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Nr. 598+ 44. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

ous Montag, 19. Dezember 1927

U- Boot- Katastrophe in Amerika   Goldener Sonntag im Schnee.

Mit 43 Mann untergegangen.

Einige sollen noch am

Leben sein. Die Rettungsaktion.

In der Nähe der Küste von Maffachusetts ffleß das Unter. feeboot S4 mit einem Süstenschiff zusammen. Das Unterfee­boot, das 43 Manu Besatzung an Bord hatte, jant sofort.

Provincetown  ( Massachusetts  ), 18. Dezember.

Ein zur Untersuchung des gesunkenen Unterfeebootes S 4 her untergelaffener Taucher, der das Brad genau untersucht hat, erzählt, das in das Unterseeboot gestoßene Loch sei größer als das in dem vor zwei Jahren von der City of Rome" gerammten Unter­feeboot S 31. Das Led befinde sich mittschiffs an der Steuerbordfeite, unterhalb des Rommandoturms. Nach seiner An ficht könnten sich noch lebende Personen im hinteren Teil des Schiffes befinden. Er habe durch Hammerschläge auf den Schiffsrumpf Zeichen gegeben, woraufhin er im Innern des Unterfeebootes Klopfen gehört zu haben glaube. Eine sofortige Bestätigung dieser Daistellung des Tauchers war nicht möglich.

Washington  , 19. Dezember.

Das Marinedepartement wurde benachrichtigt, daß Taucher fest. stellten, daß sich in dem Torpeboraum des Unterfeebootes S4 jechs Mann am Leben befinden. In das Unterseeboot wurde Luft ge­pumpf und zwischen den Tauchern und den Leuten im Torpedoraum durch Klopfzeichen eine Berständigung herbeigeführt.

Gute Weihnachtsgeschäfte?

Auch der goldene Sonntag stand mieber, wie sein Vorgänger, der Silberne", im Zeichen des stärfften Berfehrs. Schon von der zweiten Rachmittagsstunde an, wo die Geschäfte ihre Tore öffneten, mogte ein endloser Menschenstrom durch die Straßen der Innen­stadt. Besonders die Leipziger Straße   und Friedrich. ftraße sowie die Gegend um den Alexanderplatz   herum, wiejen zeitweile eine beängstigende Fülle auf. Die Warenhäuser, wohl das Ziel der meisten Kauf- und Schauluftigen, fonnten sich über schlechten Befuch nicht beklagen. Alle Berkaufsabteilungen, ohne Unterschied, waren start frequentiert. Auch in den Außen­bezirken haben die Geschäftsleute mit allen Mitteln gearbeitet, um die Kauflustigen durch Schaufensterausstellungen und Lichtreflame festzuhalten. Der Weihnachtsbaumhandel, der sich an allen Plägen und Straßen aufgetan hat, ging schon flott von­ftatten.

Großtag der Kleinhändler.

Die Brandung wogt. Wie ein Polyp stredt diefes Straßen­stüdchen mit seinen start frequentierten Kaufläden seine Fangarme aus und alles, was im Bereich feiner Nähe liegt, strömt, magnetisch hingezogen von all der glizernden, glänzenden, lodenden Bracht New York  , 19. Dezember. dahin. Bom frühen Nachmittag an find alle Berkehrsvehitel nach der Tauenhlenstraße, wo weihnachtliche Milch und Honig zu fließen Ueber den Zusammenstoß zwischen dem früheren Zerstörer scheinen, zum Bersten voll. Auf der Straße wälzt sich eine unüber­Baulting" und dem amerikanischen   Unterfeeboot S4 werden jehbare Menschenmasse, flantiert vom Heer der Straßenhändler. jegt folgende Einzelheiten bekannt. Das Küstenschiff Paulding", ein früherer Zerstörer, fuhr nach dem Hafen Provincetown  , als der Echt- französische Kelfefför"( schreibe wie du sprichst) und dazu noch ein Fläschchen Schipper- Barfüm" eine Mart, bitte riechen", und das Kapitän plötzlich erkannte, daß er auf des Unterfeeboot S 4 zufahre, Fläschchen wandert gleich einem töstlichen Riechfalz die Runde ent­das furz vorher untergetaucht war und sich wenige Meter unter der Oberfläche befand. Der Kapitän konnte nicht mehr ausbiegen. Bei lang. Ein weiterer Schlager Oh de Kologne" für 50 Pf. Sie glauben nich?" und schon ergießt sich ein ebenso duftender wie ausgiebiger dem Zusammenstoß wurde das Schiff Paulding sehr start er. schüttert und erhielt ein großes Led unterhalt des Rumpfes, so daß Regen auf Köpfe, Hände und Ueberkleider der Umstehenden. Eine Armbanduhr, Schweizer   Wert mit Brillanten für ganze 50 Pfennige, große Baffermengen in das Schiff eindrangen. Es fonnte mur Krawatten 1 Mart. Bananen 10 Pfennige, dazwischen wieder heiße noch ein Rotsignal und einen Funtspruch nach Washington   abgeben Maronen. Der reinste Turmbau von Babel, und die fehenslustige, und mußte dann mit Bolldampf dem Hefen zufahren, den es noch gutgelaunte Menge bleibt stehen, hört sich den rednerischen Niagara­im legten Augenblick erreichte, wo es fofort ausgepumpt wurde. fall an und vicle taufen jogar einiges. Im Warenhaus find Die zu der Unglücksstelle herbelellenben Schiffe erfannten an einem großen Delfied, wo das Unterfeeboot gefümerielager. wo die Berkäuferinnen heute sogar als lebende Fa einige Abteilungen ganz besonders belebt, zum Beispiel das Bar­funten war. Das Wasser ist dort 150 Fuß tief, so daß an genommen wird, daß das Unterseeboot 150 Fuß tief gefuntfen ist. britmarte foftümiert erscheinen, dann die Herrenartifelabteilungen, wo die männliche Begleitmannschaft auch einmal ihre bescheidenen Bünsche im Rahmen eines Schals oder einer Krawatte äußern darf. Ein schier lebensgefährlicher Trubel herrscht in der Spielwaren­

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Derthel Egloffftein wieder vor Gericht. abteilung und am Radiolager. Er spekuliert auf die noble Verwandtschaft. Ein sehr schlechtes Geschäft machten am gefirigen ,, Gol­denen Sonntag die Laden und Taschendiebe. Die Kri In den letzten Jahren ist der bekannte und vielseitig begabte minalpolizei hatte zahlreiche Beamte der Laden und Taschendieb. Hochstapler Ludwig Derthel, alias Freiherr   v. gloff. ftahlsstreifen ausgesandt, und die großen Geschäftshäufer hatten ihre ftein, in Moabit   Stammgast geworden. Immer wieder beschäf. eigenen Detektive ebenfalls auf die Beine gebracht. Someit bisher tigt er die Gerichte, und steht er einmal zufällig nicht vor den Berbekannt ist, find dank dieser scharfen Kontrolle teine größeren Diebstahle vorgekommen Die einzige Ausbeute waren zwei tretern der Justiz, bann beschäftigt er eben die Deffentlichkeit Ladendiebinnen, die in Kaufhäusern der Leipziger Straße   aufgetreten Durch einen fühnen Ausbruch aus bet Strafanstalt oder einen maren. Außerdem wurde am Aleranderplaß ein Taschendieb frechen Streich, ben er braußen ausführte. festgenommen.

Heute beginnt vor dem Großen Schöffengericht in Moabit   unter dem Borsiz des Landgerichtsdirektors Rüdert ein neuer Prozeß gegen Derthel Diesmal handelt es sich freilid), Don einigen fleinen beiläufig und gewohnheitsmäßig verlibten Be. trügereien abgesehen, nur um Attenbiebstahle, die Derthel im Kriminalgericht ausführte. Für die Aften suchte er denn Interessenten, denen an der Beseitigung ihrer Strafatten gelegen war, was man manchmal wohl nachfühlen tann. Dabei ist Derthel in einem Falle auch als falscher Kriminal beamier und nachher als Rechtsanwalt aufgetreten. Es drehte sich dabei um die Einsichtnahme in die Aften der Freundin eines Bekannten von Derthel, die in Fürsorgeerziehung übergeben werden sollte. Alls vorgeblicher Kriminalbeamter, der fich auf einer Reise nach Magdeburg   befand, erschwindelte er sich bei einem Berliner   Rechtsanwalt Vollmacht, diese Aften beim Amtsgericht einzusehen. Unter der Adresse Rechtsan walf Dr. Derthel" ließ er sich dann die Aften nach Berlin  schicken. Als diese dann aber nicht an seine Adresse, sondern an das Amtsgericht Schöneberg   gingen, erschien er auch dort als Rechtsanwalt, und bei der Attendurchficht gelang es ihm, wichtige Blätter an sich zu nehmen.

Weihnachtsfeier Baumschulenweg.

In den Straßen der Stadt quetschen und schieben sich die Menschen im lebensgefährlichen Gedränge. Hier braußen mertt man nichts von all dem beangstigenten Trubel. Die Straßen liegen still in ihrem weißen eide. In der feftlich geschmüdten Aula des Lyzeums, Baumschulenstraße, veranstaltete die Abteilung Baumschulenweg eine Feier. Von den Wänden grüßen die Fahnen, das Poduium flantieren zwei mächtige, bren nende Weihnachtsbäume und baneben stehen junge Menschenkinder und fingen Festeslieder, nicht gerade folche aus dem Kirchenlieber­schap, aber frogtem nicht weniger feierliche. Aus den jungen Ge­mütern flingt richtige Beiheftimmung, wie sie da im schlichten, stillen Chorgesang ihr Weihnachtswünschen offenbaren. Auf die aber, die da unten fißen, groß und flein, alt und jung, springt der Funte über. Genoffe Künstler schürte ihn zu leuchtender Glut, als er vom Weihnachtsfest sprach, wie wir es feiern wollen und von feiner wirklichen Bedeutung, die wir diesem Feste geben. Nicht als Kirchenfeft empfinden wir Weihnachten, sondern als ein Ge­denten beffen, was wir Sozic liften am Bau des großen Bertes " Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" noch zu leiften haben. Chriftus war der große Revolutionär, ber der Menschheit die Machtstellung geben wollte, durch Zusammenschluß und Stärte in der Gemeinschaft das große Heer ihrer Ausbeuter zu besiegen; die Religion von damals, die er predigte, wollen wir als die Religion der Gegenwart, die Religion der Freiheit und des Menschenrechtes verkünden. Nur der internationale Sozialismus tann biefe große Kulturbewegung vollbringen; wir gehören zu. sammen, find eine Edicfalegemeinschaft burch Solidarität und werden uns den Weg bahnen in das Land des Friedens. Kommt mit, helft uns!" Dies ist die geschichtliche Mission des Proletarters. Nach dieser Rede, die Stürme der Begeisterung wedte, boten Mit

Wohnungseinbruch in Halensee  .

Wiederholt hat sich der Angeklagte bei seinen morgen zur Ber. handlung stehenden Straftaten wieder des Namens Freiherr D. Egloffft ein bedient, und er ließ sich unter diesem Namen auch in bas Gefangenenregister eintragen. Deshalb ist er auch wegen falscher Namensführung und intellettual. ler Urtunbenfälschung angetlagt. Daß Derthel so sehr an feinem Freiherrntitel hängt, het neben dem Umstand, daß auch heute noch ein schöner Name auf die ewig Dummen eine starte An­ziehungskraft ausübt, einen besonderen Grund. Er führ einen hartnädigen Kampf um den Namen Freiherr   v. Egloffftein, den sein Bater vor seiner Geburt abgelegt hatte. Bor zwei Jahren war bei dem großen Hochstaplerprozeß diese Angelegenheit durch das zuständige Geric eingehend geprüft worden, und man hatte dem Angeklagten tas Recht auf den Freiherrntitel abge. ( prochen. Derthel meinte jeboch, daß sein Bater unter einem. unfittlid en 3wange veranlaßt worden sei, den Abelstitel abzulegen: die adelsstolze Verwandtschaft habe seine Notlage ausgenugt, fie fei mit dem niederen Range des Familienmitgliedes als Bellauf­feher nicht einverstanden gewesen. Nun haben inzwischen die Rechts­anwälte des Derthel die Genehmigungsurkunde des Königs von Bayern   ermittelt, durch die bem Freiherrn Christian D. Egloffstein, dem Vater des Hodstaplers, gestattet wurde, sich in Sutunft Christian Derthel zu nennen. Daher ist ber ungeklagte auch cls Ludwig Derthel in das Dresdener Geburtsregister eingetragen. Die königliche Verfügung soll aber den Baffus enthalten: unbe­schadet der Rechte Dritter". Daraus wird gefolgert, daß der Namensverzicht sich, sofern er nicht schon aus anderen Gründen als ungefezlich zu betrachten wäre, nicht auf die Nachkom men beziehe. Für Derthel bedeutet aber der Kampf um den Namen Freiherr   v. Egloffftein eine sehr wertvolle Speru. lation. Sollte nämlich sein Anspruch auf den Namen Freiherr  v. Egloffstein   gerichtlich anerkannt werden, dann würde es sich das reich begüterte Adelshaus höchst wahrscheinlich ein beträcht liches Pöstchen von Tausendmarkscheinen testen laffen, um den bereits mit Zuchthaus vorbestraften Derthel- Egloff ftein zu einem freiwilligen Berzicht auf diefe. Namens­führung zu veranlaffen. Der 1. neue Prozeß Derthel- Egofffftein wird wahrscheinlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.

3m Beruf getötet. Der Eisenbahnschaffner Wilhelm Bange aus Dallgow   wurde am Sonntag um 16,30 Uhr beim Ueber schreiten der Bahnaleile in Staaten von einem D.3ug gefaßt und getötet. Man brachte die Leiche ins Schauhaus.

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glieder der Städtischen Oper, die ihre Stunft ohne jedes Entgelt in ben Dienst der guten Sache gestellt hatten, Mufit- und Gesangs­portrâge. Für die ganz kleinen gab es in einem anderen Gaafe luftige Märchenfilme und bunte Teller".

Großer Wintersportverkehr.

Aber nicht alle hielt der goldene Sonntag in der Stadt zurück. Und so zogen denn schon in den frühen Vormittagsstunden große Scharen, mit Stiern, Rodelschlitten und Schlittschuhen bewaffnet, hinaus ins Freie, in die prächtige Schneelandschaft des Grunes waldes. Die 11- Bahnzüge nach Dahlen   und dem Thielplak trugen zeitweise das Gepräge der Münchener   Wintersportzüge. Stier neben Stier und dazwischen Robelschlitten. Es war draußen auch prachtvoll! Seit Jahren hat es für die Berliner   nicht eine so gute und einheitliche Schneebecke für den Wintersport gegeben. Auch die Oranienburger   Strecke, und in der entgegengesetzten Rich tung, Friedrichshagen  , war das Ziel vieler Wintersportler. Be. merkenswert ist die Tatsache, daß sich trotz des starten Betriebes, Ser fich an einigen Stellen entwickelte, es außer einem glimpflich verlaufenen Rodelunfall, nirgends zu Inglücksfällen gekommen ist.

Die Berliner   Verkehrszahlen des goldenen Sonntags reichen nicht ganz an die des Borsonntags heran. Der Haupt­ansturm herrschte von 16 bis 19 Uhr, und die Fülle nahm oft be angstigende Formen an. Die Berkehrsichupo forgte für eine glatte Abwicklung des Wagen und Fußgängerverkehrs, was für die Be amten, besonders in der Leipziger Straße   und Friedrichstraße, keine leichte und angenehme Arbeit war. Auf der Stadt..und Ringbahn wurden rund eine Million Fahrkarten ausgegeben. Die Autobusse wurden von 425 000 Fahrgästen benutzt. Die

och und Untergrundbahn- Gesellschaft hatte blee felbe Berkehrsdichte wie am silbernen Sonntag, rund 560 000 Fahr. gäfte. Den Retors hält wieder die Straßenbahn, die insgesamt 1600 000 Personen beförderte.

Kälte in aller Welt.

Aus allen Teilen Europas   laufen Meldungen über die außer ordentlich scharfe Kälte ein. Steffin, 19. Dezember.  ( Eigenbericht.) Geit zwei Tagen herrscht an der Ostseeküste ein Schneetreiben wie es feit Jahren nicht mehr beobachtet ist. Auf den Verkehrs straßen find stellenweise haushohe Schneeschanzen zusammengeweht. fo daß Autos und Fuhrwerte stecken bleiben. Einzelne Drie sind vom Berkehr völlig abgeschnittent.

Wien  , 19. Dezember.

In Wien   herrscht seit einigen Lagen ungemein ftrenge Säffe verbunden mit heftigem Schneefall, der sich besonders im Verkehr sehr unangenehm bemerkbar macht. Es tam mehrfach zu Verkehrsstörungen. Gestern abend blieb ein bidtbejezter Bofalzug in der Umgebung von Wien   im Schnee steden. Schneepssige mußten stundenlang, arbeiten, um den Zug wieder freizumachen. Auf zahlreichen Stationen der Südbahn   wickelt sich der Vertehr infolge der vereisten Weiden unter größten Schwierig. feiben ab. Es tam zu großen Zugverspätungen.

Condon, 19. Dezember.

Im Aermettanal herrscht stürmisces 23 etter. Bahlreiche Dampfer haben große Berspätumeen erlitten. Aus allen Teilen Englands und Schottlands   tommen Berichte von großer Kälte. Die Pferderennen in verschiedenen Städten mußten heute

Paris  . 19. Dezember.

Die Temperatur ist im Laufe der Nacht in ganz Frank. reich weiter gefunten. In Baris muiden heute morgen über 10 Grab alte verzeichnet. Aus der Brovinz wurren bis 18 Grad Kälte gemeldet. Auch im Süden Frankreichs   herricht starkes Frostwetter. In Marseille   zeigte das Thermometer am Sonntag in den Mittagsstunden 10 Grab unter Null. Es sind bereits mehrere Todesfälle infolge der Kälte zu verzeichnen.

Warschan, 19. Dezember.

In ganz Bolen herrscht starker Froft. In Warschau   zeigte bas Thermometer 16 Grad, während in Wilna   jogar 25 Grad Stälje verzeichnet werden. Riga  , 19. Dezember.

Nach Mostaner Meldungen herritt in Südrußland oroße Kälte. In der Utraine ist die Temperatur an vielen Orten bis unter 30 Grad çefunken. Der sibirische Expreß hat sich um 48 Stunden verfpatet, meil die Linie vollständig pet­schneit und vereist war. Zur Freilegung der Strecke mußte stellen­weise die Bevölkerung der umliegenden Dörfer fowie Truppen derangezogen werden.

Kowno  , 19. Dezember.

Aus Jakutsk  ( Nordostsibirien) wird furchtbare Kälte gemeldet. Das Thermometer ist auf 52 Grab unter Rull gefunken. Kräben, bie ihre Nester in der Suche nach Nahrung verlassen, erfrieren während des luges und fallen als Cisklumpen auf den Boden. Unter der Bevölkerung sind bereits zahlreiche Opfer der Kälte festgestellt worden.

für etwa 4000 bis 5000 Mart Hüte und Belze. Dann burch stemmte fte eine Band zu dem daneben liegenden Konfettions. gefchäft von Salomonsohn und erbeutete hier für 11.000 bis 12 000 mart fertige Sachen und Kleiderstoffe aus Bolle und Seibe. Mit der schmeren Beute enitamten die Ver. brecher ungefehen durch das Hoffenster.

Arbeitslosigkeit und Hunger als Ursachen.

wurde am Sonntag abend die 48jährige Frieda Suchland und deren 26 Jahre alter Freund, der Mechaniker Paul May  , burch

Für 15 000 Mart Beute bei einer Zahnärztin. Einer in der Albrecht Achilles- Straße in Halen fee wohnenden Zahnärztin wurde am Sonnabend nachmittag die Bohnung bis auf die Möbel ausgeräumt. Das Haus gehört zu einem großen Blod von Neubauten, von denen einige schon bewohnt find, während an den anderen noch gearbeitet wird. Die zahlreichen Doppelfelbstmord in der Wilhelmstraße Gerüste und Beitern ermöglichen den Einbrechern ein bequemes hinaufsteigen, und die modernen fladen Dacher laffen fidh ohne Lebensgefahr überqueren. Auch in diesem In threr im Hause Wilhelm ftr. 24 gelegenen Bohnung Dächer laffen sich ohne Lebensgefahr überqueren. Auch in diesem Falle find die Verbrecher, nachdem die Arbeiter die Bauten verlassen hatten, ohne Zweifel über die Dächer herangekommen. Außer 500 Mart barem Gelde erbeuteten sie die gesamte Garderobe der Dame, dazu Schmuckfachen und zahlloje zahnarztliche Instrumente, 300 Bohrer, Goldkronen. 500 Blodzähne, fechs fertige Goldzähne, 12 Mundspiegel, eine Bohrmaschine von ber Firma Aich u. Sohn und eine Kaffette mit Goldblechen. Der Ge­famtwert der Beute beläuft sich auf nicht weniger als 15 000 Mart. Als die Aerztin gegen 7 Uhr von einem Ausgang heimfehrte, waren die Verbrecher mit ihrer reichen Beute bereits verschwunden. Für bie Bieberbefchaffung des gestohlenen Gutes, das zum großen ett u. R. gezeichnet ist, wird eine hohe Belohnung zu gesichert.

Doppeleinbruch in Neukölln.

3wei nebeneinander liegende Geschäfte wurden in der Nacht zum Sonntag von Einbrechern schwer heimgesucht. Die Bande brang auf dem Grundstück Berliner Straße   35/39 von der Hoffette her zuerst in das Hutgeschaft von Thellmann ein und stahl hier

Gas vergiftet tot aufgefunden.

Frau S., die vor längerer Zeit gefchieden wurde, bewohnte mit Paul M. im Quergebäude des Hauses Wilhelmstr. 24 eine aus Küche und Stube bestehende Wohnung. Am Sonntag abend gegen 21 Uhr bemerkten heimkehrende Hausbewohner auf dem Treppent­flur starten Gasgeruch, der aus der Wohnung der Frau S. orang. Als auf Klopfen niemand öffnete, wurde das zuständige Polizeirevler benachrichtigt. Mehrere Beamte verstaffen sich ge= waltham Eincang in die Wohnung und fanden das Boar in dem mit Gas erfüllten Schlafzimmer tot auf. Die Leichenftarre war bereits eingetreten. Ein hinzugerufener Arzt stellte seit, daß der Tod vermutlich schon am Sonnabend vormittag eingetreten ist. Wie aus hinterlassenen Briefen hervorgina, haben die Lebensmyiben im cegenseitigen Einverständnis gehandelt. Nahrungssorgen, als Folge längerer Arbeitslofipfeit des M. und Nerven­zerrütung der Frau, find der letzte Anlaß zu dem gemeinsamen Verzweiflungsschritt gewesen.