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DER SCHATZ DER SIERRA MADRE

VON B. TRAVEN

Nachdruck verboten Copyright 1928 by Büchergilde Gutenberg, Berlin

Dobbs befindet sich zusammen mit einem Schicksalsgefährten| fiches Gefühl leitete ihn nicht. Er war ein ganz nüchterner Mate­auf dem Wege nach den mexikanischen Oelfeldern, um dort Arbell zu suchen. Unterwegs schließt sich ihnen ein Indianer an. Die drei müssen im Busch übernachten. Der Schlafplatz ist mit dicken Kakteen und anderen Stachelgestrüppen bestanden. Nachdem sie mühsam einen Schlafplatz gefunden haben, hören sie das Heranschleichen vorsichtiger Tritte. Der Indianer be­haupiet, es sei ein Löwe oder ein Tiger. Uma der Gefahr zu entgehen, während der Nacht gefressen zu werden, klettern sie

zu dritt auf einen Mahagonibaum. Es war eine lange Nacht,

off unterbrochen von schweren Träumen und von halbwachen Visionen, Endlich aber wurde es Morgen

5. Fortsetzung.

Beim hellen Licht der Sonne sah alles sehr natürlich aus, nichts von dem Grauen und den wilden Borstellungen der Nacht war ge blieben. Sogar der Erdbaden sah piel einlabender aus, als er in der Nacht erschienen war. Nur dreißig Schritte weiter lag eine Grasfläche, die traulich durch die Bäume leuchtete.

Die drei segten sich nieber und frühstückten jeder eine Zigarette. Der Indianer brachte ein paar trodene Tortillas zum Borschein, von denen er den beiden je eine abgab.

Während die drei nun dasaßen und rau hten und fauten, ge. rabe einmal nicht rebeten, hörten sie wieder die Tritte des Tigers. Alle dret schreckten gleichzeitig auf. Diese Art der Tritte fannten fie so genau, als ob sie die Tritte ihres nächsten Berwandten feien. Sie würden sie nach zehn Jahren noch genau so wiedererkannt. haben wie heute; denn sie waren in jede Fiber ihres Körpers ein gebrungen und hatten sich dort festgesetzt. Am hellen lichten Tage ein Tiger. Warum nicht? Aber so dicht in der Nähe von drei Menschen? Das war denn doch zu ungewöhnlich. Dobbs hatte sich umgedreht in der Richtung, von woher die Titte in der Nacht gekommen waren und auch jetzt famen. Er Ligte durch die Bäume, sah rüber auf die Grasflähe, und dort war der Tiger.

Jezt konnten ihn alle drei deutlich sehen. Der Tiger grafte und war an einen Baumstumpf mit einer langen Leine angebun­ben, damit er nicht entlaufen solle. Es war ein harmloser Tiger, der froh war, wenn man ihm nichts tat und ihm sein Gras gönnte. Es war ein Ejel.

Der Indianer sagte nichts darauf. Er mußte genau, daß er in der Nacht einen Tiger gehört hatte, und er tannte Tiger.

Dobbs und Barber sahen sich an. Sle jagten fein Wort, aber sie wurden beide rot im Gesicht. Dann lachten sie, als ob sie bersten wollten

Endlich sagte Dobbs: lm eins bitte ich Sie, Mensch, erzählen Sie das niemand. Wir fönnen uns sonst nirgends micber sehen fallen."

9.

Das Dorf, von dem die Indianer vergangenen Abend ges sprochen hatten, war nur taum amanzig Minuten entfernt. Daß hier ein Efel angebunden war und grafte, bewies fa fchon genügend, tab in Dorf nicht weit sein fönne. Aber man tann sich auch täuschen, denn es fann der Esel eines Holzfällers oder eines Kohlen. brenners sein.

In dem Dorf befamen sie etwas zu essen, Bohnen, Tortillas und Tee aus Zitronenblättern. Spät am Rahmittag famen fie in bas erste Camp. Dobbs ging gleich zu dem Aufseher, aber es mar feine Stelle frei.

sollen Sie essen?" fragte der Aufseher.

rialist. Er mußte, daß die beiben zu den Delfeldern gehen: er mußte, daß die beiden immer zu essen befommen; und er wußte endlich, daß, wenn er sich an sie anhänge, er nie verhungern könne. Binge er allein, so würde er in feinem Camp auch nur eine Strume befommen, taum von felnen eigenen Raffeangehörigen, die dort zu Dugenden in jedem Camp arbeiteten. Die Furcht vor den Tigern mar ech zu den Camps wollte er unter allen Umständen, um wegen Arbelt zu fragen; aber allein zu gehen oder mit einem

Erschlagen wie eine frante Rage," Jagte Dobbs mütend, während er wieder einen Stein nahm und ihn nach dem Indianer feuerte.

Richtig, als sie im nächsten Camp anfamen, trottete der Indianer wieder mit ihnen in die Küchenbaracke und bekam seine Portion Effen mit. Der Aufseher machte ein merkwürdiges Gesicht, als er den Indianer hinter den beiden herziehen Jah.

Dobbs und Barber erzählten dem Aufseher, daß der Indianer immer hinter ihnen herlaufe, aber der Aufseher zuckte mit den Schultern. Er wußte nicht recht, was er aus den beiden machen follte, die mit einem Indianer durch die Camps ziehen.

Hier im Camp hatten die beiden den Indianer fchön zur Seite, um ihn gründlich zu verprügeln. Aber hier fonnten sie es nicht tun. Der Aufseher würde afle dret sofort aus dem Camp verweisen laffen, wenn sie sich zu prügeln anfingen. Und in der Nacht draußen sein im Busch war das legte, was sich Dobbs und Barber wünschten. So ging es auch den folgenden Tag. Der Indianer trottete immer getreulich hinter ihnen her, stets aus der Schußmette bleibend, und gegen alles, was die beiden sagten, mar er so stumpf, daß nichts mit ihm anzufangen war, Er flebte fest an ihnen.

Gegen Abend famen sie nach Billa Cuauhtemoc , wo sie den Indianer an der Straße zu den Feldern getroffen hatten. Er mar nicht verwundert, daß die Reise schon zu Ende fei. Er hodte fich wieder auf seinen Plaß, wo er vor drei Tagen gefeffen hatte. Und dort wartete er auf neue Opfer, die zu den Camps gehen wollten. Dobbs und Barber gingen am selben Abend zurück zum Fluß. ufer. Ueberseßen fonnten sie nicht mehr. Sie schliefen hier auf dieser Selte des Fluffes unter einem breitäftigen Baum, wo sie noch drei andere Schlafgäfte antrafen, die hier schon seit vier Wochen ihr Beben fristeten, im Freien unter diesem Baum Schliefen und ihre Mahlzeiten von den Tankschiffen bezogen. Es gab hungrige Tage, und es gab fette Tage. Es gab Tage, wo sie auf feinem Schiff auch nur einen Biffen Brot erhielten, und es gab wieder Tage, wo sie auf drei oder pier Schiffen zu Mittag oder zu Abend essen gehen fonnten. Es war das reine Lotteriespiel.

Am nächsten Morgen setzten die beiden mit der Fähre rüber zur Stadt. In den paar Tagen, die sie fortgewesen waren, hatte sic in der Stadt nichts geändert. An der Bant, vor dem Imperial, vor ben Speisereſtaurants, in denen die Delleute verkehrten, trieben fich noch genau die gleichen Burschen herum, die zwei, drei, sechs Wochen vorher dort gewesen waren und ihre Sprüchlein hergesagt hatten.

Barber ging wieder seine eigenen Bege, und Dobbs war in der Zwischenzeit nur um das flüger geworden, daß in den Delfeldern die Arbeit ebenso knapp sei mie hier. Diese Erfahrung war etwas wert. Man machte fich feine Borwürfe, daß man nicht jede Gelegenheit, ble sich einem böte, mit beiden Händen ergriffe. Mehr fonnte man nicht tun, als daß man der Arbeit nachlief, wo immer welche auf­tauchte In den Feldern war feine und hier mar feine.

Aber eines Morgens befam Dobbs etwas zu tun. Maschinen telle verladen. Es war schwere Arbeit, und es gab mur drei Pesos den Tag, von denen sich nichts ersparen ließ. Nach fünf Tagen war auch diese Arbeit beendet. Er stand dann eines Tages an der Fähre, bie hinübergeht zu dem Bahnhof für die Bahn nach Panuco. Da tamen fünf Leute gelaufen, die es sehr eilig zu haben schienen.

Einer von den Leuten, ein unterfeiter, fnorriger Mann, fah Dobbs daftehen. Er hielt an, sagte ein Wort zu seinen Begleitern und rief dann rüber zu Dobbs: Sie, he! Suchen Sie Arbeit?" Ja," rief Dobbs und fam einen Schritt näher. Kommen Sie her! Flint! Ich habe Arbeit für Sie, wenn Sie

3a", sagte Dobbs. Wir möchten auch gern übernachten hier, Ohne noch lange zu überlegen, begann er hochzuklimmen tüchtig zupaden tönnen."

wenn es geht."

Es wird sich wohl auch dafür ein Plätzchen finden", sagte der Aufseher und ging wieder in seine Barade, nachdem er zur Küchen barade rübergeminft hatte.

Der Indianer ging den beiden nicht vom Halse. Er heftete fich an fiz, als sei er an sie angebunden. Als sie nun rüberfamen zur Küche, gudte sie der chinesische Küchenvorsteher an, und dann ent. schied er, daß sie in der Küche zu eſſen hätten. Es war des India ners wegen. Wären Dobbs und Barber allein gewesen, so hätten sie in dem Speiseraum für die weißen Arbeiter gegessen. Mit dem Indianer ging das nicht, weil die ihre eigene Kühenbarade haben.

Den Mann müssen wir uns vom Halfe schaffen", sagte Dobbs fauend. Wir fönnen doch nicht mit ihm in all den Camps herum 3tehen. Das geht so nicht mehr."

Morgen früh werden wir ihn heimjagen", erwiderte Barber, der sich den Appetit nicht verderben wollte dadurch, daß er jetzt Pläne entwarf.

Später gingen Dobbs und Barber zu den Arbeitern, um zu hören, was hier oder in den Nachbarcamps los sei.

" Nichts ist los", sagte ein langer Schwede. Alles tote Brunnen. Vier haben Salzwasser, zwei haben Sand und acht nichts als Lehm. Bauen alle ab. Braucht gar nicht weiterzugehen. Welter runter nach Süden wird wieder neu gebohrt. Aber da fönnt ihr von hier aus nicht hin. Da müßt ihr über Banuco, oder ihr fömmt auch über Ebano, da tommt ihr in den anderen Diftritt."

Sie fanden Stlafgelegenheit in einem Lagerfchuppen auf alten Säden, wo sie vor Eseln sicher waren, und den Schlaf, den sie der Tiger wegen in der vergangenen Nacht verloren hatten, nachholten. Es gab am anderen Morgen auch noch ein leichtes Frühstück, und dann marschierten sie ab.

So, ehe wir nun noch zu den zwei anderen Camps gehen, wo vielleicht was los ist oder wo wir wenigstens unser Essen holen fönnen, müffen wir den Indianer umbringen", sagte Dobbs, als fie eine halbe Stunde vom Camp fort waren.

Hören Sie," redete Dobbs den Indianer an, wir gehen jetzt allein. Bir tönnen Sie nicht gebrauchen."

Hengstlich blidte der Indianer auf und sagte: Aber die Tiger, Senjor!"

Das müssen Sie mit den Tigern allein abmachen", mischte sich nun Barber ein. Wir wollen Sie los fein."

Da, das ist richtig." lagte Dobbs, und wenn Sie nicht frei willig gehen, bann Jeßt es was, aber etwas Kräftiges."

anderen Indianer traute er sich nicht. Er fannte die Schrecken des Busches und des Dschungels besser als die Weißen.

Nachdem die beiden eine halbe Stunde gegangen waren, brehte fich Barber um und sagte: Da tommt dieser braune Teufel doch wieder hinter uns hergeschlichen."

Dobbs war jetzt ganz dicht herangekommen.

Ich habe da einen Kontraft übernommen, ein Camp aufzu riggen. Ein Mann ist mir ausgeblieben. Bird Fieber haben oder Malaria, Weiß ich nicht. Rann nicht auf den Jungen warten. Sie fönnen an feine Stelle treten."

,, But, mache ich. Was wird gezahlt?" fragte Dobbs. " Ich zahle acht Dollars den Tag. Berpflegung geht ab. Macht Ihnen flar in der Tasche. He? Was iſt?" einsachtzig oder zwet, weiß ich noch nicht. Sechs Dollars bleiben

-Dobbs nahm Steine auf und begann den Indianer mit Steinen Bege und blieb jezt nur noch weiter zurüd, um nicht getroffen zu zu bombardieren. Aber der Indianer ging den Steinen gut aus dem werden, wenn Dobbs oder Barber ab und zu unversehens einen 3ch tomme mit," Dobbs, der zehn Minuten vorher einer Be Stein aufnahmen und ihn auf den Indianer lospfefferten. schäftigung, die nur zwei Dollars den Tag brachte, nachgelaufen Den werden wir nicht los," sagte Barber. Ich weiß fein wäre wie eine hungrige Rage, ist jetzt fo, als ob er dem Contractor Mittel mehr." einen Gefallen erwiese, wenn er mitginge.

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

adsi.

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Figurenrätsel.

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( Fortjegung folgt.)

dem Hinzufügen je eines Lautes als Anfangsbuchstaben neue Wörter folgender Bedeutung zu bilden:

1. Altdeutscher Boltsstamm, 2. Stadt am Rhein , 3. Fluß tn Indien, 4. See in den banerischen Alpen, 5. Südfruht, 6. ägyptischer König, 7. marderartiges Raubtier, 8. altgriechisches Gewand, 9. Maß, 10. Berg im Berner Oberland , 11. deutscher Dichter, 12. Stadt n Norddeutschland, 13. Wirtschaftsgebäude.

Die Anfangsbuchstaben der neuen Wörter, nacheinander von oben nach unten gelesen, nennen den Namen eines befannten Echweizer Komponisten.

Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel: Bagerecht: 5. Hull, 6. Shaw, 8. Sent. 11. Eros, 12. Lid, 13. fer, 15. Jul, 17. Tier, 18. Artur, 19. Mistel, 21. Rienzi , 23. Gnu, 24. Ar, 27. Uhr, 29. Atrium, 30. Thalia, 32. Allee, 33. Alma, 35. Cid, 37. 3ola, 38, Ate, 39, Knie, 41. Grey, 42. Elle, 43. Kiel .

Sentrecht: 1. Hund, 2. Ali, 3. Ehe, 4. Bari , 5. Heinrich

rechten Reihen Wörter folgender Bedeutung ergeben: Die Buchstaben dieser Figur find so zu ordnen, daß die sent. Heine. 7. Wolfenbüttel , 9. Oft 10. Beim, 14. Reis, 16. Luna, 18. Are

mut. 20. Lumme, 22, Ja, 25, Ra, 26 Erle, 28. Mila, 31. Amor, 34. 21, 36 Dill. 38. 2fres, 40, Elf, 41. Gig.

Borname, 4. Dänifde Infel, 5. Sinnestouffung, 6. Berbindung.de 3rene, Serenate, Trabant, Eera. Sibirien . Stenographie, 1. Ronsonant, 2. Bezeichnung einer Meeresbucht. 3. Beiblicher 7. Stebwaffe, 8. Schlaginftrument. 9. Stadt in der perfischen Provinz 2ferbeitfchan, 10 Bahlmort, 11. Botal.

Una stand der Intianer da. Er dachte nicht daran, zu bitten oder zuzureden. Die beiden hatten gesagt, er solle fich feiner Wege teren, und damit hatte er sich zufrieden zu geben. Db er verstand, daß er ihnen lästig sei, ob er begriff. daß die beiden durcheinander gelesen, ein altes Merkwort. aus im Recht Jelen, sich die Reisegesellschaft zu wählen, die ihnen zufagte, wurde nicht flar. Er stand da und sagte nichts.

Sind die Wörter richtig gefunt en fo ergeben die Buchstaben ber fettumrandeten Außenfelder, bei 3iffer 1 anfangend und nach

Dobbs und Barber gingen los. Aber wie ein verstoßener Hund, der sich von feirem Herrn nicht trennen fann, folgte der Indianer hinter ihnen her. Anhänglichkeit oder Treue oder irgendein ähn

Anagramm.

1. Sirene, 2. Menage, 3. Sund, 4. Biefe, 5. Latte, 6. Maffe,

7. Stil, 8. Toni, 9. Kreta , 10. Gier, 11. Bebra , 12. Telen, 13. Meife. Durch Umstellen der Buchstaben sind aus obigen Werten nach

Silbenrätsel:' fle, Canada , Hyazinthe, Woche. 3thata, ftrabe. Roman, Ciane. Annonce, Bodden, E.efani, Nonfen, Diana, Cibelle, Jdeal, Einstein , Sedan .

Ohio ,

Ah, wie ist es so e lafend,

Lieft nach der A telt man den Abend".

Splitter.

Nebengeräufe. Eine ungeölte Stubentür erfeßt ein

Dugend rückzufoppelnder Radioapparate.

Willi Erthal