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Oiplomaienversetzung zu Ostem. Koester von Riga   nach Belgrad  . Folgende Ernennungen und Versetzungen deutscher   Gesandter werden amtlich bekanntgegeben: Für Peking   der Votschastsrat in Tokio   Dr. v. B o r ch: für B u e n o s A i r e» der Gesandte in Brüsiel Dr. v. K e l l e r: für Brüssel der Ministerialdirigent im Reichsaußenministe­rium Dr. chorstmann; für Santiago d e E h i l e der Gesandte in Belgrad   Dr. O l s- Hausen? für Belgrad   der Gesandte in Riga   Dr. K o« st e r: für Riga   der Vortragende Legationsrat Dr. S t i e v e: für R e v a l der Generalkonsul in Barcelona   Dr. S ch r o e t t« r: (Nachfolger in Barcelona   der Wirkliche Legationsrat Dr. Bobrik): für Oslo   der Ministerialdirektor Dr. W a l l r o t h(Nachfolger im Auswärtigen Amt   der Ministerialdirigent Dr. v. D i r ck s e n): für Quito   der Generalkonsul in Memel   Dr. M u d r a(Nach- folger der Konsul in Gotenburg M a e n ß: dessen Nachfolger der Konsul in Porto Alegre   Daehnhardt): für Porto Alegre  (Generalkonsul) der Konsul in Czerno- witz Dr. Wahlbeck(Nachfolger im Auswärtigen Amt Dr. D r u b b a): fürSanFranzisko(Generalkonsul) der Generalkonsul z. D. Dr. don ch e n t i g. In den einstweiligen Ruhestand versetzt: der Gesandte in Peking   Dr. Boye, der Gesandte in Buenos Aires   Dr. Gneist. der Gs- sandte in Santiago Graf von Spee, der Gesandt  « in Reval   Dr. Frank, der Gesandte in Oslo   Dr. Rhomberg, der Gesandte in Quito  Dr. Grunow, der Generalkonsul in Marseille   Dr. Franoux, der Generalkonsul in San Franziska Dr. Ziegler und der Vortragende Legationsrat im Auswärtigen Ami Dr. von Löhneysen. Der Botschafter in Tokio   Dr. S o l f wird auf seinen Antrag in den R u h e st o n d versetzt werden, aber bis zum cherbst auf seinem Posten verbleiben. Zu seinem Nachfolger wird der Gesandte in Lissabon   Dr. V o r e gs ch ernannt werden, an besten Stelle der Dirigent der Presseabteilung der Reichsregierung Dr. von Bali- gand treten wird Zu seinem Nachfolger ist der Vortrageild«> Legationsrat Dr. von Kaufmann-Aster bestimmt. -<- An den Grundsätzen, die unter dem kaiserlichen Regime für die Verwendung von Diplomaten und für den Nachwuchs maßgebend waren, hat sich seit 1S18 nicht viel geändert: Maßgebend sind das persönliche Vermögen, der Adelstitel, die Zugehörigkeit zu einem feudalen Studentenkorps oder die verwandtschaftliche Beziehung zur Großindustrie. Wer mehrere dieserVoraussetzungen" gleichzeitig erfüllt, braucht um seine Karriere nicht bange zu sein. Nur ganz wenige Ausnahmen sind in den ersten Iahren nach der Revolution zugunsten von linksgerichteten, sogar sozialdemokratischen Persönlichkeiten gemacht worden. Aber diese wurden stets im Auswärtigen Amt   als unbequeme Außenseiter empfunden. Das Mindeste, was sich von ihnen sagen läßt, ist, daß ihre Beförderung nicht gerade übereifrig betrieben wurde. Wäre z. B- D r. Adolf Koester nicht Sozialdemokrat, sondern Volksparteiler oder Deutsch  - nationaler, so würde er nicht volle siebenJahrein Riga  belassen, sondern schon längst zum Botschafter ernannt wor- den sein. Die Versetzung nach Belgrad   gilt zwar als Beförde- rung, aber sie war wohl das M i n d e st e, was man dem Manns schuldet, der die deutsch  -lettischen Beziehungen in her- vorragendem Maße gefördert hat. Sonst kann ni�r.D r. O lsh au.l.S.n�bisher. Gesandter in Belgrad,  ' der nach Santiago de Chile   versetzt wird und dort, ebenso wie Dr. v. Keller in Buenos Aires  , demnächst zum Botschafter ernannt werden dürfte, als zuverlässiger Demokrat angesehen werden. Der neue Gesandte in Brüsiel, Dr. Horstmann, ist ein Mann, der bereits auf viele Jahre diplomatischer Lauf- bahn zurückblicken kann. Als Besitzer des eher linksge- richtetenFrankfurter Generalanzeigers" könnte er zwar ge- wisse Garantien für moderne politische Auffassungen bieten, demgegenüber steht aber die Tatsache, die kürzlich in der Presse" registriert wurde, daß er an einer schworzweißroten Winterveranstaltung des extrem-völkischen und nationalisti- schen Deutschen   Offiziersbundes teilgenommen hat. Das ist nicht gerade eine Empfehlung für den noch immer heiklen Posten in Brüsiel. Der �Botschafter in Tokio  , Dr. Solf, wird seinen Posten erst im Sommer nach den Krönungsfeierlichteiten zu Ehren des neuen Mikado verlassen. Er hat die Altersgrenze über- schritten. Seine Rolle in der Revolutionszelt ist bekannt: er hat sich als langjähriger kaiserlicher Staatssekretär für die Kolonien der neuen Regierung als Außenminister zur Ver- fügung gestellt und er hat später zweifellos dazu beigetragen» das Ansehen Deutschlands   in Japan   zu heben. Viel gelobt wurde auch die sehr geschickte und taktvolle Haltung des Gesandten in Peking  » Dr. Boys, der Deutsch  - lands Stellung in China   außerordentlich zu stärken ver- standen hat. Warum dennoch auch er in den Ruhestand ver- setzt wird, obwohl er die Altersgrenze noch nicht erreicht hat, ist nicht leicht ersichtlich. t Im allgemeinen läßt sich sagen, daß das deutsche diplo- matische Korps sichauf den Boden der Tatsachen" gestellt hat mehr aber auch nicht. Entschiedene Monarckisten und Reaktionäre kommen in ihm nur vereinzelt vor(z. B. der berüchtigte Stockholmer   Gesandte von Rosenberg), ober entschiedene, zuverlässige Republikaner sind ebenfalls sehr selten. Und das ist schon deshalb sehr bedauerlich, well von der Gesinnung und der Tatkraft der deutschen   Vertreter im Auslande die.Beeinflussung der Auslandsdeutschen in hohem Maße abhängt. Die gerade erschütternde Borniert- heit zahlreicher Auslandsdeutschen, vor allem in überseeischen Ländern, ist ein besonderes trübes Kapitel, über das die ver- tändigen Elemente in der Wilhelmstraße oft ausrichtig ent- etzt sind. Wir möchten hoffen, daß die neuernannten beut» chen Diplomaten dort, wo ihre Vorgänger auf diesem Ge- biete versagt haben, deren Versäumnisse wieder gutmachen. Aber wir geben uns in dieser Hinsicht keinen allzu großen Hoffnungen hin, solange nicht in den Grundsätzen für die Beförderung und für den Nachwuchs in der Wilhelmstrahe eine radikale Aenderung eintritt. Einstweilen gehört die republikanische Gesinnung nichtzum guten Ton" in der deutschen   Diplomatie. Erst wenn die Angehörigen des diplo- matifchen Korps an weithin sichtbaren Beispielen erkennen werden, daß nicht der Adel, nicht das Privatvermögen, nicht die Zugehörigkeit zu den Bonner�   Borusien, nicht die Ver- schwägerung mit der rheinischen Industrie in der Karriere den Ausschlag gibt, sondern die persönliche Tüchtigkeit und das mutige Bekenntnis zur neuen Zeit, erst dann wird ein Wandel eintreten, der auch der deutschen   Außenpolitik und dem Ansehen' Deutschlands   m der West zugute komme» wird.
Osierbefcherung.
Michel freute sich auf Ostereier und machte dem Osterhasen ein warmes Nest zurecht.
Da kam der Marine« Osterhase und legte ein Ei...
und auch der Eisenbahn-Hase legte ein Ei
Aber als nun Michel kam, zeigte sich, daß diese Ostereier stinkend favl waren!
Land Südwest? Das Zentrum für Vereinigung von Baden   und Württemberg Sfutlgart, 7. April.  (Eigenbericht.) Die Bereinigung von Baden mit Württemberg  zu einem einheitlichen Staat steht seit einigen Tagen in der Presse der beiden Länder zur Diskussion. Der zum Zentrum gehörend« württembergische Innenminister Bolz äußerte sich dazu gegen- über dem Vertreter eines badischen Blattes, derR a st a t t e r Z e i t u n g" in zustimmendem Sinne. Der Minister hob die bedeuten- den Dorteile hervor, die aus einer solchen Vereinigung erwachsen würden. Man werde durch diese Zusammenlegung Ersparnisse erzielen, aber es sei nötig, daß die Frage von großen staatspoll tischen Gesichtspunkten aus gelöst würde. Kleinliche parteipolitische und konfessionelle Bedenken müßten in den Hintergrund treten. Im übrigen sei das Interesse an der Zusammenlegung m Baden größer als in Württemberg  , da hier die wirtschaftlichen Verhältnisse ge- sünder seien. Im Falle einer Zusammenlegung müßten jedoch die sozialen Lasten gemeinsam getragen werden. Obwohl sich Bolz jetzt nicht schon über Einzelheiten unterhalten wollt«, glaubte er doch sagen zu sollen, daß Stuttgart   wegen seiner zentralen Lage die Hauptstadt des jüdwestdcutschcn Staates bleiben würde. Karlsruh« müßte in anderer Hinsicht, etwa durch den Aus- bau seiner Hochschulen, enschädigt werden. Bolz verspricht sich durch die Zusammenlegung dieser Lander eine Verstärkung ihres Einflusses auf die R e i ch s v e r w a l t u n g. Di« Lösung der Frage liege also im Interesse beider Länder und einer gesunden Reichsglicderung. Da Badens Interesse an der Frage aber ein größeres fei als das Württembergs, so wolle letzteres sich zurück- holten und zunächst eine offizielle Aeußerung Badens abwarten, um dann zu ihr von Regierung? wegen Stellung zu nehmen. Im Hinblick auf die grundsätzlich föderalistische Einstellung des Zentrums, das sich noch im Jahre ISIS streng ablehnend äußerte, muß man in seiner jetzigen Haltung eine Schwenkung er­blicken, die vermutlich auf Erwägungen allgemein politischer Art zurückführen. Vielleicht glaubt das würüemberglsch« Zentrum durch die Vereinigung mit Baden am geschicktesten aus der po- litischen Sackgasse herauszukommen, in die es durch seine Verbindung mit der reaktionären Politik des Staatspräsiden» ten B a z i l l e hineingeraten ist. Aus dem Echo, das die Aeuße» rung des Ministers Bolz in Baden auslösen wird, dürste man bald Klarheit über die Gründe erhalten, auf die man den Umschwung in der Politik seiner Partei zurückzuführen hat.
Die Frankenfälfcher begnadigt. Bkeibeuder Verlust der politischen Rechte. Budapest  , 7. April. Di« Gerichtssaalkorrespondenz meldet: Der Amnestieerlaß des Reichsoerwesers vom 1. März d. I. hat die Gericht« ermächtigt ein- zelne Verurteilte zu begnadigen. Das Gericht hat in solchen Fällen ohne Antrag und Anhörung der Staatsanwaltschaft und der int er- essi«rten Partei zu entscheiden. D«r Vudapester Gerichtshof, der in den verflossenen Wochen bereits mehrmals von dieser Ermächtigung Gebrauch machte, hat durch feine jüngste Entscheidung von d«n im Frankenfälscherprozeß verurteilten Personen Emmerich Nadossy, Ludwig H a i t s, Alexander Kurz, Wladislaw E e r ö, Dffider R ab a und Dr. S ch w e tz begnadigt. Emmerich Nadossy wurde vom Gericht seinerzeit zu 3H Jahren Gefängnis verurteilt Fast zwei Drittel dieser Strafe hat er bereits verbsißt. so daß er i n einigen Mobaten ohnehin gesetzlichen Anspruch auf Frei-
lassung gehobt hätte. Der Gerichtshof hat, nachdem er fem« Ent» fcheidung, gegen die prozessuale Rechtsmittel nicht möglich sind, ge» fällt hatte, unverzüglich verfügt, daß der nn Zuchthaus von Hart« seine Straf« verbüßende Emmerich Nadossy auf freien Fuß gesetzt werde. Di« Amnestie, der Emmerich Nadossy und Genossen teilhastig wurden, erstreckt sich außer auf die Freiheitsstrafe auch aus die als Nebenstrafe bemessen« Geldbuße; doch erstreckt sie sich nicht auf die Aushebung des im Urtell ausgesprochenen Verlustes der politischenRechte. Prinz Wind! f ch g tz ist also nicht begnadigt: aber das braucht er nicht, da er seineStrafe" ohnedies abwechselnd im Hot«l-Sanotorium" und aus seinem Gut verbrinzt.
Bombenattentai in Tirol. Auf den Präsidenten des Indnstnellenverbandes. Innsbruck  , 7. April. Wie aus I e n b a ch gemeldet wird, wurde dort gestern abend aus den Präsidenten des Tiroler Industriellen- Verbandes. Reillinger. ein Bombenanschlag verübt. Als Präsident Reiilinger aus seinem Hause in den Garten trat, wurde über die Gartenmauer ein eiserner Sprengkörper geschleudert, der unweit des Hauseinganges explodierte. Reitlingsr, der sich in der Nähe befand, blieb u n v e r l e tz t. Der Sachschaden ist gering. Die sofort eingeleiteten Erhebungen führten zunächst zu zwei Ver- Haftungen, die aber nicht aufrechterhalten werden konnten. lieber di, Täterschaft sehck bisher jeder sichere Anhaltspunkt. Präsident Reillinger ist ober der Ueberzeugung, daß die Täter keinesfalls in der Industriearbeiterschaft zu suchen sdtd. Arbeiterpartei und LLP. Zahreskonferenz   der llnabhangigen Arbeiterpartei. Norwich  , 7. April.  (Eigenbericht.) Di« Jahresversammlung der Unabhängigen Arbeiter» Partei(ILP.) nahm zuerst den Bericht ihres Vorsitzenden Max- t o n über den Austritt Philipp Snowdens entgegen. Die Ardeiterpartei behauptet so führte er aus, daß sich die ILP. heute, wo bereits eine starke Fraktion der Arbeiterpartei im Unterhaus sitzt, überlebt habe, sie die von der Arbeiterpartei geleistet« Arbeit nur zum Schaden der gesainten Arbeiterbewegung wieder- hol« und im besten Falle unwichtige oder unrichtig« Difse- renzen seststell«, die ihr Weiterbestehen rechtfertigen sollten. Es sei aber vollkommen falsch, erklärte M a x t o n. wenn die Arbeiter- Partei hem« behaupten wolle, daß sie bereits ihr« endgültige Form gewonnen Hobe. In vielen Punkten würden ihre Methoden und ihre Politik erst jetzt festgelegt. Die Arbeiterpartei werde sich in der allernächsten Zukunft mit einer Reihe wichtiger Fragen aus- einandcrzusegen haben, es würde daher sicher nicht klug sein, wenn sie setzt gerade auf ein« ihrer besten Inspirationsau«l!. verzichten wolle. vor dem Autoaomistenprozeß ia Colmar. Die IS Auümomisien, die bisher in Mülhausen   gefangen««halten wurden, sind n a ch C ol» mar übergeführt tpordon Als sie heute irvb in Colmar   ein- trafen, wurden sie in einem gewöhnlichen Sträflinqswagen vom Bahnhof nach dem Gefängnis transportiert. Es waren st a r k e Polizeikräfte aufgeboten worden, da man Demonstrationen seitens der Colmarer Beoöllerupg befürchtet hatte, dje jedoch nicb «rfvlgteni.>~-