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Bürgerblocdementi und Lutherſkandal. 250 Millionen Schulbauanleihen.

Bertuschung, Verschleppung, Ausreden und Dementis.

Wir

Wir haben gestern mitgeteilt, daß Herr Marr, der Reichskanzler, versucht hat, durchzusehen, daß Herr Luther zum Präsidenten der Preußenfasse ernannt würde. haben genau den Weg bezeichnet und die Klippe, an der Herr Marg gescheitert ist. Der Versuch ist im Reime erstickt worden. Die Absicht kann Herr Mary eben sowenig bestreiten wie seine vorbereitenden Handlungen. Dabei bleibt es.

Die Rechtspresse wird empfindlich, wenn der Luther­standal berührt wird. Bei der Deutschen Tages zeitung" ist der Damm des Schweigens gebrochen und fie schimpft los: ,, Riesenschwindelunternehmen des Borwärts", sozialistische Phantasie, faststrogende Periode der Lügen mäuligkeit, moralisches Lavendelwasser, zweispänniger Schwindel, systematischer Lügenfeldzug". Die Freunde des Herrn Luther, die eine schlechte Sache verteidigen müssen, laffen also ertennen, wie schmerzhaft sie die Bloßstellung empfinden. Die Deutschnationale Tagespost", die fürzlich Herrn Luther   unter der Ueberschrift Geld stinkt nicht" moralisch heimleuchtete, scheint uns in einer besseren Lage zu sein als die ,, Deutsche Tageszeitung".

Die Deutsche Tageszeitung" empfiehlt der Reichsregie­rung, uns zu vertlagen. Wenn die Reichsregierung ihre Haltung im Lutherskandal vor Gericht verteidigen will -wir stehen zur Verfügung.

Landbundskandal.

Deutschnationale trinken bei Bestarp Bier, während im Landtag über Agrarfragen abgestimmt wird.

Das Verhalten der deutschnationalen Groß­agrarier bei ihrem Kampf um die Sondermaßnahmen für die Landwirtschaft wächst sich allmählich zu einem poli­tischen Skandal aus. Im Lande finden Protestdemon­strationen statt, die besonders deshalb so start besucht sind, weil sich nicht nur Bauern ins Schlepptau der Großgrund befizer nehmen lassen, sondern weil auch Landarbeiter und Stahlhelmer zu den Kundgebungen abfommandiert werden. So berichtet auch heute die großagrarische Presse über einen Aufmarsch des Thüringer Landbundes in Rudol­ stadt  , an dem 35 000 Menschen teilgenommen haben sollen und ihren Führern Gefolgschaft, bis zum Aeußersten" schwuren. Ein Borbeimarsch vor dem Landesfinanzamt sollte fundtun, wer besonders mit diesen Drohungen gemeint ist.

Während so auf dem Lande die Bauernschaft auf­geputscht wird, fand, wie wir heute morgen berichteten, im Preußischen Landtag die zweite Lesung des Landwirt fchaftlichen Haushaltes statt. Die Sigung zog sich bis in die späten Nachtstunden hin. Bon den Deutsch­nationalen aber, die nicht genug gegen die Preußen­regierung und das Preußenparlament hegen fönnen, war

Eine Folge des Reichsschulgesetzes.- Protest der Städte.

Die Reichsregierung hat sich bekanntlich geweigert, Schäzu 1| 250 Millionen Mart aufgebracht werden müssen, weil die Kosten gen über die Kosten der fonfessionellen Zersplitterung der Schule für eine Klasse auf 50 000 m. geschäßt werden. Da in der Haupt­dem Reichstag vorzulegen, wie sie durch das Schulgesetz des fache die Gemeinden diese Kosten zu tragen haben und da auf der Rechtsblods eintreten würde. Man begreift diese zurückhaltung, anderen Seite Einnahmen dafür nicht zur Verfügung stehen, müßte wenn man diese Berechnungen des voraussichtlichen Geldbedarfs diese Viertelmilliarde Mark auf dem Anleihe wege beschafft werden. Hierzu bemerkt die Spitenorganisation der deutschen   Städte: für Schulzwecke hört, die soeben der Deutsche   Städteta a an­gestellt hat. Er weist darauf hin, daß in der Tat das Bild bei de einzelnen Gemeinden sich sehr verschieden gestalten wird. Während at manchen Orten teine neuen Schuleinrichtungen not­wendig sein werden, ist an anderen Orten damit zu rechnen, daß die Eltern eine sehr weitgehende Berücksichtigung ihrer Wünsche verlangen werden, zu teren Erfüllung ihnen das neue Gesetz den

Anspruch gibt.

träfte in Preußen mit 700 Millionen geschäßt. Nimmt man nun Für das Jahr 1928 werden die Ausgaben für Volksschullehr­träfte in Preußen mit 700 Millionen geschäßt. Nimmt man nun an, daß infolge des Reichsschulgesetzes die Zahl der Lehrerstellen um 5 Prozent vermehrt werden muß, so gibt das

eine laufende Mehrbelastung von 40 Millionen Mark. Da aber diese Mehrbelastung von den Gemeinden nicht getragen werden farm, ist nach Meinung des Städtetags eine Rückbildung des hochentwickelten Volksschulwesens in Deutschland   unausbleiblich, wenn nicht für Deckung der Ausgaben gesorgt wird.

Noch schlimmer stellt sich aber die Sache bei den Kosten für Schulbauten dar, die im Laufe der nächsten Jahre eintreten würden. 5 Bros. bei bisher 10000 vorhandenen Klassen ein Betrag von Allein in Preußen würde bei einer Zunahme der Klassenzahl um

ihrer Abwesenheit? Der Borsigende der Deutschnationalen Partei hatte offenbar zur Vorbereitung der Wahlen im Hotel Raiserhof einen Bierabend veranstaltet. Die Teilnahme an diesen Männerschwaz war den großagrarischen Dema­gogen wichtiger als die parlamentarische Bertretung der landwirtschaftlichen Interessen in Preußen. Sie, die sonst so oft über die Partei politik schimpfen und schimpfen lassen, hielten die gesellschaftliche Veranstaltung des deutsch  nationalen Parteivorsigenden für dringender als die Be­ratungen im Landtag. Selbstverständlich werden sie jetzt um so lauter gegen die preußische Regierung und gegen den Landwirtschaftsminister Steiger zetern.

Für die Arbeiterschaft aber und für diejenigen Kreise der Bauern, die schon bisher der großagrarischen Führung mit 3weifeln gegenüberstehen, ist dieses Verhalten der Deutsch­nationalen im Landtag der schlagende Beweis dafür, daß die Landbündler selbst ihr Geschrei über die Notlage der Landwirtschaft nicht ernst nehmen. Sie werden sich darüber nicht wundern dürfen, daß ihnen diese Meinung mit aller Deutlichkeit gesagt wird.

etwa von 8 Uhr abends ab niemand mehr im Staatsgerichtshof gegen Rechtsanwalt. Hause. Auch von der Deutschen Volkspartei  , derez Mit Ein Ehrengerichtsverfahren gegen Rechtsanwalt Gamter. glied, der Reichstagsabgeordnete Hepp, Präsident des Reichs­landbundes ist, war niemand da außer dem Schriftführer Abg. Megenthin. Die stark vertretenen Koalitionsparteien nahmen dann auf Antrag des Genossen Peters die nicht angefochtenen Titel des Landwirtschaftsetats in ihrer Ge­samtheit an. Durch ihre Abwesenheit haben sich die Deutsch­nationalen des Rechts begeben, zu diesen Titeln in der Einzelaussprache noch das Wort zu nehmen.

Unter diesen Umständen fann man verstehen, daß es heute morgen bei den Mitgliedern der Rechtsparteien im Landtag erstaunte Gesichter gab. Was aber war der Grund

Museumserlebnisse.

Von Willy Ley  .

In Berliner   Aquarium gibt es wunderschöne Salzwasserbecken mit Seerosen und Seeanemonen. Sonderbare, knochenlose Tiere, die eine bewegliche Lebensweise im erwachsenen Zustand so gut wie ganz aufgegeben haben und von dem leben, was ihnen in die dauernd in Bewegung befindlichen nesselnden Fangarme hinein schwimmt. Pfanzenhaft fest wurzeln diese Tiere ja, aber sie sind feineswegs etwa irgendwie pflanzlicher Natur, weshalb denn auch ein Schild deutlich verkündet Echte Tiere, weder Pflanzen noch der Uebergang zwischen Bflanze und Tier". Der Leiter der See­wafferabteilung erzählt aber, daß mindestens jeden zweiten Tag fich folgende Begebenheit ereigne.

Es kommt Familienbesuch. Gemischt: Provinz und Berlin  . Der Vater der Berliner   Familie macht den Führer, alle kommen schließlich auch an das Seerosenbecken. Und Vater haut den Hut auf das Schild und verkündet: Hier seht ihr den llebergang zwischen Pflanze und Tier!"

Ich wagte eigentlich nicht zu glauben, daß so etwas so oft vor. fommen soll. Eine Stunde im Naturkundemuseum in der Invaliden­

straße aber hat mich belehrt, daß in dieser Beziehung allerlei

möglich ist.

Ort der Handlung: Der Lichthof mit den Sauriersteletten. Die ersten Personen ein Ehepaar. Sie recht elegant, er einfach ge­fleidet. Sie beginnt:" Glaubst du, daß es solche Tiere ge­geben hat?"

Man liest doch überall davon. Und warum denn auch nicht?" magt er schüchtern zu antworten. Unsinn, das Tier haben die Gelehrten aus fleinen Knochen zusammengesetzt, so etwas hat's nicht gegeben. Wir müssen es ja glauben.

Zehn Minuten später fommt eine Lyzeumisklasse. Fräulein Doktor erflärt. Erzählt recht hübsch von den alten Lagunen am Tendaguru in Ostafrika  , wo man die Knochen ausgegraben hat. 3wei der merdenden Damen sondern sich ab. Raum glaublich, daß so etwas gelebt haben soll," meint die eine. Die Antwort fommt schnell und sicher:" Darum find sie ja auch ausgesterben."

Der nächste Att mit denselben Personen spielt einen Saal weiter, por dem australischen Wasserschnabeltier. Fräulein Doktor erklärt wieder: Hier seht ihr das Schnabeltier, es lebt jetzt noch in Australien   und ist ein Vertreter der niedersten Säugetiere. Es bringt feine lebendigen Jungen zur Welt. Jondern legt Eier..." ( Unterbrechung.) Dann ist es wohl der Uebergang vom Bogel zum Säugetier? Einen Schnabel hat es ja auch." der Schnabel   ist eine Senderanpassung an die Nein, Nahrung, es fnackt damit Muscheln auf. Das Eierlegen hat es aber von den Reptilien her noch beibehalten, und die Vögel, die auch von den Reptilien abstammen, haben es auch getan. Nur

Der Communistische   Rechtsanwalt Dr. Samter hat bei der Verteidigung seiner Klienten den Staatsgerichtshof und den Reichs­gerichtspräsident Niedner in den Jahren 1924/25 wiederholt scharf angegriffen Einmal in dem sogenannten Tschefa- Prozeß hatte der Senatspräsident den Rechtsanwalt sogar durch Polizeibeamte aus dem Saal entfernen lassen. Diese um drei Jahre zurückliegenden Borgänge find Gegenstand einer Ringe vor dem Ehrengericht der Anwaltskammer wegen Beleidigung. Die Ber­handlung hat heute begonnen und wird, da etwa 40 Zeugen geladen sind, mehrere Tage in Anspruch nehmen.

haben die Vögel es allgemein beibehalten, während die Säugetiere es allmählich durch Lebendgebären ersetzt haben."

Alles staunt, starrt und geht dann weiter. 3wei andere tommen hinterher, sie haben sich inzwischen rasch die präparierten großen Menschenaffen angesehen und guden nun pflichtschuldigst nach, was denn die anderen hier interessiert hat. Gewahren das Schnabeltier, lesen die Beschreibung, die alles genau angibt und stoßen sich gegenseitig an: Rud' mal, der Uebergang vom Bogel zum Säugetier!" Der Museumswärter, der auch alles mitangehört hat, sieht mich lachen, temmt näher heran und meint feelenruhig: ,, Det kommt hier alle Tage vor."

Ich habe aber doch die Hoffnung nicht aufgegeben, daß die verschiedenen Besucher noch einmal lernen werden, daß die See­rosen nicht ein Mittelding zwischen Pflanze und Tier, das Schnabel tier nicht ein Uebergang vom Bogel zum Säugetier sind, und daß es in der Wissenschaft nicht üblich ist, aus irgendwelchen Knochen Tiere zu konstruieren, die es nie gegeben hat.

Ein christlich- deutscher Organisator.

Bor einigen Tagen ging durch die Presse die Mitteilung, daß ,, Generaldirektor" W. K. Gerst vom Bühnenvoltsbund feinen Rücktritt erklärt hätte. Jegt erfährt man, daß der Bundes­vorstand das Rücktrittsgesuch angenommen hat. Herr Gerst ist bereits aus seiner Stellung als Geschäftsführer des Bühnenvolks. bundes ausgeschieden. Der Bühnenvolksbund ist die höchstpersön liche Gründung des Herrn Gerst. Er versuchte, mit ihr eine Organi­sation der Theaterbesucher auf der Grundlage einer, christlich- deut­fchen" Weltanschauung zu fchaffen, als Gegengewicht gegen die Volksbühnen und Freien" Boltsbühnen, die das Vorbild der Ber­ liner   Boltsbühne nach dem Kriege reich emporblühen ließ. Während aber die Wolfsbühnen sich naturwüchsig, aus lokalen Bedürfnissen heraus entwickelten, war der Bühnenvolksbund des Herrn Gerft von vornherein ein etwas fünstliches Unternehmen: zuerst wurde die Zentrale geschaffen, von der dann die Versuche ausgingen, ört. liche Theatergemeinden aufzubauen.

Man kann Herrn Gerst nicht das Lob vorenthalten, daß er mit großer Energie und großem Geschick ans Wert ging. Freilich mit nicht gleich großem Erfolg. Und ein brennender Ehrgeiz, um jeden Preis dem Bühnenvoltsbund Namen und Ansehen zu sichern, trieb ihn zu immer neuen Experimenten, die im höchsten Grade ungesund waren und schließlich auch das Verhängnis des rührigen General­direktors wurden. Der Bühnenvolksbund stützte sich zunächst wesent lich auf Zentrumstreife, wenn auch neben führenden Vertretern des Katholizismus einzelne evangelische Konsistorialräte und andere Intellektuelle" mitmachten. Herr Gerft wollte aber weitere Streife". So ließ er sich in eine Koalition mit dem start antisemitisch orientierten Deutschnationalen Handlungs gehilfenverband ein und suchte seine Propaganda in die völkischen und deutschnationalen Kreise hineinzutragen. Der Mit gliederzuwachs feiner Organisation befriedigte ihn aber immer noch nicht. Er zog Banderbühne nach Wanderbühne auf, von denen

Ueberblickt man die neuere Entwicklung des Kommunalkredits im Rahmen der Gesamtwirtschaft und die ganz außerordentlichen Hindernisse, die den Gemeinden bei der Befriedigung ihres Anleihebedarfs selbst für unmittelbar werbende An­lagen wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerte bereitet wer­der, so kann man sich faum vorstellen, wie in absehbarer Zeif den Gemeinden für Befriedigung eines auch nur annähernd so großen Kapitalbedarfs für Schulzwede Spielraum vergönnt sein follte.

Die Städte müssen hiernah darauf bestehen, daß für die zu besorgenden großen Mehrausgaben infolge des Reichsschulgesezes, die sie nicht tragen fönnen, ausreichende Dedung be­schafft und daß für die Frage der Kostenerstattung eine zuver fäffige gesetzliche Grundlage im Rahmen des Reichsschul geleges geschaffen wird.

Man kann gespannt sein, wie die Reichsregierung sich diesen berechtigten Einwänden der großen Gemeinden gegen das Schulgesetz stellen wird, das in gleichem Maße die finanzielle und soziale Leistungsfähigkeit der Kommunen wie diejenige der deut­ schen   Schulen bedroht. Die sozialdemokratische Kritif, die an dem Schulgesetz geübt wurde, erweist sich nach diesen neuesten Shätzun­gen als durchaus berechtigt.

Der ungarische Menschenraub.

Seipel wird Borstellungen erheben.

Wien  , 7. Februar. Im Finanzausschuß des Nationalrates verwies vor Eintritt in

die Tagesordnung Abg. Dr. Bauer( S03.) auf Zeitungsnachrichten, die auf Mitteilungen der burgenländischen Gendarmerie beruhen, wonach ungarische Gendarmen von österreichischem Boden einen Bergmann, der aus Ungarn   geflüchtet war, durch List und Gewalt wieder nach Ungarn   verfdleppt haben. Bauer ersuchte um Aus­funft, ob die Regierung bereit sei, von der ungarischen Regierung volle Genugtuung für die grobe Verlegung der österreichischen Souveränität zu verlangen, die sofortige Auslieferung des Bergarbeiters nach Desterreich zu fordern und weiter zu verlangen, daß die ungarischen Gendarmen, die auf österreichischem Boden das Verbrechen des Menschenraubes begangen hätten, dem österreichischen Gericht ausgeliefert würden. Obmann Dr. Renner erflärte, er werde sofort den Bundeskanzler pers ständigen und gegebenenfalls die laufende Verhandlung unter brechen. Darauf wurde die Heeresdebatte fortgesezt.

Bundeskanzler Dr. Seipel bestätigte den Vorfall;

dieser Bergmann wohne allerdings nicht in Defterreich, sondern Bergwert zur Arbeit. Trotzdem handele es sich um einen Ueber­

auf ungarischen Gebiet, und gehe jeden Tag nach Desterreich in das

griff. Der ungarische Gendarmeriefommandant habe sich teshalb auch bereits entschuldigt und mitgeteilt, daß die schuldtragen en Gendarmen ihres Dienstes enthoben worden seien. Der Arbeiter habe im übrigen unter dem Verdacht des Schmuggels ge­standen und sei mit fünf Tagen Arrest bestraft worden. Trobem werde die Regierung bei der ungarischen Regierung Vorstel­lungen erheben.

Genosse Bauer nahm diese Mitteilung zur Kenntnis und er­klärte, man dürfe diesen Fall nicht sehr leicht nehmen, obwohl dem betroffenen Arbeiter diesmal nichts Schlimmes ge­schehen sei.

| manche wieder eingingen. Ein Bühnenvoltsbund- Berlag experimen tierte auf allen Literaturgebieten, immer neue Pläne für Zeits schriften, Zeitungskorrespondenzen, Kundgebungen, Tanzbühnen usw. wurden geschmiedet und in Angriff genommen.

Das Ergebnis: Die trampshaften Versuche, Parteien und Grup­pen der verschiedensten Weltanschauung in eine Organisation zu spannen, die den Anspruch einer weltanschaulichen Zielfezung erhob, führten lediglich zu dauernden inneren Kämpfen. Die Bemühungen des Generaldirektors, einmal die demokratische Note zu betonen, dann wieder der Richtung schwarzweißrot Konzessionen zu machen, schufen auf allen Seiten Berstimmungen. Die trampfhaften Be­mühungen, immer neue Unternehmungen auf die Beine zu stellen, fanden ebenfalls nicht immer den Beifall der Getreuen" und brach ten überdies manche finanzielle Schwierigkeiten.

"

Wenn Herr Generaldirektor W. K. Gerst jetzt seinen Bosten ver­laffen mußte, so trägt er selbst sicherlich einen großen Teil von Schuld. Immerhin hat das Geschid dieses Mannes etwas Tragisches. Es ist in jeder Hinsicht sein Wert, das er aufgeben muß. Die große Frage ist, wer nun an die Stelle des Herrn Gerst treten wird. Die Wahl des Nachfolgers will der Bundesvorstand am 3. März vornehmen. Bieles   spricht dafür, daß der Fortgang Gersts zu dem argen Zerfall seiner Gründung führen wird: sie war und ist eben nur allzu sehr sein Wert.

Ueber den englischen Film Die Dämmerung  ". In England ist zurzeit ein Film" Die Dämmerung  " fertiggestellt worden. Dieser Film bringt die Geschichte der Kriegsfliegerin Cavell. Bekanntlich murde die Cavell wegen Spionage während der Krieges von den Deutschen   erschossen. Westminster Gazette" regte fürzlich in einem Artikel die Filmzensur an, diesen Film zu verbieten, ba er von neuem die bitteren Gefühle wieder erwecke und die Wunden bloß lege, die gerade zu heilen begännen. Außerdem hat die Gesellschaft, die den Cavell  - Film herausbringt, versucht, die deutsche Botschaft in London   der Mitwirtung an der Herstellung des Films zu be zichtigen. Der deutsche Botschafter in London   dementiert auf das entschiedenste diese Behauptung und erklärt, daß die ganze Mit­mirkung nur darin bestände, daß ein Beamter der Botschaft um Rürzungen und um Weglaffung von Ramen gebeten hätte.

Die Krise am Bauhaus Deffau. Zu den Mitteilungen des Ma­gistrats Dessau   über den Weggang von Direktor Gropius   vom Baus haus erfahren wir, daß auch Professor Moholy- Nagy   die Ab­ficht hat, feinen bis 1930 laufenden Bertrug vorzeitig zu lösen; und zmar deshalb, weil er als einer von Gropius' engsten Mitarbeitern nicht ohne ihn am Bauhaus   verbleiben möchte Moholy- Nagy  , einer der Mitbegründer des Konstruktivismus, mirbe im Jahre 1923 an das Bauhaus   berufen, wo er die Metallwertstatt und einen Teil des Unterrichts in der Borlehre leitete. Er ist als Maler in euro­päischen und amerikanischen   Ausstellungen hervorgetreten, hat ein photographisches Verfahren ohne Kamera ausgearbeitet und in der von ihm mit Gropius   herausgegebenen Reihe der Bauhausbücher" ein Buch Malerei, Photographie, Film" veröffentlicht. Er gehöry außerdem zu den ersten Bertretern der elementaren modernen Typographie. Mit feinem Weggange würde der Lehrförper des Bauhauses eines feiner aktivsten und vielseitigsten Mitglieder ver