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Frankreichs Miliiärdienflzeit. Generalstab gegen sozialistische OemokratisierungSpläne. Die französische Kammer hat soeben noch monatelangen Vera- tungen das Gesetz über die Herabsetzung der gegenwärt>- gen 1 j ä h r i g e n D i e n st z e i t auf ein Jahr oerabschiedet. Die Sozi ali st en aber, die eigentlichen Vorkämpfer dieses Fortschrittes, haben dem Entwurf ihre positive Zustimmung verweigert und sich der Stimme enthalten müssen. Diese Stellungnahme erklärt sich daraus, datz das neue Gesetz so ausgehöhlt wurde, dotz man nur noch voneinjähriger Dienstpflicht unter Vorbehalt� sprechen kann. Abgesehen da arm, daß es erst am I November 1930 in Wirksamkeit treten soll, ist auch dieses Datum keineswegs endgültig gesichert, sondern nurgrundsätzlich" vorge- sehen. Erst müssen etlicheVorbedingungen" erfüllt werden, insbesondere muß die Heranziehung von mehreren zehntausend De- russsoldaten und Militärbeomten bis zu diesem Zeitpunkt gelingen, sonst wird es auch über den I. November 1930 hinaus bei der jährigen Dienstzeit bleiben. Alle sozialistischen Verbesserung?- antrage, einschließlich eines Vorschlages von Renaudek, den I. Mai 1930 als Stichtag zu bestimmen, wurden mit Hilfe der Ver- trauensfrage, die Kriegsminister P a i n l e v<, als williges Werk- zeug des französischen Generalstabes, jedesmal stellte, mit der üb- lichen Regierungsmehrheit abgelehnt. Natürlich erlitt der soziali- stische Antrag, dieVoraussetzungen" überhaupt zu streichen und das Gesetz bedingungslos anzunehmen, das gleiche Schicksal: nur die Sozialisten, die Kommunisten und eine Minderheit der bürgerlichen Linken blieben ihrem Wahloersprechen von 1924 bis zu­letzt treu. Denn es handelt sich bei diesem Gesetz um die VerwirMchung einer systematischen Militärreform, die ihren Ursprung in dem Gedanken hat, dieJeanJaurisin seinem grundlegenden Werk überdie neue Armee" entwickelt hat. Bekanntlich bestand vor dem Kriege bei den meisten Berufsmilitärs der Aberglaube, daß ein Krieg nur mit einem möglkchst starken stehenden Heer er- folgreich geführt werden kann. Denn der Krieg würde nur kurz und in den ersten Schlachten entschieden sein, ehe die R e s e r v e n in Aktion treten können. Von diesen Grundanschauungen ausgehend, die sich bald danach als grundfalsch herausstellten, setzte im Jahre 1913 der französische Generalstab die Erhöhung der damaligen zweijährigen Dienstzeit aus drei Jahre durch. Vergebens kämpft« damals Jaur-s an der Spitz« der Linken gegen die Irrlehren des Generalstabs. Wenige Monate später sollte aber der Gang der mili- tärischen Ereignisie auf den Schlachtfeldern beweisen, daß der sozial- demokratische.Laie" Jaures die Bedeutung der Reserven viel rich» tiger erkannt hatte, als derunfehlbare" Generalstab. Nach dem Friedensschluß ging man nun auch in Frankreich langsam dazu über, die Lehren aus dem Weltkrieg zu ziehen. Man setzte zunächst die dreijährige Dienstzeit auf zwei Jahre, sodann aus anderthalb Jchre herab. Immer waren es die Sozia listen, die in diesem Kampfe für die Demokratisierung de» Wehrgedankens, d. h. für die Verkürzung der aktiven Dienstzeit, für die Herabsetzimg des gehenden Heeres und für die Ausbildung der Reserven im Sinne des Milizwesens, führend waren. Der Generalstad übte dagegen passive Resistenz. Di« achtzehnmonatige Dienstzeit sollte nach den Versicherungen der Regierung nur eine lieber- gangsmaßnchme auf dem Weg« zur Einführung der einjährt- gen Dienstzeit fein. Die Sozialisten veranlaßt«» vor vier Jahren alle Parteien des Ltnkskartell». sich auf die Forderung der einjährigen Dienstzeit festzulegen die nach Ansicht der Sozialisten später weiter herabgesetzt werden soll bis zur Verwirklichung des Milizsystems nach Schweizer Muster. Aber unter der Regierung der.nationalen Einigkeit" hat nicht allein die Rechte, sondern auch der General st ab wieder an Einfluß gewonnen. Genau so wie in Belgien die Generäle die sozialistische Forderungen der sechsmonatigen Dienstzeit vor- läufig zu Fall gebracht haben, sa haben nun auch in Frankreich die Generäle erklärt, daß die.Sicherheit Frankreichs " eine so- fortige Einsührung der einjährigen Dienstzeit nicht zulasse und daß letztere an die bereits erwähntenVorausseguitgen" geknüpft werden müsse. Vor den.unfehlbaren" Generalstäblern sind natür- lich alle schwankenden Elemente der Linksparteien, vor allem die Poincarö-Minister Painlevä, Herriot und Briand zufotmmen- geklappt: Frankreichs.Sicherheit" ist wieder einmal gerellel, da während niindesten» zweier weiterer Jahre die französischen Rekruten sechs Monate länger in den Kasernen und aus den Exerzier- Plätzen gedrillt werden sollen! An diesem Beispiel mag man erkennen, wie groß die Wider- stände sein dürften, die sich den weit radikaleren Abrüstung»- maßnahmen in Frankreich und in anderen Siegerländern ent- gegenstellen werden, die das Dölkerbundsstawt vorsieht Und die auf der geplanten Wrüstungskonserenz zur Debatte stehen werden. Der deutsche Militarismus ist durch die Niederlage zusammenge- brachen und fristet nur noch ein zwar innerpolitisches störendes, aber außenpolitisch ungefährliche» Dasein. Aber der Militarismus in den siegreichen Ländern ist ebenso stark wie vor dem Kriege. Er hält an seinen Vorurteilen von 1914 fest und spielt den Trumps seiner Unfehlbarkeit sedeemal erfolgreich aus, wenn es gilt, einen demokratischen Fortschritt zu verhindern oder wenigstens zu ver- schleppen._ Die übliche Versicherung. Die Sowjetregierung agitiert nicht. pari». 21. Januar.(Eigenbericht.) Während der Unterredung, die der neue russische Betschaster In Paris am Freitag mit Briand hotte, soll neben dem Nicht-. angrissspakt und der Schuldenregelung auch die kommunistisch« Propaganga in Frankreich berührt worden sein. De� Bot- softer soll in diesem Zusammenhang erklärt haben, daß sich die Sowjetregierung jeglicher Propaganda in Frankreich ent- h a l t e n und sich in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen werde._ Sin mexikanischer Vorstoß. Havanna , 21. Januar. Meriko schlägt die A« n d e r u n g der Konstitutiyn der panamerikanischen Union vor, um den amerikanischen Einfluß abzuschwächen. Man erblickt darin das erst« Anzeichen möglicher Reidunge, aus dem pauameritamschen Kongreß.

Treue Beamte u. dergl.

Vgl. dt« in TU. 33 de«Vorwärts" veröffenilichi» Sraiulationslistr.

TUnO hier noch eine persönliche Llnterschrist."

llah- keine Zeit."-Ritte, eck handelt sich doch um ein Glückwunschtelegramm zum Geburtcktag von S. M."

»Ach so, dann natürlich sofort."

So, und nun woll'n wir gleich mal nachsehn, wir pack mit der Gehaltckerhöhung durch die Republik ist!"

Cervantes an Sancho pansa... Zideler Fälscherprozeß in Paris . schelixvG zur Fälschervonde SorooLti-Mchefew. Ein viert«, Mit. glied dieser Band«. Rsussti, war flüchtig geworden In welchem Ausmaß« di« Bond« operiert hat. ergibt sich daraus, daß sowohl otrschild««st» Gesandtschaften in Pari? als auch frai�ostfch« nationalistisch« und russische weißgordistisch« B l a t- t e r ihre Abnehmer waren. Di« Dokument« waren der v«r< schiedensten Art. So hatte z. B.

Zwei Wrongel-Offiziere Solowskt und Mlchajew hatten sich in Paris wegen Betrug und Urkundenfälschung zu verantworten. Die Eowjetgesondtschaft als Nebenklägerin war durch Rechtsanwalt Torr«» vertreten. Lorgeschichte: Ein«? Tages erschien in der Sowjeigesandtschaft et« Fräulein Weiler und erklärt«, sie habe von gefälschten Sowjet- dokumenten Kenntnis; sie könne auch von ihrem Bekannten Losa- rew solche herbeischaffen. Sie brachte tatsächlich mehrer« Male hintereinander gefälschte Sowjeldokumente. Die Sowjetgesondtschost erstattete nun Anzeige bei der Polizei. Di« Nachforschungen waren noch nicht abgeschlossen, als sich eines Tages ein Russe D lisch meldete: Für 16000 Franken Belohnung wollte er der Sowjet- gesandtschaft einige Hundert gefälschte Sowsetdokumente bringen. Er erhielt einen Lorschuß und verpflichtete sich, an einem bestimmten Tage zu einer bestimmten Stunde das Versprochene zu übergebe». Er kam, brachte die Dokumente, erhicll von dem Se­kretär Dsiwilkowsti 3000 Franken und wurde un- mittelbar darauf verhaflet. Sein richtiger Rome war S o l o w s t i, nicht Ditsch. Bei seinem Zimmergenossen M i ch e j e w fand man etwa 250 gefälscht« Dokumente: er erklärt«,«r habe sie von«in«m gewissen Matinjan zur Aufbewahrung erhalten; von irgend- welchen Fälschungen wisse er nichts. Diesen Matinjan hatte die Gesandtschaft Boliviens in Poris als Fälscher entlarvt, als er ihr.ein Sowjetdokument verkoufen wollte. Er wurde daraus ausgewiesen. Matinjan gehörte an-

die spanische Gesaudtschofi eine« Brief de»spanischen Kommu­nisten Servanie," an einen anderenspanischen Kommunisten Sancho Pausa" erworben. in dem über di« Ankunft eines russischen Kommunisten zur Ver- Übung eines Altentote auf Primo de Rioexg be- rlchtet wurde Ein andere»Dokument" meldete die Reise eines Kommunisten nach Marokko zur Anzeitelunz eines Ausstandes ujiv. Solowsti leugnet« vor Gericht, mit den Dokumenten etwas gc- mein zu halben. Er Hobe die Sowjelgesandtschast ausgesucht, um den Votschowisten«in Schnippchen zu schlagen; die Sowjetgesandt- schost habe di« gefölschten Dokument« gewissermaßen bestellt. * Wie steht aber ein« Kgl. spanische Botschaft da, der die ,Lommu- nisten" Eervantes und Sancho Pansa nicht verdächtsg sind: der eine Spaniens Nationaldichter, der andere Don Oulxotes unsterblicher Knapp«!

Der bekehrte Saulus. Gefhart Hauptmann Mitglied der Oichterakademie. Der Präsident der Akademie der Künste, Max Lieberman », und der Vorsitzende der Sektion iür Dichtkunst, Wilhelm von Scholz , haben namens der Akademie und der Sektion Gerhart Hauptmann gebeten, der Sektion beizutreten. Gerhart Hauptmann hat dieser Bitte entsprechen und aus Rapallo an Weihelm von Scholz folgend«? Schreiben gerichtet: Sehr verehrter Herr Präsideytl Lassen Sie mich Ihnen nur kurz sagen, daß.ch Ihrer und meiner werten Kollegen Einladung, der Akademie. Sektion für Dichtkunst, beizutreten.»unMehr mit wärmstem Dank entspreche. Bor zwei Jahren habe ich gezögert, mich an der Gründung dieser Sektion zu belellizen. Gleichviel ob mem« damaligen Bedenken weiter bestehen oder nicht, die Sektion ist heute«ine T a t k a ch« und nicht mehr wie damals, ein bloßes Fragezeiche». Und wenn heut« zu dem ursprünglichen Vertrauen des Herrn Mmister» die Einladung meiner Kollegen tritt, unterstützt von Max Liebermann und Thomas Mann , denen beiden ich in freundschaftlicher Verehrung verbunden bin, so würde mein Fernbleiben einer Versündigung an dem Gedanken der Kameradschastlichtelt bei- nahe gleichkommen. Ich bekenne mich also hiermit dankbar zu? Kamerad-lcbaftlichksit und veisprechc gern meine anfängliche S t e p- s i» noch Kräften durch den Glauben zu erletzen. In größter Hochachtung Gerhart Hauptmann." Schon vorher hatte er Max Liebermann seinen Eintritt in die Akademie durch die telegraphischr Mitteilimg zugesagt: Zustimmender Brief uuterwegs. Bin sehr glücklich, lieber M«'st«r und Freund Liebormann, nun aus einem Saulus «in Paulus geworden zu fein und von Ihnen so gütig empfangen zu werden. Allerherzllchsten Dank und Gruß.

Kauler Dreh der Wasfenschieber. llnganfcheck Ersuchen au Oesterreich um Zurücknahme der herrenlosen" Waffen. Wieu. ZI. Zaovor. Amtlich wird mikgekeill: tau« einer den hiesigen amtlichen Stellen zugegangenen Mitteilung ist der ungarische Sahnamlsvoe- stand in St. Gotthard an die dortigen Vertreter der Oesterreichischm Bundesbahnen mit dem Ansinnen herangetreten, die fünf Wag­gon», die den Gegenstand des belonnlcn Zwischenfall, gebildet haben, nunmehr rückzullbernehmeu. Als Begründung für dies« oeränderla Haltung führte er an. daß noch jetziger ungarischer Auffassung nicht erwies«» sei. daß dic bohnamtliche llebergab« der Sendung am t. Januar statt- gesunden habe. Vi« fünf Waggon» selbst flehen seit Donnerstag in St. Gotthard. Die österreichische Stelle in St. Gotthard ist angewiesen worden, die von ungarischer Seite angereg?le U?bcraahme zu»er- weigern, weil die Möglichkel«. die Identität der Sendung sestzustellsu. für die österreichischen Organe nicht mehr besteht. Inzwischen hat sich die KönigNch-Ungarisch« Regierung an die österreichische Bundesregierung mU dem Ersuchen gewandt, die öfter- reichtsche« Organ« in St. Gatthord sollen angewiesen werden, die er- wähnten süns Waggon» rückznübernehmeu. Die Bundesregierung Hai auch diesem Ansuchen nicht nachkommen können. Va die in Rede stehenden Waggon» sich bereit» sei» mehreren Wochen ans ungarischem Bode« und unter vogorischer Obhut befinden, koua ein« nachträglich« RückÜbernahme noch so langer Zeil «ich» begründet werden.

De , Utauisch« puischsührer Oberst plechooiriu». seither Ssnerol. stobschef. nMÜ nach dem Rücktritt de« Oberbefehlshabers Echukau. flu» he» größten Teil von dessen Funktumen.