S:::"., Unterhaltung unö ÄAissen
Der Spielgeist. Von Christian Morgenstern . Als letzte Gabe aus Morgensterns humoristischem Räch lag erscheint soeben bei R. Piper u. Co in München ein neuer Band Grotesken und Parodien.Die Cchallmithle". der uns noch einmal den philolovhi. ichen Licfstnn und die geistreiche Worttunst des Schöpfers von Palm. ström und Rorff in Hellem Lichte zeigt. Eine kleine Geschichte daraus sei hier wiedergegeben. Man weiß, wie gern die Geister mit Löffeln, Messern und ahn- lichen klappernden Dingen spielen, sei es, daß sie uns damit in unserer Einsamkeit zu erschrecken suchen, sei es, daß sie der Spielteusel so lange reitet, kris sie eine Ungeschicklichkeit begehen und sich so verraten. Das Seltsamste aber geschah mir einmal, als ich in meiner stillen Dochstube beim Nachtmahl saß und ein Geist sich an das steife Oel- papier machte, darin mein« Butter eingewickelt gewesen war, und das ich zu einem Knäuel geballt in die Ecke geschleudert hatte. Kaum daß ich das erste Brötchen gegessen, traf mich«in leises Knistern, wie wenn jemand mU feinen Fingern Papier auseinander- gufalten trachtet. Ich tat, als hörte ich nichts. Der Geist hatte vielleicht Hunger und wollt« sich dos bißchen Fett, das noch an dem Boden klebte, zu Gemfite führen. Am Ende war:s auch bloße Neugier, die ihn trieb. Inzwischen knisterte und knitterte es immer weiter. Der Knäuel rollte sogar vernehmlich um sich selbst: dem Geist schien mein« Anwesenheit durchaus gleichgültig zu sein. ._ Ich räusperte mich. Totenstille. Ich habe dich wohl bemerkt! sagte ich lächelnd,— habt ihr so nxnig zu tun, daß ihr wie Katzen und Kinder mit allem spielen müßt? Aber laß dich nicht stören: nur mach nicht zuviel Lärm! Der Geist schien sich mit gekreuzten Armen vor mir zu ver- neigen. Dann war mir, als ginge er auf Zehenspitzen zur Tür. Aber die Lockung mochte zu stark sein. Der geheimnisvolle Papierknäuel zwang ihn zur Umkehr. Bald hörte ich ihn wieder rascheln und erschrocken innehalten, wenn ich den Kopf hob. Es mußte ein weiblicher Geist sein, es mar gar nicht andere möglich. Zuletzt war er eingeschlafen. Nun sah ich ihn ganz deutlich. Er saß am Boden wie ein Türke und lohnte mit der rechten «Schläfe an der Wand. Sein Körper war der eines Mädchens und vollkommen durchsichtig. Lange zarte Flechten hüllten wie Spinn » weben die schmächtigen Glieder ein. Ich erhob mich vom Sessel. Ein Streifen Mondlicht, nichts weiter. Und in diesem Streifen Mondlicht still und glänzend wie«in schlummernder Weltkörper voll Kratern. Zacken und Schneeflocken das geheimnisvolle Geifterspielzeug, mein Papierknäuel.
Die Gewürze der Weihnachtsgebäcke. Bon M. A. von Lütgen dorff. Weihnachtszsit ist Kuchenzeit, wo auch immer sie gefeiert wird. In den echten Weihnachtsduft, jenes vertraute liebe Durcheinander von Dannennadcln, Aepfcln und angebrannten Wachskerzen, muß sich auch das würzigsüße Aroma des Weihnachtsbackwerts mischen: ein feiner Zimt- und Aanilleduft, ein Hauch von Gewürznelken und Am». Denn jede der vielen und mannigfaltigen Bäckereien verdankt ihren Hauptgeschmack irgend einem aromatischen Gewürz. Aus aller Herren Länder haben sich diese Jugredienzien zusammen ge» funden, um einem feinen Konfettstückchen, einem braunglänzcnden Pfefferkuchen oder einer knusprig gebackenen Weihnachtsstolle das richtige Aroma zu verleihen. Die Mehrzahl von ihnen kommt aus sonnenwarmen Tropenländern zu uns, und zwar liefern gerade die heißesten dieser Länder die am kräsligsten schmeckenden Gewürz«. Unser vornehmstes Gewürz, die B a n i l l e. die Schotensrucht einer auf dem Geäst hoher Bäume wachseirden Orchidee, hat ihre Heimat
Muck. Bon Ziuzeno Evobodova. Unser berühmter tschechischer Moler Schwaiger zeichnete einmal Illustrauonen zu den arabischen Märchen. Eine von ihnen stellt einen kleinen Araber mit einem Turban dar, der bewaffnet vor den Toren eines Schlosses dahinwandelt. Es war«in Männlein von Zwerggröße, mit einem Riescnkopfe und einem alten Gesichte: man nannte ihn den kleinen Muck. In unsere Gaffe war ein armes Weib mit ihrem Kinde, einem Töchterchen, übergesiedelt. Sic war eine Derkäufenn und ging den ganzen Tag ihrer Beschäftigung nach und ihr Kindchen mit seinem greisenhaften Gesichte, den großen Kopf schwer auf den zarten Schultern tragend, pflegte meistens vor der steinernen Schwelle des allen Häuschens zu sigen. Ich erinnerte mich an Schwaigers„Muck"' und dieses Bild schwebte mir stets vor. wenn ich das kleine, bc- dauernswert« Mädelchen erblickt«, dos sowohl ihr Vater, wie die MuUer herausirieben, weil es häßlich und krank war. Ich wurde mit dem Kinde bekannt und nahm es oft zu mir. Es erzählte mir seine merkwürdigen Vorstellungen. Es erwartete täglich einen großen Krieg. „Wir werden erwachen", sagte das Mädchen,„und Pferde werden uns zu den Fenstern hereinschauen. Soldylen werden vor» überreiten und alles wird sich dann verändern. Wir werde» dann nich> mehr arm sein und werden täglich zweimal effen!" Ich nahm das Mägdlein zu mir, las ihm Andersens Märchen vor die Geschichte von dem buckligen Kindlein, von dem Schuppen Herabsielen, und das plötzlich Flügel bekam, die es in den Himmel trugen. Sie hörte gar nicht zu. als ich ihr diese schöne Sentimentalität erzählte, sondern seufzte auf: „Sie haben hohe Zimmer, wir haben«in niedriges. Bis Ich groß sein werde, werde ich zu Ihnen als Dienstmagd gehen und so werde ich auch in die hohen Zimmer kommen. Aber bis zu jener Zeit wird ein großer Krieg sein und man wird Euch erschlagen, well Ihr hohe Zimmer hobt und wir ein niednges, alles wird man Euch wegnehmen und uns geben. Da» nennt man Gerechtigkeit. Und meine Mama
im fernen Mexiko . Ihre süßdustenden Blüten, die in hellgrün- lichen Trauben stehen, haben eine seltsam kurze Lebenszeit. Kaum einen Tag, ja oft nur wenige Stunden nach ihrer Entfaltung welken sie. und gelingt es nicht, die Blüte während dieser Zeit zu befruchten, so entwickelt sich natürlich auch keine Banillesrucht. In der freien Natur gibt es nur ganz wenige Insekten, die sich der Bestäubung der Vanille angepaßt haben, darunter auch glücklicher- weise die Bienen. Auf Ceylon hatte man früher in den Vanille- Pflanzungen die Blüten mit feinen Haarpinseln bestäuben müssen, da die Insekten fehlten, die die Bestäubung vollziehen konnten. Als man jedoch eines Tages Bienenvölker einführte, zeigte sich, daß die Bienen dem Menschen die ganze gewaltige Arbeit abnahmen: im Laufe eines einzigen Tages bestäubte das fleißige Bicnenvälkchen rund 15 Millionen Vanilleblüten. Infolge des jahrhundertelangen Anbaues— denn schon die Azteken Mexikos kochten ihr„chokolatl"- Getränk mit diesem Gewürz— ist die Vanille heute so„kultiviert", daß ihre Samen die Keimfähigkeit fast gänzlich verloren, haben und die Pflanze deshalb durch Siecklinge vermehrt werden muß. Wenn die Vanilleschote geerntet wird, ist sie noch grün, unreif und völlig duftlos. Erst ein monatelanger, unter gleichzeitiger Erwärmung erfolgender Trocknungsprozeß läßt aus den Schoten das Vanillin, den köstlichen Duftstoss, in Form seiner Kristalle austreten, der den Früchten außen anhaftet. Der einst so hohe Preis der Vanillcschote hat in neuerer Zeit freilich eine starke Senkung erfahren muffen, da man entdeckte, daß man Vanillin auch künstlich herstellen kann. Aus dem Holzsaft junger Nadelbäume wie auch aus einem im Nelkenöl enthaltenen Körper läßt sich heute Vanillin in jeder ge- wünschten Menge herstellen und 20 Gramm dieses künstlichen Produkt» haben dieselbe Wirkung wie ein Kilogramm echter Banillescholen. Der Z I m t b o u m, heute auf Ceylon heimisch, ist ein Lorbeer- gewächs mit weißlichen, seidigbehaarten Rispenblllten. Er stand in der älteren Tertiärzeit auch in den Ostfeewäldern. den sogenannten „Bernsteinwäldern": in diesen Wäldern wuchsen auch die Kiefern, au» deren Rinde das Harz floß, das im Lause der Jahrmillionen zum Bernstein versteinerte. Im Jahre 1858 fand man in einem Stückchen Bernstein ein so gut erhaltenes Zimtbaumblatt einge- schloffen, daß es sich ohne weiteres erkennen und bestimmen ließ. Der Zimtbaum ist In seiner Heimat ein wichtiger Nutzbauin, dessen Holz, Wurzeln und Blätter aus die mannigfachste Weise verwandt werden, während aus seinen Früchten ein Pflanzenöl gewonnen wird. Wenn man aber den Zimtbaum zum Zweck der Gewürz-, d. h. der Rindengewinming anbaut, so läßt man ihn nur zu einem 2 bis 3 Meter hohen Strauch mit etwa daumdicken Zweigen aus- wachsen, die— als Schößlinge— alljährlich zweimal geerntet werden. Nach einem kurzen Gärungs- und Trocknungsprozeß werden die sorgfältig geschälten und von der Borke befreiten Nindenslücke sortiert und sind damit auch schon versandfcrtig. Schon in früherer Zeit gelangte, als kostbarstes aller Gewürze, der Zimt aus den Tropenländern nach Griechenland . Die Händler, die ihn brachten, umgaben ihn mit einer Legende, um seinen Preis zu rechtsertigen. Die Kostbarkeit des Zimts veranlaßte die Holländer schon im 17. Jahrhundert, sich das Zimtmonopol zu sichern. Der hohe Ziintpreis war«in stärker Anreiz zur vermehrten Gewinnung diese» GeMÜrzes, und schkiehtich hatten die Händler so gewaltige Zimtmengen angesammelt, daß sie nicht mehr mußten, wo sie ihre Bestände anbringen sollten. Billiger aber durste der Zimt nicht werden, und so blieb denn nichts anderes übrig, als von Zeit zu Zeit, wenn sich wieder zuviel Zimt angesammelt hatte, den lieber- fluß zu— verbrennen. Der Forscher Reinhordt berichtet, daß ein Franzose im Jahre 1760 einer solchen Aimtocrbrennung in Amster- dam beigewohnt habe. Es seien dabei für 16 Millionen Zimt ver- brannt worden, und der Brand hätte weithin einen köstlichen Duft verbreitet. Die Rinde eines den, Zimtbaum sehr nahe verwandten Baumes kommt unter dem.Nome» K a s s i a in de» Handel und kann ganz gut als Ersatz des Ceylon-Zimts gebraucht werden, obgleich sie diesem an Aroma nicht gleichkommt. Die halb fruchtreifen Blüten des Kassia-Zimtbaumes bilden getrocknet die sogenannte „Zimtblüte", die.�iintnägelem", mit denen die Hausfrauen in alter Zeit de» abendlichen Schlaftrunk zu würzen pflegten. Auch unsere Gewürznelken sind nichts anderes als die Blütenknospen eines Baumes, und zwar des schönen, immergrünen
wird nicht mehr tn der Kälte und in, Froste am Markt sitzen, sondern in Euren Zimmern!" .Muck" plauschte mit einem kalten Lächeln um die bitter geschlossenen Lippen. Am Fronleichnamstagc verkaufte sie am Hrwdschiner Ringe kleine Kränze aus Hagedorn. Als sie dann wieder zu mir kam, sagte sie: „Es war noch ein buckliges Mädchen dort. Es trug ein Seiden- kleid. Di« Frauen sagten, daß es ihm die Mutter aus ihrem Hochzeitskleid übernäht hätte, um ihm den Höcker zu verdecken. Ich bin auch ein Krüppel. Die Leute haben mich doch geschimpft!" Sie weinte«in bißchen und ihr Weinen raschelte in ihrem engen, hervorspringenden, kleinen Brustkörbe. Während der Winterzeit Nebte sie mit ihrer Mutter Papierketten und vor Weihnachten standen sie damit unter den Lauben und ver- kauften si«. Metten auf fremde Weihnachtsbäume," sagte„Muck." « Ich übersiedelte aus jener Gaffe und bezog ei»« neue Wohnung. Später übersiedelt« auch„Muck" und so kamen wir einander aus den Augen. Aber eines Abends, im Winter, trat ein etwa sechzehnjähriges Mädchen bei mir ein, man sah der Armen die Unterernährung an, und sie begann mir zu erzäfflen, daß sie mich in Prag gesucht hätte. ,Bch bin froh, daß ich Sie gefunden habe. Die Frau Stenz! läßt sie schön bitten, zu ihr zu kommen, das Mariechen ist sehr krank!" Ich wußte weder, wer die Frau Stenz! war, noch das Mariechen. „Sie wohnten doch neben Ihnen, das Maiieche» pflegte Si« zu besuchen. Und jetzt ruft sie beständig nach Ihnen und will Sie sehen!" Mariechen war also„Muck" Ich begab mich mit dem Mädchen durch die engen Gaffen der Altstadt in den geräumigen Hof eines allen Hauses, stieg im Dunkeln, die feuchten Wände de« Stiegenhause» abtastend, in eine Keller- wohnung herunter, sucht« die Türe, die das Mädchen endlich vor mir öffnet«, nachdem sie die Klinke gefunden hatte. Stufen aber führen weiter, ins Zimmer selber, herunter. Ich stieg weiter herab und befand mich nun in einer Stube, deren kleine Fenster sich unmittelbar unterhalb der Zimmerdecke befanden. Der Raum war mit einer rauchenden Petroleumlampe beleuchtet und wurde von zwei Familien
und auf den Molukken einheinrschen Gewürznelkenbaumes. Des Schmuckes seiner zuerst grünen und dann tiefroten Blüten darf sich dieser Baum aber nicht lange ersreuen, denn sie dürfen nicht zur Entfaltung gelangen. Nur als Knospen enthalten sie das ätherische Ocl, das ihnen den kräftigen aromatischen Würzgeschmack gibt. Gc- brauchsfähig sind die Gewürznelken ziemlich schnell. Nach kurzen, Aufbrühen in heißem Wasser werden sie durch Rauch und Sonnen- wärme getrocknet, sodann gesiebt, worauf sie gleich verpackt werden können. So manches schmackhaftes Weihnachtsbackwerk ist mit I n g w c r gewürzt, dessen eigentümlich brennender Geschmack vielen Menschen besonders zusagt. In Ostindien, seiner Heimat, ist der Ingwer so geschätzt, daß man ihn fast jedem Gericht beimischt. Dies geschieht allerdings hauptsächlich deshalb, weil er als verdauungsfördernd gilt, weshalb man ihn auch bei uns zur Bereitung der sogenannten „Magenbrote" verwendet. Die Engländer brauen aus Ingwer ein gutes Bier, aber am besten schmeckt er in Form der in China und Indien hergestellten Konfitüren, die, in Steinkrüge gefüllt, alljährlich durch die ganze Welt versandt werden. Für den Handel wird die Ingwerwurzcl vorbereitet, indem man sie entweder kocht und nachher trocknet, oder aber erst schält und hieraus an der Sonne bleicht. Je nach der Vorbehandlung wird er dann schwarzer oder weißer Ingwer genannt. In die Reihe der Backgewürze gliedert sich auch der Anis ein, der, obwohl ursprünglich aus Aegypten und Griechenland stammend, längst in unserer deutschen Flora heimisch geworden ist. In aller Zeit schrieb man dem Anis alle möglichen kräftigenden Eigenschasten zu: er sollte jung machen, den Appetit reizen und süße Träume ver- schassen, und auch heute noch werden die Amskörner— destilliert als Anis-Oel und Anis-Esienz— in der Apotheke verwandt. Haupt- sächlich war der Anis aber schon von jeher als Würze zum Backwerk beliebt, besonders aber im gcwürzliebenden Mittelalter, wo er fall jeder süßen Backspeise beigemischt wurde. Die allgemeine Vorliebe für das Anisaroma brachte später auch den in Ostasien vorkommen- den S t e r n a n i s in den.Handel. Nicht im entferntesten mit dem echten Anis verwandt, besitzen die Früchte des Sternanisbamnes dennoch einen so typischen Anisgeschmack, daß sie ebenso wie Anis verwandt werden können. Das aus dem Sternanis destillierte ätherische Oel eignet sich, gleich dem Anisöl, vorzüglich zur Her- stcllung feiner Süßliköre, weshalb der Sternanis im Handel eine ziemlich wichtige Rolle spielt. Nur hat er leider einen fatalen Doppclgänger, den unechten Sternanis, der ihm sehr ähnlich sieht. aber giftig ist. Glücklicherweise unterscheidet ihn aber sein kampser- artiger Geruch vom echten Sternanis, so daß Verwechslungen nur selten vorkommen.
Die größten paläolilhlscheu Stationen der Erde. In der Münchener Gefellschost für Anthropologie machte der Kustos am Mährischen Londcsmuseum. Pros. Karl Absolon , Mitteilungen über die in den letzten Jahren vorgenommenen Ausgrabungen in den Polauer und Wisternitzer Bergen in Mähren , aus denen nicht nur hervorging, daß es sich bei diesem Grabungsgebiet um die weitaus größten paläolithischen Stationen der Welt handelt, sondern die auch sonst überraschende Einzelheiten enthielten. Die in ungeheure,' Zahl gefundenen Mammut knochen erwiesen sich bei der nähere» Untersuchung als durch die Menschen jener etwa 65 000 Jahr« zurückliegenden Zell bereits soitiert, auch waren die meisten abge- brachen und teilweise verbrannt, so daß Absolon zu der Vermutung kommt, daß jene Mammutjäger mit Knochen geheizt haben. Die Stationen gehöien der Aurignaczeil, und zwar der frühen Periode, an. Die auch in anderen mährischen Gegenden gemachte Fest- stellung, daß zwischen den ällesten Fundschichten und denjenigen noch etwa 6000 v. Chr.«ine große, vollkommen« fundleer« Schicht liegt, scheint zu beweisen, daß Mähren über ei» Jahrtausend ganz unbewohnt gewesen ist. Ron großer Bedeutung sind auch die"aus- gefundenen Gerät« und Bildwerke: tmtcr jenen fallen Sägen und Wurfsteine aus, wie sie bisher in Aurignacien noch nicht gefunden wurden, unter diesen sind plastische Tkirstellungen von Tieren und Menschen bemerkenswert. Nach den Schädelfunden kann es sich hier möglicherweise um eines der gesuchten Zwislbennsteder zwischen Neandertaler und Ero-Magnon- bzw. Aurignac -Rasie handeln, so daß die mährischen Funde vielleicht auch über die Rassenerhällnisse der Altsteinzeit und damit über die Entwicklung der Menschheit überhaupt ncuös Licht verbreiten werden.
bewohnt. Durch eine unsichtbare Linie schien er in zwei Wohnungen abgeteilt. In der einen Hälfte, beim Ofen, kniete„Muck" auf einem durch- wühiren. mit schmutzigen Federbetten bedeckten Bette. Der Leib des armen Mädchens war angeschwollen, der Bauch wie bei Wasser- süchtigen gebläht, ihr Gesicht hätte eine bläuliche Farbe und schien über das eigene, furchtbar« Entsetzen entsetzt. Sie sogt«:„Mama, leih' mir deinen Arm, damit ich mich auf ihn, ausruhen kann!" Sie erkannte mich und wurde noch trauriger und bitterer: „Ich ließ Sic holen. Ich will Sic sehen. Ich will, daß mir jemand einen Kranz aufs Grab gibt! Niemand hat Geld. Die Mama hat alles für die Apotheke ausgegeben. Und ich muß sterben. Ich habe es nicht erlebt, worauf ich warten wollte! Also will ich wenigstens einen Kranz mit schönen Blumen aufs Grab haben!" Sic stöhnte vor Schmerzen, die sie peinigten, und mußte ver- stummen. Ihre kleine, gelbe Mutter weinte. „Gott hat mir einen Krüppel gegeben, aber wenigstens hatte ich diesen. Wer jetzt bleibe ich verlassen. Und was das arme Menschen- kind leiden muh! Wenn sich der liebe Herrgott nur erbarmen wollte!" „Muck" erlangte wieder einigermaßen das Bewußtsein, sie richtete sich in ihrem schmutzigen, verdrückten Bett geradeaus, schwer Atem hvlelid und nach jedem Worte pausierend, sprach sie mir einer durch ihre Brustkrankheit ganz heiseren Stimme, in Tränen aufgelöst: „Und dann geben Sie— der Mama— einen Fünfer— für das Grab. Wissen Sie— weshalb ich mein eigenes Grab will? Ich will nicht im Massengrab sein— und wenn einmal— und das wird bald sein— sich alles verändert und bessert— kommen Sie zu mir dam, — und erzählen Sic es mir— ich bitte Sic— es mir erzählen: dort im Massengrab würde ich es vielleicht nicht hören— daß— daß — schon auf der Welt Gerechtigkeit sein wird." In diesem Augenblicke starb die kleine Märtyererin„Muck". „Muck" hat auf dem Wolschoner Friedhof(bei Prag ) ihren kleinen Grabhügel mit einer Auffchriit. Es brennen«ine Menge kleiner Kerzen darauf und um Weihnachten herum pflegt dort ein Bäumchen, mit Papierketten geschmückt, zu stehen. Wann immer ich vor dem Neinen Grabe stehe, scheint es mir, daß sie warte, gespannt horch« und wieder warte. Nur, daß ich ihr nichts-mitzuteilen habe. (Berichttgte Uebersetzung von 5. St«i»»an n.?