Ein neuer Fall Angerflein. Theaterdirektor oder Hochstapler?
Ein Ingenieur tötet seine Familie und erhängt sich selbst.
Auf der dänischen Insel Seeland in Bjergsted bei Jyderup ereignete fich in der vergangenen Nacht ein furchtbares Familiendrama. Gegen morgen bemerffen Nachbarn, daß in dem Hause des ruffischen Ingenieurs Bottovitch Feuer ausgebrochen war. Beim Eindringen in das Haus entdeckte man, daß Stroh in die Zimmer geschleppt, mit Petroleum begoffen und angezündet worden war. Der Brand wurde gelöscht. Man fand die Frau des Ingenieurs, feinen neunzehnjährigen Sohn, seine fechzehnjährige Tochter und seine Schwiegermutter tot in ihren Betten. Sie waren durch Beilhiebe getötet worden. Auf dem Boden fand man die Leiche des 3ngenieurs, der sich erhängt hatte. Bolkovitch war vor acht genieurs, der sich erhängt hatte. Bolkovitch war vor acht Jahren aus Rußland vertrieben worden. Der Grund der Taf dürfte in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu suchen sein.
Ein folgenschwerer Jungenstreich.
Der gefährliche Türdrücker.
Bom Doktor zum Bäckerlehrling.
bekommt, der Regiffeur der Jungen Generation" vom Ein Angeklagter, wie man ihn nicht oft in Moabit zu sehen Schöffengericht Charlottenburg wegen 22 Betrugsfällen und 3 Ur Neuen Theater am 300, Joe Lhermann. Er hat sich vor dem kundenfälschungen zu verantworten. Im großen und ganzen handelt starken Aufwand von Zeugen eigentlich nicht verdienten. Die Veres sich um mehr oder weniger harmlose Sachen, die einen so teidiger Dr. Joseph, Dr. Herbert Fuchs und Dr. Maier hatten unter unter anderen die Schriftsteller Döblin , Brecht, jedoch eine Reihe von Zeugen und Sachverständigen geladen, darBronnen, Hagemeier, um die große künstlerische Befähigung des Angeklagten zu beweisen. Tatsächlich psychologisch ein äußerst interessanter Fall, der in die Dentart und Richtungslosigkeit gewisser Kreise junger Intellektueller hineinleuchtet.
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Auf der Anklagebank siht ein schmächtiger Dreizigjähriger mit scharfen, durchgeistigten Gesichtszügen, großer, schwarzer Hornbrille auf der Nase, schneller und gewandter Rede der Typus eines Bohemien. Sein Leben ist bizarr genug und erklärt sowohl die Charakterfehler des Angeklagten als auch die ihm zur Last gelegten Taten. Er wurde in Kärnten als Sohn eines jüdischen Bauern geboren, er hat in Wien das Gymnasium besucht und dann an der Universität Germanistit studiert. Im Jahre 1915, also fiebenzehn
Sein darauf folgender Versuch, im Theater in der Lüzowstraße Laufe von sechs Monaten etwa 12 junge Autoren zur Aufführung. feine Regisseurtätigkeit fortzusehen, schlägt fehl. Zeitweilig arbeitet bei der Berliner Börsen- Zeitung" und auch bei der Welt am er dann für die Westfälischen Neuesten Nachrichten" in Bielefeld , der Völkerbundsizung in Genf . Gine Zeitlang ist er Mitdirektor des Abend" und am Mannheimer Tageblatt" als Berichterstatter von Stuttgarter Schauspielhauses, führt einige Theaterstücke in der ration" im Neuen Theater am 300. Die Geldschwierigkeiten, mit Goethebühne auf und wird schließlich Leiter der Jungen Genedenen er am Neuen Theater am 300 bei der Aufbringung der Bacht, bei der Zahlung der Schauspieler zu kämpfen hatte, haben zu den ihm zur Laft gelegten Handlungen geführt.
Bei diesen Straftaten spielt der Kaufmann Walter John- Marlik eine besondere Rolle. Er ist Generalvertreter der Weinhandelsgesellschaft D. Gebhardt, Mainz , und hat als Theatermäzen die eigenartige Gewohnheit, schwankende Unternehmungen Friedland i. Medlenburg, 5. April. durch Weinlieferungen zu unterstützen. Lhermann Als der Maurer Dornbach aus einer Kammer Baugeräte behauptet, daß Marlik ihm einen Waggon Wein geliefert habe mit holen wollte, brach er beim Anfassen des Türdrückers plötzlich tot der Abmachung, daß die eingegangenen Gelder von ihm als Darzusammen. Der Stellmacher Zimmermann und der Stattlehen in sein Theaterunternehmen gesteckt werden könnten. Nichts halter Johanns, die dem Verunglückten zu Hilfe eifen wollten, anderes als das habe er auch getan. Die Anklage behauptet da wurden beim Berühren des Drüders von einem elektrischen Kriegsbeschädigter im Jahre 1918 aus dem Heere entlassen. Eeine getäuscht habe, daß er Mitinhaber der Firma Neues Theater am er vor300 sei und er den Wein zu Schleuderpreisen weiterverkauft habe. Neben dieser Hauptanklage sind Lhermann noch eine Reihe ähnlicher
Mutter ist tot, sein Vater gefallen. hermann ging im Alter von fnapp zwanzig Jahren zuerst nach Italien , dort schrieb er für
Die Industrie fauft sich Abgeordnete. österreichische Zeitungen. Bald darauf ging er nach München , wo Betrugsfälle zur Laft gelegt.
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er in der Feuilletonredaktion der Münchener Neuesten Nachrichten" Arbeit fand: um seine Erfolgsaussichten zu erhöhen, gab er ein sechs Jahre höheres Alter an. Als die Münchener Neuesten Nach richten" in andere Hände übergingen, verrichtete Lhermann in Schöngau am dortigen Lokalblatt die technischen Arbeiten. Seinen Doktortitel verschwieg er. Er behauptet, in Wien mit einer Doktorarbeit über„ Die Weltanschauung der Romantik" promoviert zu haben. Als er in Schöngau seine Arbeit verlor, beging er eine Reihe von Zechprellereien und Pensionsschwindeleien, um sich auf diese Weise über Wasser zu halten. Im Juni 1920 verließ er in Zwickau die Strafhaft und versuchte sich nun als Schriftsteller durchzusetzen. Er arbeitete hintereinander bei den Dresdner Neuesten Nachrichten", bei den Münchner Neuesten Nachrichten", bei dem„ Berliner Lokal- Anzeiger", als Berichterstatter in Spa, in Holland , bei der schleswig - Holsteinischen Abstimmung, und zwischendurch war er Hauslehrer bei einer Berliner Familie. Er arbeitete dann bei der„ B. 3.", zwischendurch war er Hauslehrer und ein Jahr lang fogar Bäderlehrling. Er hat also eine Laufbahn gehabt, die ihn vom Doftor zum Bäderlehrling führte. Als er darauf im Auftrage der„ B. 3." auf seine eigene Rechnung von den Erstaufführungen im Reiche, die er auf seine eigene Rechnung besucht, Theaterkritiken schreiben darf, fommt er zum ersten Male mit Autoren, Schauspielern und Regisseuren in Berührung. Chermann wird in Theaterkreisen bekannt, und er erhält die Aufforderung, die Leitung der Volksbühne am Stadttheater in Jena zu übernehmen. Hier arbeitet er mit jungen Schauspielern und bringt im
Mit Schlittschuhen an den Füßen.
Aus der Havel wurde vor einigen Tagen im Jagen 145 des Grunewalds die Leiche eines noch unbekannten Mannes, der noch Schlittschuhe angeschnallt hatte, gelandet. Sie ist stark verfallen und muß lange im Waffer gelegen haben. Die Feststellung der Person war bisher nicht möglich. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Mann, der nach den Beobachtungen von Bassanten, die auf der Dampferbrücke bei Schildhorn standen, am 7. Januar d. J. beim Schlittschuhlaufen einbrach, eine Weile noch mit dem Kopf aus dem Wasser herausragte, dann aber unter der Eisdecke verschwand, bevor man ihm Hilfe bringen konnte. Die Kriminalpolizei bemühte sich damals um die Feststellung des Ertrunkenen, ihre Nachforschungen hatten jedoch keinen Erfolg. Sie ergaben nur, daß seit jener Zeit ein gewisser Gustav Perschte, der zum Schlittschuhlaufen hinausgegangen war, vermißt wird. Vielleicht ist er der jetzt gelandete Tote. Die Leiche wurde nach dem Charlottenburger Schauhause ge= bracht.
Sozialdemokratische Gendarmen gibt es zahlreich in Deutsch österreich . Soeben ist im Bundesland Oberösterreich die Per fonalvertretung der Gendarmerie neugewählt worden. Die Regie rung hatte sie wegen ihrer roten Mehrheit aufgelöst. Bei der Neuwahl hat die freie Gewerkschaft 13 von 24 Mandaten besezt
Wenn man in das Geschäft nichts hineinsteckt, fann auch nichts dabei herauskommen."
Schlag getroffen und trugen Berbrennungen an den Händen davon. Die an der Unfallstelle erschienene Gerichtskommission stellte fest, daß von einigen Knaben im Alter von 10 bis 14 Jahren die Lichtleitung mit dem Türdrücker verbunden worden war, um den Maurer zu erschrecken. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und drei Kinder.
Die Bombe gegen den Kapitänleutnant.
In Karlskrona , der Hauptstation der schwedischen Kriegsflotte, wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Bombenattentat gegen die Wohnung des Fregattentapitäns G. Wachtmeister verübt. Die Bombe wurde gegen ein Fenster geworfen, an dem der Fregattenlapitän an seinem Arbeitstisch saß, traf aber nicht das Fenster, sondern fiel auf ein Verandadach, wo sie explodierte. Gegen 30 Fensterscheiben wurden zertrümmert, Men= fchen tamen nicht zu schaden. Von dem Täter fehlt bisher jede Spur.
Schlechtes Wetter- schwacher Reiseverkehr.
Das regnerische Wetter hat sich nicht unwesentlich auf den Osterreiseverkehr ausgewirkt. Zahlreiche Berliner , die über die Feiertage der Hauptstadt den Rücken kehren wollten, um im Gebirge und an der See für einige Tage Erholung zu juchen, haben diesen Plan wohl oder übel aufgeben müssen. Da auch die Wetteraussichten für die nächsten Tage wenig viel versprechend lauten, ist faum mit einem starken Andrang am Freitag bzw. Sonnabend, ganz im Gegensah zum Vorjahr, zu rechnen.
Die planmäßigen D- und Fernzüge, die gestern Berlin verlassen haben, waren durchschnittlich nur zu 75 Broz. besett. Vier Vorzüge, von denen zwei nach Frankfurt a. M. fuhren und je einer nady Köln und Gleiwiß, wiefen sogar nur 50 bis 60 Proz. Befehung auf.
Heute war der Berkehr auf den Bahnhöfen ähnlich und ist kaum stärker als an gewöhnlichen Tagen zum Wochenende. Die bereits vor einiger Zeit angefündigten Sonderzüge nach dem Riefengebirge, nach Hamburg und Ostpreußen find trotz des schlechten Wetters ausverkauft. Die Züge nach dem RiefengeSirge und nach Ostpreußen verlassen heute abend Berlin , um hinaus in die Provinz zu eilen, wo der Wetterdharakter gleich trübe und trostlos ist.
Mörder oder Maulheld?
Die Erzählungen des Freiforpsführers v. Killinger. Kapitän a. D. Manfred v. Killinger, ein berüchtigter Freiforpsführer, rühmte fid) in seinen vor einiger Zeit veröffentlichten Erinnerungen eines brutalen Verbrechens, bei dem ihm ein Ober. maat 3immermann geholfen haben soll. Eine Frau hatte Anzeige erstattet, daß ein Bolschewist" die Truppen aufhete; daraufhin will killinger dem Obermaat den Befehl gegeben haben, eine Handgranate fertig zu machen, um damit dem Kerl eins rin in die Kiemen" zu hauen. Killinger schildert das mit dem Behagen des schneidigen Soldaten:
rach, fauft ihm die Handgranate in die Kiemenseite. Wie vom Blig getroffen, bricht er zusammen. Er erhebt sich, stolpert, fällt wieder hin. Blut läuft aus Mund und Nase. Er erhebt sich wieder, will was fagen, aber es geht nicht mehr!"
Diese Mitteilungen ergeben flar den Tatbestand gemeinschaftlich begangenen Mordes. Es erfolgte eine Strafanzeige. Ueberraschend ist nun das Ergebnis der Erhebungen der Staatsanwaltschaft München . Diese gab folgenden Bescheid:
„ Das Verfahren gegen den Kapitänleutnant a. D. und Kaufmann von Killinger und dem Seemann Karl Zimmermann wird eingestellt. Der Beschuldigte, von Killinger, gibt an, der auf Seite 13 und 14 feines Buches Ernstes und Heiteres aus dem Putschieben" geschilderte Vorfall sei von ihm erfunden. Dagegen räumt der beschuldigte 3immermann ein, daß er mit einer nicht geschärften Handgranate auf einen Mann eingeschlagen habe, der die umstehenden Leute gegen die Truppe aufhezte und daran war, sich an v. Killinger, dem Vorgefeßten des Zimmermann zu vergreifen. Der Geschlagene ha be sich daraufhin entfernt!"
Es wäre nicht das erftemal, daß Nationalsozialisten sich solcher Heldentaten" rühmen, um hinterher nach Art von Schulbuben, die Prügel fürchten, sich selber als lügenhafte Maulhelden hinzustellen. Das sind die berühmten Retter Deutschlands , die mit gewesen sein wollen, wenn wider Erwarten die Justiz sich einihren Schilderungen andere zum Mord aufreizen, es aber nicht mal rührt.
Die angebliche Flucht des Verbannten nach Lettland .
Ein deutschnationales Mittagsblatt bringt eine fenfationelle Meldung aus Riga , daß Trotki in der Nacht vom 29. auf den 30. März als Schmuggler die lettische Grenze überschritten habe und durch die lettische Grenzgendarmerie verhaftet wurde. Bei der Ber haftung habe sich Trozki mit einem lettischen Reisepaß auf den Namen Rosenkranz ausgewiesen, Die lettischen Behörden sollen Trotti freigelassen haben.
Diese Meldung ist nichts anderes als ein ausgemachter April scherz, den das in Riga erscheinende Russenblatt ,, Segodnja" fich geleistet hat. Es hat ihn schon in feiner zweiten April- Nummer eingestanden. In Deutschland ist bisher soweit wir sehen- niemand auf den Wig" hereingefallen außer dem deutschnationalantisemitischen Mittagsblatt, das sich auch sonst durch ähnliche„ Sen fationen" auszeichnet
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Die Auflösung der Gutsbezirke.
Auf der gestrigen Konferenz der Ober- und Regierungspräsiden ten führte Ministerialdirektor Dr. von Leyden über die Aufa lösung der Gutsbezirke u. a. aus, daß mit Rücksicht darauf, daß die Gemeindewahlen erst im Herbst stattfinden, die Staatsministerialbeschlüsse über die Auflösung der Gutsbezirke erst etwa zum 1. Oktober in Kraft gesetzt werden, während selbstverständlich die Prüfung und Bearbeitung der eingereichten Vorschläge schon jetzt erfolge. Was die Vereinigung von Gutsbezirken mit Stadt. gemeinden anlangt, so müsse berücksichtigt werden, daß der Zweck des Gesezes nicht darin bestehe, die Eingemeindungspolitik der Städte zu fördern, sondern den Einwohnern der Gutsbezirke die Beteili gung an der tommunalen Selbstverwaltung ihrer Bezirke zu ermöglichen. Der maßgebende Gesichtspunkt für die kommunalé Zuteilung der aufzulösenden Gutsbezirke sei lediglich der, unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Verhältnisse eine befriedigende kommunale Neuangrenzung für diese Bezirke zu finden.
Rettung aus Geenot.
Die in Swinemünde ftationierte Torpedobootsflottille murde während der letzten llebungsfahrt zweimal von deutschen Fisch futtern, die sich in schwerer Seenot befanden, um Hilfe angegangen. Beide Fahrzeuge waren im Nebel westlich Groß- Horst gestrandet und unfähig, aus eigener Kraft freizukommen. Der Flottillenchef entfandte den Flottillentender M 133 und das Torpedoboot G 10 zur Hilfeleistung. Es gelang, beide Fischkutter abzuschleppen.
Das neue Landesarbeitsamt Brandenburg.
Nachdem die Berufung der Beisiger des Verwaltungsausschusses des neuen Landesarbeitsamies Brandenburg durch die zuständigen behördlichen Stellen erfolgt war, ist am 30. März unter Leitung des Präsidenten Brühl die Konflituierung des Berwaltungsausschusses erfolgt. Er besteht aus 27 Mitgliedern, und zwar je 9 der Gruppen der Arbeiter, der Unternehmer und der öffentlichen Körperschaften. Jedes Mitglied hat einen ständigen Stellvertreter.
Die Arbeitnehmervertreter find Karl Bollmerhaus ( ADGB .), Erich Flatau ( AfA- Bund), Karl Siegle ( ADGB .), Willy Hübner( Deutscher Landarbeiterverband), Otto Ortmann ( Berkehrsbund). Josef Briewig( Bergarbeiterverband), Otto 3isfa( Metallarbeiterverband), Baul Krüger( Hirsch- Dundersche Gewerfi haften), Rudolf Lewes renz( Christliche Gewerkschaften).
Unter den neuen Unternehmervertretern befinden sich die bekannten Syndizi Oppenheimer, Dr. Hillenbrand und Dr. Mielenz( Berband der Baugeschäfte).
Die Vertreter der öffentlichen Körperschaften haben u. a. in ihren Reihen die Berliner Stadträte Czeminski und Fabiunke, sowie den Landeshauptmann der Provinz Grenz mart, Dr. Caspari. Es ist gemäß dem Gesetz ein geschäfts. führender Ausschuß gebildet worden. Er besteht aus neun Ber. fonen. Ihm gehören an: Vollmerhaus, Flatau, Siegle, Oppenheimer, Dr. Hillenbrand, Boed. mann, Dr. Caspari( Grenzmark), Stadtrat Fabiunte ( Berlin ), von Erffa( Provinz).