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Die Kohlenfnappheit.

Die Kohlenfnappheit dauert in Berlin   noch an, in einigen Be zirfen ist die Kalamität sogar größer geworden. Ein Teil Klein­händler ist, wie bereits festgestellt, in den letzten Tagen nur un genügend mit Kohle persorgt worden. Die Mehrproduktion an Braunkohle, die notwendig wäre, um den Berliner   Markt aus­reichend zu versorgen, fann angeblich von den Brikettfabriken nicht geleistet werden. Ueber die Ursachen der Kohlenperfnappung und deren Behebung erfahren wir vom Oftelbischen Brauntohlen funditat" folgendes:

Die Brikettpreise sind so gestaffelt, daß im Sommer die Rohle um rund 3 M. pro 100 3entner billiger ist als im Winter. Das Synditat will mit dieser. Preispolitif erreichen, daß der Konsument im Sommer schon einen Teil seines Winter bedarfes einkauft. Aus der Statistit der Mengen, die im legten Sommer nach Berlin   geliefert worden sind, ergibt sich, daß im Sommer 1927 rund 160 000 Baggons oder 32 Millionen Zentner Hausbrandtohle mehr nach Berlin   gefommen ist, als in den Jahren norher. Troßdem ist Knappheit zu verzeichnen. Einmal herrschte im Sommer vom Mai bis Juli eine so niedrige Temperatur, daß wohl ein Teil der Mehrlieferung in diesen Monaten aufgebraucht wurde. Die im November einsehende Kälteperiode hat sich nicht nur in einer Steigerung des Verbrauches ausgewirkt. Die Braunkohle wird im Tagebau mit Hilfe von großen mechanischen Förderungsbaggern gefördert. Infolge der Kälte gefriert das in der Rohle enthaltene Waffer, die Kohle wird steinhart, die Bagger brechen, so daß an Förderung nicht zu denken ist. In den größeren Werfen, wo bessere maschinelle Hilfsmittel zur Verfügung stehen, versuchte das Syndikat Mehrproduktion durch Einlegung von Sonntagsschichten zu erzielen. Größere Borräte hat das Syndikat nicht aufftapeln fönnen, die Ber teilung der Rohle an die Berliner   Groß und Kleinhändler erfolgt von der laufenden Produktion. Die Versuche des Syndikats, mehr Rohle nach Berlin   zu bringen, find nur im beschränkten Maße von Erfolg getrönt gewefen. Wie das Syndikat ausdrücklich bestätigt, hat die Reichsbahn genügend Waggons zur Verfügung gestellt, um die Produktion der Bergwerte sofort nach Berlin   zu schaffen. Es fcheint, daß eine Mehrproduktion beim Abraum, aber nicht bei der weiteren Berarbeitung der Rohle, bei der Fertigstellung der Briketts, möglich ist. Die Jahre 1924-26, in denen die Kohlen. barone Auslandsanleihen erhielten, haben sie mohl benugt, um den Berobau mit genügend Maschinen zu versorgen. An bie Schaffung neuer Brifettfabriten sind sie nicht herangegangen. Dieses Versäumnis scheint die Hauptursache Der Kohlentnoppheit zu sein.

Die Berteilung der Rohle an den Ronfumenten hat sich seit dem Kriege geändert. Bor dem Kriege faufte der Konfu ment beim Blazgeschäft schon rechtzeitig genügend Rohle für den Winter ein. Die Notlage nach dem Kriege hat viele veranlaßt, einen Briketthandel zu beginnen und dem Konjumenten die Kohle ins Haus zu liefern. Einmal haben durch diese Aenderung tausende, fonft der öffentlichen Wohlfahrtspflege zur Laft fallende Männer Arbeit erhalten und zum anderen war diese Regelung den Ver brauchern bequem. Die Berliner   Mietswohnungen haben nicht so große Keller, um große Borräte aufftapeln zu können. Der fleine Berbraucher tauft darum lieber wöchentlich seine Rohlen ein.

Aus den Kreisen der fleinen Kohlenhändler sind uns eine Reihe Zuschriften eingegangen, in denen darauf aufmertfam gemacht wird, daß die Kleinhändler auf die drohende Kalamität hin­gewiesen haben. Diese Kleinhändler, die am besten den Berbrauch beobachten, sind der Meinung, daß der ganze Verteilungsplan der Rohle von Grund auf geändert werden muß, um zu verhindern, baß sich in den nächsten Jahren diefelben Mängel bemerkbar machen.

Der falsche Kaninchenschlucker. Zimzambesi, der wilde Mann aus Zentralafrita.

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Polizei und Großstadtverkehr.

Aus dem Berliner   Bolizeipräsidium wird über die Entwidung| Maße fügen. Durch die verschiedensten Maßnahmen besonders der des Berliner   Berkehrs folgendes geschrieben:

Wenn die Berliner   Berkehrspolizei auf die Arbeit zurücblidt, die im Jahre 1927 für die Regelung des Berliner   Berkehrs geleistet worden ist, so ergibt sich, daß das vergangene Jahr mehr dem Ausbau des bereits Bestehenden als der Einführung wesentlicher Neuerungen galt. Die für den Berkehr besonders wichtigen Aufgaben städtebaulicher und straßenbaulicher Art und die Aufgaben, die die Entwicklung der öffentlichen Berkehrsmittel mit sich bringt, sind in die Hand der Stadt gelegt, und die Polizei ist in pielem von dem abhängig, was die Stadt in Angriff nimmt, fie tann meist nur helfend, ausgleichend, regelnd wirfen. Immerhin tann mit Genugtuung nicht nur auf das Maß, auch auf den Erfolg der polizeilichen Leistungen hingeblidt werden, und wenn auch die 3ahl der Berkehrsunfälle sich leider gegen das Borjahr weiter ver­mehrt hat, so steht doch diese Bermehrung außer Berhältnis zu der gewaltigen Steigerung des Berkehrs und der Berkehrsgefahren Am 1. Januar 1927 mar

die Einrichtung der Signallampen

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noch eine umstrittene Neuerung, im Laufe des Jahres wurden sie zu unentbehrlichen Hilfsmitteln der polizeilichen Verkehrsregelung. Sie vermehrten sich von 42 auf 65; die Bermehrung tam hauptsächlich der Strede zwischen den Kreuzungen Uhlandstraße- Kurfürstendamm und Hofjägerallee- Friedrich- Wilhelm- Straße zugute, fo daß jetzt mit Ausnahme des Tiergarten- Zwischenstücks faft der ganze Haupt­verfehrsweg zwischen dem Innern der Stadt und dem Westen mit 2ichtfignalen ausgerüstet ist Lichtsignalen ausgerüstet ist Die Wirkung der Signale für die Verkehrsregelung wurde dadurch verbessert, daß jetzt weitaus die meisten einheitlich automatisch von der Zentrale aus bedient werden. Für 1928 ift ein meiterer Ausbau des Signal neges geplant. Doch ist sehr fraglich, ob die nicht unerheblichen Kosten zur Verfügung gestellt werden. Ein wichtiges Ereignis bes abgelaufenen Jahres bildet

die Vereinheitlichung und Normierung der sonstigen Berkehrszeichen

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Eretutive wurde versucht, der zahlreichen Verkehrs unarten Herr zu werden und die Bevölkerung über die Nat wendigkeit gegenseitiger Rücksichtnahme und der Beachtung der Ber­tehrsvorschriften aufzuklären. Der erste Entwurf einer einheit. lichen Straßenordnung für Berlin  , durch die mehr als 150 Einzelberordnungen überflüssig werden lolen, wurde fertiggestellt und den interessierten Berbänden und Organi­zum Teil sehr eingehen. fationen zugeleitet. Auf Grund ihrer Aeußerungen erfolgte eine Umarbeitung. Es ist zu erwarten, den daß die neue Verordnung sobald zum Abschluß gebracht wird, daß fie am 1. April 1928 in Kraft treten fann. Ein großer Teil der Arbeit der Verkehrspolizei galt den öffentlichen Berkehrsmitteln. Wenn sie auch für diese in erster Linie nur Genehmigungsbehörde ift, so ergeben sich doch im einzelnen wegen der Linienführung, der Erneuerung und Ausgestaltung der Betriebsmittel, der Tarife ufm. zahlreiche Fragen, deren Lösung den Kern des ganzen Verkehrs­problems berührt. Es sei nur an die Einführung des Um steige­verfehrs und des Einheitsfahrscheins erinnert oder an die Diskussion über die Belassung des Straßenbahnverfehrs in ber Charlottenburger Chauffee, eine Frage, deren Lösung das tommende Jahr bringen wird. Besondere Arbeit und Schwierig feiten verursachten die Schmerzensfinder des Berkehrs,

die Droschken.

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Im Jahre 1926 hatte sich der Kraftbroschtenbestand von 6000 auf 8500 vermehrt, es war daher unvermeidlich, einschneidende Maß­nahmen durchzuführen, um dem weiteren hemmungslosen An­schwellen der Droschfenziffern zu steuern. Im Januar 1927 wurde die Rongeffionssperre verhängt, die eine weitere Ber­mehrung der Betriebe verhindern sollte, der März brachte erschme­rende Bestimmungen für den Erwerb neuer Droschten. Dennoch wuchs der Bestand weiter an, so daß im Mai des verflossenen Jahres Die volle 8uloffungssperre für Droschten angeordnet werden mußte, die in der Tat der Entwicklung einen Riegel vorschob. der Warnungs, Gefahren, Gefchwindigkeits-, Sperr- und Das ganze Berliner   Droschtenwesen wurde durch Erlaß der neuen Richtungsschilder durch Reich und Staat, wobei die Berliner   Ber. Droschtenordnung und ergänzender Bestimmungen auf eine neue Rehrspolizei weitgehend mitwirken fonnte. Bereits jetzt sind etwa Grundlage gestellt Beruhigung trat jedoch nicht ein, da die Tarif. 500 berartiger Schilder aufgeft et It aber angebracht, frage, die im Ottober 1927 nach langen Rämpfen zu einem Abschluß, im im Laufe des Jahres follen wenn die erforderlichen gelangte, noch bis zum heutigen Tage die Gemüter bewegt. Die Mittel beschafft werden tönnen noch einige weitere Hundert zur Schwierigkeiten werden wohl erst ein Ende finden, wenn der Ge Aufstellung gelangen. Daß wieder zahlreiche wichtigere Kreuzungsamt bestand de re Droichten verringert, eine Ein punkte neu mit Verkehrsposten besetzt werden konnten, bedarf nur der Erwähnung. Auch in dieser Beziehung ist größte Beschränkung nötig, da, wie nicht oft genug hervorgehoben werden fann, der Polizei durch das Dokument von Bersailles die Bermehrung ihres Personalbestandes über eine gewisse Grenze hinaus vermehrt ist. Bemerkenswert war die Neuregelung des Berkehrs am Spittelmarkt, an der Kaiser- Wilhelm- Gedächtniskirche  , vor dem Brandenburger Tor   und zwischen Corneliusbrüde und Tiergartenstraße. Eine be­fonders wichtige Aufgabe fah die Berliner   Verkehrspolizei im abge­laufenen Jahr in der Erziehung zur Berkehrsdisziplin,

heitsbroschte geschaffen und damit die Einführung eines Einheitstarifs möglich geworden ist. Zuletzt sei noch auf die mannig fache Tätigkeit hingewiesen, die notwendig wurde, um Straßen. handel und Straßenretlame in den Grenzen zu halten, die die Rücksicht auf den allgemeinen Berkehr erfordert. War dies meist Kleinarbeit, so ist doch ihre Bedeutung für die Ordnung auf der Straße nicht zu unterschäßen. Ein vollständiges Bild konnte hier nicht gegeben werden, ebenso war es nicht möglich, den Borhang, ber die Zukunftspläne verbirgt, vollständig zu lüften. Eins ist klar: ebenfomenig, wie die Berkehrspolizei es allen recht machen fann, ebensowenig wird sie je in der Lage sein, sich mit dem Erreichten zu

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ber fich meder Fahrer noch Fußgänger bisher in ausreichendem i begnügen und die weitere Entwicklung sich selbst zu überlassen.

mobilisieren, Also sprach Zimzambesi- Lehmann, bellen innerlich. tochende Barbarentur aber einem billigen Vergleiche mit seinem ehemaligen direttorialen Zunftgenossen nicht entgegenstand. Leh mann erhielt denn auch für Jein Bimzambesi- Gastspiel noch 50 M. und quittierte darüber mit europäisch- tultiviertem Lächeln. Dann zogen der Direktor und sein milder Beitgenosse vereint von bannen. Sie werden fich gewiß noch einmal im Leben finden.

Funkwinkel.

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Bimzambesi, der wilde Mann aus Zentralafrita, der auf freier Bühne und freiem Theater ein lebendiges Rarnidel verschlingen tonnte, war in seinem bürgerlichen Leben weniger blutrünftig. Er hieß eigentlich August Lehmann und war gebürtig an der Spree  . Wie bekanntlich die Menschheit durch die nötige Bildungs­zufuhr allmählich auf geistige Höhen emporgebracht werden soll, so entwickelte sich Lehmann umgekehrt in bemußter Berneinung aller Zivilisation vom fultivierten Spreeathener zum Urmenschentyp. Zentralafrifas zurüd. Wenigstens stundenmeise, menn er im friege rischen Federschmud und mit Urbin geschwärzt und poliert auf der Bühne tanzte, in feiner nämlich der afrikanischen Landessprache betete und das bewußte Kaninchen verschlingen mußte. Die übrige Zeit des Tages und noch mehr des Nachts war er Gent  . Asphalt­fulturmensch nach jeder Richtung. So stand er auch vor den Schrankentagabend gab wenigstens zum Teil erfreuliche Darbietungen. Elly bes Arbeitsgerichts, im eleganten Belzmantel mit der neuesten Glode und den Blad- Bottom- Hosen Jeber 3all ein Ravalier. Bor dem Arbeitsgericht erschien er als Kläger und dies tam fo. Lehmann- 3imzambesi war wieder einmal als Bilder engagiert worden. In Plataten wurde sein Rannibalismus verkündet und die Leute, die als zahlende Gäste bem zentral. afritanijchen Spettafel beiwohnten, waren vor allem auf den Augen­blid gespannt, wo Zimzambesi im Blutrausch das mit den Zähnen getötete Kaninchen verschlingen sollte. In der Borstellung flappte alles bis auf diese Verschlingungsszene. Als nämlich Zimzambesi das lebende Tier unter allerlei unverständlichen Zauberformeln in einem Sad verschwinden ließ und bei monotoner Kaffernmusit plöglich in Tanzertafe aus diesem Sade große Fleischlappen riß, die er raubtierartig verschlang, da erdröhnte von allen, Rängen des Hauses plötzlich und einstimmig der Ruf: Siebung. Schiebung! Die Stimmung gegen Zimzambesi nahm fofort einen recht bedrohlichen Charakter an und die Massen stürmten zwar nicht die Bühne, wohl aber die Staffe, wo sie unter lautem Brotest ihr Eintrittsgeld zurückverlangten. Im Nu tam es zu den erregtesten Auftritten, Frauen freischten, Männer pfiffen und fräftige Jünglinge insultierten den Direktor, seine direktoriale Ehehälfte und alles, was fein war. Da sprang Zimzambesi mit der ihm innewohnenden afri tanischen Wildheit als Retter zu Hilfe. Er brüllte in unartikulierten Lauten, als ob er aus seinem Hottentottentral den Kriegsruf los pofaunen wollte. Aber das Publikum lachte. Ja, lachte, statt ihn zu fürchten. Quatsch nich, Krause!" rief man dem wütenden Zimzam befi zu, der durch diese Beleidigungen im heimatlichen Idiom auf das Tiefste verlegt, den Rufern nun mit der größten Drastik einer Landessprache antwortete, die man besser an der Spree als in den afrikanischen Urwäldern versteht. Nun johlte das p. t. Bublikum wie eine losgelassene afrikanische Hottentottenschar, 3imzambesi aber flüchtete hinter die Kulissen und ward nicht mehr gesehen. Dafür aber erschien ein Schupomann am Tatorte, stellte den Tatbestand fest und beruhigte die Gemüter durch die Tat fache, daß er sich anschickte, ein Protokoll aufzunehmen. Der Direktor aber zog bereits vor Abschluß dieser Amtshandlung vor, die ver einnahmten Eintrittsgelder zurückzuzahlen und fich selbst unter dem Schuße der bewaffneten Gewalt zu entfernen. Auch Zimzambesi blieb vorläufig verschollen, bis er mit einer Klage gegen feinen Direktor vor dem Varieté Schieds. gericht erschien, weil er zu Unrecht fristlos entlassen worden sei. Der Direttor hätte feinen Zweifel darüber haben fönnen, daß seine Darbietungen eine gestellte Schaunummer" ge wesen seien. Er habe den wilden Mann naturgetreu gespielt, und mas das Verschlingen des lebendigen Kaninchens anbelange, fo wäre es allgemein befcnnt, daß die wilden Männer schmackhaft zubereitete Fleischstücke verschluckten. Ein Tier grausam zu töten, würde schon bon wegen er guten Sitten" die gesamte Polizeimacht Deutschlands  

Der Anfang des neuen Jahres war im Berliner   Sender immer­hin um einiges besser als der Schluß des alten. Ueber die Nach mittagsunterhaltungsmufit an diefen beiden ersten Tagen soll nach. fichtig geschmiegen sein. Das Neujahrstabarett am Sonn­Gläßner, Baul Gräs, als Conférencier Alfred Braun  , find brauchbare Mitwirkende für eine unsichtbare Kabarettbühne.( Eine fentimentale Ritschnummer hätte man freilich der flotten Elly Gläßner gern gefchenft.) Milli Rofen und Senta Sönelands Birtung beruhen dagegen zum großen Teil auf der Komit von Mimit und Erscheinung. Für die Hörbühne sollten solche Mit­wirkenden ausscheiben. Ein geschmackvolles Abendprogramm brachte der Montag. Der 63jährige schlesische Dichter Hermann Stehr  , der in den breiten Schichten des Bublifums nur wenig befannt ist, wurde durch gut ausgewählte Abschnitte aus seinen Werten den Funfhörern nahe gebracht. Johanna Klemperer  , von ihrem Gatten Otto Klemperer   am Flügel begleitet, fang in schöner Ergänzung des Programms Lieder von Beethoven  , Brahms  und Mahler eine Beranstaltung am Montagnachmittag für den fortgeschrittenen Geiger und Cellisten, verdient in der Idee Lob. Nun sollte man Darbietungen solcher Art entweder auf den Sonntagvormittag oder in die Reihe der Abendvorträge verlegen. An Wochentagnachmittagen dürften nur wenige Interessenten von ihnen profitieren fönnen. Eine regelmäßige Folge ähnlicher Ber­anstaltungen wäre sehr zu begrüßen. Einen feffelnden Bortrag über seine Afritareise hielt Colin Roß  . Er verstand es, feine spannenden Schilderungen von Tier und Mensch wirklich aus der Atmosphäre der afrikanischen Landschaft herauswachsen zu laffen. Richard- Pa u l- Frand Zyklus Bilder aus der Berliner   Wohlfahrtspflege" machte diesmal mit einigen modern geleiteten ,, Befferungsanstalten" bekannt, in denen nicht die Furcht vor Strafe für Zucht und Ordnung sorgt, sondern der eigene Wille der Böglinge, brauchbare Menschen zu werden. Die Liebe, die diesem Kinde oft ihre ganze Jugend hindurch gefehlt hat, ist in diesen Anstalten ein viel besseres Erziehungsmittel als energische Strenge. Dr. Mar Hochdorf zeigte in einem Vortrag, mie Kleopatra   in der Anekdote fortlebt. Diese unterhaltenden Schilde­rungen der Weltgeschichte in Anekdoten" fönnten noch an Wert gewinnen, wenn Dr. Hochdorf gelegentlich einige Angaben über Dichtung und Wahrheit soweit das bei dem behandelnden Stoff eben zu übersehen ist einschalten würde. Dr. phil  . und med. med. G. Benzmer sprach über" Moderne Arzneimittel gewinnung". Er verfiel dabei in den Fehler vieler Funfredner, die in den 25 Minuten Redezett zu viel geben wollen. Statt eines lebendigen Bortrages fann dann nur eine gedrängte, trodene Auf­zählung geboten werden. Lebendig und aufschlußreich behandelte Friz Fride das Thema: Die Seele des Arbeiters". Er schilderte die Entwicklung des Arbeiters aus dem Handwerker und Klein­bauernstand, aus dem dieser noch seine traditionellen Weltbegriffe mitbrachte. Erst der moderne, flaffenbewußte Arbeiter schaffte sich die Weltanschauung seines Standes. Aus dem Ideal einer indivi dualistisch- entwickelten Freiheit wurde das Wissen um die körper.. fiche und geistige Freiheit der Gemeinschaft.

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Les.

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Arbeiterwohlfahrtslotterie. Die Hauptgewinne gezogen!

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Die Hauptgewinne ber diesjährigen Arbeiterwohl fahrts.Weihnachtslotterie fielen auf folgende Nummern: Der erste Hauptgewinn in Höhe von 30 000 m. auf das Los Serie E 422 052; die Prämie im Werte von 20 000 m. auf das Los Serie E 106 743, Dies Los erhielt außerdem noch einen Ge winn von 500 M.; der dritte Hauptgewinn in Höhe von 15 000 m. auf das Los Serie C 000 096; der vierte Hauptgewinn im Werte von 10 000 m. auf das Los Serie E 696 222; der fünfte Hauptgewinn im Werte von 5000 m. auf das Los Serie D 303 491. Diese Ziffern sind ohne Gewähr. Die Ziehungs­liften erscheinen am 10. 3anuar dieses Jahres.

Ein Ehrenmann"!

Der Zuhälter und die Baronin.

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Er heißt Gewürzmann. Sein Name hat in der Zunft der Zus hälter guten Klang. Er gilt als Meister in seinem Fach und blidt auf eine bewegte Bergangenheit zurüd Sarunter auf mehr als eine gepfefferte Strafe wegen gewaltsamen Eindringens in fremde Räume und Mitnahme fremden Eigentums. Bor einiger Zeit hatte er sich aber zur Ruhe gefeßt; ob für immer, wird die Zu funft zeigen. Er macht höchst zweifelhafte, dunkle Geschäfte. Aeußer lich aber ist er Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle.

In Frankfurt   a. M. freuzten sich eines Tages feine Wege mit Die Dame hatte denen der Baronin Shermine v. Lyncho. ihren Adel erheiratet, ihre Beschäftigung war aber mehr als zweifel­haft. Eine vorzügliche Figur, eine elegante Erscheinung, wie mat fie überall in allen noblen Fünf- Uhr- Tanzveranstaltungen findet. Daß fie zu den Geschöpfen gehört, die die Polizei noch vor kurzem in ihrer ganz besonderen Dbhut hatte, mertt man ihr nicht im ge-. ringsten an. Gewürzmann und Frau v. Lyncho fanden anein­ander Gefallen und begaben sich in Begleitung einer Freundin der atligen Dame auf Reisen. In Wien   verlebten fie töftliche Tace. Auf weffen Koften fie lebten, hatte das Schöffengericht Berlin- Mitte zu entscheiden. Zur Debatte stand der Zuhälterparagraph. Frau v. Lyncho behauptete, Gewürzmann habe die Luftreise auf ihre Kosten unternommen, er habe auch sonst ihrer Einnahme feine liebevolle Aufmerksamkeit gewidmet. Als Gentleman tonne er das natürlich nicht zugeben; er verdiene genug, meinte er, wenn er auch feine Steuern zahle, das täten aber auch andere nicht. Beide Teile seien für die Reisespesen aufgekommen, und die 400 m., die Frait v. Lyncho dazu beigetragen habe, seien nicht den Reizen ihres Körpers, sondern den Künsten ihres Geistes" zu verdanken ge= wejen. Kein Strafgesetz verbiete aber, dem Manne mit der Ge liebten die Früchte ihrer Hochſtapeleien zu teilen. Die 400 m. habe Frau Lyncho bei einem Grafen in Frankfurt   erschwindelt. Das Gericht zeigte kein Verständnis für Herrn Gewürzmann. Es verurteilte ihn wegen Zuhälterei zu drei Monaten Gefäng nis. Das Erfreuliche bei der Sache war aber, daß diesmal das Opfer nicht, wie es sonst zu geschehen pflegt, ihre Beschuldioung zurücknehm. Die Sache war ins Rollen gekommen, als Frau v. Lyncho in Frankfurt   a. M. als Reugin in einer anderen Zuhälter= fache, die gegen den Angeklagten schwebte, auszufanen hatte. Jene Sache wurde niedergeschlagen. die Aussage der Frau v. Lyncho führte aber zu einem neuen Verfahren gegen Herrn Gewürzmann. Er will Berufung einlegen, er ist fein Buhälter, fontern ein ehren werter Hochstapler, der die geistigen Qualitäten seiner Reisege­fährtin zu schäzen wußte.

Das ideale

Lasin Abfuhr- Konfekt