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ich Ihnen, und zwar nicht als eine Bettelnde, wo es fich um Selbst­nerständlichkeiten handelt, sondern lediglich darum, um mir Gewiß­heit zu verschaffen:

muß ich meinem Sohne seine letzten Julufionen zerstören

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oder hat er doch fagen wir nicht ganz Unrecht. Für meinen Sohn stehen wieder mehrere Jahre Freiheitsstrafe auf bem Spiel. Für den Anwalt brauche ich mindestens 1500 Mart, müßte schon 2000 Mart haben, da die Berhandlung fünf Tage in Anspruch nehmen wird. Das sind für Sie und Ihrem Bund, ich bin genau darüber unterrichtet Rieinigkeiten. Berben Sie nicht meiner Bitte fondern einer Pflicht nachtommen oder nicht? Das ist es, was ich sehr bald zu beantworten bitte.

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Mit vorzüglicher Hochachtung!

Frau Anette v. Salomon. Rothschild- Allee 24 I.

Ehrhardt verweigert jede Unterstützung!

Kapitän Ehrhardt. Einschreiben.

München , den 8. März 1927. Sendlingertorstraße 1.III. Frankfurt a. M.

An Frau A. v. Salomon.

Sehr verehrte gnädige Frau! Ich bestätige Ihren Brief vom 10. Februar 1927. Es bestand für mich kein Zweifel, daß Sie diesen Brief nicht von sich aus für mich fein Zweifel, daß Sie diesen Brief nicht von sich aus gefchrieben haben(!! Red. d. 23.), sondern irgendwelche geschrieben haben(!! Reb. d. B.), sondern irgendwelche

Lichnowski.

Der bekannte Diplomat, der wegen seiner Haltung im Kriege aus dem Preußischen Herrenhause entfernt wurde, ist gestorben.

Berfönlichkeiten Sie zu diesem Briefe veranlaßt haben. Wie Ihnen wohl inzwischen bekannt sein dürfte, ist von befreundeter Seite für die Verteidigung Ihres Sohnes gesorgt worden.

Es ist ausgeschloffen, daß ich persönlich oder gar der Bund Gelder für einen Berteidiger zur Verfügung stellen fönnen, den wir nicht zum Berteidiger benannt haben, den wir nicht fennen, bessen politische Einstellung uns unbetonnt ift, furz, von dem wir nicht wissen fönnen, ob er in schärfster Form lediglich die Interessen Ihres Sohnes vertritt.( Chr. hardt will allerhöchstens aber einen Berteidiger stellen, der gegen die Interessen seines Klienten nicht diesen sondern die Q. C. schützt!( Red. d. W.".)

Ganz abgesehen davon, daß weder ich noch der Bund wirtschaft­lich in der Lage sind, derartige Koffen zu fragen, muß ich auch aus obigen Gründen jegliche Zahlung ablehnen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Ebert- Gedächtnisfeier.

Heute abend auf dem Gendarmenmarft.

Ehrhardt.

Zu der heute 20 Uhr auf dem Gendarmenmarkt stattfindenden Ebert- Gedächtnisfeier treten die Ortsvereine des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold wie folgt an:

Mitte: 18% Uhr Gendarmenmarkt, Ordnungsdienst. Zier. garten: Moabit 18% Uhr Kleiner Tiergarten, Westen 10 Uhr Hochbahnhof Bülowstraße. Gemeinsamer Treffpunkt 19% Uhr Kaftanienwäldchen. Wedding : 18% Uhr Ufer, Ede Martin­Opiz- Straße. Prenzlauer Berg : 19 Uhr Bezirksamt Danziger Straße. Friedrichshain : 18% Uhr Rüstriner Blag. Kreuz. berg: 19 Uhr Waldeckplatz. Charlottenburg , Wilmersa dorf, Schöneberg , Stegliß, Zehlendorf : 19% Uhr Hausvoigteiplag. Spandau 19% Uhr Hausvoigteiplatz. Tempelhof : 18% Uhr Bahnhof Tempelhof . Neukölln. Brig : 18% Uhr Kaiser- Friedrich Ede Reuterstraße. Leptom: 19 Uhr Kölnifcher Bart. Köpenid: 19 Uhr Baisenbrüde. Lichtenberg : 18% Uhr Neue Bahnhof Ede Boghagener Straße. Weißensee : 18% Uhr Lehderstraße Ede Berliner Atlee. Bantow: 18% Uhr Bornholmer Straße Ede Schönhauser Allee. Reiniendorf: 19 Uhr Stettiner Bahnhof.

Alle republikanischen Parteien haben ihre Mitglieder zur Be teiligung an der Beranstaltung aufgefordert.

Hafenfreuzler prügeln einen Pfarrer

Der Ueberfall auf Pfarrer Stuce.- Göbbels fneist vor Gericht.

Neben bem Nationalsozialisten, Schriftsteller Göbbels , figt auf der Antlagebant vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte der auf der Anklagebant vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte der Bimmermann Schulz. Der erstere wird angeklagt, zu Gewalt. tätigtetten aufgereizt zu haben, der lettere, weil er mit einem Wertzeug einige gefährliche Körperverlegungen verübt hat. Als Anklager tritt der Pfarrer der Reformgemeinde, Stude, auf. An seinem Schädel ist am 4. Mai 1927 ein Bierseidel des Krieger­vereinshauses zerschlagen worden. Herr Göbbels, der Führer der Berliner Nationalsozialisten, hatte damals hier eine Protestver­sammlung seiner Anhänger einberufen. Das Deckthema hieß: Das Bolt in Notwehr. Rettet es Herr Jakob Goldschmidt ?" In Wirk­lichkeit aber hatte es Herrn Göbbels die Presse angetan, die die Hitler Gastrolle am 1. Mat im Clou der Würde des Er eigniffes gemäß entsprechend gloffiert hatte. Mit dieser infamen Jubenpresse" sollte Abrechnung gehalten werden.

Die Bersammlung war gut besucht. Die Hitler - Anhänger hofften, thren Münchener Gößen bejubeln zu dürfen; ftatt feiner sprach aber Göbbels . Diefer ging mit den Hitler - Kritikern scharf zu Gericht, ins sozialistischen Jargons auf: gegen den Rebatteur des Lotai besondere gegen zwei fuhr er das schwerste Geschütz feines national­Anzeigers", Kriegt, und gegen den Berichterstatter des Montag- Morgen", Graeß. Ein Kollege der Herrn Kriegt, auch ein Redakteur des Lokal- Anzeiger", hatte vor Beginn der Ber­fammlung dem Göbbels einen 3ettel zugesteckt, auf dem zu lesen stand, daß Herr Kriegt, von seiner Rebaftion beauftragt, die Hitler­Bersammlung zu besuchen, erklärt habe, er gehe nicht in biefen Affenstatt. Db diefer Bemertung des nationalen Redakteurs des Scherl- Berlags war der nationalsozialistische Göbbels vollends aus dem Häuschen geraten. So schmetterte er in die Berfammlung hinein.

Nicht ein nationaler Mann ist dieser Rebattent eines fich national gebärdenden Blattes, sondern ein Jude oder ein Juden­fnecht, Merft each seine Adresse!

näher ansehen solltet ihr euch ihn." Dann folgte Nr. 2, Herr Graeg. Das ist nur ein Dedname, ich will ihn beleidigen, damit er seinen Namen nennt und ihr euch auch diesen merken könnt. Er ist eine ganz gemeine Judensau.

In diesem Augenblid entstand der Tumult Pfarrer Stude war ganz zufällig in die Bersammlung gekommen, hatte sich den legten Teil der Göbbelsschen Rede angehört und ließ in dem Augen­blid, als das piehische Gelächter" wie er heute vor Gericht fagte nach dem Ausdruck gemeine Judenfau" erscholl, zu einem in seiner Nähe stehenden Hitler - Jüngling gesagt:

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Und Sie sehen ja auch aus wie ein germanischer Jüngling." Loienstille entstand zuerst rings herum. Dann ertönte der Ruf: Schmeißt ihn taust" 3m nächsten Augenblic, ein Bierseidel zerfplittert an seinem Schädel, dann faßt ihn der germanische Jüng fing, der Leiter der Berliner Sportabteilung der Nationalsozialisten, Schulz, mit dem bewußten Polizeigriff an, von allen Seiten hageln Bierseidel auf den Pfarrer nieder, es entsteht ein allgemeiner Tumult, ich ins Krankenhaus. Die Anklageschrift geht davon aus, daß die Pfarrer Stude langt blutübetströmt auf der Straße an und begibt Kopf massage, die von Göbbels in seiner Rede erwähnt und gleich hinterher an Pfarrer Stude angewendet worden war, die nämliche ist, die von Herrn Göbbels in den nationalsozialistischen Briefen am 1. April empfohlen wurde.

Herr Göbbels erflärt aber vor Gericht, daß er unbedingter Gegner jeden persönlichen Terrors sei, und daß er nicht im feifesten die Absicht gehabt habe, in der Bersamm­lung am 4. Mai gegen Gewalttätigkeiten aufzureizen. Und Herr Schulz beteuert, daß er ben Provofateur nur habe heraus. ichmeißen wollen, im übrigen aber seine Arme schüßend über ihn gehalten habe. Pfarrer Stude fonnte nicht mit Bestimmtheit( agen, ob es Schulz gewesen sei, der ben germanischen Blerjeidel an seinem Kopf zersplittert habe.

Zu der Berhandlung find 30 Zeugen gelaben; das Urteil ist erft

Wenn er auch feine nationalsozialistische Kopfmassage verdient, in den Abendstunden zu erwarten,

Die Junker drohen...

Was unternimmt die Regierung?

Auf einer deutsnationalen Tagung in Stolp hat der Borsigende des Landesverbandes Bommern ber beutschnationalen Bolfspartei, Abgeordneter Schlange Schöningen u. a. folgendes gesagt:

Es ist grotest, dies ausfprechen zu müssen, aber es ist bie Bahrheit: wir fämpfen hier mit doppelter Front gegen den Gegner jenseits der Grenze und gegen die eigene preußliche Regierung, die uns auf vorgefchobenem Boften im Sfide fäßt, ja aus partel­polifischen Gründen bei jeder Gelegenheit in den Rüden fält."

Der Redner sprach bann weiter bavon, baß die Gegner in der preußischen Regierung sich bewußt sein sollen, daß fie Schuld und Berantwortung trügen, wenn aus der Birt schaftserschütterung die Staatserschütterung folgt.

Die deutschnationalen Agitatoren gebrauchen feit einiger Zeit Methoden, die die Autorität und Sicherheit bes Staates bewußt untergraben. Die Folgen berartiger Strupellosigkeit haben sich in Göttingen schon bemerkbar gemacht. Hier führte auf einer Tagung des hannoverschen Landbundes der Borsigende Herr Cord Cordes u. a. aus:

,, Die Weimarer Berfaffung ist die Wurzel alles Uebels. Ab­haffung des Wahlrechts, Stürzung des Einfammerfyftems, das ist das Notwendigste. Jm geeigneten Augenblid darf man auch vor der Anwendung von Gewalt nicht zurückschreden. Wir lassen uns nicht von unserer Scholle vertreiben. Die ,, Teutonenwut" fann auch anders. Wenn befohlen wird: Das Gewehr über, die weiße Armee steht bei Göttingen , dann hat alles zu gehorchen und dann...

Landbündler, die aus der Bersammlung famen, ver prügelten baraufhin einen Bertäufer des sozial. bemokratischen Göttinger Boltsblatts", raub. ten ihm die Blätter und verbrannten sie auf offener Straße. Den aufreizenden Worten folgte der Gewaltatt.

Die preußische Regierung hat allen Anlaß, vorbeugend einzuschreiten. Das Ziel der Schlange- Schöningen und Cordes ist offenbar die Stabilisierung des Land bundterrors für die Zeit der Wahlen. Die Regierung follte rechtzeitig bafür sorgen, daß den Herrschaften die Luft vergeht, sich als die wilden Männer aufzuspielen.

Ein Rätsel.

Heute komm' ich nicht ins Reine Mit dem schroierigen Problem: Die Regierung- ist sie eine? Starb sie ab? Lebt sie trotzdem?

Gleicht sie einem Huhn, das flattert, Ob der Kopf auch abgehackt? Ist sie wie ein Maul, das schnattert, Während still der Rumpf versackt? Blüht nach Art der Hyazinthen Ohne Erde sie und Topf? Saugt sie, fehlt der Körper hinten, Weiter gleich dem Bandwurmkopf?

Hier besteht ein Zwischenzustand, Wie der Kundige bemerkt, Sonst befände sich im Ruh'stand, Unser Oskar Zappelhergt.

Mancher starb von Henkershänden, Als sein Kopf Dom Blocke sprang. Hier: der Block ist am Verenden Und der Kopf lebt stundenlang!

Jonathan.

Schiele und der Reichswehrspeck.

Ein Dementi und einige Fragen.

Der Reichsernährungsminister Eiele fährt fort, in der Spedangelegenheit nach Geßlerschem Muster zu dementieren In einer neuen Erklärung von heute früh wird zu unseren Ver öffentlichungen im geftrigen ,, 2 bend" nochmals ausdrücklich fest­gestellt, daß das Reichsernährungsministerium teine Kredite an die Berliner Bacon- Company gegeben habe und daß das Reichs ernährungsministerium nicht bet der Einfegung des Baters des deutschnationalen Abgeordneten Treviramus zum Aufsichtsrats. vorfigenden beteiligt fét.

Demgegenüber müssen wir an Herrn Schiele die Frage richten, ob er, perionlich etwa die Arebite vermittelt bzm. aus einem besonderen Fonds angewiefen habe, wenn es fein Minifterium nicht gewesen ist, und gleidfalls müffen wir ihn fragen, ob er sich denn etwa als Privatmann für die Wahl von Treviranus eingefegt hat, wenn sein Ministerium von diesen Dingen nichts zu wissen vorgibt.

Lehrer ohne Arbeit!

21 000 junge Pädagogen warten auf Beschäftigung.

Dem Landtag ist eine Uebersicht über die 3ahl ber ft ellen lofen Shulamisbewerber in Breußen nach dem Stande vom 15. September 1927 zugegangen. Nach dieser Uebersicht be.( stehen in Breußen insgesamt etwa 110 000 2ehrerstellen. Die Bahl der Bewerber betrug am Stichtag fast 36 000. Bon diesen sind im öffentlichen Schuldienft auftragsweise oder vertretungsweise 12 000 und als Hilfslehrer fast 3000 befchäftigt. Ohne Beschäftigung im Schuldienst verbleiben banach faft 21000 Junglehrer, von denen in einem Fremdberuf 10 500 tätig waren.

Durch Draht und Funt.

Die Kammer in Rom war am Montag vollzählig verfammelf, um die bestellte Rede Muffolinis gegen Defterreich an­zuhören. Mussolini erfchlen jedoch nicht. Der italienische Gesandte in Wien uviti erstattete statt deffen Muffolini Bericht über die Debatte im Wiener Nationalrat über Südtirol . Die Faschiffenpreſſe behandelt die Ungelegenheit nicht mehr.

Albaniens Präsident Achmed 3ogul hatte vor acht Tagen beim Bölferbund eine Hilfsaftion gegen die Hungersnot in Nordalbanien beantragt. Jeßt 30g 3ogul das Gesuch wieder zurüd: Albanien darf ohne Roms Genehmigung den Völkerbund nicht ein. mal um Hilfe bitten!

Der litauische Gesandte in Riga übergab der dortigen polnischen Gesandtschaft die neueste Note Woldemaras' an Pilsudski .

Der Ministerialdirektor im englischen Außenministerium Gre. gorn wurde mit Dienstentlassung bestraft, weil er jahrelang in aus ländischen Werten spekuliert hatte. Ein zweiter hoher Beamier wurde aus dem gleichen Grunde aufgefordert, sein Abschiedsgesuch einzureichen, einem dritten wurde die Pension gefürzt. Gregorn hatt 1924 gegenüber Macdonald die Echtheit des Sinowjew - Briefes behauptet und in feiner Abwesenheit die Note an die Sowjetunion abgehen lassen.

Der Magistrat von London verbot die Aufführung des Cavell Films por geladenem Bublifum in der Albert Hall . Im Unter­haus wandte sich Chamberlain gegen die geschäftliche Ausnugung der Cavell - Tragödie.

Im Auftrage des Reichstanzlers hat der Präsident des Landes finanzamts Rarlsruhe am Grabe des Reichspräsidenten Ebert an­läßlich der Wiederkehr feines Todestages namens der Reichsregierung einen Rranz mit schwarzrotgoldener Schleife nieber­gelegt.

In Barschau find 15 jugendliche Berfonen wegen Zugehörigkeit zum Kommunistischen Jugendverband zu Buchthausstrafen von 3 bis 7 Jahren verurteilt worden.