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Sonntag

25. Dezember 1927

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

, Die Apachen von Paris."

( Gloria Palast.)

Paris   als Stadt des Amusements und des Verbrechens ist für den Durchschnittsfilm immer ein gutes Thema. Der normale Bürger fommt hierbei immer auf seine Kosten, zu Punft eins somieso, zu Nummer zwei wegen des angenehmen Gruselns, das ihm ein Besuch in Apachenkellern und dunklen Gassen, wo das Verbrechen angeb­lich lauert, angenehm bereitet. Robert Reinert   hat zudem dem Manuskript noch eine ultige Wendung gegeben, indem er Baris von einer amerikanischen Gesellschaft bereisen läßt, die darauf aus ist, den Alkohol und andere Lafter( die es in Amerika   natürlich gar nicht gibt) zu entdecken und zu bekämpfen. Eine würdige Dame, die vollständig moralfest ist, ihr männlicher Begleiter, der insge­heim den Alkohol auf die direktefte Weise bekämpft, d. h. durch Einverleibung, und ihre Nichte, das füße amerikanische   Mädchen, das brennend nach allen Sensationen von Baris verlangt, bilden das Trip, das auf Paris   losgelassen wird. Im Moulin Rouge, der befannten Bergnügungsstätte, fallen fie richtig einer Apachenbande in die Hände; aber der Edelverbrecher, genannt Mylord, der bessere Tage gefehen hat, perliebt sich in die blonde Amerikanerin, bringt ihr das gestohlene Armband zurüd, entzweit sich und fämpft ihret megen mit seiner Bande in dem berüchtigten Apachenfeller, den die Amerikaner natürlich fennen lernen müssen. Zum Schluß gibt es noch eine richtige Kriminalgeschichte im Hause der Amerikaner, bei dessen Ausplünderung ein Nigger den Apachen zuvorkommt. Der schöne Mylord gerät dabei in den Verdacht, doch ein gemeiner Dieb zu sein, wird aber glänzend rehabilitiert und soll durch eine Verlobung mit feiner Amerikanerin wieder auf bessere Wege ge bracht werden. So endet die Geschichte hübsch moralisch. Inzwischen aber hat der Regiffeur N. Malitoff, der diesen deutsch  - franzö­fischen Gemeinschaftsfilm zum Teil mit französischen   Darstellern gedreht hat, Gelegenheit, schöne Bilder von Paris  , von seinem Lurustreiben und feinen aufgeschminkten Lasterhöhlen auszubreiten und durch ein flottes Tempo einen gangbaren Film mit allerlei Raffinement herzurichten.

Der junge Franzose Jacques Catelain   zeigt sich in allen Sätteln gerecht; er hat etwas von dem interessanten Geruch des Verbrechers, ist hübsch genug, um die Amerikanerin zu bestechen und gleichzeitig Gentleman im Sinne eines amerikanischen Mädchens der höheren Klasse. Seine Apachengesellen übrigens ausgezeichnete Typen, die das Grufeln besorgen werden über seinen Verrat freilich anders denken. Lia Eibenschütz   ist die blonde Amerita nerin, die neben aller Forsche die typische amerikanische   Fabheit mimt. Ihre Konturrentin aus dem Apachenfeller wird von Ruth Beyher mit starter Uebertreibung und reichlicher Sentimentalität dargestellt. Malitoff selbst, der ausgezeichnete filmische Ein­fälle ins Spiel fest, gibt mit guter Mimit den alkoholvertilgenden Amerikaner. Tiebtie endlich liefert einen Detektiv, der angenehm pom Durchschnittsthema absticht. D.

Der fröhliche Weinberg." ( Marmorhaus.)

Ein gutes Lustspiel mit der notwendigen Reklame für rheinische Fröhlichkeit, aber faum die ins Filmsche übertragene Komödie Zuck mayers. Aus Mangel an geeigneten Sujets, die irgendeinen Erfolg persprechen, greift man nach Bühnenstüden, die volle Häufer machten und fragt überhaupt nicht danach, ob das Wirksame, das Einzig­artige der Komödie ins Bildhafte übertragen werden kann. Zud mayer schrieb ein Wert, dessen Erfolg hauptsächlich auf dem Dialog beruht. Die Menschen entschleiern sich in ihren Reden, die Hand Lung ist nicht besonders originell. Sie bringt im Grunde das übliche Schema. Zwei Liebende, sie Tochter eines reichen Wein­bergsbesizers, er Rheinschiffer, bekommen sich zuerst nicht; ein dritter tritt auf, ein verschuldeter Assessor, der den Goldfisch fangen mill. Am Schluß nach einer großen Besäufnis die richtig rangierten Baare in Umarmung auf der Bühne. Das bedeutet an sich wenig. Aber das Milieu, die Reden wirken bei Zuckmayer bodenständig echt. Der Dialog tann nicht filmisch ausgenutzt, er muß durch irgend ein anderes Mittel wirksam gemacht werden. Diese findet die Regie der beiden Fleds nicht. Es bleibt das Milieu, das bereits in vielen Filmen ausgemünzt worden ist. Der Schauplatz fann im Film ständig wechseln, also zeigt man die Traubenlese, zeigt Mainz  , Holland  , Rheindampfer und ähnliche wirksame Dinge. Dazwischen bewegen sich die Menschen mit betonter Harmlosigkeit. Die Menschen erscheinen auf eine Schablone festgelegt zu sein, es fehlt ihnen an Fülle und Saftigkeit. Was in dem Bühnenluftspiel tatsächlich inner­lich begründet ist, erscheint hier als Aufopferung, trotzdem sich die Schauspieler um Wahrheit und Echtheit bemühen. Rittner ist ein vollsaftiger, humorvoller Gunderloch, Camillo Horn  , die Tochter, von faszinierender Bodenständigkeit, Lotte Neumann  , die nicht mit Rührungstränen wie ehemals aufwarten muß, ein Mensch aus einem Guß und Karl de Bogt ein urwüchsiger Kerl, dazu gibt Fritz Odemar   vom Frankfurter   Schauspielhaus den Affeffor Kunzius ohne Uebertreibung mit einem prachtvollen Ge­ftaltungsvermögen. Und trotzdem fehlt dem Film das mitreißende, das Beschwingte. So ist ein sehr guter Durchschnittsfilm entstanden, mehr leider nicht. F. S.

Die Jugend der Königin Luife."

( Beba Palast Atrium)

Die fleinen Geschichten, die in Lesebüchern für höhere Mädchen­schulen über die Königin berichtet werden, erfahren hier durch Lud­ wig Berger   eine filmische Illustration. Anekdote reiht sich an Anekdote, und der Film ist fertig. Erst der zweite Teil wird ein abschließendes Urteil ermöglichen, denn bei den Gestalten Napoleons  . und des Prinzen Louis Ferdinand   wird es sich zeigen, ob Berger tatsächlich nur traditionelle Anekdote geben oder auch an die histo= rische Wahrheit Konzeffionen machen will. Darüber hinaus ist jedoch die Frage berechtitg, warum verfilmt man ausgerechnet das Leben der Königin Luise  , das außer dem Napoleonintermezzo taum dra­matische Höhepunkte aufmeift? Was bleibt übrig ,, wenn man die Namen ändert? Sehr wenig Unterhaltsames. Anfäge sind vor­handen, die junge, lebenslustige und ungezwungene Brinzessin an dem verknöcherten preußischen Hof, doch es tommt hier faum zu ausgesprochenen Konflitten. Berger dämpft, gibt nur Andeutungen statt scharfe Herausarbeitung, alle haben recht, alle erscheinen in Sympathischer Gloriole, selbst der verlotterte Friedrich Wilhelm II., bem Mierendorff die Allüren eines hausväterlichen Bieder. mannes gibt. Nur die Bürgerliche, die Geliebte des Königs, bekommt eins ausgewischt. Das hat sie davon, daß sie durchaus Gräfin werden will. Im übrigen brauchen wir teine Filmreklame für die edlen Hohenzollern und ähnliche Fürstlichkeiten, gibt es teine anderen Stoffe Selbst wenn Berger das ungeschminkte Porträt der Königin zeichnen wollte, wäre diese llebung überflüssig, wieviel mehr eine Idealisierung. Man spekuliert mit diesem Film allein auf die In­stinkte derenigen, die als schwarzweißrot Gefärbte durch das Leben laufen. Durch das Proletariat wird der Film die Ablehnung er­fahren, die er feiner Gesinnung nach verdient. Wir sind heute zu fehr in politischen Auseinandersetzungen verhaftet, um einen Film nder ein Drama nur fünstlerisch werten zu können, denn künstlerisch in regietechnischer und darstellerischer Beziehung hat dieser Film Niveau. Der Stoff ist unfilmisch und undramatisch, deshalb legt der Regisseur Karl Grune   den Hauptakzent auf die Ausgestaltung des Milieus, auf reine Bildwirtung. Wie immer schafft Grune

Nachtbilder von feinftem, malerischen Rets, stellt prachtvolle i MA Der große Sprung."

( ufa  - Palast am 300.)

Beilage des Borwärts

Interieuraufnahmen und fügt die Menschen unaufdringlich diesem Rahmen ein. Mady Christians   spielt die Königin, ohne füß lieblich oder madonnenhaft zu werden, ein ausgelaffenes. liebens- eld in Bert von Dr. Arnold and berechtigt von vornherein wertes Kind. Wiemann, der Kronpring, herb, ecig, ungelent, zu den höchsten Erwartungen und ein Film von diesem Meister der mit dem goldenen Herzen in der rauhen Schale, steif wie ein Lade- Bergfilme wird mit besonderem Maße gemessen. Darum darf man stock und bereits die spätere Hilflosigkeit des Königs andeutend. Sehr wahrhaft erfreut sein, daß man auch die neue Arbeit von Dr. Arnold eindringlich sind die Nebenrollen gestaltet, mur Prinz Louis Ferdi Fand so restlos bejahen kann. nand wirki posiert und unglaubwürdig. F. S.

Nur zur Probe."

( Ufa Theater Kurfürstendamm.)

In der Ueberfülle von Filmen, meist amerikanischen Ursprungs, die uns in den Wochen vor Weihnachten   vorgesetzt worden sind, hat man manchmal das Gefühl, es soll noch schnell mit dem Borrat im alten Jahr aufgeräumt werden, ehe man im neuen Jahr mit hoffentlich besseren Stüden das Rennen fortsetzt. Dieser Ameritaner hat große Streden, wo er an die deutsche Posse erinnert, d. h. es wird frampfhaft der Bachmustel gefigelt, durch einen Unsinn, der manchmal so blöd wird, daß man sich nur durch eigene Wize aus der Situation retten tann. Es scheint, daß diese ganze Sache Raymond Griffith   zu Ehren veranstaltet wird, ber ja eine Nummer für fich ist und besonders durch die ungeheure Gelaffen heit imponiert, mit der er die meisten Sachen verfehrt macht oder durcheinander wirft. Er hat da natürlich auch Gelegenheit, durch seine Tricks die verfahrene Situation wieder einzurenten, und vor allem fann der Regiffeur Kenton dann zum Schluß ein fabel­haftes Endspiel loslassen, in dem mit dem üblichen amerikanischen Autohehmethoden und einer wahnsinnigen Kletterei an einem Bolfenkrazer Effekt gemacht wird.( Freilich hat man das schon bei Harold Lloyd gesehen.) Es werden Trauungen veranstaltet, zum Teil zur Probe und mit allen Mitteln Situationsfomiten herbeige­führt. Eine Hauptrolle spielt ein besonderer Apparat, aus dem ein paar Tauben losgelassen werden, die auf dem Höhepunkt der Situation ein Kollier entführen, um dessen Wiedererlangung sich das Ganze dreht. Die Verfolgung dieser Tauben mit ihren haarsträuben­den Zwischenfällen bildet dann den tumultuösen Ausgang. Der Brobe machte, verlobt sich bei dieser Gelegenheit schließlich noch ulige Kerl, den Griffith darstellt, und der sonst alles nur zur richtig.

Boran ging außer einer miglofen amerikanischen Groteske ein ebenso unterhaltsamer wie belehrender Kulturfilm der Ufa   über Verkehrsregelung in der Nordsee". Man sieht darin die vielfachen Einrichtungen, die an der Küste getroffen sind, um burch Leuchttürme, Leuchtbojsen und Lotsenbetrieb die Sicherheit der Schiffahrt zu gewährleisten.

, Gustav Mond, du gehst so stille".

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( Mozart Gaal  .)

Es ist fein Film, der überwältigend luftig ist, aber es ist ein typischer Reinhold Schünzel  - Film, der den Freunden des bez langlofen Spielfilms wieder sehr gefallen wird, denn er ist nett gemacht.

Gustav Mond ist ein ruhiger, unbedeutender Mensch, doch möchte die Angebetete seines Herzens einen Mann, der Reforde bricht. Schließlich wird Gustav auch interessant und zwar zuerst durch eine ungerechtfertigte Berhaftung und hernach durch eine etwas seltsame Rolle, die ihm Frl. Bilima Duval diktiert. Für dieses Fräulein hebt er nur Bafete auf, aber er wird unverzüglich zu ihrem Gatten er flärt, als der reiche Onkel aus Afrika  , der feine Nichte für ner­heiratet und Mutter hält, unversehens auf der Bildfläche erscheint. Dieser gutmütige Filmontel zahlt nämlich unentwegt die Schulden, die der leichtsinnige Mann seiner Nichte macht. Wie nun Gustav Mond sich mit Frau, Kind und Onkel abfindet, ist eine Sache für sich. Zum Schluß findet er auf jeden Fall zu der Dame feines Herzens zurück, von der er in Gnaden angenommen wird.

Es

Die größte Sorge des Regisseurs Schünzel   war es, den Schauspieler Schünzel   in den Vordergrund zu rüden. Die Szenen mit Schünzel   werden oft zu sehr ausgespielt, man hat unwillkürlich das Gefühl, das Tempo des Films hätte hierunter gelitten. fommt eben zu viel Pomadigkeit hinein, es mangelt mitunter die Frische. Daß mancher uftige Einfall gut verwandt wurde, soll auch nicht einen Augenblick bestritten werden. Für die übrigen Darsteller gab es feine schwierigen Aufgaben zu lösen, obwohl man Schauspieler von Ruf bemühte.

- e. b.

Jugendliche haben Zutritt!

4

Ritter

Die Fremdengaffe von New York  

mit Mary Carr  , Patsy Ruth Miller  , Monte Blue  , Max Davidson   usw. TÄGLICH:

EMELKA- PALAST Kurfürsten­

damm

7 u. 915. An beiden Feiertagen 5, 7, 915

und SCHAUBURG Potsdamer

Platz 715, 915. An beid. Feiertag. ab 4 Uhr nachm.

EM

Diesmal ist der Regisseur auch für das Manuskript verantwort lich, das mit viel Humor eine Liebesgeschichte erzählt. Es handelt von einem Stadtherrn, der sich, wenn auch nach mancherlei Miß­geschid, eine feine, wilde Biegenhirtin einfängt. Die Handlung wurde natürlich nur ersonnen, um Landschaften und sportliche Höchst leiftungen zu zeigen.

Die Hauptrolle spielt Leni Riefenstahl  , Dr. Fonds große Entdeckung für den Film. Ihr Gesicht ist photographisch so gut zu erfassen, wie faum ein zweites, hinzu kommt ihr geschmeidiger, wunderbar burchtrainierter Körper. Und ein solches Menschenfind fann man in eine solche Berglandschaft stellen. 2outs Trenter spielt den biederen, bodenständigen Bauernburschen. Hans Schneeberger  , der Meisterläufer, führt die ultige Figur des Michael Treuherz zum Siege, da er, indem er sie spielt, Leistung an Leistung reiht. Paul Graeg stellt wieder eine seiner be rühmten Berliner   Typen hin. Sepp Allgeiers Photographie ist über alles Lob erhaben. Der ganze Film ist technisch vollendet. Alles ist gleich vorzüglich erfaßt, die Landschaft( die Fenſterſtürme, die Gebirgsnadeln in den Dolomiten), in ihrem Stimmungszauber und der Stisport, der hier wirklich mit frohbewegtem Leben gleich­bedeutend ist. Zudem hat man, was für diesen Film von erhöhter Wichtigkeit ist, dem Rhythmus der Einzelperson volle Wertung ab­gewonnen. Dr. Fand versteht es, aus sich heraus luftig zu sein. Go tommt es in diesem Film zu föstlichen, unvergeßlichen Szenen. Der Regisseur schlägt die Zuschauer in seinen Bann, er kann sich alles erlauben, sogar so gründlich ausgenutzte Aufnahmen, die bei jedem anderen die Langeweile der Wiederholung ausgelöst hätten. Aber hier bleibt man schauluftig und fröhlich bis zum Schluß. c. b.

Fairbanks   als Gaucho."

( Capitol.)

Rinderherbe behütet, sondern der Chef einer hunderttöpfigen Bande, Es ist fein richtiger Gaucho, der harmlos mit den Baffos feine die ausgleichende Gerechtigkeit übt, indem sie den Reichen das Geld wegnimmt und es teils den Armen gibt, teils für sich behält. Und dieser finsteren Diktators, der gern die Goldschätze sein eigen nennen möchte. Gaucho   befreit einen heiligen Wallfahrtsort von den Truppen eines Dazwischen geschehen allerlei abenteuerliche Dinge. Ein junges Mäd­chen fällt einen steilen Abhang herunter, bleibt bei dieser immerhin gefährlichen Uebung völlig unverlegt, wird darauf heilig und heift mit amerikanischem Girllächeln Krante  . Ausfäßige bevölkern den Film, erscheinen und verschwinden, bis der prachtvolle Douglas eben falls den Ausfazz betommt und durch) Gebete geheilt wird. Dann gibt es noch Jungfrauen mit Carmenallüren, den Dolch im Brust tuch, rafende Leidenschaft im Herzen; Mönche mit Gebetbüchern und verzeihendem Lächeln spenden Segen. Eine Rinderherbe wird gegen die Mauern der Stadt getrieben, die sie auch pflichtschuldigst ein­trammelt. Alles ist vorhanden, was ein echter Fairbanks  - Film an Romantik und Abenteuer verlangt und dann Douglas selbst, Kava­lier und Desperado, der am Schluß fromm wird, Birtuose im Klet tern, Springen, Laffowerfen und Reiten. Sjeld der Mädchen und Jugendträume, elegant, geschmeidig wie ein edler Banter und immer lachend, wie es fich für einen anständigen Amerifaner gezief. Jeder Fairbanks  - Film ist nur ein Märchen, ein Stüd Romantik im Maschinenzeitalter, farbig, spannend, abenteuerlich, aber hier in Gaucho  " erscheinen die Farben etwas matter, das Tempo ist be­ruhigter, die Abenteuer häufen sich nicht. Es fehlt das große Finale. Dieser Film erreicht nicht den Dieb von Bagdad" oder den ,, Mann mit der Peitsche", auch wenn er dank Fairbanks   immerhin unterhält und besser unterhält als eine ernftaufgezogene gesellschaftliche Affäre. F. S.

,, Natur und Liebe."

( Ufa   Pavillon Nollendorfplatz.)

Dieser Film, der den Weg vom Urtier zum Menschen zu zeigen versucht, ist von einer Swiespältigkeit, die stärkstes Befremden her­vorrufen muß. Dr. Nicholas Kaufmann   schrieb das Ma­nuftript und Dr. Ulrich K. Z. Schulz führte die Regie, unter: stützt durch vorzügliche Photographen und beraten durch erste Wissen­schaftler. Im ersten Teil des Films wendet man sich an ein Pub­fitum, das Belehrungen zugängig ist. Und man übermittelt ihm in leicht faßlicher, eindrucksstarker Form so viel Wissen, daß man für diesen Teil des Films dankbar sein muß. Der Film zeigt die Entwicklung der Tiere und Menschen von den primitivsten Anfängen bis zur Gegenwart. Wir sehen die heute noch auf Erden lebenden mutmaßlichen Bertreter unserer Borstufen. Hunger und Liebe re­gierten und regieren die Welt. Wir gewahren der Liebe Freud' und Leid bei Lier und Mensch. Die förperliche Berwandtschaft zwischen Lier und Mensch wird durch Bilder dokumentiert. Das Kapitel Affe und Mensch wird durch zahlreiche Aufnahmen von Menschenaffen darunter solche von einem Gorilla, diesem großen Menschenhasser erläutert. So weit ist alles vortrefflich, dann aber läßt man plöglich Menschen von heute ihre Urvorfahren spielen. Im felben Augen­blick setzt die Masterade ein. Man spürt nun nur noch Anord nungen eines Filmregisseurs, der für ein Publikum amerikanischer Geschmacksrichtung arbeitet. Man sieht nichts wie gestellte Bilder allerorts; darin sind die Menschen zur Steinzeit derartig fentimental verliebt, wie es nur irgend deutsche Filmprinzessinnen und amerita­nische Filmmillionärinnen von heute zu sein belieben. Und wenn dann noch ein Bär, der, falls er ein tierisches Wesen sein sollte, sicher auf Wandergewerbeschein von Jahrmarkt zu Jahrmarkt reist, als Urbär auftritt und von einem maffenlosen mageren Filmstatisten be­fiegt wird, so wirken diese Borgänge einfach lächerlich. Man sollte diese menschlichen- allzumenschlichen Szenen frischen Mutes aus dem Film herausschneiden und man hätte ein Prachiwert, das doch nicht durchaus abendfüllend zu sein braucht.

Der Bettelstudent."

( Primus Palaft.)

Es ist nicht einzurfehen, warum man ben Bettelstudenten in einen Frack steckte und auf modern frisierte. Dadurch entstehen Widersprüche. Warum find beispielsweise die Soldaten die Ordnungserhalter in der Stadt und nicht die Polizei, ein Borgang, der im Kratau des Barods verständlich ist aber nicht in einer modernen Stadt. Sonst ist der Film gut aufgebaut und inszeniert. Die beiden leds, die Regiffeure, bemühen sich um heitere Auf­lichtung des Manuftripts, ste weichen dem Sentimentalen aus. Dies bleibt ein Verdienst Andererseits wird zu viel Legt gegeben und der szenische Aufbau leidet manchmal unter Untlarbeiten, vor allem stört die zu oft angewandte Halbbeleuchtung des Bildes. Die Szene braucht volles Licht, besonders da hier das Dunkel nicht als Stimmungsfaftor verwandt wird. Ausgezeichnet sind die Schau spieler. An erster Stelle Liedtke, der ganz unfentimental und lebenssprühend ist. Selten war er so frisch und natürlich. In den­selben Bahnen wandelt Maria Paudler  , während Junter= mann und Ida Wüst   mit wirklicher Komit den Oberst Dilendorf und die Gräfin Nowalsta gestalten. Im ganzen, ein gut gearbeiteter Durchschnittsfilm.