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Eine neue Arbeiterhochschule.

Sozialistische Kulturarbeit in der nördlichen Grenzmart.

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Eine Volkshochschule für Arbeiter wird demnächst in Harrisle efeld bei Flensburg eröffnet. Das Unternehmen steht unter der Verwaltung der Gesellschaft der Freunde und Förderer für Arbeitervolkshochschulen", in der die Vertreter der organisierten Arbeiterschaft den maßgebenden Einfluß haben. Für den Ausbau, die Inneneinrichtung und die Betriebsführung sind ausreichende Mittel garantiert.

Der geräumige, einstöckige Neubau liegt unmittelbar an der dänischen Grenze, in reizvoller landschaftlicher Umgebung, nahe bei Flensburg und der Flensburger Förde . Er ist eingerichtet für eine Lebensgemeinschaft von 30 Kursusteilnehmern, die sich für fünf Monate zu ernster geistiger Durch bildung verpflichten wollen. Das Heim ist wohnlich und ge­schmackvoll eingerichtet und entspricht allen Anforderungen gesunder Unterkunft und technisch vereinfachter Haushaltung. Sport- und Spielpläge, eine Turnhalle, Se e bäder im Sommer und der leicht erreichbare Wald geben Gelegenheit zu förperlicher Auf­frischung. Die Verpflegung ist einfach, aber kräftig und ab= wechslungsreich.

Der Lehrplan umfaßt die Gebiete: Staat, Wirtschaft und Recht in ihren Beziehungen zu den Lebensfragen und Be­strebungen der organisierten Arbeiterschaft. Durch streng metho­

Dem Rauschgift verfallen.

Tragödie der Ehefrau eines Arztes.

Seit mehr als einem Jahre suchte das Sonderdezernat der Kriminalpolizei zur Bekämpfung der Rauschgiftfeuche einen Rezeptfälscher, dessen Spuren sich vom alten bis zum neuen Westen verfolgen ließen, der aber nie zu fassen war. Alle Rezepte waren auf beträchtliche Mengen Morphium ausgestellt und tauchten immer an anderen Stellen auf. Es gelang, eine ganze Reihe dieser Fälschungen zu sammeln und durch gründliche Handschriftenverglei= Fälschungen zu sammeln und durch gründliche Handschriftenverglei­chung ergab sich, daß die Ausstellerin eine Frau sein mußte, obmohl Namen der verschiedensten Aerzte darunterstanden.

Manche Apotheker erinnerten sich auch, daß eine Dame die Re­zepte abgegeben hatte. Auf eine allgemeine Warnung hin schöpfte endlich ein Apotheker in der Nähe des Nollendorfplatzes, als ihm wieder ein Morphiumrezept vorgelegt wurde, Berdacht, und über­gab die Frau der Polizei. Auf dem Präsidium erkannte man in der Angehaltenen die Ehefrau eines Arztes, der im Westen der Stadt Wohnung und Praris hat. Ihre und ihres Mannes Ver­nehmung entrollten ein wahrhaft erschütterndes Bild der verheerenden Wirkung, die das Rauschgift auf die Frau aus­

geübt hat.

Obwohl sie erst 38 Jahre zählt, gleicht sie törperlich und geistig einem Wrad

langen nach Morphium allmählich auch den moralischen Haft. Jeder Weg war ihr recht, wenn er ihr nur das Gift verschaffte. Der Che­mann, der den Verfall seiner Frau, der Mutter seiner drei Kinder, vor Augen hatte, fuchte mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln der verhängnisvollen Leidenschaft Einhalt zu tun und unterzog die Kranke selbst mehrmals einer Entziehungstur oder brachte sie in Anstalten unter. Jedesmal aber, nach längerer oder fürzerer Zeit, verfiel sie dem Laster wieder. Es blieb dem Manne nichts weiter übrig, als ihr fein Geld mehr in die Hand zu geben. Sie war aber dem Rauschgift schon so verfallen, daß sie auch

vor einer Urkundenfälschung und Unterschlagung nicht zurüd­schreckte.

So nahm sie z. B. den Kindern das Schulgeld fort, um es zum Ankauf von Morphium zu verwenden. Als Ehefrau eines Arztes wußte sie natürlich mit dem ordnungsmäßigen Ausstellen von Re­zepten Bescheid. Zuerst nahm sie Rezepte des eigenen Mannes, als das aber aufzufallen drohte, ließ sie sich Formulare drucken und fälschte auf ihnen die Namen von Aerzten aus ihrem Bekannten­freife. Aus Privatforrespondenzen ahmte sie die Handschriften so täuschend nach, daß die Rezepte überall für echt gehalten wurden. Schmuckstücke und andere Wertsachen versetzte sie, um Barmittel flüffig zu machen.

Nach den Entziehungsturen hatte sie mohl jedesmal den beften Willen, ihrer furchtbaren Leidenschaft zu entfagen, es drängten sich dann aber Händler, von denen sie vorher gekauft hatte, heimlich wieder an sie heran und verleiteten sie zu neuem Genuß. Die Frau, die in vollem Umfange geftändig ist, wurde wiederum einer Anstalt

und rafft sich nur auf, wenn sie eine größere Dosis des tödlichen Giftes genossen hat. Den Anstoß zu dem Gebrauch des Morphiums gab eine schwere Erkrankung, die sie vor einigen Jahren befiel. Damals erhielt sie das Betäubungsmittel zur Bekämpfung der Schmerzen und konnte nach ihrer Genesung wie so viele andere vor ihr nicht mehr davon lassen. Von Hause aus eine hochgebildete Frau, verlor sie in dem Ver- überwiesen.

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dische Arbeit sollen die Teilnehmer zu selbständigem, fritischem Denken und eigener Urteilsbildung gelangen. Planmäßige Beob achtung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Ein­richtungen sind der Ausgangspunkt. Einführung in die allgemein zugänglichen Hilfsmittel der Wissenschaft, besonders der Nach­ichlagewerke und Lehrbücher, Uebungen in den sprach­lichen und graphisch- statistischen Ausdrucksformen, Anleitung zur Benugung von geschichtlichen und theoretischen Quellenwerken sollen die Teilnehmer mit der Technik der geistigen Arbeit vertraut machen. Das Ziel ist, jedem Kursus­teilnehmer entsprechend seinen Fähigkeiten die geistigen Mittel an die Hand zu geben, die ihn besonders auch befähigen, als Funktionär in der Arbeiterbewegung und in öffentlichen Ehrenämtern jelb- Andeutungen, wenn sie flar ausgesprochen würden, von den Firmen ständige Aufgaben zu lösen. Vorkenntnisse und besondere Vor­als eine schwere Verleumdung bezeichnet werden würden. bildung werden nicht verlangt. Ausschlaggebend für die Auf­Wir sind der Meinung, daß aller Anlaß besteht, die Ergeb­nahme ist der ernste Wille zu regelmäßiger und gründlicher Mit- nisse der behördlichen und der gerichtlichen Untersuchung ab 3 u- arbeit und die Bereitwilligkeit zu einem kultivierten Gemeinschafts- warten. Eine wachsame Oeffentlichkeit ist natürlich erforderlich, um jede Bertuschung und Verdunkelung der Zusammenhänge aus­zuschließen.

leben.

Die Leitung ist dem Pädagogen Genossen Erwin Marquardt übertragen worden, der bisher als Studienrat an der Aufbauschule und den Arbeiterabiturientenfursen in Neukölln und als Lehrer an der Arbeiterbildungsschule in Berlin tätig war. Die Teilnehmer zahlen für einen Kursus von fünf Monaten 300 Mart. In diesem Preis sind Unterricht, Verpflegung und Unterkunft eingeschlossen. Sie erhalten auch die übliche Fahr preis­ermäßigung. In besonderen Fällen können die Kosten er­mäßigt und ausnahmsweise auch ganz erlassen werden. Für Kleidung, Wäsche und Taschengeld müssen die Teilnehmer selbst aufkommen. Die Wäsche wird im Hause gewaschen. Für Bücher und Lehrmittel wird, soweit wie möglich, gesorgt, jedoch ist es er: münscht, wenn die Teilnehmer sich hierfür einige Mittel oder eine Beihilfe ihrer Organisation bereit halten.

Der erste Kursus beginnt am 1. Juni 1928. fich 1.Wegen des zu erwartenden Andranges müssen die Bewerber möglichst bald an die Vorsitzende des Kuratoriums, die sozialdemo­fratische Landtagsabgeordnete Toni Jensen, Berlin Tempel hof, Sachsenring 49, wenden. Den Anmeldungen ist ein Lebens­Tauf und ein kurzer Aufsatz beizufügen, aus dem hervorgeht, womit sich der Bewerber bisher geistig beschäftigt hat, und was er von der Teilnahme an dem Kursus für sich erwartet.

Zum Reichsbahnskandal.

Erklärungen beteiligter Firmen.

Die bei den aufsehenerregenden Enthüllungen über Altmaterial­geschäfte des Reichsbahnzentralamts genannten Metallhandlungs­firmen Schoyer und Dreyfuß senden uns zur Sache eine Erklärung. Sie wehren sich gegen die in der Deffentlichkeit aufgekommene Bermutung, daß der von ihnen mit der Reichsbahn geschlossene Um­arbeitungsvertrag durch ein unlauteres Entgegenkommen des Reichs­bahndirektors Neumann zustande gekommen sei, und daß dieser Bertrag für die Reichsbahn eine Benachteiligung bedeutet hätte. Die beiden Firmen stellen fest, daß gerade Reichsbahndirektor Neuma. noch im letzten Moment den Abschluß des Vertrags zu verhin dern gesucht habe, daß der Vertrag in starter Konkurrenz mit anderen Firmen zustande gekommen, und daß ihm sehr lange Ber­handlungen mit der übergeordneten Hauptverwaltung der Reichsbahn vorangegangen seien. Der Vertrag sei für die Reichs bahn unzweifelhaft außerordentlich günstig. Die Firmen erklären, daß kein Beamter, sei es direkt oder indirekt, irgendwelche Vor­teile dabei empfangen oder genossen habe, und daß die erwähnten

Funkwinkel.

Am Abend zum ersten Male die Uebertragung eines Zuerst überträgt ausländischen Senders auf Berlin. Berlin auf den Warschauer Sender ein Konzert mit Orchester, Chor und Solisten und dann Warschau auf Berlin ein Solisten fonzert. Das Berliner Programm bringt deutsche klassische Kom­ponisten, zu denen man merkwürdigerweise ebenfalls Kreuzer rechnet, vielleicht, um auch den Funkchor vorzuführen. Warschau

Neue Ausflugsziele für Sonntagsfarten.

Die Reichsbahndirektion Berlin hat durch Aufnahme weiterer Ausflugsziele und durch Zusammenlegung geeigneter Ausflugsorte in eine Karte den Sonntagsrückfahrkartenverkehr ab Berlin weiter ausgebaut. Neu aufgelegt werden ab 5. April Sonn­tagsrückfahrkarten nach Kyrig, Tangermünde und Schwie­ lowsee. Durch die Einführung der Karten nach Langermünde über Stendal fann auch Stendal gleichzeitig besucht werden, da die Unterbrechung der Fahrt auf Sonntagsrückfahrkarten auf der Hin- und Rückfahrt je einmal gestattet ist. In die bisherige Sonn­tagsrückfahrkarte nach Brand( Bezirk Frankfurt a. d. D.) ist die Station Scharmügelfee, in die Karte nach Joachimsthat die Station Chorin einbezogen worden. Die Sonntagsrückfahrkarte nach Baruth oder Schönefeld fann in Zukunft auch nach und von Halbe oder Stortow( Mark) benutzt werden. Die Sonn­tagsrückfahrifarte nach Leuenberg ist in Zukunft nicht nur zwischen Berlin Stadtbahn und Strausberg, sondern auch zwischen Berlin Stettiner Bahnhof und Eberswalde zu benutzen. Die neuen Karten werden am Donnerstag, dem 5. April, ausgegeben. leber Ostern gelten die Sonntagsrüdfahr farten in der Weise. daß für die Hinfahrt die Zeit ab Grün= donnnerstag 12 Uhr und für den Antritt der Rückfahrt die Zeit bis Dienstaa nad Ditern 9 1hr zur Berfügung steht. Jebody darf die Rückfahri am Sonnabend vor Ostern auch nur bis 9 Uhr angetreten werden.

Bei aller Aner énnung der Bemühung der Reichsbahn, den Feste und Sonntagsverkehr durch billige Rüdfahrkarten zu heben, find unter den heutigen Umständen trotzdem für viele Familien die Ge­samtkosten noch viel zu hoch. Wenn man daran denkt, daß die Ferienheim Genossenschaft Naturfreunde in ihren Heimen den Mitgliedern für 1,80 bis 2 M. Nachtquartier und Mittagsmahl bietet, dann kann man ermessen, wieviel noch getan werden muß, und zwar von den privaten Hotel- und Gast­hausbefizern, um die Bemühungen der Verkehrsvereine, der städti­schen Fremdenämter und der Reichsbahnen zu einem Erfolg zu ver helfen. Aber selbst für die, die einen schmalen Geldbeutel haben, sind auch unter den heutigen Verhältnissen schöne und verhältnis­mäßig billige Osterfahrten in der Nähe möglich. Abgesehen von den bekannten und beliebten Ausflugsstätten sei hier besonders auf die Sten Itmart mit den herrlichen Städten Tangermünde, dal, Salzwedel, Gardelegen und den idyllischen See­ hausen, Arendsee, Klötze, Lezlingen und Arnsburg verwiesen. Kinderbücherei in Charlottenburg.

teine et poftige stompofitionen. 2uf beiden Seiten feine pomphaften dekorativen Veranstaltungen, keine überragende Leistung, aber sehr gutes Niveau, die Konzerte im Stil aus­gezeichneter populär gehaltener Darbietungen. Aus den Versuchen Prof. Leithäusers weiß der Hörer, daß Warschau ohne Ton­verzerrung auf Berlin übertragen werden kann, und so ist auch dieses Konzert im großen und ganzen von störenden Neben geräuschen frei. Hin und wieder allerdings fragende Töne, und Die Stärke scheint vermindert. Dabei ist auch eine gewisse Flach­heit des Tones faum zu vermeiden. Es fehlt selbst nicht an Stockungen im Betrieb. Man hört einige in Deutschland un­bekannte Kompositionen Moniusto und dann Chopin in sehr guter tünstlerischer Ausführung. Es ist der erste Abend im Jahr, den der Berliner Sender veranstaltet. Hoffentlich bedeutet er den Auftakt zu einer Serie, denn auch der Deteftorempfänger möchte öfter andere Stationen hören als nur Berlin. Der Zauber der Ferne läßt manche technischen Mängel vergessen.­In dem Zyklus Weltanschauungen der Gegenwart" kommt nach Vertretern religiösen, philosophischen, medizinischen und nationalen Denkens Prof. Dr. Ludwig Quidde als Repräsentant des Pazifismus zu Wort. Der Berliner Runfunt steht dies­mal tatsächlich über der Parteien Haß und Gunst. Quidde begnügt sich nicht mit einem trockenen gelehrten Referat mit philosophischer Objektivität, sondern er tritt sehr temperamentvoll für den Welt­frieden ein. Er fämpft auch hier vor dem Mikrophon für die Idee, die er sein ganzes Leben lang mutig und rücksichtslos ver­treten hat. Und hoffentlich haben diese von Menschenliebe geleiheftelle ist mit 2000 Bänden ausgestattet, in der Lesehalle stehen tragenen Ideen bei den Hörern die Ueberzeugung hinterlassen, daß Die Aufbauen wertvoller ist als finnloses Zerstören durch Krieg. Ausführungen Dr. Planers über die Bewertung des Krant­heitsgefühls durch den Arzt gipfeln darin, daß die Symptome durch den Kranken je nach seiner Veranlagung über- oder unter schäzt werden. Es ist die Aufgabe des Arztes, strengste Kritik und Stepsis diesen Empfindungen gegenüber zu wahren. F. S.

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Im Verwaltungsbezirk Charlottenburg hat das Bezirksamt eine Kinderbücherei geschaffen, die für schulpflichtige Kinder eine Bücherausleihe und eine Lesehalle bereithält. Die Aus­1200 Bände zur Verfügung. Neu ist der Versuch, in der Lesehalle den Kindern auch eine Handbücherei zu bieten, aus der fie selber zu fofortiger Benuzung auswählen fönnen, was ihnen gefällt. Charlottenburg ist der erste Berwaltungsbezirt in Groß­Berlin, der diese Einrichtung aus den Lesesälen der Erwachsenen nun auf eine Kinderlesehalle überträgt. Zutritt zur Kinderbücherei samt Lesehalle haben Kinder zwischen acht und vierzehn

Bitte ausschneiden und aufbewahren!

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