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62 Jahre Weltverschuldung.

Amerikas Schuldenpolitik gegen Europa und Deutschland .

In Washington schlug vor acht Tagen Finanzminister Mellon trachend mit der Faust auf den Tisch. Er tobte wegen der neuen Schwindelnachrichten über eine Reparationstonferenz und Revision der Schuldenabkommen; er nannte sie allesamt einen verdammten Blödsinn". Er oder der Bertreter des Nachrichtentonzerns, der das nach Europa tabelte, fügte noch eine grobe, materialistische Erklärung über die Entstehung solcher Nachrichten hinzu: fie fämen von dem Bedürfnis ihrer Verfasser, bei Zeitungen Absatz für Neuigkeiten zu finden, Und Zeitungen find meift fapitalistische Unter­tehmen, die ihrerseits auf dem Neuigkeitsmartt tonfurrieren.... Aber bestehen denn wirklich keine Aussichten auf Revision der Schuldenabkommen und Erleichterung der Reparationslaft?

Die Vereinigten Staaten hatten sich nach dem Kriege von Europa wieder fernhalten wollen, mit Lloyd Georges Frieden, mit Clemenceaus Bündnis und mit Wilsons Wölferbund auch die Beteiligung an Deutschlands Reparationen verworfen. Sie­ließen die europäischen Siegermächte in Europa gewähren; schlossen bald ihren Sonderfrieden mit Deutschland , zogen ihre Truppen aus dem Rheinland zurück und hüteten sich, in der Reparationskom­mission und auf. Reparationsfonferenzen mitzubeschließen; fie waren dort stets nur durch Beobachter" als Zuschauer vertreten. Und mit der Rückzahlung der den Assoziierten

von Staats wegen vorgeftredten und fachgelieferten 42 Gold­

milliarden

hatte man es in Erinnerung an die Waffenhilfe und Blutsfreund schaft des zwei Jahre lang gemeinschaftlich geführten Krieges auch nicht eilig. Man überließ mit dem Unterton der Verachtung Eu­ ropa den Europäern. Erft 1923 tam die erste Schulden­regelung, die mit England, zustande; es wurde ein Tilgungs­zeitraum Don 62 Jahren vereinbart, der Binsfag auf 3% und 3 Prozent heruntergehandelt und die Kapitalschuld ein­schließlich aufgelaufener Zinsen auf 18,4 Milliarden Mart fest gesetzt. Dabei drückte Amerifa ein für allemal den Rechtsstandpunkt durch: die Affoziierten" find seine unmittelbaren Schuldner; was sie von ihren Zahlungen nun ihrerseits wieder von Deutschland eintreiben, geht Amerika nichts an.

Aber juristische Argumente und politische Erwägungen konnten auf die Dauer wirtschaftliche Zusammenhänge nicht getrennt halten. Der Nationalismus der Nachkriegszeit tobte fid) hemmungslos gegen das besiegte Deutschland aus; es wurde zunehmend reparations­unfähig. Die anderen Assoziierten" fonnten zur Regelung ihrer Schulden nicht gebracht werden; sie beriefen sich doch auf Deutsch lands mangelnden Erfüllungswillen oder mangelnde Erfüllungs­fähigkeit. Mit dem Ruhrkampf drohte

A

Europa zahlungsunfähig

311 werden und als Absahmartt und Kapitalanlage gebiet verlorenzugehen: die Politik der Isolierung ließ sich taum noch in der Form aufrecht erhalten. Mit Zustimmung der ameri famischen Regierung ernannte die Reparationsfommission einen Amerikaner zum Vorsitzenden des Sachverständigenausschusses zur Prüfung von Deutschlands Leiftungsfähigteit. Den nach ihm benannten Dames Blan nötigten amerikanische Banken Stantreich anf, bas mur zögernd die Ruhr räumte; ein Unterstaats­fetretär des a meritanifchen. Finanzministeriums murde Gene­ralagent für die Reparationszahlungen in Deutschland . Zwei Ame­rifaner traten in das Transfertomitee ein; 2 meritaner sizen im Berwaltungsrat der Reichsbahn und der Reichsbaff. 2 meri foner fontrollieren die deutschen Finanzleistungen an die li. tertenther 2 merita lagt fich noch immer nicht von Deutsch fand, fondern von seinen Schuldnern bezahlen.

Der Dames Plan, fegt feine Endsumme feft; dafir mar die Politit 1924 noch nicht reif. Er regelt nur borläufig" Deutschlands Reparationsleistung. Dies borläufig" find immerhin 37 Jahre( ab 1924). Denn dann sind die Eisenbahnobliga­tioner und die Industrieobligationen getilgt, nachdem fie ab 1923 bis 1928 jährlich 660 und 300 Millionen den Siegern gebracht haben. Dabei ist offengelaffen, ob die Beförbe rungssteuer( jährlich 290 millionen) und die Zubuße aus dem Reichshaushalt der verpfändeten Einnahmen( jährlich mindestens 1250 Millionen) dann noch weiterfäuft oder nicht. Jeden falls: der Form nach Lommen die Reparationsleistungen nach mie ror nur den ,, Aliierten" zugute; der Sache nach aber

erreichte Amerita mit der vorläufigen Reparationsregelung", daß nunmehr endlich auch die Schuldenregelung mit den ad­deren Berbündeten in Gang tam.

Rach der Dames- Regelung wurden die interalliierten Kriegs­fchulden geregelt. Seit 1925/26 laufen alle diese Berträge mit den reparationsberechtigten Staaten Frankreich , Stalien. Ru mänien und Griechenland ); nur die französischen sind for mell nicht in Kraft; aber Frankreich zahlt regelmäßig soviel als- ob fie es wären. Diese Berträge laufen fämtlich, wie der mit Eng­land, der als Muster gedient hat, 62 Jahre lang. Sie

bringen 62 Jahre hindurch den Bereinigten Staaten insgesamt eine Endsumme von 85,2 Milliarden, Kapitalfchuld mit Zinjes­zins, ein

So erhält Amerifa zum Beispiel im 5. Zahlungsjahr von England 640, Don Frankreich 390, von Italien 100 Millionen Mart.

Aber diese Leistungen der Verbündeten an Amerika werden ihnen voll von Deutschland miebererstattet England hat ganz bewußt von seinen Schuldnern so viel verlangt, wie es selbst an Amerifa zu zahlen hatte. Frankreich verlangt nicht nur, daß Deutschland seine Zahlungen an England und die Bereinigten Staaten zurückerstattet, sondern darüber hinaus noch die Berzinsung und Tilgung seiner Wiederaufbauanleihen. Wie sich das Verhältnis zwischen Reparationsempfang und Schuldzahlungspflicht in Europa im einzelnen gestaltet hat, darüber fand in den Bereinigten Staaten vor einigen Monaten in aller Deffentlichkeit eine Debatte statt. Die Staatswissenschaftliche Fakultät der Columbia- Universität war für eine Kürzung der allierten Schulden an Amerita eingetreten. Ihr

erwiderte Finanzminister Mellon am 15. März 1927: Tatsache

ist, daß

alle unfere hauptsächlichen Schuldner schon heute von Deutsch­ land mehr erhalten, als fie zur Bezahlung ihrer Schulden an die Bereinigten Staaten benötigen.

Fingerte

Chemische Industrie .

Bei den Leuna - Berten wurden Riesenschwindeleien aufgebedt.

schmiedet

Rechnungan

Korruption

Schmiergelder

WERK

Korruption

0

LEUNA

Uff- hier stinkt's aber!"

Solange Amerita, auf der Rüdzahlung durch seine früheren Bere bündeten besteht, werden diese, ihre ganze politische Macht dafür einsetzen, zum mindesten die gleichen Beträge von Deutschland zu er­langen..

Wie stehen aber nun die Vereinigten Staaten dazu, die alliierten Schuldzahlungen herabzusetzen? Daß eine Revision für mindestens ein Jahr nicht in Betracht tommt, ist wegen der Präsidentenwahl ficher. Aber wie liegen die Aussichten für später? Es gibt und gab wohlmeinende einzelne und Gruppen, die zwar nicht Deutsch­ lands , aber der Alliierten wegen die Schulden zu mindern strebten. Aber die Schuldenpolitif der herrschenden Kreise ist eine andere. Sie wird in durchsichtiger Klarheit in dem Schreiben Mellons an die Professoren der Columbia- Universität, das oben zitiert wurde, dargestellt. Es wird dort zu der Behauptung, daß die Vereinigten Staaten den befreundeten Staaten gewaltige Steuerlast en für zwei Generationen auflegten", gejagt:

,, die Beträge, die an uns gezahlt werden, werden nicht durch Steuern( in den assoziierten Ländern) aufgebracht, sondern durch die Deutschland auferlegten Zahlungen mehr als gebedt. Wenu die uns von allen Schuldnern zustehenden Beträge herab­gefeht werden und eine entsprechende herabjehung der von Deutsch land zu leiffenden Reparationszahlungen erfolgt, wird der Effekt diefer Henderungen der fein, daß die Reparationslasten von den Schulten er deutschen Steuerzahler genommen und den amerita­nijchen Steuerzahlern aufgebürdet werden.

Jegliches Argument zugunsten der verbündeteit Bolter jajagi der amerikanische Finanzminister mit dem Hinweis nieder, baß eine

Schuldenabkommen

mit den Vereinigten Staaten

Es haben zu zahlen an USA : Kapitalschuld ( Milliarden R.M.)

444

USA

Endsumme ( einschl. Zinsen) nach 62 Jahren ( Milliarden R.M)

27,2

9,6

3,0

18,4

8,0

16,1

1,7

BELGIEN

FRANKREICH

GROSSBRITANNIEN JTALIEN

D.LD.

Mehrbelastung des amerikanischen Steuerzahlers nicht dem verbün deten, sondern dem deutschen Steuerzahler zugute fäme. Die Sympathie, die man in Amerika vielfach der Idee der Schulden­Derminberung entgegenbrachte, war damit vernichtet. Die herr­fchende Meinung unterstügt heute wieder die amtliche Schuldenpolitit denn Schuldenherabjegung bedeutet nicht nur an sich Steuererhöhung, sondern

Steuererhöhung zugunsten der Deutschen ,

zugunsten der Deutschen also, mit denen man Krieg geführt hat, die zu besiegen Hunderttausende von unseren Jungens" und eine enorme Schuldenlaft" toftete, und an deren Alleinschuld an dem Weltkriege zu glauben die Berbündeten" den Massen einhämmerten. Seitdem die Regierung den amtlichen Schleier über den wirtschaft­Und Frankreich und Stalien erhalten aus derfelben Quelle soviel lichen 3ujammenhang zwischen Reparation und alliierter daß sie außerdem ihre Schulden an Großbritannien auch noch reich Schuldenzahlung wieder hinweggezogen hat, hat jede ernsthafte Dis lich bezahlen fönnen." England erhob zwar später diplomatischen fussion über das Schuldenproblem in Amerika aufgehört. Der a Einspruch gegen diese Auffassung. Amerifa aber erwiderte fühl, es Was wir unserem Schuldner nachlassen, muß der amerika­handle sich um Differenzen rein rechnerischer Natur, England fönne nische Steuerzahler zuzahlen" ist eine leicht faßliche Formel; nicht bestreiten, daß die britische Schuldenzahlung an die Verfie ist zwar erlogen: denn eine Herabsehung der Schulden fäme einigten Staaten von einem gewissen Zeitpunkt an aus Dames teineswegsautomatisch dem deutschen Steuerzahler zugute, Bahlungen und interalliferter Schuldentilgung völlig gebedi aber zurzeit bentt auch die Demofrafijche Bartel nicht daran, ben merde. Daß Frankreich mehr erhält, als es zahlt, hat es niemals Bahlkampf mit der Revisionsparole zu führen. Das Finanzfapital beftritten. Es ist die bewußt durogeführte Politit der hat außerdem an dem jeßigen Zustand ein Interesse. Denn europäischen Siegerstaaten,

fich von Deutschland mindestens ihre eigenen Zahlungen ersehen zu laffen.

Das Problem fünftiger internationaler Finanzverhandlungen besteht clso darin, Dauer und Höhe der Reparationszahlungen den interafliierten Schulzahlungen an Amerita oder umgekehrt die alliierten Zahlungen an die deutschen Zahlungen anzupaffen.

*) Bgl. hierzu die gute Zusammenstellung van Wingen: Weltverschuldung und Deutschlands Reparationslast, 3entral- Verlag. The ift die graphische Darstellung entnommen,

was das Deutsche Reich an den amerikanischen Staat zahlt, erhält es zum guten Teil von dem amerikanischen Finanzkapital in Form privat- oder fommunalwirtschaftlicher Anleihen zurüd. Was dem deutschen Wirtschaftskörper als Reparation entzogen wird, leiht ihm die amerikanische Privatwirtschaft und macht ihr Ge­ichäft daran, solange die deutsche Wirtschaft nicht selber den Weber: fchuß produziert. Reffentiment der breiten Wählermaffen und der Profit des Privatkapitals sind in Amerita derart mit einander verknüpft, daß eine Herabsehung der alliierten Kriegsschulden und der Reparationslaft auf absehbare Zeit als aus geschlossen erscheint. Eine Aenderung fönnte erst dann eintreten,

میری

menn etwa das amerikanische Finanzkapital an der Unterbringung einer Reparationsanleihe größeres Interesse haben sollte als an den jezigen Zustand.

Kann man so vernünftigermeise auf Jahre hinaus mit einer Kür­zung der alliierten Schuldenzahlungen an Amerifa nicht rechnen, jo bleibt dennoch ein weiter Spielraum zwischen dem, mas Amerika den Berbündeten( 45 Milliarden Kriegsschuld) und dem, mas die Verbündeten Deutschland zumuteten.( Londoner Zahlungs plan 1921: phantastische 132 Milliarden.) Hiermit ist die Grund­lage gegeben, auf der sich der Kampf um eine zukünftige Fort­schung der deutschen Endschuldsumme abspielt.

Luther auf Mandatssuche. Es war nichts in Düsseldorf .

W. S.

Nachdem Dr. Luther fich als Mitglied in die Deutsche Bolts­partei hat einschreiben lassen, waren Bemühungen im Gange, ihn im Wahlkreis Düsseldorf als Kandidaten unterzubringen. Die Gerüchte, daß das mißlungen fei, werden nunmehr auch von dem Deutichen bestätigt, der mitteilt, daß Dr. Luther nicht auf die Duffeldorfer Bifte tommt. Ob der frühere Reichsfangler Dr. Suther it einent anderen Bahlfreis, für die Boltspartei fandidieren wird, läßt sich noch nicht übersehen.

Fälscher Schreck leugnet.

Er erklärt, streng nationalistisch zu sein.

Leipzig , 13. Januar. ( Eigenbericht.) Auch am Freitag war ber 2 n geflagte Shred trotz des belastenden Materials zu einem Geständnis nicht zu be wegen. Er will das gesamte Material mur für eine bestimmte Gruppe, und zwar für die nationalen Berbände gesammelt und dies in einem Archiv aufbewahrt haben. Die nationalen Ber bände sollen diese Sammlung unterſtüßt und bestimmte Gelder gegeben haben, deren Geber Schreckt aber nicht mehr fennen will.

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Das Gericht erörtert dann die Frage, wie es möglich war, daß die Dentschriften sowie die Photographien und Lichtbilder von den Dokumenten, die Schred im Befiß hatte, in der 2 eftbühne" Don Mertens abgedrudt wurden. Der Borfizende bringt un diesem Zusammenhang ein Telegramm von Mertens der sich zur­zeit in Genf aufhält zur Berlesung, in dem Mertens bestreitet, daß er jemals mit dem Landesverräter Schred etwas zu tun hatte; er fenne ihn gar nicht. Der Borsigende befragt Schred barauf nach feiner politischen Einstellung. Der Angeflagte erklärt, daß er streng nationalistisch eingestellt fel. Früher habe er der Bayerischen Boltspartei angehört, doch jetzt gehöre er feiner Partei mehr an.

Am Schluß der Sizung wurde nochmals der Angeklagte Schulz vernommen. Schulz hat vor dem Untersuchungsrichter unter Eid den Aufenthaltsort des Angeklagten Koch verschmiegen, obwohl er gewußt hatte, wo sich Roch befand. Auch soll Schulz von dem Treiben von Schred und Koch gewußt haben. Der Die Verhandlungen werden Angeklagte bestreitet das. Sonnabend fortgesetzt.

Mazedonier Attentat in Skoplje .

Eine Frau als Attentäterin.

Belgrad , 13. Januar.

am

Heute mittag wurde in Sfoplje auf offener Straße ein Attentat auf den Rechtskonsulenten wilimia prelie vet­übt. Alls Brelle fich in feine Wohnung begeben wollte, feuerte die 25 Jahre alte Mazedonierin Mara Buljewa mehrere Re­volverfchüsse auf ihn ab. Prelie wurde schwer verlegt. Die Attentäterin tonnte im Augenblid festgenommen werden, als fie Selbstmord verüben wollte. Sie hielt sich erst seit furzem in Bulgarien auf und war mit einem Gewerbetreibenden verheiratet. Prelle hatte vor furzem eine revolutionäre Organisation aufgeded't und auch die Untersuchung gegen die im Zusammenhang damit ver­haftete Mazedonierin geführt.

Dr. Wirth als Gaft Briands. Außenminifter Briand gab gestern aus Anlaß der Anwesenheit des Reichstanzlers a. D. Dr. Birth ein Essen, an dem u. a. auch der deutsche Botschafter Herr v. Hoefch. Justizminister. Barthou , Loucheur, Baul Boncour und Bucien Hubert teilnahmen,

Cine Hichechische Kriegsmaterialfendung für Tichangffolin auf Dampfer Braga, Bert zwei Millionen Dollar, ist in Manila ( nordamerit. Philippinen ), angehalten worden,