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Abendausgabe

Nr. 18

B9

45. Jahrgang

Böchentlich 10 Brennte, monaffid 8, Reichsmart im voraus gabbat Unter Streifband im In- und Aus land 5.30 Reichsmart pro Monat

Der Barwärts mit der Zufirier ten Sonntagsbeilage Bolt und Zeit fomie den Beilagen Unterhaltung und Wiffen Aus der Filmwelt". .Stadtbeilage Frauenftimme

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Der Sinderfreund Jugend- Bor Barts Blid in die Bücherwelt", Kulturarbeit ynd Technil erfcheint wochentäglich zweimal,

Sonntags und Montags einmal

Vorwärts

Berliner   Bolksblatt

Mittwoch

11. Januar 1928

10 Pfennig

Ste etapetage Rouparelegelle 60 Pfennig. Reftammezetle. 5- Reichs. star! Rieine Anzeigen" bas tettge brudte Bort 23 Bfennig Galaffig zme fettgebrucie Borte). jedes mettere Bost 12 Bfennig. Etellengesuche das erile Bert 15 Blennig. tebes weitere. Bert 10 Bfennts Borte über 13 Babftabea gählen für get Borte Arbeitsmartt Beile 60 Biennig. Famillenanzeigen für Ebonnenten Zeile 40 Biennig. Anzeigen. ennabine tm Hauptgeschäft Linben Graße 3, wochentagt von 8 bis 17 he

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Berlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-297 Zelegramım- br.: Sozialdemokrat Berlin  

Vorwärts: Verlag G. m. b. H.

Litauen sucht den Konflift.

Es will die Wilnagrenze ändern!

Warschau  , 11. Januar.

Wie Kurjer Warszawfit aus Wilna   meldet, find nach der lehlen Schießerei an der polnisch- llianischen Grenze je ein Vertreter der polnischen und der litauischen Grenzwache zusammengekommen. Hierbei forderte der fitauisuje Bertreter, daß die Grenzpfähle über den Asfanifceffuß hinausgerüdt würden, da dieses Ge­wüffer noch zu Citauen gehöre. Der polnische Offizier verweigerte die Ausführung dieses Berlangens und fündigte an, daß im Falle des Umschlagens oder Begrüdens der Grenzpfähle die polnische Grenzschuhtruppe entsprechend reagieren würde. Der filauifche Vertreter blieb jedoch dabei, dag die lilauische Grenzmache die Grenzpfahle verfehen werde. Angesichts des litauischen Berhaltens hat Polen   im Gebiet des Ufanisce einen besonderen Grenspoten aufzustellen beschlossen.

Die Wahlbewegung in Polen  . Wahlblock der deutschen   und polnischen Sozialisten. Warschau  , 11. Januar.

Ebenso wie in Oftoberschlesien haben nun auch in Lodz   die deutschen   Sozialdemokraten mit den polnischen Sozialisten einen Wahipaft abgeschlossen, somit werden sie sich nicht, wie bei der vorigen Bahl, am Minderheitenblock beteiligen. Der polnisch- sozialistische Robotnik", der diese Entwicklung als Gieg des fozialistisen Gedankens begrüßt, glaubt, daß die deut schen Sozialdemokraten auf diese Weise drei bis fünf Mandate er ringen werben.

nämlich kronig und 3erbe- Lodz   und Pantrag Bromberg. Ob die deutschen   Sozialdemokraten Bomerellens( Bromberg   usw.) fich dem fpzialistischen Wahlblock anschließen oder mit dem sozusagen überparteilichen Minderheitenblod gehen, steht noch nicht fest; indes scheint das letztere nicht unwahrscheinlich. In diesem Falle wäre ein Diangel an Einheitlichkeit unter den deutschen   Genossen in Polen  zu bedauern.

Der Ueberwachende in Not.

In einer Prager Bersammlung.

Brag. 11. Januar.( Brivat.) In einer vom Abg. Stribrng einberufenen Berjammlung, die sich vornehmlich mit der Rückkehr des Nuntius Marmaggi nach Brag beschäftigte und in der heftige Angriffe gegen Außenminister Dr. Benesch gerichtet wurden, unterbrach der Regierungsvertreter die Redner wegen einiger Angriffe auf die katholische Kirche  . Junge Leute umringten den Regierungsvertreter und drohten ihm mit Tätlichkeiten. Im Augenblick höchster Erregung drang Polizei in ben Saal und ermöglichte dem Regierungsvertreter, fich zu entfernen. Stribrny ist ein Dissident der Partei, der auch Dr. Benefch angehört.

Wäre die sonst angeblich fo energisch betriebene En töiter reichung" ber Lichechenrepublif schon auch bis zur Einführung republitanischer Bersammlungsfreiheit gebiehen, fo gäbe es feine leberwachenden und fie fönnten auch nicht bedroht

In dem nun aufgelöften Sejm saßen brei deutsche Genoffen, merben.

Washingtons neuer Krieg.

Wird auch Honduras   einbezogen?

New Bort, 11. Januar.

Nach einer Meldung aus Managua  ( Nikarague) find nord­amerikanische Seefoldaten vorgeffern nach Somofillo nahe der Grenze von Honduras   geland! worden, wo eine ernste Cage entstanden ist. Dort waren 11 Mitglieder der Nationalgarbe von Nikaragua   am Sonntag desertiert und hatten sich einem bekannten

Schenter Halle als alte, unbrauchbare Munition versandt und von dort als Meffing meitergeleitet worden. Die Torgauer Ab­fenderin hüllt sich gegenüber Anfragen begreiflicherweise in tiefes Schweigen. Ihr wird also noch die Zunge gelöst werden müssen!

revolutionären Führer von Honduras  , dem General Strafverbüßung

Mandatausübung?

Higinio Beralta, angefchloffen. Der nordamerikanische Marineoffizler, der die Truppen in Managua   befehligt, ging nach Auch bürgerliche Linke gegen die Berbaffung fommunistischer

Villa Nueva  , um Verstärkungen herbeizuholen. Aber bei feiner Rüdfehr war es ihm unmöglich, Somofillo zu betreten, da die ganze Stadt im Aufruhr war. Alle Berbindungen sind ab­geichnitten, die Telegraphenleifungen find von den Streiffräften des Generals Peralta zerstört worden.

Beschlagnahmte Munition.

Gewehrmunition als Maschinenteile. beschlagnahmt.

Abgeordneten.

Paris  , 11. Januar.  ( Eigenbericht.)

Bonidedtonto: Berlin   37586.

Sanktonto: Ban! der Arbeiter, Angestellten and Beamten Wallstr. 65. Distonto- Gefellidoft. Depofitentasie Lindenstr. 3

Das Anleiherecht der Regierung

Staatsrechtliche Fragen im Haushaltsausschus.

Der Reichshaushaltsaus schuß begann am Mittwoch die Beratung des Haushalts für 1928. Als erster Einzeletat wurde der Haushalt der Reichsschuld verabschiedet. Genoffe Dr. Hilferding warf in der Debatte zwei sehr wichtige ftaatsrechtliche Fragen anf, die durch Borgänge der letzten Zeit atut geworden waren. Die Frage nämlich, ob eine geschäftsführende Regierung noch bere htigt sei, eine Anleihe aufzunehmen und eb die Regierung ohne besonderen Beschluß des Reichstags befugt sei, den 3insfuß einer aufgenommenen Anleihe von sich aus her auf oder herabzusehen. Des weiteren fritifierte Genosse Hüferding scharf das Verlangen der Regierung nach einer Anleihe­ermächtigung in Höhe von rund 853 Millionen, zu der noch die Ermächtigung zur Begebung von 400 Millionen Schahzanweisungen

trete.

U

Nach ausführlichen Entgegnungen des Staatssekretärs Popitz murde von allen Fraktionen mit Ausnahme der Kommunisten jol­gende Entschließung eingebracht:

Eine Auflegung von Reichsanleihen darf durch geschäfts führende Regierungen nicht erfolgen. Die Hinauflegung Der Zinsfäße einer Reichsanleihe bedeutet eine Mehrausgabe, die Der Genehmigung der verfassungsmäßigen Organe bedarf."

Auf Wunsch der Regierung wurde die Abstimmung über diese Entschließung zmar bis zur Beratung des Etats der Reichsfinanz permaltung zurüdgestellt, aber auf Antrag des Genossen Hilferding  die Einsetzung eines fleinen Ausschusses beschlossen, der die Don ihm berührten schwierigen staatsrechtlichen Fragen fiären solle. Der Ausschuß nahm sodann die Beratung des Reihsjustizetals auf, die noch andauert.

Blutiger Zusammenstoß in Stettin  . Bersammlungsschlacht zwischen Hafenfreuzfern und Kommunisten.

Steffin, 11. Januar.  ( Eigenberight.) Gestern abend fam es am Ende einer nationalsozialisti hen Bersammlung zu einem schweren Zusammenstoß zwischen National­fozialisten und Kommunisten. Als der Redner der Nationalsozia listen das Schlußwort ergreifen wollte, stimmten die Kommunisten die Internationale an. Darauf stürzten sich bie Hakenkreuzler mit! Lischbeinen, Stühlen und Biergläsern auf die Kom­munisten und schlugen auf sie ein. Bei dem Kampf wurde das ge­famte Inventar demoliert und Türen und Fenster zertrümmert. Als Polizeibeamte einschreiten mollten, schlugen die beiden fämpfen­den Parteien gemeinsam auf sie ein. Die Polizeibeamten gaben Schreckschüsse ab, die dazu führten, daß der Tumult abebble.

Als polizeiliche Verstärkungen eintrafen, fanden fie nur noch die Nationalsozialisten vor; die Kommunisten waren verschwunden. Sämtliche Hatenfreuzfer wurden verhaftet und ins

Bolizeipräsidium gebracht. 3 wei von ihnen waren so ich wer ten. Auf der Seite der Kommunisten soll es 12 Berlegte

perlegt, daß sie sofort ins Krankenhaus gebracht werden muß­

gegeben haben. Bei der polizeilichen Untersuchung der Hafen­freuzler wurden gefunden: 4 Gummifnüppel, 1 Pistole mit pier zwei Totschläger, drei Dolche.

Zu der Regierungsbeschluß, fünf fommunistische Abgeordnete Schuß, ein Trammelrevolver mit 6 Schuß, zwei Scheintotpistolen,

bel dem Eintritt in die Kammer zum Strafantriit verhaften zu lassen, fagt der Duotidien", die Kammer brauche nur noch dem Ver­folgungsmahn der Regierung zu folgen, um ihren moralischen Banterott zu befiegeln. Deuvre" hält dem Ministerpräsidenten seine Erklärungen vom 23. Jufi und 3. No­3m Kieler Hafen Dember 1927 vor, die er damals bei der Freilaffung derselben Abge­ordneten in der Kammer abgegeben hat. Damals betonte Poincaré  , er wolle die Vertrauensfrage nicht stellen, weil die Kammer Herrüber ihre Beschlüsse bletben foll und weil er es sich aus Achtung vor der parlamentarischen Freiheit verfagen müsse, ihr seinen Billen aufzuzwingen. Benn er heute aber seine Haltung radifal geändert habe, so mur, um ein Bah1 manöver gegen die Linke zu unternehmen. Seine Ber­trauensfrage richtet sich nicht so sehr gegen die Kommunisten wie gegen die Sozialisten und Rabitalen. Die Linksparteien rüßten unbedingt diefer Falle ausweichen, follte barüber jogar das Kabinett Boincaré ftürzen.

Kiel  , 11. Januar. Der Kieler Zeitung  " zufolge follte der im Holtenauer Freihafen  liegende norwegische Dampfer Ata" eine am Montag aus alle als Durchgangsstation in 18 Gütermagen in Kiel   eingetroffene Ladung angeblicher Maschinenteile übernehmen. Während der Ber  labung entnahm einer der Zollbeamten der Sendung Broben und stellte feit, daß es fich nicht um Maschinenteile, fondern im mefentlichen um Gewehrmunition handelte. Daraufhin wurde die Berlabung unterbrochen und die fchon übernommenen Mengen toieder gelöscht. Die Gewehrmunition wurde von der deutschen   Zollverwaltung beschlagnahmt Weber den 28e­timmungsort und das Herkunftsland der Sendung fonnte gestern abend noch nichts Sicheres festgestellt werden, doch wird vermutet, daß die Munition ausländischen Ursprungs ist und für Dsio bestimmt war. Der Dampfer Ata", der auch eine Teillabung Sprengstoffe zur Verwendung im Bergbau an Bord geführt haben foll, hat am Dienstag nachmittag feine Reise nach Oslo  fortgelegt.

Die Ladung ftammt aus Torgau  .

Halle, 11. Januar( Eigenbericht). Das Boltsblatt" erfährt zuverlässig, daß die in Kiel   beschlag. naamte und nach Oslo   beftimmte Munition aus Torgau   im Bezirk Halle- Merseburg stammt. 2bfender ist die dortige Zweig frelle der Berliner   Zentralnerlegungsfirma Johann Schwarz. Bon Zorgau ist die Munition zunächst an bie Speditionsfirma

Sachlieferungsschiebungen.

Paris  , 11. Januar.  ( Eigenbericht.) Ministerpräsident Boincaré hat wegen einer Reihe von Schie bungen mit deutschen   Sachlieferungen eine gerichtliche Untersuchung unternehmen lassen. Diese Schiebungen follen gemeinsam von Deutschen   und Franzosen   verübt worden sein; die französischen  Komplicen sollen bei ihren deutschen   Mitschuldigen hochwertige Waren auf Sachlieferungskonto bestellt haben, sich aber in Wirklichkeit nur Minderwertiges liefern laffen.

Anklage wegen der Rentenfälschung.

Paris  , 11. Januar.

Das Finanzministerium hat gegen den in der ungarischen Bert papier- Affäre verhafteten Wiener Banfiez Blumenstein wegen Ein- und Ausfuhr non Rapitalien Anflage erhoben. Die Anlage fchrift ift Blumenstein bereits zugestellt worden.

Gegen Kahr  .

Gozialdemokratische Erflärung im Bayerischen Landtag  . München  , 11. Januar.

Im Landtag, der gestern nach den Weihnachtsferien feine Tätig­feit wieder aufnahm, fritisierte, bei der Beratung des Etats des Staatsministeriums des Innern der sozialdemokratische Sprecher, daß an der Spitze des banerischen Berwaltungs­gerichtshofes immer noch Dr. von Kahr antlere. Rebner erklärte, daß die Sozialdemokraten die Bolitif des Minifte­riums des Innern ablehnten und gegen die Bewilligung des Gehalts des Ministers stimmen würden.

Der

Bie verlautet, wird die Regierungsnorlage über die Berein­fachung der Staatsverwaltung, mit der fich der heute abgehaltene Ministerrat abschließend beschäftigte, dem Haus in den nächsten Lagen zugehen.

Die Verschickung der Altbolschewifi. Berlegenes Kremlgeftammel.

Auf die Meldung bes Berl. Tagebl" über die Berfchidung don ruififdy fommunistischen Oppofitionsführern wird nicht direkt, fondern durch folgende BTB.- Meldung verlegen erwidert:

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Berlin  , 10. Januar. Auf unsere Anfrage in Mostau anfäßlich der Blättermeldung über eine Berschidung einer Reihe von Oppofitionsführern erhalten wir eine Antwort, aus der hervorgeht, daß auch in fonft gut unterrichteten Moskauer   Kreifen von der an= geblichen Berschidung zurzeit noch nichts bekannt ist. Borsichtiger fann man schon nicht herumreden. Soinst sind die Mostauer mit dem Dementieren sehr fig, diesmal aber hüllen fir sich in ein Schweigen, das alles perrät!.