greß in Tours ein bedeutendes Bachstum zu verzeichnen hat. Im Dezember 1920. zählte die Partei 179 000 Mitglieder, zu Ende des Jahres 1921 gehörten ihr faum 50 000 an; die Folgen der Spaltung schienen unheilbar zu sein. Die Wahlen 1924 brachten dann die ersten Erfolge. Der Mitgliederstand stieg damals auf 72 855. Seifdem wächst die Partei von Jahr zu Jahr und hat heute wieder mehr als 100 000 Mitglieder. Dabei ist zu bedenken, daß in Frankreich poliiijdje Organisationen längst nicht zur Boltsgewohnheit geworden sind.
Die Finanzfommission hat einen Boranschlag für die Einnahmen und Ausgaben des Jahres 1928 eingebracht, der mit 878.000 Franken balanciert. Darunter sind als Kosten für die Wahlfampagne 250 000 Franken vorgesehen. Die Nachmittagssigung war ausgefüllt mit einer Debatte über die weitere Aus. gestaltung des Zentralorgans der Partei, des Populaire", der seit dem 1. Dezember 1927 in neuer, wesentlich vergrößerter Form erscheint.
Nebbich u. Co.
Helden der„ Roten Fahne" in oppofitioneller Beleuchtung.
Wenn zwei sich streiten, erfährt man die Wahrheit, und wie die revolutionären Helden der Roten Fahne" in Wirklichkeit aussehen, erfährt man aus der oppositionellen Fahne des Kommunismus":
Im Berlauf einer Woche haben sich drei ,, Gerechte " in der ,, R. F." zu den Fragen der Opposition geäußert, deren Leistungen nicht ohne einige Bemerkungen vorübergehen sollen, nicht ihres Inhaltes wegen, sondern der Personen dieser drei gerechten Kammacher wegen.
Der erste ist unser alter Freund Ernst Meyer , der in einem Artikel, dem man die Langeweile seines Verfassers und dessen fprichwörtliche Faulheit anfieht, mit der Plattform der ruffischen Opposition sich zu beschäftigen vorgibt.
Das komische daran ist, daß sich hier der gute Meyer als after Bolschewik gebärdet, nichts von der Plattform sagt und mittendrin, effensichtlich überdrüffig der Aufgabe, abbricht, ohne auch nur richtig engefangen zu haben. Der Artikel ist eine Gesinnungs: lumperei. Meyer, den der Bucharin auf dem Stalinfchen fog. Barteitag gewaltig gelobt hat, weil er keine Fraktionsarbeit mache, hetreibt in Wirklichkeit natürlich nach wie vor sein altes Geschäft, nämlich die rechte, aber halbseidene Frattion. Er mimt den Zonalen und schreibt daher ab und zu, so sehr das gegen seine Natur auch gehen mag, einen Artikel.
Das ist der erste gerechte Kammacher.
Der zweite heißt Josef Benz und schreibt am 20. Dezember
cinen unsäglich albernen, anonymen Artikel über das Verhalten der cuffischen Opposition auf dem Parteitag, insbesondere über deren Spaltung. Da dieser vortreffliche Mann sich gestattet, von dem Schüßling des Bürgerblocks" Maslow zu reden, wird es nicht unnütz sein, ihm etwas auf sein Maul zu geben.
Dieser Lenz, der nebenbei auch ein Schüßling" ist, da er ein ebenso ,, un er wünschtes Element" ist, hat sich nicht gescheut, noch im August 1926 den Schüßling des Bürgerblocks" Maslow aufzusuchen. Er ödete ihn stundenlang an mit der folgenden politi= schen Hurerei: es sei allerdings alles richtig, was die russische Opposition fage und er fei damit einverstanden, aber Opposition werde er nicht machen, da man dabei aus der Partei fliegen könne, und er fei cher für eine tieine KP,
Das ist der zweite gerechte Kammacher und wohlbestalltes Mit glied der ZK., für das er theoretischer Hausjude ist. Der dritte aus dieser gerechten" Gesellschaft ist Baul FriedTänder, ein Uebersetzer in der Inpreforr, der aus irgendeinem Grunde sein taninchenartiges Dasein durch einen Artikel mit der Ueberschrift Maslow und Fren" unterbrochen hat. Da er in hiefem Artikel einige alberne Fragen stellt, muß man auch diesen Nebbich ans Tageslicht zerren. Das gute Männchen meint, Maslow und Ruth Fischer hätten doch eine Ahnung von der österreichischen Bewegung, also wüßten sie, daß Fren immer rechts gewesen sei. Maslow und Ruth Fischer wissen noch mehr. Sie wissen bei spielsweise, daß Paul Friedländer der Fraktion Fren bis 1924 an
Monate hindurch hielt es uns alle in seinem Bann. Sei es, daß wir von unserem fargen eBrdienst uns fleine Summen abzuSparen versuchten, um denen, die uns nahestehen, eine kleine Freude zu machen an diesem Feste, dessen schönster Sinn doch immer noch die Liebe ist. Sei es, daß wir in den Geschäften uns mühten, um dem Ansturm all der Kauflustigen gerecht zu werden, oder daß wir auf unseren Wegen zur Arbeit immer wieder die Ankündigung billiger und billigster Kaufgelegenheiten zu Gesicht befamen. Spans nung erfüllte uns, ob auch mir zu den Beschenkten gehören würden an diesem Tage, da in die schier endlose Dunkelheit des Winters hinein der Glanz der Liebe ftrahlt, die sich sonnt an der Freude des Gebens und der Ueberraschung des anderen.
Und nun ist schon alles vorbei. Von dem alles bezwingenden Rausch der Wochen vor dem Feste und der Festtage blieb nichts übrig als eine große Nüchternheit. Junge Mädchen nur, die mit Stolz den Verlobungsring vom Weihnachtstage den nicht so glüd lichen Freundinnen zeigen, tragen die Spur ihres Glüdes noch im Geficht Ihr Rausch dauert länger. Mindestens bis zum Tage
gehört hat, baß er bann Jints" wurde, weil diese Band.| lung mit einer Anstellung verbunden wurde, daß er, als er noch mit Fren ging, Maslow und Ruth Fischer iminer er, als er noch mit Fren ging, Maslow und Ruth Fischer immer wieder beteuerte, Frey sei der einzige politische Mensch in der öfterreichischen Partei, und daß mithin seine jezige geschwätzige Redselig feit, mit der er bei seinen Vorgesetzten Eindruck schinden will, auch nichts anderes ist, als Ma st darmakrobatik, die er offen bar als Hauptberuf gewählt hat.
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Das ist der dritte gerechte Kammacher, und so sehen sie alle aus. Wie dagegen die Helden der Fahne des Kommunismus" aussehen, wird man demnächst in der„ Roten Fahne" lesen können. Man darf gespannt sein, ob es ihr gelingen wird, diese Schimpfleistung zu überschimpfen..
Der Retter. Enttäuschung mit Hindenburg .
Die Kreuz- Zeitung " eröffnet ihre fonservativ- deutschnationale Weihnachtsbetrachtung mit den Worten:
Wenn heute in Deutschlands schwerster Beit alle Patrioten sorgenvoll die Frage immer wieder aussprechen, in die Schiller die erste Szene seines Wilhelm Tell austlingen läßt:„ Wann wird der Retter fommen diesem Lande", dann richten sich immer wieder die Blicke auf die gewaltige Gestalt des ersten deutschen Kanzlers."
Wann wird der Retter kommen diesem Lande? Armer Hindenburg!
Bureaukratenstreich.
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fich Joffe an Trogti persönlich. Er bezeichnet eine Lage als unerträglich, in der die russische Kommunistische Partei stillschweigend den Ausschluß Trozfis aus den Reihen ihrer Führer duldet. Er sei überzeugt, daß früher oder später in der Partei eine Krise ausbrechen werde, die sich gegen die, jezigen Machthaber richten werde. In diesem Sinne sei sein Tod als ein Protest gegen jene zu betrachten, die die Partei in eine Lage gebracht hätten, in der sie nichts gegen die Ausschaltung Troklis und seiner Anhänger tun könne. Zum Schluß wirft Joffe Trogzti vor, zu oft im Interesse einer Berständigung einem Kompromiß zugestimmt zu haben, obwohl er, Trozki, immer Recht gehabt habe, was ſelbſt Lenin zugegeben habe. Er, Joffe, sei überzeugt, daß Troßzki wieder zur Macht gelangen werde.
Der Bruch Südchina- Rußland. Protest der Witwe Sunhatsens.
London , 26. Dezember. Die Witwe Sunyatsens hat ihre Beziehungen zur KuomintangPartei, die von ihrem Mann begründet worden, mar, abge= brochen. Sie sandte ein Telegramm an Tschiangkaischek, daß sie zum Zeichen des Protestes gegen den Bruch mit Räte- Rußland in Moskau bleiben würde. Der Bruch sei ein Verrat an den Idealen Sunnatsens..
Das russische Generalfonfulat in Shanghai wurde am Sonnabend geschlossen und versiegelt, die Sowjetflagge heruntergeholt. Der Generalfonful und 16 Beamte fuhren von Schanghai nach Wladiwostok ab.
Profefforen gegen Hochschulstrolche.
Butarest, 26. Dezember. Nach Prüfung der Vorgänge in Großwardein und Klausenburg veröffentlicht der Universitätsfenat eine Erklärung, in der er die in Großmardein, Klausenburg und anderwärts begangenen Attenvernichtungen, Diebstahle und Entweihung Don Heiligtümern verurteilt und gleichzeitig feststellt, daß DOIT der Gesamtheit von 40 000 Studenten nur ein sehr geringe: Teil
,, Am Tage vor Allerseelen überschritten mit der Straßenbahn Eupen- Aachen zahlreiche Menschen die neue belgisch - deutsche Grenze, um ihren auf dem Aachener Friedhof begrabenen Toten Blumen. tränze aufs Grab zu legen. Diese Blumen stammten aus dem eigenen Garten. Sie waren von den Trauernden selbst zu Kränzen geflochten worden. Die Trauernden waren sich nicht bemußt, etwas Berzollbares bei sich zu führen, aber der Zollbeamie belehrte sie eines befferen. Lautet doch Position 41 des deut. schen 3olltarifs: ,, Blumen, Blüten, Blütenblätter und Knospen zu Binde- oder Zierzweden, frisch." Gegenstände dieser Art sind 301lpflichtig, und die Trauerfränze waren offensichtlich bloßgestellt ist. Dann heißt es: Der Genat will zunächst die Urteile zu Zierzwecken bestimmt! Also mußten fie verzollt werden, ohne der Gerichte und den Eingang der vollständigen Atten abwarten, Rücksicht auf die unerhörte Peinlichkeit dieses Verfahrens. Sollte, um dann alle erforderlichen Strafen auszusprechen. Alle Studenhier nicht doch ein Mißverständnis vorliegen? Und, falls es in ten, die des Diebstahls oder der Entweihung von Heiligtüme: n Ordnung" ist, sollte es dann nicht möglich sein, eine Aenderung der überführt sind, werden für immer vom Hochschulunterricht aus Bestimmung des Zolltarifs herbeizuführen?""
geschlossen werden. Studenten, denen Teilnahme an Aufruhr cder Beleidigungen nachgewiesen sind, werden für ein Jahr von der Universität verwiesen werden. Auch diejenigen Studenten, die in der Nacht vom 8. auf den 9. Dezember den Bukarester Zug aufgehalten haben, sollen wegen Störung der öffentlichen Ordnung auf ein Jahr relegiert werden.
Man wird der rumänischen Professorenschaft nich glauben fönnen, daß ihre Entrüstung über die Hochschulstrolche mehr als ein Anleihe- Werbemittel für Rumänien bei den Geldherren des Westens ist, solange fie die innerrumänischen, fast alltäglichen Gemaltatte der Burschen nicht ahndet, und solange sie den Oberpogromiften Cuza unter sich duldet!
Paris , 25. Dezember.( TU.) ,, Bulletin Communist", ein feines Blatt, das in Paris erscheint und die Auffassung der russischen Opposition vertritt, veröffentlicht den Brief des durch Selbstmord geendeten Jaffe, den dieser furz vor seinem Tode an Trotti gerichtet hat. In diesem Brief, der niemals Tropfi erreicht hat, da er von der GBU. beschlagnahmt wurde, erklärt Joffe, wegen seiner Krankheit und hauptsächlich wegen seiner Kaltstellung aus dem Leben scheiden zu wollen. Die Bühlarbeit gegen die Opposition, der auch er angehörte, sei soweit gegangen, daß ihm alle ärztliche Hilfe und Medikamente auf Staatsfoften ver weigert worden seien. Er selbst habe nicht die nötigen Mittel, um sich zur Pflege ins Ausland zu begeben. Er zöge es daher vor, aus dem Leben zu scheiden, obwohl er Gelegenheit gehabt hätte, sich Dinge sind der Gegenstand einer Interpellation im französi durch Beröffentlichung seiner Erinnerungen bei ausländischen Berich en Senat. Darin wird die Verfolgung deutscher Radikalpazi lagen Geld zu verschaffen. Hiervon habe er abgesehen, da er mit der fisten als unvereinbar mit dem Locarnopertrag Parteileitung nicht in Gegensatz habe geraten wollen. Sodann wendet bezeichnet.
martet schon ein neuer Teufel darauf, die Armen zu quälen: Bilanz. Jeht heißt es, die Reste in den Regalen und auf den Ladentischen zu zählen und vorzubereiten für die großen Ausverkäufe des beginnenden Jahres. Ungesehene Arbeit ist das, die feine Kassen füllt und die darum von einem immer grämlich und mürrisch dreinblickenden Herrn bewacht wird, der die fetten Tage des Weihnachtsgeschäftes längst aus seinem Gedächtnis strich. Er hat mur eine Sorge: Wie kann ich am besten einen Teil meiner Angestellten entlassen, ohne in den Zeiten der Konjunktur befürchten zu müssen, daß ich ungeschultes Personal habe. Schwere Sorgen haben die Herren. Schwere Sorgen. Tauschen möchten fie nicht mit uns, die wir heute früh wieder gleichmütig dem Ruf der Werke folgten, an die unsere Pflicht uns bindet. Ungern mur fehrten wir in die Fron zurück. Und doch wohnt auch etwas Freude in uns darüber, daß es diesmal nur ein Feiertag war, der an unserem fargen Berdienst zehrt und ihn schmälert.
Mit einer Hoffnung gehen wir zurück an unsere Arbeit, neue Lage werden kommen mit neuen Kämpfen und neuen Festen, die nicht geboren sind von dem Gefühl des Sieges über eine Belt, die mit all ihrem Licht doch immer noch voller Dunkelheit ist für den Armen.
Seipels milde. 30 Wiener Strafgefangene find begnadigt worden, darunter der Erpresser, aber Sozialistenverleumder Weran. der Weiß. Nicht ein einziger der Juli- Berurteilten ist unter den Begnadigten!
Die Verhaftung des Redakteurs der Menschheit und verwandte
Das Ende der„ Exzellenz",
Nach einem Erlaß des Generals Hene follen die Generate nicht mehr mit Exzellenz", sondern mit herr General" angeredet werden. Da der Titel Erzellenz auch bereits im bürgerlichen Leben verschwunden ist, so ist mit diesem Erlaß eine heißerfehnte Rang bezeichnung in Deutschland beseitigt. Der Titel Exzellenz war in Der kaiserlichen Zeit die höchste Ehrenbezeugung, die einem Beamten oder einem Soldaten zuteil werden konnte. Mit dem Augenwurde er sofort ohne besondere Ernennung zur„ Erzellenz". Auch blid, wo ein Offizier den Rang eines Generalleutnants erhielt, andere Stellungen hatten Sie Ernennung zur Exzellenz zur Folge, wie z. B. die Ernennung zum Reichskanzler, zum Minifter, zum Staatssekretär und zu den obersten Hofchargen, wie z. B. Obersthofmeister, Oberhofmarschall, Oberkammerherr. Außerdem waren auch die Botschafter von Amts wegen Erzellenz. Außer diesen Exzellenztiteln, die zugleich mit der Amtsbenennung verbunden waren, fonnte auch der Titel noch besonders verliehen merden, und zwar geschah dies meist mit der Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat. Jeder Birkliche Geheime Rat war zugleich Exzellenz. Selten wurde der Titel Exzellenz an andere Persönlichkeiten verliehen, als an Diplomaten, Minister, Hofbeamte und Offiziere. Hin und wieder erhielt ihn einmal ein angesehener Professor der Universität, wie z. B. Kuno Fischer , der auf diesen Titel fo. stolz war, ihn mit Herr Profeffor" oder Herr Geheimrat" anſpräch. fiel in tiefste Ungnade. In Rußland ist der Titel Erzellenz in der Barenzeit viel verbreiteter gewesen, da ihn dort jeder Wirkliche Staats- at schon hatte. Für die hohen Beamten und Offiziere gab es einen befonderen Titel: Hohe Erzellenz". Im alten Benedig war jeder Nobile Exzellenz, so daß man schon fleine Jungens mit Erzellenz anreden mußte. Das gleiche galt für die Republik Genua . Im übrigen Italien haben ihn dagegen früher nur Fürſten geführt. In Frankreich wird, ebenso wie in den Bereinigten Staaten von Amerika , der Präsident der Republik mit dem Titel„ Exzellenz“ angeredet.
der Cheschließung. Dann zerrinnt auch ihnen der Beihnachts Aus dem Guckfasten der Jahrhunderte. daß er jede andere Anrede ganz ſtreng ablehnte. Ein Student, der
traum, mie er den anderen schon jetzt zerrann, und nüchtern und glanzlos liegt das Leben vor ihnen wie jezt die Straßen vor dem frühen Baffanten sich breiten. Teile zerstörter Spielsachen liegen umher ach wie viele Dinge, die der Festabend noch in ihrem Glanze fah. Sie waren nichts als billige Augenblidsfreuden.
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Gärtner fahren durch die Stadt und holen die unverkauft gebliebenen Tannen von den Verkaufsständen ab. Was beſtimmt war, im Glanz heller Kerzen junge Menschenherzen zu erfreuen, wird nun in den Treibhäusern und auf den Beeten junges, teimendes Leben vor den Frösten des Winters schützen.
Vor den großen Warenhäusern stehen Leitern. Hinter den Schaufenstern arbeitet man schon an den neuen Dekorationen. Die prunkvollen Fassaden ter Warenhäuser, die riesigen Licht reklamen, die Wochen hindurch die ganze Stadt in cin Märchen verwandelten, werden abgerissen. Das Märchen wird zerschlagen. Es hat seinen 3wed erfüllt, als es die Menschen weich machte und in eine Stimmung versetzte, die sie leichter von dem oft so sauber verdienten Gelde sich trennen ließ.
Wo die Auslagen der Fenster schon an den Feiertagen geleert murden, grinsen den Passanten nun dickbäuchige Kognal- und Rumflaschen an. In ihrem Zeichen steht das nächste Fest, auf dessen Borbereitung sich nun alles stürzt. Denn wenn das Ende des Jahres im Zeichen des Gefühlsrausches stand, so steht der Beginn des neuen Jahres im Zeichen des Alkoholrausches. So will : es der heilige Geist des Geschäfts. Denn Geschäft muß sein. Und seibst da, wo mun stille Zeit sich ankündet mit ruhigen Stunden für die in den letzten Wochen überanstrengten Angestellten,
Wie sich dem Schaulustigen vor hundert Jahren die Welt im Gudfasten präsentierte, schilderte Friedrich Wendel in der Ansprache, die er in einer vom Bezirksausschuß veranstalteten„ Prole tarischen Feierstunde" hielt. Der Gudtastenmann zeigte damals die Haupt- und Staatsaktionen aus Gegenwart und Vergangenheit, in Berlin sogar, ohne deswegen von der Polizei an= gefochten zu werden, die Berbrennung des„ Ketzers" Giordano Bruno . er zu sehen verstand, konnte aus den primitiven Guckkastenbildern doch etwas von dem Lauf der Welt begreifen lernen. Auch dieser Vormittag im Großen Schauspielhaus follte Gudfastenbilder, fnappe, oft farge Ausschnitte aus dem Weltbilderbogen bringen. Sie sinnvoll auszudeuten und zu kombinieren, blieb Aufgabe der Zuschauer. Die Gestaltung des Programms war außerordentlich wirkungsvoll. An die erschütternde, anklagende Ballade vom Bergessen" von Klabund , die der Sprechchor für proletarische Feierstunden unter Albert Floraths Leitung packend nachformte, schlossen sich Szenen non Hans Sachs , Schiller , Büchner, Tolstoi , zu denen Florath als Gudfastenmann verbindende Worte sprach. Heinrich Witte verlas einen Aufruf aus dein Bauernfrieg, gestaltete später ein Gedicht von Rothenfelder„ Der Kriegstrippel". Wie in den verschiedensten Formen, aus den verschiedensten Weltanschauungen heraus der arme, gefnechtete Mensch in allen Jahrhunderten um das Eine, Gleiche, um eine Freiheit kämpfte, zeigte diese Serie von Gudkastenbildern. Die Spannung, die aus Rothenfelders anklagenden Worten wuchs, löste fich in dem Aufruf: ,, Wacht auf, Verdammte dieser Erde", verströmte endlich in die jubelnde Verheißung Hölderlinscher Berse aus dem Empedokles, die Lothar. Müthel sprach. Die außerordentlich gefungene Beranstaltung fand den lebhaften Beifall des bis auf den legten Blaz. befezten Hauses.
Ies.
Aus der Volksbühnenbewegung. In Leipzig sind Borverhandlungen zwischen dem dortigen Arbeiterbildungsinstitut und den der Boltsbühnenbewegung nahestehenden Kreisen soweit gediehen, bühne demnächst beginnen dürften. In Fürth i. B., in Kelling daß die Werbearbeiten für die Gründung einer Leipziger Bolfs hujen( Holstein) und in Sommerfeld wurden neue Volksbühnen bzw. Wolfsbühnenvereine gegründet.
Cosima Wagners 90. Geburtstag wurde im Hause Wahnfried in Bayreuth im engsten Kreis feftlich begangen. Die Anteilnahme der Deffentlichkeit des In- und Auslandes fam in der großen Anzahl von Glückwunschschreiben und Telegrammen zum Ausdrud.
Ein Aufruf zum Schutz der Marienkirche in Danzig ergeht als Notruf an alle deutschen Boltsgenoffen. Es wird darin auf den drohenden Verfall eines bedeutsamen Wahrzeichens deutschen. Geistes im Osten hingewiesen und die Hoffnung auf großzügige Hilfe und Schußmaßnahmen ausgesprochen..