Einzelbild herunterladen
 

BERLIN

Freitag,

2. März

Jednaldsod 10

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 70 Vf. pro Woche, 3 M. pro Monat.

Redaktion und Erpedition: Berlin SW68, Lindenstr. 8

Spalausgabe des Vorwärts"

10 Pf.

Nr. 106

B 53 45. Jahrgang.

Anzeigenpreis: Die einfvaltige Nonpareillezeile 80 Vf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Poftichedtonto: Borwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37536. Fernsprecher: Dinhoff 292 bis 297

Phoebus Skandal- immer neu!

Marg fündigt Erflärungen an.- Groener macht Versprechungen.

Nach dem gestrigen Beschluß des Reichstags hatte man erwarten dürfen, daß heute der Bericht des Reichs­Spartommissars über die Filmgeschäfte der Reichss wehr veröffentlicht werden dürfe. Diese Sensation blieb aus. Der Reichswehrminister Groener gab eine Erflä­rung ab, die u. a. darauf hinwies, daß Reichstanzler Marr persönlich die notwendigen Aufschlüsse über die Untersuchung des Reichsspartommissars geben wolle, aber vorläufig noch durch seine Erkrankung daran verhindert sei. Mit einem franken Mann fann man nicht verhandeln, so wurde die Ber­tagung notwendig.

Dafür wartete aber der Reichswehrminister mit einer anderen Sensation auf. Hatte bisher die Reichsregierung alles getan, um einer eindeutigen Stellungnahme zu den gegen den Kapitän Lohmann und seine amtlichen Helfers helfer gerichteten schweren Borwürfen auszuweichen, so raffte fich heute der Reichswehrminister zu der Erklärung auf, daß er das Vorgehen Lohmanns mißbiflige und in Zukunft folche Vorgänge verhindern werde. Groener rüdte in ein­deutiger Weise von dem Vertrauensmann seines Ministeriums ab. Bird er auch von den Leuten abrücken, die diesen Ver­trauensmann unterstügt haben?

Der erste Teil der Debatte über den Marineetat im Haushaltsausschuß brachte darauf zunächst teine Antwort, mie überhaupt über den ganzen Fragentomplex nun erft ( päter zu reden sein wird. Statt dessen wandte fich der 1qzialdemokratische Abgeordnete Eggerstedt mit aller Schärfe gegen den überflüssigen Lugus des Baues von Banzerschiffen. In der Tat stehen die Ausgaben der Marine für diese Zmede im schroffen Widerspruch zu der jonst so oft proflamierten Sparsamkeit.

Groener erflärt.

Als heute im Haushaltsausschuß des Reichstags die all gemeine Aussprache über den Marineetat fortgeführt werden follte, erbat der Reichswehrminister Groener das Wort zu folgenden beiden Erklärungen:

Keine Beröffentlichung des Phoebus- Berichts!

Der Haushaltsausschuß hat gestern in der Phoebus.An­gelegenheit den Beschluß gefaßt, die Reichsregierung zu ersuchen,

Der Panzerfreuzer.

CH

S

Kundgebung der Bankangestellten.

Bericht und Bild 4. Seite.

Robert Schmidt - Berlin , Kurt Heinig , der Redner wandte sich am Donnerstag der Sozialdemokratie zum im Reichstag gegen die De- Haushalt des Reichswirt magogie des Landbunds.

schaftsministeriums.

den Bericht über das bisherige Ergebnis der Untersuchung des Staatsministers Sämisch sofort vorzulegen. Die Reichsregierung hat sich gestern nachmittag mit der Angelegenheit befaßt. Die Be richterstattung des Staatsministers Sämisch ist vom Herrn Reichs fangler, der ihn zu seinem persönlichen Kommiffar bestimmt hatte, eingefordert worden und ist auch ihm gegenüber erfolgt. Bei der politischen Bedeutung der Angelegenheit legt der Herr Reichsfangler

besonderen Wert darauf, daß ihre parlamentarische Erledigung auch weiterhin in engstem Einvernehmen mit ihm persönlich erfolgt. Mit Rücksicht auf den derzeitigen Gesundheitszustand. des Herrn Reichstanzlers bittet die Reichsregierung, wegen der erforderlichen Fühlungnahme mit dem Herrn Reichskanzler, die Beratung der An­gelegenheit im Ausschuß für einige Tage zurückzustellen und in­zwischen in der Beratung des Marineetats fortzufahren."

** Groener rückt von Lohmann ab.

Gegenüber verschiedentlichen Angriffen so fuhr der Minister fort gegen meine persönliche Stellungnahme zur Phoebus- Angelegenheit fehe ich mich außerdem zu folgen­der Erklärung veranlaßt:

1. Ich mißbillige die Transattionen des Sapitans Lohmann auf das scharffte und muß der Krifit des Abgeordneten Heinig in vielen Punften durchaus recht geben.

2. 3d bin enfchloffen, mit allen derartigen illegalen Unter­nehmungen gründlich aufzuräumen. 03. Ich werde Borsorge treffen, daß derartige Borfommniffe fich nicht wieberhalen fönnen.

.D

Was den Bormurf anbetrifft, tch fieße mich einwickeln und hinters Licht führen, so wird die Zukunft das Unberechtigte dieser Borwürfe erweisen. Allerdings verfpreche ich mir nichts von Bresselampagnen und Bersammlungsreden. Ich bin fein Freund non starten Worten, sondern ich pflege zu handeln. Kritisieren Sie später diese Handlungen. Bis dahin darf ich aber wohl eine gewisse Zurüdhaltung mit vorschneller Kritif erwarten."

( Fortfehung auf der zweiten Seite.)

Gewaltpolitik der Hüttenbarone.

Aussperrungsdrohung und Riefengewinne

Aus der Bilanz des Stahltrusts.

Bermögenszuwachs von rund 400 millionen Mart in einem einzigen Geschäftsjahr

ertennen lassen. Wir behalten uns vor, auf die Einzelheiten der Bilanz noch einmal zurückzukommen. Doch schon die erwähnten Sablen ergeben das Bild, daß die Unternehmer der Großindustrie die Deffentlichkeit auf das gröblichste irregeführt haben, wenn fie behaupteten, ben foglalen Forderungen der Arbeiterschaft nicht Rechnung tragen zu tönnen. Die Aussperrungsdrohungen nehmen fomit den Charakter moralisch haltloser, willkürlicher Ge maltatte an, gegen die die Arbeiterschaft fich mit verstärktem Nach­drud zu wehren wiffen wird.

Seit Monaten ist die deutsche Bolkswirtschaft erschüttert durch| lichen Erläuterungen, daß auf den Anlagekonten große Berichten die fortgesetzten Drohungen der Großindustrie, Bea bungen eingetreten sind, die alles in allem einen triebe mit gewaltigen Belegschaften stillzulegen. Noch ist Sie Re­bellion der Montanherren vom Dezember v. 3. in frischer Erinnerung. Dan folgte der Arbeitskampf in Mitteldeutschland . Jegt wird in der Berliner Maschinenindustrie verhandelt. Gegen die Lohnforderungen der Kohlenbergarbeiter rüften die Unternehmer ebenfalls zu startem Widerstand. Die Abwehr der berechtigten sozialen Forderungen der Arbetterschaft durch die Unternehmer verbände erfährt mun eben eine fchlaglightartige Bedeu tung durch die foeben bekanntwerdenden Abschlußzahlen des größten deutschen Eisentrufts der Bereinigten Stahlwerte Aktiengesellschaft. Es ist bekannt, daß in dieser Gesellschaft die Arbeitsleistung ganz ungeheuerlich gesteigert morden ist. Es ist ebenso bekannt, daß die Führer des Stahlvereins" zugleich die ärgften Scharfmacher find, wenn die Arbeiter ihre Forderungen on ftellen

Der Geichäftserfolg der Bereinigten Stahlwerte straft nun allen Argumenten Cügen, die von den Unternehmern zur widerlegung der Arbeiterforderungen aufgebracht wurden.

Die Bilanz ist auf das Raffinierteste frisiert, wie schan daraus ber vorgeht, daß trotz der Steigerung der Brobuftion und der Er. giebigkeit der Arbeit der Reingewinn in diesem Jahre nicht höher angegeben wird als im vergangenen. Er beträgt diesmal für 12 Monate 52,93 Millionen Mart, während er in dem legten Geschäftsjahr, das mur sechs Monate dauerte, 26,45 Mil lionen Mart betragen hatte. Die Schwerindustrie war also be müht, ihren Reingewinn faft auf den Pfennig genau jo hoch au

Bell, das Geld für Schießscheiben fönnen wir einmal in frisieren", wie im legten Jahr. unferem Etat sparen.

Verhandlungen im Lohnstreit.

Bom Kampf der Wertzengmacher.

Die heutigen Verhandlungen vor dem Schlichtungsaus schuß. zu denen der Verband Berliner Metallindustrieller, der Deutfche Metallarbeiterverband fomie die Vertreter der Siemens Befriebe erschienen sind, wurden um 10% Uhr von dem Vorsitzenden, Gemerberat& orner, eröffnet.

Die Aussprache soll an die Berhandlungen am 13. Februar an­knüpfen. Die damaligen Verhandlungen führten zu keiner Verstän­digung, deshalb hatte der Vorsitzende des Schlichtungsausschusses damals den Borschlag gemacht, die Berhandlungen in den einzelnen Betrieben weiterzuführen. Da dieser Ausweg fein Ergebnis brachte, follen die damals abgebrochenen Verhandlungen jeht wieder auf­genommen werden.

Kommt es auch heute zu feiner Einigung, dann wird eine Dagegen bemeift die Bilanz und die dazu gegebenen mind. Soliglertemmer eingefeht werden.