Mittwoch 15. Kebruar 1925
Änterhalwng unö ANissen
Beilage des Vorwärts
Die perle. Bon Edvort» StilgeSauer. Kein Mensch würde diese Geschichte, die auch dem hartgesottenen die haar« zu Berg« treibt, glauben, hätte sich nicht James Sloan für sie verbürgt. Und noch mehr. Dieser ehrenwerte Engiishman, der am„Strand* ein flott gehende» Herrenmodegeschäst betreibt, mithin also den beststtuierten Kreisen der Metropole angehört, führt Mister Gibbs, seinen Freund, als Kronzeugen an, der an jenem unvergeßlichen Nachmittag zusammen mit ihm das Zelt des Zirkus „lorren* betrot. Die„Perle* also, um die die Sache geht, nannte sich höchst einfach Annie Smith und Sloan verdankt« sie einer kleinen Anzeige in der „Daily Mail*, die er für ZK Schilling eingerückt hatte. Annie Smich war die achtzehnte Nurje, die nun bei dem kleinen, rrst IS Monate alten Bob, Mister Sloans einzigem Sprößling. Mutterstelle vertrat. Die ersten Siebzehn hatten es nur Tage, be- ziehuagsweiie Stunden auf ihrem verontwortungsrcichen Posten aus- gehauen. Denn Mister Sloan oerlangte etwas für fein gutes Geld, und Schilling in der Woche, das war doch— weiß der liebe Gimmel— in dieser Zeit kein Pappenstiel. Aber jetzt endlich klappte olles. Es ging wie am Schnürchen. Mister Sloan war des Rühmens voll. Diese Annie Smith war zum mindesten ein pädagogisches Genie. Mehr als dos, sie war mit einem Wort eine„Perle*. Sie verfiel aus hundert Ideen, den Meinen, der sonst immer so mords- mäßig geschrien hatte, bei guter Laune zu erhalten. Ihre Engels- geduld war wirklich unerschöpflich. Sie brachte Opfer, Opfer aus der eigenen Tasche, wie Mister Sloan mit Befremden feststellte. Es ver- ging kaum ein Tag, an dem ste den glücklichen Vater nicht mit einer neuen, wenn auch wohlfeilen Spielerei, die den Kleinen unterHollen fällte, überrascht hätte. Ein Harlekin aus Gummi, eine Ente aus Zelluloid, eine Rassel mit silbernen Schellchen... das waren Annies letzte Anschaffungen. Mister Sloan wurde nachdenklich, denn er glaubte als waschechter Bustneßman vom Londoner Strand nicht an so viel Selbstlosigkeit. Er zog also seinen Zuschneider Ienkins in dos Vertrauen, und dieser machte ihm die überraschende Mitteilung, daß er Miß Annie Smith jüngst In einer benachbarten Wechselstube der„Bant of Manchester* angetroffen habe. Ein« Rurs« als Kapitalistin, das war doch ein Unikum, deduzierte sehr richtig Mister Sloan. Zum Glück kannte er ja Scribener, der Clark in besagter Wechselstube war. Der war ein„Gent * und schuldete ihm infolge- dessen noch zwei Pfund auf einen Anzug, den er auf Ratenzahlung genommen hatte. Der würde ihm also schon durch ein« Andeutung trotz aller Bankgeheimnisse den gewünschten Gefallen tun. Miß Annie Smllh mußte ihre Ersparnisse auf der„Bank of Manchester' placiert hoben, anders war das wohl nicht gut denkbar. Scribener frühstückte/n der„Traveller-Bar*. Hier fühlte ihm Sloan, bei einem Whifty mit Soda, den er großmütig spendiert«, un» auffällig auf den Zahn. Die Geschichte wurde nur noch mysteriöser. Roch der heiligen Persicherung Scribener», der stch Miß Smith wohl gemerkt halle, und der stch infolgedessen gar nicht irren konnte, kam dies« gar nicht auf die Bank, um Geld abzuheben, ganz im Gegenteil, sie kam, um solche» einzuzahlen... und zwar immer gleich an die Hunden Pfund. Ein kleines Vermögen in dieser Zeit, auch in England,— wo nahm die Rurse solche Mittel her? Sollte sies Aber auch Abwog« brachten solche Summen nicht ein. Mister Sloan war fprachlos. ffienn er über alle Möglichkeiten nachdachte, dann perlte der Angstschweiß auf seiner stch m eine ungeheure Glotze fortsetzenden Stikn. Da traf er eines Nachmittags einen Jugendfreund, den er ganz aus den Augen verloren hatte, auf der Straße. �Hallo, Gibbs!* .Fjallo, Sloan!' Die beiden schüttelten stch die Hand. .Aommst du mit?' „Wohin?' jIn den Zirkus Torren! Nur ein paar Schritte von hier!* �Humbugl* „Und ich sage dir. auch in London noch nicht dagewcseni* „Looping the Loop?* „Nein... Ein Dressurakt,.. von einer Waghalstgkeit. um nicht gleich zu sagen. Frivolität... Worauf diese Fellvws nicht alles versallen, to mall- morinex.. die Polizei sollt« den Burschen dos Handwerk legen... aber es zieht... Taufende heimst der Kerl mit diesem Trick zweimal an jedem Tage«in. und wir können schuften... du wirst dein blaues Wunder fehe�i. sag« ich dir! Komm' mit!*' James Sloan wußte in der Tat nicht, welche unheimliche Gewalt des Grauen» und der Neugier ihn da mit einem Mal« in der Gestalt seines Jugendfreundes Gibbs nach dem Eingang des Zirkuszeltee zog. Hier stand die sensationslüsterne Menge Kopf an Kopf und es dauerte schon eine ganze Well«, bis stch Sloan und Gibbs an der Kasse ihre Plätze erobert hatten. Nun saßen ste in emer der vordersten Reihen, denn die billigen Plätze waren längst schon oll« ausverkauft. „Er bekommt hundert Pfund für die Nummer!* „Wer?* „Der Lionking(Löwenkönig), wer denn sonst?* hundert Pfund? Ist denn das möglich?* „Aber ich bitte dich... Das Zelt* saßt doch 4000 Personen. Sloani* Der Clou bildete den Mittelpunkt der Borstellung. Sloan und Gibbs mußten sich in Geduld fassen, die Clownspäße und Trapez- nummern. der Riggertanz und die Song« gingen in Gnaden vor- über... und die Manege hatte stch in einen Käsig verwandelt. Lionking trat aus. Atemlos« Still«. Die Brust mit ungezählten Orden behängen, ein« kurz« Rilpferdpeitsche in der Hand, stand er jetzt mutterseelenallein hinter den Eisengillern. eine achtunggebietend« Erjchcinung. Sein knappe» Kostüm erinnerte an die Uniform eines Honved. und der dicht- schwarze Schnurrbort trug das feine zu solchem Eindruck bei. ±, Die Wärter trieben rhm die Tiere au, den Transporttäsigen zu: Bier riesige abessyuifche Löwen mit schwarzbraunen Mähnen, zwei Königstiger au- Bengalen, drei buMe Leoparden. Fauchend fügten stch die Katzm und nahmen ihre Plätze auf den bereitgestellt«, Schemeln ein. In dem Ledergurt des Lionking funkelt« die Schußwaffe... für alle Fälle. Auf dem ersten Schemel recht- vorn saß Sultan , ein Musterexemplar seiner Rosse. Der Bändiger hatte soeben sein Brummen des Mißbehagens mit einem winzigen Stückchen roh«, Fleisches in behagliches Knurren gewandelt. Nun kraulte er die
schwarze Mähne des majestätischen Tieres und trat vor. Ja dem Gitter des Löwenköfigs befand sich ein kleines Fenster, dos der Lionking öffnete. Er wandte stch an das Publikum: „Um den verehrlichen Herrschasten.zu beweisen, wie fest ich meine Tiere in der Hand halte, pflege ich jede meiner Norjührungen mit einem harmlosen, aber waghalsig erscheinenden Experiment einzu- leiten. Hat eine der anwesenden Ladies die Liebeswürdigkeit, mir ihr Kind für ein paar Minuten anzuvertrauen? Mein Freund Sultan wird es so zärtlich behandeln, als ob er nicht König der Wüste, sondern eine gelernt« Rurs« wäre!" Eine Minute der Spannung oerstrich... Do erhob stch eine jung«, elegant gekleidet« Frau aus einer Logb. Sie trug ein in Spitzen gehülltes Baby auf dem Arm und schritt kurz entschlossen auf den Lionking zu. Aber sie erreichte ihn nicht. James Sloan hatte ste zu Boden geschlagen und stch des Kindes bemächtigt. War ste doch keine andere als Annie Smith... die Perle.
Träume auf Bestellung. Berschiedene Dichter haben begeistert die„künstlichen Paradiese' gepriesen, die der Mensch sich selbst durch die Erzeugung von Träume bereiten kann. Die Engländer Coleridge und De Quincey haben die phantastischen Visionen geschildert, die sich der Opium- raucher verschafft, und der Franzose Baudelaire , der berühmteste Haschischesser, schwärmt von„wundervollen Lichterscheinungen, Herr- lichem Geleucht, Kaskaden flüssigen Goldes'. Kürzlich hat Gustav Meyrink die Träume geschildert, die ihm nach der Einnahme von 30 Gramm Haschisch zuteil wurden. Aber wenn De Quincey jubelte, daß man sich„das Glück für ein paar Pfennige kaufen und in der Tasche bei sich führen kann,' so ist diese Seligkeit nicht nur dem Kulturmenschen vorbehalten, sondern primitive Völker haben vielfach Mittel gesunden, durch die sie sich den Genuß wundervöller Träum« erringen konnten. Mit solchen„Träumen auf Bestellung' hat man sich in letzter Zell auch wissenschaftlich beschäftigt, und in der Frank- furter Wochenschrist„Die Umschau" weiß Dr. Emil Lenk davon allerlei Erstaunliches zu berichten. Die Träume, die bei der Aether - oder Chlorosormeinatmung erzeugt werden, sind häufig„Wasser- träume*, denn vor der Operation waschen sich die Aerzte gewöhnlich die Hände, der Kranke hört das Wasser rieseln und taucht dann im Dämmerzustand in unendliche Ozeane unter, sieht sich von Fischen umgeben und spielt mit ihnen. Den Inhatt der Träum« kann man besonders durch Gerüche beeinflussen. Eine Person, die man im
Schlaf Kölnisches Wasser riechen ließ, glaubte in dem Geschäft von Johann Maria Farina in Kairo zu sein und hatte im Anschluß daran erstaunliche Abenteuer. Amerikanischen Versuchspersonen wurde in zehn aufeinandcrfolgeitden Nächten eine zerdrückte Gewürz- nelke aus die Zunge gelegt. Bon 254 mitgeteilten Träume» waren 17 Geschmacks- und 8 Gcwürzttäumc: nur 3 bezogen sich auf Gewürznelken. Meist wurde der Reiz anders gedeutet: so träumte eine Studentin wegen des brennenden Geschmacks auf der Zunge von einem Brand des Hauses. Lenk hat an 420 Personen Versuche unternommen, um durch Gerüche den Traum zu beeinflussen. Im allgemeinen reagierten die Frauen besser als die Männer. Mit der Stärke der eingeatmeten Flüssigkeit nahm die Erinnerung an den Traum zu. Flüssi�eiten, die im Wachen angenehm rochen, er- zeugten meist schöne, mit Glücksgesühl verbundene Träume, während unangenehm riechende Stoffe grausige und wüste Träume hervor- riefen. Ein Mann, dem man im Schlaf etwas Wasser auf die Stirn goß, träumte, er wäre in Italien , schwitzte heftig und trinke Orvieto - wein. Durch den Lärm eines Weckers wurde der svlgende Traum ausgelöst: der Schlafende sah ein Küchenmädchen mit einigen Dutzend hoch aufgetürmter Teller den Korridor entlanggehen: die Porzellan- sönle wackelte beträchtlich. Sein Zuruf, acht zu geben, nützte nichts. An der Türschwelle strauchette ste, und das Geschirr zerschmetterte in Hunderte von Scherben, wobei der Träumer jäh erwachte, um, zu bemerken, daß der Wecker seine Schuldigkeit getan hatte. Auch durch Hypnose können bestimmte Träume hervorgerufen werden. Ein Herr, dem man suggerierte, er habe Zahnschmerzen, träumte: „Wir waren beim Watschenmann(eine Volksbelustigung im Wiener Prater , bei der man eine Figur ohrfeigt, während ein Zeiger die Stärke angibt). Den habe ich solange gchaut, bis sein Gesicht immer größer und größer wurde." Der Zahnschmerz wurde also bildlich dargestellt. Man konnte auch durch Schlaghypnose an- genehme oder unangenehme Träume erzeugen, je nach der Störte > des Reizes. So verwandelte sich das Ticken des 1 Meter entfernten � Weckers in eine liebliche Musik, während das Ticken des 20 Zentt- mcter entfernten Weckers als Gewitter oder Explosion geträumt � wurde. Bei einem Gewicht von 20 Gramm, das auf den Kopf gelegt wurde, entstand ein Traum, von der sich anschmiegenden Geliebten: bei einem Gewicht von 2 Kilogramm die Vorstellung, man werde von einem Zulukafser mit der Keule erschlagen. Eine einprvzentige Lösung Vanilin erzeugte einen angenehmen Traum von einer Kindergesellschast mit Schokolade und Torte, eine ein- prozentige Ammoniaklösung den Eindruck eines Gasangriffs und eine fünfprozentige Ammoniaklösung das Gefühl, in einer Kloake zu versinken Nicht Immer aber euzeugt ein bestimmter Reiz einen bestimmten Traum, sondern dieser wird vielfach umgedeutet
Aus der Geschichte der Maske. Vom Gebrauchsgegenstand zum Kaschmgsulk.
.Die Schwärze sener neidenswerte, Larven, die schön« Frauen Stirnen küssen, bringt uns in den Sinn, daß sie das Schön« bergen." Dies Wort des liebetrunkenen Romeo mag vielleicht auch wieder zur Faschingszeit verführerffchen Schönen auf Maskenbällen und Redouten zugeflüstert werden, zu Shakespeares Zeiten hatte es aber ein« viel alltäglichere Bedeutung als in unseren Tagen, denn die Maske gehörte damals notwendig zur Straße ttoilette«!e- ganter Damen: ste spielte im Reich der Mode die geheiinnisreiche und faszinierende Rolle, die sie heute nur in seltenen festlichen Momenten beanspruchen darf. Die Gewohnheit des Maskentragens bei Herren und Damen ist zuerst ig Frankreich aufgekommen, und zwar läßt ste sich bereits im 14. Jahrhundert unter der Regierung Karls V. konstatieren, wo ste wahrscheinlich aus der Mod« des Cacheneztragens entstand. Das Cache» cz, das man im Winter trug, um dos Gesicht gegen Kälte zu schützen, war ein Stück vier- eckigen schwarzen Stoffs, das an den Ohrenklappen de» Winter- Hutes befestigt wurde und unterhalb der Augen das ganze Gesicht bedeckte. Diese unschönen»Wetzsteine der Nasentropfen", wie der Satiriker H. Estienne diese Raseatücher nickt gerade höflich genannt hat, wurden schon damals durch«ne anliegende Halbmaske ersetzt. Doch der fromme Karl VI. verbot wieder im 15. Jahrhundert die »falschen Gesichter*, und erst u tter Franz I. von Frankreich begann die eigentliche Blütezeit de» Maskentragens. Die Damen behaupteten, dieser schmiegsamen Larven zu bedürfen, um ihre zarte Haut sowohl gegen rauhe Winde wie gegen große Hitze zu schützen: im ge- Heimen aber mochte die Sehnsucht nach kokettem Intrigenspiel, nach den tausend Heimlichkeiten und Uebervaschungen, die die Maske ge- währt, der Hauptgrund sein, daß die gestrenge Mode einer Dame von Welt das Ausgehen ohne solch einen Gestchtsschutz überhaupt verbot. Der lustig tolle König Franz griff dies« Mode mit Freuden aus, er erschien mit seinen Hosleuten und Pagen gern in den Straßen von Poris maskiert, um allerlei Schabernack und Scherz zu verüben, schlüpfte wohl auch heimlich unter dem Schutz seiner Larve zu seinen galanten Abenteuern. Die Masken de» Königs, deren in Rechnungen Erwähnung geschieht, müssen sehr luxuriös gewesen sein: die Kunst des Schneiders vereinte stch mit der des Malers, und wir dürfen uns vorstellen, daß vielleicht sogar Leonardo eine Maske des Königs farbig ausschmückte. Bon Frankreich aus verbreitet« sich das Maskentragsn üb« eine ganze Well der Renaissance. Der extravagant« Schmuck der Larven ward ausgegeben, und durch fast zwei Jahrhunderte hin herrschte nun die einfache Maske aus schwarzem, seidegefüttertem Samt oder aus Atlas, mit zwei Löchern, die einen Teil d« Stirn und das Gesicht bis zur Rase bedeckt«, während d« untere Teil frei blieb. Manchmal erschienen dies« Masken auch in Gestalt einer breitgeränderten Brille, nur«inen schmalen Streif des Gesichts ver« bergend: festgehalten wurden diese Larven durch eine im Innern angebracht« Kette, die in eine Perle endete, die in den Mund genommen wurde, oder auch durch einen unten an der Maske ange- brachten Stahlbügel, dessen Ende man zwischen den Zähnen hielt. Der Stahlbügel hatte vor der Perl« noch den Vorzug, daß durch ihn zugleich die Stimm« verändert wurde. Solche Masken trugen die Herren hauptsächlich in ausgelassen« Feststimmung od« bei zärt- lichen Rendezvous: die vornehmen Damen legten ste de» Nachts an, um dadurch die kosmettschen Mittel auf dem Gesicht festzuhalten, dl« der Haut ihre Frische bewahren sollten, sie trugen sie aus der Straß«, bisweilen auch m Gesellschaften. In Shakespeares Tagen
durste keine Frau im Theater ohne Maske erschsinen: vornehm« Damen wie Kurtisanen verbargen sich in gleicher Weise unter diesen .nachtdunklcn Schatten", und so geschah es denn auch, daß man viel« fach die ehrbaren mit unehrbaren Frauen verwechselt« und durch das Maskentragen eine Freiheit d« Sitten entstand, die die Puri-' taner entrüstete und zu Verboten des Maskentrogens führte. 1615 finden wir auch in Deutschland einen Prediger, namens Mess«- schmied, der»gegen die teuflischen Erfindungen der Viasken und Larven* wettert: Mvscherosch spottet in seinem„Philander von Sittewald*:„Die häßlichen Gesichter zu verdecken, hat man die Masken- und Flvrschleier«dacht.* Dagegen empfiehlt Johann Christian Wagenseil gegen Ende des 17. Jahrhunderts der deutschen Frauenwelt das modische Maskentragen:«Wenn das Frauenzim- in« in Frankreich geschwind ausgehen und sich nicht viel anziehen will, nimmt es die Maske vor den Kopf, daß nichts als die Augen herausgucken, und geht so inkognito: wenn aber ein Bekannter kommt oder einer, dem sie Assektion bezeugen will, nimmt sie die Maske herunter. Diese ist von schwarzem Samt gemocht und in- wendig ein Kristall angenäht, welchen das Frauenzimmer in den Mund nimmt, damit st« die Maske halten kann." In dem deutschen Modebrevier vom Anfang des 18. Jahrhunderts, dem„Frauen- Lexikon* des Amaranthes, wird die Maske noch als im Gebrauch erwähnt:„Ist eine von schwarzem oder anderem bunten Samt nach dem Gesicht geschnittene und zusammengepoppte Form mit offenen Augen-, Nasen- und lKundlöchern versehen, deren sich das Frauen- zttnmer aus den Redouten, Reisen oder Spazierfahrten, wenn es inkognito gehen will, zur Bedeckung des Angesichts zu bedienen pflegt und selbige durch eine von innen angeschlungen« Koralle oder auch an einem durchgesteckten Ring in dem Mund festhält. Sie find entweder mit Gold oder Silber gestickt oder glatt.' Sott der Mitte des 18. Jahrhundert» ist das Maskentragsn in der Mode allgemein aufgegeben und bleibt von da an nur d« eigentlichen Zeit der Maskerade, dem Karneval, vorbehalten.
Fortschritte in d« Sinolechnik. Die Farben smpfindlichkeit de« Films, die bezweckt �?ell und Dunkel in ß. chen Abstufungen wieder- zugeben, wie sie das Auge beim Original empfindet, ist durch die Einführung des panchromatischen Films sehr gesteigert worden,»da diese nach Mitteilungen sranzöstscher Fachbiätter die Helliqkeitsab- stufungen für alle Farben des Spektrums richtig abbildet. Eine neue Erfindung des bekannten Regisseurs des Napolevn-Fllms, Abel Ganc«, ist die Panoromaaufnahme, wobei drei nebeneinander angc- ordnete Ainnahmeapparate das Gesichtsfeld in drei Feldern also in dreifacher Breite aufnehmen, wodurch stch besonders bei Massen- szenen gewaltige Wirkungen erzielen lassen. Die Wiedergabe er- forden allerdings eine besonders breite Leinwand, sie erfolgt durch drei zwangsweise synchrom laufend« Projektionsapparate, van denen die zwei äußeren, schräg nach auswärts aerichtet sind, und die drei Op«ateure zur Bedienung brauchen. Hierbei muß auch der Bor- führungsraum zur Dermeidung von Verzerrungen durch zu groß« Schrägstellung eine gewisse Mindestläng« haben. Blumenfälschungen. Die grünen Tulpen, die jetzt vielfach in den Blumenläden«scheinen, müßten dem Botanik« als ein Wundrr der Züchtung gelten, denn es ist bisher noch nie gelungen, die grün« Farbe zu erzeugen. Ab« diese seltsame Färbung ist eine Fälschung. die von Italien her zu uns gekommen ist. Dort beschäftigt man sich fett langem mit dem künstlichen Färben der Blumen und hat diese zweifelhafte Neuerung auch zu uns gebrocht,