Rr. 582 44. Jahrgang
Hippmann mit Bernhardiner.
Ein gefährlicher Bursche.
Beilage des Vorwärts
Bon Tag zu Tag wird das Treiben eines Verbrechers Jakob Sippmann gefährlicher. Im Laufe der Zeit hat dieser Jakob harmlosen Jungen Hunderte DON Fahrrädern ab geschwindelt und zum Teil mit Gewalt abgenommen. Gestern verübte er einen Streich, wie er in der Kriminalgeschichte wohl einalg basteht.
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Ein Laufbursche eines großen Konfitürengeschäftes hatte in Schmargendorf Waren zu bestellen und trug fie in einem Rucksack bei sich. In der Tasche hatte er 19,50 Mart, die er bereits eintassiert hatte. Beil er in der Gegend nicht genau Bescheid wußte, 10 fragte er am Herthaplah einen Mann, der dort mit einem großen Bernhardiner anscheinend spazieren ging. Der gab ihm auch Aus funft und sprach die Bitte aus, für ihn in einem benachbarten Hause etwas zu bestellen. Der Junge fehrte zurück und berichtete, daß er ben Mann in dem Hause nicht gefunden habe. Da nahm der vermeintliche Spaziergänger plöglich einer Revolver und nahm feinem Bernhardiner, den er Barri" rief, den Maulforb cb. Mit vorgehaltener Waffe verlangte er jetzt von dem Lauf burschen die Herausgabe des Rucsacs und des Geldes, das er bei fich hatte. Während der Laufbursche noch zauberte, befahl der Räuber dem„ Barri", sich vor ihn hinzusetzen und schön aufzu passen. Dann schnallte er den Rußfad auf, steckte das Geld ein imd ging schnell davon. Der Beraubte rief mehrmals: Räuber! Räuber! Aber in der menschenleeren Gegend blieb sein Hilferuf un gehört Gich von der Stelle zu bewegen magte er nicht aus Angst vor dem Hunde, der vor ihm figen blieb und ihn unver mandt ansah. So stand er eine Biertelstunde und länger da. Der Bernhardiner schien endlich auch müde zu werden. Er hatte augenscheinlich mehr Vertrauen zu dem Burschen als dieser zu ihm und legte den Kopf in seinen Schoß. Da schwand auch dem Be raubten die Angst vor dem großen Hunde, und beide freun deten sich jetzt miteinander an. Endlich band der Junge Barri" den Maulforb wieder auf, faßte ihn am Halsband und ging mit ihm nach der nächsten Revierwache. Der Räuber war aber nun längst Spurlos verschwunden. Als man dem Jungen auf dem Raubdezernat die Bilder der dort bekannten Verbrecher zeigte, erkannte er in einem sofort den berüchtigten Jakob Hippmann wieder. Hippmann, der aus Duisburg stammt, ist 1,66 Meter groß. hat schwarzes Haar, ein frisches Gesicht und spricht rheinische
Mundart.
Ateb Die Diphtheriefälle.
Das Hauptgefundheitsamt teilt uit: Im Bezirk Friedrichshain werden drei Schulflaffen mit dem morgigen Tage gefchloffen werden, da in diesen Tagen im Anschluß an die pcreinzelten Diphtherieertranfungen. eine größere Anzahl Di phtheriebazillenträger festgestellt wurden.
Letzter Kampfabend in der Hasenheide.
In der Hafenheide rollte gestern abend der siebente und lehte Kampfabend des Borringes Neue Welt" in diesem Jahre Bis auf das Treffen Harttopp- Reusel verliefen die Kämpfe recht schwach, und wer auf lleberraschungen getippt hatte,
ab.
wurde enttäuscht.
Freitag, 9. Dezember 1927
Eine moderne Sklavengeschichte.
Von einem, der jahrelang eingeschloffen war.
Man sollte es kaum für glaubhaft halten: in einer Stadt wie Berlin , wo fedes Haus im Westen einen Portier besißt, ist es möglid) gewesen, daß ein erwachsener Mensch jahrelang gewissermaßen von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen, in einer Art von moderner Sklaverei gehalten wurde. Das Unglaubliche, hier war's Ereignis dielen Eindruck vermittelte eine Moabiter Gerichtsverhandlung.
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Der Sohn eines in der Umgegend von Berlin Jehr bekannten Restaurateurs war während des Krieges Fliegeroffizier und nach dem Kriege Angehöriger eines Freiforps. Er gerät mit feiner Familie aus persönlichen Gründen auseinander und kommt auf die fchiefe Ebene. Er begeht Sched schwindet, versucht als natio naler Held" an den Ruhrsprengfolonnen sich erneut seine Sporen zu verdienen und wird wegen einer Transportgefährdung von der Kölner Befagungsbehörde ftedbrieflich verfolgt. Er findet in Berlin bei seinem Bekannten 3abel, einem vielfach vorbestraften Menschen, den er von feinen Schedschwindeleien her kennt, und bei deffen Ges liebten, einer Frau Günther, Zuflucht. Der ehemalige Flieger: offizier versieht die Arbeiten einer Hausangestellten bei der Frau Günther und die eines Gefretärs bei Herrn Babel. So macht er sich nüßlich und erhält auch Einblid in verschiebene verdächtige Danipulationen feines Baffgebers fo tomde er ihm gefährlich werden. Entschädigung erhält er nicht, nur freie Kost und Logis. mit der Zeit wird er aber das freiwillig gewählte Dienstverhältnis überdrüffig; er trägt sich mit dem Gedanken, einen Ortswechsel vorzunehmen. Seine Brotherren denten jedoch darüber anders. Sie geben ihm zu verstehen, daß ihm Gefahr drohe, einmal wegen feiner Ruhrabenteuer, zum anderen wegen seiner Scheckschwindelelen. Und allmählich wurde sein freiwilliger Aufenthalt im Haufe des Baares zu einem unfreiwilligen. Seit 1924 durfte er überhaupt nicht mehr die Straße betreten. Seine Sachen wurden weggeschlossen. Seine Kleidung bestand aus einem Monteuranzug, auf den Füßen hatte er Filzpantoffeln. Wenn Zabel und Frau Günther fortgingen, so schlossen sie ihn in einen Raum ein, dessen Fenster in einen verschlossenen Hof gingen. Das Telephon sperrten
Der Redakteur des Weltsport" freigesprochen.
Das Amtsgericht Mitte hat heute morgen das Urteil in der Privatflage des englischen 3o dei Haynes gegen den Redakteur des„ Beltsport", Wohl, verfündet. Es hat sich nicht, wie es bie flagende Partei wollte, zur obersten Instanz über die oberste Renn behörde gemacht, sondern erflärte, daß es nicht feine Aufgabe sein fonne, ben Spruch der Rennbehörde, die den Jodei Haynes megen Richtausreitens der Guten Sitte" am 8. September in Hoppegarten eine Berwarnung erteilt hatte, zu fritisieren. Soviel stehe jedoch fest, daß der Spruch nach bester Ueberzeugung gefällt worden sei, und daß Haynes sich untergeordnet habe. Haynes fei aber zwolfmal bereits wegen Berstöße gegen die Rennordnung vor. bestraft. Der Beklagte Wohl stehe als Fachmann 41 Jahre im Rennleben. Deshalb jei ihm der§ 193, der die Wahrung be rechtigter Intereffen vorfieht, zuzubilligen. Er habe allen Grund gehabt, aus Anlaß des Spruches der obersten Rennleitung Haynes Renngebahren zu gloffieren, allein schon im Interesse der sauberen Rennsitten und des wettenden Publikums. Aber auch rein for: mal liege teine Beleidigung vor. Der Artikel überschreitet nirgends die Grenzen des Erlaubten; man fönne ihn höchstens als ironisch, nicht aber als höhnisch bezeichnen. Es fet unzulänglich, die
sie ab. Briefe tonnte der Gefangene mur heimlich befördern. Die Bost, die für ihn eintraf, wurde abgefangen. Auf die Anfragen ber Best und Bolizei hieß es, er wohne nicht da. Den gleichen Bescheib erhielten Privatdeteftine, die auf Beranlassung des Bruders des Gefangenen sich um diesen bemühten. Als aber das Paar im Jahre 1925 eine Reise unternahm, gelang es dem G., zu fliehen. Er nahm etwa 250 m. in englischen Pfund, etwas deutsches Geld, einige Bilder und Bücher mit und mietete sich in einem Hotel ein. Als das Che paar zurückkehrte und den Käfig leer fand, mobilisierte sie die Polizei und erstattete Anzeige wegen Diebstahls. Dann war es großmütig genug, ben Flüchtling wieder bei fich aufzunehmen. Die Gefangenschaft dauerte in der gleichen Weise wie früher fort. Der vom Kriege her nervenfchwache Mensch er hatte einen schweren Absturz erlitten fonnte sich des psychischen Zwanges, den die beiden auf ihn ausübten, nicht erwehren. Erst im Frühjahr 1927 gelang es ihm, seine Freiheit wiederzugewinnen. Ein Detektiv brachte ihn zu feinen Euern. Das alles erfuhr man von dem An geflagten, der sich wegen des Diebstahls bei seinem Stlavenhalter im Jahre 1925 zu verantworten hatte. Zabel und die Günther bestritten die Schilderung des Angeklagten. Die Aufwartefrau bestätigte aber, daß sie für ihn Briefe aus dem Hause geschmuggelt habe. Der BorJahre habe ein und ausgehen sehen und obgleich er sich tatsächlich im Hauſe aufhielt. Das Gericht schien aber feine Schilderung für glaubhaft zu halten. Es folgte in feiner Urteilsbegründung den Ausführungen bes Angeklagten und sprach ihn dem Antrage der Staatsanwaltschaft und des Verteidigers Dr. Müller- Strohmeier gemäß frei. Bon einem Diebstahl, meinte dieser, könnte. hier keine Rede sein. Das Be wußtsein der Rechtswidrigkeit seiner Handlung habe dem Angeklagten fehlen müssen; er habe nur einiges Gelb und wenige Sachen mit genommen, um fich für die lange Gefangenhaltung zu entschädigen und imftande zu sein, fidh einige Zeit über Wasser zu halten. Das Gericht stellte das Verfahren auf Grund des§ 133 der StrafprozeßDie Tatsache ordnung wegen Geringfügigkeit des Objekts ein. bleibt aber bestehen: Klein fonnte jahrelang im Besten Berlins gefangen gehalten werden, ohne daß jemand etwas gemerkt hatte.
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Nationalistische Mordbuben.
Ein Arbeiter erstochen, zwei andere schwer verleht. Mannheim , 9. Dezember.
Im Anschluß an einen Werbeumzug, ben in Mannheim eine Gruppe der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei veranstaltete, tam es zu einem Zusammenstoß mit einer Anzahl Arbeitern. Es tam zu Tätlichkeiten, wobei eine Scheintodpistole und ein verwendet wurden. Ein Dolch verheirateter Arbeiter erhielt einen Schuß ins Gesicht und einen Stich in die Herzgegend, moran er bald barauf geo torben ist Sein lediger Bruder wurde durch etnen Dolch stich in die Bendengegend lebensgefährlich verlegt. Ein Fuhrmann erhielt ebenfalls einen Stich. Die Verlegten wurden nach dem Allgemeinen Krartenhaus geführt. Als Täter wurde ein jugendlicher Tagelöhner in der Uniform eines National. fozialisten festgestellt und ins Bezirksgefängnis eingeliefert.
Den Einleitungslampi bestritten der Hamburger Ulrich ( 119,3) und Kurt Saife Berlin( 119), der für den nicht erschienenen hainisch- Mülhausen eingefprungen war. Sasse, dessen Zeit lange vorüber ist, mußte in der britten Runde aufgeben, nachdem Sportpreffe, deren Bedeutung sowohl für das Wirtschafts- als für 130 Berglente vom Schnee eingeschloffen.
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er vorher mehrmals zu Boden gehen mußte: Fischer Köln( 125) traf auf Stemm Mülhausen( 124,2). Der Kampf ging über die Runden, in denen beide Gegner von der Borkunst aber wenig zeigten. Obgleich Fischer vom Kampi etwas mehr hatte, gaben die Bunttrichter un entschieden. Ein Erfolg des fenfationsarmen Abends war die Begegnung Harttopp( 152) mit Reufel( 152). Harttopp, der durch fein Offenfioboren fehr gefiel und genaue Treffer landete, erhielt einen glatten Bunftsieg zugesprochen. Funte( 132,4), der erst fürzlich in der Hafenheide durch sein menig stilvolles Boren den Unwillen der Borgemeinde erregt hatte, zeigte auch gestern in dem Ausscheidungskampf gegen Kündig Ham burg( 132,1) mieder herzlich wenig. Kündig, der wiederholt flar landete und fast stets der Angreifer war, brachte es leider nur zu einem Unentschieden. Gegen Sahm Hamburg dürfte wohl feiner Don beiden etwas zu bestellen haben. Riefe Hamburg ( 132) und Richter Dresden ( 130) trennten sich unentschieden; Riefe mußte por acht Tagen bedeutend beffer zu gefallen. Richter pra fentierte sich als ein schlagstarker Mann, der in Zukunft noch mitzureden haben dürfte.
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Berichtigung. Die Buch- und Gemäldeausstellung fu Begirf Brengiauzer Berg, Danziger Str. 64, beginnt nicht wie mitgeteilt Dienstag, 18. Des., fie wurde bereits Dienstag. 6. Dezember, eröffnet und bauert bis 13. De Beluchszeit von 16 bis 21 br. Eintritt frei.
das Sportleben nicht zu unterschätzen set, in der Freiheit der hafb freigesprochen. Die Kosten der Klage werden dem Brivatkläger Meinungsäußerung einzufchränken. Der Angeflagie Behl wird desHaynes auferlegt. Rechtsanwalt Dr. Alsberg, der die Interessen des Klägers Hannes vertritt, wird wahrscheinlich die Klage vor die Berufungsinstanz bringen.
15-08
Die Bellehung der Asche unseres verstorbenen Genossen Hermann Silberschmidt findet morgen, Sonnabend, 10. Dezember, 14% Uhr, auf dem Köpenicker Friedhof, Rudomer Straße, statt. Pahlreiche Beteiligung der Genoffinnen und Genossen wird erwartet. Bei der Trauerfeier des Genossen Silberschmidt im Gemerffchaftshaus hat nicht das Ebert- Manz- Quartett, sondern das Doppel quartett des Berbandes für Freidenfertum unb Feuerbestattung mitgemirft.lidzial b
Einen graufigen Fund machten Spaziergänger gestern nachmittag in Borsigwolde. Etwa 200 Meter pon ber Seihefftrage entfernt lagen in der Forst eine schwarze abgegriffene Handtasche, einige Bethmgen vom 20. November und ein Batet mit einer Frottiertuchhülle. Die Tasche war leer, das Frottiertuch aber cnthielt die Leiche eines neugeborenen Mädchens, das gelebt hat und erdrosjeit worden ist. Alles wurde von der Kriminal polizei bes 295. Reviers beschlagnahmt.
In Ishpeming im Staate Michigen in den Bereinigten Staaten von Nordamerika wurden 150 Bergleute durch niedergehente riesige Schneemaffen in einem Bergwerk eingeschloffen.
Vierzehn Rennpferde verbrannt.
Bet einem großen Schadenfeuer, das am Donnerstag gegen 19 Uhr in Telgte bei Münster i. B. die Stallgebäude des bekannten Rennstallbefizers E. A. Koning( Holland ) vernichtete, sind von den dort untergebrachten 22 wertvollen Renn und Turnterpferten pier zehn in den Flammen umgekommen. Es gelang ben Bemühungen der Nachbarn, die übrigen acht Pferde aus den brennenden Gebäuden zu retten.
( Schluß des redaktionellen Zeils.)
Die Firme Jul, aimi, Chouffeefte. 80, Tiefert Mabel jeber Art besonders perisment und aufulaatzn Bedingungen. Ausstellung in 4 Etagen.( Siche Inferat im Geschäftsanzeiger.)
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Sonnia, den 11. und 18. Dezember von 2 bis 6 Uhr nachmittags geöffnet.