Einzelbild herunterladen
 
  

Freitag

30. März 1928

Unterhaltung und Wissen

Argentinien und das Kind.

Sonderbericht für den Borwärts" von Mar Winter.

Argentinien ist ernst bestrebt, völlig in den Kreis der Kultur­Staaten hineinzuwachsen. Es hat auf manchem Gebiet noch viel zu tun, aber da und dort kann auch das alte Europa von dem jungen Lande lernen. Ein vortreffliches Beispiel dafür ist, wie sich der Argentinier zum Kind stellt. Da kann der Reisende mancheriei sehen, was er in Europa vergebens fuchen wird, z. B. die Kinder­fpielpläge in allen argentinischen Städten, nicht etwa nur in Buenos Aires . In Parana, wohin den Reisenden ein komfor­tabel eingerichteter Flußdampfer in zwei Tagen bringt, in dieser scheinbar weitabliegenden Stadt von etwa 60 000. Einwohnern, ist Der Spielplatz genau so reich bedacht wie in Buenos Aires . Was das Kinderherz begehrt, hier findet man es: Schaufeln aller Art, Rundlauf, Kletterstangen, Kletterseile, Strickleitern, Ringe, Barren, Red, einen großen Platz für die verschiedenen Großballspiele, und vor allem eins, was auf feinem argentinischen Spielplatz fehlt, eine Rutschbahn, zu deren Höhe eine steile Leiter hinaufführt. Dann fausen die Kinder ungefährdet in die Tiefe und landen lachend und quietschvergnügt auf einen Sandplay. Solche Spielplätze würden auch die Kinder Deutschlands und Desterreichs jubelnd begrüßen, zumal wenn diese Spielplätze den Kindern jederzeit zugänglich

wären.

Eins fällt auch auf: Fast alle Kinder haben weiße Kittel an; Beinenfittel. Das ist das argentinische Schulkleid. Jedes Kind soll dem Lehrer gleich erscheinen. Das ist eine sehr bemerkens merte demokratische Einrichtung. Ihr gesellt sich eine zweite bei. Alle Kinder von Buenos Aires bekommen von der Schule umsonst das Frühstück beigestellt: ein Glas Milch und ein Butterbrot. Die armen Kinder sollen es nicht fühlen, daß ihnen ihre Eltern kein Butterbrot mitgeben können. Auch sonst gibt es in der argenti­nischen Schule manches zu lernen. Vor allem eins: Die Tren nung von Kirche und Schule ist lange durchgeführt. Die Priester der verschiedenen Bekenntnisse sind auf ihre Kirchen verwiesen, in der Schule haben sie nichts zu suchen. Es gibt keinen Religionsunterricht in der Schule. Will ein Elternpaar seine Ki.der dennoch in Religion unterweisen lassen, dann muß es sich an Die Kirche wenden. Diese läßt es natürlich nicht an Anstrengungen fehlen, die Kinder zu gewinnen. Karten zu Freitinos verteilen sie vor den Schulen, Heiligenbilder, Einladungen zu Festen oder Aus­flügen, und die Kinder, die dann kommen, die suchen sie für die Kirche zu gewinnen. Die Mädels soll ein Marienmedaillon aus Silber locken. Die weltlichen Schulen wirken dagegen. So hat die deutsche Schule in Villa Devoto z. B. den Mädchen eine filberne Denkmünze geschenkt, die sie am Kettchen um den Hals tragen fönnen. Aehnliches machen viele Schulen. Sie ringen alle um Die Seele des Kindes.

Auch der Unterricht unterscheidet sich in einigem. Da kommen wir in einer spanischen Schule in einen großen Saat, in dem 34 Nähmaschinen zweier verschiedener Systeme stehen. Alle Mädels dieser Schule lernen Maschine nähen. Sie lernen aber auch alle fochen. Eine Schulfüche gibt ihnen dazu Gelegenheit. Dann ist ein Gaal da, der Spinnräder und Webstühle birgt. Die Kinder des Landes der Schafe und Baumwolle lernen spinnen und weben. Das alles sind sehr praktische Dinge. Eine der schönsten Einrichtungen ber argentinischen Schule ist die Erziehung der Kinder zum Genossenschaftsgedanken. An jeder Schule gibt es einen Konjumverein der Kinder, eine Koope ration, die die Kinder selbst verwalten und in der die Kinder alle die Kleinigkeiten zu kaufen bekommen, die sie zum täglichen Schul­gebrauch nötig haben. Sie bekommen alles viel billiger als beim Händler, und am Ende des Jahres gibt es noch Ueberschüsse, die als Ersparnisse verteilt werden. Die Schule räumt den Kindern für diesen Zwed ein Zimmer ein und die staatliche Unterrichts­verwaltung stellt ihnen Propagandamittel zur Verfügung, mie etwa diese vier Plakatstreifen, die wir in einer Schule auf der Tür der Cooperativa" finden:

Die Cooperativa muß man empfinden und durchführen mit dem tiefen Gefühl, daß sie dem Wohlstand der All­gemeinheit dient.

Der Hotelpage.

Bon Gerdland.

Armenviertel einer Weltstadt zu suchen.

Beilage des Borwärts

Voll Wunder war die Welt für den winzigsten aller Hoteldiener. I hat eine Frau Vermooren, die oft reichliche Trinkgelder gibt, im Für den jungen Edwin. Nun, da ihm die Direktion des gigantischen, Gibt es denn gar keine hoheitsausstrahlenden Hotelpalastes den ersten Abend der Freiheit wegen feiner Arbeitsfreudigkeit geschenkt hatte, befann sich der winzige Bon darauf, daß ja auch er wenn auch vorläufig nur für einen Abend von den erhabenen Freuden einer großen, gott erfüllten, bosheitüberquellenden Stadt kosten dürfte.

-

-

So legte er denn die mit fleinen Goldknöpfen überfäte Livree ab und stand bald in seinem Konfirmandenanzügle vor dem leuchten den Portal des gewaltigen Luxushotels. Aber wohin sollte er gehen? Er hatte keine Seele in der Weltstadt mit dem stampfenden Rhythmus der rafternden Maschinen und der tosenden Jazzbanden, hatte keinen Menschen auf der ganzen, großen, unermeßlichen Erde, dem er seine jungen Leiden und Freuden, Sorgen, Schmerzen und Seelenqualen hätte anvertrauen können....

-

So ging er denn langsam über die Fünfte Avenue, oder über den Boulevard de Montmartre, oder über die Bondstreet, oder über den Kurfürstendamm es ist ja so egal, in welchem Lande, in welcher Stadt der junge Edwin lebt; er lebt allüberall, ist überall ein fleiner, stets und gerne übersehener Sflave der Kapitalisten so blieb er denn vor einem der blizenden Schaufenster stehen und fah jene Perlen und Juwelen, die er so oft an den weichen, weißen, gebenedeiten Hälfen der reichen Damen gesehen hatte. Bewundernd, aus ehrfürchtiger Entfernung gesehen hatte. Da fühlte er, daß Blicke fich auf ihn richteten. Er sah sich um, ging weiter; es ging aber wenige Schritte vor ihm nur eine junge, elegante Dame, die den feschen Mantel eng und straff um den jugendschönen, wohlgeformten Rörper gewickelt hatte. Edwin hatte genug von den Gesprächen seichter Natur gehört, die die Dandys in der Hotelhalle führten, um sich zu sagen, daß dies ,, eine Dame sei, die langsam ginge, um schnell zum Ziel zu kommen". Er wußte ferner, daß er mit seinen mühselig erfragten dreihundert Mark in der Tasche sehr wohl..., na, und so weiter. Wie aber erschraf der winzige Page, als er in jenem eleganten Dämchen die junge Frau Bermooren wiedererkannte, jene Dame, die seine tieinen Dienste oft mit reichlichen Trinkgeldern be­lohnt hatte. Sie aber, die Hoheitsvolle, erkannte ihn nicht. Sie fannte ihn auch nur in seiner blanken Livree. Doch was war das? ( Jetzt war der Moment im Leben des jungen Gdwin gekommen, in dem gesellschaftliche Vorurteile schwanden, und jene Liebe zur Alethetik die in den meisten Fällen nichts anderes ist, als gesalbtes Dirnentum von ihm Besiz ergriff, wie sie nur jungen, nichts­ahnenden Menschen zu eigen ist...) Die junge Frau Vermooren hatte vermeinte Augen, dennoch aber lächelte sie so höchst seltsam. So gleichsam ermunternd. Und Edwin, der wahrhaftig seinem Aeußeren nach alles andere war, als ein Edelmann, ein Gentleman, Edwin, der junge, von den Kapitalisten wie alle deren Sklaven zertretene Diener, wurde fast irre an dem Begriff: Dame. Warum hatte diese schöne, junge, reiche Dame verweinte Augen, warum lächelte sie wie eine Dirne so ermunternd, warum ging sie zu dieser Stunde ohne ihren Gatten über die frauengefährdende Weltstadt straße? Barum tätschelten ihn ihre Blicke, ihn, den Pagen Nr. 35 mit Gummisohlen? Ihn, den sie nicht einmal wiedererkannt hatte.

-

-

So gingen sie eine Weile nebeneinander. Er sah ihren fraulichen Gang, berauschte sich an der Musit ihrer Hüften Dann lag die Gegend des raffinierten Lugus hinter ihnen. Dann tamen sie in das Armenviertel der großen Stadt. Was- ,, ich bitte euch"

Der chinesische Gutenberg .

Aus der Vorgeschichte der Buchdruckerfunft.

anderen ,, Beluftigungen" für fie...? Da lag nun eine dicke, schwarze Schlange zwischen zwei Straßen. Das war der Kanal mit etlichen, trübe funzelnden Stocklaternen zu beiden Seiten. Frau Bermooren ging jetzt ganz langsam, wie eine Somnambule etwa, schleppend, müde. Und schien nun nicht mehr die Anwesenheit des Hotelpagen zu bemerken. Denn sie lächelte nicht mehr. Es lag viel­mehr ein großer Schmerz um ihren schönen, herben Mund. Da stand sie still. Da wußte Edwin plöglich, daß sie dort hinein, in dieses gelbe, schlammige, widerwärtige Naß ihr junges Leben verfenten wollte. Und es pacte ihn eine rasende Liebe und sehnende Sucht, diesen warmen, blutvollen Körper in seinen Armen zu halten, und diesen Mund zu küssen, und diese Haut zu streicheln. Und er trat nicht, wie man es ihm gelehrt, mit stlavischer Unterwürfigkeit an fie heran, um nach den Wünschen der gnä' Frau zu fragen. Nein, er packte sie fest beim Arm und fragte fie stellt ihn euch vor: diesen winzigen Jüngling" fragte sie, ob sie sich nicht schäme, warum sie sich denn verfündigen wolle..

-

Nein, sagte sie, als sie dann in dem fleinen Caféhaus faßen, nein, sie habe sich nicht versündigen wollen. Sie habe aber genug von dem Leben des Trugs und des Scheins.

Ob denn der Herr. Bermooren nicht für seine Gattin forge, bemerkte Edwin.

,, ha," lachte sie grell, bitter ,,, mein Lieber, was dentst Du denn? Dieser Lump, dieser Verbrecher. Wenn ich noch wenigstens seine Frau wäre. Hat sich was. Aber seine Beischläferin außer Dienst zu sein. Hinausgejagt auf die Straße, weil ein Püppchen ihm mehr zugesagt hat. Ohne Geld. Mit nikotinvergifteler Lunge, mit fofain­zerrütteten Nerven... ah, ba. Tröfte mich nicht, Du guter, blonder Junge..

Eine Welt der Schlechtigkeit tat sich vor seinen Augen auf. Er wird nun nicht mehr in grenzenloser Bewunderung seine Blicke auf die schimmernden Juwelen an den weißhäutigen Hälsen der reichen Damen lenken. Nein, der Stachel siz fest. Er wird nun wissen, daß hinter diversen gesalbten Frauenleibern Schande und Schmach nisten. Wird nun wissen, daß durchaus nicht alle Gentlemen ,, gentle" sind, daß hinter Smoking mit Seidenrevers sich eine un­glaublich niedrige Kreatur verbergen kann.

Ja, er war jung noch und gut. Und er gab der Frau sein Geld. Und sie... Sie ließ sich dafür von ihm küssen. Und dann gingen sie hinaus in die Nacht.

*

Am nächsten Morgen tat der Hotelpage wieder seinen Dienst mit der ihn eigenen Afturatesse, Aber Aber. Mun was denn? Er hatte hinter die Kulissen gesehen. Er war ein Prolet geworden, der die Gesellschaft haßte, fene Gesellschaft, die mit ihrer Brägenvertaltung auf ihrem Geldjad tronend mit großartiger Gefte auf das Gewerbe eines Hotelpagen herabfieht. Dann aber, wenn fie eine Seele sucht und nicht berechnende Hirne ihre letzte Zuflucht, ihre letzte, innig ersehnte, jämmerliche Ruhestatt bei dem Hotelpagen und seinesgleichen findet.

Aber das ist ja die falsche Praxis unserer Gesellschaft, die auf einer grandios angelegten, scheinrichtigen Theorie basiert, daß nur folche Werte gelten, die man befizen kann. Nicht aber jene, die man tastend mit dem Herzen und mit der Seele empfindet.

druck, nachdem er erst einmal im Besiz des Papiers war, eingeführt hat und daß dann ein Erfinder mag es nun Coster oder Guten­ berg gewesen sein felbständig und ohne jeden fremden Einfluß die beweglichen Buchstaben erfand, wie dies mehr als 400 Jahre früher der Schmied Pi- Ticheng getan hatte.

-

-

faßt seine Ergebniſſe in einem abschließenden Vortrag vor der Barifer Tierfreunde hinter Gefängnismauern.

Der franzöfifche Gelehrte Telliot, der sich mit der Borgeschichte der Buchdruckerkunst in China in eingehenden Studien beschäftigt hat, Akademie der Inschriften zusammen. Nachdem er in einem ersten Vortrag die Erfindung des Buchdruds von Holzplatten und feine allmähliche Berbreitung bis nach Europa geschildert hatte, wendet er sich jetzt hauptsächlich dem Drud mit beweglichen Lettern zu, der ja die europäische Großtat Gutenbergs perausnahm. Die Abzüge von Holzplatten, der sogenannte Blodbrud, waren zunächst nur ein Ersatz für die handschriftliche Bervielfältigung, der billiger fam. Der Blodbrud fonnte Jahrhunderte hindurch nicht die Gunst der chinesischen Gelehrten erringen, wofür das überaus seltene Vorkommen folcher Drude ein Beweis ist. Erst langfam entwickelte sich dieses Druckverfahren. Man druckte fleine religiöse Abhandlungen, Kalender und dann gegen Ende des 9. Jahrhunderts die gebräuchlichen Wörter­bücher und einzelne Sammlungen von Literaturwerfen. Erft 932 wurde der Beschluß gefaßt, den Bloddruck in der Hauptstadt ein­zuführen und die chinesischen Klassiter auf diese Weise zu verviel fältigen. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts hatte man außer den Klassikern viele historische und philosophische Schriften und Enzyklopädien gedruckt.

Die Konsumvereine haben teine Gewinnabsichten. Sie haben nur die Rolle der Gemeinwirtschaft. Auf einem dritten Plakat ist dieses zu lesen: Die Cooperativa ge stattet Ersparnisse ohne Opfer, weil der Teilhaber am Ende einer Wirtschaftsperiode einen Betrag bekommt, der ihm zurückerstattet wird von den Erträgniffen, zu denen er selbst beigetragen hat." Der vierte Anschlag endlich sagt wörtlich dieses: Der Zusammen­schluß erweckt vorausschauende Ideen, und in der Folge bringt er Ordnung und Methode in sein Leben." Das ist ein vor­treffliches Wort, geboren aus echtem Gemeinschaftsgeist. Um jobücher und einzelne Sammlungen von Literaturwerfen. Erst 932 meniger ist zu verstehen, daß die öffentliche Berwaltung in Argen­ tinien und auch in Buenos Aires noch so viele Aufgaben der Ge­meinschaft dem privaten Kapitalismus überläßt, der Staat z. B. die Bahnen und die Schiffahrtsgesellschaften. Die Bahnen sind fast ausschließlich in englischen Händen. Die Hauptstadt aber befindet fich verwaltungstechnisch heute dort, wo vor vierzig Jahren etwa Berlin und Wien gestanden haben. Die Versorgung der Stadt mit Gas und Elektrizität ist in privaten Händen, und jetzt eben wird auf einem dem La Plata abgerungenem Terrain ein neues großes Elektrizitätswert mit vorzüglich deutsch - belgischem Kapital gebaut, madurch die Stadt mieder auf ein halbes Jahrhundert hinaus ge­bunden ist. Die Straßenbahnen und die vielen Autobuslinien in privaten Händen, die Markthallen von Privattapitalisten gebaut, die Stadtbahn ebenfo, ja, sogar einige Brücken. Nur die großen Wasserwerke sind vom Staat errichtet und betrieben. Sie reinigen das Flußwasser und führen dieses Wasser in Leitungen den Häusern 34. Das Wasser ist recht warm und wird in öffentlichen Lokalen meist mit Eis gefühlt. Es ist hygienisch einwandfrei. Auf dem Ge­biete der Zusammenfassung aller Kräfte, die in den Schulen so schön und eindringlich gelehrt wird, hat Argentinien also noch viel zu tun. Der ganze öffentliche Geist muß da noch gewandelt werden. Man beginnt aber mit der Erziehung beim Kind, und das ist gut.

( Schluß folgt.)

Bitamin- und Arbeitsleistung. Bersuche mit Ernährung, die reich war an B- Bitamin, zeigten übereinstimmend, daß die Arbeits­fähigkeit des Menschen dadurch sehr gehoben wird. Für B- vitamin­haltige Ernährung fommen in erster Linie unsere Hülsenfrüchte in Betracht; auch Auszüge aus Hefe, Leber und Gehirngellen find reich B- Bitamin, während anderes Fleisch nur wenig enthält,

Aber China ist nicht nur im Bloddrud, sondern auch im Druc mit beweglichen Lettern Europa vorausgegangen, wenn­gleich es dem Druck mit Holzplatten fast bis in die Gegenwart be­vorzugt hat. Der chinesische Gutenberg war ein Mann aus dem Bolle, der Schmied Pi- Tscheng, der vom Jahre 1014 bis 1049 lebte und ums Jahr 1041 auf den Gedanken tam, bewegliche Lettern aus Ton anzufertigen, den er brannte und mit Hilfe einer eifernen Form herstellte. Diesen Tonbuchstaben folgten bald Buch­ftaben aus Zinn und dann zu Anfang des 14. Jahrhunderts solche aus Holz. Im Jahre 1403 bediente man sich in Korea bronzener Buchstaben, um Werke zu drucken, die, sowohl was das Papier wie Ben den Druck anbetrifft, Meisterwerke der Druckkunft des fernen Dftens find. Bon China aus verbreitete sich der Buchdruck nach Mittel­aften; wir besigen noch heute Texte, die von Holzplatten in Sanskrit gedruckt wurden und die spätestens im 13. oder 14. Jahrhundert, vielleicht noch früher entstanden sind. Jedenfalls waren in China der Holztafeldrud und die beweglichen Lettern sehr viel früher als in Europa bekannt.

Man hat sich nun oft gefragt, ob Europa nicht schon lange vor der Erfindung Gutenbergs diese Kunst aus dem fernen Often über­nommen hat, und besonders ift von dem Reisenden Marco Polo be hauptet worden, daß er bereits Spielfarten und Banknoten, die auf diefe Weise vervielfältigt wurden, zu uns gebracht habe. Nach Belliot find nur die folgenden Tatsachen als feststehend zu bezeichnen: Man hat das chinesische Bapiergeld zu Läbris in Berfien 1292 nach geahmt. In diesem Jahr beschreibt der persische Hiftoriter Raschid ed- Din eingehend den chinesischen Holztafeldruck. Nichts läßt sich dafür anführen, daß dieses Berfahren auch vom Abendland über nommen worden sei. Es ist hrscheinlich, daß Europa den Bode

Der Berbrecher sucht sich sein eintöniges und düsteres Leben, das er hinter den Gefängnismauern verbringen muß, irgendwie aufzuhellen und seelisch zu bereichern. So finden wir denn die merk­würdige Tatsache, daß er nicht selten zu den Tieren, mit denen er in Berührung fommt, eine leidenschaftliche Zuneigung faßt. Tierfreunde find hinter schwedischen Gardinen" feme Seltenheit. In einer englischen Wochenschrift wird uns von merkwürdigen Freundschaften der Sträflinge mit Tieren allerlei erzählt. In einem Gefängnis haben die Insassen Freundschaft mit den Tauben ge= schlossen, die in der Nachbarschaft leben. Jeden Morgen, wenn die Gefangenen auf dem Hofe herumgeführt werden, spielt sich ein rührendes Schauspiel ab. Jeder Sträfling hat seine Lieblingstaube, Männer dann wieder in ihre Zellen zurückgeführt werden. folgen die auf seine Schulter flattert und ihm aus der Hand frißt; wenn die ihnen die Vögel, die genau wissen, wo ihre Freunde untergebracht sind, und schlagen mit den Flügeln gegen die eisernen Gitter. Im Gefängnis von Dartmoor treten die Dohlen an Stelle der Tauben; viele der Infaffen haben eine enge Beziehung zu einer bestimmten Dohle, mit der sie sich unterhalten und die lange Zeit an ihrem Fenster sitzt. Die Sträflinge von Wakefield haben hauptsächlich mit Mäufen Freundschaft geschlossen. Die Gefangenen stellen Wollstoffe her, und die Abfälle bilden ein weiches Lager får die Mäuse. Manche dieser fleinen Nager find so gut erzogen, daß sie, wenn ein Ge­fangener vor der Arbeit in seine Belle zurückkehrt, zur Begrüßung an ihm emporklettern und sich auf feine Schultern sehen. Die Ratten im Wandsworth - Gefängnis follen von den Gefangenen fogar fo trefflich dressiert sein, daß sie sich auf ihre Hinterbeine stellen und um Leckerbissen betteln. Die Gefangenen nehmen diese Tiere oft mit ins Bett und lassen sie bei sich schlafen. Zu Parkhurst bevor­zugen die Sträflinge in der Sommerzeit Schmetterlinge und Bienen; zahlreiche Bienenstöcke sind an den Fenstern der Zellen gebaut. In diesem Gefängnis werden auch Eidechsen als Schoßtiere gehalten, die sich als erstaunlich gelehrig und anhänglich erwiesen haben. Das Gefängnis von Dorchester ist ein wahres Vogelhaus, denn hier haben fast alle Gefangene ihre Bögel, die fie in der Zelle halten dürfen. Nur wenige von ihnen haben allerdings Kanarienvögel und andere sonst beliebte Hausgenossen, sondern die meisten von ihnen begnügen fich mit einfachen Spazen. Ein alter Infaffe des Portland - Zuchthauses hatte einen ganz jungen und eingeschmuggelt und hielt ihn in feiner Belle. Der Mitbewohner wurde entdeckt und fortgenommen; er war damals acht Wochen alt, und ein Märter nahm sich seiner an. Jeden Tag lief der Hund an das Gefängnistor, und als der Ver­brecher schließlich entlassen murde, wartete schon das Tier auf ihn und begleitete ihm in die Freiheit. Biele Sträflinge erfreuen sich auch fchon an ein wenig Gras, das fie fich in einem Winkel ihrer Belle gezogen haben,