Das Jagdgewehr.
Bon Rhedo.
Ich habe ein Jagdgewehr bekommen, ein richtiges Jagdgemehr, mit zwei tippbaren Läufen, zwei Hähnen und einem breiten Holz schaft. Meine Freunde behaupten zwar, es sei ein veraltetes Modell. Jetzt mache man nur noch hahnlose. Aber aus ihnen spricht der Neid. Denn keiner von ihnen befizt ein Jagdgewehr.
Es hängt jetzt bei mir im Zimmer, mit dem Schaft nach oben, wie es sich für ein rechtes Jagdgewehr gehört. Denn ein Jagdge mehr unterscheidet sich von einem anderen Gewehr sehr wesentlich. Es hat etwas Behäbiges an sich. Etwas Bürgerliches. Das fommt schon in den zwei Läufen zum Ausdrud. Und in der Länge der Läufe und in ihrer Dicke und weiten Mündung. Es wird auch anders getragen als zum Beispiel ein Karabiner. Nämlich mit dem Schafte nach hinten. So daß der Träger in die drohenden Mündungen der Läufe blickt. Das find alles Feinheiten, die nur der echte Jäger fennt und die er zu schäzen weiß.
Als mir das Gemehr ins Haus gebracht wurde, tam ich offen geftanden einigermaßen in Verlegenheit. Ich wußte nichts Rechtes damit anzufangen. Ms Kleiner Junge hatte ich mich ja für das edle Baidwerk interessiert. Mein Bater war damals noch passionierter
umber ber Hand brang ich langfam und mühevoll in die Gehjelme Sprache der Jäger ein. Ich erfuhr, daß ein Falle einen Fasanen nicht fängt, sondern schlägt, daß es bei Hafen teine Männchen, sonbern Rüden gibt, daß Blut gar nicht Blut, sondern Schweiß heißt, daß Ride teine Heldin Marlitts, sondern eine Rehmutter ist, daß Hirsche Stangen verlieren, daß Schwarzfittel Wildschweine find und der Knall einer Büchse jauchzend ist. Und meine Achtung vor der Jägerei stieg, als ich merkte, daß ich die Jagdzeitung ohne den großen Meŋer nicht lesen tönne.
fonnte.
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Und das Jagdgewehr hing dauernd in meinem Zimmer. Ich hatte es in mühevoller Arbeit auseinandergenommen, eingefettet und wieder zusammengefeßt. Es hätte mir dankbar sein müssen, wie es fo bligblant und schmud an der Wand hing. Aber es schien sich im Gegenteil über mich luftig zu machen. Es war eine breite, harte Fauft gewöhnt, die es zähmte, unter der es nicht rückstoßen Bei mir schien es die nicht vorhandenen Muskeln zu spüren. Wenn ich genau hinsah, mertte ich, daß der Schaft eigentlich ein Gesicht war, ein brutales, läppisches Gesicht, mit breitem Munde, das mir aus liftigen Augen höhnisch zublinzelte. Es wurde unheimlich. Und eines Tages pacte ich es und verschloß es im Schrante, den ich nie öffne. Mitten unter Gerümpel. Wohin es gehört.
Jäger und meine größte Freude war, ihn auf die Jagd begleiten zu Expedition zu dem verschleierten Bolt.
dürfen. Aber er nahm mich nur sehr selten mit. Dann sah er streng darauf, daß ich mich zwei Schritte hinter ihm hielt. Und wenn ein Hase das Bech hatte, in seine Schußlinie zu tommen, so schoß er. Und manchmal traf er ihn auch. Dann machte der Hafe meist einen tomischen Salto mortale und war tot. Aber das interessierte mich meniger. Ich freute mich vor allem auf den Knall und auf die leere Patronenhülse. Meine Sehnsucht gipfelte in dem Wunsche, selbst diesen schallenden Knall hervorrufen zu dürfen. Aber mein Bater lachte mich aus und behauptete, der Rückstoß würde mich umwerfen. Seitdem hatte ich vor seinem Gewehr einen doppelten Respekt. Es wurde für mich gewissermaßen zu einem Lebewesen, das rücstieß, das ausschlug wie ein Pferd und Ohrfeigen austeilte mie ein Lehrer. Dieser Respekt ist mir bis heute geblieben.
Ich konnte der Jagd, abgesehen von meiner ersten Jugend, nie rechtes Interesse abgewinnen. Die armen wehrlosen Hafen und Rebhühner taten mir leid. Ja, wenn es wehrhaftes Wild gewesen märe! Panther, Löwen ! Künftige Muskeln strafften fich bei dem Gedanken. Ich verachtete die Jäger ein bißchen. Und dieses Gefühl wurde ich nie los. Bis das Jagdgewehr fam.
Zunächst hing es friedlich an der Wand. Mit den Läufen nach unten. Und sah mich an. Es ging ein merkwürdiges Fluidum von ihm aus. Eine Tatkraft, die sich mir mitteilte. Ein elektrischer Strom, der in meinen Körper fuhr und ihn mit Energie lud. Angedeutete Muskeln schwollen und im Busen regte sich ein Gefühl non Heldentum und Mordlust. Offenbar eine atavistische Erinne rung an längst vermoderte Ahnen.
Das Gewehr begann Gewalt über mich zu gewinnen. Es nahm von meiner Seele Besiz, bemächtigte sich meiner pozifistischen Weltanschauung, vedrdängte die unmoderne Humanitätsduselei und wurde ein romantischer Kompler.
Ich nahm es von der Wand und machte Zielübungen. Ich stellte mir einen Tiger vor, der mich anspringen wollte. Oder einen Ein brecher, den ich mit fühlem Lächeln, den Finger am Drücker, in Schach hielt.
Seit den Tagen der alten Römer gelten die Zuareg, die Stämme, die die unzugänglichsten Teile der Sahara bewohnen, für das„ geheimnisvollste Volk der Welt“. Dieses„ perschleierte Volk" war der Schrecken der umwohnenden Rassen, der Berbern, Araber und Neger und aller derer, die durch ihre Dasen zogen, um mit den schwarzen Völkern des Sudan Handel zu treiben. Die Unzugänglichkeit ihrer Siedlungen, die plötzliche Wut ihrer Angriffe, die Sitte des Schleiertragens unter den Männern das alles ließ fie als besonders unheimlich und merkwürdig erscheinen. Man fann die ersten Spuren dieser seltsamen Wüstenbewohner in den Berichten der altrömischen Schriftsteller Strabo und Ptolemäus finden; sie waren aber damals noch nicht als die Männer mit dem Schleier" bekannt und scheinen weiter nördlich gewohnt zu haben. Daraus, daß die Alten den Schleier nicht erwähnen, kann man wohl annehmen, daß die Tuareg ihn damals noch nicht trugen, denn eine so auffällige Erscheinung wäre nicht unbeachhtat geblieben. Im Verlauf der Geschichte sind die Tuareg immer mehr südwärts gezogen, bis sie schließlich an den südlichen Ausläufern der Sahara sich festsetten, und in dieser Zeit zwischen 600 und 1000 n. Chr. werden sie auch den Schleier angenommen haben. Ein Jahrtausend hindurch sind sie dann den Nachbarn und allen Chronisten, besonders den arabischen Historikern, als das der schleierte Volt" bekannt, aber erst um die Mitte des 19. Jahr hunderts haben die großen Afrifareifenden die Tuareg für uns entdeckt, und als erster hat der Deutsche Barth ausführlicher Don ihnen berichtet. Ihre sprichwörtliche Feindschaft gegen Fremde führte zur Ermordung einzelner Forscher und ganzer Expeditionen, und das Interesse mar überhaupt auf die Tuareg des Nordens beschränkt. Erst nach dem Kriege haben einige englische Expeditionen mehr Glück gehabt, und auf einer gefahrvollen Reise, die zu den Tuareg der abgelegenen Dafe Air führte, hat Francis Rodd neue wichtige Aufschlüsse über dieses Bolt gewonnen, über die er in mehreren Auffäßen der Times" berichtet.
Im Kaffeehaus nahm ich verstohlen die Jägerzeitung zur Hand. Neben wichtigen geographischen Feststellungen, durch die die Ich fürchtete etpas das molante Bächeln des intelleftuellen Obers bisher ungenügenden Karten dieses Landes ergänzt werden können, und verbarg fie vorsichtshalber unter dem Simpliziffimus. Aber wurden ethnographische und archäologische Studien unternommen,
dun
die etwas Zidit in bas Duntel der Abftamummg bee Tuareg gebracht worden ist. Es gibt fünf verschiedene Stämme des„ Des schleierten Volfes", die sich alle durch ihre Raffeneigentümlichkeit von den Berbern unterscheiden. Die Tuareg zeichnen fich durch Schlankheit der Glieder, besonders der Fußknöchel und Handgelente, bei stattlicher Größe aus, durch die Helle ihrer Haut, wenn fie reinrassig sind, und durch ihre charakteristischen langen Gefichter, die vorstehende aber nicht besonders breite Badenfnochen, spizd Rinne und dünne schmale Lippen aufweisen. Die Kinder haber oft blondes welliges Haar, das später dunkel wird, aber nicht schwarz wie das der Neger. Die bisherige Anschauung, baß fie gi den Berbern gehören und als„ Hamiten" bezeichnet werden müssen, ist daher irrig. Rodd hat durch das Studium interessanter Fels zeichnungen in Air, die er als erster untersucht hat, einen wichtigen Hinweis für die Herkunft der Tuareg gewonnen. Auf bleser Beichmungen find Männer dargestellt, deren Erscheinung und deren eigenartiger Federkopfschmud mit den Gestalten übereinstimmt, die fich auf ägyptischen Grabgemälden der 19. Dynastie finden und gefangene libysche Häuptlinge darstellen. In diesen libnschen Stämmen, die in ägyptischen Berichten von der 15. bis 19. Dynaftie erwähnt werden, vermutet er die Ahnen der Tuareg, zumal die überlieferten Namen denen noch heute bestehender oder erst fürzlich ausgestorbener Tuaregstämme gleichen. Weitere Aufschlüffe fortre man aus der eigenartigen Schrift der Tuareg gewinnen, bem Tifinaghalphabet, das mit den phönizischen Buchstaben zusammen hängt. Auf den Felszeichnungen finden sich Bildnisse mit Inschriften in Tifinagh, die mit Felszeichnungen in den nördlichen Rand gebieten der Sahara übereinstimmen. Daraus läßt sich schließen. daß die Tuareg einmal früher dort gesessen haben und dann bet ihrem Zug nach Süden die hier wohnenden Negervoller veni drängten. Es waren also wahrscheinlich die Ahnen der Tuaregs, die jenes weißhäutige Volt mit Federkopfschmud bildeten, bas in ferner Bergangenheit mehr als eine Dynastie im Niltof ge gründet hat.
Der größte Naturpark der Welt.
. Der amerikanische Milliardär Rockefeller hat jetzt zum Andenken an feine Frau dem amerikanischen Volk einen Nationalpark von 1900 Quadratkilometern Bodenfläche im Often des Staates Tennessee geschenkt. Bislang war der berühmte Yellowstone- Naturschußpart in Wyoming mit 10 000 Quadratkilometern das größte Naturschutzgebiet dieser Art in der Welt. Jezt ist er durch den Jafper Naturschuhpart im Staate Saskatchewan mit 15 000 Qua dratkilometern Bodenfläche überboten worden. Das ist somit das größte Naturschutzgebiet der Welt und gleicht an Bodenfläche dem Königreich Sachsen..
Die Tiere in den beiden Naturschußparts find so zutraulich ge worden, daß sich z. B. riesige Bären von norhelfahrenden Automobilisten oder von Wanderern in den Rasthäusern aus der Hand füttern lassen. Für die Erhaltung der Natur, der Pflanzen und Tierwelt find folche Naturschutzgebiete, befonders auch für infere Nachfahren, non größtem Werte.
In Deutschland wird in dieser Beziehung noch viel zu wenig getan. Sehr nötig wäre es, wenn der Plan der Umwandlung des Spessarts im Mainptered zwischen Würzburg und Aschaffenburg zu einem Naturschutzpart verwirklicht werden fönnte. Gerade dieses Gebiet, non fleinen Eisenbahnen durchzogen, menig bevölkert, mit seinen wundervollen, urwaldartigen Waldungen würde sich, im Herzen von Deutschland gelegen, ganz besonders als Nature schußpark eignen.
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