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Diese schönen Ostereier...
... legt der Kapitalismus alljährlich für die aus der Schule ins Leben tretende Lugend. Der indische Myko«. Schwere Bedrohung des briiischen Texiilabsahes.
Salkutta. im April.(Eigenbericht.) In der Auseinandersetzung um die britisch-indische Verfassungs­kommission ist ein« völlige Verschiebung der Kampflage eingetreten. Sowohl die Engländer wie die Inder haben die Taktik geändert, und beide Parteien haben zu neuen Mitteln gegriffen. Die Simons- Kommission hat nach der einmütigen Weigerung aller parlamenta- rischen Institutionen, Auskünfte zu erteilen, die letzt« Zeit ihres Ausenthaltes dazu benutzt, sich dadurch Material zu oerschaffen, daß sie im Lande herumreiste und mit Hilf« der Behörden Ertqueten ver- anstaltete. Die zu diesem Zweck aufgetriebenen Gewährsmänner und angeblichen Vertreter offizieller Körperschaften sind häufig sehr sonderbarer Art, da der Boykott der Kommission von den großen politischen Parteien bis jetzt strikt durchgeführt worden ist. Daneben hat Sir John Simon seine Versuche fortgesetzt, die indische Einheitssront zu brechen und die Liberalen, sowie«inen Teil der Mohammedaner dadurch zur Aufgabe ihrer passiven Resistenz zu gewinnen, daß er für die nach Fertigstellung seines Berichts be- ginnenden Verhandlungen Konzessionen an die indischen Wünsche zu- sagte. Die Anhänger des indischen Nationalkongresses machen sich darauf gefaßt, daß sie die Last des Widerstandes sehr bald allein zu tragen haben werden und sind darum auf der Suche nach neuen Waffen. Die Propaganda de» Boykotts englischer Textilwaren in Ben- galen ist als Generalprobe für einen Wirtschaftskrieg gegen England nach Art des chinesischen   gedacht. Vater des Boykottgedonkens und treibend« Kraft der Propa- gandabewegung ist der Sekretär des indischen Nationaltongresses Subhandra Boje. Er spricht Abend für Abend in Massen- Versammlungen und sucht die b c n g a l i s ck) e Bewegung zum Modell für einen a l l i n d i s ch e n Boykott zu machen. Bis jetzt haben seine Ideen starken Widerhall gefunden. Sein Erfolg wird davon abhängen, in welchem Maße es ihm gelingen wird, eine Organi- sation zur dauernden Kontrolle und Aufrechterhaltung der Be- wegung zu schaffen, denn nur ein Boykott, der sich auf einen
längeren Zeitraum erstreckt, wird für EnglaiG spürbare Wirkungen erzielen. Der Zeitpunkt der Boykottbewegung wie die materiellen Vor» oussetzungen sind günstig. Sie wird nicht nur die Unterstützung der erregten Massen, sondern auch die indischen Textilindu- striellen zur Stütze haben, die den heiß umstrittenen indischen Markt erobern möchten. Jedenfalls sind die Aussichleu auf Verdrängung englischer Textilwaren au» Zndien augenblicklich größer als 1306 beim ersten Boykott. Damals produzierte die- indische Textilindustrie ein Drittel ihr« heutigen-Erzeugung und deckte nur ein Viertel des inländischen Bedarfs. Noch der Statistik von 1926 werden in Indien   selbst bei einem Jahresstofibedarf von 1,629 Millionen Dards bereits 195t Millionen'Zards hergestellt. Englands Stellung auf dem indischen Textilmartt hat sich seit dem Kriege von Jahr zu Jahr verschlechtert. Seine Stoffein- fuhr während der ersten 9 Monate 1927 zeigt einen Rückgang von annähernd 49 Proz. im Nergleich zum gleichen Zeit» räum des letzten Borkriegsjahres. Es ist daher durchaus wahr- schemlich, daß die englische Textilindustrie durch einen auch nur einigermaßen geführten Boykott einen Stoß erhält, der auf ihr« Stellung in Indien   tödlich wirkt. Englands Taktik ist klar. Die Ausgabe der Derfosiungskom» Mission besteht darin, Material für den Nachweis zu«bringen, daß Indien   für die Selbstverwallung noch nicht reif fei. Di« Tätigkeit der K'ontmission ist in einer Form«folgt, daß Engla'.id feine Halbing Indien   gegenüber moralisch rechtfertigen kann. Die Versuche der Jndier, den Kampf vom politischen auf das wirb- schaftliche Gebiet hinüberzutragen, lassen«kennen, daß Englands indische Position keineswegs unverletzbar ist und daß der Sieg der Politik« unter Umständen erst durch Opfer erkauft werden wird, die Englands Industrie vor allein ab« Englands Arbeiterschaft teuer bezahlen müssen.
<$s gärt in Rumänien  . Die Regierung will die Volksbewegung ersticken. Die rumänischetibetalc" Oligarchenregieruug des Dlukila Dratianu hat die Massenkundgebung d« Opposition v«boleu. die zum 22. d. M. nach Alba Julia   einberufen war. jener Stadl Sieben- bürgens. in der 1316 die Avgllederung dieses früh« ungarischen allerdings stark rumänisch besiedelten Landes au Rumänien   ver­kündet wurde. Die Kundgebung von Alba Julia   sollte eine Bewe­gung fortsetzen, üb« die folgend« Bericht uns«« Bukarest  « Be­richterstatters Aufschluß gibt: Als vor zwei Monaten die Bauernpart«(.Nationolzaranisten". durch Vereinigung der National- und d« Bauernpartei entstanden) und die Sozialdemokratie sich zu g«neinsamem Kampf gegen die Diktatur derLlberalcn" zusammenfanden und demokratische Eni- wicklung durch freie Neuwahlen als Parole in die Massen warfen, waren beide Parteien darin einig, daß dieser Kampf mit aller Energie geführt werden müsse. Im ganzen Lande wurden Massen- Versammlungen abgehalten, die Zehntauscnde Bauern und Arbeiter im Kampfwillen einten und meist von gewaltigen Straßendemonstrationen begleitet waren. Di« gewaltige Bukarest  « Demonstration der 89 999 sollte der Diktatur die letzte Mahnung zur Umkehr, die letzte Warnung zurufen. Man muh diese Taktik wohl oerstehen. Die Bauernpartei hat seit jeher den Standpunkt vertreten, daß dieliberale" Regierung. durch einen Staatsstreich ans Ruder gekommen, von einer durch Wahlterror zustandegekommenen Mehrheft gestützt, nicht als gefetz- liche und verfassungsmäßige Regierung angesehen werden könne. Da- her fühlt sich ist« Bauernpartei jed« vttpslichtung zur Gesetzlichkeit enthoben und hat wiederholt mit aller Offenheit erklärt, daß sie alle Mittel und Waffen des politischen Kampfes billige, die zur Herbeiführung des verfassungsmäßigen Zustandes und zur Sicherung freier Wahlen führen können. So hat denn auch die B«son«nlungskampagne der letzten Wochen einen ultimativen Charakt«. Entwed« geht die Regierung oder die Bauernpartei lehnt jede Verantwortung für die Folgen ab. Das war das Leitmotiv aller nationalzaranistifchen Redner, die damit keineswegs die Revolution zu einem gewissen Termin ankündigen wollten, sondern nur einen politischen Stand- punkt zum 2lu sdruck brachten, der die ernstesten Konsequenzen haben kann. Ms die Sozialdemokratische Partei   den Kampfpakt mit der Bauernpartei abschloß, war sie sich der ganzen Tragweite wohl be- mutzt. Ohne sich die juristische Motivierung od« gar die politische Formulierung des nationalzaranistifchen Standpunktes zu eigen zu machen, war sie von vornherein prinzipiell bereit, den Kampf um die Demokratie mit allen dem Rechksbenmßtsei» de» Volkes entsprechenden Mitteln zu führen. So trafen sich beide Parteien in ihrem Kampfwillea und in ihrem Ziele: der Demokratie. Nun ist die letzte Warnung erteilt: in zehn riesigen Massen- Versammlungen, in denen nabonalzaranistische und sozialdemo- kratische Redner sprachen, und in jener gewaltigen Straßendemon- stration. Eine notionalzaranistische Deputation hat d« Regentschaft die Forderungen zur Kenntnis gebracht und eine Regierung Ma- n i u(Bauernpartei) zur Durchführung der Wahl verlangt. Wer die Regierung ist nicht gegangen und die Regentschaft hat n u r v e r- sprachen, die üb«reichten Forderungen gereckst z:u prüfen. Die letzte Warnung ist unbeachtet geblieben. So tritt denn der Kampf in«ine neue, die schwerst« Phase. Gäbe es in Rumänien   und vor allem im Altreich eine starke Arbesterbe- wegung, der Kampf wäre wohl schon längst entschieden oder doch in seiner nunmehr wichtigsten Form: d« bewußten Massen- aktion, wesentlich erleichtert. Vorderhand kann die neue Taktik der Opposition nur durch ihre moralische Wirkung od« durch nicht direkt revolutionäre Aktionen zum Ausdruck kommen, wie etwa in der geplanten Massenoersammiung von Alba Julia  , der Stadt, in welch« die Vereinigung Siebenbürgens   mit Rumänien   beschlossen wurde und in welch« nun autonomistische Parolen ver» kündt werden sollen. Trotzdem ist die Stellung d« liberalen Regierung erschüttert. Schon die Tatsache, daß sie zum offenen Terror nicht den Mut hat, ist ein Beweis dafür. Die außenpolitischen Miß- erfolge, besonders in der Optantenfrage, und die innere Unzu- friedenheit haben gleicherweise zu ihr« Schwächung beigetragen. Drohend kündigt sich am europäischen   Horizont der S i« g der Linksparteien an. Neues Weiden in Rumänien  , das heute mehr denn je ein Land alter Möglichkeiten ist.
Oauerkrieg in Tn'politanien. Erfolge der Senussi gegen die italienische Fremdherrschast. Das in Berlin  «scheinendeIslam-Echo" meldet aus Kairo  : Nach Informationen, die in Aegypten   ans dem Koro- wanenweg« eingetroffen sind, stellt sich die Lage in Tripolis  wesentlich anders dar, als noch den offiziösen italienischen Kommuniques. Danach entspricht die Mitteilung, daß sich einer der angesehensten Scheiks der Senussi Seyid Ridda freiwillig und be- dingungslos den Italienern unterworfen hat, nicht den Tatsachen. Zunächst steht fest, daß die von Seyid Ridda geführten Stämme weiter im Kampf stehen und den Italienern heftigen Wider st and leisten. Di« Kämpfe mst den Anhängern des Scheiks spielen sich hauptsächlich in d« Gegend von Gerdabia ab. Sie sind für die Jkalten« sehr verlustreich gewesen. Die Mitteilungen gaben auch ein« völlig andere Version über die Unterwerfung Seyid Niddas. Der Scheik hat nicht freiwillig die Waffen gestreckt, sondern ist zu Friedens Verhandlungen in das stalienische Lag« gelockt worden. Bei dieser Gelegenhest wurde« unk« Bruch de» Versprechens auf freie» Geleil gefangen genommen «rnd nach Rom   abtransportiert. Die anfänglich zu Verhandlungen bereiten Senussi   haben als Antwort auf diesen Bertrauensbruch den Kampf auf d« ganzen Linie wieder aufgenommen und eine Reihe erheblicher Erfolge«zielt. Ein drestägiger Kampf des Hauptkontingents d« Aufftändifchen Unter Führung Omar el Muchtars, des mllitärsschen Leiters der aistiitalienischen Bewegung in Tripolis   und in der Cyrenaika  , hat mit einem Sieg d« Senussi  geendet und ihnen die Möglichkest zu einem neuen Vorstoß an di« Küste gsgsbeu, dqm i-Madi«l Ril" Nchchze ist«« Kmttiogsnt
der Rebellen unter dem Kommando von zwei Unterführern Omar el s Muchtars bis B u ra ba an der Küste der Cyrenaika vorgedrungen und unbehelligt mit großer Beute an Waffen, Munition und Proviant in das Hauptquartier der Senussi   zurückgekehrt.
Das Wunder der Heliane." Korngold-premiere in der Städtischen Oper. Ein ungeliebter König: Heliane  , die Könign mst dem Fremden" in Liebe verbunden: nicht nur in der Gruppierung der Personen verrät sich die Herkunft von der Tristan-Dichtung. Nacht, Tod, Liebe, es find die Mächte der Tristan-Welt, mst denen die Liebenden verbündet sind. Vereint gehen sie ins Ienfests ein: unter ihnen liegt, überwunden, das Reich des H«rschers, das Reich lieblos-roh« Gewall. Das Wunder d« Heliane": ein Mysterium des drenmdzwanzig- jährig verstorbenen österreichischen Dichters Hans Kaltnecker liegt zugrunde, und gewiß war es dichterisch reines Wollen, das ihn erfüllte. Wer alle Reinheit der Idee geht unter in der groben theatralischen Mache, in der schwülstigen, schändlich unechten Sprache des Nachdicht«?, richtig« Nachrichters. Hans Müller  . Erich Wolfgang Korngold  , der Komponist, ist dem dichterischen Urgrund immerhin nähergeblieben: aba es ist keine reine Atmo- fphäre, dies« von Mystik und kraftloser Erotik geschwängerte Lust, die er mit ungeheurem Aufwand an orchestralen Mitteln und orchestralem Können, weit geringerein an musikalischer Potenz erzeugt. Die Gest« d« Ekstase steht diesem Musik« zu Gebote wie keinem anderen,« ist darin Meist«, sie bestimmt seinen Stil, und in diesem Stil ist er echt. Ex kommt, schwach« Nachfahre: aus der Welt
f Wagners, er ist durch Strauß und Schreker   hindurchgegangen, ober er hat. noch jung an Jahren, den ehrlichen Mut, offen zu bikennen. daß er nicht von der Well unserer Heutigen ist. Aber Karlheinz Martin  , der Regisseur, steht mitten in d« Gegenwart. Der Herrscher, kall  -drohend, im Aufzug eines russische» Generals: Soldaten, die aussehen wie sibirische Infanterie: an Stelle des Schesterhaufens, den der Textdichter vorschreibt, eine Guillotine: druin l>erum wildes Volk, als sollte nicht Heliane, son- dern Danton   geschlachtet werden s o sieht in der Aufführung d« Städtischen Oper diezeitlose" Well dieser Wunderoper aus. Und dies« radikal« Vorstoß ins Diesseitige, diese entschlossene Mod«nisierung verschwommener Opernsymbol«, verhilft, nach der ermattenden ersten, der zwecken Hälft« des Abends zu unerwartet eindringlicher Wirkung, die zuletzt freilich, nun wieder ganz jen- seitig, in einem Schlußbild von visionärer Schönheit gipfell. Dies« Abend bringt, nicht als einzigen Gewinn, die stärkste Regieleistung des Op«nwint«s. Aber kein Wort des Lobes ist nöttg. keins zu stark für das musikalische Wunder, das Bruno Walter   aus der Aufführung gemacht hat. Als Heliane hat Grete Stückgold hin- reißende Momente. Imposant, düster, nicht ohne Größe, d« Herr- scher Emil Schippers. Aber eine Vollkommenheit der Frembe: Hans F i d e s s e r. Klaus Pringsheim  . Schwarzweiß" im Künfileriheater. Eine weiße Frau bekommt ein schwarzes Kind. Aus dem Umstand, daß der legitim« Ehemann auch weih ist, ergibt sich der Stoff für die reizende, charmante, lustige KomödieSchwarzweiß" des französischen   Schauspielers Sacha Guckry. Di« unerhört flott« Regie(Ralph Arthur Roberts  ) und die famose Darstellung(vor«« Toelle, Müll«, Roberts, Mexand«) sichern dem Deutschen   Künstter- theater einen Dauererfolg. ckgr.