120 Prození Zinsen!
Die Standard- Gesellschaft hat Bergmann übertrumpft.
Gestern ist in einer Rathenower 3eifung ein Inserat der Standard- Gesellschaft, über die wir heute morgen berichteten, erfájienen. Das Konsortium, an dem der bekannte Arthur Reil beteiligt ist, verspricht im Gegensatz zum nur 48prozentigen Bergmann- Institut 10 Proz. Monatszinjen, das heißt 120 Pro 3. pro Jahr für Leute, die ihr Geld in sogenannten„ kofficheren
Geschäften" verlieren wollen.
Die Kriminalpolizei hat Schritte ergriffen, um solche Ankündigungen zu unterbinden, da es sich bei einem solchen Inferat ja nur um Schwindel handeln kann. Laufend sollen Anzeigen, die phantastische Zinsfähe versprechen, fontrolliert werden, und auch bei der Erteilung der Konzession für Pfandleiher sollen Verschärfungen in den Bestimmungen eintreten. So soll die einem Pfandleiher erteilte Konzession nicht auf jeine Ehefrau übertragen werden dürfen, auch sollen Personen, die als Pfandleiher den Offenbarungseid leisten müssen, automatisch die Konzession verlieren. Besprechungen hierüber sinden schon in den nächsten
Tagen statt.
Die Bernehmung des Staatsanwaltschaftsrats Jacoby dauert noch fort, da der Beschuldigte immer wieder bestreitet, daß er böswillig gehandelt habe. Er bietet Entlastungsmaterial und Zeugen für die Stüßung seiner Darstellung an. Die Gegenüberfiellung Jacobys mit Bergmann wird voraussichtlich erst morgan stattfinden. Durch sie erwartet man eine Klärung, denn Bergmann behauptet im Gegensatz zum Staatsanwaltschaftsrat Jacoby, daß der Justitiar", wie er von allen übrigen Angeschuldigten im Lombardskandal bezeichnet wird, die Firma über alle Rechts fragen beraten habe, die mit den Kreditgeschäften im 34sammenhang standen.
Erst nach dieser Konfrontation der beiden Hauptbeschuldigten wird über die verschiedenen haftentlassungsanträge Entscheidung getroffen werden.
Bom Zug zerstückelt.
Die mit dem Leben bezahlte Erfrischung. Auf entsegliche Weise ist gestern nacht der 36jährige Erpedient Harry Pater aus Elbing ums Leben gekommen. P. befand sich in dem beschleunigten Personenzug, der kurz nach 12 Uhr auf dem Schlesischen Bahnhof einläuft, auf der Heimreise nach Elbing . Obgleich der Zug nur wenige Minuten Aufenthalt hat, Derließ der Reisende sein Abteil, um sich aus der Bahnhofswirt schaft einige Erfrischungen zu holen. Als er auf den Bahnsteig zurückkehrte, hatte sich der Zug bereits wieder in Bewe dung gelegt. Troß der Warnungsrufe der Bahnhofsbeamten lief P. hinter dem Zuge her und versuchte aufzuspringen. Hierbei trat er jedoch so unglücklich fehl, daß er den Halt verlor und unter die Räder des letzten Wagens geriet. Dem Unglücklichen wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt und der Körper zerstümmelt. Die kleine Erfrischung hatte er mit dem Leben bezahlt!
Falsche Vollziehungsbeamte.
In letzter Zeit haben sich wiederholt Betrüger als Bo11. ziehungsbeamte ausgegeben und steuerpflichtige Personen um erhebliche Beträge, insbesondere um Kirchensteuern, geschädigt. Um das feuerzahlence Publitum vor Verlusten 3 bewahren, hat uns das Landesfinanzamt gebeten, darauf hinzuweisen, daß die Bollziehungsbeamten im Bezirk des Landesfinanzamts Berlin neber einem mit Lichtbild versehenen allgemeinen Ausweis und dem BollStreckungsauftrag des Finanzamts einen mit dem Dienststempel des Landesfinanzamts versehenen Quittungsblock bei sich führen. Ueber Geld, das an sie gezahlt wird, haben sie ausschließlich auf einem Blatt des Quittungsblods zu quittieren, das auch von Einzahler zu unterschreiben ist. Andere Quittungen sind ungültig
-
Der Mordprozeß gegen Krank.
Der Tod der beiden Achtzehnjährigen in der Richterstraße zu Steglit.
Morgen beginnt vor dem Landgericht II unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektor Dust der Prozeß gegen den 18jährigen rang. Das blutige Drama am 28. Juni 1927 in der Wohder Mariendorfer Oberrealschule Paul
nung des Kaufmanns Scheller zu Steglitz stellte die Deffentlichkeit von neuem vor die brennendsten Fragen der Jugendpsychologie. Vielleicht hätte der Prozeß Kranz unterbleiben können, vielkicht hätte die Anklage wegen Mordes gegen den Achtzehnjährigen in diesem Falle unterbleiben sollen wird aber nun einmal die Gerichtsverhandlung den Gesamtkomplex der sexuellen Nöte der Jugend aufrollen, so sollten die Eltern aus den Prozeßberichten für sich die nötigen Lehren ziehen. Als Sachverständige sind geladen: Prof. Eduard Spranger , Prof Cramer. Oberschulrätin Hilde gard Wegscheider, Oberschuldirektor Dr. Goldbed. Dr. Magnus Hirschfeld und Dr. Hodann werden in die verwickelten seelischen Vorgänge der Hauptakteure des Dramas hinein leuchten.
Die Einzelheiten der Tragödie
find wohl noch so ziemlich in Erinnerung. Am 28. Juni wurde Dr. Freund in das Schellersche Haus gerufen; er fand im Schlafzimmer der Eheleute Scheller, zwischen Schrank und Handtuchhalter eingeklemmt, die Leiche des 18jährigen Hochlehrlings Stephan. Un weit von ihm lag im Sterben der 18 Jahre alte Günther Sheller. Oberpimaner Kranz konnten über die Ursache des Unglücks nur Die anwesende 16jährige Hilde Scheller und der 18jährige verwirrte Angaben machen. Im Polizeipräsidium gelang cs dem vernehmenden Kommissar erst nach und nach, ein flares Bild von dem Geschehen zu erhalten.
Paul Krang war seit zwei Jahren mit Günther Scheller befreundet. Mit Erlaubnis der Eltern Günthers, die sich auf Reisen befanden, hielt er sich seit einigen Wochen im Schellerschen Landhaus in Mahlow auf. Zwischen Kranz und der 16 Jahre alten ilde Scheller entstand ein Flirt. In der Nacht auf den 27. Juni kam aber Hilde unerwartet zu Kranz ins Schlafzimmer. Es war sein erftes feruelles Erlebnis. Er glaubte, daß für ihn daraus auch beftimmte Berpflichtungen entstünden. Es war aber nicht das erste feruelle Erlebnis Hildes.
eine furze Zeit aus der Wohnung entfernte, tamen Hilde und Stephan in die Küche zu Bau! Kranz und zu Elinor P. Plötzlich Auf die Frage, wer bei ihr jei, erklärte Hilde: lehrte aber Günther zurück. Stephan verschwand im Schlafzimmer.
„ Du kennst ihn nicht."
Elinor, die anfangs die Nacht über da bleiben sollte. mußte nach Hause. Die Freunde blieben allem in der Küche; sie franken Liför und Obstwein. Scheller drängte in Kranz, wer bei der Schwester sei. Kranz hatte sein Ehrenwort gegeben, Hilde nicht zu verraten. Auf Zureden Günthers tot er es schließlich doch. Nun war Günther außer sich; er könne nicht unter einem Dach mit ihm bleiben; er ertrage es nicht, daß seine Schwester mit Stephan die Nacht verbringe; er wolle fich das Leben nehmen. Kranz, den der Gedanke an Hildes Busammensein mit Glephan gleichfalls in Erregung verjegt hatte, und der die Untreue des Mädchens äußerst schmerzlich empfand, erflärte fich bereit, mit ihm aus dem Leben zu scheiden. Er gab dem Günther feine Pistole. Als dieser mit ihr herumhantierte,
ging plöglich ein Schuß los.
Hilde stürzte erschreckt in die Küche.„ Es sei nichts", beruhigte man fie. Dann fam dem Günther der Gedante, weshalb sie denn eigentlich aus dem Leben scheiden sollten, während die anderen beiden es weiter genießen würden. Und so faßten fie den Entschluß: Günther Scheller würde den Stephan föien, dann fich felbst, während Kranz scheiden. Sie besprachen in allen Einzelheiten den Plan, tranken die Hilde erschießen sollte, um hernach selbst aus dem Leben zu inzwischen Likör und Obstwein, brühten sich Kaffee auf und aßen Kaffeebohnen. Dann schrieben fie einige Abschiedsbriefe. So verbrachten sie ruhe und schlaflos die Nacht.
Als Hilde am Morgen erwachte, war ihr erster Gedante, wie den Stephan aus dem Hause schaffen. Sie verstedie ihn zwischen Kleiderschrank und Handtuchhalter, bedeckte ihn mit einem Badetuch, zog die Rolläden hoch und ging ins Badezimmer. Günther Scheller und Paul Krang begaben sich ins Schlafzimmer Nach längerem Suchen entdeckte plötzlich Scheller den Stephan: in diesem Augenblick flingelte aber Elinor B. an der Haustür. Man ließ sie ein und sie gesellte sich zu Hilde. Einige Augenblicke später ertönten drei Schüsse. Als die Mädchen ins Zimmer stürzten, fanden sie Stephan fot und Günther Scheller sterbend am Boden liegen Kranz erklärte, nun wolle auch er Schluß machen. Die Mädchen baten ihn, davon Abstand zu nehmen, Hilde hob den Revolver auf und nahm ihn an sich. Dann läutete sie nach den Arzt.
ihrer Eltern den Kochlehrling Stephan. Ganz überraschend erSchon für den nächsten Abend bestellte sie in die Stadtwohnung schienen hier Günther Scheller und Baul Krang. Hilde wußte, daß ihr Bruder Günther den Stephan nicht leiden konnte. Einstmals hatte beide eine enge Freundschaft verbunden, die eines eruellen Einschlages nicht entbehrte. Dann hatte aber Stephan seinen Freund Dies die äußeren Ereignisse des blutigen Drames. Mitschüler bei delsen Eltern verpezt", daß er mit einem homosexuellen Herrn des Angeklagten sollen über die Beziehungen der Schüler der Stegeine Reise nach Paris unternommen hätte. Hilde war deshalb geawungen, dem Stephan heimlich in die Wohnung einzulizer Schule untereinander aussagen. Ein Teil der Gerichtsverhandihre 15jährige Freundin Elinor holte. Als dann Günther sich für gehen. schmuggeln. Dies gelong ihr, als sie im Auftrage Günthers lung wird unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vor sich
Das Glücksrad rollt.
Biehungsbeginn der Klaffenlotterie bei verschärfter Kontrolle
Preußisch- Süddeutschen Klaffenlotterie, wallfahren heute vom frühen Nach der Jägerstraße, dem Sitz der Generaldirektion der Morgen an Hunderte und aber Hunderte Glüdshungrige; ab heute gehts um die Wurst", in diesem Falle um das Große Los" mit dem Gewinn von einer halben Million Mart, das die Ziehung der fünften Klasse, der Hauptṭlaffe, mit sich bringt. Gestern um 1% Uhr erfolgte durch die unparteiische Ziehungskommission der Bau- und Finanzdirektion die Einschüttung der 117 500 Röllchen, die die 235 000 Gewinne der ersten und zweiten Abteilung darstellen. Es darf diesmal feine Mißtrauischen mehr geben und so werden sämtliche Bublifumsfragen, ob mündlich oder schriftlich, ge wissenhaftest geprüft und beantwortet. Gewinne über 25000 Mark werden einzeln geöffnet und dem Publikum auf Verlangen vorgezeigt. Die Auslosung erfolgt in der gleichen Weise wie bisher, jedoch unter verstärkter Kontrolle. Jeder Ziehungsbeamte wird von einem hinter ihm postierten Kontroli beamten strengstens überwacht. Der Arm, der ins Rad greift, ist mit cinem feftumschlossenen Schutz ärmel versehen, nach je 500 Losnummern werden die Plätze gewechselt, nach je 100 Losen macht das Rad eine Bolldrehung, die Türen werden geöffnet, um Publikum heraus und herein zu lassen. Dies aufregende Schauspiel geht von 8 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags täglich, Sonntag cusgenommen, bis zum 13. März. Heute, am 1. Ziehungstage, fand sich gleich zu Beginn ein stattliches Häuflein von Gewinnkandidaten ein. Mit bangenden Augen und scharfgespitzten Ohren hing alles an dem Ver
Theaterspiele für Arbeiterkinder. Der sozialdemokratische Er ziehungs- und Schulverein Freie Schule Kinderfreunde" schreibt hiermit drei Preise in der Höhe von 1000, 500 uns 300 Mart zur Schaffung neuer Theaterspiele für Arbeiterfinder aus. Die Theaterspiele sollen auch von Kindern aufgeführt werden können, wobei an eine Beteiligung von vielen Kindern gedacht ist. Die Dichtungen sollen dem Seelenleben der Arbeitertinder angemessen sein, der Gefühlswelt der modernen Arbeiterbewegung entspringen und entsprechen, sonst aber in Form und Inhalt feiner besonderen Beschränkung unterstellt sein. Jedermann, vor allem aber unsere sozialen Dichter, sind eingeladen, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Die Einsendungen sind in Maschinen: schrift einseitig beschrieben, mit Kennwort bis längstens 30. Juni 1928 an die 2treffe der Organisation Wien , XIII, Schloß Schön- künder des Heils, dem Mann zur Linken, der die Gewinne ansagt. brunn, Rapellenstiege, einzusenden. Jeder Einsendung werde ein geschlossenes Rupert beigefügt, das den richtigen Namen und die genaue Anschrift des Einsenders enthält und als lleberschrift das Kennmor: der überreichten Arbeit ausweist. Mit der Preiszu erkennung wird das Eigentum an dem ausgewählten Werk erworben.
Macbeth in Kati. Am Court Theatre, London , wurde Macbeth " in modernster Gesellschaftskleidung gegeben, Lady Macbeth hat eine Seidenrobe mit tiefem Rückenausschniit an und Macbeth steht als englischer Oberst in der Katiuniform auf dec Bühne. Damit mag es gelingen, gewisse Bevölkerungsfreise mit Shakespeare befanntzumachen, aber im Grund bringen solche Erperimente nur totale Verwirrung," schreibt z. B. der„ Manchester Guar dian".
In der Boltsbühne, Theater am Bülowplos, gelangt als nächste Kit fzenierung Rolf Laudners Komödie„ Die Entkleidung des Antonio Caroffa" zur Aufführung. Regie: Günther Starf.
Bolfsbühne. Leo Zania fpricht
für Ehm Welf, der verhindert ist zum Thema Gesinnungstheater" auf dem 3. Ausspracheabend der Eonderabteilungen der Boltsbühne am Donnerstag, dem 9. Februar, 19%, Ubr. in der Aula der Schule Weinmeiſterſtraße 17. Als Ausweis für den Ginhitt gilt die Mitgliedskarte der Boltsbühne.
Hilde Müller- Gerloff spricht heute, abends 8 Uhr, im Bürgersaal des Berliner Nathauses auf Einladung der Boltsbühne Dichtungen unter dem Titel: Rhythmus und Maschinen".
Im Theater in der Königgräger Straße findet die Eiftaufführung von Galsworibyslut" nicht, wie angefündigt, Freitag, sondern am Sonnabend, dem 11. Februar, statt. Die für Freitag und Sonnabend bereits gelösten Starten haben feine Gültigkeit und sind an den Raffen umzutauschen.
Die Monet - Gedächtnis- Zusstellung der Galerien Thannbauser, Berlin , Bellevueftr. 13, wird am Sonntag, dem 12. Februar, um 11 Uhr eröffnet. Borbesichtigung für geladene Gäste Sonnabend von 4-6 Uhr.
Jm aiser- Friedrich- Museum hält Dr. Berthold Daun, Dezernent für Kunst im Polizeipräsidium, am Sonntag, dem 12. Februar, 10 Uhr, Bortrag über Benezianische Malerei bis Tizian .
" Parsifal " in der Zoppoler Waldoper. In einer gemeinsamen Sizung baben gestern der Boppoter Magiftrat und die Waldfeitspielkommission beschlossen, dem Borschlage des fünstlerischen Reiters der Zoppoter Waldoper, Siegiffeur Merz folgend, in diesem Jabre Richard Wagners Weinfestspiel Parsifal" aufzuführen. Die für die Aufführungen vorgesehenen Tage sind der 26., 29. und 31. Juli, der 2. und der 5. August.
wissensqualen zurückzuführen ist. Die gegenseitige Zuneigung wor zu start, um überwunden werden zu fönnen, und ehe sie sich strafbarer Handlungen schuldig machten, schieden fie aus dem
Leben...
Der Konsul von Ecuador . Fortgesetzte ausländische Gründungsschwindeleien.
Seit längerer Zeit beschäftigen fich die Frankfurter Untersuchungsbehörden mit der Auftlärung von umfangreichen Gründungsschwindeleien, die von Holland aus in verschiedenen Städten Deutschlands in Szene gefeht wurden. Die Betrüger traten an fapitalfräftige Leute heran und boten ihnen zu außerordentlich günstigen Bedingungen gewinnbringende Beteiligungen an Neugründungen auf holländischem Gebiet an. An der Spitze der Liste der holländischen Gründungskonsortien stand der Name des Konfuls von Ecuador , Rignil. Wohl wurden Sie in Aussicht gestellten Neugründungen vorgenommen, doch waren die deutschen Geldgeber nicht daran beteiligt. Von den eingezahlten Geldern fahen sie niemals etwas wieder. In Leipzig haben nach den bisherigen Ermittlungen drei Geldgeber zusammen 32 000 Mart verloren. Im Zusammenhang mit den Schwindeleien war Ende Dezember ein Leip ziger Ingenieur verhaftet worden, der den Holländern zutreiberdienste geleistet haben sollte. Wie erst jetzt bekannt wird, hat der Ingenieur in der 3 elle des Untersuchungsgefängnisses Selbstmord durch Erhängen verübt. Konjul Rigail scheint sein Amt niedergelegt und sich nach Frankreich begeben zu haben.
16. Abt. Achtung! Der Bablabend findet heute( Mittwoch) um Uhr, im 2otal sinzel, Usedom str. 22, Ede Jasmunder Straße, statt.
Freudige Ueberraschungen waren heute nicht zu verzeichnen, der größte Treffer betrug 5000 M. Mit den vorgeschrittenen 19 Bormittagsstunden wurde der Publikumsandrang immer größer und die Wenigen, die gingen, wurden durch eine große Schar Neuhinzugekommener ersetzt. Menschen aller Bevölkerungsschichten. Grundverschieden, aber einig in dem Gedanken und dem Hoffen auf Fortunas Gunst. Und während man untätig, aber hellhörig den Heilsverkündern folgte, fam auch der Humor zu seinem Recht. Eine fleine Reise fragt ihren Nachbarn:„ Na, Sie sind wohi ooch noch nicht dran?" ,, Nee, Fräulein, meint der, det würden Sie doch
wohl merken."
Geschwisterliebe.
Ein tragischer Doppelfelbstmord.
In einem Borort von Wien ward das Personal eines Hotels vor wenigen Tagen in früher Morgenstunde auf einen starten Leuchtgasgeruch aufmerksam, der aus einem Zimmer fam. Auf Klopfen und Rufen wurde nicht geöffnet, und man drang in das Zimmer ein. Eng umschlungen lagen im Bett ein junger Mann und cia junges Mädchen, beide tot. Der Gasheizkörper war aus der Wand geriffen, aus dem Rohr entströmte das Leuchtgas , und die Eingangstür war in ihren Fugen mit Wäschestücken der Toten verstopft. Offentfidtlich fam nur Selbstmord in Frage. Einige Abschiedsbriefe lagen auf dem Tisch, deren Inhalt erschütternd ist. Es handelt sich um zwei Geschwister, eine 20jährige Rochschülerin und einen 23jährigen Dachdeckergesellen. Wir bitten euch alle, erfüllt unseren legten Willen: wenn wir schon bei Lebzeiten nicht beisammen sein dürfen, Fluch jedem, wer uns jeßt, im Tode, auseinanderreißt." So heißt es in dem tragischen Schriftstück. Der Vater der beiden Unglücklichen, ein ehrsamer Handwerksmann, hat von der unglückseligen Neigung der Toten nie etwas gewußt. Er ist volltemmen zusammenge
brochen.
Weiterhin wird aus den Abschiedsbriefen klar, daß der Freitod der beiden jungen Leute, die in ihrem Wohnviertel als anstän dige und ordentliche Menschen bekannt waren, auf Ge
Die Stuttgarter Sechstage.
Unveränderter Stand der Rennen,
Heute abend geht das 1. Stuttgarter Sechstagerennen zu Ende. Sportlich hat es bis zur Stunde wenig oder gar nichts gea bracht, während der finanzielle Erfolg ein großer war. Fehler der Regie? Man munkelte schon vor Beginn der 144- Stunden- Fahrt, daß die Bezahlung unzureichend sei! Vielleicht lag es eben daran, daß das Feld im großen und ganzen nicht daran dachte, aus sich herauszugehen. Sollte es so fein, so haben die Beranstalter- gelinde gefagt nicht gut gehandelt. Das Stuttgarter Publikum wird es so start zu besuchen. sich wohl überlegen müssen, ein zweites Stuttgarter Sechstagerennen
-
fauft, was die Zuschauer jedoch zu sehen bekamen, war wenig. Nur Auch in der letzten Nacht war die Stadthalle fast ausvereine längere Jagd gab es während der Nacht, die van Kempen Frankenstein angezettelt hatten. Den Ausreißern schlossen sich Rieger- Junge und Duray- Standaert an, alle anderen Mannschaften wurden überrundet, Kedzierffi- Schwemmler fogar zweimal. Franzosen Marcot- Blanc Garin entgingen dadurch einer Ueberrundung, daß fie fich zeitweise nicht im Rennen befanden. Nach Ablauf des fünften Tages waren 2838,880 Kilometer durchfahren.
Die
Die Abend bzw. Nachtwertung brachte feine jonderliche Feldveränderung. Während einer fleinen Jagd hatte sich die Mannschaft Bragard- Matton vorschriftswidrig abgelöst, weshalb fie mit einer Strafrunde bedacht wurde. Um 5 Uhr morgens, nady 127 Stunden( 3074,180 Kilometer), war der Stand folgender: Van Kempen - Frankenstein 388 Buntte; eine Runde zurüd: Rieger- Junge 301 Punkte, Duran- Standaert 240 Punkte; zwei Runden zurück: Marcot- Blanc Garin 165 Bunfte; drei Runden zurück: Behrendt- Manthey 105 Buntte; vier Run den zurüd: Klaß- Bossi 174 Punkte. Blattmann- Remold 148 Punkte; fünf Runden zurüd: Bauer- Schuler 115 Punkte, Matton- Bragard 75 Punkte, Kedzierski- Schwemmler 39 Punkte.