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Mittwoch 14. März 1925

Unterhaltung unö Wissen

Seilage'- des Vorwärts

Erinnerung. Don Hau« Krauck. »In der S«mkt Mchaels-Koprll« der Aathedrate zu flCentertrarq liegt auf einem kunstvoll geschmiedeten Belpult«n dicke» Buch au» Pergament, m dem die Namen der 65Z1 Angehörigen de» Sent- Regimenl» aufgezeichnet stehen, die im Weltkriege gefallen sind. Da» Buch beginnt mit den einfachen Soldaten, deren Namen soviel auf den einzelnen Seiten oereinig» wurden, als bei künstlerischer Anordnung hinaufgingen, und schtiestt mit zwei Generalen, von denen jeder eine gesonderte Seil« zugewiesen erhielt. Morgen für Morgen betritt ein Sottot de» Kent-Regiment» die Kapelle und, nachdem er auf der Schwelle vor dem Buch salutiert hat. wendet er das inifgeschlcgene Blatt um. Der Grund zu dieser militärischen Handlung ist feigen der: Der Künstler, ivelcher das kostbare Schrift- werk in vielmonatiger Arbeit oerfertigle, bat darum, daß täglich eine Seit» de, geöffneten Luche» umgewendet werden möge, damit das lichlempfindsaine Pergament ein« gleichmäßig» Tönung de- halt«. Dies« im Interesse der Schönheit notwendige Prozedur gab nun dem Kommandeur des Kent. Regiments Anlaß, au» ihr einen regelmäßigen Ehrendienst zu gestalten, den nur Scidaten von tadel- loser Führung vollziehen dürfen. Beim Derlasien der Kaserne er» halten die durch den Befehl zur Blaitwendung Ausgezeichneten all. morzentlich einen Kommandostab mit silbernem Knopf, durch dessen Vorzeigung sie sich bei dem Sakriston der Sankt Michaals-Kapell« legitimieren müssen. Der Sinn diese» Ehrendienstes aber ist, im Kent-Regiment die Erinnerung an dessen ruhmvoll« Taten während de? Weltkriege» und an sein« SS2l Gefallenen kebendig zu erhalten." / So stand e» in zahlreichen Zeitungen, und die es lasen, priesen mit lauten mit leisen, mit ergriffenen mit gewohnheitsmäßigen Worten die Anordnung de» keM-Regiments-Kommandeurs al» ebenso sinnvoll wie zweckmählg. Don dem verwirrenden, die Au»- richtuug sem«, Befehl» gefährdenden Zwischensall aber, der in den ersten Monaten dieses militärischen Erinnerung» tulte» in der Sankt Michaels-Aapelle der Kathedrale zu Canterbury sich ereignete, stand in den Zeitungen nicht». Am. Morgen de» 20. Oktober ISIS nämlich kniete vor dem per» gamentenen Buch mit den sechs raufend fünfhunderrundeinun dz wanzig Namen eine ärmlich gekleidet«, etwa sechzigfährige Frau. Sie mar am Tage zuvor vou ihrem Wohnort Wy« gen Canterbury ge- pilgert. Der säuerlich» Sakristan hatte der Zugereisten da» Gitter, welche» die Sankt Michaels-Kapelle von-dem jedermann zugänglichen Kirchenraum abtrennt, nicht aufschließen wollen. Aber ein unge- wohnlich hohe, Trinkgeld macht« ihn gefügig. Di« Schwarzgekleidete begab sich in den Gedenkraum. Der RotbemanteUe ging in seine Wohnung zurück. Mit schweren Schritten schleppt« dl« Frau sich zu dem kostbaren Buch mit den sechstausendfünfhundertundeinund- zwanzig Nomen. Bekreuzigt« sich. Kniete nieder. Neigt« da» Haupt. Betet«. Longe. Sehr lange Schließlich hob die Frau aber doch da« Gesicht, sah da» Buch an und begann, mit zitternden Fingern sein« Blätter umzuwenden. Dort, wo die vielen Namen dichtgedrängt verzeichnet stehen. Di« Frau las mit Mühe Namen um Namen, las halblaut die Buchstaben zusammensuchend Seite für Seit«. Plötzlich schluchzte si- auf. Und wandt«; nun nicht mehr um. Mutten auf der Seite stand in der Tat, was man ihr in dem Brief zugesicherF hatte, veii sie vor einigen Wochen vom Kent-Regiment erhielt. Di« Hände der Frau falteten sich von neuem. Fielen auf das Buch Auf feine« unteren Rand. Dorthin, wo au» künstlerischen Gründen kein Name mehr steht. Ihr Herz schrie, chr« Lippen murmelten, ihre Augen weinten:Ralph Mulvany, geboren am SO. Juli 1889 zu Wey, Bezirk Canterbury . gefallen am 20. Oktober 1914 bei Langemark in Belgien ." Immer auf» neue:Ralph Mulvany--* bi» zum __ 1914 bei Langemark in Belgien ." Ohne Aufhören:-- ge­boren-- gefallen-- geboren-- gefallen--" Einige Minuten vor 8 Uhr trat der Abgesandte de» Kent« Regiment» mit dem stlberköpsigen Erkennungsstab bei dem Sa» kriston ein. um den Schlüssel zur Sankt Michaels-Kapelle zu holen. Do erft erinnert« der Frühstückend« sich, daß er die zugereist« Frau. weich« ihm trotz ihrer kümmerlichen Kleidung ein erkleckliches Trink» geld aushändigte, völlig vergessen hatte. Der Sakristan bedeutete dem Soldaten, daß die Kapell« geöffnet wäre. Er möge, wenn da» Blatt umgewendet sei; da, Gitter abschließen, den Schlllssel. der bei der Frühsäuderung versehentlich stecken blieb, abziehen und mit- bringen. Der Soldat sagte es zu. Den Erinnerungsdienst hatte an dem Morgen dieses 20. Oktober ein baumlanger braver Serl. der von früher her mit der Sache um- zugehen wußte. Denn ihm widerfuhr bereits zum dritten Male die Auszeichnung der Llaltwendung. die von den Gemeinen de» Kent-Regiment» nicht nur der Ehre wegen begehrt wurde. Der zu ihr Abtommondiert« hatte nämlich, nach Meldung der ordnung- gemäßen Ausführung de, Befehls beim Kommandeur, des selben Tage» dienstfrei..» Der Soldat begab sich also mit de, Ueberzeugung, daß d,c Ver­richtung In der Kathedrale nach einigen Minuten beendet sei und er vor Ablauf elner Stund« in die Stadt schlendern werde, zur Sankt Michaels-Kapelle. Aber diesmal salutierte er nicht, wie dl« beiden ersten Mal«, aus der Schwelle des Gedenlraumes. Bor dem aufgeschlagenen Buch präsentieren! so lautete sei»« Dienstanweisung. Lor dem gekrümmten Rücken einer knienden Frau? da» ging gegen den Befehl! Der Soldat blieb also mit geschultertem Gewehr am Tingang der Sankt Michaels-Kapelle stehen. Räusperte sich. Hustet«. Macht« mehrfach: Sslst-Sslffsis!" Tra, mit dem rechten Fuß auf. Stampfte mit beiden Deinen. Aber die kniende Frau rührt« kem Glied. Ihre gefalteten Hände lagen am Rande einer der oollbefchriebenen Seiten des Erinnerungsbuches. Ihr Herz schrie, was in der Mitte diejer Seit« zu lesen war:..Ralph Mulvany, geboren am ZV 2ul> 1889 zu Wy«, Bezirk Canterbury ! gefallen am 20. Oktober 1914 bei Langermark in Belgien. "(Schluß fvlgl.) Bonds chrlsleuprüsung für Augestellle. De« der Auswahl ihrer Anaeftelllen sind jeftl viel« englisch « Fir.nm dazu übergegangen, die «VinMAriften der Bewerber von einem«rsahrenen Graphologen prüfen zu laisen. um auf dies« Weife die Fähigkelten und den Cho. rakter der S'breiber festzustellen..Es ist für«inen Geschäftsmann von größter Wichtigkeit." erklärt der Personalchef«Ines großen Londoner Haufe»,.zu �en°d der B-werb.r träge und lan�om. unehrlich und liederlich ist. Au» der Handlchrist lasten sich wichtig« Anhaltspunkte für die Beurteilung gewinnen." Die Handschristen werden von dem Sachverständigen um da» Achtfach«. In schwierigen Fällen sogar auf das l2Sfach« vergrößert, so daß alle kleinsten Einzelheiten genau studiert werden können. Nach den bisherigen Erfahrungen haben sich dies« Prüfungen al- sehr nützlich erwlelen. und«, ist gelungen, ungeeignet« Persönlichkeiten mm vornherein auszuschalten.

Mein Tanzschaffen.

Von Edith v. Schrenck.

«» Mrnte Onntta«dlch». Schrmck. U* ürt csttiftelVnte ftnteziW««usMIfcun, sa, See Revolution to P«t«r»durs erhielt,»nt. wickelt hier ihr» Sruntoustalluna vom Sinn»nd Ziel de» Tan». schatten». Aus keinem Gebiet der Kunst herrscht et» solches Chaos von Richtungen, Systemen und auseinandergehenden Bestrebungen, wie auf dem de» Tanzes, von Gymnastik, Akrobatik bis zur Revue primitiver und liteinrischer Art nennt alle» sich Tanz, was irgend mit dem bewegten Körper zu wn hat. Und doch ist der Körper>0 nur das Material, das Instrument, da» dem Tänzer dazu dienen soll,«inen Gemütszustand in einem Bilde, einer Form sichtbar zu gestatten. Das Instrument des Körpers ist aber nur dann sinnvoll bewegt, wenn es Träger einer Idee ist. einer inneren Haltung oder eines Vorgangs tn der menschlichen Seele. Da» einzig« Ausdrucks- mittel eines Tänzer» ist sein Körper im Raum. Wa» hinzukommt an Musikinstrumenten. Kostümen, Lichteffekte» kann nur t n Beziehung auf den Tanz gewisse Betonungen unk) schärfere Umrisse zu dem Vorhandenen geben. Deshalb ist so vieles, wa» heut« an Geräuschmustt und Dekoration dem Tanz beigefügt wird, nur«in Mittel, um die Aufmerksamkeit de« Zuschauers auf äußere Essekte und vom eigentlichen Wesen de» Tanze» abzulenken. Der bewegte Körper hat nur den eigenen inneren Rhythmu» zur Grund- log«, genau so wie tn sedem anderen Zweig der Kunst die Struktur einer Form auf den Gesetzen de» Rhythmu» beruht. Welchen Weg der T okn z berZukunft nehmen wird? Dies« Frage hängt eng zusammen mit der Entwicklung der ganzen heutigen Kultur, die aus alle« Gebieten, die Ving« der Zioillfatton, der Technik und Mechanik belsette lastend, nach und noch in der Seele der Menschen geistige Wert« und Forderungen neu zu schassen beginnt. Der Weg geht nach innen. E» gibt heute«ine Unzahl von Schule« für Bewegungskunst die zum Teil einzig de» Weg gymnastlsch-akrobattscher Leistung gehen, de» Kärper um seiner selbst willen kultivieren, was mii Tanz unmittelbar nicht» zu tun hat. Doch stich sie gewiß«in Weg zur allgemeinen Gesundung und Beherrschung de» Körper». Ander» Richtungen wiederum sehen da» Mittel zum Tanz einzig und allein in übertriebener Befreiung de» Körper», tn Verrentungen der Glieder, die innere» Erleben und Leidenschast vortäuschen sollen. Auch sie bleiben aus halbem Weg« stehen, denn nicht nur die Befreiung de» Körper», sondern erst sein« Beherrschung macht ihn zum Träger de» Wesentlichen, da» mit möglichst einfachen konzentrierten Mitteln ausgedrückt werde« soll. Hier (legt der wichtigste Punkt für die richtige Unterscheidung i» Dingen des Tanzes: die Frag« nach dem Zentrum. Entsteht die Tanz- schöpfung au» dem Zentrum einer Seele, au» einer starken und klaren Forderung, so ist st« echt. Alle Bewegungen, mögen sie noch soschön" aussehen, sind unecht, wenn sie nicht aus diesem Zentrum de» Willens notwendig geboren werden, aus dem Willen, eui G e s Ohl» erleb ni» im Raum Gestatt«erden zu lasten. Eine solch« Bestall känN por dem Au� de» Zuschauers durch dos Medium eines einzelnen Körper» wie auch durch da» Medium einer Tänzergruppe erstehen. Es kommt bei den Tanzchören einzig auf die Persönlichkeit besten an, der sie mit einem Kunstwillen erfüllt oder als lebendige Gegenstimm«, wie beim musikalischen Kontra- punkt, die Mast« zum Leben aufrust. Masse an sich ist tot und kein« noch so große Menge von gleichartig bewegten Beinen und wirbelnden Armen ist Träger einer künstlerischen Gestatt. Wie die Instrumente eines Orchester» erst in ihrer Bielheit die Einheit des Ganzen ergeben, so sehe ich das Ideal eine? Zusammenspiets von eigenartig-schöpserischen Tonzperfönlichkeiten in eben ihren sich

gegenseitig steigernden verschiedenartigen Temperamenten, nur geeint durch die Idee, die alle gemeinsam unter ihr Gesetz zwingt. Diel umstritten ist heute auch die Frage der Musik al» Be- gleitstimme zum Tanz. Ich sehe unbedingt als einen der Wege, Körper und Seele in rhythmischen Einklang zu bringen, den Gedanken von Dalcroz«, der den tönenden Rhythmu» der Musik al» Mittel zur Weckung und Erziehung de» rhythmischen Körpergefühl» benutzt. Wie die Musik, so kann auch ein Dild, ein De«,«in Gebilde der Natur Antrieb zur Formung einer tänzerischen Gestatt werden. wie jede» intensive inner« Erleben, sei e« durch sichtbaren oder durch unsichtbaren Antrieb ausgelöst. Ich selbst habe den weckenden Einfluß der rhythmischen Gymnastik an mir erfahren, nachdem ich längere Zeit Musik studiert hatte, ohne daß mir deren innerster Wescnskern aufgegangen war. Wie eine Offenbarung durchdrang mich bei den ersten rhythmischen Dewegungen da» Gefühl für den Sinn de» Körpers, für seine mediale Fähigkeit, mnere Strömungen und Schwingungen au» der West auszunehmen und In» All zu leiten. Bei meinen wetteren Rhythmusstudien empfand ich aber bald die Unzulänglichkeit einos technisch nicht durchgearbeiteten Körper». Da tras ich wie durch Zufall aus meinem Weg«, der mich von Dalcroze zurück noch Petersburg führt«(wo ich als Deutschballin aufgewachsen bin), ein« Moskauer Schauspielerin Sie hatte sich vom Theater zurückgezogen, um ihren Körper als Ausdrucksmittel für dl« Bühne in eigener Arbeit neu durchzubilden. Auf der Suche noch dem richtigen Wege war sie mit dem System von Del- sarte bekanntgeworden, diesem System«ine» Franzosen, das die harmonische Bildung de» Körpers und seiner Zlusdrucksmöglichkeiten für dl« Bühne behondell. Ich wurde ihre Schülerin und machtd hier die Erfahrung da diese Schauspielerin ganz ohne Mustk. arbeitete, daß der jedem Menschen innewohnende Rhythmus den. Körper zu benselben Resuttaten harmonisch-freier Bewegung führe« muß, wie der an Musik gebunden« Rhythmus. Das System de, Delfarte ist, meines Erachtens da» einzige. richtig«, befreiende und beglückende System der Körperbewegung. da» e» gibt. Seine absolute Berechtigung besteht darin, daß es den menschlichen Körper unter dieselben Gesetze der Bewegung stellt. nach denen olle» in der Natur, Tiere und Pflanzen, Winde und Watten, Wellen und Stürme sich bewegen. Der Mensch sühtt sich körperlich nicht mehr al» Einzelwesen, sondern eingeschlossen in die großen Dewegungssttötö« de» Wettalls, mit dem einzigen Unter­schied, daß er nicht unbewußt und passiv bewegt wird, sondern daß er selbsttätig und willensbewußt sich bewegt. Ich war nicht lang« mtt meiner Lehrerin verbunden: tn» Revolution unterbrach olle», auch den Plan, diese» Körperbildung«- system an allen russischen Schulen für Schauspiel Und Musik ein- zuführen. Die Rttsteq hatteu-da sie ein pon Natur in hohem Maße tänzerische» Voll sind, diese neuePlastik' mit. intuitivem Lerständ° nts ichfg�nlMnNKi."Ichi kckm� stach' Debtschtand, von wa au» ick seither Tanzgastereien in manche Länder unternahm, selbst immer weiter arbeitend, denn all die Fragen nach Weg und Richtung de» Tanzes sind heute im lebendigen Wechsel begriffen. Doch jeder Tänzer muß aus dem Wege, den er als seinen ihm wesentlichen erkannt hat, mit Glauben und Absolutheit und mtt Wahr. h a f t i g t« i t weltcrschreiten und jeder für sich(denn der heutige Tanz hat keine Tradition und kein« Dorbilder), steht unter dem Wort Schillers, das ihn al» helle» Licht und al» Gewißheit begleiten sollte:Was wir al» Schönheit hier empfunden haben, wird einst als Wahrheit uns entgegengehn."

Shaws Besuch bei Sirindberg. Shaw wohnte kürzlich einer Matinee bei, bei der Strindbergs Kameraden" ausgeführt wurde, und im Anschluß daran gab er in seiner humorvollen Weise eine'Schilderung von skiner einzigen Be- gegnung mtt dem großen Schweden . Ich war in Stockholm ." sagte er/.und da ich ein großer Dra- matiker bin der große englisch« Dramatiker, so hiett ich e» für meine Pflicht, dem großen Piann meine Aufroartuna zu machen den Ich al» einen der großen Dramatiker Europa » ansah. Die Leute sagten mir. es hätte gar keinen Zweck:.Er ist vollkommen oerrückt: er will niemanden sehen: er geht nur um Mitternacht aus. wenn er niemanden treffen kann. Er greift all« jeine. Freund« mit der firößte» Wut an. Sie werden nur Ihre Zeit verschwenden." Ich agt«:Da» gibt mir noch immer nicht das Recht, unhöflich zu sein. und infolgedessen schickt« ich Ihm«in« Mitteilung, daß ich in Stock- Holm wäre und nicht wleder weggehen wolle, ohne ihm meine An- wesenhejt mltgetellt zu haben einen sehr höflichen Brief. Ich bekam«ine Antwort von ungeheurer Länge, in verschiedenen Sprachen abgefaßt, wenn ich mich recht erinnere, ln Französisch, Deutsch und Englisch , kurz in jeder Sprach« außer Schwedisch. In gewissem Sinne schien er so zu sein, wie ihn die Leute schiloerten. Cr sagte in dem Brief:.Ich leide an elner tödlichen Krankheit. Ich sch« niemal» jemanden. Ich geh« nur de» Nachts auf die Straße. Ich verstehe Ihr« Sprache nicht. Wo» hat«» für einen Sinn, wenn ein stummer Mann zu einem stummen Mann spricht?" Er meint«, eine Unterredung sei zwecklo». Ich dachte, jedenfalls hätte ich mein« Pflicht getan. Am nächsten Morgen bekam ich von ihm«ine Mitteilung, ich möchte ihn sofort besuchen. Ich ging zum Kleinen Theater. Ich fragte vorher:Welche Spracht wird er sprechen?" Ich muß be. merken, daß ich der schlechteste Sprochenkenner in der Well bin. Wenn ich jemanden besuche, der«ine fremd« Sprache spricht, so lege ich mir genau vorher zurecht, was ich sagen muß. Man meinte, er »erde Französisch sprechen, und so orbeilete ich mir eine kleine Red« auf Französisch au». Strindberg erschien und begann sofort. Deutsch S sprechen. Er war ein nett aussehender Mann mit den schönsten phirblauen Augen, die ich se geseihen Hab«. Er war über all« Maßen schüchtern. Ich bin selbst ein schuchlcrner Mensch. Meine Frau rettete die Sttuotion und sprach zu Ihm Französisch: nach einiger Zeit kam er zu sich, lächelt«, und wir hatten»Ine sehr ange- nehme Unterhaltung. Niemand tonnt« sich reizender unterhalten als er, und niemand würde aus den Gedanken gekommen sein, daß er mit jenen häuslichest Szenen vertraut sei. die er aus die Bühne g«. bracht Hot. Nach einiger Zeit nahm er seine Uhr heraus und dl'ckt« düster. Er sagte aus Deutsch :.Um 2 Uhr werde ich krank sein." Mir war»» so. wie wenn meine Unterhaltung daran sckiuld sein könnt«, fall» er sofort krank würde. Ich zog hastig mein« Uhr und sah. daß «»«in Werkel vor zwei war. E, war also kein« Zeit mehr zu verlleren: mein« Frau und ich verabschiedet«! uu» van ihm un) faxt*

Welche Tiere leben am längsten? Kürzlich wurde von einem Pferd berichtet, da» da» erstaunlich« Alter von S3 Jahren«reicht hatte. Aber da» natürlich« Alter der Pferde ist viel höher, als man im allgemeinen annimmt, denn in der Regel bekommt das Pferd durch die unnatürliche schwere Arbeit auf schlechten Straßen kranke Deine und geht zugrunde lange ehe es sein natürliches Lebensalter erreicht hat. Elefanten werden gewöhnlich 80 Jahr« alt, doch kepnt man recht viele über 100 Jahre alte Tiere. Die Größe hat, mit dem Alter nicht» pu tun. denn Löwen und Tiger leben nicht lang«, und der große Gnzzly-Bar. der oft über zwölf Zentner wiegt, wird nur 20 Jahre alt. Düffel sterben mit<0 Jahren. Vögel leben länger als Säugetier«. Am längsten leben Popogelen. In London gibt es einen Papagei, der mindesten» 120 Jahre alt sein soll. Den ganzen Tag spricht schwingt sich in einem Reif herum und spielt mit einer Kugel. Er wurde im Jahre 1801 von dem Rajah von Satora gesangen. Raben und Adler sollen ein sehr langes Leben haben, doch haben wir keine genauen Zahlen. Bei Gänsen jedoch kennen wir ein 60 Jahre altes Tier, das noch gesund und stark ist. Am längsten von allen Land- tieren leben Schildkröten. Eine der Riesen-Schildtröte» von den Galapagos-Injeln, die 1906 im Londoner Zoo starb, soll SSO Jahre att gewesen sein. 4000 INahl zeiten«la einer Miaute. Ein unübertroffener Meister in der Schnelligkeit der Nahrungsausnohme sst die aewöhnlicho spanisch« Kröte, deren Mahlzeiten jetzt im Londoner Apologijchen Garten von einigen Gelehrten genau beobachtet worden sind. Dieses Tier könnte, wenn es genügend Nahriingsstoft vor sich hätte, in 60 Sekunden 4000.Bissen" zu sich nehmen. Man hol beobachtet, daß ein gewöhnlicher Mehlwurm, wenn er in dce Näh««iner Kröte gebrackst wird, plötzlich spurlos verschwindet. Das ist nun kein Zauberkunststück, das die Kröte ausführt. Der Wurm verslüchtigt sich auch nicht In der Lust, sondern»r verschwindet in der Kröte, aber unser menschliches Ausnohmeoermögen ist nicht imstande, die Schnelligkeit dieses Borganges zu erkennen. Wenn man die Nahrungsausnahme mit dem bloßen Auge beobachtete, so ergab sich folgende» Bild: Hier Kröte hier Wurm... Kröte betrachtet Wurm mst aufmerksamem Blick keine sichtbare Bewegung an irgendeinem Teil der Kröte Wurm sott! Um dieses Problem zu lösen, wurde nun eine Filmausnahm« mit der Zestlupe gemacht, vi, Kröte führte ihr Kunststück au», und sogleich wurde ein Film aufgenommen mit einer Geschwindigkeit von einem Fünihundersstet einer Sekunde. Di« Beobachte, betrachteten dann den entwickelten Film. Aber nicht da» Geringst« wurde daraus entdeckt, was Man nicht schon mit bloßem Auge gesehen hätte. Dann wurde ein Film gemacht, der noch dreimal schneller aufgenommen wurde. Jetzt erst erkannte man das Herausschnellen der Krötenzunge. Man bat berechnet, daß diese Zungenbewegung etwa 4000 mal in de? Wuwt« mühelos ausgeführt werde» kann.,