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Der Beleidigungsprozeß der Reichswehr  

Major Buchruder und Oberleutnant Schutz als Zeugen. Unter startem Andrang des Bublifums begann heute früh um 9 Uhr the Fortsetzung des Beleidigungsprozesses Jatob und Genossen, die angeflagt waren, die drei Reichswehroffiziere Oberst von Bod, Oberst von Schleicher und Hauptmann Reiner burch einen Artikel in der Weltbühne" beleidigt zu haben. Zunächst wurde Major a. D. Buch- uder als 3euge aufgerufen. Borf.: Was wissen Eie davon, ob die drei Herren Offiziere eine Institution der Feine gekannt und nicht veräncert haben? Zeuge Buchrucker: Bon einer Einrichtung der Feme   habe ich teine Kenntnis, fiz fann auch nicht bestanden haben. Sonst hätte ich fie gekannt. Borf.: Wie war es mit der Bestrafung von Beuten, bei denen die Gefahr eines Berrates bestand? Major Buchruder: Daß solche Berräter da jein tönnten, damit habe ich gerechnet. Deshalb war diese Organi fction auch so zugeschnitten, daß solcher Berrat ungefährlich gemacht wurde. Bors.: Was geschah mit Beuten, die in dem Ber­bacht standen, die Pläne zu verraten? Zeuge Buchrucker: Es bestand die Absicht, daß fie unauffällig entfernt wurden. Bors.: Tenn es sich um rein kriminelle Bergehen handelte, sollten dann die Leute der Polizei und der Staatsanwaltschaft übergeben werden? Beuge: Bon meiner Seite war das nicht beabsichtigt, weil daraus ein Rattenkönig von Komplegen entstehen konnte, indem durch diese An­zeigen in der Deffentlichkeit Aufsehen erregt wurde. Auf eine weitere Frage des Borsigenden erklärte Dajor Budhruder, baß eine straffe Organisation bestand. Er habe die Rolle als Organ des Wehr­freises innegehabt. Das Ganzae habe sich allmählich heraus sebildet und fei nicht von oben organisiert worden, sondern ein Stein aus dem anderen entstanden, aber immer in engem Zusammenhang mit dem Wehrkreis.

Krankenkassenstandal in Wannsee  .

Eine deutschnationale Säule gestürzt, eine andere im Wackeln.

Die großen Unterschlagungen bei der Ortskrankenkasse Wannsee| politischen Freundschaften, meinte der Angefiagte, haben ihm viel waren heute Gegenstand einer Berhandlung vor dem erweiter. Zeit und Geld geloftet. Es war für mich ein furchtbares Leben. ten Potsdamer Schöffengericht Angeklagt ist der am Herr Vorsitzender. Ich nahm Geld aus der Kaffe, 7. Juni 1896 geborene frühere Borsteher und Geschäftsführer der Ortstrantentaffe Wannfee, Vittor Schmuhty aus Kohlhasen­bräd, dem fortgefehte Unterschlagung, Untreue und Berstoß gegen die Reichsversicherungsordnung zur Laft gelegt wird. Die Anklage ver­trift Staatsanwaltschaftstat Stargard  , den Borjih führt Candgerichts. direktor Dr. Warmuth. Biele Vertreter von Charlottenburger  , Zehlendorfer   und Wannseer   Behörden nahmen an der Berhand­lung feil.

fuhr mit meinem deuffchnationalen Bartelfreund nach Berlin   in elegante Cofale und zum Schluh betäubte man fich ar foto! bis zum Etel Es fam mir auch Gelb bis zu 5000 Mark weg. Borsitzender: Sollic Dr. Bech nicht Ihre politische Stufenleiter sein? Angeklagter: Jawohl, Studientat Beeh versprach mir, daß er mitch politisch hoch­Staatsanwalt: Nennen Sie mal die Summen, die bringen werde. Sie für die Partei von den unterschlagenen Geldern ausgegeben haben. Angeflagter: Genau weiß ich das nicht. Aber die Aus­gaben bei den Zusammenkünften in Berlin   betrugen manchmal

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Hunderte von Mart an einem Abend.

Der Angeklagte übernahm am 9. November 1918 die Geschäfts­leitung der Gewerbebant und die Kassengeschäftsführung der Dris­tranfenfasse Wannsee. Er trat 1922 aus der Gewerbebant aus und wurde Geschäftsführer der Ortsfrankentafe. Unterstellt war er dem Behlendorf   und Stadtamimann Wicht Zehlendorf. Mitte Dezem Als Sachverständige treten auf Stabtinfpeftor Dabbert­Oberversicherungsumt Charlottenburg. Seine Bestätigung wurde abgelehnt, so daß er Brivatangestellter blieb. Die Erwerbslofendorf beauftragte die Genannten mit der Revision, da die Krantenfaffe ber 1925 fand die erste Revision statt. Das Bersicherungsamt Sehlen fürjorge übernehm er ehrenamtlich. Schmuty hatte sich nun bank nidy mehr ihren Berpflichtungen nachgekommen war. Der Kaffen­jeiner politischen Einstellung er war Bezirksverordneter der Deutschnationalen Partei eine sogenannte allmächtige Stellung betrieb machte den Eindruck einer vollständigen Rückständigkeit. Die verschafft. An die Hauptbüter durfte nur er und seine Lieblings: Bücher waren in fürchterlichster Unordnung. Statt daß die Gelder fontoristin heran. Sechs Monate und mehr wurden teine Ein- Schmuhk's sie auf die Gewerbebant nach Wannsee  , dessen Kassen laut Borschrift auf die Teltower Bank gebracht wurden, gab tragungen barin gemacht. Es setzte cin Schlendrian ohnegleichen ein, und der Angeklagte, der geständig ist, beging Unterschlagungen in führer der Bater des Angeflagten war, der Ministeriala.. D. Höhe von 38 000 Mart. Heute gab er felber zu, 20 000 Mart unter­Schmußty, auch ein deutschnationaler Herr. Die We bis zum späten Rachmittag dauern. Ichlagen zu haben. Er ließ fich auch in wilde Banispekulationen ein, Derwettete Laufende auf ausländische Pferde und

gab der Deutschnationalen Partel zahlreiche Gelder für Wahl­propaganda

Borf.: Haben Sie über die Geheimhaltung von oben her Richtlinien erhalten? Buchruder: Shriftliche An weisungen habe ich nie gesehen. Ich habe auch nicht mit dem Reichswehrministerium, sondern lediglich mit dem Behrkreis III zu tun gehabt. Mit Oberst Schleicher habe ich zum Beispiel niemals gesprochen. Bots.: Weiche Anweisungen hatten Sie, etwaige Ber räter zu verfolgen? Beuge: Ueberhaupt feine Ans weisungen. Das blieb durchaus dem Truppenführer überlassen. In schwerster Weise belastet der Angellagte heute den Bor­Borf: Haben Sie bei Ihren Besprechungen beim Wehrfihenden der Deutschnationalen Partei in Wannsee  , den Studienrat fretstommando, wo man toch politisch besser versiert war, Dr. Beel Diefer habe thn niit der Zel: vollständig und derart mit ala Sie selbst, den Eindruck gehabt, daß man dort die Dinge tannte? Beschlag gelegt, daß er nur für die Deutschnationale Bartet tätig fein Buchruder: Niemals habe ich einen solchen Eindruck gewonnen. Der mußte. Dr. Beet ließ sich von den Geldern immer von dem Ange: Schlüssel zu allen Femetaten ist der: Hätten wir nicht in die Arbeits­flagten freihalten, und im vorigen So.nmer mußte der Angeklagte tommandos die Leute aus den oberschlesischen Formationen über­ein Sefigelage für Dr. Beek in Bin, auf Rügen   bezahlen, als er auf nommen, so wären diese Schweinereien nie passiert. einer Propagandafahrt die verfchlehenen Seebäder besuchte. Die

R.-A. Dr. Lowenthal: Sie, Herr Buchruder, haben am 2. De zember aus der Untersuchungshaft in Gollnom

an Herra Schulz einen Brief

geschrieben, in dem es heißt: Bis jest tenne ich Ihre Sache nur aus der Ferne, aber sie ist doch sehr einfach, und die großen Linien find unverkennbar. Die schwarzen Formationen unterstanden den Reichswehrfommandos. Benn Angehårige der Arbeitsfommandos totgeschlagen morden find, bann tragen auch die Reichs. mehrtommandos bie Berantwortung.

Das Urteil.

Der Staatsanwalt beantragte gegen Bittor Samußig megen fortgesetter Unterschlagung, Untreue und Bergehen gegen die Reichsversicherungsordnung 2 Jahre Ge fångnis, 3000 Marf Geldstrafe, 5 Jahre Chrderluft bei fofortiger Berhaftung. Es wurde auf die gesamte Zeugenvernehmung perzichtet. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 2 Jahren Gefängnis und einem Jahr Chrverluft, bei fofortiger Berhaftung: ferner 311 3000 m. Geldstrafe, die durch die Untersuchungshaft für abgebüßt gelten.

Die Kälte nimmt zu!

haben fie nämlich solche Laten gebulbet oder sie haben eine manget Berlin   18 Grad, Görlik 26 Grad.- Lemberg verfinft in 2 Meter hohem Schnee.

Zeuge

hafte Aufsicht geführt und sich deshalb mitschuldig gemacht Major Buchruder: Mein formeller Standpunkt ist der: Ich fomman biere eine Truppe, wird dort jemand totgeschlagen, jo trage ich als Führer die Verantwortung. R.-A. Dr. Lowenthal: Gewiß, die Reichswehrkommandos hätten ja auch stupig werden müssen, als sie erfuhren, daß Beute ermordet wurden. Beuge Buchruder: Benn man nichts erfährt, Herr Rechtsanwalt, kann man auch nicht stußig werden.

Unverständlich ist mir am Bethalten des Reichswehrkomman­dos III aur die Tatsache gewesen, daß man nicht, nachdem alles befannt wurde, offen für Schulz eingetreten ist, sondern den Mann jahrelang ruhig in Untersuchungshaft hat fihen laffen. R.-A. Dr. Löwenthal: Wie wir alle wiffen, und wie auch gerichts notorisch ist, bestand ja in der Schwarzen Reichswehr eine Feme  . Borf.( unterbrechend): Das steht in feinem Urteil, Herr Rechtsanwalt, auch nicht in den Festlegungen des Reichsgerichts. R.-A. Dr. Löwenthal: Tatsache ist doch aber, daß mehr als amanzig Menschen von der Feme   ermordet worden sind. Beuge Oberleutnant Schulz( erregt auf den Tisch schlagend): So? Wo sind denn diese 15 bis 20 Ermordeten? Bisher missen mir nur, daß zwei Menschen wirklich ermordet worden find Das ist ja die Frechheit, daß man mit diesen Behauptungen immer operiert, und daß ein Teil der Bresse von mir schreibt, ich lei her Mann, der 15 bis 20 Menschen auf dem Gewissen hat. Bori: Ihre Ausführungen gewinnen nur en- Wert, Herr Schulz, wenn Sie fich ruhig verhalten, obschon ich Ihre Erregung verstehen tann. Bon 15 bis 20 Fememorden, Herr Rechtsanwalt, fann in der Tat feine Rede sein.

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R.-A. Dr. Georg Löwenthal: Sind Sie also auch der Auffaffung wie Schulz, daß alles, was diesem zur Caft gelegt wird, auch den Herren von der Reichswehr   zur Cast falli? Zeuge Buchruder: Gewiß wenn man vorausfeßt, daß eine Femeorganisation be stand, von der ich behaupte, daß fie nicht besteht. Wenn für einzelne Totschläge, von untergeordneten Leuten in gutgemeinter Absicht ge­fchehen sind, Schulz verantwortlich gemacht wurde, dann mußte es auch bei den höheren Stellen geschehen. Landgerichtsdirektor Dr. Crohne: Die Berurteilung von Schulz ist aber nach dem Urteil erfolgt, weil ihm bestimmte Mitwirtungen an der Tat nachgewiesen worden sind. Andernfalls hätte das Urteil auf: gehoben werden müssen, was aber nicht geschehen ist. Oberleutnant Schulz( lehr erregt): Das war aber falfch. Vorf.: Das steht ja heute nicht zur Verhandlung. Dann müssen Sie ein Wiederaufs nahmeverfahren beantragen. Schulz: Das wird auch gema ft.

R.-A. Dr. Apfel: Sie und Schulz find doch die Seele des Unter. nehmens gewesen. Und auch Sie hatten doch von den Bor gängen bei ben Arbeitstommandos Kenntnis? Beuge: Jawohl. R.-A. Dr. Apfel: Sie waren der Vorgelekte von Oberleutnant Schulz? Bem machte dieser während Ihrer Amesen heit Bortrag? Zeuge: Dem Haupmann keiner. R.-A. Dr. Apfel: Ueber diesem stand doch Oberst von Bod? Dieser hat aber unter Eid ausgejagt, daß er die Verhältnisse bei den Arbei s- tommandos nicht gefannt hat, and ecft aus dem Wilms- Prozeß da­von erfahren hat. Zeuge Buchruder( lächelnd): Das glaube ich nicht. Oberst von Bod( vortretend): ein Bort habe ich davon gefagt. Bielmehr habe ich gejagt, daß ich von eme morden nichts mußte. Etaatsanwaltschaftsrat Dr. Ludwig Leffer: Hat einer der drei beledigten Offiziere Sie nach dem Küftriner Putsch wegen Ihrer bevorstehenden Bethaftung gewarnt? Zeuge Buchruder( bestimmt): Nein. R.-A. Dr. Apfel: Wir stellen die Behauptung auf, daß Sie seitens Oberleutnant Held gewarnt worden find. Zu unserer Verwunderung ist diese Behauptung des Artifels nicht zum Gegenstand der Verhandlung gemacht worden. Bors. ( unterbrechend): Also steht das nicht zur Berhandlung. Zeuge Buch ruder: Ich lehne es ab, Fragen darüber zu beantworten, fo weit es fich nicht um die brei Herren handelt.

Der Strafantrag.

Staatsanwaltschaftsrat Dr. Beffer beantragte nach Schluß der Beweisaufnahme gegen ten Berfasser des fragiichen Artifels, ben Schriftsteller Salomon, genannt Jakob, wegen B: leidigung und übler Nachrebe 1500 Mart. gegen den verantwortlichen Schrift­leiter der Beltbühne", n. Offiett, 1000 Mart Geldstrafe, im Nichtvermögensfalle für je 50 Mart einen Tag Gefängnis. Dem Reichswehrminifter foll bie Publitationsbefugnis des Urteils in der Weltbühne", der Boffischen Zeitung", Cotal- Anzeiger"," Berliner Tageblatt" und" Borwärts" zugesprochen werden.

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Bährend das Quecksilber gestern abend in den Außenbezirfen noch minus 8 Grad betrug, sant die Temperatur im Laufe der Nacht sogar auf minus 18 Grah In   Berlin, wo die Wärmeausstrahlung der Häusermessen auf die Temperaturen nicht Die Boraussage des amtlichen Wetterdienstes vor wenigen Tagen, unwesentlich einmitt, wurden ebenfalls minus 15 Grab gemeffen. daß das Thermometer auf etwa mainus 15 Grad sinken würde, ist durch die Tatsachen noch bei weitem übertroffen worden. Der lang­anhettende Frost hat die Seen, Fluß- und Kanafläufe in der Um­gebung   Berlins mit einer starten Eisdede überzogen. So gar der Landwehrtanat, ber fonft immer eisfrei geblieben ift, muß dieses Mal daran glauben.

Sibirische Temperaturen.

Görlih, 20. Dezember.

Bet schwachem Rordoft, aber startem Rauhreif herrschte heute in den frühesten Morgenstunden die in diesem Jahr bis her star fite alte mit 22,5 Grad unter Null. Außerhalb der Stadt herrschte eine Temepratur von 25 bis 26 Grad Celsius unter Null. Infolge des starten Rouhreifs sind im Bezirks: net fomohl der Oberlaufig wie auch in Niederschlesien zahlreiche Störungen im Fernsprechperkehr eingetreten. Auch der Eifen. bahnverter it burch die starte stälte erheblich in M Heiben. schaft gezogen. Die Züge, besonders von und nach   Dresden. er­leiden Berspätungen, die bis zu einer Stunde betragen. Die Kälte­ihren vorläufigen Höhepuntt erreicht haben. Aus dem welle der letzten Tage dürfte aber in der Nacht zum Dienstag Riesen- und 3sergebirge wird gleichfalls starte Kälte ge­melbet.

Marfchan, 20. Dezember.

Schneemassen niedergegangen. Besonders start ist das Ge In Ost polen sind in den beiden legten Tagen un gebeure biet von   Lemberg betroffen, wo der Schnee z met meter hoch liegt. Seit 24 Stunden ist   Lemberg von jedem Bertebr abgeschnitten. Nur der Telegraphenverfehr ist noch aufrecht erhalten. Die Züge können die Schneemassen nicht durchbringen. Es ist bereits Militär eingefeßt worden, um wenigstens auf den wichtigsten Linien den Berkehr wieder in Gang zu bringen.

Kältewelle über   Frankreich und England.

Baris, 20. Dezember.

In   Paris und Bororten find gestern neun Personen erfroren. In   Lyon ist wieder Schnee gefallen. In der Gegend Don St. Paul in der   Bretagne find 500 000 Kästen mit Blumen erfroren.

Der Mörder stellt sich selbst.

Zu dem Mord in dem Immobiliengeschäft in der Kronenstraße, über ben wir in ber morgenausgabe berich teten, mird mitg teilt, daß der zunächst flüchtige Täter, der 35 Jahre alte Kaufmann Alfred Bischoff aus der Bestalozzistraße 16, fich heute morgen um 5 Uhr auf dem Bolizeipräsidium selbst geftelli hat. Nach der Tat war er planlos in den Straßen umbergelaufen Inspektion A zugeführt und wird noch im Laufe des Tages ver. und hatte nicht gewagt. seine Wohnung aufzufuchen. Er wurde der

nommen werden.

Paris, 20. Dezember. Die Kälte in   Paris dauert auch heute an. Im Laufe des Tages wurden elf Grad unter Rull gemessen, auf der Spize bes iffetturmes fogar 14 Grad. Die Meteorologen prophezeien, Brücken, die über die Seine führen, find unter dem Einfluß der daß die Seine in einigen Tagen zufrieren wird, was felt 40 Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Die großen Kälte beschädigt worden. Unglüdsfälle sind bisher nur in geringem Umfange zu verzeichnen. In   Paris selbst liegt noch fein Schnee, doch wird aus fast allen Gegenden   Frankreichs reichlicher Schneefall gemeldet. Man erwartet, daß die Kälte zumindest bis Weihnachten anbauern werde. Aus Luremburg sowie dem belgisch franzöfifchen Arbennengebiet wird starter Frost ge meldet, der teilweise bis unter 15 Grad heruntergeht. Der Frost macht sich besonders im Verkehrswesen störend bemerkbar, felbst größere Flüffe beginnen zuzufrieren.  

London, 20. Dezember.

bisher nur im Winter 1917 und im Jahre 1895 zu ver In ganz England herrscht gegenwärtig eine solche Kälte, wie sie zeichnen war. In verschiedenen Teilen Englands tam es zu Un­fällen. In   Glasgow wurde bei einer Keffelerplosion infolge des Frostes eine Frau getötet.

Das Land der Zitronen in Eis und Schnee.

Die Kälte hat sich in ganz Stalien verschärft und in einigen Städten weitere Opfer gefortert. In   Genua wurden 7 Grad Kälte gemessen. An der Riviera haben infolge der Kälte die Blumenfulturen start gelitten. Schneever­wehungen haben mehrfach zu Verkehrsstörungen geführt. In  Florenz herricht 8 Grad Kälte. Der   Arno ist an einigen Stellen zugefroren. In der Toscana ist reichlich Schnee gefallen. Seit 20 Jahren ist in   Italien nicht mehr eine folche Salte festgestellt worden. In   Rom herrscht 5 Grad Kälte, die stärffte seit den Jahren 1849 und 1859. Aus dem   Aosta werden 22 Grab, aus   Trier 9 Brad Kälte gemeldet. Auf dem Karst ver­brannte ein Zellmächter in seiner Hütte, in der er, um sich zu er wärmen, Fever angemacht hatte. Infolge eines Erdrutsches murte die Eisenbahnlinie   Neapel- Castellamare unterbrochen.

Wärme im nördlichen   Norwegen.

Im füblichen   Norwegen werden nicht weniger gis 42 Grab Rätte verzeichnet. Je mehr es aber nach dem Norden hinaufgeht, um so marmer wird es. So beträgt die Kälte in   Oslo nur noch 17 Grad und im nördlichen   Norwegen herrscht überhaupt teine Kälte, fontern das Thermometer steht sonderbarerweise mehrere Grab über Nu II.

Die sechs Mann von S 4" verloren. Jede Goffnung auf Rettung der Eingeschtoffenen aufgegeben  

Provincetown, 19. Dezember.

Nachmittags um 2 Uhr erhielten die Rettungsschiffe noch Signale pon den leberlebenden der eingeschlossenen Besagung des versantenen Unterfeebootes S. 4. Durch Morjezeichen mittels Klopfens baten die Eingestloffenen die Retter um Zuführung von Sauerstoff durch die Torpedorohre. Ein am Rettungswert beteiligtes Unterseeboot erhielt Signale durch seinen Hörapparat. Die sechs Ueberlebenden in dem perfuntenen Unterseeboot teilten später durch Hammerschlagsignale mit, der Sauerstoffvorrat reiche bis 6 Uhr abends.

New Bart, 20. Dezember.

Zwei Schadenfeuer in   Spandau. Während die Behren gestern in   Zehlendorf mit der Bekämpfung Rachdem die in dem gefuntenen Unterfeeboot S. 4. eingeschlosse des Großfeuers beschäftigt maren, tam ein neuer Feueralarm nen sechs Seeleute im Laufe des geftrigen Rachmittags burch Dom Spandauer Berg 24 Auf einem Holz- und Kohlen. Klopfzeichen mitgeteilt haben, daß fie die legte Sauerstoff­lagerpich war Feuer entstanden, das sich mit rakender Schnelligkeit falche angebrochen haben, hat man nunmehr jede Hoffnung ausbreitete. Dret Löschzuge waren hier fünf Stunden lang auf die Reffung der Eingeschloffenen aufgegeben, da jämfliche mit den Löscharbeiten beidhäftigt. Aud) bier beftand größte Gefuche, von außen frische Luft zuzuführen, miklungen sinb. fahr. daß die Flammen auf benachbarte Gebäude übergriffen.

Ein weiteres feuer. das einen außergewöhnlich gefährli en Charakter trug, entstand beute früh in dem ochraum für Leermassen bei der Firma Siemens u. Halste in der Wilhelmstraße zu   Spandau. Mit vier Schlauchleitungen tonnte die Fabriffeuerwehr im Berein mit der   Spandauer Wehr den Brand nieberkämpfen.

Das Beileid der   deutschen Reichsregierung. Die beutsche Botschaft in   Washington ist beauftragt morden, ber Regierung der Bereinigten Staaten anläßlich des Berluftes des Unterfecbootes S. 4. das Beileib der   deutschen Reichsregierung zu

übermitteln.