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7lr. 147* 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Dienstag, 27. März 492S

Köhl in Irland gelandet. Berlin Baldonel in 9 Stunden und 30 Minuten.

Das deokche Ozeaaslugzeug des Hauptmanns Köhl, der Z un kdrs?. Eindecker«Bremen "(O ist englischen Meldungen zufolge am gestrigen Monlaguachmiltag um 5.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf dem irischen Militärslugplah D a l d o n e l südlich der Hauptstadt Irlands glatt gelandet. Köhl hat für die Zurücklegung der Strecke Berlin -Baldonel knapp Sl-s Stun­den gebraucht und sein vorläusiges Ziel ohne Zwischenlandung er- reicht. Da die zurückgelegte Strecke rund 1600 Kilometer beträgt. hat also die Maschine eine Durchschaittsgeschwindigkeit von 170 Stundenkilometern entwickelt. Wie Köhl und Baron v. Hüuefeld nach ihrer Landung in Baldonet erklärten, wollen ste. sobald das Welter über dem Atlantik es irgendwie erlaubt, zur Lzeanüberquerung starten. lieber den Start in Tempelhof sichren wir noch folgend« Einzelheiten: Während der Nacht hatten Köhl und Herr o. Hünefeld, die sich in der Gesellschaft einiger Freunde befanden, die Wetterkarten studiert und waren zu dem Ergebnis gekommen, daß man den Flug am Montogmorgen an- treten wolle. In das Projekt war lediglich der Monteur Köhls, Epindler, eingeweiht, der auch den Atlantikflug mitmachen will. Dem Start wohnte lediglich außer einigen amerikanischen Iourna- listen der Bruder des Herrn o. hüuefeld bei. Frau Köhl war da- gegen nicht auf den, Flugfeld erschienen, sondern erhielt zusammen mit ihrer Mutter erst später die Nachricht von dem Start. Köhl hatte in den letzten Tagen heimlich Benzin in seinen Schuppen schaffen lasten, so daß er in Wahrheit mit vollem Tank ab- geflogen ist und keine Zwischenlandung zu machen braucht. lin den letzten Tagen hat er hinter den verschlossenen Türen des Flugzeugschuppens einen Benzintank, der 425 Liter faßte, ausbauen lasten. Diese Maßnahme ist erfolgt, weil Köhl erklärte, er müsse eventuell im Nebel oder bei Regen mit Eisbildung auf der Maschine rechnen und wolle keineswegs durch eine Ueberlastung des Junkers- Flugzeuges eine Katastrophe heraufbeschwören. Der Motor der .Bremen" ist derselbe, den Hauptmann a. D. Köhl schon im vorigen Jahr bei seinem ersten Versuch benutzt hatte, ein Junkers L 5 von 270 PS, der in den letzten Wochen vollkommen überholt worden ist. Kokst kann mit seiner Maschine diesmal 1250 Kilogramm Benzin und Oel für die lange Reise mitnehmen, so daß das Flugzeug einen Akstonsradius von etwa 6700 Silometer hat. Nach den Entschlüssen der letzten Nacht will Köhl etwa 350 Kilometer südlich des sage- nannten Großen Kreises fliege», also südlich der Route, die Lindbergh auf dem Fluge nach Paris eingeschlagen hatte. Dadurch verlängert sich zwar die Flugstrecke über dem offenen Meer, jedoch üben die Piloten den Bortest, daß sie in wönneren Luftströmungen fliegen als auf dem nördlichen Kurse. Die Nordroute wsist gegen- wärtig nach englischen Meldungen zahlreiche Eisberge auf, so daß man sich aus GninLen der Vorsicht zu dem Südkurs entschlossen hat. Köhl will auch diesmal wieder, wie er vorher erklärte, Eap Rare ansteuern, hat also bis dahin rund 3000 Kilometer über dem ANantik zu fliegen. Don Eap Race bis New Jork beträgt die Flugstrecke dann noch rund 2000 Kilometer. Rechnet man not- wendige Ilmwege durch schlechtes Wetter hinzu, müßt« noch mensch- lichein Ermessen das Flugzeug immer noch eine Brennstosfreserve für 600 bis 800 Kilometer besitzen, wenn nicht Nordstürme die Flieger abdrängen sollten. Nach Auskunft der Wetterdienststellen soll sich iu die letzten Stunden das Wetter über dem Atlantik wiederum verschlechtert haben. Köhl müßte mit einem Gegenwind von 30 Kilo- meter in der Stunde rechnen, lieber dem Kanal herrscht ziemlich dichter Nebel. Der Versuch Köhls und v. Hüneselds wurde

merkwürdigerweise von den Junkers-Werken mit einer ungewöhnlichen Geheimniskrämerei behandelt. Auf Anfragen nach dem Verbleib der Maschine wurde sowohl von den Junkers-Werken selbst als auch van der Liiftpolizei in Dessau jede Auskunft verweigert. Die Vorbereitungen zum Atlantikflug. lieber die Vorbereiwngen zu dem Atlantikflug, den Hauptmann Köhl gemeinsam mit Herrn v. Hünefeld unternehmen will, wird Folgendes bekannt. Herr v. Hünefeld und Köhl haben die Vorbereitungen für das Unternehmen zwar möglichst geheim geführt, doch sind jetzt schon Nachrichten durchgesickert, aus denen hervorgeht, daß es sich keineswegs um ein reines Privatunternehmen der beiden Herren Handell, sondern'daß in diesem Jahr auch wieder die I n t e r- essen großer Konzerne mit dem Flug verbunden sind. In der vorigen Woche schon waren v. hünefeld und Köhl in London und baten dort bei den militärischen Stellen um die Erlaubnis, auf dem Militärflugplatz in Baldonel landen und tanken zu dürfen. Dabei bezeichneten sich beide Herren als Vertreter des Nord- deutschen Lloyd. Die englischen Behörden sind den deutschen Fliegern dabei auf das weitest gehende entgegengekommen Der Begleiter Hauptmanns a. D. Köhl, Herr von Hünefeld, ist übrigens derselbe Herr, der es nicht Unterlasten konnte, bei seinem ersten mißglückten Flugversuch im Sommer 1927 seinen Kaiser huldigend anzuteleyraphieren.

Oer Ltnfug des Schulstreiks. Beschlüsse der Bezirlsschuldeputatiov bestätigt. Wie bereits angekündigt, hat sich das Provinzialfchustollegium am gestrigen Montag mit dem Schulkovflikt im Bezirk Prenzlauer Berg beschäftigt und trotz der Beschwerden der evangelischen Eltern. schaft die Beschlüsse der Bezirksschuldepulation 1 bis 6 auf Errichtung vou sechs weltliche Sammel- schulen bestätigt. Es handelt sich dabei um je zwei Schulen in den V«- zirken Prenzlauer Berg , Friedrichshain und Kreuzberg , und zwar sollen diese welllichen Schulen in den Gebäuden der 296. und 274. Volksschule in der Sonnenburger Straße, der 18. Vollsschule in der Koppenstraß«, der 125. Volks- schule in der Andreasstraß« und der 83. und 93. Volksschule in der Dieffenbachstraße untergebracht werden, so daß diejenigen Schüler und Schülerinnen, die weiterhin Religionsunterricht erhalten sollen, auf andere Volksschulen verteilt werden müssen. Das Prooinzial- schult oll egium erklärt auf die Anfrage emer Korrespondenz, daß es sich nicht um eine Umwandlung der evangelischen Schulen in weltliche Anstalten, sondern lediglich um eine Frage der Unterbringung der neuerrichteten Sammelschulen handele. Die Verwendung der Schulen für die verschiedenen Schul- arten sei lediglich eine Angelegenheit der Stadt Berlin auf Grund des Schulunterhallungsgesetzes. Früher sei es wiederholt vorgekommen, daß beispielsweise eine evangelische Volks­schule in eine katholische umgewandelt wurden war«, ohne daß die bekrofsene Elternschaft deshalb zu Protestmaßnahmen und Schul- streik» gegriffen hätte. Zu der in einer der Eltern Versammlung in der Sonnenburger Straße aufgestellten Behauptung, daß die Stimmen für die Einrichtung von weltlichen Schulen im Bezirk Prenzlauer Berg zum Teil gefälscht seien und von gar nicht

dort Stimmberechtigten abgegeben wären, erklärt das Provinzial- schulkollegium, daß die vorstellig gewordene Deputation keinen bc- stimmten Fall einer derartigen Fälschung unterbreitet habe, so daß eine Nachprüfung gar nicht möglich sei. Eine solche sei auch übrigens gar nicht Sache der Schulaufsichtsbehörde, sondern der Bezirksschul­deputation. Gegen wen werden sich die Angriffe der evangelischen Elternvereine jetzt richten? Als erster stand der sozialdemo- kratische Bezirksbürger m ei st er Dr. Ostrowski im Mittel- punkt ihrer Angriffe, dann war es die Schuldeputation und jetzt stellt sich gar das Provinzialschulkollegium auf die Seite der Berliner Schulbehörden. Aber auch die andere Fakullät meldet sich: die Berliner Katholiken wollen sich am Sonntag, dem 1. April, in einer großen Massenkundgebung im Zirkus Busch u. a. mit dem Berliner Schulkonflikt beschäftigen. Inzwischen ist die ursprünglich erst für heute, Dienstag, proklamierte Fortsetzung des Schulstreiks in der Doppelschule in der Sonnenburger Str. bereits am gestrigen Montag früh, wie die Korrespondenz Sochaczewski mitzuteilen weiß, durchgeführt worden. Bon 900 Schülern und Schülerinnen sind aus Veranlassung der evangelischen Elternschaft etwa 500 bereits gestern früh dem Unterricht ferngeblieben. Es wäre bester gewesen, wenn die Hetzer und Schürer dieses unsinnigen Streites sich beizeiten auf den Ausspruch ihres Herrn und Meisters besonnen hätten, der von jedermann Gehorsam gegenüberder Obrigkeit verlangt. Zwei Kalschmünzer in einem Hause. Ein sehr schlechtes Geschäft. Zwei Falschmünzer werk statten, die die In-, haber unabhängig von einander in Vorder- und hofräumcn eines Hauses in der W e b e r st r a ß e betrieben, wurden von Beamten der Reichsbanksaljchgeldabteilung überraschend aus- gehoben. Die Falschmünzer stellten aus anderem Metall Nachahmungen der bronzenen und Nickel-50, Pfennigstücke und der silbernen 1-, 2- und 5- Markstücke her. Festgenommen und dem Untersuchungs­richter vorgesührl wurden die Klempner und Schnellphoto- grapheu Gebrüder Otto und Emll Reinicke. Männer von 25 und 30 Iahren und der 35 Iahre alte Tischler her- moun König. Die Vorgeschichte zur Entstehung dieser Werkställen spielle sich im vergangenen Jahre im Freibad in Rahnsdorf ab. Dort betätigten sich die Gebrüder Reinicke ebenso wie der Tischler als Schnellphotographen. Das gleiche Geschäft bracht« sie zu- sammen und bald vertrauten sie sich gegensellig ihre Geheimnisse an. Die Reinickes erzählten, daß sie versucht hätten, falsche 5» Pfennigstücke herzustellen, während König sich an 5-Markstücke her- angewagt Halle. Man beschloß, den Betrieb zu vereinen. Zuerst zog man in die Werkstatt des König in der Palisadenstraße, deren Ilnterhallung ober bald jeden Gewinn verschlang. Man übersiedelte nun in einen Keller in cker Mo r k uerstr a ß e. Bei Tage wurden Radiokästen hergestellt, nachts blühte die Falschmünzerei, bei der Männer und Frauen Hand anlegen mußten. Den Vertrieb der Nachtarbeit" besorgten die Frmien hauptsächlich i n M a r k t_< hallen. Mit größeren Vorräten führen, die Manner in die Prov'niz und brachten ihre Fälschungen dort an den Mann. Als Ende Rr- vember eine Warnung vor falschen 5-Markstücken in den Zeitungen erschien, trennte sich das Trio. König zog in seine Wohnung in der Weberstroße, während die Reinickes im selben Hause in eine Wohn� küche übersiedelten. Inzwischen waren aber Kriminalkommissar Thomas und die Bs>> amten der Reichsbankfalschgeldabteilung bei ihren Nachforschungen nach Falschmünzern auf die Weberstraße aufmerksam geworden und fielen in aller Morgenfrühe in das Haus ein. Bei Ollo Reinick« und ebenso bei König wurden im ganzen 52 F ünf in ark stücke 120 Zweimark st ücke und 10 Fünfzigpfennig st ücke gesunden und beschlagnahmt. Das Gefundene stellt den Rest einer

Menschen, Göttern gleich... 54] Roman von kzerbert George wells. Er sah auf seine Armbanduhr, es war noch nicht neun Uhr vormittags es war ungefähr zehn Minuten vor neun. Er war von Ridley vor halb fechs Uhr geweckt worden. Um halb sieben hatte er im Hof das Frühstück aufgetragen. Ter- pentin und Ceder mußten ungefähr um acht Uhr erschienen sein, etwa zehn Minuten später war Serpentin ermordet worden. Dann die Flucht und die Verfolgung. Wie schnell hatte sich alles abgespielt!... Er hatte den ganzen Tag vor sich. Er wollte den Abstieg um halb zehn wieder aufnehmen. Bis dahin würde er rasten... Es war unsinnig, jetzt schon hungrig zu sein. Vor halb zehn kletterte er wieder. Etwa hundert Fuß ging es leicht. Dann wurde der Einschnitt allmählich unmerk- lich breiter. Er wurde sich dessen erst bewußt, als er merkte. daß er rutschte. Er rutschte, sich wild sträubend, etwa zwanzig Fuß, fiel dann senkrecht geradeaus weitere zehn, stieß gegen einen Felsen und wurde von einem zweiten, breiteren Absatz, als es der obere war, aufgehalten. Er fiel mit einer pem- lichen Erschütterung darauf und rollte glücklicherweise rollte er nach der Innenseite zu. Er war zerschunden, aber nicht ernstlich verletzt.Mein Glück," sagte er,mein Glück bewährt sich." Er ruhte sich ein wenig aus und dann, im Vertrauen, daß alles in Ordnung sei, setzte er sich hin, um den nächsten Ab- schnitt des Abstieges zu prüfen. Mit einer gewissen Un- gläubigkett entdeckte er, daß der Kamin unterhalb seines Vorsprungs absolut unpassierbar war. Der Felsen war auf jeder Seüe mindestens zwanzig Uards ganz senkrecht und glatt und sechs Fuß breit. Er hätte sich ebensogut sofort hin- unterstürzen können, als es versuchen, dort hinunterzu- kommen. Dann sah er, daß es ebenso unmöglich war, zurück- zuklettern. Er konnte es nicht glauben. Es schien ihm zu dumm. Er lachte, wie jemand lacht, wenn ihn die eigene Mutter nicht erkennen will, nachdem er einen Tag fort war. Dann hörte er plötzlich auf zu lachen. Er wiederholte Punkt für Punkt seine Untersuchung. Er befühlte die glatten Felswände um sich herum.Das ist ja blödsinnig!" sagte er und brach in kalten Schweiß aus. Es gab aus diesem Winkel, in den er sich mühevoll und eifrig hineingearbeitet hatte, keineu Ausweg. Er konnte weder

vorwärts noch rückwärts. Er war gefangen. Sein Glück hatte ihn verlassen.. 7. Auf Mr. Barnstaples Armbanduhr war es Mittag. Er saß in seinem Winkel wie ein unheilbarer Kranker, der in einer Schmerzenspause still in einem Armstuhl sitzt und nichts zu tun und nichts mehr zu hoffen hat. Es war so gut wie ausgeschlossen, daß sich etwas ereignen würde, um ihn aus der Falle, in die er geklettert war, zu befreien. An der Rück- wand gab es wohl ein Wassergeriefel, aber keine Nahrung. Nicht einmal einen Grashalm, an dem er hätte knabbern können. Wenn er es nicht vorzog» sich in die Schlucht hinab- zustürzen, dann mußte det Hungers sterben... In der Nacht würde es vielleicht kall sein, aber nicht so kalt, daß er sterben müßte. Zu diesem Ende war er also aus dem würgenden Lon- doner Journalismus und der Häuslichkeit Sydenhams gelangt. Eine oerrückte Reise war das, die er und dieGelbe Ge- fahr" gemacht hatten! Camberwell , Victoria, Hounslow, Slough , Utopien, das Bergparadies, hundert bezaubernde und Qualen bereitende Ausblicke in eine Welt wahrer Glück- seligkett und Ordnung, jener lange, lange Flug um die halbe Welt... Und nun der Tod. Der Gedanke, seine Leiden durch einen Sprung in die Tiefe abzukürzen, sagte ihm nicht zu. Er würde hier bleiben und die Leiden, die vor dem Ende entstünden, erdulden. Und dreißig Fards etwa entfernt waren feine Genossen, die an- deren Erdlinge, und erwarteten gleichfalls ihr Schicksal. Es war erstaunlich! Er war prosaisch. Schließlich sielangte ja jeder Mensch zu etwas Aehnlichem. Früher oder später muß man daliegen und leiden, denken, fieberhaft und dann schwach denken, und so allmählich zum Ende aller Gedanken dahinschwinden. Im großen Ganzen--- dachte er ist es vorzuziehen, auf diese Art zu sterben; besser als durch einen plötzlichen Tod: es lohnt sich, eine Zeitlang dem Tod ins Antlitz zu sehen, Muße zu haben, das Wortkinm" sich einzupreägen, das Leben im allgemeinen und das Leben, das man geführt hat, zu überdenken, es zu überdenken mti einer Abgeklärcheit und einer Unabhängigkeit, die nur durch die völlige Unfähigkeit, ein Iota daran zu ändern, hervorgerufen werden kann. Jetzt war sein Geist klar und ruhig. Eine Ruhe, frostig wie ein klarer Winterhimmel hatte sich seiner bemächtigt. Er wußte, daß ihm Leiden bevorstünden, aber er glaubte nicht,

daß sie unerträglich sein würden. Wenn sie sich als un- erträglich erweisen sollten, gähnte unten der Canon. In dieser Hinsicht war diese Felsenplatte ein besseres Totenbett als die meisten, ein passenderes. Ein Krankenlager bietet lange, ausgedehnte Leiden, die der Kranke in allen Einzel- heiten auskosten muß. Aber zu verhungern ist nicht so sehr schrecklich. Das hatte er gelesen. Hunger und Schmerzen sind ungefähr am dritten Tag am quälendsten, später aber wird man schwach und fühlt nicht mehr viel. Es ist nicht so arg wie die Qualen mancher Krebserkrankungen oder die Agonie einer Gehirnentzündung. Es ist nicht ein Zehntel so schlimm. Einsam würde es sein, aber ist man weniger einsam auf dem Totenbett daheim? Sie kommen und sagen: Nun, nun!" und leisten kleine Hilfsdienste aber gibt es sonst Unterschiede? Der Kranke geht seinen einsamen Weg, Gespräch, Bewegung und schließlich auch der Wunsch zu sprechen oder sich zu bewegen, weichen von ihm, und die Stimmen der anderen verklingen... Ueberall ist der Tod eine sehr einsame Handlung, ein Scheiden... Ein jüngerer Mann hätte die Einsamkeit in der Schlucht wahrscheinlich sehr schrecklich empfunden, aber Mr. Barn- staple hatte Aergeres durchlebt: die Enttäuschungen det Zweisamkeit. Er hätte gern eine letzte Aussprache mit seinen Söhnen gehabt und sein Weib beruhigt, aber sogar diese Wünschen waren vielleicht mehr sentimental als wirklich empfunden. Wenn es zu Aussprachen mit seinen Söhnen kam, war er gewöhnlich schüchtern. Als sie begannen, eigene Persönlichkeiten zu werden, und zu Jünglingen heranwuchsen, hatte er immer mehr das Gefühl, daß vertrauliche Gespräche mit ihnen einen Einbruch in ihre Rechte bedeuteten, in ihre Rechte» nach eigenem Gutdünken aufzuwachsen. Und auch sie waren schüchtern gegen ihn, das fühlte er, abwehrend schüchtern. Vielleicht kommen Söhne später zu dem Vater zurück das war ein Später, das er nun niemals kennen lernen würde. Aber er wünschte, er hätte sie wissen lassen können, was ihm zugestoßen sei. Das quälte ihn. Es hätte ihn in ihren Augen in ein gutes Licht gesetzt. Vielleicht wäre es besser für ihre Charakterentwicklung, wenn sie nicht glaubten was sie so eigentlich glauben mußten daß er vor ihnen davongelaufen oder geistig umnachtet oder gar in schlechte Gesellschaft geraten sei und sich davongemacht habe. So wie die Dinge lagen, würden sie sich sicher unnötig sorgen und schämen, oder sich in Auslagen stürzen, um herauszu- fmden, wo er sei. (Fortsetzung folgt.)