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45. Jahrgang
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Vorwärts
Berliner Boltsblatt
31. Januar 1928
10 Pfennig
Die et ipatige Renperettegetts 80 Brennig Reflainezetle 5.- Reichs mort Aleine Anzeigen" bas fettge. brudte Bort 25 Pfennig zuläffig zmet fettgebrudte Worte). jedes weiters Wort 12 Brennig Stellengesuche das erste Bort 15 Brennig, jebes wettere Bort 10 Blenmg Worte über 15 Buchstaben Arbeitsmarti gählen für zwei Borte Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Seile 40 Pfennig. Anzeigen. annahme tun Hauptgeschäft Linden. Ctraße 3. wochentägt von 8%, bis 17 Uhe
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Luther flebt!
Bauernrevolution..."
Geheimnisvolle Andeutungen im Zirfus.
,, Bauernrevolution im pollen medlenburgischen Gutsbesitzers Albrecht von Graefe verraten.
Ein Schreiben Luthers an den preußischen Ministerpräsidenten.- Luther fühlt Gange lei, hat uns biejer Lage bas völkische Blatt des fich als Vertreter des Großkapitals.
Die Reichsregierung veröffentlicht heute eine Dent fchrift an den Reichstag , in der sie die Borgeschichte der Ernennung Luthers zum Mitglied des Berwaltungsrats der Reichsbahngefelifchaft flarlegt und zu dem Urteil des Staatsgerichtshofes Stellung nimmt.
Gleichzeitig hat Herr Luther einen Brief an den preußischen Ministerpräsidenten gerichtet, in dem er an feiner Erklärung festhält, daß er es für seine politische und moralische Pflicht halte, das ihm anvertraute Amt nicht niederzulegen. Borin Herr Luther seine moralische Pflicht erblidt, zeigen die folgenden Stellen des Briefes:
„ Während der breintertel Jahre, die nam Lode des Herrn Geh. Stommerzienrats Arnhold bis zu meinem Ausscheiden aus dem Reichstanzleramt perfloffen, habe ich, wie Sie, fehr geehrter Herr Ministerpräsident, ja wiffen, Sie zu wiederhalten Malen radezu beschworen, als Nachfolger für Herrn Arnhold eine Berfön lichkeit vorzuschlagen, die geeignet sein würde, in den großen wirtschaftlichen und besonders wirtschaftspolitischen Ausgaben des Bermathingsrates den Berstorbenen mit seinem hohen, auch im Aus( and anerkannten Ansehen wenigstens einigermaßen zu erfezen. Ich habe darauf hingewiesen, daß die Berteilung der Boften im Verwaltungsrat nach einem bestimmten Blan erfolgt ist, ber bei der großen allgemeinen Berantwortlichkeit diefer Störperschaft innegehalten werden müsse.
Gleichwohl zeigte die preußische Regierung nicht das geringste Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Reichsregierung, sondern blieb bei dem Barschleg immer derselben Bersönlichkeit, eines preußischen Fahbeamten im attiven Dienst. Die Entsendung von attinen Fachbeamten, set es des Reichsdienstes oder des Lärderdienftes, in den Berwaltungsrat war aber von der Reichsregierung, und zwar namentlich auch in den Verhandlungen mit Bayern und Sachsen , aus grundsätzlichen Ermägungen ftets abgelehnt worden.
politischen
und
eisenbahntechnischen
3m Zirkus Busch haben die als„ Bauern" auftretenden Großagrarier ihre Borführung mit einer Andeutung räften darstellen, auf die es nach Anficht der auf tommende Ereignisse geschlossen, die schon un Reichsregierung entomme, fondern einen Zusas zu den ihrer Unverfrorenheit willen festgehalten werden muß. Nach in der Hauptverwaltung( Direktorium) der Reichsbahn - dem gewiß unverdächtigen Bericht der Deutschen Tagesgesellschaft tätigen fachlichen Kräften, die einer Ergänzeitung" erklärte der Landbundführer Kaldreuth im Schlußwort: zung nicht bedürfen.
Gerade in meiner Eigenschaft als früherer Reichskanzler, auf die die preußische Denkschrift besonders hinweift, fann ich meine Auf gabe nicht darin erblicken, durch mein Handeln der Entscheidung ber Reichsregierung über eine andersartige Zusammenfeßung bes Berwaltungsrates vorzugreifen, der für die deutsche Gesamtpolitik so wichtig ist"
"
,, Es geht in den Kampf! Die Leitung muß zentral sein! Ich fage nichts über die Wege, die wir gehen werden, aber ich erwarte
von Ihnen, daß Sie hinter uns stehen, wenn wir die Wege bejchreitent"
Candgraf, wenn du rufft, wir folgen die!" hallte es aus der Bersammlung zurüd... Auf Wiedersehen im nächsten Jahre, menn mir beffere 3eiten errungen haben werden," mit diesen Es kommt also Herrn Luther darauf an, die Reichsbahn noch mehr als bisher dem Einfluß der durch die Bar- Borten entließ Graf von Kaldreuth die Versaminlung. famente tontrollierten Regierungen zu entziehen und sie dem freien Spiel der Kräfte, will fagen bem Großfapital, auszuliefern. Herr Luther fühlt sich als Exponent des Großkapitals, das ihn liebevoll in hochbolierte Aufsichtsratsftellen aufgenommen hat.
Seine Haltung ist eine zielbewußte Sabotage bes vertraglich verbrieften Rechtes Preußens, das der Staatsgerichtshof anerkannt hat, zugunsten der kapitalistischen Interessenten. Denn es sind die Hauptfieferanten der Reichsbahn, die an führender Stelle im Berwaltungsrat der Reichsbahn fizen, Herr Luther, das neue Aufsichtsratsmitglied von Krupp , genau so gut wie Herr Dr. von Siemens. Die preußische Staatsregierung foll fich von den Großkonzernen diftieren laffen, wie sie ihr Recht ausübt!
Das ist die moralijch politische Pflicht, von der Herr Luther spricht ganz abgesehen davon, daß er es für leine moralische Pflicht hält, ein hohes Einkommen aus einer Stelle zu beziehen, die er widerrechtlich inne hat.
Brutaler als es Herr Luther in diesem Brief tut, ist die Interessentenpolitit niemals enthüllt worden. Herr Luther zeigt sein wahres Gesicht.
Denn das würde, wie ich Ihnen, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, immer wieder vorgestellt habe, nicht eine Verbindung der Reichsbahngesellschaft mit Im Interesse der Sauberteit der deutschen den freien wirtschaftlichen, wirtschafts- politit muß dieser Fall Luther bereinigt werden.
Ausreden für Schiele.
„ Sonft sehen wir uns früher in Berlin mieder," war die Ant. mert ber Landbündler, und Alte und Junge vereinigten sich zu b Anlage der Selbsthilfe als dem letzten Kampfmittel. Anlage der Selbsthilfe als dem letzten Kampfmittel.
"
Das ist zwar theatralisch zugespigt, dürfte aber doch die Stimmung richtig widerspiegeln, die bei den Landwirten durch demagogische Führermäßchen hervorgerufen wurde. Belcher Art sind die Bege", die Kaldreuth beschreiten will, über die er aber vorsichtigerweise schweigt? Und wozu soll der„ Landgraf" rufen, damit sein Bolt erscheine? Welches ist der" Aft der Selbsthilfe", von dem das Agrarierblatt spricht?
Bir glauben ernsthaft nicht an die Bauernrevolution". Aber wir fragen uns, welche Schlußfolgerungen etwa der Niedner- Senat bes Reichsgerichts aus solchen Redewendungen gezogen hätte, wenn sie in tommunistischen Kundgebungen erfolgten. Indeffen sind die Agrarier ja nicht Kommunisten, sondern bestenfalls nationaltommu= nistische haufen" im Sinne Geßlers, und da kann ihnen ja nichts passieren.
Wir warnen!
Die Schulz- Gardisten wollen die Begnadigung der Feme mörder erzwingen!
Auf dem Landbundtage hat einer aus dem Geschlecht von Oppen die vollkommene Befreiung der Fememörder verlangt. Die hungernden Landwirte" haben fogar eine fofortige Sammlung für die Schulz und Ronjorten veranstaltet, die nach dem Zeugnis ihrer Bresse ,, reichen Ertrag" brachte.
Aber mit folchen Rundgebungen der Solidarität awischen Agrariern und Mordbuben ist es nicht
Die Herabsetzung des Gefrierfleischkontingents zugegeben.- Das selbstherrliche allein getan. Seit Lagen find Kräfte am Wert, um bas
Ernährungsministerium.
Zur Herabsetzung des Gefrierfleischkontingents erklärt das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
In dein Gesetz vom Jahre 1925 war die zollfreie Einfuhr von Gefrierfleisch in der Höhe der Gefamteinfuhr des Jahres 1924 gestattet worden, jedoch unter der Bedingung, daß das Gefrierfleisch Hur zum Selbst to stenpreis oder höchstens mit einem angemessenen Aufschlag durch Gemeinden, Genossenschaften usw. den Berbrauchern abgegeben werde, Mißbrauch jedoch ausgeschlossen bleiben müffe. Die zugelassene Einfuhrmenge 102 000 Tonnen erwies fich zunächst als zu gering, und der Reichs ernährungsminister erhöhte fie auf 120 000 Zonnen. Das Ministerium beruft sich weiter darauf, daß im Haus. haltsausschuß des Reichstages Anträge ber Demo.
DON
fraten, der Deutschen Boltspartei und der Deutsch . nationalen für Aufhebung des Gefrierfleischtontingents und Einführung eines Einfuhrzolles von 83 min den legten beiden Anträgen von 87,50 für den Doppelzentner Gefrierfleisc m. verlangt baben. Diese Anträge wurden nicht angenommen, sondern lediglich eine Entschließung, die nur Aufhebung des Rontingents verlangte. Würde diefe Entschließung Gefeß werden, so würde für das Gefrierfleisch der autonome 3ollfag von 45 m
eintreten.
Da nun, so behauptet das Ministerium, nach der Viehzählung vom 1. Dezember 1927 die inländischen Bieh- und Fleischmärkte unter überaus starfem Drud ständen, so daß die Rentabilität der Viehzuchter ernstlich bdroht sei,
so habe der Minister lediglich das Kontingent wieder auf die ursprüngliche Höhe zurückgeführt. Auf die Frage, ob das Ernährungsministerium fi für verpflichtet halte, einer Entwidlung entgegenzutreten, die nach jeiner Meinung die Fleischpreise verbillige, tonnte nur die Antwort herausgeholt werden, das Ministerium beabsichtige vor
-
allem, gewiße Auswüchse des verteuernden Zwischenhandels zu be: feitigen. Dies eben solle burch jene Regulierung von Angebot und Nachfrage erreicht werben, für die das Reichskabinett dreißig, nach anderen unwidersprochenen Meldungen inzwischen noch weitere dreißig Millionen Mart zur Verfügung stellt. Diese Regulierung, über deren Natur auch nicht das geringste aus dem Ernährungsministerium herauszubekommen ist vermutlich weiß es selbst nichts darüber, soll, wie beteuert wird, keineswegs nur der Produktion, sondern auch dem Konsum zugute kommen. zurückgewiesen, daß die Herablehung des Gefrierfleischkontingents lnb mit schön gespielter Entrüftung wird die Beschuldigung die Fleischpreife in die Höhe freiben folle. Nun, wie fagte boch einst Bethmann Hollweg :" Wir werden sehen, wir werden hören und
bann wird es fich zeigen!"
Noch immer Merifo: Revolten.
Stadi Merito, 31. Janu Telegramme aus dem Staafe Michoacan befagen, daß 1000 Mann Bundestruppen 600 Auffländische, die fich in starten Gebirgs. ftellungen verschanzt hatten, am 27. Januar in einer Schlacht in die Flucht getrieben haben. Michoacan ist einer der Staaten Zentralmeritos, wo bewaffnete Streitkräfte im Felde gegen die Regierung gestanden haben. Die Bundestruppen verloren 16 Tote und 12 Berwandete.
Argentinien kehrt zurück. Der Außenminifter für den Bölferbund.
Der von seiner Europareise zurüdgelehrte argentinische Minister des Aeußern, Gallardo, hat erklärt, er halte es für wünschens wert, das Argentinien in den Böllerbund suradtebre
preußische Justizministerium zur Nachgiebigkeit breitzufchlagen. Kräfte fogar, die bisher jede Beziehung zu den Mordgesellen amtlich abgeleugnet haben. Kein Weg zur vollen Begnadigung der nationalfommunistischen Haufen" ist ihnen heute beschwerlich genug. Der Reichs= präsident wird heimgesucht, die Ministerien alarmiert. Begnadigung! Befreiung! Nicht etwa die sonst landesübliche Umwondlung der Todesstrafe in Freiheitsstrafe wird gefordert, sondern restlose und bedingungslose Freilaffung der Gesellen, die nach rechtskräftigem Entscheid des Reichsgerichts mehrfachen Mordes und der Anstiftung dazu überführt worden sind.
Wir warnen davor, diesem Ansturm uniformierter zu meichen. Wenn ein solcher Beschluß auf vollständige Beund nichtuniformierter Bittsteller für Schulz und Klapproth gnadigung gefaßt werden sollte, so würde das einen Sturm der Entrüstung im Volke hervorrufen, das mit Recht eine Kabinettsjustiz zugunsten völkischer Mörder vermuten würde.
Strafantrag im Prozeß Schreck.
10 Jahre Zuchthaus für Schred, 2 Jahre für Koch. Leipzig , 31. Januar.
Im Spionage und Hochverratsprozeß gegen Schreck und Ges noffen beantragte der Reichsanwalt gegen Schred 10 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrenrechtsverlust, gegen och 2 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust, und gegen Schulz 6 Monate Gefängnis wegen fahrlässigen Falscheids.
Das Strafmaß begründete der Reichsanwalt mit der außer. ordentlichen Gefährlichkeit der Fälschungen Schrecks, die bei der Aufnahme Deutschlands in den Bölferbund eine außerordentliche Rolle gespielt hatten.
Bei Koch wurde versuchter Landesverrat an genommen, da er zwei Denkschriften, die er für echt hielt, Schred entwendet und dem franzöfifchen Nachrichtendienst Mainz ausgeliefert hatte.