Der Abend
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Nr. 104
B 52 45. Jahrgang.
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Ein Förderforbunglüd, das zu den schlimmsten kataftrophen dieser Art gehört, ereignete fich heute früh auf der Zeche Ewald in Erkenschwid bei Redlinghaufen. 3 wei Förderkörbe stürzten in die Tiefe. Nach den vorläufigen Feststellungen waren die beiden Förderförbe insgesamt mit 48 Mann befeht. Hiervon find 13 mann tot, die übrigen sind mehr oder minder schwer verletzt.
Im einzelnen wird zu dem Unglüd gemeldet:
Redlinghausen, 1. März. Der amtliche Bericht über das Grubenunglüd lautet: Seufe morgen gegen 6 Uhr ging zu Beginn der Seilfahrt im Schacht 1 der Zeche Ewald, wahrscheinlich infolge Berfagens des Teufenzeigers, der westliche aufgehende Förderforb unter die Seilscheibe Der öffliche niedergehende Förderforb wurde in die Verjüngung der Schachtspurlatten im Schacht. fumpf geftaucht. Nach vorläufigen Feffftellungen waren die beiden Förderkörbe mit insgesamt 48 Mann besetzt.
Hiervon find 13 Mann fot.
Diefe find geborgen. Die übrigen find, foweit fie schwer oder leicht verlegt find, dem Krankenhause zugeführt worden.
Die bergbehördliche Untersuchung ist eingeleitet.
Das Unglüd von Recklinghausen ist wohl das schwerste. Förder forbunglüd der legten brei Jahre. Im Bergmert ist die 3iffer der Berunglückten immer verhältnismäßig hoch gewesen, zumeist waren die Unglüdsfälle auf schlagende Wetter zurückzuführen. So verunglückten infolge von Kohlenstauberplosionen am 28. Januar 1907 auf der Grube Reder bei Saarbrüden 148 und bei einer Rohlenstaubexplosion am 12. Januar 1908 auf der Seche Radbod bei Hamm 360 Bergleute.
Die schwersten Förderforbunglücksfälle waren die in furzen Abständen am 26. März 1925 auf der Zeche Rebaur bei Merlenbad) im Saargebiet und am 4. April auf der Zeche Matthias Stinnes II in Carnap . Das Unglüd auf der Zeche Rebaur hat 54 Todesopfer gefordert. Das Geil des Förderkorbes riß in den Nachmittagsstunden des 26. März. Dadurch waren zunächst 80 Bergleute von der Außenwelt abgeschlossen; nach unfäglichen Anstrengungen gelang es den Bergarbeitern, noch am gleichen Tage 30 ihrer Kollegen dem sicheren Tode zu entreißen. Fünfzig fonnten nicht gerettet werden, und von den 30 Geretteten starben vier im Krankenhaus. Unter Beteiligung einer umgeheuren Menschenmenge wurden die Opfer diefer Grubentatastrophe beigefeßt; die lothringischen Bergarbeiterorganisationen proflamierten für den Tag der Bestattung eine 24ftündige Arbeitsruhe.
Bericht auf der 2. Seite.
Menschenansammlung nach einem Grubenunglück.
der Raubbau der Rohlenmagnaten ist legten Endes der Raubbau der Kohlenmagnaten ist legten Endes schuld an der großen Unglüdsziffer bei den Bergwerken. Die Technit ist heute imftande, einwandfrei arbeitende Maschinen aufzustellen, die das Leben der Bergleute nicht unnötig aufs
Spiel setzen. Eine strenge Untersuchung muß eingeleitet werden, um festzustellen, ob die technischen Maschinen unter ständiger Kontrolle standen und ob alles getan wurde, um einem berartigen Unglüc vorzubeugen.
Beröffentlichung des Phoebus: Berichts gefordert!
wurde und in Küftrin zur legten übel duftenden Blüte fam! Dieser Geist muß beseitigt werden, nicht nur in der Reichs wehr, auch in der Reichsmarine!
Das zweite Grubenunglüd, bei dem durch Abstürzen des Fördertorbes 12 Bergleute getötet worden sind, cr eignete sich am 4. April 1925, früh 6 Uhr, auf der Zeche Matthias Stinnes I und II in Carnap . Ein mit 70 Bergleuten besetter Förderkorb stürzte infolge Seilbruchs in die Tiefe. Die sofort auf genommenen Rettungsarbeiten wurden mit aller Energie durch geführt; bis 11 Uhr vormittags wurden drei Tote und 56 Schwer. verletzte geborgen. Das Unglüd ereignete fich zu Beginn der Seilfahrt. Die Fördermaschine versagte; der leere Förderforb fuhr in die Seilscheibe, während der mit 70 Mann besetzte zweite Förderkorb in ben Sumpf hinabfuhr. Bei dem Anprall wurde die unterfte des Reichstags hat mit 12 gegen 7 Stimmen die Ber langem mit Spannung erwartete Erörterung der Phoebus An
Etage des Förderforbes eingedrückt. Die Befagung der drei obersten Etagen des verunglückten Förderforbes fonnte bald geborgen werden; Die Bergleute, die in der untersten Etage eingeflemmt waren, fanden den Bergmannstod. Zu diesem Unglüd schrieb damals der„ Borwärts: Dan wird natürlich erflären, daß alle Borschriften beobachtet worden sind, und daß ein unberechenbarer technischer Fehler das Unglück verschuldet habe. Damit schafft man aber nicht die Tatsache aus der Welt, daß gerade auf den Stinnes- Zechen
ein unerhörtes Antzelbersystem herrscht, das naturmotivendig zu solchen Ratastrophen führt. Es ist Pflicht ders Regierung unseres Parlamentes, endlich die Forderungen der Bergarbeiterverbände bezüglich der Grubenkontrolle, die von der fogialdemokratischen Fraltion des Preußischen Landtags in Form eines Antrages gefleidet worden sind, anzunehmen und durchzuführen. Und zwar auf dem schnellsten Wege."
In den letzten drei Jahren ist durch Mitwirtung der sozial bentokratischen Fraktion im Reichstag und im Landing und vor allent ihrer Mitglieder, die selbst das Bergarbeiterleben fennen, vieles erreicht worden. Noch immer aber fehlt ein ausreichender Schutz für den Bergarbeiter. Ein Antreibersystem zwingt ihn immer pieber, die notwendigsten Borsichtsmaßnahmen außer acht zu lassen;
Die Nebelschleier beginnen zu zerreißen, die über den dunklen Geschäften des Reichswehrminifteriums gebreitet worden find. Die unermüdliche Arbeit der Sozialbemotratie um die Aufhellung jener Vorgänge, die fich an den Namen des Kapitäns Lohmann fnüpfen, hat heute einen sichtbaren Erfolg gebracht. Der Hauptausschuß öffentlichung des Sämisch- Berichts gefordert.
Phoebus Film, Bacon Gesellschaft, Luft fahrt: sie bezeichnen einige der trüben Gewässer, deren Quellen im Reichswehrministerium zu suchen sind. Und sie nicht allein!
Es handelt sich hier nicht bloß um die finanzielle Auswirkung dieser dunklen Geschäfte. Obwohl es Obwohl es schlimm genug ist, daß das Reich den Schaden bezahlen soll. Und dieser Schaden macht nicht nur 7 bis 8 Millionen aus, die im Nachtragsetat gefordert werden, er wird die Höhe von 20 bis 30 Millionen Mark erreichen, wie es von den Vertretern Bertretern der Sozialdemokratischen Partei festgestellt worden ist.
Der Fall Phoebus vor dem Ausschuß.
Heute begann im Ausschuß für den Reichshaushalt die feit gelegenheit. Der sozialdemokratische Abg. Seinig eröffnete die Debatte, indem er zunächst auf die klare und bündige Erklärung des Reichstanzlers im Plenum Bezug nahm, daß sowohl die PhoebusAngelegenheit und alle mit ihr in Beziehung stehenden weiteren Unternehmungen abgestoßen und glatt liquidiert werden sollen. Mit dieser umfassenden Erklärung des Reichskanzlers tontrastiere in nicht angenehmer Weise die Erklärung, die der Reichswehrminister bei Beratung des Wehretats verlesen habe. Denn diese lettere Erklärung sei allein auf die Phoebus Angelegenheit abgestellt gewesen und habe versucht, die Schuld für die ganze Angelegenheit mit allem Drum unb Dran auf die Berfon des Kapitän Lohmann abzuwälzen. Die Sozialbentp fratie richte ihren Rampf weniger gegen einzelne Männer als gegen den Geift, der im Ministerium, besonders in der Geetransportabteilung, herrsche. Er glaube, aus verschiedenen ihm befamt geworbenen Tatsachen den Schluß ziehen zu können, daß
Aber weit schlimmer als diese finanzielle Mißwirtschaft, die, aus geschäftlicher Unfähigkeit geboren, zu geschäftlicher Korruption geführt hat, ist ihr politischer hintergrund. Hanseatengeist war es, wie der neue Reichswehrminifter Groener entchuldigend bemerkt hat, der den Kreis um Lohmann auf den Weg der Heimlichkeit gedrängt hat. In Wirklichkeit aber war es jener Geift, der im Baltikum geboren Er möchte hier nur an die eine Tatsache erinnern, daß die erften
die Vorgesetzten des Kapitän Lohmann von seinen Plänen und von seinem Tun unterrichtet waren, und trotzdem nicht das geringste getan haben, um Cohmann in seinem Vorgehen zu hindern,