Unterhaltung unö Missen
Oer Roman de Lakob Wassermann: Es ist leicht erkennbar, aber auch ziemlich bedeu- tungslos, daß zum..Fall Mauritius * der Fall H a u> M o l i t o r Modell gestanden hat. Die Beziehungen zwischen Roman und Wirklichkeit sind nicht aufschlußreicher als zwischen Modell und Kunstwerk im allgemeinen. Indem Wassermann die Tragödie eines unschuldig Derurteillen und achtzehn Jahr im Zuchthaus Schmachtenden nach eigenen künstlerischen Gesetzen gestaltet, geht er dem Appell an billige Sensationslust vorbedacht aus dem Wege. Das Thema des Falles Maurizius lautet: Kampf zwischen kaltem Paragraphengeist und loderndem Gerechtigkeitsgefühl. Dater gegen Sohn spielt sich dieser Konflikt ab. Und wenn Oberstaatsanwalt Anderaast, als Vertreter gefühlsloser Staatsmoral, am Schluß des Buches seinem Sohn Etzel zu- ruft:„Laß ab von der Vorstellung, daß Gerechtigkeit und Justiz ein und dasselbe sind oder zu sein haben!", so bekennt er damit den Bankerott seiner unmenschlichen Welt- anschauung. Er, der Oberstaatsanwalt, verkörpert in feinem Wesen den absolut gefühllosen Iuristienscharfsinn, die. starre Gefetzanbetung, die das Interesse des Staatsganzen über Rechte und Leiden des einzelnen stellt. Stellt? Wohl nur zu stellen vorgibt! Das angebliche Staatsganze, von dessen Interessen der Oberstaatsanwalt Andergast besessen ist, so sehr besessen daß seine Person menschlich kaum noch glaub- Haft erscheint, dieses Staatsganze ist doch wesensidentisch mit dem alten Obrigkeitsstaat. Nur dieses Staatssystem kann sich zu dem verbrecherischen Satz bekennen, daß es im Interesse des Ansehens und der Autorität der Justiz besser sei, einen achtzehn Jahr alten Fall nicht wieder aufzurühren, als die Ehre des unschuldig Verurteilten, dessen Unschuld man kennt, wiederherzustellen. Es ist das verdiente Schicksal des Oberstaatsanwalts, an der Ueberspannung seines Autoritätsideals zugrunde zu gehen. Der Fall Maurizius wird sein Glück und sein Der- hängnis. Das scharfsinnige Plädoyer, der glänzend konstruierte Schuldbeweis, mit dem vor achtzehn Iahren Staatsanwalt Andergast den unschuldigen Maurizius auf Lebenszeit ins Zuchthau» brachte, hat den Grundstein zu seiner Beamten- karriere gelegt und ihm die Ehe ermöglicht. Aber der Fall Maurizius zerstört auch diese Ehe, er entfremdet dem Staatsanwalt den einzigen Sohn, der aus unerklärlichem Instinkt heraus zum Rächer der Unschuld aufwächst. Er. der junge Held, der Knabe(Etzel— viel zu heldenhaft, viel zu gereist, um als Sechzehnjähriger glaubhaft zu sein— spürt den einzigen Zeugen der Tat auf und entreißt ihm das Ge- ltändnis des Meineids. Zu spät freilich, um dem durch 18- sährige Zuchthaushaft zermürbten Mauritius noch helfen zu können. Dieser geht, vom Bater Oberstaatsanwalt zur Per- meidung der herandräuenden Katastrophe unter der Auflage des Schweigens in Freiheit gesetzt, an d'eser in kürzester Zeit zugrunde, wie dies bekanntlich auch das Schicksal des Hau gewesen ist. Und der Sohn kann, angeekelt, dem Dater
Veilage des Vorwärts
s Justizmordes. Oer Fall Maurizius. nur noch entgegenschleudern:„Ich will nicht mehr dein Sohn sein!" Es bleibt ein wunderbares, bis in die letzten Nerven- fasern spannendes Spiel, wie uns der Dichter Wassermann von verschiedenen Seiten an den Fall Maurizius heran- führt, wie wir schrittweise in die Probleme dieses Mord- falles eindringen, die erst gelöst sind, wenn wir die Charaktere der vier in die Tragödie verstrickten Personen bis ins Letzte erfaßt haben. Hier ist dichterisch intuitiv vorausgeahnt, was uns der Fall Krantz-Scheller gelehrt hat: daß nämlich eine menschliche Tragödie mit den Augen dessen betrachtet, der sie verstehen und begreifen will, ganz anders aussieht, als gesehen durch die Brille eines Staatsanwalls. der nach einem„Schuldigen" um jeden Preis, im Sinne irgendeines Strokgesetzparagraphen sucht. Doch auf die wertvollste Partie des fast 600 Sellen umfassenden Romans stoßen wir erst, wenn wir in das Zuchthaus Kressa eingeführt werden und das „Leben" der lebendig Begrabenen sich auf- tut: Wirklichkeit, bis in ihre tiefsten Tiefen von Dichteraugen durchschaut. Gleiten dann die einzelnen Stadien einer 18- jährigen Zuchthaushast an uns vorbei, so vergessen wir, daß wir die Tragödie des unschuldig Verurteillen vor uns haben. Wir sehen nur noch denVerurteiltenschlecht- hin. forschen nicht mehr nach Schuld oder Unschuld, sondern empfinden im tiessten die Weisheit des im Zuchthaus er- grauten und gütig gewordenen Wärters Klatufch, der da fragt:„W asistdaseigentlich.einDerbrecher?" Uno wir gelangen mit ihm zur Erkenntnis:„Der Mensch darf nicht über den Menschen urteilen,... Wer straft, der lügt sich seine eigene Sünde weg." Und wir empfinden die letzte Verurteilung des Heu- tigen Strafsystems, die sich in der Frage zusammenballt:„I st denneineTatderMensch?" Antwort:„Eine Tat ist nicht der Mensch, und darin liegt der ganze Irr- t u m." Wassermann bleibt in Stil und Empfindung auf dein Boden bürgerlicher Lllerawr. Nur ungern geht er über die Grenz« des Einzelfalles hinaus. Er sieht nur in seelische. nicht in soziale Hintergründe. Sein Held Etzel wendet sich entrüstet ab, als ein Versucher Etzels Leidenschaft für den Spezialfall Maurizius widerlegen will durch Aufzäh- lung alles Millionenunrechtes feit Erschaffung der Welt. Für Ctzu ist Gerechtigkeit das schlechthin Göttliche, das sich ihm in dem einen Fall Maurizius offenbart hat. Weiter und tiefer läßt chn feine von Grund aus aristokratische Natur nicht kommen. Wir sehen anders, wir sehen hiiller dem Eknzelunrecht das soziale Unrecht, wir erkennen gefährlichere Unrechtsquellen als nur den Begriff einer kallen und sich überlebenden Staatsmoral. Dennoch: Alle Kämpfer für Recht verbündet«ine Verwandtschaft des Gefühl,, wir be- grüßen diesen tapferen und ausrichtigen Roma, als ein Buch, von dessen Inhalt wir sagen dürfen: Es geht dich und mich, es geht uns alle an. Erich Kuttner .
Wenn es Abend wird. Bon Osip Oymow. Wenn es Abend wird, schweigt das eiserne New Port. Alle Konlore und Dmeous schließen, alle Behörden und AnUsftuben. Fabriken und Arbeitsstätten verstummen. Räder und Hebel und slähierne Kolben stehen still. Di« SNaoen der Fabriten, das lebende Fleisch der Werkstätten und Betriebe, wird von Hoch- und Unter- grundbahnzügen nach Hause geschasft. Das eiserne New Park hüllt sich in die Maske elektrischer Lustig- keit. Die Hauptarterie der Stadt, die Aorta Amerikas — den ge- waltigen Broadway— überfluten Lichtströme. Tausende von elek- trischen Reklamcschriften, Anpreisungen aller Art und Gattung, oer- geuden solche Massen von künstlichem Licht, daß man für die Kosten die Existenz von Zehmausenden von Familien sicherstellen könnte. Das eiserne New Jork ruht aus, erholt sich, will sich belustigen und vergnügen. Im Laufe des Tages hat es sich sattgefressen, nun verdaut es das Nachtmahl und bie:-t seinem Organicmus scharfe Würze an. Die Theater oller Geschmacksrichtungen sind überfüllt; überall klingt Musik durch die Luft; es stampft und wirbelt der Tanz. Hell und sorglos genießt die Stadt, dieser Menschenfresser, ihren Feierabend. Eine Straßendirne hastet wohl hie und da die Straße entlang: im dunklen Winkel einer städtischen Parkanlage müht sich zähneklappernd ein unrasierter Strolch, aus kalter Bank Schlaf zu finden.... Wenn es 11 Uhr ist, beginnt vor den Portalen der Theater«in buntes, fröhliches Treiben. Hunden« von Aulomobilen prusten daher, schicke.Frauen und steife Männer nehmen Platz in ihneti und fahren nach allen Seiten davon.... Bald sind auch die Wagen der Stadtbahnen überfüllt: es kommt Leben in Cafes und Nestau- rants. Es wird Nacht.... Die schweigsame Nacht der großen Stadt bricht an.... Sie ist nicht still,.die Nacht— nur schweigsam. Oben eine Decke von Zufriedenheit und Ruhe— unten ohnmächtiges Zähneknirschen.... Die Straßen blenden die Augen mit ihren Fluten künstlichen Lichts — aber ihre Spelunken und geheimen Schlupfwinkel sind fürchterlich in ihrem Düster.*■ Doch sorgt das ganze Lebenssystem der Stadt dafür, daß die Bewohner der Spelunken nicht in die reichen und vornehmen Straßen eindringen. Zwei Welten existieren nebeneinander, über- und unter- einander— aber sie kommen nicht zusammen: die Welt satter Zu- sriedenheit, in der die Menschen sröhlich sind und lustig, wenn der Abend kommt— und die Well der niedergehauenen Armut, die mit den Zähnen knirscht— wenn es Abend wird. Und Gefängnis und Polizeidiener und Hunderte von Mietlingen achten darauf, daß die hungrig« schwarze Unterwelt nicht in die Oberwell eindringt, in die satte Well, in der bunte elektrische Sonnen glühen..'. Ader einmal war ich dabei, wie da» doch geschah: ein Ab- gesandter der Unterwelt brach in die Oberwell ein. Er zerschmetterte alle Hindernisse mit iein�'vor Huimer sinalosen/Kopse, er zer. brach dl« unzerstörbar« steinerne Scheidewand..... UiA» töar sofort bestraft dafür. ... In einem Wagen der Untergrundbahn fuhr ich in der dritten Nachtstunde heim. Durchgebcnde Züge verkehrten nicht mehr, und Unser Zug hiell träge auf leder Station. Bon den späten Fahr- gasten waren viele«ingenickt, mit Gesschtern w-e Schwerkranke. Manche hiellen schon die Morgenzeitung in der Hand. Sie alle wollten nur so schnell wie möglich nach Hause konvnen. An der 110. Straße hielt der Zug. Ein paar Leute stiegen«in. yiidere stiegen aus. Der Schaffner wollte gerade die Tür zuwerfen, ' als plötzlich«in langer dürrer Mensch in den Wagen sprang. Hinter ihm hört« man aufgeregtes Gezeter. Der Mann an der Kasse schrie taut und gestikulierte lebhast. Aber die Tür wurde zugeworfen— der Zug setzte sich in Bewegung. Es war ganz kwr, um was es sich handelte' der dürre lange Mensch war ohne Fahrkarte durch die Sperre gelaufen; er wollte oder konnte die fünf Cents nicht bezahlen. Bielle,cht war sein Weg so well, daß er ihn nicht zu Fuß machen konnte. Melle , ht war er auch«in gerissener Lump, der die Bahn nicht zum ersten Mal« um die fünf Cents betrog. Jedenfalls war er also ein Verbrecher. Ich betrachtete ihn. E'' saß in«in« Ecke gedrückt, den Kopf gesenkt, und schaute n:cht rechts, nicht links. Aussehen rat er wie ein typischer Dagabund, unrasiert, mit hungrigen, eingefallenen Backen, in abgerissener Kleidung, mit geflicktem Schuhwerk. Doch konnte er ebenso gut auch ein Arbeiter fein, der seinen Verdienst ver- loren hatte und jetzt in sein dunkles Loch zu seiner hungrigen Familie heimstrebte. Drei Schaffner, aus verschiedenen Wagen, traten zusammen, ilüstcrte», schielten flüsternd nach dem Verbrecher hin, grinsten und machten Witz«. Als der Zug an der 11«. Straße hielt, stürzten sie alle drei auf den Fahrgast ohne Billett und stießen ihn nach der Ausgangsiüi. Der Mann webrte sich wütend und klammerte sich stumm an die Metallgriffe des Waoens an. Sie schlugen ihn auf die Finger und zerrten ihn weiter. Er war schon bei der Wagentür, leistete aber immer noch mit erstraunllcher Kraft Widerstand, wie ein gereizte» hungriges Tier. Die Schaffner stießen ihn auf den BaKnsteig, die Tür flog glatt zu. Der Fahrgast glitt aus, stürzte in den fretei- Raum zwischen zwei Wagen, wurde im Hand- umdrehen zermalmt und war auf der Stelle tot. Der Zug sauste weiter.... Und doch— dieser Mensch hatte den Durchbruch erzwungen; mit dem Kopf hatte er die steinern« Scheidewand durchrannt und war da eingedrungen, wo er nicht sein durfte— denn er besaß keine füni Cent»! Nur drei Minuten hatte er In dieser für ihn verbotenen Welt gelebt— von der 110. bis zur 116. Straß«—, ober er hatte doch in ihr gelebt! Bis er für seine Dreistigkeit mtt dem Tod« bestra't wurde. Aber dann schob sich die Bresche, die der Kopf de« Toten gelegt hotte, wieder zu. und die steinerne, unzerstörbare Scbcidewand -wischen den zwei Westen der«tadt war wieder hergestellt— fest, hart und starr, wieder einmal gefärbt mit dem frischen Blute eines Phantasten....<»«utsch»o» Seich S»« h«
Da« Aussterbe« des Renntiers. In„Naturen" wird der völlig ssnn- und zwecklose Ausrottungsseidzug beklagt, den man In Nor - wegen gegen das Nenntier führt. Im Jahre lS00 waren die Tiere noch überall in Skandinavien in Freiheit ,u finden: jetzt sind si« sowohl in Schweden , wie in Finnland ausgestorben. Für Norwegen war von 1S92 bis 1906«in« Schonzeit vorgeschrieben, die ein Wieder- anwochsen der Herden zur Folge hatte. Seitdem ist die Zahl her Tier« wieder aus den Stand von 1901 zurückgegangen.
„Tote" Zone im Stillen Ozean . Dag Geheimnis des.Kirchhofes im Pazific", wo Dutzende von Schissen an den Felsen scheiterten, scheint endlich gelöst zu sein. Nachdein sie die Berichte so mancher Kopttäne nachgeprüft, kam die Wissenschaft zu der Ueberzeugung, daß eine„tote Zone" um die Südspitze der Doncouver-Infel lagert und die Roce-Felsen zu einem für die Schiffahrt gefährlichen Ort macht. Kein noch so mächtiges Nebelhorn ist stark genug, in der toten Zone gefangene Schisse zu warnen, und nur ein völliger Wechsel der bestehenden Leuchttürme könnte dem Hebet abhelfen. Diese seltsam« Erscheinung wurde bereits vor vielen Iahren vermutet. Kapitäne, die aus �der Fahrt nach den Dereinigten Staaten in die Iuan-de-Fuca-Straße«inliefen, hörten in vielen Fällen nicht einen Ton von den mächtigen Sirenen des Race-Felsen- Leuchtturmes, obwohl ihr Lärm an anderen, gar nicht weit ent- fcrnten Stellen, ohrenbetäubend war. Auch Seeleute, die in der Nähe der Race-Felsen scheiterten, wollten kein« Warnung von der Küste gehört haben. Nach Untersuchung der Berichte kamen Fachgelehrte zu dem Schluß, daß Flut und Wind zettweis« um den Race-Felsen ein« Zone„toter Lust" erzeugen, die keinen Schall lettct. Einmal in dies« Zone eingefahren, ist ein Schiff anscheinend von äußeren Ge- rauschen abgeschlossen. Man nimmt an, daß die..toie Zone" unter ' dem Einfluß wechselnder Wind«, sowie Ebb« und Flut, sich m einem Umkreise vieler Meilen verschiebt. In einem Fall« tonnten Forscher auf einem kleinen Schlepper die Gestatten der Leuchtturmwärter cm den Race-Felsen auf einig« hundert Meter Entfernung sehen, und doch war es ihnen nicht möglich, die dröhnenden Signale zu hören, di« an anderen Stellen meilenwett deutlich zu oernehmen wareo. Da« Wetser war zu dieser Zeit völlig klar, wodurch bewiesen wird, daß etwaig« Nebel nichts mtt dieser rätselhaften Erscheinung zu tun haben. Die Erfahrungen de» Funsspruches haben längst ergeben, daß sich aus See gleichfall» Zonen finden, die für elektrische Wellen tot find. Das heißt, di« elektrischen Wellen weichest von ihrem ge- wohnlichen Verhallen so sehr ab, daß die drahtlose Telegraphi« nicht möglich ist. So gibt er wider Erwarten doch immer wieder Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Weisheit nichts träumen läßt.__ H. Hesse- New Jork. In zehn Jahren kein Aussah mehr! Noch der Behauptung englischer Bläster hat die Lepra oder der Aussatz, der zu den gefährlichsten aller Krankheiten zählt, seinen Schrecken verloren. Englische Gelehrte haben nach zehnjähriger Forschung aus dem San«» des Hydnocarpusbaum» ein Oel gewonnen. da»«in unfehlbares Mittel gegen die Krankhcll darstellen soll. Der Hydnoearpu» ist»in in Ostasien heimischer Baum, dessen Samenöl in China schon seit langer Zell zur Behandlung von Krätze
und Aussatz verwandt wird. Nach der Behauptung der englischen Forscher wird e» gelingen, in fünf Iahren di« Zahl der Leprafälle auf ein Minimum herabzudrücken, und man gibt sich der Hoffnung hin. daß in zehn Iahren die gesürchtete Krankheit überhaupt aus- gerottet sein wird. Zu dem Zweck sollen in allen Tellen des bri- tischen Imperiums Stationen für die Aussatzbehandlung mit Hydno. carpusöl eingerichtet werden. L. Roger-, der Leiter der indischen Untersuchungsstation für Lepraforschung und Dozent an der Londoner Schule für Tropenmedizin, hat sich eingehend über die Ent« deckung geäußert:„Es gibt ungefähr vier Millionen Leprakranke in der Welt." erklärt« er,„und von diesen werden im britischen Reich mindestens 416000 gezöhll. Die afrikanischen Kolonien allein beherbergen 150 000 Krank«. In Großbritannien selbst mögen 100 Fälle vorhanden sein, die aber dank dem günstigeren Klima und den hygienischen Verhältnissen keine Ansteckungsgefahr bieten. Wir haben bereit» in Uganda taufend Kranke mit Hydnocarpusöt bs- handelt und dabei feststellen können, daß wir heute in der Lage sind, die Krankhell schon im Anfangsstadium sicher als solche zu erkennen und Vorbeugungsmaßregeln zu treffen, um Ihren ansteckenden Cha- ratter aufzuheben. Die Eingeborenen kommen deshalb auch in großer Zahl zu den mtt Mitteln versehenen Misstonaren, so daß wir in Nigeria heute bereit« 840 Kranke in Behandlung haben. Noch vor zehn Jahren konnten wir nichts weiter tun. als die Kranken abzusondern, was für sie eine lebenslänglich« Abichließung von der Well bedeutete. Die Folge dieser Maßnahme war, daß uns nur Fäll« in weit vorgeschrittenem Zustand zur Kenntnis kamen. Heute. wo es uns möglich ist, di« Kranken zu Haus« zu behandeln, melden sich dl« Patienten schon beim ersten Anzeichen der Krankheit. Sobalt» ein Fall gemeldet wird, kontrollieren wir fünf Jahre lang in Ab- ständen von sechs Monaten sämtlich« Mitglieder der Familie. Da- durch find wir in der Lag«. 80 Proz. aller Fälle schon im Anfangs- stadium, bevor fie in die Phase der Infektion eintreten, zu behandeln. Wir dürfen überzeugt sein, daß wir in zehn Jahren den Krankheit-»- Herd vernichtet haben werden."
Moloch Auto. In den letzten Jahren find immer wieder Deputationen beut- scher Städte nach Amerika gereist um dl« angeblich so vorbildliche Verkehrsregelung jensett» des Ozeans zu studieren und sie nach der Alten Welt zu verpflanzen. Sei dem wie es wolle— mag das Bild amerikanischer Verkehrsordnung noch so glänzend jein. so fehlen ihm doch di« dunklen Schatten nicht. Au» der Statistik, die soeben veröffentltcht wird, geht hervor, daß im Lauf« der letzten fünf Jahre 100 000 Personen durch Automobilunfälle getötet worden find Unter diesen beklagenswerten Opfern befinden sich 80000 Kinder Di« Zahl der schwerer und leichter Verletzten ist nicht genau angegeben — man schätzt sie an matzgebender Stelle auf mehrere Millionen. Diesen Ziffern entsprechen die der Versicherungsgesellschaften, dje stch ousschtteßlich mit Autounfällen befassen: die Zahl Nur laufenden Pro. zesse um Entschädigimgssvrderungen ist Legion.