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Sonntag 22. Januar 1928

Unterhaltung unö ÄVissen

Beilage des Vorwärts

Der Greis. Von K. Iafwkaitis. (Aus dem litauischen von Grete Neufetd.) Ich kehrte von einer langen Wanderung zurück. Ich hatte noch ungefähr zwei Werst zurückzulegen, war aber derart müde, daß ich mich kaum mehr auf den Füßen halte» konnte; mchtsdestoweniger war mir aber so wohl, so froh ums Herz. Die zauberhaste Sommer- monanacht stimmie mich so fröhlich. Da erblickte ich im Mondlicht eine mir bekannt« Hütt«. Hier werde ich Wasser trinken und ausruhen/ dachte ich für mich. Bald stand ich vor einen: niedrigen Zaun, ich fand die Pforte und trat in einen kleinen Hof. Di« Fenster waren finster, die Einwohner schienen zu schlafen. Ich täuscht« mich aber, denn auf der Bank vor der Hütte er- blickte ich einen Greis, der auf meine Schritte den Kopf aufrichtete und sagte: Ah!... Sie sind es?... Ich dachte... weiß Gott wer... Ihr schlaft noch nicht?" fragte ich. Das Alter... In der Stube ist es dumpf und schwül, ich kann die ganze Nacht kein Auge schließen... Wenn ich schon«in- schlaf«, so geschieht das erst in der Frühe, wenn es kühl wird." Ich bat' den Alten um ein Glos Wasser. Gerne, gerne, ich bringe es Ihnen sofort aus der Stube... Im übrigen, hier ist der Brunnen, möchten Sie sich nickst schöpfen. es wird kälter sein/ meint« der Alte, mit der Hand aus den krummen Schwengel deutend. Ich befolgte seinen Rat, ging durch die Pforte zum nahen Brunnen, schöpfte mit dem Eimer und trank es mit Lust. Dann kehrte ich in den Hos zurück und setzte mich aus die Bant neben den Alten. Wir begannen zu plaudern, über da» und jenes, gedachten der Vergangenheit, des Frondienstes. Ja... das waren schreckliche Zeiten...,* meinte der Alte seufzend. Ssin Gesicht drückte ein trauriges, tiefes Nachsinnen aus. Auch ich habe schon einmal den Strick um den Hals gefühlt." sprach er nach kurzem Schweigen. So, so, wie war denn das, Väterchen?" fragte ich neugierig werdend. .Ja... Ich diente damals beim Grasen St. als Gärtner. Der Graf war, wenn auch schon ergraut, noch ein rüstiger, starker Mann, feine Frau um die Hälfte jünger als er,«in wunvervolles,«ngel- schönes Weib, wie es kein zweites in der ganzen Gegend gab. Tagsüber war ich mit der Arbeit im Gemüse- oder Obstgarten beschäftigt und hatte nicht eimnal Zeit zu rasten. Und das Herz sehnte sich immer, weiß Gott , wonach, es war immer unruhig. Denn, sehen Sie, Herr, ich hatte weder Elten: noch Verwandt«, ich stand allein auf der Welt. Die alten Leute«rzahllen mir oft, daß mdne Eltern zuerst Eigentum eines anderen Herrn waren, der sie dann dem Vater unseres Grafen als Tausch für einen großen Hund überließ. Kurze Zeil darauf ließ der alte Graf meinen Dater für irgendein Verschulden zu Tode prügeln. Di« Mutter starb bald danach aus Gram. Ich kann mich der Elten: nicht mehr erinnern und war wahrscheinlich noch sehr klein, als sie von dieser Welt schieden. Auch daran eriirner« ich mich nicht mehr, von wem ich«inen kleinen Hund geschenkt bekam, einen gewöhnlichen Schäferhund, der sich nur eng anschloß: da war ich nicht mehb so einsam: ich hatte einen Kameraden und Freund. Unser« Gräsin hatte die Gewohnheit, in: Sommer bei Sonittn- aufgang auszustehen und, ehe noch die Sonnenstrahlen oie silbernen Tautropfen aussaugten, im Garten zu lustwandeln. Es war ja nichts Schlechte» dabei, aber, mein Herr, sie ging barfuß, mst auf- gelösten: Haar, bloß in: Hemde, und hgUe nur manchmal«inen seidenen Schal um die Schultern geworfen. Diese Morgenspazior- gange sollren die Schönheit der Gräfin konseroleoen, ja sogar er- höhen. Und in der Tat, sie schien von Tag zu Tag schöner zu werden. O, ich war damals jung und stark, und es ist ganz natürlich, daß ich bei diesem Anblick nicht gleichgüllig bleiben konnte. Ihr weißes Gesicht, von der Morgenlust leicht gerötet, lächelte fröhlich den singeich«:: Vögeln, der aufgeheube» Sonne, den blühenden Blumen und grüne» Bäumen zu; dos ausgelöst«, dunkle Haar reichte ihr fast bis zu den Füßen. Ach, dies« Haare zierten sie am meisten. Der Körper, wie gegossen, geschmiedet, frisch und weiß, wie eine junge Birke; durch die durchsichtige Hülle sah man, wie ihr wunder- bar geformter Leib sich des Lebens freute. Mein junges Blut kochte oft förmlich. Was würde man nicht olles dafür geben, dieses herrliche Wesen umarmen zu können, sich tief einzusaugen in die heißen Lippen, in die glänzenden Augen, runden Arme... Ost träumte ich:Wenn ich an der Stell« de» Grafen wäre, wie glücklich würde ich mich fühlen im Vesitze dieser Frau." N Eures Morgens arbeitete ich«vre gewöhnlich im Garten. Auch die Gräfin erschien. Ringsum freut« sich die ggnze Natur... Plötzlich kam. weih Gatt, woher, mein Hund dabergesannt und fiel wie toll über die Gräsin her... Ich erschrak derart, daß mir der Rechen aus der Hand fiel, während die Gräfin entjetzt aufschrie: Jesus Maria! Hilfe!"... Die Arm« erschrak sehr. Ich eitle zu ihr und riß den Hund weg. Die Gräfin war blaß, und sie zitterte wie Espenlaub, aber nicht mehr aus Angst, sondern aus Zorn. Wem gehört das Luder?" rief sie, über mich herfallend Mir!" enigegiidc ich, die Mütze vom Kopfe nehmend. Dir gehört e»!... Und ich werde deines Hundes wegen nicht einmal im Garten spazieren gehen können! Vielleicht werde ich gar noch krank... Das schenke ich dir nicht!.. Und sie lief eilig ins Schloß. Nun," dachte ich für mich,jetzt wird es ein Dampfbad geben, ein heißes Dampfbad." Ich ging an die Arbeit, aber alles fiel mir aus den Händen, mein Herz pochte gewaltig, und ich konnte mich kaum auf den Füßen halten. Aus der Ferne hörte ich die Gräfin rufen: Hängen, hängen! Ich hasse die Bauernkerle!... Wie kann es ein Hund wagen, über mich, die Gräfin, herzufallen!... Hängen! Man führe ihn tief In den Wald; hier soll nicht eine Spur von Ihm bleiben!.. Und man bringe mir den Strick des Gehängten!.. Ich bctreuzigte mich und begann Gebet« herzusagen. Und der Garten schien mir in diesem Augenblick, ich weiß nicht weshalb, nach viel schöner zu sein: ich liebte diese Steg«, die metne Hand

geebnet haben, noch mehr aber die Bäume, von welche» ich jeden Zweig tanmc. Es war noch keine Viertelstunde vergangen, als mich der Graf zu sich rufen ließ. Was sollt« ich wn. ich ging zu chm. Er stand im Korridor, mit der Peitsch« in der Hand, und sein Ckstcht war so zornig, so schrecklich... Es lief mir bald kalt, bald heiß über den Rücken. Hier wird mein Ende sein," ging es mir durch oen Kopf. Ich nahm schon von weitem die Mütze vom Kopf und blieb demütig gebeugt einig« Schritte vor ihm stehen. Komm' näher, verfluchter Bauernhund l" schrie mich der Graf an. mit den Füßen aufstampfend. Das Blut erstarrte mir in den Adern. Wie konntest du wagen, trotz meines Verbotes«inen Hund zu halten? Du bist ja selbst nicht soviel wert, wie em guter Hund! Der Teufel weiß, was ihr noch alles werdet haben wollen! Genügt dir nicht, daß ich dich ernähre?... Wie, wenn meine Frau jetzt krank wird? Alle Bauernhunbe der ganzen Welt zusammen- genommen, sind nicht soviel wert, wie sie!... Du Luder, du!" Und der Graf spie mir ins Gesicht und schlug mich mit der Peitsch«! Ich fühlte etwas wie Feuer im Gesicht, und über den ganzen Körper rann mir das Blut aus den: zerschlagenen Geficht... Hier können Sie auch jetzt noch die Spuren davon sehen." Nach einiger Zeit", fuhr der Greis nach längerem Schweigen in feiner Erzählung fort,rief der Graf zwei Knecht« herbei, ließ mir einen Strick um den Hals Wersen, um mich im Walde auf- zuhängen. Und obwohl mein Leben traurig und öde war, war mir doch leid, von dieser Welt zu scheiden. Die Knechte führten mich au» dem Hof«. Wir wart» bereits ungefähr eine halbe Werst gegangen, da hatten die Henker Mitleid mit mir. Sie wuschen mein Gesicht mit Wasser au» dem Straßen- graben, verbanden e», soweit es ging, und führten mich weiter. Plötzlich vernahmen wir das Getrampel eines galoppierenden Pferdes hinter uns. Wir schauten uns um, es war ein Hofknecht. Er ritt an uns heran und sagte: Thomas, die Gräfin hat sich deiner erbarmt, sie laßt dich nicht hängen, aber statt deiner deinen Hund. Sie verbietet dir jedoch, je wieder herrschaftlichen Boden zu betreten, gehe, wohin dir beliebt, aber zeige dich nicht wieber.. 0 .Ha, schwer ist es uns Armen ergangen, sehr schwer!..." Seufzend beendete der Alte sein« Erzählung und ließ den Kops hängen. In seinem Gesichte widerspiegelten sich düstere Gedanken. schmerzliche Erinn-rungen. Wer weiß, woran er dacht«: an die schöne Gräfin,«n den Garten, weiche:: er dank der Herrin so lieb gewonnen hatte, oder vielleicht an die schweren Jahre der sklavischen Leibeigenschaft? Auch mir wurde e« traurig und schwer ums£)etg... Lebt wohl, Väterchen," sprach ich, mich an den Greis wendend, e, ist Zeit, nach Hause zu gehen." .Hebt wohl," erwiderte er leise. Ich verließ den Hof und schritt aus die Straß« hinaus. Irgendwo im Dorfe, bei den Nachbarn, krähten die Hähne... die kurz« Sommernacht ging zu End«...

Aus derguten alten Zeit". Aaekdotsn und hifionsche Kuriositoteu. Gelehrte Eitelkeit. Der Rektor Ioh. Ssxer zu Wittenberg besaß mannigfaltige Kenntnisse, schrieb einige für seine Zeit brauchbare Schriften und war auch kaiserlich gekrönter Dichter. Von Stolz und Eigenliebe geblendet, macht« er sich aber des öfteren lächerlich. So z. B. ließ er sich selbst und daneben den Herrn Christum am Kreuze:n Kupfer stechen. Aus feinem Munde gingen die Worte: .Herr, liebst du mich?" und die Antwort vom Kreuze war: ,Ha, Hochedler, fürtrefflicher, hochgelahrter Herr Magister. Seger, Kaiserlich gekrönter Dichter und der Schule zu Wittenberg hochverdienter Rektor ich liebe dich!" Wiedas Feuer zu löschen sei. Von Gottes Gnade» Wir Ernst August, Herzog zu Sachsen , Jülich , Eleve und Berg fügen hiemit allen unseren nachgesetzten fürstlichen Beamten, odelichon Gerichtshaltern und Rathen in Städten zu wissen: Was maßen Wir aus landesväterlicher Vorsorg« alles was zur Konfervazion Unserer Lande und getreuen Unter- thanen gereichen kann, sorgfältig vorkehren und verordnen. Wie nun durch Brandschaden Biele in groß« Armuth geraten können, dahero dergleichen Unglück zeitig zu steuern Wir in Gnaden befehlen: daß in einer jeden Stadt und Torf viele verschiedene hölzerne Teller, woraus schon gegessen, und mit der Figur und Buch- staben, wie der beigefügte Abriß besagt, des Freitags bei abnehmen- den Monden, Mittags zwischen cilf und zwölf Uhr mit frischer Dinte und neuer Feder beschrieben, vorrätig sey. Sodann aber, wenn eine Feuersbrunst, wovor der große Gott hiesige Lande in Gnaden bewahren wolle, entstehen sollte, ein solcher bemeldetermaßen be­schriebener Teller mit den Worten: Im Namen Gottes! ins Feuer geworfen, und, woferne dos Feuev dennoch um sich greifen wollte, dreimal solches wiederholet werden sollte, dadurch dann die Glut ohnfehlbar gedärnpfet wird. Dergleichen nun haben die regieren- den Burgermeister in den Städten, aus dem Lande aber die Gerichts- schöppen und Schultheißen in Verwahrung aufzubehalten und bei entstandener Roth beschriebenermaßen zu gebrauche» Gegeben in Unser Residenz Weimar , den 24. Dezember 1742. Ernst August." Entschuldigung. Der Prinz von Cond« unterbrach einen Redner in einer kleinen Stadt mitten in seiner Rede durch v!« Frage: Wer ist Er?" Gnädiger Herr," aniwortcle ihm der Redner,ich bin der zweit« Bürgermeister der Stadt." Cond«:Warum hat sich denn der Erst« von der Pflicht los- gemacht, die Er jetzt erfüllt?" Bürgermeister:Euer tönigl. Hoheit werden die hohe Gnade haben, ihn zu entschuldigen, denn er ist gestern gestorben." Emde;Sehr gern... fahre Er nur fort!" Bekenntnis eines Scharfrichters. In Londoif lag«inst ein betagter Henker auf dem Sterbc-beite, der manchen armen Sünder vom Leben zum Tode gebracht hatte. Jetzt stand er selbst am Rande der Ewigkeit und bat sich die Gesell- schaft eines Geistlichen aus. Herr Prediger," sagte erob ich gleich so viele Menschen ins andere Leben geschafft habe, so ist mir doch jetzt ein wenig schwer

Oer brave Soldat Gchwejk spricht. Ein ergreisender Nachruf auf Geßler.

JjaBen's schon gehört, gnä Hsrr, jetzt hat unser Herr Reichswehr - minister sei»« Koffer gepackt." Mit diesen Worten servierte die Bedienerin, Frau Müller, ihrem Zimmerherrn Schwejk den Morgenkosfc«, während der biedere Hundehändier gerade oertieft war. für den zugelaufenen Straßen- köter �Lomela" einen prachtvoll rassereinen Stammbaum zu er- finden. Ja, wann der Herr Geßler seine Koffer packt," runzelte Schwejk gedankenvoll die Stirn,dann ist gewiß«Ine große Sache im Werden. Passen'» auf, Frau Müller, es gibt wieder Krieg, und der Herr Minister macht sich reisefertig, um an der Spitz« seiner.er- probten Reichswehr und mit den Hilfstruppen des Major Badicke gegen die Franzmänner zu Felde zu ziehen, damit daß Deutschland loskommt von den Dawcs-Ketten.. Aber ka Spur, gnä Herr," fiel die Bedienerin Schwejk ins Wort,der Herr Minister tut seinen A b j ch i e d nehmen und des­halb sind seine Koffer gepackt." Dös versteh i nimmer," versetzte Schwejk sinnend.Warum soll so ein gescheuter Herr plötzlich seinen Abschied nehmen, wo doch nix gegen ihn vorliegt, als ein. paar Kleinigkeiten; der Phoebus- Film, der Kapitän Kolbe, der Oberleutnant Schulz, der Major Buch- rucker und lauter solch Dreckzeug. Deswegen werden'» doch solch «inen Prachtminister nicht davonjagen. No. in Deutschland schon ganz gewiß net. Da könnt ich einen Bankier Pulvermacher, der hat einmal sein« Frau im Bett angetroffen und seinen Kassierer Treppen- geländer bei ihr. Hat der Pulvermacher gesagt;Treppeiigeländcr, vorig« Woche haben Sie ein ungeklärtes Manko ln der Kasse ge- habt, gestern sind Sie mir frech gekommen und hoben mich einen Hallunken genannt, heut erwisch ich Sie mit meiner Frau.. Kommt nun noch das geringste vor, sind Sie entlassen." Aber er hat ihn behalten, denn er ist ein kluger Mann gewesen, der Pulver- macher, und hat sich gesagt:Mit dem Nächsten treff ich's am En! noch schlimmer." Nein, das deutsche BKk jagt seinen Geßler nicht davon, denn es ist ein treues Bolk und es weiß, was es an ihm hat. Der Künftige ist ungewiß, am End mag er blind sein oder taub, während doch der Geßler eine fertige Sache ist. Das Volk freut sich, weil sein Minister zu allem so geschwind ein Dementi erfindet, und«in anderer möcht' es oielleich: weniger gut treffen. Da war ein alter Oberförster Knebusch in Liepemünde, der hat in: Gasthof zurWilden Sau" Geschichten von seinen Dackeln erzählt, und man hat die Deck« abstützen müssen, so haben sich die Balken'gebogen. Wie aber den Knebusch mitten im Erzählen einmal der Schlag ge- rührt hat, da ist der Forstadjunkt von Zippelwitz für ihn einge- treten und er hat auch Jägerlatein verzapft. Aber er hat es nicht so gekonnt wie bor Selige, dem:(eine Stimm« hat geschnarrt und es hat sich angehört, wie wenn ein Leuuiant zu seiner Kompagnie sagt: Euch Rindviechern werde ich die Aersch« schleifen." Und den Stammtisch in derWckden Sau" hat es verdrossen und allgemein

war die Red«:Den Knebusch erreicht er nicht. Wenn einer so hübsch bieder pnd gemütlich daherredet wie der alte Knebusch, dann ist es ein wahres Vergnügen, von ihm angelogen zu werden, denn da zeigt sich seine rednerische Ueberlogenheil." Und der deutsche Reichstag wird es bedauern, daß der Herr Geßler nicht mehr da ist. denn man ist seine Art gowohnt gewesen und es hat allen Freude gemacht, ihn mit solcher Ueberlegenheit reden zu hören. Ich filche«s recht ulckmnkbar, daß sie ihn davongejagt haben." Aber wer spricht denn davon, gnä Herr," versetzte die Bedienerin.Er ist doch ganz von oll ein gegangen und sein Nachfolger wird nun der General G r o« n e r." Hm wenn das so ist," begann Schwejk nachzirsinnen,dann haben sicher die Roten ihre Hände im Spiel. Ich sag Ihnen, Frau Müller, das ist«in Werk der Luden und der Freimaurer . Denn wie ehemals die Hatenkreuzlcr hier durchgezogen sind, da haben sie ein Lied gesungen auf den Groener, und ich Hab mir den Text gcmerli, es hat darin geheißen: Einst schwor er Wilhelm Treu« bis zum Ted. Jetzt dient dem Sozijudenbund der Schuck! rot. Und sie haben mir auseiuendergesetzj, daß«s der Groener ge­wesen ist, der wo am 9. November 1918 dem deutschen Heldenkaiser den Dolch in den Rücken gebohrt hat, denn de, Groener hat ihm geroten, den Tod auf dem Schlvchtseld zu suchen, was doch der Kaiser nicht gekonnt hat, weil der Waffenstillstand vor der Tür gewesen ist und d!« Holländer schon ein Quartier für ihn bereit hatte» Und«o hätte sie gekränkt, wenn er seinen Besuch wieder abgesagt hätte, was sich auch nicht gehört, wo einer schon zugesagt hat. Aber der Gröner ist ein ganz Roter, und im General- anzeiqer Hab ich gelesen, daß sich die Nationalen das nicht werden gefallen lassen. Ach ja. daß der Herr Geßler nun verschwindelt, das ist doch sehr traurig und nicht zuletzt� für mich. Es hat mir immer so wohlgetan, über seine geniale Leitung der Reichswehr zu schwätzen, und ich habe volle Anerkennung gehabt für seine kriege- rrschen Verdienste. Aber nun weiß ich nimmer, worüber ich in Zukunft reden soll, und es wird die Leut verdrießen, die bisher meine Reden geiesen haben, daß mit den: Herrn Geßler mir das wichtigste Thema davongeht." Aber gnä Herr," meinte die Bedienerin,darüber brauchen'e sich doch keine Sorgen zu machen. Ein Mann wie Sie... Und dann erinnern's sich doch, was Sie immer gesagt haben, 5)err Schwejk: Man muß vertrauen haben zur Wehrmacht." Sie haben recht, Frau Müller, das kst die Hauptsach. Das Vertrauen zur Wehrmacht darf nicht untergraben werden. Und ich will kein böses Beispiel geben. Ich behalt« deshalb mein felfen» festes Vertrauen, daß mir die Rcichewehr auch in Zukunft ohne den Herrn Geßler Stoff genug für weitere Betrachtungen geben wird." Ionatha»