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Geschäft mit einem Kranken

Die Sensationspresse und der Krantz- Prozeß.

Die Stegliger Kindertragödie, die von der bürgerlichen Sen­sationspresse als ein fommerziell glänzend verwertbarer Glücksfall betrachtet wurde, ist beendet, nachdem das Privatleben der beteiligten Jugendlichen wochenlang bis in die geheimsten Intimitäten vor den gierigen Blicken des Sensationspöbels aufgerollt worden war, dem die schwerwiegenden und tragischen gesellschaftlichen und psycholo­gischen Probleme, die den ernsten Hintergrund dieses Falles bildeten, vollkommen gleichgültig waren, dem es nur darauf antam, aus den detailierten Zeitungsberichten die pitanten Rosinen herauszutlauben. Die verantwortlichen Jugendbehörden hatten das richtige Bestreben, die beiden Hauptbeteiligten Paul Kranz und Hilde Schel­ler möglichst schnell der mitleid- und verständnislofen Neugier der Deffentlichkeit zu entziehen, sie in einer gefunden Atmo sphäre seelisch genesen zu lassen, ihnen das natürliche Recht auf das Geheimnis ihres privaten Lebens wiederzugeben. Dem Primaner Kranz, dessen seelischer und körperlicher Zusammenbruch das Mitgefühl eines jeden sozial denkenden Menschen erregte, soll die Möglichkeit gegeben werden, zu gesunden, seine Studien zu be enden und ein wertvolles Mitglied der arbeitenden Gesellschaft zu werden. Deshalb muß jeder, der es gut mit diesem jungen Menschen meint, dazu beitragen, daß er rasch und gründlich der verderblichen Sphäre der Deffentlichkeit entrückt wird. Dieser Pflicht dürfen sich vor allem jene Kreise nicht entziehen, die den Sozialismus auf ihre Fahnen geschrieben haben.

Ein in Berlin   erscheinendes kommunistisches Abendblatt blieb aber von diefen Erwägungen unbeschwert. Auf der Jagd nach Sensationen und nach einer bedenkenlosen Reklame perfiel es auf einen Gedanken, den wohl auch das stupelloseste bürgerliche Sensationsblatt weit von sich gewiesen hätte: Es veröffentlichte eine Artikelferie des Paul Kranz über seinen Prozeß. Daß Kranz aus seinen furchtbaren Erlebnissen noch Kapital schlägt, statt sein nächstes Ziel in der Wiederherstellung seiner Gesundheit und in der Vollendung seiner Studien zu suchen, ist verzeihlich. Das Bewußt­sein, wochenlang im Mittelpunkt der öffentlichen Erörterung ge­standen zu sein, mag ihm ein gewiffes gesteigertes Selbstgefühl und Wertbewußtsein verliehen haben, das ihn zur literarischen Ver­wertung seiner Erfahrungen und Erlebnisse verleitete. Anders aber liegt die Sache bei diefer Abendzeitung, die in sensationeller Form diese literarischen Produkte veröffentlichte. Die Aerzte verlangten für Krang Ruhe, Schonung und Entspannung. Statt dessen schrieb er Artikel für das Blatt. Es handelt sich hier vielmehr um eine rein geschäftliche ma che eines Blattes, das sich die Methoden der Sensationspresse strupellos zu eigen macht, ja, man fann es in diesem Falle ruhig sagen, in einer Art anwandte, wie sie vielleicht einzig dasteht:

Ueber das Zustandekommen der Artikelferie des Krang in dieser Abendzeitung wird uns aus guter Quelle folgendes berichtet: Wäh­rend der Prozeß noch im Gange war, also noch niemand wußte, wie er für den Angeklagten enden würde, erschienen zwei Redat­teure des Blattes im Moabiter Gerichtsgebäude, um Kranz und seinen Bater zum Mittagessen einzuladen. Natürlich war mit dieser Einladung fein menschenfreundlicher Zweck verbunden, sondern die beiden Redakteure legten dem Kranz und seinem Vater einen Bertrag zur Unterzeichnung vor, in welchem fich, Baul Arang verpflichtete, in furzer Zeit eine Artifelferie für das Blatt zu schreiben. Man überlege: Dieser Bertragsentiuri wurde dem Kranz und seinem Vater während des Prozeffes vorgelegt, also zu einem Zeitpunkt, wo den beiden infolge der fonstanten Auf­

Der Leberfall auf die Mörderin.

Ein nicht alltägliches Verbrechen geschah vor einiger Zeit in der kleinen französischen   Stadt Cateau. Eines Abends wurde die 72jährige Witwe Mallet in ihrer Küche mit 27 Ber­fegungen tot aufgefunden.

Frau Mallet, die als reiche Frau bekannt war, führte ein äußerst einsames Leben. Sie war, wie dies bei alten Leuten oft der Fall ist, sehr mißtrauijch, ließ niemand zu sich in die Wohnung, ohne sich vorher von der Persönlichkeit des Einlaßwünschenden z persichern. Die Polizei stellte fest, daß nichts geraubt worden war. Das Mordwerkzeug fehlte. Desgleichen jede Spur vom Täter.

Am nächsten Morgen wurde die Polizei aufs neue alarmiert. Diesmal war die 49jährige Frau Gogyillon Opfer ei.tes Ver­brechens geworden. Man fand sie schwer blutend mit einer Stich­wunde in der Stirn und einer zweiten im Nacken vor. Sie konnte

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regung jede Ueberlegungsfähigkeit fehlen mußte. In diesem geistigen Zustand unterzeichneten die beiden Kranz den Vertrag. Kurz da­rauf kam der bekannte förperliche Zusammenbruch des Krang während der Gerichtsverhandlung, so daß er in das Kranten haus gebracht werden mußte. Die Aerzte stellten fest, daß er der größten Ruhe und Schonung bedürfe und daß jede Aufregung von ihm ferngehalten werden müsse. Aus diesem Grunde war auch die Weiterführung der Verhandlung in Frage gestellt. Alle Welt wußte von diesem Zustand des Angeklagten, denn die Zeitungen und natür­lich auch die Abendzeitung hatten darüber genügend berichtet. Und da ist es für den Geschäftssinn dieses Blattes bezeichnend, daß die Redaktion sich an den im Krankenhaus liegenden Kranz mit der Aufforderung wandte, den Vertrag zu erfüllen, ansonsten....

Auch die Vorstellungen eines Arztes nützten nichts. Die Abend­zeitung bestand auf ihrem Schein. Einer anderen Stelle, die sich im Interesse des Kranz an die Zeitung wandte und auf die ernſten gesundheitlichen Bedenken, die sich einer schriftstellerischen Tätigkeit des Krantz entgegenstellten, erwiderte man: Was wollen Sie? Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätten es andere Zeitungen getan." Mit vollem Recht erhielt die Redaktion darauf die Ant­wort, es sei wohl kaum anzunehmen, daß andere Zeitungen sich dem Kranz gegenüber so unmenschlich verhalten® würden.

Der Endeffekt war, daß Kranz diese Artikel doch schreiben mußte, die diese Abendzeitung dann angeblich im Interesse des Krang veröffentlichte! Eine ärgere Heuchelei ist wohl kaum denkbar.

Eine zwecklose Brücke.

Die Elisabeth- Brücke über den jetzt zugeschütteten Luisenstädtischen Kanal will der Berliner Magistrat ver schenken. Bedingung ist allerdings, daß der Beschenkte die nicht unerheblichen Abbruchkosten übernimmt.

mur erzählen, daß sie plöglich einen Mann vor sich gesehen habe, der sie auf irgendeine Weise. betäubt und ihr dann die Verletzungen zugefügt hatte. Weiter wußte sie nichts. Ihr Sohn bestätigte, daß er um 5 ihr morgens seine Mutter schreien hörte und sie dann bluterb vorgefunden hatte. Auch hier war feine Spur vom Täter.

Um 2 Uhr desselben Tages wurde die Polizei zum drittenmal alarmiert: Frau Gogyillon habe sich mit dem Rasiermesser diesmal selbst eine weitere Wunde zugefügt. Die Witwe lag da mit durchschnittenem Halse, dem Verbluten nahe. Auf Fragen ant­wortete sie nicht mehr.

Man stand vor einem Rätsel. Man durchsuchte das Haus und fand dabei die Lösung nicht allein dieses Rätsels, sondern auch des geheimnisvollen Todes der Frau Mallet. Man fand einen Zettel, auf dem es hieß: Die Nachbarn beschuldigen mich, Frau Mallet getötet zu haben, ich bin nicht die Mörderin gewesen; ich selber habe mir die Messerstiche zugefügt." Der Ueberfall auf

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Frau Gognillon war affo fingiert. Sie geflamb schließlich, die 71jährige Frau Mallet getötet zu haben. Eine Durchsuchung in ihrer Wohnung förderte blutbesudelte Sachen zutage.

Weshalb hatte aber die 49jährige Gognillon die 71jährige Mallet Seit 30 Jahren ermordet? Frau Gogyillon gab den Grund an. hatte sie einen Garten pon Frau Mallet gepachtet; sie gab ihn an Unterpächter weiter. So hielt sie sich über Waffer. Plötzlich fün digte ihr Frau Mallet die Pacht. Alles Bitten war vergeblich. Die alte Frau blieb hart. Frau Gognillon war außer sich. Seit dem Tode ihres Mannes hatte sie mit ständigen Geldschwierigkeiten zu fämpfen. Sie beschloß, sich zu rächen.

Sie bewaffnete fich mit einem Hammer, den sie unter ihren Martel versteckte und erhielt um 1hr Einlaß bei Frau Mallet. Als diese den Zweck ihres Kommens erfuhr, war sie sehr auf. Deshalb stören Sie mich so spät abends? gebracht. Was? Machen Sie, daß Sie fortkommen!" Dabei hatte sie sie am Arm

"

Zum Kulturkampf in Südtirol  .

Die alte Stadt Bozen  , die von den Italienern in Bolzano  umgetauft wurde. 25000 vorwiegend deutsche Einwohner hat die Stadt, deren Grundlage ein altrömisches Kastell

bildet.

angefaßt. Im nächsten Augenblid hagelten auf sie die Schläge des Hammers nieder.

Bor die Leiche der alten Frau geführt, zeigte Frau Gogyillon feine Reue. Als sie mit den Polizeibeamten das Totenhaus ver­laffen wollte, shrie das Bolt auf der Straße: Tod, Tod! Schlagt fie tot!" Nur mit Mühe tonnte das Polizeiauto sich Bahn durch die Menge schaffen.

Rein alltäglicher Kriminalfall!

Die Gemäldediebe ins Gefängnis eingeliefert.

Bon den in den Caldolzburger Gemäldediebstahl verwickelten Berjonen wurden in der Nacht zum Dienstag in das Fürther   Land­gerichtsgefängnis eingeliefert der Berliner   Kunsthändler 2ipp­mann, der Münchener Kunsthändler Meyer und der Einbrecher 3ahn. Die gestohlenen Gemälde sind ebenfalls in den Händen des Fürther   Gerichts. Sie werden sofort nach Cadolzburg   gebracht und der protestantischen Kirchengemeinde, die Eigentümerin dieser Schäze ist, zurückgegeben.

Das Deutsche   Friedensfartell veranstaltet anläßlich der am 15. März beginnenden Abrüstungskonferenz am Donnerstag, dem 8. März, 20 Uhr, ein Meeting im ehemaligen Herrenhaus, Leipziger Straße   3. Es werden sprechen: Professor Ludwig Quidde  , Dr. Helene Stöder, Bolizeioberst ans Lange, Heinrich Ströbel   ut. a. Frau Professor Gertrud Boter, die Leiterin des Ehemischen Instituts in Bein, wird über den Siftgastrieg der Zukunft" referieren.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Umgegend: Neblig oder wolkig, ohne Niederschläge. Langsame Ab­fühlung. Für Deutschland  : Auch im Osten zunehmende Bewölkung, Bodenfröste. Tagestemperaturen etwas sinkend.

Berantwortlich für die Redaktion: Eugen Prager  , Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Vorwärts Buchs druckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.

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