«sx-Unterhaltung unö �Vissen jzz*.
Langsam z?«ht d« Kampfer feinen Weg dahin im Hafen. Der Einwanderer hat Zeit, die Riesenstadt, der er steh anvertrauen will. zu überschauen. lim Vordergrund meist graste Gebäude, die vom Reichtum Argentiniens erzählen, die Molinos, die grasten Mühlen und die kneorikicos. die Cchlochtbetrieb«, die Tag um Tag Zehn- tausende von Rindern und Schafen verschlingen, um st« dann als Gestüerfleisch auf den Tisch der ganzen Welt zu bringen. Zur Linken ein« lange, lange Pappelalle« in frischestem Hellgrün und dahinter unübersehbar grast«in Meer von flach«» Dächern. Konz in der Nähe aber das Gewirr van mächtigen Schiffsothketen, ge- waltigen Kranen und Masten, dos Bild«ine, grasten Hasens. Knapp vor der Einfahrt zur Linken ein« grün« Halbinsel, die ei» elegante, Klubhaus trägt, inngeben van all d«n behaglichen Luxus, der den vesitzenden das Leben so angenehm macht. Der Dampfer hat angelegt und langsam gibt da, Schiff seine Menschenfracht ab. Zuerst die Mittelklasse, dann die dritte Klasse. La steht nun der Mensch mit Sack und Pack. Was nun? Manche werden von guten freunden eingeholt. Sie können sich geborgen fühlen. Die argentmische Gastfreundschaft ist Wn leerer Wohn. Aber die anderen? Auch sie sind für» erst«, w«an sie sonst nicht Rat wissen. Gäste de, Landes, dessen Boden sie eben betreten haben. Leder Einwanderer hat das Recht, zunächst fünf Tage Im Emigrantenhotel kostenlos zu verbringen. Den Einwanderern, die wm einem italienischen Schiff kommen, etwa von einem von dem ganz veralteten Typ der„ajeweders", die werden hier aufatmen. Mustergültig« Reinlichkeit in alle» Teilen de» Hause», überall Lust und Licht und all« Möglichkeit zur Reinigung de» Menschen und seiner Habseligkeiten. Bei vollem Belag ton» da« Hau« zweitausend Gäste bergen, natürlich nicht in Einzelkammern, die keimfrei zu er. halten bei dem steten Wechsel der Gäste kaum möglich wäre. Riesen» schlafsäle mit Drahtnetzbetten, immer zwei übereinander. Zwei- hundert Betten in einem Saal. Fenster von Kirchemnahen. überall Querlüstungsmöglichkeiten, dazu Bäder, von denen allerdings vor- zü glich nur die Deutschen und Oesterreicher regelmistig Gebrauch machen, recht zaghaft und vereinzelt ander« Gäste; Gelegenheit zum Wäschewaschen, ein Hospital, Tagrämn« und vor allem grast« Speise» hallen, die keiner ungesättigt zu verlassen braucht. Ein halbe» Kilo Fleisch für jeden täglich und dazu reichlich Suppe. Kartosfeln, Brchnen und all« Gsmiis« der Jahreszeit und«eist«» Brot, soviel jeder will. Es fehlt dem Einwanderer also hier an nichts, und doch ist da» Emigrantenhotel für viele ein Sorgenhaus. Werde ich in fünf Togen Arbeit bekommen oder nicht? Was dann? Dem Hau» Ist auch«in Arbeitsnachweis angegliedert und es sind Tausend«, denen da» Amt im Laufe de» Jahres Aobeit zuwerft, und doch ist e» nur«in kleiner Bruchteil. Da packt dann manchen Einwanderer die Verzweiflung. Der Direktor kann wohl In berückficht igenswerten Fällen gestatten, daß«in Einwanderer länger bleiben darf, oder schließlich muß er dann doch hinaus, um auf gut Glück selber seinen Weg zu suchen. Die Stärkeren, die Tapferen, die Leben»mutig«n. die bereit sind. alles anzupacken, denen braucht nicht bang« zu sein. Sie werden sich auch durch die Unkultur durchbeißen, die sie aus ihren ersten Schritten begleiten wird, sie werden die Gefahren der Massen- quartiere im Südhafen, in Dole Sud oder in einem Conventillo, in den oft scheußlichen Wohnhöfen von Buenos Aires mit in den Kauf nshmen, und dies« Einwanderer können dann auch hoffen, daß sich für sie erfüllen wird, was sie herüber getrieben hat. Wenn man genau zusieht, so ist es bei den meisten weniger die Hoffnung aus Erwerbung von Reichtümern, als die Sehnsucht nach der Scholl«. Zwei Dinge sind es, die der Einwanderer in der Regel schon in Europa ersährt, die verhältnismästig hohen Löhn« und daß man gegen Anzahlung von fünf Peso» ein Grundstück erwerben kann,
groß genug, um darauf ein Haus zu bauen und«in«, Sanen an» zulegen. Da hören si«. daß ein Peso etwa den Wert von ILO N. entspricht, dann erscheint ihnen«in Lohn für gelernte Arbeiter von 7 bi» S Pesos täglich hoch, auch der Lohn der �albgelornten", der durch die Praxis dem Gelernten schon vieles abgeguckt hat, in der Höhe von S bis 7 Pesos erscheint ihnen als begehrenswert, sa selbst die Tagelöhne für Ungelernte van 8,5 bis 4,5 Pesos übersteigen europäisch« Löhne. Und gegen 5 Peso? monatlich kann er ein Grundstück erwerben. Ein Tagelohn! Wie verlockend! Und doch muß man warnen, eindringlich warnen vor unüber» legtem Einwandern. Selbst wenn der Eingewanderte in den ersten Wochen schon so kundig ist, ein Grundstück zu erwerben. so hat er damit noch nicht sein Hau». Zunächst muß er in Miete gehen, und in Buenos Aires zahlt ein Arbeiter ein Drittel des Lohnes und oft noch mehr. Und einen Peso in der Woche muh«r für die Fahrt rechnen: zwei Stunden Zeit für die täglich« Hin- und Rückfahrt sind nicht selten. Dann soll er noch sein Haus bauen! Das Grundstück hat er ja. So entstehen dann dies« im Anfang so primitiven Arbeitersiedlungen, deren Anblick eher abschreckt. Da wir einig« Tag« später einmal nach der Eastancra fahren, der herrlichen, dem unübersehbar breiten La-Plata-Strom abge- rungenen Küstenstraß«, deren Pappelallee uns schon bei der Einfahrt i» den Hafen begrüßt hatte, zeigt mir mein Begleiter einen Berg von Mammutkisten: Lauter Automobil«. Di« Emstchr von Auto- mobilen nach Buenos Aires ist ungeheuer. Aber wieder einige Tag» später, sagt mir der Direktor eines großen Unternehmen», dost diesn und die großen Maschinenkisten begehrtes Baumaterial der Haus- Herren von morgen sind. Die Kiste a!« Wohnhaus! So fängt die Herrlichkeit an! Dan» kommt da» Wellblech dazu. Wellblechwände stehen rasch. Dan» erst wird der Sockel untermauert und noch Jahren, oft nach einem Dutzend Jahren erst steht das Häuschen im Grün und Blütenschmuck de« Garten». Die Palmen wachsen i» Argentinien rascher als oft so ein Arbeiterhäuechenl Aber wie gesagt: die Starken, die Lebensmutigen bändigen das Schicksal, si» finden auch bald billigere Kostgelegenheiten heraus, sie entdecken bald die nahrhaften Milchtrinkhallen überall in der Stadl, in denen man mittags gegen 25 Ei., also um einen viertel Peso, ein „Eompleto' bekommen kann, einen guten Milchkaffee mit Butter- brot, und die dies« Lccbenas(Letfcherias) gerne den Fondos vorziehen, den Wirtschaften, wo das bescheidenste Mittagessen ohne Trunk 70 bis 80 Cent kostet— aber das alle» wird nur bei denen verhältnismäßig rasch gehen, die auch etwas spanisch können. Das Spanische — allerdings mit argentinischer Aussprache und Mit viele,! eigenen Ausdrücken— ist in Argentinien Landessprache. Ohne einige Sprochkennwlff« ist der Arbeiter zunächst angewiesen, bei Landsleuten unterzukommen oder Arbeit auch unter dem Preis an« zunehmen. Er wird leicht zum Lohndrücker. Aber viel, viel schlimmer ist der Lebensschwach« daran. Cr ver- zagt, wenn er diesem gewaltigen Getriebe gegenübersteht, und er möchte am liebsten schon am zweiten Tage zurück. Da wir durch dos Emigrantenhotel gehen, kommt ein junger Mensch au» Polen weinend auf un» zu und bittet, man möge ihn zurückdesördern, er sei schon zehn Tage da lind habe noch tintner keine Arbelt. Ohne damit schon dos letzte Wort über die Einwanderung sage» zu wollen, sei noch verzeichnet, daß der argentinisch« Stam dem Ein- wanderer auch die Reffe nach der Arbeitsstelle zahlt, die ihm zugr- wiesen wird. Argentinien braucht eben Menschen: darum dieses Entgsgenkommen, da» aber nicht ausreichend ist, wenn Argentinien wirklich tüchtige Bürger gewinnen will. Da» letzt« Wort, das mir der Leiter de« Arbeitsamtes im Emigrantenhau» sogt, ist«in Lob für die Deutschen und Oesterreicher .
Der Maskenball. Von Heinrich Mann . Kindheitsermnerungen haben gewiß auch mein Leben beein- stußt, aber ich kann es nicht wissen, ich habe sie nicht tn Form eines Katechismus gesammelt. Wenn mir ein« einfallen soll, fallen nur viele ein. Ich wähl««ine. Dinternachmittog in Lübeck der siebziger Jahr«. Ich sehe eine Straße stell abfallen. Sie fft glatt gefroren und fast dunkel. Jede Gaslaterne beleuchtet nur das Haus, vor dem si« steht. Eine ent> 'ernte Flurglocke verkündet klappernd, daß jemand jene» Haus be- trat. Ein Mädchen führt den kleinen Jungen, der ich bin. Ich reiße mich ober los. die Straß« fft so eine herrliche Schlitterbahn. Ich gleite sie hinab, ich gleit« schneller. Die Ouerstraste naht. Den Aftgenblick, bevor ich dort bin, tritt eine ganz vermummte Frau heraus, unter ihrem Tuch trägt sie etwas. Ich kann mich im Lauf nicht halten, ich fahr« gegen sie, sie war nicht gefaßt aus den An- prall. Da es glatt Ist. fällt sie. Do es dunkel ist, entkomme ich. Aber Ich habe Geschirr zerbrechen gehört. Die Frau trug unter ihrem Tuch Geschirr. Das habe ich � angerichtet! Ich stehe, mir klopft das Herz. Das Mädchen ist endlich nachgekommen: ich sage: �Jch kann nichts dafür.* „Die Frau hat nun kein Essen mehr.* sagt da» Mädchen. ,5hr kleiner Junge auch nicht.* .Kennst du sie, Stine?* .Sie kennt dich,* behauptet Stine. .Wird sie kommen und es meinen Eltern sagen?' Stine besaht es drohend, ich erschrecke. Wir machen uiffe« Besorgungen, denn morgen wird zu Hause «in Fest sein, außerordentlicher sogar als jede» andere Fest:«in Maskenball. Dennoch vergesse ich de» Rest de» Tages nie ganz die Drohung, die hinter mir ist. Roch in meinem Bett horch« ich. ob es läutet, ob die Frau kommt. Si« hat nun kein Geschirr mehr, ihr Jung» kein Essen. Aber auch nur ist nicht wohl. Nächsten Tages, als Stine mich aus der Schul« holt, ist das erste, daß ich nach der Frau frage..War st« da?* Da» Mädchen besinnt sich, sagt nein, verheißt mir aber, dl« Frau werde mich sicher finden.... Bis zum Abend fürchte ich es noch, dann«- greifen mich Leichtsinn und Eifer des Hauses, das den Boll er- wartet. Es fft überhell und es duftet nach Blumen, noch unge- wohnlichen Gerichten. Ich darf Momo bewundern. Schon kommen als erste Gäste ihr« jungen Freundinnen samt dem Fräulein aus Bremen , das eigens herbeirefft«, das bei uns wohnt und das ich nicht missen möchte. Später werden sie Larven tragen, ich aber fühle mich eingeweiht, ich weiß, wer diese Zigeunerin und wer Ereurdam« fft. Jetzt muß ich schlafe« gehen, schleiche aber dann nochmals, wenig bekleidet, über die Trepp«. Der Ball hat angefangen. Die iwrderen Räume sind leer, dennoch erkenne ich sie kaum noch in meinem Kopf, der Ball hat alles verändert. Tritt jemand ein,«nt- weiche ich nnhörbar in dos nächste Zimmer. So mochte ich die .Huvbi, phantastisch angezogen von dem Fest nn Saal, dem farbige» Glanz, der hervorströmt, von der Musik, dem Scharre» auf Par. i'ctt, von Stimmengewirr und warmen Düften. Endlich gelang« ich bis hinter die Tür des Saales, es fft gewagt, aber es lohnt. Nackt« Schultern, mild vom Licht überzogen. Haar« schimmern wie Schmuck und Juwelen, die blitzen vom Leben, wenden sich mühe- lo» im Tanz. Mein Pater fft«in fremder Offizier, gepudert, mit Degen, Ich bin durchaus stolz auf chn. Mama Coeurdame schmeichelt «hm mehr als je. Aber mein llrtell erstirbt vor dem Fräulein aus Bremen , ich fühl« nur. daß sie dahingleitet, an einen Herrn ge« schmiegt, der hoffentlich nicht weiß, wer sie ist. Ich stehe mit sieben Jahren hinter der Tür des Ballsaale», ratlos ergriffen von dem Glück, dem alle nachtanzen. Der Saal hat einen zarten, hellen Geschmack, später werde ich wissen, dost dies Rokoko heißt und gut zehn Jahre vor dieser Zoll sich von Paris aus verbreitet hat. Auch die Masken gingen von dort au», auch die Tänze, diese Quadrillen, der Galopp. Jede Einzelheit fft nachträgliche Ausstrahlung de» kaiserlichen Hofes Na- poleons lll. und der schönen Eugenle. Ihr Hos fft verschwunden, aber ihr« gesellschaftlichen Sitten haben Zett gehabt, bis in nor- difche Kleinstädte zu dringen. Die Kultur des Salons war nie wichtiger als damals, Höflichkeit nie wieder so bekannt. Man spielte Scharaden, gab Rätsel auf, die Damen bemalten die Fächer ,hrer Freundinnen mit Aquarellen. Herren, die sie verehrten. schrieben ihr« Namen darauf. Jene Well unterhiell sich mit Schreibspielen, sonderboren Erfindungen: ich Hab« sie erst vor- standen, als ich las, daß in dem engsten Kreise Napoleons zuweilen jemand«inen Aufsatz diktierte. Das Spiel war. zu entdecken, wer am wenigstens orthographische Fehler machte. Bürgerliche Spiele, si« paßten auch nach Lübeck . Glanz und Höhe aber war der Maskenball. Die Sucht, sich zu oerkleiden, lag nicht nur den glücklichen Abenteurern, die bisher in Paris geherrscht hatten, auch deutsche Honoratioren waren von ihr gepackt. Zuletzt kamen immer..lebende Bilder*, zur Sckjau- stellung der elgenen Schönheit und Bedeutung In Situationen, die endlich ihrer würdig waren.... Der Knabe hinter seiner Tür wartete angstvoll, ob es gelingen werde, auch noch die lebenden Bilder zu sehen. - Plötzlich wird die Tür mll fortgezogen, jemand hat mich ge- funden. Es fft einer der Lohndiener, er ruft mir zu. drunten frag« nach mir«Ine Frau. Meines bleichen Schreckens achtet er nicht, fein« Frackschöß« eilen welter. Ich bin ollein und Herr meiner Entschlüsse. Bin ich es? Wenn ich nicht zu der Frau hinunter- �che, wer weiß, sie dränge vielleicht bis in den Ballsaal. Offene Katastrophe, lieber noch opsere ich mich. Die Frau steht beim 5:auseingang. wo wenig Licht ist. Hinter sich hat sie«in dunkles Zimmer. Sie fft vermummt wie gestern. si« rührt sich nicht. Sie ist die Statue des Gewissens, aufgestanden aus der Nacht. Ich nähere mich langsamer, ich will fragen, was sie von mir verlangt, aber die Stimme versagt mir. �vu häst mein Geschirr zerbrochen.* sagt sie von selbst und ganz dumpf. .mein ffeider Jung« hat nichts zu essen.* Ich schluchz« auf. er- griffen sowohl von dem Geschick de» anderen Jungen wie von dem weinen, das mich hierher brachte. Wenn ich ihr aus der Küche zu essen Holle? Ader die Küche ist voll von Mädchen und Dienern, ich würde unerträgliches Aufsehen erregen.„Warten Sie.* stammelt« ich und machte mich aus in das dunkle Zimmer hinter ihr. Dort lagen die Mäntel der Gast«. Ich wühle mich hindurch» ich gelang« zu Dingen. die mein find, Soldaten und Bücher. Ich nehme st«, gern nähme ich sogar die geliebte Base, die ein Schwan«tt ausgebrettet«»
Flügeln fft. Aber die Das« ist nicht mein. Ich bringe alle» der Frau, sie packt es in ihren Korb, sie geht. Schon bin ich gelaufen, schon in meinem Bett. Ich schlafe ruhiger ein als am vorigen Abend.... Rätselhaft ist nur. daß bei meiner nächsten Rückkehr au« der Schule alle ver- schenkten Sachen wieder an ihrem Platze sind. Ich begreif« e» nicht. Auch Stine, die ich einweihe, ist scheinbor erstaunt. Aber sie muß lachen. Verdacht aus Stine Ist mir erst lange nachher ge- kommen, und auch dann nur. weil sie gelacht hatte. Sie selbst war der nächtliche Besuch gewesen, die Statue de» Gewissens, dl« unglückliche Mutter des durch mein« Schuld hungernden Jungen. Wahrscheinlich hat in Wirklichkeit niemand gehungert. Wer weiß, ob auch nur Geschirr zerbrochen was. Stine, als gute Schau- spieierin, hat der von ihr geschaffenen Gestalt gesteigerte Tragik mitgegeben. Ich Hobe dennoch nicht vergessen, daß ich. sieben Jahre' alt, aus glücklicher Lerfunkenheit in den äußeren Glanz des Lebens je gerissen wurde, um hinzutreten vor die Armut und meine eigene Schuld._
Die Söhne der Wüste. Die Erklärung des helligen Kriege, durch den Sultan Jbn Saud, die wieder einmal das Ringen'n dem noch so wenig be- ruhigten nahen Osten«nifessell. läßi sich nur ou« dem Fanatismus der W a h a b i t e n erklären, dieses kriegerischen Stammes, dessen Herrscher der neu« Sultan des Hedscha» ist. Die Wahabiten haben in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht, denn sie find die eigentlichen Träger der.panarabischen* Bewegung, die in der gegenwärtigen Krise des Islam ein« so wichtige Rolle spielt. Dies« fanatisch« Sekt« fft in die Mitte des lS. Jahrhunderts von einem Kaufmann Mohamed Jbn Abdel Wo Hab gegründet worden, der sich theologischen Studien hingad und zum Reformator des ver- welllichten mohammedanischen Glaubens auswarf..Zurück zur Religion de» Propheten In ihrer reinen GestallI* Das war der Wahlspruchs Wahabs, mtt dem er fein Wirken begann. El wurde zunächst von der Gefftlichkett verfolgt, bis er M seinem späteren Schwiegersohn, dem einflußreichen Scheich Mohammed Jbn Saud, «inen tatkrästigen Helfer fand. Von diesem wurde nun die Lehr« Wahabs mll Feuer und Schwert verbreitet, und die Sekte machte sich bald«inen furchtbaren Namen, da pe bei der Verfolgung der
Andersgläubigen weder Kinder noch Frauen und Greise schonte. Mit Gewalt wurde die neue Lehre auch über Arabien hinaus»er- breitet, drang bis zum Persischen Golf, ja sogar nach Indien und China . Der geistige Führer der Sekte war zugleich ihr oberster welllicher Beherrscher, der den Iehad, den heiligen Krieg, verkün- dete. Die Wahabiten zerstörten damals nicht nur das größte Heiligtum der Schiiten, da» Grab des heiligen Hussein, sondern ver- wüsteten auch das Grab de» Propheten tn Medina und zerschlugen den schwarzen Stein der Kaaba in Mekka . Die türkische Regierung konnte erst mit Hilfe ägyptischer Truppen diese» Ausstandes der Wahabiten Herr werden und sie wieder in die Wüste zurückdrängen. Der jetzige Sultan Jbn Saud hat dann die Herrschaft seiner Däter wieder hergestellt und immer' größere Macht an sich gerissen. Die Lehre Wohabe verwirft all« Einrichtungen des Islams, die sich nicht im Koran finden. Der Reformator oerbot seinen Anhängern jeden Luxus tn der Lebens- -Haltung, Tanz, Musik und Spiel, auch den Genuß von Tabak, die Wallfahrt zu Gräbern und den Kult der Heiligen. Roch heut« betrachten st« jeden Raucher als einen großen Sünder, mch als si» Mekka eroberten, vernichteten sie über 100 000 Keiland» oder Wasserpselsen. die sie dort vorfanden. Sie nennen sich alle Brüder und fühlen sich im Leben und Tod miteinander verbunden. Der Sultan Jbn Saud hat sich allerdings den modernen Einrichtupgen nicht abgeneigt gezeigt:«r fährt ln einem Kraftwagen und tele- phoniert, aber seine Anhänger halten unverbrüchlich an den alten Satzungen fest. Jeder Wahabit ist ein fanatischer und furchlloser Krieger, der auf feinem Kamel die Wüste durcheill und lange Zeit von ganz geringen Mengen Datteln und Milch leben kann. Durch dies« Echnelligkell und Ausdauer find st« im Kriege gefürchtet« Gegner. Jeder dieser Heldeukrieger trägt, wenn er ins Fell» zieht. um seinen Hals ein mll Echriftzeichen bedeckte« Papier , das ihm im Fall seine« Tode « als Paß direkt ins Paradies dient. Der glückliche Besitzer dieses Passes wird von den beiden Wächterengeln an den Pforten de» Paradiese» nicht auf seine Sünden geprüft wie jeder andere Gläubig», sondern er wird sofort eingelassen. Wenn er aber am Leben bleibt, so sichert chm dies Papier einen bestimmten Anteil an der Beut«, dl« während des Fcldzuge« gemacht wird. Die Wahabiten sind mtt modernen Gewehren sehr gut ausgerüstet und erhalten immer neue Waffen durch de« Handel am Roten Meer und am Persischen Golf. E» sind etwa 275 000 bis 400000 Krieger.