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BERLIN  

Donnerstag, 23. Februar

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 70 Pf. pro Woche, 3 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW68, Lindenstr.3

Spätausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Nr. 92

B 46 45. Jahrgang.

Anzeigenpreis: Die einfvaltige Nonpareillezeile

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Wilhelms Schwager als prügelheld.

Trunkenheitsexzesse des Herrn Subkoff in Berlin  .

Die Standale um Herrn 3oubkoff, den spring-| Maulaffen feilzuhalten". Der junge Mann weigerte sich natürlich lebendigen Schwager unseres verflossenen Wilhelm, mehren fich. Er hält sich mit seiner Gattin zurzeit geschäftehalber" in Berlin   auf und benutzt die gute Gelegenheit um sich nach Kräften auszutoben. Folgendes Abenteuer, das sich gestern in einem Lokal des Westens ereignete, endete mit der Fest­nahme des Kaiserschwagers.

Kurz nach Mitternacht betrat 21 leg ander von 3oubfoff in Be leitung mehrerer Herren in animierter Stimmung die Caja nova"-Bar in der Luthe str. 22 23. Dem Seft wurde fräftig zuge sprochen. Als Zoubkoff bei Eintritt der Polizeistunde das Restaurant verließ und sich mit einer Dame und einem Herrn in das Foyer begab, um die Garderobe in Empfang zu nehmen, fam es zu einer widerlichen Standalszene. Der 18jährige Willi Friedrich aus der Wicleffstr. 32 ist in jener Bar als Page ange stellt und hat den Auftrag, den Gästen beim Ablegen und Anziehen der Garderobe behilflich zu sein. Friedrich, der sich ständig im Foyer aufzuhalten hat, sprang auch dienstfertig hinzu, um zoubkoff und Genossen beim Anziehen behilflich zu sein. 3. foll nun diefe Hilfe­leistung brüst abgelehnt haben. Der junge Mann nahm darauf wieder seinen von der Direktion festgesetzten Standplatz ein. Zoub foff, der sich mit seinen Begleitern über Dinge unterhielt, die für andere Ohren wahrscheinlich nicht bestimmt waren, forderte den Pagen in groben Worten auf, den Raum zu verlassen und nicht

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Das ungleiche Paar wohnt nicht im Hotel. ,, Adlon  ", weil be­entschieden, diesem Verlangen des Gastes nachzukommen, da dies fürchtet wurde, dort könnte es zu großes Aufsehen erregen, sondern gegen seine Dienstordnung verstoße und er den Platz nicht verlassen im Herkules- Haus" am Lüzowplay. Vom Lüzowplay find es kaum dürfe. Jetzt trat 3oubtoff auf den ahnungslos dastehenden zu und fünf Minuten nach der Genthiner Straße. Die Genthiner Straße fennt Alexander Zoubkoff   ganz genau. Dort hat er schon verfekte dem Knaben mehrere wuchtige Schläge ins Gesicht, früher häufig geschlafen; nicht so tomfortabel wie auf den bis er zu Boden stürzte. Dieser unglaubliche Borfall war von einer früher häufig geschlafen; nicht so tomfortabel wie auf den Schimpftanonade gewöhnlichster Art begleitet, so daß der Geschäfts­führer und Restaurantangestellte hinzueilten, um den Pagen vor weiteren Mißhandlungen zu schützen. 3oubkoff, der keine Ruhe gab, wandte sich jetzt gegen die Angestellten, so daß weiter nichts übrig. blieb, als die Polizei zu rufen.

Der start angetrunkene Schwager des Egfaisers wurde daraufhin feffgenommen und nach dem Polizeirevier 123 in der Bayreuther

Straße gebracht.

Bewußtsein wiedererlangte, mußte, da er über starte Schmerzen am Der Page Willi Friedrich, der erst nach einer ganzen Weile das Kopf und Körper flagte, zur Rettungsstelle 34 gebracht liche Wohnung entlassen werden. werden. Nach ärztlicher Behandlung fonnte er dann in die elter.

Die 7500 Bettelbriefe. Its

Bon zuverlässiger Seite, der das Borleben des Herrn Subtoff in Berlin   gut bekannt ist, werden uns folgende inter­effante Einzelheiten mitgeteilt:

Wie aus Blut Gold wird.

Geschichte des Hauses Rotschild in der Beilage.

Schweit über Amanullah  .

Der brave Goldat schreibt:

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Lieber

Abend"!

=

Weil du möchtest, daß ich dir soll schreiben über den Einzug von dem König Ama nulla, wie er ist durchs Brandenburger Tor   gekommen. Es muß ihm das, glaube ich, sehr schwer geworden sein, weil daß dort der Berkehr so gut geregelt ist, daß es oft dauert eine Viertelstunde, bis man mit dem Aboag hindurch kommt. Aber ich denke mir, daß sie auf einen Fürsten werden einige Erleichterungen ge­schaffen haben, und es hat bei ihm mur zehn Minuten ge­dauert, daß er hineingefommen ist, denn es finden teine Standesunterschiede statt in der Republik  .

Wenn einer einzieht, dann ist es eine schöne Sache, wie ich bas erlebt habe in Brotiwin, wo eine wandernde Birkus­gruppe eingezogen ist und es ist eine große Het gewesen. Denn es sollten wilde Bölkerstämme dabei sein, und man hat fie gesehen mit großen Federbüschen auf dem Kopf und tätowierten Brüften, daß es wie lauter Orden ausgeschaut hat, aber es find nur ein paar Bauernjungen gewesen aus der Umgegend, die sie zurecht gemacht haben für den festlichen i

el

Das prinzlich Subkoffsche Ehepaar. Roßhaarmatraßen des Herkules- Haufes", aber doch immerhin ge eschlafen wenigstens, denn, wenn man ohne Bleibe" ist, wie der Berliner   fagt, dann schläft es sich auch in einem Klubfeffel gut, und Alexander Subtoffs Schlafklubfefsel stand häufig in der Genthiner Straße und zwar im sogenannten

3wed. Und der Kuhhirt hat dazu geblasen, denn sie können fich eine Militärkapelle nicht leisten in Protimin.

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Ruffenklub",

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Und die Leute sind gestanden vom Eingang des Dorfs bis zum Schulzenamt, und der Strbny, was unser alter der damals bort domizilierte. Das war ein Spielflub, besser gefagt, Dorfschulze gewesen ist, hat eine Begrüßungsansprache ge ein Tripot, in dem sich die schlechtesten Elemente der riesigen Ber­halten. Aber er ist nach der Anrede gleich stedengeblieben liner Emigrantenfolonie ein Stelldichein gaben und bemüht waren, und eingeschlafen, denn er hat vor Altersschwäche seine Ge fich gegenseitig die lehte Mark oder auch die letzten fünfzig Pfennige danten nicht mehr recht beieinander gehabt. Und der Zirkus abzunehmen. Der Klubvorstand war ein ehemaliger zaristischer direktor hat sich bedankt und er hat gesagt, daß es ihm General, der erste Croupier natürlich auch ein Baron. Viele, die große Ehre ist, gerade in Protiwin zu spielen, wo doch seine dort verkehrten, waren ohne Beruf" und wenn sie ihre letzten Seiltänzerin in Protimin studiert hat. Sie ist nämlich Bfennige verspielt haften, dann blieb immer noch ein Slubfeffel als Wäscherin gewesen und hat auf der Wäscheleinee Kunststüde Schlafgelegenheit. Bon dieser Gelegenheit, zu pennen, hat Alerander probiert, und die Leute haben warten müssen, weil ihre Boubkoff damals reichlichen, allzu reichlichen Gebrauch gemacht, Wäsche niemals fertig geworden ist. Und sie haben geschimpft, wenigstens fchien es dem Klubvorstand so, der damals den Prinz­denn es ist kein Kunstverständnis gewesen in Profimin.gemahl wegen zu vielen Bennens" aus dem Bennertlub" ausmies. Wie aber die Truppe ist schon vorbel gewesen, da hat Herr Subkoff hat jetzt den lauschenden Interviewern stolz er die Gaudi für die Protiminer erst richtig angefangen. Denn Härt, er habe nicht mehr und nicht meniger als es ist plöglich der Dorftrottel hinterher gelaufen, der

hat 3nirp geheißen und man hat ihn getannt an seinem

7500 Bettelbriefe

"

faden Lächeln. Und die Leute haben sich die Seiten gehalten, erhalten. Dabei ist mir nämlich folgendes eingefallen: Nachbem

und sie haben Hoch" und Bivat" geschrien, und der er im ,, Ruffenflub" in der Genthiner Straße den Ausweis( im 3nirp hat freudig gegrinst und nach allen Seiten seinen

Hut geschwenkt, denn er war halt ein Trottel von Jugend

auf, der nichts gefonnt hat als den Weibern   nachstellen.

Manche sagen, daß er sich erſt dadurch um den Berſtand ge Heute Entscheidung für 120000

bracht hat, aber er hat nie welchen gehabt, der 3 nir p.

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Aber was den König Ama nulla angeht, so ist mir eingefallen, wie sie den Rathenau ermordet haben, weil er hat geschrieben, die Weltgeschichte möchte ihren Sinn ver­lieren, wenn der deutsche Kaiser als Sieger einzieht durchs Brandenburger Tor  . Und es befriedigt einen sehr, daß die Weltgeschichte ihren Sinn jetzt wieder hat, denn wir haben eine Republif, und es zieht ein Monarch durchs Branden burger Tor ein, und das Volk schreit Surra". und es tommt der Kronprinz hinterher gefahren, und es fallen noch ein paar tüchtige Maulvoll Hurra" für thn ab. und er freut sich und er grüßt nach allen Seiten. Es ist eben alles in befter Ordnung im Hindenburg Deutschland, und es zeigt sich wiederum, daß das deutsche Volt das treueste ist auf der Welt, und es wird jeder fürstliche Nulla von ihm geliebt und geehrt.

Dein braver Soldat Schweif.

Arbeiter und Unternehmer der Holzinduftrie tagen.

Heute finden in Berlin   die Reichstonferenzen sowohl des Deutschen Holzarbeiterverbandes mie des Arbeit­geberverbandes für die Holzindustrie statt, um zu dem Schiedsspruch Stellung zu nehmen, der die Löhne in der Holzindustrie für das ganze Reich, mit Ausnahme von Berlin  , wo ein besonderer Tarif besteht, neu regelt. Der Schiedsspruch, der die Löhne bis zum Jahresschluß festlegt, bringt eine Lohnerhöhung von 6 Pf., und ab 1. Oktober von 2 bis 3 Pfennigen, insgesamt also von 8 bis 9 Pf. Der Schiedsspruch ist in beiden Lagern sehr umstritten. Morgen mittag 12 Uhr läuft die Erklärungsfrist ab. Bis dahin wird es sich entscheiden, ob der Schiedsspruch von beiden Teilen angenommen, oder ob es zu einem großen Rampfe tommt, an dem rund 120 000 rbeiter der Holz­industrie beteiligt sein würden.