Morgenausgabe
πr. 115
A 58
45. Jahrgang
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Der Borwärts" erscheint, wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend, Illuftrierte Beilagen Bolt und Zeit" und„ Kinderfreund" Ferner Unterhaltung und Biffen"," Frauen ftimme". Technif". Blid in die Bücherwelt und Jugend- Borwärts.
Donnerstag
8. März 1928
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
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Schiedsspruch im Metallfonflikt.
Böllig unzureichend. Heute Entscheidung der Streifleitung.
zu finden sucht, jedoch nach jeder Richtung hin als unzureichend für die Arbeiterschaft bezeichnet werden muß.
Besatzungsnot.
Der Boltsstaat Hessen und seine Belastung.
Bon Staatspräsident B. Adelung.
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Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Heffens Nach zwölfftündigen Verhandlungen vor der verein- Der Schiedsspruch sieht weiter die Bestimmungen des Vergleichs sind durch die fremde Besetzung entscheidend beeinflußt. Der barten Schlichtungsstelle wurde um 10% Uhr ein Schieds- vorschlages vor, den der Vorsitzende des Schlichtungsausschusses, Bevölkerung nach Hessen zählt rund 1,3 Millionen Einspruch gefällt, der in seinem Wortlaut ziemlich umfangreich Gewerberat Körner, den Parteien am Freitag bei den Borverhand- wohner- find fast 40 Broz. Heffens besezt( in Preußen ist und die Mittellinie zwischen den Forderungen der Bert- lungen unterbreitet hat und der im wesentlichen das Mitbestim- 5,9 Proz.). Der unbesezte Teil des Landes steht zum zeugmacher und dem„ Entgegenkommen" der Unternehmer mungsrecht der Arbeitnehmer bei strittigen Akkorden durch Einfehung größten Teil als Randgebiet unter den Einwirkungen einer paritätischen Kommission sichert. der Besetzung. Das hessische besetzte Gebiet war der wirt Die Erklärungsfrist für die Partelen läuft heute, Donnerstag schaftlich wertvollste Teil des Landes. Im Jahre 1921 famen um 4 Uhr nachmittags ab. über die Hälfte der Gewerbesteuer im besetzten Gebiet auf, Die verheerenden Folgen übermäßiger Befehung und des und ähnliche Zahlen ergeben sich bei der Einkommensteuer. Ruhrkampfes haben die Steuerkraft des hessischen befegten Gebiets schwer beeinträchtigt und die Finanzverhältnisse des Landes in Unordnung gebracht. Heffen fordert deshalb vom Reich einen Ausgleich. Es fann auch dem Lande nicht zugemutet werden, diese schweren Schädigungen aus eigener Kraft auszugleichen. Kosten dieser Die Erledigung dieser Angelegenheit ist eine der wichtigsten Art müssen vom ganzen Reich gemeinsam getragen werden.
Der Schiedsspruch sieht weder eine Lohnerhöhung vor, noch einen Tarifvertrag. Er enthält im wesentlichen den Vorschlag des Gewerberats Körner vom vorigen Freitag, nur mit dem Unterschied, daß er noch hinter ihm zurückbleibt.
Der Schiedsspruch, der übrigens, wie ausdrücklich fest zustellen ist, nicht einstimmig, sondern mit Mehrheit gefaßt wurde, besagt in der Hauptsache:
Die Vertreter des Metallarbeiterverbandes halten es für ganz unmöglich, daß ein solches Monstrum von Schiedsspruch" angenommen werden kann. Heute um 11 Uhr wird die Streitleitung ihre Entscheidung zu dem Schiedsspruch treffen.
Die Funktionäre der streifenden Werkzeugmacher werden um 2 Uhr im Verbandshaus, Linienstraße 83/85, zu dessen Ablehnung sicher ist..
Werkzeugmacher find einer nachprüfung zu unterziehen.| jammentreten, um zu dem Schiedsspruch Stellung zu nehmen, Aufgaben der nächsten Zeit für den Volksstaat Hessen unter
„ Die Stundenlöhne und Affordverdienste der Die Nadprüfung hat sich nicht nur auf einzelne Afforde zu erftreden, vielmehr ist die Angemessenheit der Löhne und Afforde ganz allgemein zu prüfen. Auch Erhöhungen des Berdienstes ganzer Gruppen im Werkzeugbau find gegebenenfalls vor
zunehmen. Sollte eine Einigung im Betriebe nicht zustandekommen, getroffen, wobei erforderlichenfalls die Akkordberechnungsgrundlagen ( Geldfaktoren) für die einzelnen Werkzeugmachergruppen festzu
wird unter Mitwirkung der Verbände eine endgültige Entscheidung
legen find."
Der Kampf wird weitergehen und wahrscheinlich noch größeren Umfang annehmen. Die Erwartungen, die an bandes Berliner Metallindustrieller geknüpft werden konnten, einen Schiedsspruch nach dem ganzen Verhalten des Verwaren von vornherein nicht groß. Dennoch bedeutet dieser Schiedsspruch für die Werkzeugmacher wie für die Berliner Metallarbeiterschaft insgesamt eine große Enttäuschung.
Ratsbeschluß über St. Gotthard.
Einsetzung eines Dreierausschusses.
W. Schw. Genf , 7. März.( Eigenbericht.)
Die heutige Ratssitzung brachte die klärung der Investi gationsfrage. Ein Dreierausschuß wurde eingesetzt, der möglichst bis zum Sonnabend das umfangreiche von Ungarn vorgelegte Entlastungsmaterial prüfen soll. Dann wird voraussichtlich die Entsendung einer Inspektionstommission aus Experten des Bölkerbundssekretariats an den Ort des Deliktes beschlossen werden.
In der vertraulichen Ratssigung heute morgen wurde zunächst der bekannte Schritt des Ratspräsidenten Tschengloh gegenüber Ungarn besprochen. Chamberlain bestritt, daß der Präsident das Recht gehabt hätte, von der ungarischen Regierung zu fordern, daß sie das Material unzerstört laffe. Die Debatte über die Befugniffe des Ratspräsidenten nahmen aber eine solche Ausdehnung an, daß auf Vorschlag Stresemanns die ganze Frage der Befugnisse des Ratspräsidenten zwischen den Tagungen demnächst einmal im Zusammenhang geprüft werden soll. Dann schlug Briand Dor, die
ungarische Angelegenheit in öffentlicher Sitzung
zu beraten. Der Rumäne Titulescu , dem man anmerkte, daß er die ganze Aftion gegen Ungarn nur mitmacht, weil er es der Tschecho flowatei nicht abschlagen fonnte, ohne die fleine Entente zu sprengen, verliest eine maßvolle Erklärung.
Als der ungarische Bertreter Tanczos antwortete, zeigte fich sofort die ganze Unfähigkeit der Bethlen Regierung. Statt einen Mann zu schicken, der den Standpunkt seines Landes wie ein geschicter Anwalt verteidigt, erscheint ein
General mit Monofel,
ber in militärischer Kürze Ungarn zu verteidigen suchte. Der andere Monotelinhaber des Rats, Chamberlain, tam ihm sofort mit dem Borschlag zu Hilfe, den Dreierausschuß einzuseßen, damit sich der Ingar nicht weiter vor dem Rat blamiere. Da aber griff Briand ein: Er fragte nach den Begleitpapieren der Waffenfendung, um in aller Deffentlichkeit einmal festzunageln, von wem und an
1 untersuchen, bevor man fie öffentlich diskutiere. So wurden der Holländer van Blokland, der Finne Brocope und der Chilene Billegas beauftragt, den Ungarn im einzelnen zu vernehmen. Für die nächsten Tage gehen also die Untersuchungen im geheimen weiter. Aber es wird sich dann doch herausstellen, inwieweit Ungarn mit seinen Entlastungsversuchen Glück hat.
Woldemaras läßt den Rat abfahren.
Wie die Alten sungen.
"
Nachdem Woldemaras ge=
sehen hat, wie sein großer faschistischer Bruder und Protektor Mussolini mit dem Bölkerbund umspringen darf, ohne zur Ordnung gerufen zu werden, nimmt er sich ebenfalls Dreiftigkeiten heraus: Der holländische Außenminister van Blokland hatte im Auftrage des Rates ein Telegramm an ihn gerichtet um Auskunft über die Absichten Litauens gegenüber Polen zu erhalten, die Woldemaras am besten durch persönliches Erscheinen in Genf dem Kat geben fönnte. Der litauische Ministerpräsident hat darauf sehr barsch geantwortet, daß die Entschließung vom 10. Dezember 1927 ein solches Verfahren nicht vorfehe und daß es ihm materiell unmög lich" sei, in so furzer Frist noch im Laufe dieser Session nach Genf zu tommen".
Wenn Woldemaras gewollt hätte, dann würde er auf Grund dieses ihm spätestens am Montagabend zugegangenen Telegramms inzwischen schon längst aus Kowno abgereift sein und er wäre durch aus rechtzeitig in Genf eingetroffen. Aber er will eben nicht. Das ganze Berhalten Litauens seit dem Dezemberbeschluß des Rates ist eine einzige Berhöhnung des Böllerbundes.
Sechs Bergarbeiter tot.
Schweres Grubenunglück bei Neurode. Neurode, 7. März. Heute nachmittag ereignete sich auf dem Kunibei Neurode ein Kohlensäureausbruch.
feiner neuen Regierung.
Die verminderte Leistungsfähigkeit des besetzten Gebiets hat ihren Grund hauptsächlich im Daniederliegen das schwerste gelitten. Abwanderung der Industrie in das der Wirtschaft. Industrie, Handwerf, überhaupt alle Wirtschaftszweige haben in den vergangenen Jahren auf unbelegte Gebiet, zerrissene Geschäftsverbindungen, starter Rückgang der Handwerksbetriebe( 1922 im hessischen be
fetzten Gebiet rund 15 000, 1924 rund 10 000, heute etwa 12 500!), das sind ein paar Stichworte, die die Not Hessens beleuchten.
Diese ungünstige Entwicklung ist nicht verwunderlich, menn man bedenkt, daß die Provinz Rheinhessen neben der bayerischen Pfalz im Mittelpunkt des Ruhrkampfes stand, wenn man weiter sich einige Zahlen über die Stärte der im hessischen besetzten Gebiet befindlichen Besatzungstruppen vor Augen führt. Am 15. September 1927 befanden sich von 75 443 fremden Besaßungsangehörigen in Deutschland fast 20 000 allein auf hessische m Boden. Das sind 26% Proz., während die Bevölkerung des hessischen besetzten Gebiets nur 13,1 Proz. der Gesamtbevölkerung der befeßten Gebietsteile ausmacht. Da sich die Verminderung der Befagungstruppen in Hessen fast gar nicht bemerkbar gemacht hat, ist der Anteil Hessens an der Befegung. der im Jahre 1925 übrigens ,, nur" 25 Broz. betrug, unterdessen noch weiter gestiegen.
Deutlicher wird die hessische Belastung bei Betrachtung der Beschlagnahmungen. In privateigenen Gebäuden waren am 15. September 1927 im ganzen besetzten Geher banerischen Pfalz 654, in Hessen allein aber 1126. biet beschlagnahmt insgesamt 4101 Wohnungen, davon in Beim Vergleich einzelner Städte tritt die geradezu unge= heuerliche Belastung der Stadt Mainz hervor. In Aachen waren 312 Bürgerwohnungen beschlagnahmt, in Koblenz 165, in Landau 200, in Trier 478, in Wiesbaden 527 und in Mainz 878! In der gesamten 2. Bejagungszone ist die Zahl der beschlagnahmten Bürgerwohnungen 838, also um 40 geringer als allein in der Stadt Maina! In 119 Wohnungen besteht in Mainz noch gemeinsame Küchenbenutzung mit der fremden Besatzung. In Mainz sind zurzeit 8684 Wohnungsuchende, davon 3691 ohne Wohnung. Die entsprechenden Zahlen sind für Trier 1152, Spener 1203. Roblenz 2200. Das hessische besetzte Gebiet mit Mainz ist also der Mittelpunkt der franzöfifchen Besatzung: die letzten Besatzungsangehörigen werden sich in Mainz befinden. Gegenwärtig ist jeder siebente Einwohner in Mainz ein Franzose.
Daß Hessen bei diesen Verhältnissen eine weitgehende Hilfe des Reichs zur Stüßung seiner Finanzen, aber auch für das notleidende besetzte Gebiet selbst erwartet, wird allgemein verstanden werden. Insbesondere müssen alle Möglichkeiten ausgenuht werden, um das Wirtschaftsleben wieder in die Höhe zu führen. Dazu gehören Aufträge der Reichsbehörden an Firmen des befekten Gebiets, es gehört dazu die Förderung wirtschaft= lich wichtiger Unternehmen, wie zum Beispiel die bei Mainz , wofür beim bauliche Maßnahmen des Reichs, insbesondere für Mainz , aber auch Reichshilfe für die kulturellen Einrichtun gen, wie Theater. Museen usw., schließlich müßten Mittel zur Hebung des Fremdenverkehrs zur Verfügung gestellt werden.
wen fie gesandt war, und er wollte wiffen, warum die ungarische Bundensch a cht der Wenzeslausgrube in Ludwigsdorf Reich Mittel beantragt find, ferner weitere wohnungs
Regierung die Waffen zerstört habe trotz des Einspruches der Kleinen Entente und bes Ratspräsidenten.
Sechs Bergleute wurden dabei getötet. Statt einer Antwort mußte der Ungar nichts Besseres zu tun, Achtzehn weitere Bergleute wurden in der Grube als den angeblichen Originalfrachtbrief in der Luft eingeschlossen. Den unermüdlichen Arbeiten der herumzuschwenfen, ohne aber auf seinen Inhalt einzu Rettungskolonnen gelang es gegen Abend, von den ein gehen. Die zweite Frage wollte er damit erledigen, daß Ungarn geschlossenen achtzehn Bergarbeitern sieben zu berbereits Anfang Januar die Zerstörung angefündigt habe. Seine Situation wurde unter den von Scherzen und wißigen Formu Ben, die alle wieder ins Leben zurückgerufen werden Situation wurde unter den von Scherzen und wißigen Formu konnten. Infolge der immer noch ausströmenden Rohlen fierungen durchfeßten Worten Briands so peinlich, daß der Italiener Sclaloja fich ins Mittel legte und an den Vorschlag des Dreier- fäure gestalteten sich die Bergungsarbeiten sehr ausfouffes erinnerte. Man müsse die Einzelheiten doch erst schwierig.
Alle diese Maßnahmen tönnen natürlich dem besetzten Gebiet feinen Ausgleich geben für die Schäden und Lasten, ist es, daß die Städte des befeßten Gebiets sich in dem schroe die die Besetzung weiterhin mit sich bringt. Am schlimmsten ren Eriftenztampf nicht so rühren können, wie es nomenbig wäre, um einen wirtschaftlichen Niedergang zu verhindern.