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Fememord von Greifenhagen  . Verschwendung bei der Reichswehr  

Geständnisse der Täter.

Stettin  , 9. Februar.( Eigenbericht.)

In Bestätigung der bisherigen Meldungen über den Feme­mord bei Greifenhagen   wird von der Stettiner Staats­anwaltschaft heute mittag ein amtlicher Bericht herausgegeben, in dem es heißt:

Im Jahre 1920 waren u. a. in den Gütern Stecklin, Rosenfelde und Liebenow im Kreise Greifenhagen Angehörige der Arbeitsge­meinschaft Roßbach untergebracht. Unter ihnen befand sich in Stecklin auch ein Paul Schmidt, dessen nähere Personalien noch un­bekannt sind. Dieser wurde Ende Juli aus seinem Quartier in Sted­lin von den Liebenower Roßbachleuten( Leutnant a. D. Heines und Bizefeldwebel Otto), die sich den Wirtsleuten gegenüber als Kriminal­beamte ausgaben, gewaltsam herausgeholt, da er angeb­liche Geheimnisse der Organisation verraten haben sollte. Noch im Stecliner Quartier der Roßbacher wurde er durch einen Schlag auf den Kopf schwer verletzt und seiner Papiere beraubt. Nachher wurde er in einem Wagen nach dem Gute Rosenfelde ge­schafft, wo er in einer Schonung in unmittelbarer Nähe des Guts­hofes erledigt werden sollte. Der Plan hierzu wurde im Zimmer des Administrators besprochen. Man ging auch daran, in der Schonung cinen Graben auszuheben, mußte aber bald die Arbeit ein­fiellen, da man wegen des reichlich vorhandenen Wurzelwerks nicht fief genug in den Boden eindringen konnte. Die Stelle ist im Laufe der Ermittlungen einwandfrei festgestellt worden.

Schmidt wurde jetzt noch in derselben Nacht nach dem Gut Ciebenom transportiert. Dort wurden andere Roßbacher ge­roedt und zur Begleitung bestimmt. Die Täter begaben sich mit Schmidt in den füdlich von Liebenom gelegenen zur Forst sehrberg Schmidt in den südlich von Liebenow gelegenen zur Forst Kehrberg gehörenden Wald. Hier wurde er in einer Lichtung durch mehrere Pistolenschüsse von Heines und Otto getötet und von ihnen mit Hilfe ihrer Leute eingefcharrt.

Auch diese Stelle ist im Laufe der Untersuchung festgestellt

worden. Da die Leiche nur schlecht und in geringer Tiefe eingegraben war und sich auch das Gerücht von der Ermordung in den um­liegenden Dörfern verbreitet hatte, erschien die gewählte Stelle nicht mehr sicher genug. Infolgedessen wurde in einer Bersammlung der Roßbach- Kreisleiter und Vertrauensleute in Pyrit beauftragt,

die Leiche umzubetten.

Dies taten fle unter Hinzuziehung mehrerer Roßbacher. Die Leiche wurde am Tatorte ausgegraben, in eine Dede gewidelt, wegen des schlechten Geruches mit Petroleum begossen und in einem Waldstück östlich des Gutes Rosenfelde in einer Tiefe von Meter eingegraben. Auch diese Stelle ist fest ge­stellt worden.

Alle diese Angaben stützen sich auf das Geständnis der als Täter in Betracht kommenden Personen, die bereits verhaftet find. Außer Heines und Otto befinden sich in dieser Angelegenheit ins gefamt zurzeit fieben Personen in Haft. Mit der Berhandlung der Sache vor dem Stettiner Schwurgericht ist noch im Laufe des Monats März zu rechnen.

Das Schulgesetz gescheitert?

Das Zentrum drängt auf Reichstagsauflösung. Das Zentralorgan der Zentrumspartei  bestätigt heute morgen, daß das Zentrum sich von den weiteren Beratungen des Schulgefezes teinen Erfolg mehr verspricht und schreibt dazu:

In den maßgebenden Kreisen des 3entrums ist man der Auf­fassung, daß das Reichsschulgesetz als gescheitert angesehen werden muß nachdem die seit einiger Zeit schwebenden Zwischenver­handlungen ergebnislos verlaufen sind und eine Aussicht auf Aende­rung der für das Zentrum in entscheidenden Grundsahfragen völlig untragbaren Ergebnisse der ersten Ausschußlesung nicht mehr zu be­

Konzertrundschau.

Bon Klaus Pringeheim.

Im vorigen Monat hat die Stadt Halle   ihr Theaterorchester, mit dem Generalmufit- und Operndirektor Erich Band   an der Spitze, zu einem Konzert nach Berlin   geschickt. In der letzten Januarwoche hat der A cappella Chor 1923, der in Frankfurt   a. M. zu Hause ist, sich hier hören lassen; die Damen und Herren, die von so weit her bemüht worden sind-haffentlich haben sie bei ihrem Besuch mehr von Berlin   zu sehen bekommen, als Berlin   von ihnen haben unsichtbar, doch mit hörbaren Intonationsschwankungen im Scherchen   Konzert die Chorpartie der letzten Programm­nummer durchgeführt, die ganze Mitwirtung war eine Sache von Minuten. Und nun haben wir noch einmal für einen Abend Massen­besuch aus Halle bekommen: die Robert Franz- Singafa­demie, verstärkt durch Mitglieder des Halleschen Lehrergesang­vereins und durch den Knabenchor der Klosterschule, gibt in der Philharmonie ein Konzert großen Stils mit Orchester und Solisten. Man soll gewiß nicht sagen. solche Gäste seien uns unerwünscht, immerhin erhebt sich die Frage nach dem Sinn, nach dem Zweck diefer Sammelgastspiele, mit denen wir in letzter Zeit so reichlich bedacht werden, die Frage, welcher ideelle Gegenwert für die finan­ziellen Opfer so foftspieliger Reiseunternehmungen entschädigt. Der Austausch hervorragender Künstlerpersönlichkeiten Sänger, In ftrumentalisten, Dirigenten von Stadt und Stadt gibt dem deut­ schen  , auch dem Berliner   Musikleben Buntheit und Lebendigkeit; und wir müssen uns auch damit abfinden, daß zweifelhafte und un­zweifelhafte Musikgrößen der Provinz immer wieder nach Berlin  tommen, um am Maßstab der Reichshauptstadt ihre Leistung zu messen. Aber Chöre und Orchester? Es wäre nicht unbedenklich, wenn das Beispiel der Stadt Halle Schule machte. Gerade heraus gesagt, an Orchestern, gar an Chören, guten und auch weniger guten, leidet Berlin   durchaus feinen Mangel. Das Außergewöhnliche, Ueberragende wird hier gewiß immer willkommen sein; aber daß in deutschen   Städten ordentlich, tüchtig, gewissenhaft gesungen und mufi­ziert wird, das wollen wir gerne glauben, auch ohne Belehrung durch die Tat, auch ohne Konzert in Berlin  .

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Solcher Art alfo, fehr gewissenhaft, ordentlich, tüchtig, und all dies ohne Einschränkung, ist die Leistung der Robert- Franz- Sing­ akademie  , deren Dirigent, Prof. Dr. Alfred Rahlwes  , auch in der Leitung des Philharmonischen Orchesters alle Ueberlegenheit des Führers erweist. Solcher Art ist auch das Wert, das sie, die Haupt­nummer ihres Programms, zur Berliner   Erstaufführung bringen- es bliebe sonst wohl gar in Berlin   unaufgeführt- Le Laudi  ". der Lobgesang der Geschöpfe( Sonnengefang des Franz v. Affifi) von Hermann Suter  . Ein Wert hohen Wollens, mit großem Ernst und ebenso großem Können vollendet; doch gewiß kein bedeutendes Wert. Hermann Suter  , der jüngst Berstorbene, gehörte zu den

Sozialdemokratische Kritif im Haushaltsausschuß.

Der Auftakt zu den Reichswehrdebatten, in denen der neue Minister Groener den Etat zu vertreten haben wird, gab es heute im Haushaltsausschuß des Reichstags. An Stelle des Genossen Stücklen  , des langjährigen Berichterstatters zum Wehretat, hatte Genosse Hünlich die Berichterstattung übernommen. Er wies darauf hin, daß die sozialdemokratische Kritik wegen der Undurch­sichtigkeit des Etats voll berechtigt sei. Das gehe schon daraus her­vor, daß nach den neuerlichen Angaben des Reichsfinanzmini­fteriums die sogenannten Rest e" allein in der Heeresabteilung am 1. April 1927 nicht weniger als 60 Millionen betragen haben und jetzt noch immer fast 40 Millionen erreichen sollen. Genosse Hünlich tadelte des weiteren, daß, trotzdem die Motori fierung bei der Reichswehr   bereits zu einem erheblichen Teil durch geführt sei, das Heer noch immer über einen

Bestand von 40 200 Pferden

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verfüge. Das sei doch ein enorm hoher Pferdebestand. Weiter ging der Redner auf die Verteilung des 100 000- mann- Heeres über viele Ortschaften ein, die den ganzen Aufbau unübersichtlich Haushalt nach dieser Richtung nicht die geringste Besserung zu ver­und sehr kostspielig mache und tadelte, daß auch im neuen zeichnen sei. Auch das Heeresergänzungsgeschäft werde fast ge­nau nach bisheriger Art weitergeführt. Als eigentliche Werbe­stellen bleiben nach wie vor die Kompanien bzw. die Kompanie chefs bestehen. Genosse Hünlich fragte, wie hoch die 3ahl der Meldungen gewesen sei und verlangte eine Herkunfts statistik der Meldungen, aus der zu ersehen sei, aus welchen Berufen und aus welchen Kreisen die Neueingestellten

stehen scheint. Nachdem sich gestern abend der Vorstand der Fraktion eingehend mit der Schulfrage beschäftigt hat, wird heute die Fraktion selbst Stellung nehmen. Sie wird sich darüber flar werden müssen, welche Folgerungen sie aus dieser Lage ziehen will. Daß die von der Deutschen Volkspartei herbeigeführten für das Zentrum unannehmbaren Veränderungen des Regie­rungsentwurfs nicht ohne politische Rückwirkung bleiben fönnen, darüber wird man sich doch wohl in den beiden Rechtsparteien nicht im Zweifel sein. Wenn der großen fulturpolitischen Aufgabe, deren Lösung dieser Koalition ganz besonders zugewiesen war, infolge des Ausbrechens einer Partei ein Erfolg nicht beschieden ist, so muß davon das Koalitionsverhältnis notwendig betroffen werden.

3m Zentrum besteht jedenfalls feine Neigung, das entwürdi­gende Spiel um die kulturpolitischen Güter fortzusetzen, nachdem sich gezeigt hat, daß nicht einmal der grundsägliche Wille zur Einigung beim Berhandlungspartner vorhanden ist. Die Fraktion wird sich auch darüber schlüssig werden müssen, welchen Zeitpunkt und welchen Weg fie für ihre notwendige politische Initiative als geeignet ansieht.

Das ist eine unverhüllte Drohung mit der Auf lösung des Reichstages. Auch die Tägliche Rund schau", das Blatt der Deutschen Volkspartei, erklärt, daß eine Aussicht auf Einigung nicht besteht und daß diese un bedingt auf ihrem bisherigen Standpunkt in der Frage der Simultanfchule beharren werde. Sie bemerkt jedoch:

Man wird indeffen mit Ruhe abwarten müssen, wie der wirkliche Verlauf sein wird. Bisher galt es als eine unbedingte Forderung verantwortlicher Politit, den Etat unter allen Um ständen noch zu verabschieden, ganz unabhängig davon, wie das Schid­fal des Reichsschulgesetzes fich gestaltet. Ob auch diese Notwendigkeit in Frage gestellt sein soll, wird der Verlauf der nächsten Woche zeigen müssen.

Demnach wird man mit dem offenen Ausbruch der Krise in der nächsten Woche zu rechnen haben, wenn die Volkspartei nicht getreu ihrer Tradition noch in letter

tämen. Wie steht es mit der Auswahl des Offiziersera sages? Wieviel Heeresangehörige mit Boltsschulbildung feien im letzten Jahr und in den Jahren vorher Offiziere ge­worden? Nach den Bestimmungen sei dies theoretisch möglich. Wie stehe es aber in der Praxis. Die Selbstmorde seien im letzten Jahr erfreulicherweise etwas zurückgegangen. Immerhin feien noch 87 Selbstmorde und 48 Versuche dazu vorgekommen. An der Spize der Selbstmorde stehe Berlin   mit 33.

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Die Reichsfarben Schwarzrotgold scheinen in der Reichswehr  noch immer so gut wie unbekannt zu sein.

Eine der letzten Taten von Dr. Geßler sei die Herausgabe des bekannten Flaggenerlaffes gewesen. Aber dieser Erlaß sei so weit­maschig, daß er allen beteiligten Stellen leichte Möglichkeit gebe, sich hindurchzudrücken. Beim Behrtreistommando München sei bei einer Festlichkeit jüngst nur die Kriegsflagge und die bayerische   Flagge gehißt gewesen. Eine Erkundigung habe er geben, daß für das Hissen der Reichsflagge tein Mast vorhanden gewesen sei und das Geld zur Aufstellung eines solchen gefehlt habe. Solange die Traditionspflege in der bisherigen Weise geübt werde, sei es ausgeschlossen, die Masse der Reichswehr   zu staatstreuer Gesinnung zu erziehen. Ganz besonders schlimm scheinen in dieser Beziehung die Dinge in Heffen zu liegen. Ueber die Kieler Waffenschiebungen verlangte er flare Auskunft des Mini­steriums, insbesondere darüber, ob irgendwelche Reichsstellen damit in Beziehung stehen.

Der Reichswehrminister Groener wird auf die sozialdemokras tische Kritik erst morgen antworten.

Stunde umfällt. Sie hat für nächsten Sonntag ihren Schul­ausschuß einberufen, der jedoch, wie die Tägliche Rund­schau" meint, auf der bedingungslosen Aufrechterhaltung der Simultanschule bestehen wird.

Trotz der freundlichen gegenseitigen Drohungen wurde heute vormittag der Kuhhandel zwischen Vertretern des Zentrums und der Volkspartei fortgefeßt, um noch eine Kompromißformel in der Schulfrage zu finden. Ein Ergebnis der neuen Verständigungs­versuche ist bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.

Heffens neue Regierung.

Weimarer Koalition.

Darmstadt  , 9. Februar.. Die drei Regierungsparteien Hessens veröffentlichen folgende Er­flärung: Die Verhandlungen über die Regierungsbildung in Hessen   sind gestern abend zu Ende gegangen. Die Regierung wird gebildet von der Sozialdemokratie, dem Zentrum und der Demokratischen Partei. Als Staatspräsident wird auf Grund der getroffenen Verein­barung der bisherige Landtagspräsident de lung( Sozialdemo frat) vorgeschlagen. Adelung soll zugleich das neu zu organisierende Ministerium für Kultus und Bildungswesen übernehmen. Für das Ministerium des Innern ist Abgeordneter Leuschner( Sozial­demokrat), für das Justiz ministerium Abgeordneter Kirn­ berger  ( Bentrum), der zugleich das Finanzministerium übernimmt, und für das Ministerium für Arbeit und Wirtschaft der Abgeordnete Sorell( Demofrat) vorgeschlagen.

Nicht Ober-, fondern Niederschlesien war es, das gestern im Wirtschaftsprogramm durch berufene Bertreter vortragen ließ. Der parlamentarischen Abend bei dem Reichstagspräsidenten Löbe sein Uebermittlungsfehler ist also zu berichtigen.

ersten Musikernamen der Schweiz  . Aber dieses Land der höchsten| tragsfolge ist kaum danach angetan, der ,, neuen Mufit" Freunde zu Berge und der höchsten Menschheitsideen ist kein Land der größten Musiker; es fehlt, so scheint es, Weite des Horizonts. Le Laudi", das ist eine Arbeit von unbedingter bürgerlicher Wohlanständigkeit; von da ist kein Riesenschritt zu kleinstädtischer Spießbürgerlichkeit. In solcher Kunst, folcher Kunstübung, befunden sich gewiß wertvolle Kräfte der Erhaltung, Kräfte gutbürgerlicher Mufiftultur, aber das Musikvereinsleben profitiert mehr und unmittelbarer davon als das große, das eigentliche Mufifteben der Gegenwart- wenn wir unter Musikleben einen Teil jenes Lebens verstehen, das uns, drängend und treibend, als heutige Wirklichkeit umgibt.

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Wie sieht, in Musik umgesetzt, diese heutige Wirklichkeit aus, wie überhaupt vermag sie sich in Mufit umzusegen? Es wäre ein mie überhaupt vermag sie sich in Mufit umzuseßen? Es wäre ein bequemer Irrtum, zu glauben, neue Wirtschafts- und Gesellschafts­formen erzeugten ohne weiteres auch neue Kunstformen. Es ist nicht ,, kapitalistische" Mufit, die von den Komponisten der kapitali stischen Welt geschrieben wird und wurde, und der Musit, die heute im bolichemistischen Rußland komponiert wird, haftet durchaus nichts Bolschewistisches" an. Beispiel: die Sinfonie in F- Moll des 21jährigen Dimitri S3 ost a towicz. Er soll, so hört man, zu den stärksten Talenten der jungen sowjetrussischen Generation zählen, und er zeigt jedenfalls ein durchaus persönliches Profil, modernes Musik­gefühl und Wissen um die Probleme der musikalischen Gegenwart; aber er wurzelt in der vorbolschemistischen Vergangenheit seines Landes und orientiert sich am Mufitfortschritt Westeuropas  ; von einer anderen Welt tann teine Rede sein. Vielleicht wird einst eine wahrhaft neue Gesellschaft wahrhaft neue Formen der Musik finden. Einstweilen wollen wir zufrieden sein, wenn das Bild sich um neue Persönlichkeiten bereichert. Und wir müssen Bruno Walter  dankbar sein, daß er uns mit dieser interessanten Komponistenper­fönlichkeit bekanntgemacht hat. Es geichieht im fünften Bruno 23 alter Konzert, das wieder, gipfelno in der Fünften Sinfo­Walter Konzert, das wieder, gipfelno in der Fünften Sinfo nie von Beethoven  , bestätigt, was wir längst wiffen: wo dieser Musiker steht, da ist der erste Platz des Berliner   Musiklebens. Zwischen den beiden Sinfonien spielt Arthur Schnabel   Mozarts G- Dur- Konzert. Aber am nächsten Abend sitt er im Beethovenfa al am Flügel, es ist das erste in einem Zyklus von sieben Konzerten, gemeinsam mit seiner Gattin, Therese Schnabel  , wird er uns durch das Klavier- und Liedwerk Franz Schuberts   führen. Man tann Mozart   nicht mozartischer, Schubert   nicht schubertischer spielen als dieser geistig überragende, doch in seiner mufitantischen Feinfühlig­Beit unvergleichliche Pianist, zu deffen höchsten Lob nichts neues zu sagen, zu dessen Bild nur hinzuzufügen ist, daß er es an diesen zwei Abenden von neuem bestätigt. Und auch, wie Therese Schnabel Schubert- Lieder singt, mit letter Konzentration des Ausdrucks, mit einer Innerlichkeit, die alles Aeußere des Klanges vergessen macht, auch das gehört zu den Tatsachen der heutigen Musikwelt.

Die Freunde alter Musit" erweitern an ihrem dritten Abend ihr Programm auf ,, alte und neue Mufit". Aber die Vor­

werben. Hermann W. v. Waltershausens Krippenmufit" hört sich als Musit nicht gerade neu an, die Sache ist weder turzweilig noch interessant, und Paul Hindemiths Konzertfuite aus der Bantomime Der Dämon" leidet unter dem Mangel so vieler solcher Konzert­bearbeitungen: was für die Bühne gemeint war, verfehlt im Kon­zertsaal einen Teil seiner Wirkung; nach Waltershausen   immerhin eine Erlösung. Und das neue Kammerorchester, an dessen Vervoll­tommung Michael Taube   unermüdlich arbeitet, hält sich ausge­zeichnet. Alice Ehlers  , die bekannte Cembalistin, und der Cellist Paul Hermann  , der sich jüngst in einer Matinee der Volks= bühne so glüdlich eingeführt hat, finden im ersten Teil des Kon­zerts, bei der alten Mufit" Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung. Und da ist auch noch die Pianistin Fanny Weiland, die sich in einem eigenen Konzert, mit einem interessanten Programm sehr porteilhaft präsentiert. Und da ist endlich Mary von Ernst, die Koloraturprimadonna des Karlsruher   Landestheaters: eine Sängerin von außerordentlicher Musikalität und ungewöhnlichem Rönnen. ( Die Berliner Staatsoper hat zurzeit feine so geschulte Koloratur­stimme.) Und der Generalmusikdirektor Josef Krips  , den sie sich aus Karlsruhe   mitgebracht hat, macht als Dirigent des Berliner  Sinfonieorchesters den besten Eindruck.

Mascoffchen im Neuen Theater am 3oo. Das rührige Theater am 300 hat mit der Neueinstudierung von Brommes ,, Mascott­chen", einer der nettesten Operetten der letzten Jahre, einen aus­vertiefte und doch sehr lustige Handlung, und der saubere, erfindungs­gezeichneten Griff gemacht. Die vernünftige, zum Teil gemütvoll volle, unaufdringliche Saß des oder vielmehr der Komponisten tragen immer noch den Sieg über soviele Nieten davon. Die farben­reiche, szenische( Frig Beckmann) und die straffe, temperamentvolle und doch äußerst distrete musikalische Leitung( Hermann Henze) find des höchsten Lobes wert. An der Aufführung ist das treffliche Ensemble noch höherstehend als der Star. Hilde Wörner  , deren illusionsraubend wirft, gelingt die feine junge Dame" und das bis in das Gefangliche hinein abfärbende rauhe Sprechstimme start unbeschriebene Blatt" weit weniger als nachher das befchmippſte" und das Mascottchen" in der Hosenrolle. Ihr überlegen sich fein einfühlendes Können fei unangetastet. Eva Bord, die Gegen spielerin und die andere Marion, fönnte etmas dekadenter, angefaul ter, zweideutiger sein. Sie ist zu solide. Aber Gefang und Spie! sind jonst gut. Den Haupterfolg holte sich naturgemäß wieder Friz Bedmann als alter Seebär. Beter 5 aenselaers, der sym­pathische, gutspielende Harold, dürfte gefangstechnisch noch etwas lich fessen Erik tadellos. Auch Berta Scheven, Alfred Hay­freier werden. Helmut Krauß gibt dem duckmäuserischen, heim­nisch, Rosel Niering und die vier Secoffiziere find erwähnens.

wert.

5. M.

Geifferffunde. Am Sonnabend, dem 11. Februar, nachts 12 Uhr, findet in der Piscator   Bühne am Nollendorfplat, eine bunte Nacht, veranstaltet von Staberettisten, Schauspielern und Autoren, statt.