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Donnerstag

22. Dezember 1927

Kulturarbeit

Kampf dem Alkoholismus!

An die Mitgliedschaft der SPD.!

Die 21foholflut ist in den letzten Jahren wieder unauf hörlich gestiegen. Sie hat auch in der sozialistischen Arbeiterschaft piele förperlichen und seelischen Kräfte geschwächt oder vernichtet. Immer deutlicher offenbart es sich, daß der Alkoholismus die Ge­fundheit der Massen schädigt, ihre wirtschaftliche Not verschlimmert, ihren fulturellen und politischen Aufstieg hemmt. Darum muß die sozialistische Arbeiterschaft im Alkoholismus einen ihrer Feinde fehen und ihn wucht'g bekämpfen.

Wir wollen diesen Kampf planmäßig und traftvoll fördern und haben uns zu diesem Zweck, unbekümmert um die Stellung des einzelnen zum Alkoholgenuß, zu einer Arbeits gemeinschaft zusammengeschlossen. Das Arbeitspro­gramm, das wir uns gegeben haben, lautet:

1. Forderungen an die Arbeiterbewegung. Blanmäßige und gründliche Aufklärung über die Alkohol gefahren durch alle Arbeiterorganisationen, insbesondere durch deren Breffe. Behandlung der Alkoholfrage in Vorträgen und Lehr­gängen.

Unbedingte Unterlaffung jeglicher Empfehlung des Alkohol­genuffes und jeglichen Anreizes zum Trinken durch Organisation und Presse.

Ausmerzung der in der Arbeiterschaft noch üblichen Trint­bräuche, wie Richtschmaus, Ein- und Ausstände, Freihalten usw. Ausschaltung des Alkoholgenuffes von allen Sigungen, Ber­fammlungen und Rundgebungen der sozialistischen Arbeiterschaft. Tatkräftige Förderung einer Geselligkeit, Festlichkeit und Erholung ohne Alkoholverzehr.

Schaffung alt oholfreier Herbergen, Gaststätten, Gemert fchafts- und Walkshäuser, Arbeiter- Sport- und Turnplätze. Strenge Trennung aller Arbeitsnachweise und Unterstützungs­auszahlungen von Wirtschaften.

Ausschluß des Alkohols bei der Berufsarbeit: Versorgung der Arbeiter mit guten und billigen alkoholfreien Getränken, teine Lohnzahlung in Form alkoholischer Getränke.

2. Forderungen an Staat und Gemeinde. Obligatorischer Nüchternheitsunterricht in ellen Schulen. Bollständiges Alkoholverbot für Jugendliche. Schaffung von Jugendheimen, Bersammlungsräumen, Lese­hallen, alkoholfreien Volkshäusern, Turn- und Spielplätzen in aus­reichender Bahl.

Verbot des Alkoholausschanks von Mitternacht bis 8 Uhr mor gens und an den Tagen für öffentliche Wahlen.

Reichsgefehliche Festlegung des Gemeindebeffimmungsrechts; Beseitigung des Privatintereffes an der Herstellung und dem Ber trich alkoholischer Getränke; Besteuerung der alkoholischen Getränke nach ihrem Alkoholgehalt; Verwendung der Ueberschüsse aus dem Alfobolabsatz zu gemeinnüikioen Zweden, insbesondere zur Be tämpfung und Heilung der Alkoholschäden.

Einrichtung von Fürsorgestellen, Heilstätten und Bewahrungs. heimen für Alkoholfranke.

Mitafleder der SBD.! Helft uns, diefe Forderungen verwirt. fichen! Unterstüht unsere Arbeit durch Beitritt, durch Geldzuwen­dungen, durch Werbung und auf jede sonst geeignete Weise!

In erster Linie erwarten wir von den Männern und Frauen, die das Vertrauen ihrer Klaffengenoffen in den Verbänden, in Aemtern und öffentlichen Körperschaften an weithin fichtbare Stelle berufen hat: energische Betätigung in den staatlichen und gemeind lichen Vertretungen, in den Organisationen und in der Preffe zur Herbeiführung 3medmäßiger Maßnahmen gegen den Alkoholismus . Auch das ist Dienst am Sozialismus!

Die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Alkoholgegner. Der Borstand: Severing, M. d. R., Tempel, M. d. R., Aufhärfer, M. d. R., Dr. Druder, Prof. Grotjahn, Regierungspräsident Grüßner, Husemann, M. d. R., Marie Juchacz , M. d. R., Krehschmar, Bors. des Arbeitersamariterbundes, Dr. Löwenstein, M. d. R., Toni Pfülf , M. d. R.

Folgende Organisationen und Sozialisten haben sich u. c. bereits angeschlossen: Arbeiterfamariterbund, Arteitsgemeinschaft sozial. demokratischer Aerzte, Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen, Bund religiöser Sozialisten, Deutscher Arbeiter- Abstinentenbund, Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt, Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde, Verband der Berg­arbeiter Deutschlands , Verein sozialistischer Aerzte, Lore Agnes, Frau Arning, Dr. Ad. Braun, Dr. Alfr. Braunthal, Klara Bohm Schuch, Georg Engelbert Graf, Kurt Heinig Dr. Paul Herz, Gustav Hoh, Otto Jenssen, Dr. Juliusberger. S. Kazenstein, Prof. Knad, Kuhnt, Paul Löbe , Dr. Moses, Anna Nemiz. Erich Ollenhauer , Dr. Quard, Prof. Dr. Radbruch- Reiße, Dr. Kurt Rosenfeld, Karl Schred, Luise Schroeder , Besta Schulz, Toni Sender, Mar Seyde mig, Friedrich Stampfer , Alerander Stein, Hildegard Wegscheider, Mar Westphal, Rudolf Bissell, Mathilde Wurm , Dr. Babet. Auskunft erteilt das Bureau der Arbeitsgemeinschaft, Berlin SD 16, Engelufer 29.

Onfel Ottos Reinigung.

Etwas von der neuen Körperfultur.

Onkel Otto war in seiner Jugend ein flotter Rerl". Der zweile Sohn eines Großfaufmanns, war er immer unabhängig und elegant nach der Tagesmode gekleidet. Ein luftiges Haus, sprudelnd von Humor and Phantasie, hatte er viele Freunde, die zu ihm hielten. Natürlich aud), weil er den größten Geldbeutel hatte. Deshalb hatte er auch immer Glück in der Liebe". Ein Draufgänger durch und durch, fonnte er sich vieler Erfolge bei den ,, Weibern " rühmen. Ich nehme mein Leben wahr!" sagte er. Das tat er auch gründlich. Ließ sich irgendwo eine neue Schöne sehen, dann bestellte er sie zum nächsten Abend zu sich. Dabei war er ein fluger Mensch. Weshalb Kinder? Ich will mich nicht auffreffen lassen. Was ich habe, brauche ich für mich felbft Ich will Unterhaltung und Ber­gnügen von meinem Leben haben. Da wär ich schön dumm, mich für Kinder abzuquälen. Ich will mich nicht an den Kindern, sondern az ben Beibern beluftigen."

Wir und die Kirche.

Hola tidea Vom Sinn des Weihnachtsfestes.

Beilage des Vorwärts

Was ist es um Weihnachten ? Sollen mir es feiern oder| erlebte und lebte, das tünden uns heute noch die überlieferten müssen wir es ablehnen? Ist es noch ein Fest, das auch uns angeht? Oder ist es nur noch leere Form, die es verdient, zer brochen zu werden?

Keine Vorweihnachtszeit, in der nicht in entschiedenen sozialisti schen Kreisen und besonders denen der Jugend, diese Fragen auf geworfen werden. Geboren hat fie der Wunsch und das Bedürfnis nach Lebensformen, die vom natürlichen Lebens­gefühl durchdrungen sind und einen Inhalt haben, der im Einklang steht zur allgemeinen geistigen Anschauung des Arbeiters. Die Betonung des rein christlichen Charakters unseres Weihnachts­festes durch die Kirche läßt den Arbeiter jedoch die Feier des Weihnachtsfestes als einen Widerspruch zu feinen sozialistischen Anschauungen empfinden.

Nun hat es aber mit den christlichen Festen sein Bewenden. Abgesehen von einigen historischen Kirchenfesten sind die sogenann ten großen christlichen Feste, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, aber auch die meisten der zahlreichen katholischen Heiligenfeste, wie der Nikolaus oder der Martinstag, gar feine ursprünglichen chriftlichen Feste, sondern alte Naturfeste, in vorchriftlichen Zeiten unter den noch naturgebundenen und verbundenen Bölkern und Menschen aus unmittelbaren Gefühlsfundgebungen über auffällige Natur erscheinungen, wie der Jahreszeitenwandel, entstanden. So un­genügend unser Wissen über die Uebernahme jener alten Naturfefte durch die christliche Kirche ist, so wenig wir über die Methoden und die Zeitdauer unterrichtet find, in welcher sie sich vollzogen, unzweifelhaft dürfte sein, daß sich die Menschen und Bolkschaften nie einen Inhalt in ihre alten Feste hätten füllen lassen, der ihnen innerlich fremd gewesen wäre. Diese Vermutung wird bestätigt durch die Tatsache, daß es eine allgemeine chriftliche Festfultur und gar ein volkstümliches Weihnachten bei den christianisierten und besonders nordischen Bölfern viele Jahrhunderte lang, faft bis ins frühe Mittelalter hinein, überhaupt nicht gab, daß Weihnachten bis dahin lediglich eine feineswegs volkstümliche Kirchenfeier mar. Erft als die im Lande der Juden aus vorwiegend politischer Sehnsucht heraus entstandene Erlöferlegende auf dem Beg über das römische Proletariat, das sie aus der Kraft seiner fozialen Sehnsucht noch verdichtete, unmittelbar ins nordische Bolts leben eindrang und sich zu jenem einmaligen, endgültigen Er löser gleichnis formte, das allen Leidenden, den politisch Ge­drückten, den fozial Entrechteten und Elenden, den in Abhängigkeit zur Natur Gehaltenen, gleich sinnvoll war, wurde Weihnachten, und mit ihn manches andere Fest der chriftlichen Kirche, polkstümlich. Aljo, nicht die Kirche hat dem Bolte das Erlöfergleichnis und damit Weihnachten gegeben. Legende und Fest haben vielmehr vom Volf ihre gültige, später erft von der Kirche übernommene Form erhalten Nur eine reftlos aus dem Boltsgefühl wachsende, eine fo völlig von allgemeiner Menschenfehnsucht gedichtete Legende fonnte alle früheren und späteren gleichartigen Volksdichtungen überragen, zu mythologischer Bedeutung emporwachsen.

Diese Bedeutung leugnen, hieße die Summe schöpferischer Höchstleistungen leugnen, die bis in die Gegenwart hinein um das Gleichnis herum und aus seinem Gefühl heraus geschaffen wurde. Das geht nicht an. Da sich aber mirtliche Kunst nur an echter Straft und reinem Bert entzündet, muß auch die ungewöhnliche, einzigartige Kraft des Erlösergleichnisses befaht werden. Bie nain, undogmatisch, unfirchlich, wie rein menschlich übrigens das Bolf

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Weihnachtsspiele, lieder, märchen, die nichts von firchlicher Lehr­haftigkeit bergen, um so mehr aber in einfältiger Ehrlichkeit von Lieb und Leid des geplagten, leidenden Menschen und seiner nie versiegenden Hoffnung auf Erlösung fingen und erzählen. Man muß Rofeggers Waldbauernweihnachten nachempfunden haben, den mitternächtlichen Gang zur Chriftmette gleichsam mitgeschritten sein, um eine Ahnung von jenem alten Weihnachtsgefühl in sich zu haben, um zu verstehen, wie Menschen sich immer wieder an der Schlichten Erzählung der Christuslegende erfreuen und in Wunsch und Vorstellung immer wieder die Geburt des erlösenden Heilands erleben können.

Nun wird man aber in unserem modernen, tapitalisierten und mechanisierten Großstadtleben lange, vielleicht überhaupt vergeblich, nach jener Roseggerschen Waldbauerneinfalt fuchen tönnen. Wir heutigen Industriemenschen wissen zuviel von den Gesetzen des Lebens, als daß wir noch naiv an das Erlösungswunder glauben oder uns auch nur am Glauben früherer Menschen naiv erfreuen fönnten. Die Monopolisterung der Erlöseriegende durch die christliche Kirche hat das ihre dazu beigetragen, uns scheu zu machen, in der Weihnachtslegende nur die firchen­christliche Gotteslegende zu sehen und ihren allgemeinen menfch­lichen Charakter zu vergessen. Dabei tönnen wir uns ber traditionellen Kraft des Weihnachtsfestes, felbst wenn wir es ver suchen, gar nicht entziehen, die Abkehr vom Weihnachten und die Hinkehr zum germanischen Sonnwendfest ist bestimmt teine Lösung, erscheint sehr oft aber lächerlich.

Doch warum das Weihnachten auch ablehnen? Hat das Gleich nis von der Geburt eines Menschen, der der Welt Erlöser feit wird, für uns wirklich keinen Sinn? Ich meine doch. Ja, mehr noch und tieferen Sinn als je zuvor. Weshalb also der Kirche allein überlassen, was ihr rechtmäßig gar nicht zutommt, was sie fich angeeignet und eigenmächtig nach ihrem Willen umgedeulst hat? Nein, bewahren wir uns Weihnachten und ver fuchen wir, ihm seinen ursprünglichen Charakter zurüd­zugeben, es wieder ganz zum Feft des sehnenden Menschen, des nichts als Mensch seienden Menschen zu erheben. Das aber heißt in unserer nicht mehr natur. fondern gefellschaftsgebundenen Zeit Weihnachten ganz zum sozialen Fest machen, und zwar in des Wortes umfassendster Bedeutung.

Boraussetzung dafür ist, daß die Türen der Häuser und Stubent fich öffnen und das Feft sich weiter spannt als über die wenigen Glieder eines Familienbundes, und es auch in seinen äußerlichen Formen feinen inneren Sinn ausbrüdt, Grit wenn der soziale Gebante die letzte seiner Formen tränft und das Almenschgefühl die von kalten, nüchternen Zweckmäßigkeitsgebanken geschaffenea Einrichtungen unserer Zeit lebendig durchpulft, mird sich sein fozialer Sinn erfüllen.

Die im Laufe der Jahrhunderte aus dem Bolke entstandenen finnigen Boltsgebräuche sind in der fachlichen Atmosphäre unserer technisierten Zeit größtenteils verdorrt. Es märe unfinnig, fie fünftlich zu beleben. Statt beffen aber follten wir mit unferen Mitteln ein neues weihnachtliches Leben erwecken, ein Fest schaffen, das sich meit über die Grenzen des firchlichen Dogmas hinweg spannt. Felert die Kirche ihr Weihnachten im Zeichen der Geburt eines Gottes, so mollen wir bas unsere im Zeichen der Geburt und der Würde des Menschen feiern.

Karl Ullrich.

der unberührten Natur. Wir kennen uns freilich auch als Menschen. Aber wir legen diesem Menschlichen einen schöneren, freieren Ginn bet. Uns ist der Körper ein Gefäß der Schönheit, das nicht geschaffen

Ontel Otto wurde älter. Aber das Schäfern mit den Mädchen hatte er noch immer nicht verlernt. Es fiel ihm noch immer leicht, Berbindungen anzufnüpfen. Einmal wurde er von einem jungen Mädchen, der Freundin seiner Neffen und Nichten, zu einem Segelist, um an thm auch nur den Schein von Unreinheit und Unfitifichtelt vergnügen eingeladen. Warum soll ich mir nicht ein Bergnügen erlauben? Ueberhaupt, wenn es nichts foftet!" Dabei hatte er natürlich seine Art des Bergnügens" im Einn.

Pünktlich zur festgesezten Zeit stand er mit seinen Neffen und Nichten am verabredeten Treffpunkt. Hinaus gings auf die Wellen. Nach einigen Stunden flotter Fahrt, als die Stadt schon längst ver­geffen war, wurde beschlossen, Raft zu machen, zu baden und sich an den Nahrungsvorräten zu laben. Schnell wurden die Boote fest. gemacht.

Das Schicksal wollte es, daß Onfel Otto in einen Kreis von Körperkultur treibenden Menschen geraten war. Che er wußte, was geschah, fah er plöglich, wie sämtliche Teilnehmer völlig nadi dem Baffer zueilten. Auch die Mädchen tänzelten im Rhythmus ihrer unverhüllten Glieder hinein in die Fluten.

Onfel Otto war perbugt. So etwas war ihm denn noch noch nicht vorgekommen. Solch eine Buchytlosigkeit" hatte er noch nicht gefehen. Da war es in seiner Jugend doch gesitteter" zugegangen!

Bergrollt und ftumm stierte Onkel Dito vor sich hin, als die Schar nackter Gestalten ans Ufer fam, um sich, einer Horde über. mütiger Kinder gleidh, über die Eßvorräte zu stürzen. Onkel Otto hatte etwas anderes erwartet. Diefes fröhliche Geschmaufe, das er ba vor sich fah, machte ihn in seinen Gedankengängen unsicher. Aber er wollte abwarten. Er nahm seine fleine Reisetasche und verzog fidh abfeits. Lange blieb sein Verschwinden nicht unbemerkt. Einer nach dem anderen tam zu ihm mit der Frage, was er denn habe. Er gab entweder gar teine Antwort, oder wurde unwirsch.

Aber zwei von den jungen Leuten, einer seiner Neffen und deffen Freund, forderten ihn zu einer Erklärung heraus. Das ist ja stotterte er entrüstet, ,, das ist ja die Höhe!" Aber was denn, Ontel Otto?" Was? Menschensfinder, tut doch bloß nicht so, als wenn ihr vom Mond wåret. Ihr könnt mich doch nicht dumm machen. Wenn die Mädchen so herumlaufen, wird einem doch ganz anders. Das ist fa schlimmer wie in' nem Bordell!" Einen Moment standen die beiden jungen Leute wie ver beiden jungen Leute wie ver steinert ba.

..Sage mal. Onfef Otto," sagte der Neffe ,,, wie tommst du zu folcher Behauptung? Heft du bei uns irgendetwas Unfittliches wahr nenommen? Glaubst bu etwa, baß wir hinausfahran, um­Dann haft du dich gewaltig getäuscht. Rein, uns geht es nicht um die Stillung des gefchlechtlichen Tricbes, wie du amimmst. Wir mollen Rörpererlebnis, Bereinigung der gefunden Menschenfinne mit

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zu laffen, und wie die Phrafen aus bes Spießburgers Sittenfodeg alle heißen. Weshalb ist das Rind in seiner nadten Körperlichkeit rein, der erwachsene, schon der heranwachsende Mensch nicht mehr? Gedanken und Aeußerungen niederer Menschen bringen den Heranwachsenden bei, am unverhüllten Leib eine Unzahl schmutziger Dinge zu sehen, die gar nicht vorhanden sind. Natürlich, wer sich felbft, feinen Körper und Geist zu einer stinkenden Grube trüber. Gedanken gemacht hat, der muß bestrebt sein, seine Schande zu ver­decken. Wer etwas an sich als Schmuz empfindet, der muß wirklich Schmußig fein. Sittlichkeit ist eine höhere Freiheit. Sittlichkeit be­deutet den Menschen als den Herrn über seine Leidenschaften zu betrachten.

Montsen als den Here

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Wenn wir uns hier tummeln, dann haben wir nicht die mindeste Absicht, unsere Freiheit zu einem Bacchanal, oder wie du fagit: zu einem Bordell entarten zu lassen. Uns treibt es, den Körper in Einklang zu bringen mit der Harmonie der Natur, aus der uns finden, denen der heiße Sang ihres Blutes Liebeslieder spielt, wenn das öde Stadtleben entfernt hat. Wenn sich dann einzelne Menschen zwei, die sich lieben lernten, sich zueinander führen lassen, dann fehen wir darin nichts Schmutziges. Es ist ja nicht eine unfaubere Lust, fondern ein reines, natürliches Feuer. das aus heilen Sinnen schlägt! Der Muder freilich braucht Anreiz, häßliche wijze und 3oten. Ente weder versucht er das förperliche Erlebnis zu unterdrüden, oder er ftürzt fich von einem Genuß zum anderen und findet doch nicht Er lösung. Denn er ist auf falfchem Wege. Der Körper muß gepflegt werden, um seiner froh zu werden Dies nicht erkannt zu haben, ist der Grundirrtum der Asteten. Immer findet der Muder im Körperlichen die Verbindung mit schmutzigen Gedanken. In ihin selbst liegt die Ursache seiner Unfreiheit, er selbst ist der Träger der Unreinheit. Wir aber sind bestrebt, einer neuen Körper kultur die Wege zu ebnen. Durch das Beispiel unserer frohen und reinen Gemeinschaftlichkeit zwischen Mann und Weib wollen wir der menschlichen Gesellschaft die Schönheit eines freien Ge fchlechtslebens aufzeigen."

Der junge Mann hatte seine Rebe beendet. Längere Zeit herrschte Schweigen im Kreise der drei Männer. Der Onfel war ganz ver battert. Als sie zum Lagerpl 13 zurückamen, wurde gerade zum Aufbruch gerüstet

Einige Tage später ergriff Ontel Otto die Hand feines Neffen und fagte: Ich glaube, mein Junge, daß ihr jungen Menschen doch domif recht habt, euer Leben neu zu gestalten.

Artur Stretter.