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Aus der preußischen Kunstverwaltung.

Prof. Schmit über die Gründe seines Ausscheidens.

Prof. Dr. Hermann Shmig hat das dem Kultusminister am 21. November vorigen Jahres eingereichte Gesuch um sofortigen Abschied aus dem Dienste der staatlichen Museen wiederholt und ist am 1. Januar endgültig aus dem Schloßmuseum ausgeschieden. Ueber die Gründe seines Ausscheidens äußert sich Prof. Sch mig in einer längeren Erklärung, der mir eritnehmen, daß die Ueber­gehung bei der Belegung der Direktorstelle des Schloßmuseums nicht die alleinige Ursache für die Aufgabe seines feit 23 Jahren verwal teten Amtes gewesen ist. Ausschlaggebend war vor allem die Art, wie das Kultusministerium und die Generalverwaltung der Museen Schmiz's Vorgehen in der Angelegenheit des Tauschgeschäfts mit den beiden Regencezimmern des Kunstgewerbemuseums behan delt hat.

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Ich hatte schreibt Schmig die durch den damaligen Museumsreferenten Herrn Dr. Ernst Gall   bei dem Herrn Kultusminifter Dr. Beder erwirfte Genehmigung zu der von dem Generaldirektor Herrn Dr. Otto von Faf te beantragten Abgabe der beiden für das öffentliche Kunstleben, den Boltsgeschmad und die Handwerkerbildung unentbehrlichen vertafelten Räume an den Handel gegen ein im Werte tief darunter liegendes Objekt rüd­gängig gemacht, und zwar mit Hilfe der Fachpertreter im Preußischen Landtag und durch einen Appell an das öffentliche Ge wissen. Meine Pflicht gegenüber den Staatsinteressen ließ mir feinen anderen Weg übrig, um das Land vor dem drohenden schweren materiellen und ideellen Berluft zu bewahren, da ich früher gegen so zahlreiche Maßnahmen der preußischen Kunstverwaltung- es sei hier nur der Opernhausumbau genannt wie auch innerhalb der gebotenen Grenzen gegen eine Reihe von Maßnahmen des Herrn von Falte vergeblich meine warnende Stimme er hoben hatte. Nachdem ich also diese wertvollen, bereits nach Frank­ reich   verkauften Denkmäler des nationalen Kunstbesizes dem Staat gerettet hatte, hat der Herr Minister mir wegen meines Borgehens in dieser Sache wie übrigens auch wegen meines öffentlichen Ein­trefens gegen den Opernhausumbau in einem auch in der Form überaus fränfenden Schreiben vom 29. September 1927 die schärffte Mißbilligung ausgesprochen und mir gröblichste Berlegung, der Be amtenpflichten vorgeworfen!

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Dieser Vorwurf des Herrn Ministers und seine Auswirkung in dienstlicher Beziehung mußten mich um so härter treffen, als der Berater des Herrn Ministers, Herr Dr. Ernst Gall, der ohne Be­fragen des besten Kenners der Museen auf dem Gebiete der Innen Deforation und der Möbelkunst die minifterielle Genehmigung zu dem Tauschgeschäft erwirkt hatte, mich Jahre hindurch bei der vor gesezten Behörde wie auch anderwärts in meiner Befähigung, in meinen Leistungen und meinem Charakter herabgewürdigt hatte, ja, nach meinem Eintreten für Wilhelm von Bode   gegen die Ver­unglimpfungen des Herrn Dr. Gall, teinen Anftand genommen hatte, Urteile abzugeben, die darauf abzielten, die Grundlagen meiner Existenz zu untergraben. Der Herr Minister und der Leiter der Runftabteilung, ministerialdirektor Rentwig, haben mir trotz miederholter. Borstellungen Schutz nicht gemährt. Herr Gall hat aber auch im Einvernehmen mit dem Herrn Generaldirektor der Schlösser und Gärten, Dr. Hübner, durch Erlaß eines Ber­bots von photographifchen Aufnahmen in den Schlössern durch den Unterzeichneten denselben gezwungen, die wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf diesem Gebiet einzustellen, denen er zum 3med der Fruchtbarmachung des wichtigen nationalen Stunftgutes der Schloffer einen wesentlichen Teil seiner Sebensarbeit gewidmet hatte.

fo nicht mit Pflicht und Ehre, sondern auch der Umstand, Daß eine gedeihliche Zukunft für meine Wirksamteit innerhalb der preußischen Runftverwaltung burch die Berater des Ministers meiner leberzeugung nach abgeschnitten war, haben mir das Ausscheiden aus dem preußischen Staatsdienst zur Notmenbigkeit gemacht."

Briand   frühstückt bei Hoesch.

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Zu Ehren von Dr. Josef Birth. Botschafter v. Hoefd veranstaltete gestern in der deutschen  Botf haft in Baris ein großes politisch- diplomatisches Frühstück zu Ehren bes in der französischen   Hauptstadt weilenden früheren Reichstanzlers Dr. Joseph Wirth. Der Einladung waren vier amtierende Minister gefolgt: Herriot  , Bokanowski, Lengues und Briand  . Es war das erstemal seit 1914, daß Briand   in der deutschen   Botschaft frühstückte. Es waren außerdem mehrere hohe Beamte und Diplomater anwesend, auf der Kabinettschef Boin­carés, Ribière, war erschienen. Führende Politiker, insbesondere der sozialistische Kammerpräsident Fernand Bouisson   sowie die Genossen Leon Blum   und Moutet nahmen an dem Früh ftüd teil.

Erft vor wenigen Tagen hatte die Kreuz- Zeitung  " darüber getobt, daß die Abgg. Koch- Wefer und Birth in Paris   von offi. ziellen Persönlichkeiten empfangen worden seien, und sie hatte den Berdacht geäußert, daß sie sich dort im Hinblick auf den kommenden Wahlfieg der Linken als eine Art Nebenregierung" aus­spielten. Das deutschnationale Blatt forderte die Reichsregierung auf, von den beiden Linkspolitikern öffentlich abzurüden, beren Einfluß in Deutschland   gleich null" sei. Auch die Deutsche Tageszeitung" witterte ähnliche Gefahren.

Gewissermaßen als Antwort auf diese deutschnationalen Forde rungen hat der Vertreter der Reichsregierung in Paris   dieses große Frühstück zu Ehren Wirths veranstaltet. Wird die stärkste Regie­rungspartei diese Blamage stills- hweigend einsteden?

Hitlers Fränkli.

Das Unternehmergeld der National, fozialiffen".

Aarau  , 17. Januar.

In einem Brief des Dr. Gansfer an Ammann- München, wird, wie im Berliner Tageblatt" zu lesen war, bem lekteren mit geteilt, daß es gelungen fei, in der Schweiz   Interessenten zu finden, die bereit wären, einen Betrag von 30 000 bis 35 000 Franten für Hitler zur Verfügung zu ftellen. Das Aarauer   Tageblatt erflärt fich ausdrücklich zu der Mitteilung ermächtigt, daß non dieser, Summe 20 000 Franten auf eine deutsche   Groß­firma entfallen, die den Betrag nicht von ihrer in Deutschland   ge­legenen Gesellschaft nach. München   überweisen wollte und es deshalb borzog, die Anweisung durch ihre Schweizer   Filiale vornehmen zu laffen. Weitere 10 000 Franten wurden von Reichsdeutschen in der Schweiz   gespendet, und eine Summe von annähernb. 3000 Franten wurde von Antisemiten der Schweiz   beigesteuert.

Der ehemalige tschechische Generalftabschef Gaida ist nun end­gültig zur Degradation verurteilt, und zwar wegen Spionage für Rußland   und megen Butschporbereitung in Prag  

Der Zentrumsmagnet.

ZENTR ARBELTER

WEDER REPUBLIKANISCH

NOCH MONARCHISTISCH

1 BAYR VOLKSP

Mart: Dieser Magnet sollte das Zentrum zusammenhalten. Leider habe ich nicht bedacht, daß ein Magnet auf einem Pol anzieht, aber auf dem anderen abstößt!"

Fall Böttcher vor dem Ausschuß.

Eine posthume Beratung.

der angeblichen Geisteskrankheit besucht hatten.

Der seltene Fall, daß über eine Eingabe für einen bereits Hin-| urteilten nicht gefümmert und ihn nicht einmal zmeds Feststellung gerichteten verhandelt wird, ereignete sich am Dienstag vor dem Rechtsausschuß des Preußischen Landtags  . Diese Lage war dadurch entstanden, daß die Berteidiger des zum Tode verurteilten Raub­mörders Böttcher noch unmittelbar vor der Bollstreckung des Todes­urteils eine Eingabe um Begnadigung an den preußischen Landtag gerichtet hatten, der aber das Staatsministerium feine aufschiebende Wirkung zuerkannte.

und wegen Raub mordes an der Gräfin Lambsdorff zweimal Böttcher ist wegen Lustmordes an der kleinen Senta Ecart zum Tode verurteilt worden, außerdem noch wegen insgesamt

13. Nofzuchtsverbrechen, versuchten Notzuchtsverbrechen und Raubüberfällen,

meist auf meibliche Personen fowie wegen Sodomie zur höchsten zulässigen Zuchthausstrafe. Kurz vor seiner Hinrichtung hatte die Verteidigung noch ein Wiederaufnahmeverfahren und eine Aus fegung der Strafpollstreckung wegen Geiftesfranfheit zu erreichen perfucht nachdem jedoch drei ärztliche Sachverständige überein stimmend auf das bestimmteste Geistesfrankheit verneint hatten, hatte die Beschlußtammer des Landgerichts den Antrag auf Wieder aufnahme, und die noch unmittelbar vor der Hinrichtung in der Morgenfrühe zusammengerufene Beschwerdetammer des Kammer. gerichts die hiergegen erhobene Beschwerde der Berteidiger ab gelehnt.

Der Berichterstatter, Abg. Buttner( Soz.) bekannte, baß er als prinzipieller Gegner der Todesstrafe auch in diesem Falle äußer ster Bestialität fie ablehne, weil sie weder bessernd, noch auf Naturen vom Schlage Böttchers abschredend wirte. Allerdings müßten Menschen wie Böttcher dauernd für die Gesellschaft durch Einschließung unschädlich gemacht werden. Da aber die Todes. ftrafe nun einmal Gesetz sei und die alljährlichen Anträge der So­zialdemokratie auf ihre Abschaffung bisher feine. Mehrheit gefunden hätten, so könne der Ausschuß nur prüfen, ob das Staatsministerium etwa feiner Pflicht und dem Gefeß zuwider gehandelt hätte, indem es die Strafe vollstreckte ehe der Landtag über das Gesuch für Bött­her entschieden habe. Diese Frage müsse verneint werden. Das Gefeß lege die Entscheidung über die Bollstreckung der Todesstrafe in die Hände der Obersten Gnadeninstanz, des Staatsministeriums. Der Landtag fei teine übergeordnete Gnadeninstanz und könne der Erefutive die Berantwortung nicht abnehmen, ganz abgesehen von den prattischen Unmöglichkeiten, die ein solcher Ber. fuch durch Landtagsferien, Bertagungen, Obstruktion usw. zur Folge haben tönnte. Da die Mehrheit des jebigen Landtags bekannter­maßen Anhänger der Todesstrafe set, so würde für den hingerichteten Böttcher ein Aufschub der Hinrichtung bis zur Erledigung seines Gefuchs prattisch

nur eine Berlängerung der Todesqual bedeutet haben. Allerdings seien auch alle denkbar, in denen sich das Staatsministerium der Stimme des Landtags nicht verschließen folle. Er erwarte von der Einsicht des jezigen Justizministers Schmidt- Lichtenberg, daß in folchen Fällen die Regierung die Boll stredung der Todesstrafe sistieren werde, bis der Landtag ge­sprochen habe.

Der Vertreter der Justizministeriums, Ministerialbirektor Huber, trat den Ausführungen des Berichterstatters bei und betonte, daß auch bei Todesurteilen die Regierung feineswegs grundfäglich ein Botum des Landtags ausschalten wolle und werde. Im vorliegenden Falle aber habe die Regierung auf dem Standpunkt gestanden, daß eine Ausschiebung der Bollstreckung nur zu einer Verlängerung der Qual des auf Entscheidung Wartenden geführt hätte, da die Regie­rung entschlossen war, an ihrem Standpunkt festzuhalten. Von Interesse war in den Ausführungen des Regierungsvertreters, daß die Anwälte des Hingerichteten erst im legten Augen blid por der Hinrichtung äußerst attio geworden find, während sie sich vorher drei Monate lang um den Ber­

Kammerspiele.

,, Finden Sie, daß Constance sich richtig verhält?"

Der in England sehr beliebte Berfaffer W. S. Maughan be weist mit müchternem Verstand und gleichzeitig mit funfelndem Charme, daß die Frau in der heutigen Ehe bas gleiche Recht auf Untreue befigt wie der Mann. Die Frage im Titel richtet sich an die Zuschauer. Sie folgen dem anregenden Konversationsluftspiel mit gespanntem Intereffe und largen nicht mit ihrem Beifall, der dem Berfaffer, dem Regiffeur und einem glänzend abgestimmten Ensemble gilt. Dgr.

Die Redner der übrigen Parteien traten diesen Ausführungen Anhänger der Todesstrafe, fuchten auch hier wieder Agitations bei. Nur die Kommunisten, bekanntlich für Rußland   glühende material herauszuschlagen, indem sie die grundsägliche Gegnerschaft der Sozialdemokratie gegen die Todesstrafe verdächtigten. Der Abg. Menzel allerdings mit der etwas feltsamen Begründung, daß cher, diese Bestie in Menschengestalt, bei Begehung feiner Taten nichts dagegen einzuwenden gewesen wäre, wenn jemand den Bött­überrascht und

gleich an Ort und Stelle totgeschlagen.

hätte. Der Kommunist Obuch, der feinen Sinn für den Ernst der Angelegenheit durch dauerndes Gelächter und mitge" 3 mifchenrufe befundete, brachte einen Antrag ein, wonach das Staatsministerium vor jeder Bollstreckung einer Todesstraße erst die Stellungnahme des Landtags abwarten müsse. Dabei unterstrich auch er den Standpunkt des Berichterstatters, daß der Bandtag reine dem Staatsministerium übergeordnete Gnadeninftans fet und allein die Berantwortung trage.

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Abg. Ruffner ertiärte nochmals, daß die moralische Ber­antwortung für alle Hinrichtungen

die Barlamentsmehrheiten tragen, die fich der Abschaffung der Todesstrafe widersehen.

Solange die Todesstrafe bestehe, lasse sich das Ziel ihrer Beseiti. gung auf Schleichwegen nicht erreichen. Die Sozialdemokratie fei fo fehr ein Gegner der Todesstrafe, daß sie selbst einen Totschlag des bei der Tat ertappten Täters, wie ihn der Abg. Menzel billigt, niemals gutheißen würde.

Der Ausschuß erklärte schließlich unter Ablehnung des fommu­nistischen Antrags die Eingabe der Anwälte durch die erfolgte Voll­stredung des Urteils für erledigt, ebenso eine weitere Eingabe einer gewissen Frau Luise Peters  , die offenbar von der deutschnationalen Abgeordneten Frau Müller- Otfried angesteckt unter Drohung mit Lynch justiz die Bollſtredung der Todes. ftrafe gegen Böttcher gefordert hatte.

Der Fälscher: und Spionageprozeß.

Die Pazifisten fielen nicht auf Schreck herein Reichswehrminifterium.

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aber das

Leipzig  , 17. Jamuar( Eigenbericht). In dem Landesverratsprozeß gegen Schred und Genossen wurde in der Dienstagsverhandlung die Zeugen­Dernehmung fortgefeht. Sie ergab, daß auch das Reichswehr. minifterium auf den Schwindler Schred hereingefallen ist. Das er­gab sich u. a. aus der Aussage einer Zeugin, die für Schred mehrere Dentschriften gegen Entgelt vervielfältigt hatte. Da fich Schred der 3eugin als ein Hauptmann vom Reichswehrministerium vorgestellt Reichswehrministerium zu bringen, um in den Besitz thres Arbeits­lohnes zu kommen. Im Reichswehrministerium wurde sie von einer Abteilung in die andere geschickt. Sulegt wurden ihr die Dent­schriften doch noch abgenommen und bezahlt. Der dann als Zeuge vernommene pazifistische Schriftsteller Jakob Salomon will im März 1926 zum ersten Male die Lichtbilder des Protokolls, das sich mit der Landesverteidigung be häftigte, gefehen und sofort als Fälschung erkannt haben. Er war überzeugt, daß gewiffe Kreise ein Intereffe hatten, die Bazifisten

hereinzulegen,

Der Schriftsteller Helmut von Gerlach   hatte die Mit teilung von Quidde   erhalten, daß diefem auffällige Schreiben von einem angeblichen republikanischen Reichswehroffizier zugesandt worden waren, um sie zu verwenden. Es waren dies 50 Seiten starte Schrifistüde, überschrieben Die Probleme der. Landesver teidigung Gerlach erklärt, er habe fofort erkannt, daß hier ein Falicher am Werte war, um die pazifiſtiſchen Kreiſe herein­zulegen. Das Material sei auch geeignet gewefen, Stimmung gegen bie Aufnahme Deutschlands   in den Bollerbund zu machen.

Kommunalpolitik und Presse.

Auf einem Vortragsabend veranstaltet nom Bezirksverband Berlin   des Reichsverbandes der deutschen   Presse, sprachen gestern abend der Präsident des Deutschen Städtetages, Dr. Mufert, unb Stadtrat Genoffe Reuter über Kommunalpolitik und Breffe. Dr. Mulert berührte die Probleme der deutschen   Kommunalpolitit im Reichsmaßstabe, pobei er Gelegenheit nahm, auf die Frage der 3n- und Auslandskredite der Kommunen einzugehen; Genoffe Reuter besprach die Einstellung der Berliner   Bresse zu der Berlini­schen tommunalen Arbeit. Den Borträgen folgte eine anregende Diskussion