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44. Jahrgang

297

öchentlich 70 Pfennig, monatlic Reichsmart, im voraus zahlbar. tar Streifband im In- und Ause and 5,50 Reichsmart pro Monat

10ba Bormårts mit ber tinftrier ten Sonntagsbellage Bolf und Zeit fowie den Beilagen Unterhalbing und Wiffen Aus ber Filmmelt, Stadtbeilage Frauenstimme",

Der Kinderfreund Jugend- Bor märts". Blid in die Büchermelt", Rulturarbeit unb Technit

erscheint

mochentaglich zweimal

Sonntags und Montags einmal

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Dienstag

20. Dezember 1927

10 Pfennig

be etni patitge Nonpareillegeile 80 Pfennig. Reklamezeile 8.- Reichs mart Kleine Anzeigen" das fettge brudte Bort 25 Pfennig zuläffig zwet fettgedrudte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig, Stellengesuche das erste Wort 15 Bfennig, jedes weitere Bort 10 Pfennig Borte fiber 15 Buchstaben zählen für zwet Borte Arbeitsmart Zeile 60 Bfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft inben ftraße 3, wochentägl. von 8 bis 17 Uhr

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

edaktion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

ernsprecher: Donhoff 292-297 Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .

Sinowjew unterwirft sich.

Sündenbekenntnis der Ketzer von Moskau .

Riga , 20. Dezember..( Elgenbericht.)

rung der Methoden der katholischen Kirche im Kegerprozeß, felbft für die eigene Würdelosigkeit.

Eine große Zahl der von dem kommunistischen Parteitag in Rußland ausgefchloffenen oppofitionellen Führer, darunter& ame­new, Sino wjeff und Rader übermittelten der Schlußfihung new, Sino wjeff und Rader übermittelten der Schlußßigung des Kongresses eine Erklärung, in der sie ihre völlige vot- Opposition behaltlose Unterwerfung unter die Beschlüsse des Partei­tages feitstellen, die Irrtümlichkeit ihrer Ansichten be­tennen und sich bereit zeigen, jowohl ideologisch wie auch organisatoris völlig abzurüften.

Diese Erklärung, der sich Trotki und andere maßgebende Oppofifionelle nicht angeschlossen haben, so daß praktisch eine Spaltung der Oppofifion erfolgt ist, wurde von Ryfow unter all­gemeiner Spannung auf dem Patteltag verlesen.

Der Kongres lehnt es jedoch ab, auf den Inhalt der Erklärung einzugehen. Er beschloß lediglich, Einzelgefuche von Opposi­fionellen durch das Zentralfomitee der Partei entgegennehmen zu Laffen. Eine Entscheidung über diese Gesuche soll erst sechs Mo nate nach ihrer Einreichung erfolgen

Dem in der Schlußfihung neugewählten Zentralfomitee von 71 Person n gehören neben allen maßgebenden Berfönlichkeiten u. a. auch Stalin und Tschiffcherin an.

Der Mostauer Regerprozeß endet nicht mit dem Todes urteil gegen alle Ketzer, sondern mit dem reumütigen Günden bekenntnis derer um Sinomjem.

Die Opposition ist gespalten. Es zieht einen Teil wieder hin zur alleinfeligmachenden Kirche der russischen fommunisti schen Bartei, zu den Fleischtöpfen der Staatsstellen, zur Ge­borgenheit in der straff disziplinierten herrschenden Partei. Sie warfen die Sünde von sich und gingen wieder ein in den Kreis der Rechtgläubigen. Ich belenne, daß meine Lehre Irrlehre war, ich beflage meinen Irrtum.

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Sie haben sich löblich unterworfen, die Sinom je w und Radek und Kamenew . Wir kennen das schon: sie nennen das Bekenntnis zum follektivistischen Denken. Abkehr vom bürgerlichen Individualismus. Man muß für alles revolutionär flingende Namen erfinden, selbst für die Kopie

Man fonnte bisher bei aller Ablehnung der objektiv Opposition eine gemisse Tragit im Schicksal dieser Oppofitio­rückwärts weisenden Anschauungen der antistalinistischen festhalten am Dogma. Aber mit dieser löblichen Unter nell: n sehen. Sie wollten rein bleiben vom Irrglauben und merfung haben sie aus ihrem Schicksal eine Grotesfe gemacht. Sinowjew und Radek im Büßerhemd, nieder­fniend vor Stalin , damit er sie durch Handauflegung des Heils wieder teilhaftig werden laffe, das außerhalb seiner Kirche nirgends zu finden ist! Gestern noch war Stalin der Antichrist, der Verräter am reinen Leninismus. Gestern noch haben sie ihm vorge­rechnet, mit Gründen und Statistiken, daß seine Bolitit zu einem völligen Fiasto geführt habe. Gestern noch erklärten fie, ihr Gewissen gebiete ihnen, den Kampf gegen Stalin zu führen, heute aber erflären sie: Herr, mir waren im Irrtum. Broteste!

Sie müssen besonders organisierte Gewissen und Ge­hirne haben, die Radek und Sinomjem. Sie fennen nichts, dem sie treu find. Weder ihrer Bariet, noch ihren Schicksals genoffen in der Opposition, noch sich selbst. Könnten sie sich selbst zerspalten, sie würden es tun.

Diese Unterwerfung ist eine Brostitulerung sowohl des Berstandes mie des Gewissens, eine Ungeheuerlichkeit, ein fulturgeschichtlicher Rückschlag um Jahrhunderte.

Sie beleuchtet aber auch die Art von Freiheit, die unter der Diftatur in Sowjetrußland herrscht. Nicht nur die Aeußerung der eigenen Meinung ist gefnebelt, sondern die Meinung jeibst. nicht nur die Sprache, sondern das Gewissen. Nach der Spaltung der Opposition durch Sinowiem wird Stalin den Druck auf Tropft und die Seinen erst recht fortsegen. Die Rezerriecherei wird Orgien feiern, getreu dem Wort des heiligen Augustin: Bewachen soll man auch die. welche leise und schüchtern von diesen Dingen reden. ja selbst die, welche, ohne fie irgendwie zu äußern, nur böse Gedanken im Herzen haben."

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Denken in Sowjetrußland verboten. Stalin denkt für ganz Rußland, feine Unfehlbarkeit ist höchstes Dogma, und feine neuesten Propheten sind: Sinowiew und Radet.

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Bonichedfonto: Berlin 37 536

Banffonto: Banf der Arbeiter, Angestellten

und Beamten Wallstr. 65 Diskonto- Gesellschaft. Depositenfaffe Lindenstr. 3

Samiel hilf!

Die Bolkspartei geht wieder betteln.- Wahlsorgen der Bürgerblöckler.

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Bo Ueberzeugung und persönlicher Opfermut fehlen, um eine Partei im politischen Kampfe über Waffer zu halten, da muß auch heute noch wie zu Wilhelms Zeiten der Bettel­brief an die Wirtschaft" einspringen, und um diese Wirtschaft auch nur um ein Kleines gefügig zu machen, wird Gespenst vor den erschreckten Wirtschaftsaugen geschwenkt. gleichfalls wie früher der Sozialismus als rotes die Partei des Großfapitals Organisationsarbeit Jene bedauernswerten Menschen, die für die Boikspartei, verrichten müssen, werden von den zahlungsfähigen Mit­bürgern der eigenen Bartei bekanntlich nur über die Achsel angesehen. Sie müssen sich deshalb zu den ent­würdigendsten Schritten verstehen. Einer von ihnen ist uns in Form eines Rundschreibens bekannt ge­worden, das ein solcher Bezirkssekretär an die Kapitalbefizer feines engeren Tätigkeitsgebietes verfchickte. Es heißt darin: Bersönlich und vertraulich.

Sehr verehrter Herr!

Der Ausfall der Wahlen in Braunschweig , Hamburg , Bremen , Sönigsberg und Danzig haben ein derartig erschreckendes Anwachiev der Cinksparteien und dementsprechend einen so empfindlichen Rüd­gang der bürgerlichen Parteien gezeigt, daß die deutsche Wirt­schaft Ursache hat, die allergrößten Befürchtungen für die fommen­den Wahlen im Reich, in Preußen und in Sachsen zu hegen. Die Sozialdemokratie arbeitet hinter den Kuliffen zielbewußt auf eine vorzeitige Auflösung dicker großen deutschen Barlamente hat, einen flaren Erfolg im Falle von Neuwahlen zu erzielen. Die hin, da fle nach den bisherigen Ergebnissen im Reich guten Grund Sozialdemokratische Partei verfügt zurzeit über ein Bermögen von 14 Millionen Mart( 1) und ist infolge­deffen jederzeit in der Cage, in einen Wahlkampf einzutreten und einen glänzend organisierten Feldzug zu inszenieren.

Erhaltung ihrer Organisation zu kämpfen. Ein Grund hierfür ist Demgegenüber haben die bürgerlichen Parteien schwer um die zweifellos das Anwachsen der Zahl der bürgerlichen Splitter­parteien, auf der anderen Seite und in erster Linie aber die Lauheit aller bürgerlichen Wähler, die heute noch nicht gelernt haben, die Notwendigkeit der Durchorganisation der bürgerlichen Parteien einzusehen. Auch die deutsche Wirtschaft, die zweifellos in erster Cinie unter einem Siege der Links parteien zu leiden haben, würde, läßt in bedauerlich hohem Maße noch das volle Verständnis für diese Dinge vermissen. Bon der maßgeblichften Stelle unserer Partei find über diese Zu­stände die allerschwersten Bedenken geäußert worden, und an alle Organisationen der Boltspartei ist die dringende Mahnung er gangen, sich mit den ihr nahestehenden Kreisen der Wirtschaft einmal gründlich über diese Fragen auszus iprechen. Die Neuwahlen können schneller tommen, als uns und unjeren Freunden unter den gegebenen Berhältnissen lieb sein würde. Wir dürfen nicht erst bei Beginn des Wahlkampfes zu rüsten an fcngen und müssen rechtzeitig gewappnet sein. Daher bitten wir Sie, sich am zu einer Besprechung über die Fragen einfinden zu wollen. Wir dürfen uns nicht dem Borwurf aussehen, unnötig Zeit ternierte entlassen Diese Maßnahme kommt insbesondere versäumt zu haben. Es ist für uns darum ein zwingendes Muß. Anhängern der Sozialdemokratischen Partei zugute.

polnisch- litanische Verhandlungen in Rom ?

Woldemaras will über die Wilna - Frage nicht verhandeln.

Warschau , 20. Dezember.

Wie die offiziöse Epoca" von mangebender Seite erfährt, werden die vom Völkerbund empfohlenen polnisch litauischen Verhandlungen zwischen dem 10. und 15. Januar 1928 beginnen. Ueber den Ver­handlungsort ist noch keine Verständigung erzielt wor den. Genannt werden Dünaburg , Riga und Reval . Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß die Unterhand­lungen in Rom statfinden werden.

Woldemaras gegen jede Wilna - Verhandlung!

Kowno , 19. Dezember. Ministerpräsident Woldemaras erfläste bei einem Empfang von Preffevertretern zur Frage der litauish polnischen Beziehungen Enter anderem, Litauen fei daran gelegen gewefen, feine Rechte auch in Geni anerkannt zu sehen. Diese Anettennung fel auch tatsächlich in der Formulierung der Enllehung des Böllerbunds rates zum Ausdrud gekommen, fo daß fie die ftrifige Frage aus drücklich unberührt gelaffen habe. Die vom Rate den Partelen nahe gelegten Verhandlungen müßten jetzt aufgenommen werden. Gegenstand dieser Verhandlungen fönnten nach Ansicht Litauens nur folche Fragen bilden, die in keinem Zusammenhang mit der Wilnafrage ffänden. Fragen, wie der Waren- und Handelsverkehr zwischen Cilauen und Polen , tönnien auf gef- lichem Wege geregelt werden, allerdings nur insofern, als fle das mina- Gebiet nicht berühren.

Woldemaras amnestiert.

Riga , 20. Dezember. ( Elgenbericht.)

Amerifa winkt Frankreich ab. Mellon gegen die Berbindung von Reparations mit Schuldenverhandlungen.

Washington, 20. Dezember. Nach einem Bericht der Associated Preß " hat Schatjekretär Mellon erklärt, der Jahresbericht Patter Gilberts mahe ledig­lich den Vorschlag, festzusehen, was durch den Damesplan nicht erledigt worden fei. Wenn in ausländischen Kommentaren zu dem Bericht des Reparationsagenten erklärt werde, Parker Gilbert habe mit dem Vorschlag, den Gesamtbetrag der Reparationen festzusehen, feine Befugnisse überschriften, jo sei diese rifit also nicht begründet. Mellon fügte hinzu, eine solche Festlegung des Reparationsbetrages bet ühre dle Frage der Kriegsschulden der Alliierten nicht. Sollte eine Feslj: hung des Gesamt. betreges erfolgen, fo werden die Verhandlungen direkt zwischen deutschen Vertretern und denen der Reparaflonen empfangenden cänder vor sich gehen, aber nicht durch Vermittlung der Dawes fommission.

Mussolini fendet einen Botschafter.

Nach Vanderveldes Abgang für Belgien ernannt. Brüffel, 20. Dezember.

Der König hat seine 3uftimmung zur Ernennung des Marquis Anläßlich des Jahrestages des militärischen Umfturzes in LiCarlo Dura330 zum italienischen Botschafter in iauen wurden aus dem Konzentrationslager ungefähr 100 3n Brüssel erteilt. Durazzo war bisher Gesandter in Bufarest.

Klärung zu schaffen und rechtzeitig zu tun, was in unseren Kräften steht.

Das Geständnis des volksparteilichen Bezirksagitators über die Schlagkraft der Sozialdemokratie is zweifellos sehr anerkennenswert. Aber wenn er diese Schlag­fraft nur auf die 14 Millionen zurückführt, die nach seiner Meinung die Sozialdemokratie an Vermögen besitzt, so ver fällt er dem gleichen Irrtum, dem die wilhelminischen Staatsmänner jo lange unterlegen sind.

Die Erfolge der Sozialdemokratie, ihre stetig sich ent­wickelnde Kampfbereitschaft beruht nicht so sehr auf dem Geld als auf dem Opfermut jedes ihrer Parteimit. glieder, die von Haus zu Haus und von Dorf zu Dori gehen. um für die Sache des Sozialismus und damit ihre Partei zu werben. Die Kapitalisten der Wirtschaft aber, die sich durch die Deutsche Volkspartei politisch vertreter laffen, haben für die wirkliche Wahlarbeit meder Zeis noch Interesse, wie dieser volksparteiliche Bezirkssekretär bas ganz richtig schildert.

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schon jetzt wieder der Klingelbeutel bei der Wirtschaft

Unsere Parteigenoffen ertennen aus dem Schreiben, wit

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geschwungen wird. Die Wirtschaft" erklärt sich bei Lohn und Gehaltsforderungen in demselben Maße für zahlungs unfähig. wie sie zum Kampfe gegen Arbeiter und Angestellter Wahlgelder für die Deutsche Volkspartei zu bewil ligen pflegt. Daraus gibt es für jeden von uns die Lehre, unsere Organisation noch besser auszu bauen, die Reihen noch fester zu schließen, damit über di Bahlmillionen der, Wirtschaft" doch schließlich der Opfersins des werktätigen Boltes triumphiere!