten Hälfte des Sunt, bie Staatsoper anjengs Buli nas
Sin fommen.
Udalbert- Stifter- Breis. Die Deutsche Gesellschaft der tffent Anfang 1928 zum zweitenmal den Adalbert- Stifter Breis für hervorragende, 1926 und 1927 entstandene, auch ungedruckte Arbeiten auf dem Gebiete ber fudetendeutschen Dichtkunst. Der Preis im Betrag von 5000 tichechischen Kronen tann jetem deutschen. dem Gebiet der tichechoslowakischen Republit entstammenden Dichter verliehen werden. Die Einsendung der Arbeiten muß bis zum 1. Januar erfolgen.
Das Dresdner Staatliche Schauspielhaus hatte gestern einen außerordentlich großen Tag. Shafefpeares„ Hamlet " in Gerhart Hauptmanns Ümarbeitung und Einstudierung wurde in Anwesenheit des Umbichters und vieler auswärtiger Besucher zum ersten Male aufgeführt. Hauptmann hat sich vermessen, fraft eigener dichterischer Intuition den Urhamlet wieder herzustellen. Er ist nämlich der von ihm in einem langen Auffah niebergelegten Ansicht, die Form, in der das Gedicht auf uns gefommen fel, wimmele von großen und kleinen ehlern, an denen die Abschreiber, Theaterdirettoren und Schauspieler schuld seien. Nun sind die alten Drude gewiß nicht einwandfrei, aber sicher geben sie immer noch mehr von Shakespeare als das, was Hauptmann uns als Urhamlet vorjetzt. Er hat die Charaktertragödie in eine Haupt- und Staatsaktion umgewandelt, die in vielem durchsichtiger, aber auch unendlich viel. nüchterner ist als das überlieferte Drama. Dadurch, daß er ſtatt Laertes den Brinzen zum Anstifter des Aufruhrs gegen den König machte, hat er ihn überdies in tiefstem Wesen verändert, und es bebarf allerlei Gewänder, durch nichts überzeugender Kniffe, um den Anschluß an die Endaftion wieberzugewinnen. Hauptmann ist, um das Drama nach finem Sinne retonstruieren zu können, auch nicht mit Umftellungen und Strichen ausgetommen; er hat ganze Szenen neu gebichtet. Gegen 450 Berse stammen von ihm, etwa 2500 von Shakespeare . Aber seine Bemühungen sind umsonst gemesen. Sein 5cmlet" wird den alten nicht von den Bühnen verdrängen, denn wenn dieser auch nicht immer voll befriedigte, Hauptmanns Fassung tut es noch viel weniger. Wo sich gestern bei der erften Aufführung starfe dramatische Wirkungen ergaben, tamen fie nicht durch Hauptmann, sondern unmittelbar von Shakespeare . Die über vier Stunden dauernde Aufführung endete mit dem fagenannten Achtungsbeifall, nachdem man in den Zwischenatten auch Bijchen gehört hatte als Spielleiter hat Hauptmann im einauch Bijchen gehört hatte als Spielleiter hat Hauptmann im einder große Schwung, die ins gelten fanbere Arbeit geleistet Innerfte dringende Bertiefung fehlte. Steinbod gab den Hamlet als einen übernernöfen Jüngling mit Temperament und An stand, aber an dem Charakterficps, ben Hauptmann in die Rolle hineinintrpretiert hat, fcheiterte er, wie auch jeter andere hälte scheitern müssen. B. Machmann.
pflegerin, ift im 68 Lebensjahre geftorben. In ihren Büchern wie in Franziska Monn, die Berfiner Schriftstellerin und: hfahrts ihrem sozialen Wirten hat fie das Evangelium wahrer Menschlichkeit. perfündet. Sie fämpfte mit den Waffen der Güte und Liebe für ihre Geschlechtsgenossinnen wie für alle Bedrückten und Entrediteten. 3uleht hatte sie noch die Sichten Sonntage" ins Leben gerufen, in benen fie vereinfamien und verarmten Frauen geistige und seelische Erquidungen spenden wollte.