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7tr. i6Ä» 45. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Freitag. 6. April 492S

Zum Kampf der Bergarbeiter. Lehren eines neuen Zechenabschlusses. Die Serghemn von der Ruhr kämpfen in der deutschen Oeffent- llchkeit einen rücksichtslosen Kampf zur Verteidigung ihrer Kon- junktur- und Rationalisierungsgewinne und zur Wwülzimg der Folgen der internationalen Kohlenkrise auf die Bergarbeiterschaft. Das Ziel ist natürlich, die nur zu berechtigten Forderungen der Berg- arbeiter um die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen niederzu- hallen. Zu diesem Zweck hat die charpener Bergbau A-G ihre Dividende künstlich herabgesetzt, und sämtliche Blätter der rheinisch- westfälischen Schwerindustrie bemühen sich heute um den Nachweis der allgemeinen U n r e n ta b i li t ä t des Bergbaues, die, weil sie aus den Bilanzen sich nicht ergibt, aus zu kleinen Ab. fchreibungen nachgewiesen werden soll. So hat jetzt tatsächlich Herr Silverberg auf der Generalversammlung der Harpener Bergbau 2l.-(8. es fertig gebracht, Abschreibungen von 1,90 M. pro Tonne Förderung zu verlangen, nachdem die bisherige Faustregel von 1LS Mark schon mit Recht als zu hoch angesehen werden mußte. Ein Beispiel dafür, daß die Horpener Dividenden- redu ktion überflüssig war und nur ein künstliches Manöver ,ft. ist der letzte Abschluß der Essener Steinkohlen. Berg- werke A.-G., die als reine Zeche mit zu den größten Zechen- Unternehmungen des Ruhrbergbaues gehört. Sie hat für ihr Kapital von 52,5 Millionen Mark ihr« 8prozentig« Dividende von 1926 bei- beHallen. Sie konnte das leicht, obwohl ihre laufenden Ueberschüsse so hoch waren, daß sie, ohne neue Gelder borgen zu müssen, auf der Zeche Dorstfeld eine neue Koterei mit 80 Oefen und auf der Zeche Oespel ein« neue Kokerei mit 45 Oefen errichtet hat, nachdem sie schon im Jahre 1926 und zwar ebenfallsüber Derrieb" auf der Zeche Karl Funke eine neu« Schachtanlage errichtet hatte. Die Gewinne waren also noch um viele Millionen höh«, als sie die unverändert gebliebene Dividende von 8 Proz. erkennen läßt. Dabei hat die Gesellschaft ihre Abschreibungen von 2,81 auf 3,33 Millionen Mark erhöht, und es ist nur natürlich, daß die Ge- sellschaft so günstig abschloß, weil sie ihr« um über 13 Proz. ge- stiegene Kohlenförderung, ihre um mehr als 32 Prozent erhöhte Kokserzeugung, ihr« um mehr als 30 Prozent vermehrten Neben- erzeugnisie und ihren fast um 130 Prozent gestiegenen Gasabsatz mit fast derselben Belegschaft bewältigen tonnt«. Bei der Harpener Bergbau A.-G. liegen aber die Dinge in gar keiner Weis« anders, und die Dwidendenherabsetzung ist Spiegelfechterei. Daß es aber eine still« Vereinbarung unter den Ruhr- Herren ist, unter allen Umständen in den denkbar schärfsten Tönen über die sinkende Rentabilität, über die steigende Belastung und über die unzureichenden Kohlenpreis« zu jammern, dafür ist die Tatsache ein deutlicher Beweis, daß der Geschäftsbericht der Essener Stein- kohlen-Bergwerke A.-G. ganz im Gegensatz zu früher sowohl ein« scharfmacherische Tonart pflegt, als auch wichtige Tatsachen ver- schweigt. Obwohl auch hier der L o h n a n t e i l an den Kosten der absatzfähigen Tonne sicher nicht gestiegen ist, wird gegen die Löhne losgezogen: obwohl die steuerliche und soziale Mehrbelastung pro- zentual die Mehrförderung und den Mehrobsatz kaum erreicht, wird gegen die bisherig« stabil« Preispolitik des Wirtfchastsmi nisters der Borwurf erhoben, daß eine große Anzahl Zechen bereits unrentabel geworden fei, weitere Zechen zum Erliegen kommen müssen und wertvolles Notionalgut vernichtet wird. Einfach verschwiegen wird im Gegensatz zu früher der Förderanteil je Mann und Schicht, und man wird wissen, warum! Einen schlagenden Beweis dafür, daß es weder die Politik der stabilen Kohlen preise, noch die Höhe der Löhne, sondern nur die internationale Kohlentrise ist, die die Lage des Ruhrberg. baues erschwert, gibt die Essener Steinkohlen-Bergwerke A.-G. selbst. Im Zusammenhang mit der Tatsache, daß die Syndikats- um lag« von 54 auf 138 Pf. im vergangenen Jahr gestiegen ist, beziffert die Gesellschaft die sich daraus ergebende monatliche Mehrbelastung auf rund280 000 Mark. Damit betrögt die neu hinzugekommene Umlagelast gegenwärtig jährlich 3,36 Millionen oder fast 75 Prozent des von dieser Gesellschaft verteilten Reingewinnes. Diese Um- läge wird nach den eigenen Worten erhoben, um in der Hauptsache gsgenüber England mit Unterpreisen die Konkurrenz im bestrittenen Gebiet und auf dem Weltmarkt bestehen zu können. Bon der eng- lischen Konkurrenz, vom Weltmarkt, also von draußen her. d. h. aber aus der internationalen Kohlenkrisis ergeben sich also die Schwierigkeiten, über die der deutsche Bergbau heute klagt. Alle Rentabilitätsberechnungen, alle Rentabilitätsgutachten über den Ruhrbergbau, die diese Tatsach« nicht berücksichtigen, ergeben infolgedessen ein falsches Bild, und es macht sehr den Eindruck, als ob die auch von der neuen Schmalenbach-Kommifsion scheinbar gutgeheißen« Erhöhung der Zlbschreibung nur die Abwälzung der er- höhten Syndikatsumlage auf die Rentabilitätsrechnung zum Ziele hat. Es dürfte heute feststehen, daß ein« Kohlenpreis- «rhöhung, die der ausländischen Konkurrenz in Deutschland nicht restlos freies Spiel gäbe, 50 Pf. pro Tonne kaum über- schreiten könnte. W«nn das der Fall ist, dann kann auch ewe Kohlenpreiserhöhung die Lag« des Bergbaues nicht wesentlich ver- bessern. Dann erhält aber die Frage, wie man die Konkurrenz- fähigkeit erhöhen kann, schlechthin«ine entscheidende Bedeutung. Niedrige Löhne waren noch nie ein Anreiz zu größeren An- strengungen des Zechenkapitals, die die Wettbewerbsfähigkeit allein zu steigern vermögen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß höhere Löhne in viel wirksamerer Weif« dazu imstande sind. Die Ratio- nalisierungsmöglichkeiten sind besonders im höheren Ber- waltungsapparat der Zechen und kombinierten Werke, der in ungebührlicher Weife aufgebläht ist, noch lange nicht erschöpft. Vereine, Wirtschafts- und Kampfverbände erfordern jährlich Millionen. Ebenso kann die Rationalisierung«n Betriebe selbst noch weiter gesteigert werden. Wächst aber auf diesem Wege die Kon- turrenzfähigkeit, so können die Syndikatsumlogen niedriger ge- halten, die bisherigen Weltmorktverlufte verkleinert, die Rein- erlöse gesteigert werden. So würden sich höhere Löhne nicht gegen die Rentabilität, sondern für ein« Steigerung der Rentabilität auswirken müssen. Das werden die beteiligten Behörden ebenso zu beachten haben, wie es die kämpfenden Bergarbeiter mit selbstverständlichem Recht für ihre Interessen in Anspruch nehmen werden. Auf dem Wege zur Wirtschaftsdemokratie?- Genosse Theodor Leipart , der Borsitzend« des ADGB. , hat im Dresdener Volts- hau» am 2. März«inen Lortrag.Auf dem Wog» zur Wirtfchasts- demotratie?* gehalten, der setzt bei der Verlaasgesellschaft des ADGB .. Perlin E. 14. Jnfelftr. 6, zum Preis« von 30 Pf. erschienen ist. Di« Frage der Wirtschaftsdemokratie wird auf dem Gewerkschaftskongreß in Hamburg ein« bedeutende Roll« spielen,

Hintergründe der flauen Börse. Die viel zu vielen Verufsspekulanten. Es muß immer was los sein.

Im großen und ganzen war nicht viel los an der Börse im vergangenen Vierteljahr. Um die Jahreswende hatten die Groß- danken durch Eigenkäufe und eine reichlichere Kreditgewährung an die Spekulation ein« kurze Hausse inszeniert, um an dem Bilanz- stichtage mit einem höher bewerteten Estektenbesstz paradieren zu können, aber das große Publikum hielt mit Käufen zurück. So kam die Auswärtsbewegung der Kurse sehr bald zum Stehen und schlug teilweise sogar ins Gegenteil um. Die versackte Ianuar-Hausse hat von neuem den Beweis erbracht, daß ohne die Kauflust weiterer Kreise des Kapitalistenpublikums eine länger anhaltende Belebung der Börse nicht möglich ist. An einer genügenden Beteiligung der Banken- und Depositenkassenkundschast, das sind dies« Kreis«, fehlt es aber immer noch, obwohl im vergangenen Dierteljahr die in einigen Papieren angefachten SpezialHaussen von Zeit zu Zeit einen nicht geringen Anreiz' zu Spekulationskäufen geboten hätten. Wie ein Blick auf die nachstehende Kurstabell« zeigt, Hecken einigeF o v o r i t- P a p i e r e" ihren Besitzern oder Neuerwerbern in kurzer Zeit große Kursgewinne gebracht. Besonders die Aktien der Vereinigten Glanzstoff -Fabriken Elberfeld , die im Anschluß an ausländische Interessentenkäufe die Nachfrage der internationalen Spekulation auf sich vereinigt haben, erlebten eine außergewöhnliche Kurssteigerung, von der auch die paar Mitläufer und Mitkäufer aus dem Publikum entsprechend profitieren tonnten. Die Kurssteigerungen der besonders bevorzugten Spezialpapier« waren aber im Gegensatz zu früher erlebten Hausscperioden nicht imstande, die Masse der übrigen Wertpapiere m i t z u- reißen. Daraus geht am deutlichsten hervor, daß die bald in diesem, bald in jenem Papier ausflackernden Sondevhaussen rein spekulativer Natur waren und daß Käufe des Publikums zur Kapital- anlage dabei die geringste Rolle gespielt haben. Immerhin hat sich das gesamt« Kursmveau im Durchschnitt nicht nur aus der am 30. Dezember erreichten Höhe halten können, sondern die Kurs- entwicklung zeigt bereits deutlich die Tendenz eines langsamen Aufstiegs. Kurse an der Berliner Börse am In Proz. Dividende 1927 1928 Bor�chiag Z1- MSr, 30 Juni 30.»ej. 31. Jan. 29. F-br. 81. Miir, Dt. Bant... 10 190 166 167 162 165 167 Com. u. Priv.Bt. 11 208 184 179 175 173 1S0 Hapag.... 8 150 141 147 144 149 157 Ilse Bergbau.. 8 325 284 2ZS 225 229 264 I. G. Farben.. 10 315 289 276 263 255 251 AEG.... 8 172 187 170 166 157 156 Ber. Glanzstofs. 18 600 676 5S1 557 612 723 Schulth. Patzenh. 15 435 434 410 398 325 350 Es mag als«in erfreuliche» Zeichen für die Gesundung der deut- schen Börsen gedeutet werden, daß sich die Kursentwicklung(abgesehen von den in ihren Ursachen bereits als anormal gekennzeichneten Son- derbewegungen) ohne allzu große Schwankungen nach oben und unten vollzogen hat. Di« Privatwirtschaft braucht ein« von übermäßigen Zdurssprüngen verschonte Entwicklung an den deutschen Börsen, wenn die Leute, die weniger spekulieren als ihr Geld mit höherem Gewinn anlegen wollen, wieder Aktien kaufen sollen. Durch die Kurseinbrüch« und Derluste des letzten Jahres(schwarzer Maifreitag) sind dieaußenstehenden Kreise� gründlich von der Spekulation an den Aktienmärkten abgeschreckt worden. Mit einem Risiko bleibt der Attienerwerb freilich immer verbunden; denn die Rentabilität eines Aktien unternshmens ist gar

mannigfachen Einflüssen unterworfen, und die Höhe der zur Der- teilung gelangenden Dividende läßt sich keineswegs voraussehen. Es spielen bei ihrer Festsetzung(unabhängig von den wirklich er- zielten und am Konjunkturverkauf abzuschätzenden Gewinnen und unabhängig auch von dem Substanzwert) so viele im voraus nicht erkennbare Faktoren mit, daß ein« sicher« Rentabilität für den Aktienbesitzer niemals prophezeit werden kann. Wer sich also heute außerhalb der festverzinslichen Werte am Börsen- gefchäst beteiligen will, der muß sich darüber im klaren sein, daß auch die Beruhigung der Kursbewegung die Unsicherheit der Dividende unvermindert bestehen läßt, während du festverzins- lichen Papieren die Zinsen sicher sind. Auf e i n Hindernis, das einer solchen in joder Beziehung er- wünschten Beruhigung des Kursmoeaus entgegensteht, muh einmal ausdrücklich hingewiesen werden. Das ist die viel zu gro�e Anzahl von berufsmäßigen Börsenspekulanten. die von dem Aus und Ab der Kurse leben und deswegen ein be- fonderes Interesse gerade an Kursschwankungen haben müssen. Die langsam in ruhigeres Fahrwasser zurückkehrende Börse findet nun einen für das kapitalärmere Deulfchlanid der Nochkriegs- zeit viel zu sehr aufgeblähten und infolge derAnkurbelungshausse 1926/2?- viel zu wenig rationalisierten Börsen- bzw. Bankenapparat vor. Dadurch macht sich natürlich die Stille des G eschäftes den Beteiligten wie den Fern erstehenden um so stärker fühlbar. Dazu kommt, daß durch die Uebersetzung des Börsengeschäftes einerseits und di« kartellartigen Bin- düngen der Vörseninteressenten andererseits eine Berminderung der Unkosten verhindert wird, die wenigstens etwas zur Besserung des Kundengeschästes beitragen könnte. Die Berliner Börse zählt heute noch trotz der außerordentlich zurückgegangenen Umsätze nicht weniger als rund 2000 offizielle Börsenbesucher, von denen nur rund ein Drittel einen festen Sitz hat. Sie all« leben davon, daß aus irgendeinem Gebieteetwas los" ist und wenn nichts los ist, versucht man eben durch Stimmungs- mache, durch Aufbringung und Derbreitung von Gerüchten Be- wegungen anzufachen, die doch nach kurzer Zeit, wenn die zweite Hand-, also das Publikum nicht mitmacht, in sich zusammen- brechen müssen. Hier hat man den Grund für die dem Außen- stehenden oft unerklärlich großen Kursschwankungen in ein und dem- selben Papier von einer Börse zur anderen, und diese u n b e- gründeten Kursschwankungen, die das Risiko des Attienerwerbs für das außenstehende Publikum vermehren, sind wieder hauptsäch- lich schuld an der Zurückhaltung des breiten Kapitalistenpublikums, soweit eben psychologische Beweggründe in Frage kommen. Tatsächlich hängt die Beteiligung weiterer Kreise am Börsen- geschäst in erster Linie von den Geldmitteln ab, die für eine dauernd« oder auch mir vorübergehend« Verwendung an der Börse frei sind. Bisher wurden die Mittel der hauptsächlich in Betracht kommenden Mrtschaftskreise in weiteftem Umfange durch die wirtschaftliche Hochkonjunktur festgehalten, und vorläufig sind An- zeichen, die»in« Entspannung der Kapital- und Gelbmarktlage er- warten lassen, noch dünn gesöt. Allerdings der Monat April gibt durch das Zusammentreffen von Dividendenauszahlungen aus dem Geschäftsjahr 1927 und des Auszahlungstermins für Zinsen dem. Kapitalsstenpublikum schätzungsweise rund 300 Millionen Mark in die Hand. Wieviel jedoch davon an die Aktienmärkte gelangt, ist höchst unsicher, zumal der Erwerb von festverzinslichen Papieren, d. h. von Reichs- und Staatsanleihen, Pfandbriefen und Industrieobligativnen usw., vielfach«ine höher« Rente bei geringerem Risiko bietet. v.

Immernoch günstige Wirischastszeichen. Nach dem Wochenbericht Nr. 1 vom 4. April des Instituts für Konjunkturforschung hat sich der Auftragseingang in der Wirtschaft in den letzten Monaten nicht wesentlich geändert. Er ist zwar erheblich geringer als im April 1927, bewegt sich aber dennoch über dem Durchschnitt. Die Umsatzentwicklung im Einzelhändel lieg- im Februar noch um 13,9 Proz. über dem Februar 1927, die Steigerung sei auf außerordentliche Umsätze Hausrat, Wohnungsvollendung zurückzuführen. Dagegen fei die Zahl der Bauerlaubnisse vergleichsweise für die ersten Mo- nate des Jahres bei Wohnbauten um 9,8 Proz. niedriger. Der Bankkredit habe sich weiter ausgedehnt, die Summ« der von den sechs Berliner Großbanken erteilten Kredite sei seit Dezember um 4,6 Proz. gestiegen, und die Kreditsicherhest sei Verhältnis- mäßig hoch. Unsere bisherige Beurteilung der Wirtschaftslage wird also im ganzen vom Institut für Konjunkturforschung b e- stätigt. Die zweifellos vorhandene Ungewißheit in der weiteren Entwicklung wird auf der anderen Seite sicher nur durch die stärkere Berwendung von Auslands kapital das zeigt der rückgängige Baumarkt und durch eine weitere Erhöhung der Massenkaufkraft zum Besseren gewendet werden können.

Panik beim Gummikapital. Weil England die Zwangswirtschaft preisgibt. Dem internationalen Gummikapital ist ein panischer Schrecken in die Glieder gefahren. Die Gummibörsen sind zusammengekracht. die Gummiprelse sind gewaltig gesunken. Der Grund ist, daß der englische Minister Baldwin angekündigt hat, daß ab 1. November die bisherigen Produttions- und Ausfuhrbeschränkungen in den britischen Gummigebieten(Britisch-Malaya und Ceylon) fallen sollen. Der Grund für diese Maßnahme dürfte einfach sein. Der englische Staat hat seit 1922 für die Gummierzeugung im britischen Imperium ein« Zwangswirtschaft zur Stabilisierung und gleich- zeitigen Hochhaltung der Gummipreise eingeführt. Das ist den holländischen Kolonien, dem schärfsten Konkurrenten Eng- lands, sehr gut bekommen. Die hohen Preise haben ihnen ermög- licht, den Mehrverbrauch der Welt seit dieser Zeit zum größten Teil an sich zu ziehen. Auf der anderen Seite �hat England die Amen- kaner, die größten Gummiverbraucher, mit seiner Maßnahme aufs schwerste geärgert, und die Amerikaner sind zum eigenen Gummi- anbau. zur Gründung von preisreguLerenden Sinkaufsgesellschastei»

und zu einer erfolgreichen Regeneration des Altgummis überge- gangen. Weil die Maßnahme eine S t a a t s Maßnahme Englands war, hatte sie recht unangenehme politische Folgen, beson- ders gegenüber den Vereinigten Staaten . Den englischen Gummi- Produzenten aber brachte sie zwar einen relativ hohen Preis, der ihnen aber kaum in der Ausdehnung des Absatzes zugute kam. So ist di« Aushebung der sogenannten Gummirestriktion, die den Anbau und die Ausfuhr beschränkte, zu verstehen. Die Ankündigung der Einschränkung aber wirkte auf den inter - nationalen Gummibörsen und aus den großen Wertpapierbörsen wie eine Bombe. Wer Gummi hatte, warf ihn aus den Markt, wer Gummiaktien hatte, tat das gleiche, weil er an den hochge- triebenen Kursen stark zu verlieren fürchtete. Das Ergebnis war die Panik, die jetzt Im ganzen internationalen Gummikapital noch fortdauert. Das offizielle Amerika scheint sich zufrieden zu er- klären. Wer sich aber finanziell auf die Abwehr des englischen Gummimonopols eingestellt hat, wird verlieren. Aus Holland wird gemeldet, daß man jetzt hoffe, sich mit England verständigen zu können. Und das wird wahrscheinlich auch das Ende vom Liebe sein, denn wo zu profitieren ist, ist heute dem internationalen Kapital die Berständigung lieber als der Kampf.

ver erst« große Reparationsbau In Frankreich scheint jetzt perfekt geworden zu sein. Es handelt sich um die Errichtung einer Talsperre, also eines Staubeckens zur Krafterzeugung, im Tale von Berdon bei Nizm. In zweieinhalb Iahren soll das 15,1 Millionen Mark kostende Projekt durchgeführt werden, von dem 11,8 Mil- lionen Mark als Sachlei st ungen über Repara- t i o n s k o n t o laufen sollen und bei dem einige hundert deutsche Arbeiter es wird von 500 bis 1000 Mann gesprochen be­schäftigt werden sollen. Ueber das Projekt wurde seit über zwei Jahren verhandelt, vor allen Dingen auch unter starker Teilnahme der deutschen Gewerkschaften. Es scheint, daß die ab September 1928 für Frankreich ja wieder beträchtlich erhöhten Re- parationssummen, die nur teilweise in bar übertragen werden können, die französische Bereitschaft zur Durchführung derartiger Bauten mit deutschen Geldern und deutschen Arbeitskräften sehr erhöht haben.

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