Einzelbild herunterladen
 

Sonntag

22. Januar 1928

us der der Film- Welt

Dlus

Moral."

(.. Kurfürstendamm  .)

Mit einem offenen und freien Lachen wurde dieser Streich gegen die Moralheuchelei der Philister aufgenommen. Ludwig Thomas Komödie, die vor zwanzig Jahren dieses dankbare Sujet auf die Bühne brachie, hat hier wirklich eine gleichwertige Wiederauferstehung im Film erfahren. 3war ist sehr vieles abgeändert und gänzlich modernisiert worden, aber die Grundtendenz blieb dieselbe. Und so wurde mit verschiedenen Mitteln das gleiche Ziel erreicht, die Doppel­moral anzuprangern und dem Gelächter preiszugeben. Im Gegensatz zu den vielen faden deutschen Lustspielfilmen ist hier einmal ein Bolltreffer geglückt, und zwar auf echt filmische Weise durch Bild­wirkung und nicht etwa bloß durch witzige Terte.

Mann

-

Die Tänzerin, die mit der Haller- Revue in eine kleine Residenz­stadt kommt, wird von dem Sittlichkeitsverein mit einem Theater­skandal bedacht, weil die Herren zeigen wollen, daß sie auf der Wacht find( obwohl gar kein Anlaß dazu vorliegt). Aber sie rädt sich auf glänzende Weise, indem sie ein Angebot des Hofmarschalls, die musi kalische Erziehung des Erbprinzen zu leiten, annimmt und dadurch die Möglichkeit gewinnt, im Orte zu bleiben. Diese Erziehung ist etwas prefärer Art. Der junge Mann, der bisher ein Bücherwurm war, soll auf diese Weise Geschmack am anderen Geschlecht gewinnen. Daneben erlebt aber die Tänzerin den Triumph, daß die ganze chren­werte Gesellschaft der Sittenwächter bei ihr antritt, um Mann für Musikunterricht zu nehmen. Durch einen im Berborgenen aufgestellten Filmapparat weiß fie sie alle in verfänglichen Situationen aufnehmen zu lassen. Den Höhepunkt erreicht die Situationskomit, als der Professor Wasner, der Ausbund aller Sitt­lichkeitsbestrebungen, dazu gebracht wird, bei ihr seine Hose aus­zuziehen und nun in Unterhosen auf dem Balkon im Schneewetter zu merten, während drinnen der Erbprinz Musikunterricht erhält. Gerade in diesem Augenblick greift auch die Kriminalpolizei ein, die durch Denunziationen dazu aufgemuntert ist. Köstlich sind die Szenen auf dem Polizeibureau, wo die durch den Film kompromittierten Tugendwächter einer nach dem anderen erscheinen, um vor der Bla­mage bewahrt zu werden. Der Hof greift ein, und die eben noch mit allen Schikanen behördlicher Braris mißhandelte Tänzerin dreht den Spieß um, diftiert dem Polizeigewaltigen und den Spießbürgern ihre Bedingungen. Sie müssen sich alle verpflichten, fie bei ihrem nächsten Auftreten mit Blumen und Beifall zu feiern Sie selber aber fährt, von neidvollen Blicken verfolgt, in der Hofequipage zum Erbprinzen.

Der Film hat nicht eine einzige leere Stelle. Willi Wolff   unter: fügt die Gesamtwirtung durch zahlreiche komische Intermezzi und weiß, hem Ganzen eine stets wachsende Spannung und immer erneute Fröhlichkeit zu verleihen. Die Szenen aus der Haller- Revue geben gerade in diesem Zusammenhang vermehrten Reiz. Um die Dar stellung bemühen sich eine Reihe unserer besten Humoristen, Tiedtke, D. Alten, Gräß, Faltenstein. Selbst für die fleinen Rollen sind erste Kräfte ins Spiel gesetzt. Das Meisterstück tomischer Filmdarstellung liefert R. A. Roberts; sein Professor Wasner ist eine vollendete Charakterleistung, die bis ins fleinste wikig wirkt. Die Tänzerin, die alle am Gängelbande führt, und nicht einen Augenblid ihre Ueberlegenheit verliert, ist Ellen Richier, außerordentlich charmant und entzückend in ihrem Spiel( nur etwas zu üppig in der Garderobe).

Boran gingen ein Kulturfilm ,, eld Krummbein", der uns mit dem Leben und Treiben des Dackels bekanntmacht, und ein überaus uffiger Tridfilm Oswald, der brave Soldat". D.

Königin Luise."

( Beba Palast Atrium".)

Bußte ber Berfaffer Dr. Ludwig Berger   den ersten Teil dieses Films durch Episoden immerhin erträglich zu machen, so brütet hier allein die schlimmste Langeweile. Wie ist es möglich, daß einer unserer besten und kultiviertesten Filmregisseure ein derartig dilettantisches Filmbuch schaffen fonnte. Der Stoff ist völlig un­filmisch und undramatisch, der Film spekuliert allein auf den Nimbus, Der den Namen der Königin Luise umgibt. Der deutsche Spießer hat aus dieser lebensprühenden und sinnenfreudigen Frau eine tränenselige Betschwester und eine fleinbürgerliche, tugendholde Ge bärmaschine gemacht. Königin Luise   starb nicht an gebrochenem Herzen, sondern an einer plöglich einsetzenden Lungenentzündung, ferner hat sie nie daran gedacht, die letzten Jahre ihres Lebens von der Schlacht bei Jena an nur in stiller Gartenlaubentrauer im Stile der Marlitt zuzubringen. Selbst in Memel   wurde Walzer getanzt und trotz der schweren Kontributionen mußte eine fostspielige Reise nach Petersburg   unternommen werden. Bergers Königin weint un­entweat mit edler Fassung.

Was Berger gibt, ist Geschichtsflitterung schlimmster Art. Nur in einem phrasenhaften Nebensatz wird die Königin diskret als Kriegshegerin erwähnt, die dem vernünftig denkenden König gegen­über unrecht behält. Dann wiederum bemüht sich Berger um historische Wahrheit. Napoleon   ist feineswegs der Grobian, den früher Lesebücher aus ihm machten, sondern er benimmt sich der Königin gegenüber durchaus als Kavalier. Aber dies und die Flucht bei Nacht und Nebel reichen nicht aus, einen programmfüllenden Film in die Welt zu sehen, darum müssen wieder einmal Schlachten­bilder die Lücken füllen, darum macht man entschieden in Milieu. Das tat man auch im ersten Teil, aber jetzt sind Regisseur und Darsteller von allen guten Geistern verlassen. Das Bild wird zur Nebensache und wirkt nur wie eine Illustration zum Dialog. Dazu sind die Terte, wenn sie nicht historische Worte bringen, von vor­bildlichem Schwulst.

Auch die Regie versagt. Am besten ist Grune bei der Zeich­nung von Interieurs. Bildhaft empfunden setzt er die Menschen in den klassizistischen, architektonischen Rahmen, doch die Schlachten bilder, die Mcssenaufnahmen vor gemalten Kulissen, sind unge­gliedert und unübersichtlich. Dann vernachlässigt Grune diesmal die Schauspielerische Leistung, er setzt die Menschen auf einen Kothurn, läßt sie schreiten oder fich anderswie pathetisch beschäftigen. Mady Christians   in der Titelrolle bleibt ohne Geficht. Ihr liegt das Tränenholde weniger als das Ausgelassene, die Königin, wie sie in Wirklichkeit war, hätte sie spielen können, nicht aber dieses larmoyante Idealbild der kleinbürgerlichen Welt. Besser ist der Napoleon des Franzosen   Banel, knapp aber tonventionell in der Gefte. Werner Krauß   wäre überzeugender und größer gewesen. Eine Karifatur tst Talleyrand  , ein weichlicher Wimmergreis Harden. berg und Alerander, der Ruffenzar, nur schöner Mann. Was man

Beilage des Borwärts

aus Prinz Louis Ferdinand   gemacht hat, soll besser verschwiegen| Bursche- haben das Talent zu einem wunderbar verinnerlichten bleiben. Nur Wiemann schafft mit seinem preußischen König eine lebensvolle unposierte Gestalt. Er rückt mit dieser bis ins kleinste vollendeten Leistung in die Reihe der großen Filmdarsteller. Der Film, nur auf die schwarzweißrot gestreiften Herzen des Spießers spekulierend, ist in seinem zweiten Teil eine Bankrott erklärung Grunes und Bergers, die es schwer haben werden, ihr künstlerisches Ansehen von neuem zu heben. Der Film ist darüber hinaus eine fünstlerische Bankrotterklärung der Terra", die be wiesen hat, daß sie nicht die leiseste Ahnung davon hat, welche Stoffe filmwirffam sind und allein den eventuellen Kassenerfolg bewertet. F. S.

Der alte Frig." II. Zeil. ( Ulfa- Palast am 300.)

Spiel. Ebenso sind alle Nebenrollen recht gut befeßt, die einzelnen Figuren sind nicht nur famos gezeichnet, fie find auch menschlich schön beobachtet, dennoch leiden sie alle unter dem Ursprungsland Amerifa. So spielt der Film wohl in Paris  , aber er bleibt Szene für Szene ein Amerikaner. Und was für ein Gefühl überkommt einen bei den Kriegsbildern? Bestimmt befürworten sie den Krieg nicht, jedoch mögen sie noch so erschütternd wirken, letzten Endes flingen sie nicht aus in den Ruf:" Nie wieder Krieg", nein, sie wurden eingeflochten, damit der Regisseur Massen bewegen konnte und die Photographen Ernest Palmer   und J. A. Valentine ihre beachtenswerten technischen Fähigkeiten zur Geltung brachten. So spielt sie, trog stärkster Rührungsmomente, fehr oft an unserem Empfinden vorbei, diese Geschichte von dem fleinen Mädchen, das ein Kanalarbeiter vor dem Tode durch Mißhandlungen schützt. Das Mädel soll verhaftet werden, da gibt er es für seine dieses zweiten Teiles, der den Titel Ausklang" führt. Das einsame Alter und der Tod Friedrichs II. ist der Inhalt Frau aus. Nun zieht es mit ihm in eine Bodenkammer, in den fiebenten Himmel, Diana wird gehen, wenn die Polizei recherchieren Gerhard amprecht hat sich damit begnügt, chronifartig politische, mili­gewesen ist; doch Diana bleibt, und als der Krieg ausbricht, machen tärische und persönliche Vorgänge aneinanderzureihen, die durch nichts auf und sie Hochzeit auf ihre Weise, indem der eine dem anderen cine Münze mit einem Heiligenbilde um den Hals hängt. Paul Kein Versuch einer Gliederung oder Komposition höherer Art. Es anderes zusammengefaßt werden, als durch die Person des Königs. gift im Verlauf des Krieges als tot, doch kehrt er als Blinder zurück. gibt also nichts als historische Illustrationen zu dem in jedem Schul­Und das wird derartig frömmelnd erzählt, daß man zu der Ueber­lehrbuch enthaltenen Material. Nur hin und wieder wird ein Ausflugzeugung kommt, die Amerikaner machen allen Ernſtes diesmal die ins Stimmungsbild oder in eine Milieuschilderung unternommen. Heiligenbilder für den guten Filmschluß verantwortlich. Go atmet der Film einigermaßen die Troftlosigkeit des in seinem Alter immer menschenfeindlicher und schließlich vollkommen einsam werdenden Despoten, der Gefühl nur noch für seine Hunde aufbringt. Da die historischen Ereignisse in dieser Epoche unbedeutend( der Kar­toffelfrieg) und die Wirkung von militärischen Schauspielen bereits in den früheren Filmen erschöpft ist, bleiben als einzige Lichtblicke etwa der Abschied von Lord Keith und etwa die Einkehr des er= frankten Königs in der Apotheke. Das Sterben ist groß aufgemacht, etwa in dem Stil, wie Harro Magnussohn die Szene komponiert hat. Wieder gibt sich Otto Gebühr   die größte Mühe, den zusammen­geschrumpelten, gichtgeplagten Rönig mit aller äußerlichen Treue darzustellen. Aber selbst die, die seine Leistung bewundern, müssen eistalt bleiben gegenüber diesem Menschen, mit dem uns nichts Menschliches mehr verbindet.

Wie schon der erste Teil dieses Altersfilmes, ist auch der zweite durchaus geeignet, allen verständigen Zuschauern Argumente gegen die Monarchie und ebenso gegen den aufgeflärten Despotismus, den Friedrich vertrat, zu liefern. Selbst wenn der König versucht, einmal zugunsten feiner Untertanen einzugreifen, wie in dem Prozeß des Müllers Arnold, muß seine gewaltsame Art durchaus abgelehnt werden. Es wird vieles gezeigt, was feineswegs zur Popularität diefes Königs beiträgt, wie z. B. die Kaffeertecherei seiner Spione. Aber das schlimmste die Menschenschinderei des Spießruten laufens magt auch dieser Regisseur nur in den vorbereitenden Stadien anzudeuten. Als Friedrich II.   starb, ging ein Gefühl der Erleichterung durch alle Stände. Wenn dieser Film zu Ende ist, haben wir das gleiche Gefühl.

3m Lande des filbernen Löwen." ( Marmorhaus.)

D.

Der Film hat die Ferne zu uns gebracht. Der ewig Daheim­gebliebene, der bislang nur auf die Worterzählungen angewiesen war, sieht jetzt das Gewimmel eines Basars, den mühsamen Zug emer Karawane in Bildern. Und man muß es Bernhard Keller­ mann   und Lene Schneider Kainer   freudig zugestehen, sie wurden zu eifrigen Sammlern der bunten Ereignisse des täglichen Lebens.

=

Um den Film mit etwas Handlung zu durchweben, erzählt ein So lernen wir junger Perser die Geschichte seiner Familie. Isfahan  , seine Geburtsstadt kennen. Sein Bruder verschwendet sein väterliches Erbe, fristet als Rameltreiber sein Dasein und verkommt als Opiumsüchtiger. Im Orient spielt sich ein großer Teil des Lebens auf der Straße ab, man ergibt sich auch auf ihr offen dem Laster des Opiumrauchens. Und die Obdachlosen? Na, die suchen dort auf den Dächern einen Unterschlupf für die Nacht. Ein reicher Perlenhändler bekommt die Tochter des Hauses zur Gattin. Das wird die Veranlassung, daß der Zuschauer die Hochzeitsfarawane auf ihrem Wege nach dem Persischen Golf begleiten kann. Er sieht das alte Räubernest Jasdikat, die Stadt Aschtisar und Jescht, die Stadt, in der man schon seit Jahrhunderten Seide webt und Henna mühlen   in Bewegung setzt. Kirman, die Stadt der Teppiche wird mit all ihren Sehenswürdigkeiten und der betriebsamen kunstge­werblichen Fertigkeit ihrer Einwohner gezeigt. Weiter geht der Weg über hohe Berge mit ewigem Schnee, um an den Bersischen Golf zu gelangen, wo Ben- der- Abbas, die Stadt der Berlenfischer, für den Abendländer voll von tausendfältigen Wundern stedt. Dort geht der Taucher, am Fuß ein Gewichtstück, die Nase zugeklemmt, nackend in das Meer. Fünf Minuten lang, ohne Luftzufuhr, bleibt er auf dem Meeresgrund und sammelt daselbst Muscheln in seinen Korb. Während der ganzen Reise sehen wir sowohl in den regelrechten Städten wie in den kleinen Niederlassungen Bauten, die Wunder­werke sind, des Staunens wert. Was lebt an Kultur in einem solchen Volk, das derartige Bauten errichten fonnte! Was schlummert an unausgelebten Kräften in einem solchen Bolte, dem bislang weder der amerikanische noch der europäische   Sinn für den Zeit­begriff aufgegangen ist.

Die zweite Rarawane, die der Zuschauer begleitet, geht in der Wüste zugrunde. Es überkommt einen nicht nur das Grauen ob des verdurstenden Menschen, man empfindet auch tiefstes Mitleid mit dem Tier, aus dem das letzte Restchen Kraft herausgepreßt wird und das dann zu guter Leht doch elend am Wege verrect. Werner Bohne   besorgt die Photographie, eine gute Arbeit, die ihm sicher nicht leicht wurde.

, 3m siebenten Himmel." ( Capitol.)

e. b.

Unter Aufwand von gutem Wollen und reichem Können er zählt der Film von den körperlich und seelisch Mißhandelten. Er wäre vielleicht ein überragendes Werk geworden, wenn das soziale Problem für den Regisseur Reiz gehabt hätte. Doch Frank Borzage   will nur die Unterhaltung. Das empfindet man bei der Milieuschilderung, das bemerki man bei den Schauspielern. Die Hauptdarsteller Janet Gagnor und Charles Farrell   fie ist ein liebwertes, zartes Wesen, er ist ein biederer, draufgängerischer

-

" Opfer." ( Zauenhien- Palast.)

e. b.

Gute Anjäße zu einem Dstjudenfilm werden hier gemacht, aber die unausrottbare Neigung der Amerikaner zum leichten Ton und zum( hier ganz unmöglichen) guten Ende beeinträchtigen den Gesamt­eindruck. In dem galizischen Judenstädtchen sind die Kosaken ein­gedrungen; der russische Großfürst, ihr Kommandant, weiß Lea, die schöne Tochter des Rabbi, in die er sich schon bei einem früheren Anlaß verliebt hatte, wieder ausfindig zu machens Er dringt in das Haus des edlen und weisen Rabbi   ein, nimmt als unwillkommener Gast teil an der Feier des Schabbesabend. Er will die Hingabe Leas erzwingen durch die Drohung, daß er sonst das ganze Städtchen mit samt feinen Einwohnern verbrennen würde. Alle Anstalten werden dazu getroffen. Lea tritt nach hartem Kampf den schweren Gang an, um wie eine zweite Judith ihre Stammesgenossen zu retten. Aber welch eine Wendung durch Filmesfügung! Der Großfürst verzichtet auf das Opfer, und Lea hat nun erst recht Anlaß, ihn zu lieben und vor den inzwischen eindringenden österreichischen Truppen mit eigener Lebensgefahr zu retten. Ihr Bräutigam, ein trostloser Bocher, den sie nie geliebt hat, wird ihr Ankläger vor der Volks versammlung. Ihr eigener Bater verstößt sie und bringt sich selbst zum Opfer, als man sie steinigen will. Gie aber bleibt am Leben und erfährt den Triumph ihrer Liebe: längst ist der Krieg vorüber, da kehrt der Großfürst zurück und heiratet sie.

Man sieht, der film weicht der Tragit, die im Stoffe liegt, aus und weiß den kitschigen Schluß nicht zu umgehen. Aber er hat das Gute, daß er im Anschluß an ein Bühnenstück von A. Brody unter der Regie Edward Slomans treffliche Milienbilder aus dem jüdischen Leben gibt. Die jüdischen Typen tommen durchweg gut heraus, besonders der Rabbi. Die heroische Judentochter dagegen, bie Mary Philbin   darstellt, fäßt falt. Sie wirkt auch gar nicht jüdisch. Iwan Mosjufin fann seine Casanovarolle hier in einer russischen Bariation weiterspielen.

# 3ch hatte einst ein schönes Vaterland."

( Emelka- Palast.)

Wieder eine Offiziersaffäre aus der Vorkriegszeit. Der Garde leutnant liebäugelt auf harmlose Courth- Mahler- Art mit dem Töchterchen des Kantinenwirts, der nach der Aufdeckung dieses Herzensbündnisses das Töchterchen aus dem Hause wirft und nach Argentinien   expediert, wo sich das holde Kind bald zur Wirtin einer Matrosenkneipe aufschwingt. Programmäßig brechen Weltkrieg und Revolution aus, und der kleine Gardeleutnant geht aufs Schiff als Heizer. In dieser Eigenschaft kommt er nach Argentinien  . Selbst­verständlich besucht er die Kneipe und findet die Herzallerliebste. Im Hintergrund braut sich das Gheglück zusammen. Man gedenkt des schönen Vaterlandes, wie es sich gehört. Das Ganze ist erbärmlicher Kitsch. Widerlich dies ewige Herumstochern in der Vergangenheit, widerlich diese Gesinnungskriecherei vor Schwarzweißrot und wider­lich der Juchheoptimismus und die Berherrlichung des alten Militärs mit allen Mähchen aus der Schule eines Freiherrn von Schlicht. Man sieht immer wieder Regimentsfahnen, marschierende Soldaten­beine in weißen Hosen und dazu ein bißchen Weltkrieg. Nichts ist in diesem Film organisch gefügt, alles bleibt im Episodischen stecken. Von der Regie, für die May Ma d verantwortlich zeichnet, ist féine Spur zu merken. Die Darsteller: der versteinerte Ernst Rückert  und die diesmal völlig ausdruckstofe Grete Reinwald  , versagen. Ein paar Episodendarsteller, vor allem Bittor Schwannede, versuchen aus Schemen Menschen zu machen. F. S.

Maciste, der Held der Berge." ( Schauburg.)

Bartolomeo Pagano  , der Darsteller des Maciste, ist ein außerordentlich fräftiger Mensch, bei ihm ist die gesunde oder viel­mehr brutale Körperlichkeit in ein Quadrat tomponiert. Bei den Premieren wurden seit langem feine Maciste- Filme mehr sichtbar, weshalb man den Helden der Berge immerhin mit etwas Neugierde erwartete. Aber, er ist ein völliger Bersager. Das Manuskript, gänz lich verschwommen, nicht ein flein menig gestrafft, gibt Maciste zu Kraftmeiereien Veranlassung und zeigt zum Schluß ein Liebespaar. Der Regisseur Guido Brignone   hatte italienische Schauspieler zur Verfügung. Er traf sonderbarerweise eine Auswahl recht tlobiger Menschen, denen er aber auch nichts Reizvolles abzugewinnen wußte. Auf der Leinwand ist ein Augenwimpergeflimper und ein Augapfel­rollen, daß es dem Publikum schließlich vor den eigenen Augen flimmert. Und dann die Gesten, aufgedonnertes Theater und weiter nichts. Unsere Filmschauspieler öffnen den Mund so weit beim Schrei, wie die Italiener   beim Sprechen.

Früher schlugen den Abenteuerluftigen die Pulse schneller bei einem solchen Film, heute hat selbst der anspruchsloseste Sinobesucher das Empfinden, in solcher Aufmachung sind die Maciste- Filme längst <<- g. überholt.

Nicht nur die ,, Piscator- Bühne" am Nollendorfplatz, sondern auch unser Film:

Der brave Soldat Schwejk an der Front

schildert die lustigen Kriegserlebnisse des Soldaten Schwejk an der Front; nach dem berühmten Roman von Jaroslaw Hasek

-

Deutsche Bearbeitung: PAUL MORGAN   Hauptrolle: KARL NOLL Fragt Euer Stammkino, wann dieser interessante Film gespielt wird!