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Nr. 113 45. Jahrgang

Orient

1. Beilage des Vorwärts

am Fehrbelliner Platz.

Ganz in der Nähe der Moschee, am Fehrbelliner Blaz, ist jetzt ein anderer, interessanter Kultbau im Entstehen begriffen: die Kathedrale zur Auferstehung Chrifti, Die hier für die ruffisch- griechisch- orthodore Pfarrei errichtet wird. Die Errichtung dieser Kathedrale hat insofern eine recht interessante Borgeschichte, als sie erst durch die Folgen der russischen Revolution notwendig geworden ist. Borher diente und genügte die in der ruffischen Botschaft befindliche Kapelle vollauf für die religiösen Bedürfnisse der verhältnismäßig menigen in Ber­ lin lebenden Russen. Nun ist aber feit der Revolution durch die Emigranten nicht nur die Zahl der Russen in Berlin gewaltig ge­friegen, sondern es ergaben sich auch Schwierigkeiten anderer Art. Es war eine der ersten Handlungen der Sowjetvertretung, die Kapelle in der Botschaft ihrer eigentlichen Bestimmung zu entziehen, da die Sowjetmacht natürlich keinerlei Bindung an die frühere russische Staatskirche( deren oberstes Haupt der 3ar mar) anerkennt. Außerdem würden sich auch viele der Emigranten geweigert haben, das erterritoriale Gebäude der russischen Botschaft zu betreten.

Die Kirche ist in einem Edgrundstüd am Hohenzollerndamm in einem größeren Wohnhauskompler eingebaut und nimmt mur die oberen Etagen direkt an der Ede ein, die erste und zweite Glage dienen Wohnzweden, im Erdgeschoß liegen Geschäftsräume und ein größeres Kaffee. Die Kirche selbst wird mit den denk­bar einfachsten Mitteln aufgebaut, so sind zum Beispiel die sieben weithinleuchtenden Stuppein mur aus Holz mit einer Berkleidung von Zinkblech, das mit leuchtender blauer und grüner Delfarbe überstrichen wurde. Der Innenraum bietet Plaz für 300 Per fonen. Besondere Schwierigkeiten bot die Beachtung verschiedener religiöser Zeremonien; unter anderem muß der Pope einige Male im Jahre die Kirche verlassen und von cußen umwandeln. Da hat man hier zu diesem Zweck um die Kirche eine breite Plattform ge­baut, so daß dieser religiöse Umzug ohne Aussehen zu erregen statt­finden kann. Die Glocken der Kirche sind in Strebebogen in det Nähe der untersten Edtürmchen untergebracht, und die Fassade soll in der Mitte noch mit einem großen Mosoitbild geschmückt werden

Menschen, Göttern gleich...

37] C

Roman von Herbert George Wells .

,, In unserer Welt würde ein solches Mädel hübsch bald ihre Lektion bekommen haben, hübsch bald. Berstehen Sie?" Aber Mr. Barnstaples umherstreifende Blide hatten plöglich Pater Amerton entdeckt, der sich ihnen mit größter Eile quer über einen weiten Rasenplat näherte und ihnen Halt- Zeichen machte. Mr. Barnstaple empfand, daß er sofort handeln müsse.

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Hier ist jemand, der gewiß in der Lage sein wird, Ihnen beim Auffinden Ihrer Wagen behilflich zu sein, wenn er sich darum bemüht. Er ist ein äußerst hilfreicher Mensch- Pater Amerton. Und die Ansicht, die er über Die Frauen hat, ist von der gleichen Art wie Ihre. Sie sind dazu bestimmt, gemeinsam vorzugehen. Wenn Sie ihn auf­halten mollen und ihm den ganzen Fall vorlegen offen und flar

Er setzte sich mit schnellen Schritten nach dem Seeufer hin in Bewegung. Er fonnte nicht weit von dem Sommerhäuschen sein, das in das Wasser hineinragte und an welchem die bunt­gefärbten Boote festgemacht waren. Wenn er in eines der felben einstiege und damit in den See hinausruderte, so fäme Pater Amerton sehr ernstlich ins Hintertreffen. Sogar wenn ihm diefer gute Mann auf den Fersen folgen würde. Man tann wirklich nicht schwäßen und Rührszenen aufführen, wenn man in Berfolgung eines anderen Bootes schwer rubern muß

6.

Als Mr. Barnstaple das leuchtend meiße Kanu, das er gewählt hatte, mit dem auf dem Bug gemalten großen blauen Auge losmachte, erschien Lady Stella auf dem Landungssteg. Sie tam aus dem Pavillon heraus, der über dem Wasser stand. In der schnellen Bewegung, mit der sie erschien, lag etwas, das in Mr. Barnstaple den Eindruck hervorrief, als ob sie sich hier verborgen hätte. Sie gudte fich um und sprach sehr hastig.

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Kromm

Mittwoch, 7. März 1928

Berzweiflungstat einer Mutter.

Mit dem Kind in den Zod gegangen.

Eine furchtbare Tragödie wurde gestern nachmittag im Norden Berlins , im Hause Swinemünder Str. 26, enfdedt. In ihrer Wohnung wurde dort die 32jährige ledige Margarete G. und ihr acht Monate alfes& ind Heinz durch Gas vergiftet for auf. gefunden. Die Hilfe der Feuerwehr und des Städtischen Rettungs­amtes tam leider schon zu spät. Nach den polizeilichen Ermittlungen bildet die Verzweiflungstat den Abschluß einer unglücklichen Liebe. Margarete G. lebte seit mehreren Jahren mit einem Schloffer in der Swinemünder Str. 26 zusammen, wo sie eine aus Shibe und Küche bestehende Wohnung innehatten. Dem Berhältnis entsproß der jetzt acht Monate alte Heinz. Während das Zusammenleben zuerst sehr glüdlich mar, glaubte die Frau in legter Zeit Grund zur Eifersucht zu haben, so daß es miederholt zu Streitigkeiten fam. Der Berdacht der Frau wurde noch durch das Verhalten des Mannes geschürt, der mehrmals nachts ausblieb und angeblich auf Jeinem Grundstück außerhalb Berlins vermeilte. Als sich der Mann auch gestern wieder nicht sehen ließ, fuhr die Verlassene hinaus, um durch eine Aussprache den unerquicklichen Verhältnissen ein Ende zu bereiten. Statt zu einer Versöhnung, tam es erneut zu Meinungs­verschiedenheiten. Mit der Drohung, daß sie sich und dem Kind etwas antun merde, verließ die Frau ihren Geliebten. Er nahm die Worte zunächst nicht ernst, doch stiegen ihm später Bedenken auf, so daß er beschloß, die Wohnung in der Swine. münder Straße aufzusuchen. Er fand feinen Einlaß und mußte die Wohnungstür gemaltfam öffnen lassen. Den Ein­tretenden, denen starter Gasgeruch entgegenschlug, bot sich ein er­schütterndes Bild. Auf dem Stuhl, neben dem Gastocher, von dem der Schlauch abgerissen worden mar, faß in fich zusammengejunken Frau G. Neben der Mutter lag auf dem Fußboden, in ein Kissen gebettet, das acht Monate alte Kind. Die Feuerwehr und der Arzt der nächsten Rettungsstelle nahmen Wiederbelebungsversuche vor, Die Leichen wurden polizeilich die jedoch ohne Erfolg blieben. beschlagnahmt.

Und der letzte der Ehefrau.

menn erst dafür das nötige Geld gesammelt worden ist; denn vor­läufig muß man sich auf das einfachste Material beschränken, und die Innenkuppel ist jogar nur in Rabitz ausgeführt, die Kreuze find auch mur aus blechverkleidetem Holz, das mit einer Blattgoldschicht belegt worden ist also alles ein wenig tuliffenmäßig. Die benachbarte Moschee ist ebenfalls in diesen Tagen Der erste Ausflug mit dem neuen Motorrad. fertiggestellt worden und wird nummehr für den regelmäßigen mo­hammedanischen Gottesdienst zur Berfügung stehen. Die Moschee ist von dem Berliner Architekten R A. Hermann nach dem Vor­bild einer bekannten indischen Grabeskirche, der sogenannten Ladi Mahal" bei Agra , gestaltet worden. Bauherr ist die Ahmadia". Gesellschaft in Lahore , eine mohammedanische Sekte, die heute eima 25 000 bis 30 000 Anhänger zählt. Der Hauptbau der Moschee ist in indisch- mohammedanischem Stil gehalten und etwa 20 Meter hoch. Durch einen Vorraum tommt man in den eigentlichen Versamm lungsraum, der von der Eingangshalle durch ein Mudjerabije eine filigranartige Bergitterung, getrennt ist. Der Raum faßt 400 Personen und ist außerordentlich farbig in terratottrot, blau und grün gehalten. Zu einem großen Teil find Decken und Bände ornamental reich bemalt. Eine 26 Meter hohe Kuppel von 10 Meter Durchmesser wölbt sich darüber. Besonders bemerkens­wert find die schönen Bogenstellungen und Zwickelgewölbe. Links etts und rechts vom Eingang erheben sich die beiden schlanken Minaretts von je 32 Meter Höhe. Ihrem eigentlichen Zweck werden sie jedoch im allgemeinen nicht dienen; fie find lediglich mit Steigeisen aus gerüstet, weil der" muezzin " sie zum Rufen der Gläubigen, wie im Orient, nicht benutzen wird.

Reichsfischpropagandawoche. Zur Absazförderung der Fisch­nahrung findet eine Reichsfischpropaganda im ganzen Reiche ſtatt. Die Berliner Vereinigung des Fischhandels für Räucherwaren und frische Fische veranstaltet vom Mittwoch billige Berkaufs­tage. Es kommen zum Verkauf: geräucherte Flundern pro Pfund 50 Pf., frische Flundern und Schollen pro Pfund von 25 Pf., Kabliau im ganzen Fisch 35 Pf., im Anschnitt entsprechend teurer.

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Teekleid oder ein recht verfünftelter Bademantel sein. Es ließ ihre schlanken, hübschen Arme frei, die mit Ausnahme von einem Armband aus Bernstein und Gold bloß waren und an ihren nackten Füßen es waren ungewöhnlich wohlgeformte Füße trug sie Sandalen. Ihr Kopf war un­bedeckt und ihr dunkles Haar sehr einfach mit einem schwarz­goldenen Band zusammengebunden, das zu ihrem flugen Geficht gut paßte. Mr. Barnstaple verstand nichts von weib­licher Kleidung, aber er würdigte es, daß sie geschickt die utopifche Note aufgenommen hatte.

Er half ihr in das Kanu.

,, Wir wollen geradeaus ein gutes Stüd paddeln", fagte fie, indem sie sich nochmals umblickte und sich nieder

feste.

Eine Zeit lang paddelte Mr. Barnstaple geradeaus, jo daß er nichts vor sich hatte, als sonnenbeschienenes Wasser, den Himmel, die niederen Hügel, die den See gegen die große Ebene zu abschlossen, die riesigen Pfeiler des ent­fernten Dammes und Lady Stella. Sie stellte sich so, als ob sie von der Schönheit des Gartenabhanges hinter ihm, auf dem die Versammlung stattgefunden hatte, mit seinen Häusern und Terrassen überwältigt sei. Aber er fonnte sehen, daß sie die Landschaft nicht wirklich als Ganzes be trachtete, sondern sie rastlas nach einem bestimmten Gegen­stand oder einer Berson absuchte.

Sie bemühte sich, Konversation zu machen, über die Lieblichkeit des Morgens und darüber, daß die Bögel sangen im Juli.

Mr.

,, Aber hier muß es ja überhaupt nicht Juli sein," sagte " Barnstaple .

"

Wie dumm von mir, natürlich nicht."

,, Es ist wahrscheinlich sehr früh, ich vergaß meine Uhr aufzuziehen."

Sonderbar genug, daß wir offenbar in unseren beiden Welten die gleiche Beit haben," sagte Mr. Barnstaple, meine Uhr zeigt sieben."

,, Nein," sagte Lady Stella, ihre eigenen Gedanken be­antwortend und ihre Blide auf die entfernten Gärten ge­richtet, es ist ein Utopenmädchen. Haben Sie jemanden anderen von unserer Gesellschaft heute morgen ge= troffen?"

,, Sind Sie im Begriff, auf den See hinauszurudern, Mr. Barnstaple wandte das Kanu, jo daß auch er nach Mr. Barnstaple? Kann ich mitkommen?" Idem Ufer bliden fonnte. Von hier aus fonnten fie fehen, Ihre Kleidung war, wie Mr. Barnstaple bemerkte, ein| wie vollkommen die riesigen Terrassen, Lawinen- Wände und Kompromis zwischen dem irdischen und utopischen Stil. Was Rinnen sich mit den vorspringenden Rippen und Klippen fie trug, machte entweder ein sehr einfaches eierfarbenes des Bergmassins dahinter mischten und nerwoben. Das

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Wie hatten sich beide so sehr auf den ersten Ausflug mit dem neuen Motorrad gefreut. Der Berliner Kaufmann Br: und seine Ehefrau. Und eines schönen Sonntags war es auch soweit. Die Frau hatte auf dem Soziussit Platz genommen, und in sausender Fahrt war es ins Freie gegangen. Auf der Chaussee kam ein Auto entgegen. Br. fuhr zu weit links und wollte noch dicht vor dem Auto auf die rechte Seite hinüber. Obwohl der Autolenker mit aller Bucht stoppte, war es zu spät. Das Hinterrad des Motorrades murde erfaßt. Durch den Anprall wurde die Frau vom Soziussiz herab so schwer gegen eine Säule geschleudert, daß sie sofort tot mar. Der Mann erlitt einen schweren Oberschenkelbruch und ist auch jetzt noch nicht vollkommen geheilt. Die Schuld lag allein an dem Motorradfahrer Br. Er hatte sich jetzt vor Gericht zu verantworfen. Das Gericht berüd fichtigte die tragischen Umstände und glaubte, daß der An­getlagte für seine Fahrlässigkeit und seinen Leichtsinn ohnehin schon schwer heimgesucht sei. Deshalb murde er wegen der fahrlässigen Tötung zu der niedrigen Strafe von 1 Monat Gefängnis unter Zubilligung der Strafaussetzung verurteilt.

Amanullah verläßt Deutschland .

Der König von Afghanistan wird heute, 15,30 Uhr, Berlin ver­lassen, nachdem er sich vorher vom Reichspräsidenten von Hinden­ burg verabschiedet haben wird. Er begibt sich zunächst nach Essen . Hiernach wird er sich über Paris und den Pas de Calais nach England begeben, wo er für den 11. D. M. erwartet wird.

Buschwert ging in Nadelhölzer über; die Gebirgsströme und Wasserfälle aus den Schneefeldern oben wurden auf­gefangen und zwischen die smaragdgrünen Abhänge und Gärten des Konferenz- Parks verteilt. Die Terrassenmauern, die den Boden festhielten und den ganzen Aufbau stüßten, breiteten sich nach beiden Seiten in große Entfernung aus und fanden ihre Fortjeßung in der Gebirgsmasse selbst. Sie waren aus einem Material gebaut, das reich in ver schiedenen Farben spielte, von einem tiefen Rot bis zu einem purpurgeäderten Weiß und waren unterteilt durch große Bogen über Gebirgsflüsse und Felsrinnen, durch riesige runde Deffnungen, die Waffer spien und durch stufenweise Wasserfälle. Die Gebäude des Ortes waren über diese Terrassen und über die Grasabhänge, die von ihnen ein­geschlossen waren, verteilt, einzeln oder in Gruppen und Haufen, Gebäude in Purpur. Blau und Weiß, so leuchtend und zart, wie die alpinen Blumen um sie herum. Einige Augenblicke blieb Mr. Barnstaple bei dem Anblick dieser Szenerie stumm. dann antwortete er auf Lady Stellas Frage. Ich traf Mr Rupert Catskill und die beiden Chauffeure, jagte er, und jah Pater Amerton, Lord Barralonga und M. Dupont von weitem. Bon Mr. Mush oder Mr. Burleigh habe ich nichts gesehen."

,, Mr. Cecil wird nicht vor vier Stunden aufstehen. Er wird bis zehn oder elf Uhr im Bett liegen. Er gönnt fich morgens immer ausgiebig Ruhe, menn ihm eine große, geistige Anstrengung bevorsteht."

Sie zauderte und fragte dann. Ich nehme an, daß Sie Miß Greeta Gren nicht gesehen haben?" ,, Nein," sagte Mr. Barnstaple, ich habe nach unseren Leuten nicht ausgeschaut. Ich schlenderte nur eben so um­und wich jemandem aus. ,, Dem Zensor der Sitten und Kleider?"

her

Ja..., das ist's in der Tat, meshalb ich dieses Kanu

nahm. Die Lady überlegte und entschloß sich zu einer vertrau lichen Mitteilung. Ich bin auch vor jemandem davon gelaufen.

Nicht vor dem Prediger?" ,, Miß Gren!"

Lady Stelle lenkte sichtlich von dem Gegenstand ab. Der Aufenthalt in dieser Welt dürfte uns noch sehr schmer fallen Diese Leute haben einen äußerst empörlichen Ge­schmad. Wir fönrten fie leicht vor den Kopf stoßen. ,, Sie find flug genug, um uns zu verstehen. ( Fortfegung folgt.)

"