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Dienstag

27. März 1928

Unterhaltung und Wissen

Mein Freund ,, Mister Hsu".

Bon Scott Rearing, New Maffes, New York .

( Deutsch von C. p. Diesgen.)

Mister Hsu, ein zwanzigjähriger Student und Sohn eines geachteten Gelehrten des alten China , besucht im zweiten Semester die Universität in Pefing. Er ist ein von Gestalt, aber breit. fchultrig. Sein Wesen ist beherrscht, aber seine dunkelbraunen Augen phosphoreszieren und die Badenmustein find immer gespannt, auch wenn er schweigt.

Sie sagten, daß Sie drei Jahre nicht mehr zu Hause maren! Wohnen Sie so weit von Beting?"

,, Nicht so weit von Beting als von meinen Eltern. Es find nur wenige Stunden bis in mein Heimatstädtchen, aber ich fann nicht zu meiner Familie."

,, Da sind Ihre Eltern also Gegner Ihrer Ideen?" ,, Gegner!

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Nein! Meine Eltern fennen teine Ideen; fie leben noch im alten China , in dem China von vor tausend Jahren." ,, Und Ihr Vater ist Gelehrter?"

,, Ja, der chinesischen Klassiker! Wiffen Sie, was das ift? Haben Sie schon gehört von Fußbinden? Ich habe zwei Meine Schwestern, beiden sind die Füße geschnürt. Ich habe dagegen protestiert, bemies Die Tortur und Folter alles vergebens." Fußbinden in der Republik ?"

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nicht einen Deut von der Republik . Wenn ich nach Hause fomme, muß ich heiraten!"

,, Sie müssen...?"

Mein Vater bestellte für mich eine Frau, als ich noch nicht zehn Jahre alt war und mir wurden verlobt. Wenn ich das Mädchen nicht heirate, macht die Familie Standal mit meinem Vater, ja mit meiner ganzen Familie, und es wird zum Prozeß fommen!" ,, Das ist ja unmöglich!"

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,, Die Tradition verlangt es! Sehen Sie, unsere Familie gründete vor vielen hundert Jahren unsere Stadt. Ein Drittel aller

Einwohner haben unseren Namen. Unsere Familien find streng patriarchalisch und mein Bater fann die Familientradition nicht einfach über den Haufen werfen."

,, Aber Ihr Vater fann doch nicht wollen, daß Sie gegen Thren Willen jemanden heiraten!"

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Beilage des Borwärts

Der Mann Tom Springfield.

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Bon Mag Dortu.

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Die blanten Sterne, fie fnistern hoch am Himmel. Nacht über Kalifornien . Die Berge. Hörst du Wasser rauschen? Das ist die ein sehr enges Tal Welle gegen den Staudamm. Ein Tal ein Canon, das Canon Santa Clara, da hindurch ein Flüßchen­in seinem freien Laufe wird es gehemmt, gehemmt von Menschen­ein riesiger Stau­das Flüßchen muß ein See werden hand damm weigert den Wässern freien Ablauf über den fünftlichen See flißt der Nachtwind, der von den tahlen Bergen herabfpringt er wirft Belle um Belle gegen die Mauern des Staudamms. Nacht. Hu, die Eule der unheimliche Schrei der Steineule δα dreizehnmal schrie die Eule da geschah das Unglüd eingefangene Wasser befreite sich es sprengte den Staudamm und ein Donnern und Brechen und Brausen erfüllt das Canon Santa Clara. Wehe! Die Wassergeister sind frei: fie wollen zer­zerstören jegliches Gebild von Menschenhand stören die fchäumenden Fluten stürzen durchs Tal zerstören die Siedlung El Rio reißen mit einem einzigen Sprunge das Kraftwert New- Hall hinweg blasen alle irdischen Lichter aus Himmel die ewigen Lichter, die brennen weiter, die blanten

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Märzennacht.

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das

nur am

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,, Selbstredend! In meinem Dorfe wiffen viele Leute noch fnisternden Sterne, die Sterne über der heißen füdkalifornischen Alles Gebilde von Menschenhand ift nun von den revol­Hierenden Wassergeistern zersprengt. Und die Menschen selbst, wo da fieht find sie? Als der Morgen seine rosigen Augen öffnet er das Tal Santa Clara als wogendes Waffertal. Immer noch strömen die Fluten: ein acht Kilometer langer, fünftlicher See zerfließt zwischen engen Felswänden hat alle Rultur zerstört- hat hunderte von Menschen ertränkt wenige Lebende nur retteten fich auf die Berghänge hinauf wo andere kleine Siedlungen vom Wassersturm verschont blieben. Und nun singe ich das Heldenlied des Mannes Tom Springfield. Tom Springfield war Arbeiter der Edison- Light- Company, ein Lichtbringer war er, von der Kraftstation New- Hall. Er war auf Nachtwache, als die Wasserfluten donnernd den Staudamm durch­brachen. Er sprang vom tosenden Lärm gerufen ins Freie da sah er vor fich ein Bligen und Schäumen was ist das? Aber schon versteht er schon hebt ihn ein mächtiger geheimnis­voller Arm haushoch ist er gehoben hinweg gehoben über die Dächer des Kraftwertes. Ho! Ein harter Schlag die schäu­mende, quirlende Wasserhand wirft den Tom Springfield auf Fels­boden die Wassergeifter wollten nicht seinen Tod er sollte leben und er lebt nun steht er auf den Beinen, um seine Füße sprudeln tausend Berlen ein Schäumen, ein Funkeln aber, wo ist das Kraftwerk nur Ruinen ragen aus dem Waffer auf und diese Ruinen fah die frühe Morgensonne. Trari- trara- trarot! Die Sonne bläst in ihr Weckhorn lebende Menschen, schnell herbei rettet euresgleichen helft, wo noch zu helfen ist! Alarm. Die Sonne ruft die lebenden Menschen zur Lat. Schaurig, zu sehen wie eine ganze blühende Landschaft, noch gestern war fie blühend wie diese Landschaft begraben ist begraben unterm gurgelnden, schlammigen Wasser.

,, Sie verstehen mich nicht richtig. Ich will Ihnen folgendes erzählen: vor zwei Jahren lernte ich in Befing eine Studentin fennen. Wir schrieben uns zwei Briefe. Das befam mein Bater gu hören und unverzüglich reiste er hierher, mir das zu verbieten. Wenn ich nur mit einem Mädchen fpreche oder fogar mit ihr gehe, fo gilt das als ein schweres Berbrechen. China ist etwas anderes als Amerita oder Europa . Dort sprechen fich Mädchen und junge Männer wie gute Freunde auf der Straße an, das gibt es im aften China nicht. Ich bin zwanzig Jahre und glaube, niemals im Leben mieder eine fo abscheuliche Affäre wie diese wieder durchymachen zu müssen Würde ich einfach losgehen und mich nicht mehr um meine Fomilie fümmern, so würde das die größte Schande für meine Familie bedeuten, ja, damit stempelte ich mich in ihren Augen zum schwersten Berbrecher!"

,, und wo haben Sie Ihre Ideen aufgenommen?"

Hören Sie das Bolt auf der Straße, in den Läden, in den Fabriten unb lesen Sie Bücher, dann kommen Sie nicht mehr los bavon! Ich war revolutionär, ehe ich nach Beting fam. Kann es anders sein, wenn man in einem solchen Dorfe geboren wird und wenn man fich in jedes Buch vertieft? Ich kann nicht mehr zurück! Für mich gibt es mir einen Weg und der heißt: vorwärts!" Borwärts? Wohin vorwärts?"

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Durch die Revolution hindurch! Vorwärts zu einem neuen China der organisierten Arbeiter und Bauern!"

Wie denten Sie fich eine Revolution?"

Organisation! Nichts als Organisation! Bisher wurde der Berlauf des Befreiungswertes immer wieder gehemmt und gelähmt, weil wir nur Heere und Führer aufftellten, aber dem Heere und feinen Operationen mangeln die stüßenden Organe der Industrie und der Landwirtschaft. Auch das werden wir schaffen. Habe ich meine Examen hinter mir, gehe ich in die Provinz, am Aufbau und Aus­bau der Organisationen mitzuarbeiten. Auf der Universität find Hunderte von Studentinnen und Studenten, die mit mir das gleiche Biel verfolgen."

,, Wissen Sie, daß diefe attive Umsturzarbeit in der Provinz heute sehr gefährlich ist?"

,, Gefährlich? O nein! Was für 400 Millionen notwendig ist, fann für einen Chinesen niemals gefährlich sein!"

Explosion im Weltenraum.

Ein Stern, der sich rückentwickelt.

Das feltene Schauspiel eines Sterns, der fich jetzt in einen Sternnebel verwandelt, also die umgekehrte Entwicklung wie die anderen Sterne zurücklegt, ist auf der Sternwarte der Harvard­Universität zu Bloemfontein in Südafrika von Dr. Parastevopoulos beobachtet worden. Nach einem Bericht des Direktors der Harvard­Sternwarte, Dr. Harlem Shapley, war dieser Stern bis zum Früh ling 1925 zu schwach, um mit dem bloßen Auge gesehen zu werden. Dann flammte er plöglich als Nova", als neuer Stern auf und wurde von einem südafrikanischen Astronomen, R. Watson, ent deckt. Der Stern befindet sich in der Gruppe Pictor, die in nörd­lichen Breiten nicht sichtbar ist.

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,, Die Entwecklung der Sterne", erklärt Shapley ,,, vollzieht sich nach unseren heutigen Anschauungen in der Richtung vom Nebel zum Stern, aber in diesem Falle und in zwei oder drei anderen geht die Umwandlung nach der entgegengefeßten Seite, und zwar nach astronomischen Begriffen sehr schnell. Alle diese Rückentwid­lungen sind bei segenannten Novae" bemerkt worden. Eine Prüfung der früheren photographischen Aufnahmen in der großen Sammlung der Harvard - Sternwarte zeigte, daß der Stern vor Feinem Aufflammen der 12. Größe angehörte, und man nimmt an, daß er langsam zu diesem Grad zurückkehren wird. Dr. Paraste­popoulos machte seine Entdeckung durch Photographieren des Sterns mit schnellphotographierenden Fernrohren. Ein Ring oder eine Schale von nebelförmiger Substanz erschien um den äußeren Rand des Sternbildes und wurde allmählich immer größer und deutlicher. Diese Erscheinung zeigt an, daß das Aufflammen des Sterns und fein rasches Anwachsen zu dem Zehntausendfachen feiner früheren Helligkeit durch eine Explosion hervorgerufen wurde, Die seine äußeren Teile von dem Kern wegschleuderte. Der jetzt beobachtete Nebelring ist der frühere äußere Teil, und weitere Be­pbachtungen werden zeigen, ob diele llmwandlung zu einem ftän

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bigen ,, planetarischen" Rebel führt, von denen wir etwa 100 unter den Sternen kennen, oder ob die fortgeschleuderten Teile allmählich sich im Weltenraum zerstreuen und den Kern als einen typischen Stern zurücklaffen. Die normale Entwicklung der Sterne zieht die Sternmassen zusammen; hier aber haben wir eine plötzliche Aus­breitung beobachtet, die für die Kenntnis der Entwicklung der Himmelstörper außerordentlich wichtig sein fann."

Der Efel vor dem Ei. Merkwürdige Antipathien afrikanischer Stämme.

In seinen afrikanischen Reiseberichten erzählt Richard Kandt einmal von einem Negerbon, dessen Ekel vor den von den Euro­päern verzehrten Hühnereiern soweit ging, daß er sich sogar meigerte, die Teller zu reinigen, an denen noch Reste von Rührei hafteten. Diese Abneigung, die man bei vielen Negern, oft auch bei den Arabern findet, ist jedoch in der Regel durch Eierverbote begründet. Merkwürdigerweise ist bei zahlreichen afrikanischen Negerstämmen der Genuß von Hühnereiern streng untersagt, was um so under­ständlicher ist, als diese Gesetze oft gerade in solchen Gebieten gel­ten, in denen die Hühner zahlreich vorkommen. Solche Eierverbote herrschen z. B. in Darfur und Wadai, bei den Betschuanen, Bafutos und Kaffern. Dagegen werden bei den Bergstämmen der Khassias die Eier zum Wahrsagen verwendet, zu welchemy 3wed man fie auf die Erde wirft und aus den Spuren, die sie hier hinterlassen, zukünftige Geschehnisse prophezeit. Die afrikanischen Giergesehe haben einmal den Tod eines deutschen Forschers zur Folge gehabt. Im Jahre 1856 wurde südlich vom Tschadsee der Afritareise.rde Eduard Bogel von den Eingeborenen ermordet, doch erst zwanzig Jahre später gelang es Nachtigal , genaueres über das Schicksal Bogels zu erfahren. Es stellte sich heraus, daß der fremde weiße Mann faft nur Eier gegessen habe, was den Eingeborenen ge­nügte, den Fremden mit Mißtrauen und Haß zu verfolgen und ihm nach dem Leben zu trachten.

Zu den Eierverächtern Afritas gehören, nach Hafterlits Fest­stellungen, auch die am Albert- Nyanza lebenden Negerstämme, die sich mit Abscheu abwenden, wenn sie jemand Eier effen sehen, und die auch keine Hühner verzehren. Das Eieressen wird auch von einigen westafrikanischen Regervölfern für eine schmutzige Gewohn­heit" gehalten, während andererseits die westafrikanischen Stru­Leute, wie auch einige in Britisch- Zentralafrita lebende Neger­stämme den Eiern durchaus nicht abgeneigt und scheinbar auch durch kein Gesez am Eiereffen verhindert sind. Nur gilt für diese Neger das Ei erst dann als eßbar, wenn es bereits bewohnt" oder, wie sie sagen, voll Fleisch" ist, d. h. wenn in seinem Innern schon das geformte Küchlein liegt.

Was ein Polyp erfragen fann.

Was tierische Zellen an Widerstandskraft gegen äußere Ein­flüsse leisten können, zeigt ein Versuch, der vor einiger Zeit von dem Forscher Child, einem Gelehrten der Universität Chikago, vor­genommen wurde. Als Versuchstier hatte er den zu den Pflanzen­tieren( Cölenteraten) und zur Familie der Tubulariden gehörenden medusenerzeugenden fleinen Polypen Corymorpha bestimmt, der mun, mie fich zeigte, tatsächlich nicht umzubringen war. Suerst

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Tom Springfield bindet sich einen Hanfstrid um den Leib er springt in die gurgelnde Flut was will er will er dem Tode noch einmal in die Arme? Tom Springfield will helfen. Drüben auf den Ruinen vom Kraftwerf da hofft noch mensch­liches Leben angeklammert an Stahlgestänge Reste der Tur­binenhallen eine Berbindung zwischen Felsufer und dem be­drohten Leben da drüben muß schnell geschaffen werden- gierig leden die grüngrauen Wasserzungen um die Leiber der mit dem Tode Ringenden. Oberhalb der Ruinen von New- Hall sprang der Tom Springfield in Schaum und Schlamm mit starten Armen

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bricht er sich schwimmend den Weg halb trägt ihn die Flut halb überwindet seine Energie den treibenden Strom. Tom Spring­field, du Held, glüdauf! Nun bist du drüben du hängst im Stahlgerippe der Ruinen vom Kraftwerk die Verbindung zwischen Ufer und Stahlinsel ist da.

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Am dünnen Hanfsell wird am Ufer ein stärteres Seil befestigt. Fertig! Sieht nun ziehet, ihr im Waffer, ihr auf den Ruinen ziehet, ziehet. All right. Alles ging gut. Tom Springfield schlingt das Ende des starten Seiles um einen Stahlbaum fo! Eilt

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euch, ihr bedrohten Lebenden, werdet wie Spinnen: rutscht, friecht,

frabbelt

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am leitenden Seile hinüber zum Ufer. Da erwarten euch bangende Herzen. Der Mensch zittert um den Menschen. Die Sonne am blauen Himmel hielt den Atem an dreißig dem Wassertode aus dem brausenden Rachen find nun drüben geriffen mun find vierzig drüben nun fommen die letzten acht fiebenundvierzig find an Land jezt du, du Retter Tom Springfield. Und als Letzter schwebt der Tom am Seil Tom, gut Glück auch dir, ein müdes Lächeln auf dem Antlitz die Sonne reicht dir die Hand da! D Unglück, das Sell riß. Aus der Tiefe der schlammigen, braufenden Flut griff eine schwarze der Tod. Der Tod zog den Tom Springfield hinab Hand auf in das graufige Grab in das graufige Grab hinab zu dreihundert anderen Leichen. Tom Springfield: febenundvierzig Menschen hast du gerettet- dafür aber verlangte der Tod dich. Und wenn ich nun frage: wurden diese fiebenundvierzig Menschen zu teuer bezahlt, was werdet thr mir dann antworten? Ein Mensch bezahlt mit seinem Tode das Leben von siebenundvierzig anderen Menschen, was heißt das? Das heißt: Der Mensch ist gut gebt dem Menschen Gelegenheit, edel und hilfreich zu fein- und er wird es sein! Tom Springfield ist wieder ein Beispiel, daß wir an den Menschen glauben tönnen. Heute war Tom der Helfende, morgen oder über­morgen wird irgend ein Unbekannter in Indien oder Europa oder in China , in Polynesien oder in Afrika der sich freiwillig für den Mitmenschen Opfernde sein das dürfen wir aus Erfahrung. glauben. Und dieser Glaube an das Gute im Menschen, der gibt uns Kraft Kraft: die Härte der heutigen rücksichtslosen Kapitals­zeit zu überwinden. Schaut auf den Himmel: dort seht ihr ein zielweisendes Denkmal, die Freundin Sonne meißelte in blauen Granit dieses goldene Bort: Tom Springfield, der Mann vom Canon Santa Clara!"

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wurden die Tiere in einem Mörser mit Seefand zusammen zerrieben, bis sie eine ganz formlose Masse bildeten, worauf diese Masse durch ein ganz feinmaschiges Seidennetz geliebt wurde. Die Ge webezellen, die diese Prozedur überstanden und das Sieb passiert hatten, waren nun aus ihrer früheren Zusammensehung vollständig losgelöst, aber trotzdem noch am Leben, und zwar noch so lebens­start, daß sie bereits begannen, sich in Gruppen zu formen. In einem Zustand, in dem jedes auch nur einigermaßen höher orga­nifierte Bebewesen unbedingt zugrundegegangen wäre, erwachten in diesen Zellen schon wieder neue Wachstumsfräfte. Sie näherten sich den ihnen am nächsten liegenden Bellen, vereinigten sich mit ihnen, bildeten sodann immer größere Bellgruppen, die sich schließ lich zu Kugeln formten, die allerdings nur dann am Leben blieben, menn fie einen gewissen kleinen Umfang nicht überschritten. Da­durch scheint bewiesen zu sein, daß bei diesen niederen Tierformen die Lebenskraft nicht durch die Körpergröße an sich bedingt wird oder auch nur mit ihr zusammenhängt. Was jedoch die kleineren Kugeln anbelangt, so blieben sie nicht nur am Leben, sondern vil­deten neue Bellen und entwickelten sich schließlich wieder zu voll­ständig normalen Tieren, sei es zu einer Vereinigung mehrerer Individuen oder zu Einzeltieren.

Dreitausend Witwen eines Radschah auf dem Scheiferhaufen. Ein unter dem Titel Suttee" in London erschienenes Buch von Edward Thomson beschäftigt sich eingehend mit dem Problem der indischen Witwenverbrennung. Suttee ist die indische Be­zeichnung für diesen in der Hindureligion tief veranferten Brauch. Das vorliegende Werk läßt den Leser die tiefe Kluft erkennen, die die Denkweise der Hindus von der des zivilisierten Europa trennt. Suttee" und Drissa", das jetzt unterdrückte Menschenopfer, ver­binden die Hindus mit den Azteken. Der Verfasser geht auf den Ursprung der Suttee zurüd, verbreitet sich über seine Entstehung, seine Formen, seine gefeßliche und ungefeßliche Ausübung und die Bersuche, die von Mohammedanern und Engländern gemacht wur­den, um den grausamen Brauch auszurotten. Zuweilen wurden bis zu dreitausend Frauen mit der Leiche eines Radschah den Flammen über­geben, und selbst bei weniger vornehmen Indern erreichte die Zahl der Opfer oft sechzig. Einer der Gründe, die für diese Beseitigung der Frauen nach dem Tode des Herrn angeführt werden, ist in dem Wunsch zu sehen, den Mann von der Gefahr der Vergiftung zu retten. Diese Gefahr war an den indischen Hösen immer besonders akut, und man suchte ihr dadurch zu begegnen, daß man den hinter lassenen Frauen beim Ableben des Herrn den Tod androhte. Die Aussicht, daß eine Verkürzung des Lebens des Gebieters auch den Tod der Frauen zur unmittelbaren Folge hatte, war naturgemäß dazu angetan, die Versuchung, sich des Herrn durch Gift zu entledigen, gar nicht aufkommen zu lassen.

Preise für Negerschriftsteller. Unter den 75 jungen amerikani­ schen Künstlern, Dichtern und Gelehrten, die jetzt Preise aus der Guggenheim- Gedächtnis- Stiftung erhalten haben, befinden sich auch drei Reger. Der Dichter Countee Cullen erhält eine Summe, um in Paris Anregungen für seine Erzählungen zu gewinnen; der Musikforscher Nicholas Ballanta erhält die Mittel zu einer Studien­reise nach Westafrika und dem Kongo, um die Musik der afrikanischen Völker zu studieren und phonographisch aufzunehmen; der Dichter Eric Derwent Walrond unternimmt eine Studienreise nach West­ indien . Unter den übrigen Stipendiaten befindet sich Prof. Paul Elfot Green, der das Theater und Drama des europäischn Kontinents studieren wird, um dort Anregung für eigene Dramen zu finden.