2thlemann( Fresh) Ich denke gar nicht daran, den parlamentarischen Zon zu wahren.
Berichterstatter Abg. Rutiner( So3.): Ich beantrage, die Ber nehmung des Zeugen fofort zu beenden. Wir hatten anges nommen, es mit einem anständigen Mann zu tun zu haben,
aber nicht mit einem unverfämteu Cümmet, der sich derart aufführt.
( hlemann brüllt: Judentümmel.)
Borf.: Ich fordere Ste auf, fofort den Saal zu der laffen.( Ahlemann verläßt den Eaal unter den Rufen: Das ist der Ausschuß, deffen Mitglieder 600 Mart monatlich für Beschimpfung von Ehrenmännern beziehen!)
Abg. Dalmer( Dnat.) schlägt vor, über dieses Borfommnis in nicht öffentlicher Sitzung zu beraten. Der Antrag wird abgelehnt. Abg. Körner( Volt.) beschwert sich, daß der Berichterstatter den Alemann einen Lümmel genannt habel
Borf.: Es scheint Ihnen entgangen zu fein, in welcher Beise der Beuge auerft gegen den Ausschuß aggreffio ge. mprden ist.
Abg. Kuttner: Ich nehme fein Wort zurüd. Der Zeuge hat gegen mich Berleumdungen ausgestoßen, wegen derer erst legthin eine Anzahl seiner Parteifreunde zu hohen Geldstrafen und Gefängnis berurteilt worden sind. Diesen Chrabschneidern antworte ich in dem Tone, der Ihnen gebührt.
Der Borsigende stellt feft, daß der Zeuge Ahlemann es feinerzeit abgelehnt hat, fich von dem Untersuchungsausschuß vernehmen zu laffen.
Damit fei fein ganzer Borwurf, daß sich der Ausschuß zwei Jahre Bett gelaffen habe, ehe er die Vernehmung beschloß, hinfällig.
Es wird nunmehr der Zeuge v. Tettenborn vernommen. Auch er erscheint in provozierender Haltung und schlägt einen fagfenhaften, näjelnben Leutnantston an. Auf Befragen des Borsigenden gibt er an, sich jetzt seiner Unterredungen mit Grütte- Lehber taum noch erinnern zu fönnen. Er gibt aber zu, daß seine Aussage vor bem Untersuchungsrichter der Wahrheit entsprochen habe. Om übrigen wird es mir zuviel,
mich dauernd mit dem Schwein Grütte- Cehber zu beschäftigen. ( Bewegung und Zurufe.) Für mich ist Grütte- Lehder von Anfang an ein junger Idiot gewefen. Ich bin ein besserer Menschen Penner als die Herren hier im Ausschuß." Im weiteren tituliert der Zeuge Grütte- Lehder bald als Affen", bald als„ Faßfen".
Berichterstatter Kuttner: Es steht aber feft, daß diefer junge Idiot“ und„ Affe", wie Sie ihn fitulieren, von Herrn Kube einen Ausweis für den Faller Müller- Dammers und
von Herrn Wulle eine schriftliche Bestallung zum Organisationsleiter für Borpommern
erhalten hat.
Zeuge: Na, ich hätte sie ihm jedenfalls nicht gegeben. Nach einigen weiteren Fragen ist die Bernehmung des Zeugen beendet Run fetzt sich dieser plötzlich in Bositur und deklamiert: Ich möchte noch Verwahrung einlegen, daß id) zwei Jahre beschuldigt, cher bisher nicht vernommen worden bin.
Borf.( unterbrechend): Ihre Bernehmung ist beenbet 3euge: Dann möchte ich mir noch ersuchen, daß in Ihrem Aus fußbefchluß zum Ansbrud gebracht wird, daß ich nichts mit Feme. mördern zu tun gehabt habe
Denn ich tomme dabei nicht mit 500 Mart Geldstrafe meg, wie vielleicht ein unter 3mmunität flehender Abgeordneter, (@ roße Erregung im Ausfuß und im Zuhörer raum.)
Borf.: Jetzt Bitte ich Ste aber schleunigst, den Saal zu verlaffen, font faffe ich Sie hinausführen.
Beuge: Ich gehe ja schon. Goft fel Dant!( Juruf im Zuhörerraum: So eine Flegelei!)
Berichterstatter Abg. Suttner: Ich stelle ben Antrag, jetzt bie Beweisaufnahme zu schließen. Die beiden noch zu vernehmenben Zeugen Bulle und Rube gehören der gleichen Richtung wie bie bereits Bernommenen an. Es ist nicht jedermanns Geschmad, fich|
Händels„ Ezio“.
( Städtische Oper.)
Ezio, der Felbherr, berufsmäßiger Sieger und Dummtopf, ist mit Massimos Lochter Fulvia verlobt. Das Glück der Verlobten Das Glüd der Verlobten stört ihr fciferlicher Herr. Balentinian, ein schwacher Hallunke von Stafer, hat einst Massimos, des edlen Patriziers, Gattin„ entehri" ( jo nemt man es in Opernfretsen); nun hat die Tochter es ihm angetan, das heißt, er will es ihr antun und zum Ueberfluß ist
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des Kaisers Schwester Onoria in wen verliebt? In Ezis. So forgt das Blut der kaiserlichen Geschwister dafür, daß der Opernhandlung der Stoff nicht ausgeht, für eine Atmosphäre von Lüge und Verrat forgt der eble Massimo. Es geht drei Atte lang zwij hen begangenen und verhinderten Berbrechen, Berrat, geplantem Mord hin und her, aber plöglich, unerwartet, löst siy alles in Glüd und Zufriedenheit, man fingt einen Hymnus zum Lob der wahren Treue, und der Vorhang fällt. Dies alles, auch wenn es nicht am spätrömischen Kaiserhof spielte, bleibt uns fo völlig unintereffant, doß Sie vielfältige Berworrenheit der Borgänge uns taum noch ernftliches Unbehagen verursacht; denn vor allem, der Stil der Oper, dieser ewige Wechsel von Rezitativ und Arie, wirft in feiner unerbittlichen Gleichförmigkeit so ermüdend, daß der Wille zu innerer Anteilnahme bei beftem illen nicht durchhält. Wir teilen feineswegs die Schmerzen und Leiden dieser Menschen, die es nicht dazu bringen, für unser Gefühl wel te zu werden; aber ihre Freude, wenn alles sich zum glücklichen Ende fügt, ist die unsere.
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Diefe, wie jede neue für uns neue Oper des alten Georg Friedrich Händel verdantt ihre Erneuerung dem Schlagwort jener Handel Renaissance", die vor ein paar Jahren in Göttingen ausgebrochen ist. Aber es ist immer wieder dasselbe: eine Fülle ebler, großer, fchöner Mufit ist an einen für uns unbisfutierbaren, intettbaren Operntert gebunden und in einem System eben fenem System der Nicht- als- Arien- Oper angelegt, mit dem wir nichts zu tun haben mollen. Jeder Bersuch, diese Musik dem Leben urückzugewinnen, ist lohnend und dankenswert. Aber es ist ein fomischer Glaube, daß zweihundert Jahre Opernentwicklung sich mit ein paar Rebensarten abhur ließen, und man jollie nicht versu hen, uns einzureden, daß just von der Händel- Oper etne erneuernde Kraft der heutigen Opernbühne ausgehe. Die Sache hat tu Götingen angefangen, und sie ist eine typische Sache der fleinen Unt versitätsstadt. Mit modernem Theater hat das alles nichts zu tun. Das moderne Theater ift wesentlich eine Angelegenheit der Großstadt. Dr. Hanns Riebeden Gebhard- so heißt diesmal der monatlich wechselnde Gaftregisseur der Städtischen Oper soll, wie man hört, in Göttingen mit feiner zonjzenterung viel Begeisterung gewedt haben. Aber Berlin ist nicht Göttingen , und hes Theaters gepriesen wird, verrät sich in Berlin als gutgemeinter was in der theaterahnungslojen Meinstadt als Tat und Borstoß
10000 Mann Besahung weniger?
Eine neue Abschlagszahlung Briands an Stresemann .
Paris, 1. Februar.( Eigenbericht.) Jm ,, Echo de Paris" erklärt Bertinag heute, aus bester Quelle erfahren zu haben, dah Briand an eine prinzipielle Lösung des Rheinlandproblems noch nicht herangehen könne. Er suche sich aus dem Dilemma wahrscheinlich dadurch herauszuwinden, daß er morgen in seiner Antwortrede eine neue Truppenbermin derung von 10 000 Mann anbieten werde. Briand hege die Hoffnung, daß sich Deutschland mit diesem schrittweisen Abbau der Rheinlandbesakung zufrieden geben werde.
hier hinzusehen und abzurvarten, ob und wie diese Zeuge nunmehr uns besdimpfen werden. Wenn die völlischen Zeugen ein unabweis bares Bedürfnis haben,
öffentlich ihre fchlechte Kinderstube und miserablen Manieren vorzuführen,
so sollen sie das wo anders tun als vor einem öffentlichen Ausschuß. bem Antrag. Dieser wird mit 6 gegen 3 Stimmen angenommen, Der Borsitzende und der Abg. Eichhoff( D. Vp.) widersprechen worauf der Vorsitzende die Sigung schließt.
Der Schutzherr der Fememörder.
In der Kundgebung des Reichslandbundes am Montag trat, wie wir berichteten, ein Herr v. Oppen auf, um die Befreiung der Fememörder zu fordern. Es lohnt sich, diesen Herrn, der den Beifall und die offene Hand seiner Berufskollegen fand, etwas unter die Lupe zu nehmen. Wilhelm n. Oppen ist Rittergutsbefizer in Tornom, und als folcher Borsigenber des Stahlhelms in Brighagen, fomie der deutschnationalen Ortsgruppe in Budow. Er war früher ein mal Kreisvorsitzender des Rieberbarnimer Landbundes, hat aber sein Amt niedergelegt, um seine persönlichen reaktionären An, schauungen beffer und ungehemmter pflegen zu fönnen. Befanni ist von ihm, daß er den Hememördern immer cifrige Unterstützung angedeihen ließ. Daher ift er jetzt auch in ein Strafverfahren verwidelt, das die Straftammer Landsberg gegen ihn, gegen den In genieur Paul Hildebrandt, den Spediteur Gustav Hübner, und den Geschäftsführer Werner Räferstein wegen Beihilfe zum Mord eröffnet hat; alle vier werden beschuldigt, dem zum Lode verurteilten Feldwebel Klapproth bei der Ermordung Bröschtes auf dem Fort Gorgaft dadurch Beistand geleistet zu haben, daß fie versuchten, ihn der Beftrafung zu entziehen.
Bei dem Volksentscheid über die Fürstenabfindung machte Herr a Oppen von fidh reben, indem er feine Arbeiter mit der Entlaffung bedrohte, menn sie zur Abstimmung gingen Für die Fürsten haben die Agrarier bekanntlich Geld im Ueberflug.
Jedoch nicht mur für die Fürsten ! Herr v. Oppen murde am 20. Februar 1926 im Femeausschuß des Preußischen Landtags ver. nommen, weil er dem seinerzeit in Untersuchungshaft befintlichen, später abgeurteilten Gememörder Schula Geld ins Gefängnis ge fandt hatte. Hier erflärte er, baß er über Fonds aus Mittela feiner Wer diese Bekannten Betanaten unbeschränkt verfügen tönne. waren, barüber verweigerte er dem Ausschuß jebe nähere Austunft. Aber man wird sie wohl in nächster Nähe des Stahlhelms und feiner Führer, ber notleibenden Großagrarier, fuchen müssen!
Hinaus mit den Kommunisten!
Die ruffische Regierung fäubert ihre Auslandsvertretungen von Kommunisten.
Der Suhler ,, Boltswille", das Reichsorgan der kommu nistischen Oppofition, veröffentlicht folgende Enthüllung:
Wie wir von unterrichteter Stelle erfahren, traf in den letzten Tagen bei den Handelsvertretungen und Botschaften der Sowjetunion ein von Ischitsgerin gezeichneter Erlaß ein, der die
Entlassung aller in den Vertretungen beschäftigten Kommunisten der betreffenden Sektion des Landes fofort verlangt.
Tatsächlich find auch die tommunistischen Angestellten einer Reihe von Bertretungen bereits gekündigt worden, nicht etwa nur ber diplomatischen Vertretungen, sondern auch der Handelse Dertretungen. Als Grund wird angegeben, daß sich„ die außenpolitische Lage derartig verschlechtert habe", daß die Wellerbefchäftigung von Kommunisten eine zu große außenpolitische Belaffung wäre. Es wird vielfach nicht der Kündigungstermin abgewartet, sondern den Angestellten werden ihre gefeßlich zustehenden Genoffen, die bekanntlich schon samt und fonders aus den BerBezüge sofort ausgezahlt, sie werden von der Arbeit ent hoben. Es handelt sich nicht etwa um oppofitionelle
tretungen entfernt wurden, sondern um brave, bisher immer für die Mehrheit resp. Stalin stimmende Parteimitglieder. Es ist dabei völlig belanglos, ob die Betreffenden eine verantwortliche Arbeit verrichten oder aber nur technische Kräfte waren, Portiers, Boten usw.
Die Maßnahme geht schmackhaft unter dem Titel der„ Erfegung der Kommunisten durch russisches Personal" vor fish, tatfachlich bringen auch alle russischen Angestellten ihre diversen noch nicht angestellten Verwandten, Frauen usw., unter. Es besteht aber feine Frage, daß Sozialdemokraten, Bürgerliche und sogar Beißgardisten eingestellt werden follen. Wäre diefe Maßnahme aus außenpolitischen Gründen" schon alarmierend genug, so enthält die Tschitscherin- Berordnung, die zweifellos auf Befchluß des russischen Bolibureaus herausging, noch eine fajt unglaublichere Stelle. Die Vertretungen herausging, noch eine fast unglaublichere Stelle. Die Vertretungen find angewiesen
daß der Verkehr bekannter Kommunisten in den sowjetrussischen Vertretungen ganz aufhören müsse, da dies ,, kompromittierend und für die außenpolitische Lage der Sowjetunion von Schaden(!!) fet".
In Berfolg dieser Berordnung sind die Portiers einer Reihe von Bertretungen angewiesen, die bekannteren Kommu nisten auf keinen Fall mehr in die Bureaus einzulassen, es sei denn, daß eine Spezialerlaubnis des Botschafters oder Gesandten vorläge."
Wenn diese Nachricht, für die der Voltsmille" die Ber antwortung hat, sich bewahrheitet, so fängt die Sowjetregierung an, Wert auf Rorretiheit zu legen. Auslands anleihen gehen ihr über die Freundschaft mit den ausLändischen Kommunisten. Diese Leute sind ihr sicher. Sie werden in Zukunft nur noch zum Bellen gehalten, Ansprüche auf Freundschaft und Gleichberechtigung haben sie nicht zu stellen.
Die bekannten fommunistischen Führer-Agenten, bie von den führenden Ruffen fünftig gesellschaftlich verleugnet werben. Sie bekommen den Tritt. Und die Arbeiter?
Das ist der Schuhherr der Fememörder im Bandbund. Gelb hat er in Hülle und Fülle für die politischen Rebellen; Botschafter von Briffwith hat gestern in Washington fein Be aber mit seinen Landbundfreunden protestiert er gegen die Notlage glaubigungsschreiben dem Präsidenten Coolidge überreicht. In der Landwirtschaft. Unter der Anflage der Beihilfe zum Morde ben beiderseitigen Ansprachen wurde das Birten des früheren Botprotestiert er zugunsten der Mörder. Stahlhelm- und Landbundschafters Malzahn gelobt und die immer stärkere amerikanischmorall deutsche Zusammenarbeit unterstrichen.
Düettantismus. Die Mufif wird nicht theaterfebendig, fie erfüllt die Bühne nicht mit dramatischem Leben, mitten in der Starrheit Dieser trampjig gestellten lebenden, also toten Bilder. Wir verzich teten nicht ungern aus das bißchen beforative Arrangement por Borhängen und abstratten Hintergründen, diese ewige Berlegenheit der Phantasiearnnut, diesen abgebrauchten Theatererfaß, der immer wieder fich als neuer Theaterstil zu gebärden versucht, wir hörten Händels unvergängliche Musit viel, viel lieber in der Bhilharmonie, mit der Händel - Spezialistin Maria Bos.Carloforti selbstverständlich, und mit Wilhelm Guttmann, der feit langem feinen Abend hatte, mie gestern. Oder, warum nicht, als tonzer. tante Aufführung im Städtis hen Opernhaus ; jedenfalls das Ordyester unter Robert F. Denzler genügte höchsten Ansprühen.
Klaus Bringsheim.
Eine Pfeudoschmierenbühne Fischerichs Wanderschmiere, be stimmt, der Deutschen Volksliederspende Geldmittel zu verfchaffen, martete mit einem Theaterabend im Feurig- Saal auf, der nett, luftig, aber recht wenig einheitlich war. Der unrafierte, zahniüdige Schmierendireftor, der sich in einen einwandfreien Theaterjüngling verwandeln tann, wirfte ebensowenig glaubhaft wie die latschige Frau Direttorin, die plötzlich sehr fultiviert zu fingen mußte. Die einzelnen Darbietungen waren dagegen recht erfreulich. Im Mittelpunkt stand ein Biedermeierspiel von Helene und Erich Fischer„ Das alte Lieb", das um eine Mozart- Komposition herumgeschrieben ist. Es ist eine der nettesten mufitalischen Hauskomödien, die Dr. Gridh Fischer herausgegeben hat. Bon Edgar Lißner- Badrian, ES Rösch und Adelheid Marnette wurde es hübsch gespielt und geju igen. Die luftige Parodie Prinz Wunderhold oder Die verfchloffene Botosblume" mar, ebenso wie das Feenballett mit Enthüllungen ein übermütiger Karnevalsult, den sich die Zuschauer gern gefallen ließen und dem fie fröhlichen Beifall spendeten.
S18
Die Abkürzung. Ich bese eben, daß die Ju 8 Proz. Dividende ausschüttet. Was fönnte Ju bedeuten? " Das ist natürlich eine Abfürzung für 3 nasver, Lubeco, 1 rpro." Ja, um Himmels willen; was heißt bann Jnasver, Lubeco, Urpro?" " Das sind drei im Mu- Konzern vereinigte Werfe: Internatio. nale As best Verwertung, 2 u dauer Be fag Compagnie, Uralla robuftion." Asbest ist klar. Aber was hat es mit Befag und Uralla auf sich? Das werden Abkürzungen sein." „ Ja so, daher Ju."
h. b.
Die Favoriten der Clebe. In feinem eben erschienenen Buch Die Bfychologie der Liebe in der Gegenwart" stellt der französische gelte: die franzöfifchen Lebebamen verlieben fich immer noch am Schriftsteller Maurice Stern die Hierarchie auf, bie nach wie nor meisten in einen Stavallerieoffizier, dann fonimit in längerem Abstand der Chef eines Modemagazins, und ganz zum Schluß kommt der Banfier und der Kinosahauspieler. Das gilt für Baris, für Berlin dürfte die Reihenfolge vielleicht umgefehrt sein.
Faschingsulf.
Barum verwerten wir den Faschings.lt nicht viel mehr als bisher für die politische Propaganda?
Barum veranstalten wir nicht in dem Stadtviertel alljährlich mal einen„ Hofball" oder einen Regimentsball" oder einen Rasinoball"?
Der Wiz tötet ja viel gründlicher als die schärffte politische Kampfesart!
Darum heraus mit den ollen Klamotten, den Bratenröden, 3ylindern, Militärstiefeln, Klempnerläden, Drdensbändern, Feder büschen, Latatenfräden! Lüftet alljährlich mal die Mottentisbe und laßt die alten, längst vergeffenen Straftgestalten durch die Säle ftelzen, daß sich die junge Generation vor Lahen biegt!
Die jungen Leute kennen ja die Theatergarderobe der wilhel minis hen Zeit aus eigener Anschauung noch nicht! Seigt ihren boch mal die schnauzenden Feldwebel, die arroganten Majore und Leibgardisten, die schlottrigen Generale, die höheren Töchter" aus Botsdam und Köpfchenbroda, die„ Luisenschwestern" aus Burtehude und Annaberg, die forschen Gutsbefizer aus Billtallen und Stallu pōnen in leibhaftiger Geſtalt!
Irgendwer wird einen Appell" oder ein Cercle" oder eine Bolonäle arrangieren und eine Saiferrede" schwingen fönnen! Da braucht man doch kein Piscator- Theater dazu!
In Lübed hat man fürzlich einen brillant eingefhlagenen Unterhaltungsabend arrangiert, in dessen Berlauf plöglich Sereniffimus" auftauchte, mit feinem Hoftrottel Kindermann". Sereniffimus, ein ausgezeichneter Schauspieler des" Stadttheaters, nahm in der Hofloge Plaz und befragte dort seinen Hofmars hall über Fahnen, Embleme, Uniformen, Persönlichkeiten, Tagesereig niffe, und zwar so dämlich, daß sich der ganze Saal vor Baden bog!
In Berlin hat vor einigen Tagen ein linfsftehender Klub Raisergeburtstag gefeiert, fo daß Sie Festivität förmlich zum Ereignis" des Wohnviertels geworden ist. Von Einbruch der Dämmerung ab bewegten sich feierliche Gestalten in Schiffbut, Degen, in Frad und Claque, in Gardehelm und Säbel durch de Straßen, und fuhten das Klubhaus auf: Husaren, Dragoner.:- tilleristen, Bioniere, Garde- du- Corps, piffeine, Beute, allerdings nicht vom Rationalverband deutscher Offiziere", sondern vom Reichsbanner oder von der Partei! Die Uniformer faßen so gut und so schlecht, wie bei den eigentlich hierfür prädestinierten Herren und die Reichswehr falutierte, wie sich das gehört! Na, menn der Bolizeipräsident Mastenfreiheit gewährt, warum nüßt ihr sie nicht? Darum: Auf mit der Mottenfifte! Her mit Sem Klempneriaten, Diplomatenfräden und Waffenröden, ehe es Aschermittwoch wird! H. Sch.
Der Sprech- und Beweguneschor der Berliner Bolfsbühne, unter Leitung von Beithe Trumpy und Stari Bogt wurde eingeladen, in der Hann verschen Stadthalle Edoönlants Sprechchor werk Der geipaltene Menich zur Ausführung zu bringen. Weitere afifpielperbandlungen schweben mit
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