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Beilage Donnerstag, 16. Februar 1928

Der Abrno

Spalausgabe des Vorwärts

Ehrhardtbanden und Rotfront.

Neue Enthüllungen über Verbindung mit der Reichswehr

B

In seiner gestrigen Frühausgabe brachte der ,, Borwärts" aufsehenerregende Enthüllungen über die Beziehungen, die der in Preußen verbotene Biting Bund zu Reichs­ wehr - und Reichsmarinestellen unterhält. Der Vorsitzende der fozialdemokratischen Landtagsfraktion, Abgeordneter Ernst Heilmann , hat auf der Preußenkonferenz der Sozialdemo fratie eine Reihe von Briefen verlesen, die von Biking­Führern geschrieben waren und die Verseuchung der Marine durch putschistische Biting- Leute ganz eindeutig be­leuchten. Einer der Hauptbeteiligten ist der Wifingmann Plaas. Diefer Plaas gehört zu den Mitwissern des Rathenau- Mordes und ist seinerzeit in dem großen Brozeß gegen die Rathenau - Mörder wegen Mitwisserschaft und wegen Unterlassung der rechtzeitigen Anzeige zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Wir sind heute in der Lage, einige weitere Briefe aus diesem Putschiftenlager zu veröffentlichen. Sie zeigen jedem, der lesen kann, daß die Parole des Kapitans Ehrhardt ,, heran an den Staat!" nur zu verstehen ist im Sinne der inneren Aushöhlung und der offenen lleber rumpelung der Republik . In dem Briefwechsel erscheint Plaas zumeist unter dem Spitznamen Dider". Der Staats­gerichtshof, der seinerzeit die Rathenau - Mörder aburteilte, hat ausdrücklich festgestellt, daß Plaas und Tillefsen voll. fommen in den Plan der Mörder eingeweiht. maren und daß fie ihn weder verhinderten noch rechtzeitig der Behörde davon Mitteilung machten.

Die nachstehenden Briefe zeigen, daß die Putschbestre bungen dieser Gesellen nach wie vor bestehen und daß ihre besondere Hoffnung neben der Reichswehr hauptsächlich auf die Kommunisten gerichtet ist, während die Sozialdemokraten als ihre schärfften Gegner erscheinen, die von ihnen als die ,, roten Banditen" bezeichnet werden.

v. Fichte,

Der Putschkapitän Ehrhardt bei seinem Einzug mit der Meutererbrigade beim Kapp- Putsch .

Mit Reichswehr und Rotfront! teige Bürgertum und über die sogenannten Nationalen hin Rathenaumörder. Red. d. B.") willen...

Abschrift.

Lieber Blaas!

muß. Ich sprach nur von der Notwendigkeit der organisierten Masse im Hinblick auf die vom Chef( Ehrhardt. Red. d. B.") augenblidlich eingeschlagene Politit, die sich parlamentarischer Mittel bedient. Ich Klingsch bleibe in Treue stets Dein

one und Bauern zusammen den Staat erobern wollten, fiber bas wir sprechen, um der Brigabe, um Rerus und Fischers( die weg. Es wird sich hier vor allem auch darum handeln, Anschluß Meine seinerzeit mitgesandten Ausführungen über die Masse haft an die Rotfronfleute oder Kominuniffen zu bekommen, um dort fefte Du, wie es scheint, mißverstanden. Natürlich bin auch ich der An­Kassel, den 14. Dezember 1927, Propaganda für die ruffische Stalin - Richtung zu machen. Wie weit ficht, daß Reginastraße 16. wir Erfolge haben werden, wird sich ja dann bald herausstellen. die Tat, der erste Anstoß, nur durch eine fanatische Nun noch furz eine sehr interessante Nachricht. todesbereite Minderheit geschehen Einer unserer Leute in Dieburg bei Darmstadt hatte am Sonn­tag, 11., abends, Gelegenheit, einer Führersigung von Rot front beizuwohnen als Spigel im Kleiderschrant im Auftrage der Polizei, für die er arbeitet, um zur Schußpolizei zu kommen. Uebrigens aftbewährt und seit Jahren im Bunde, also teine Gefahr. Im Frühjahr soll es spätestens losgehen. Bis dahin Ausrüstung in Ordnung bringen und nachts Leute wieder ausbilden. Losgeschlagen soll in Verbindung mit den kommenden Wirtschaftsstreiks werden. Für Rotfront fäme nur die Richtung Trokki in Frage. Man solle darüber aber nicht weiter fprechen, damit fein Spaltpilz in die Partei und Rotfront getragen würde. Bon Bewaffnung murde nichts gesagt. Sonst auch nichts Wesentliches. Die Leute wollen also handeln, ehe sie durch die neue russische Richtung in den eigenen Reihen noch mehr Zwist haben..

Soweit ich im hiesigen Landesverband den Stahlhelm fenne, scheint mir der ganze Apparat doch innerlich reichlich morsch zu sein, und ich habe mir vorgenommen, möglichst menig Kraft noch in diese Unternehmen zu stecken. Soweit unsere Führer drin sitzen, bleiben sie und sollen nach wie vor das gute Material mit inferen Zielen und Anschauungen vertraut machen, aber viel zu gewinnen ist bei der Gesellschaft nicht. Persönlich reise ich rum, um durch gelegentliche Aussprachen oder Ansprachen gute Stahl­helmer auf unsere Linie zu bekommen. Dabei leifte ich mit aller Borsicht weitere 3erfegungsarbeit, indem ich vor allem das Führermaterial fchlecht mache und immer wieder betone, daß im Ernstfalle die Masse der Stahlheimführer doch nicht auf dem Posten sei. Gerade im hiesigen Landesverband hat das guten Erfolg, denn allgemein herrscht Mißstimmung über die höhere Führerschaft. Nebenbei ziehe ich dann auch außerhalb des Stahl­helms unsere Bewegung wieder auf, damit wir für den Ernstfall eine wirkliche Auslese an bestem Material haben. Die Masse wird dann m. E. immer schon von allein fommen, denn den alten Trotteln von Gauführern im Stahlhelm vertraut sich hier doch kein vernünftiger Mensch an.

Weiterhin betone ich immer sehr start, daß unter feinen Um­ständen jemand in die RW. im Ernstfalle eintritt. Die RW. stellt m. E. immer die Vertretung der roten Regierung dar und wird nach ihren Anweisungen allein handeln. Hat der Chef( Ehrhardt. Red. d. B.") aber eine starke Anhängerschaft hinter sich, so farm er in allen Fällen Bedingungen stellen und so unferer Sache, wenn auch zunächst nur in fleinem Rahmen, helfen. Sonst foll mit der RW. die bestmöglichste Verbindung gehalten werden, damit wir bort den Namen des Chefs immer bekannter machen und sich kein

RW.- Mann einfallen läßt, etwa gegen uns zu arbeiten bzw. weiß, daß der Name Ehrhardt unbedingt mit etwas Gutem verbunden ist. Den Offizieren ist es ja wohl Klar, daß, wenn Ehrhardt mal das Heft in der Hand hat, für sie auch bessere Zeiten kommen werden. Die Aus; bildungsmöglichkeiten bei der RW., Sport­schulen pp. , sollen feste ausgenutzt werden.

In bezug auf Waffen soll versucht werden, die be. treffenden schwarzen NW. Waffenfriten] dazu zu bewegen, die Waffen wieder in Privat. hand zu geben, wie dies früher war, weil man ja nie wüßte, was für eine Regierung wir bekommen würden, die vielleicht die ganzen schwarzen Waffenbestände wieder einfach vernichten lassen würde.

Gegenüber der für uns vielleicht zu gewinnenden Arbeiterschaft sollen die Führer betonen, daß wir mit denjenigen nationalen Kreisen, die mur Schmaroher an ber nationalen Bewegung feien, nichts zu tun hätten. Wir dächten gar nigt daran, wie das Gros der alten Offiziere z. B., den Kaiser wiederholen zu wollen oder den Arbeitern in irgendeiner Form thre Rechte zu schmälern usw. Es soll den Leuten flargemacht werden, daß es zweierlei Nationale gäbe. Einmal die, die sich von dem arbeitenden Bolte wieder abgewendet hätten, nachdem sie diese Teile des Boltes als Schutz gegen bie Roten im Augenblid nicht brauchten Dann aber bie Stationalen, bie mit ban verflänbigen Krbeiter

Das wäre es für heute. Sie bekommen noch einige Zeitungs­artifel per Drucksache. Entschuldigen Sie die schreckliche Schreiberei, aber ich muß es allein machen und bin noch nicht so ganz drin. Herzlichen Gruß Ihr gez Fichte. Durchschlag an Oberniz.

Abschrift

Versteckspiel der Verbotenen.

Kiel , den 30. Mai 1927.| Mein lieber Ciedig!

Mein Schicksal hat sich also entschieden. Bom 1. Juni ab gehöre ich zur hanseatischen Dachtschule in Neustadt, allerdings erst auf 4 Mohen zur Probe, Die Bundesangelegenheiten habe ich fol­gendermaßen geregelt. In Hamburg schließen wir uns, wie Du ja bereits weißt, dem Niedersachsenring unter den Dir bekannten Be­dingungen an. In Preußen gehen wir in den Jungstahlhelm, und zwar tommen da nur Sie D. G. Kiel wid Neumünster in Frage. In Neumünster ist unser Vertrauensmann Ulrich Dieße, N., Rugberg 40. In Kiel wird Kobelinsti in die Führung des Jung­stahlhelm eintreten. Seine Adresse ist: Hardenbergstraße 15. Da in Lübed die Verhältnisse nicht flar sind, bleibt vorläufig alles beim alten. In Schwartau, das oldenburgisch ist, wird weiter Die roten Banditen". in Witing gemacht. Der dortige Führer, der seit kurzem vom Stahl. Kiel , 22. März 1927, helm zu uns übergetreten ist, scheint eifrig zu sein und wird ver 4 fuchen, im Oldenburgischen eine Witing- Entlave zu schaffen. Seine Adresse ist Wilhelm Schulz, Renfefeld bei Schwartau. unsere Pfadfinder in zehoe, 70 an der Zahl, werden voraussichtlich Tehows Anregungen abwarten, der das gleiche in Berlin unter dem Namen Nordische Jugend weitergeführt. Ich will dazu vorhat. Die Jungs, zu den Kobelinski die Führung hat, sollen

Mein lieber Dicer!

Die übliche Zeit, die bei mir immer zwischen Brief und Antwort liegt, eft verstrichen, so daß ich zur Feder greife, um Dir für Deinen langen Brief herzlichst zu banten. Ich will gleich meine persönlichen Sorgen vorwegnehmen, damit Du siehst, daß ich meine Gedanken

mur halb bei unserer Sache haben konnte.

Ms Wichtigstes: ich bin aus meiner Stellung ge­flogen. Scheidemann und Konsorten haben es tatsäch lich fertig gebracht, daß das Reichswehrministerium Rotau machte und kein nationaler Regierungs­bonze hat zur Hehe Einhalt geboten. Ich bezweifle ja start, daß meine Preisgabe den internationalen Banditen genügt. Wahrscheinlich ist ihr Appetit nur angeregt worden. Mir soll es gleich sein: Ich sehe nach dieser Seite jetzt auch klar und streiche einen neuen Faktor endgültig aus unseren politschen Be rechnungen.

Ich bin nur darüber froh, daß Du im vorigen Jahre die Stellung hier in Riel nicht angenommen haft! Das wäre ja für Dich und Deine Mutter entfehlich gewesen, wenn Du nach dem ersten erfolgreichen Schritt ins bürgerliche Leben wieder gescheitert wärst. Ich kann nur jedem raten, der im warmen Rest figt, seinen Platz zu halten und den verführerisch ffen odungen auf etwas Besseres nicht nachzugeben. Wenn ich nicht verheiratet wäre, säße ich schon längst in Kanada ...

Bir Freikorpsleute haben immer geschwiegen und unser Licht unter den Scheffel geftellt. Jezt, wo sich die Geister scheiden und der Arminius reines Gold aus dem Bhrasensgutt aus gefchart hat, ertennen wir, daß bos Gold uns gehört. Jet mijen

ebenfalls das Traditionisband tragen. Wegen des Bormarsches muß Sheuer mit den Gruppen direkt verkehren. Die Adressen habe ich thm mitgeteilt. Eine zentrale Beitung der verschiedenen Gruppen ist vorläufig nicht möglich, auch nicht durch Kobelinski. Ich selbst tann nur den Führerring am Leben erhalten. Ich dachte mir die Durchführung so, daß ich zweimal monatlich mit den Führern zu­fammerfomme, wo Berichte eingefordert und die Parolen des Chefs ausgegeben werden. Zu dem 3wed ist es natürlich notwendig, daß ich laufend über alles, was um den Chef und durch den Chef veranlaßt wird, orientiert werde. Nur so bleibt der Sinn des Führerrings erhalten. Ob Du selbst mit den einzelnen Gruppen Direkt verkehren willst, muß ich Dir überlassen. Für Hamburg ist es absolut notwendig. Bertrams Adresse lautet: Otto Bertram, Klein- Flottbet, Baron- Voght- Str. 60.

Meine Adresse Lautet: Harseatishe Dachtschule, Neustadt in

Holſtein. Ih bin von morgen bis zum 11. Juni in Gee.

Beiliegende Briefe soll ich dir von Nüter übergeben. Ich fonnte ihm keine Auskunft darüber geben. Du wirst es wohl tönnen.

Für heute Schluß. Ich muß noch eine Menge Vorbereitungen für die Fahrt treffen. Von Neustadt, aus erfährst Du mehr. Bitte orientiere doch den Chef über meine Anstellung. Ich komme leider heute nicht mehr dazu, ihm selbst Bericht zu erstatten.

Mit besten Grüßen auch von Hilli und Fridthjof stets Dein ges( Unterschrift unleserlich