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Terror im Hedschas  .

Maffenflucht vor der Schreckensherrschaft Jbn Sands.

Haifa  , im April.( Eigenbericht.)

Die innere Lage der Hedschas   ist durch machsende Opposition gegen die Willtürherrschaft Ibn Sauds auf das höchste gespannt. Der Herrscher der Bahabiten übt gegen. alle Persönlichkeiten, die auch nur im leisen Berdacht einer Gegner. schaft gegen seine Regierung und seine Politit stehen, den schlimmsten Terror; er sucht des Widerstandes durch Todesstrafen und Bermögenstonfistationen Herr zu werden. Zahlreiche einflußreiche Rotabeln haben sich seinen Berfolgungen durch die Flucht zu den Beduinenstämmen im Redschd entzogen, die mit Ibn Sauds   Herrschaft ebenfalls sehr unzufrieden sind. Sie ent falten von dort eine lebhafte Propaganda gegen die Herrschaft im Hedschas  . Die jüngsten Unruhen an der Grenze des Irak   find das erste Anzeichen dafür, daß die Beduinen des Nedschd, der militärischen Basis der Macht Ibn Sauds  , feinem Einfluß zu ent gleiten beginnen.

Kenner der Verhältnisse halten den Ausbruch einer offenen Empörung gegen Ibn Saud   noch in diesem Jahre für mahrscheinlich und glauben, daß fie zu seinem Sturze führen fann, da England feine ernsthaften Anstalten zu seiner Unterstützung machen wird.

Poincaré   warnt Polen  .

Die Pariser Gorge um die Kleine Entente  .

Paris  , 11. April.  ( Eigenbericht.)

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Die Beunruhigung über die Diplomatenbesuche bei Mussolini ift noch verstärkt. Besonders gibt die Haltung Polens   zu den stärksten Befürchtungen Anlaß. Bezeichnend dafür ist ein Alarm­artikel in dem Poincaré   sehr nahestehenden Paris Midi". Hier wird Polen   davor gewarnt, sich von Mussolini   zur Sprengung der Kleinen Entente   benußen zu lassen. Nur die Rücksichtnahme auf Bolen habe Frankreich   bisher dazu veranlaßt, jede Revision der deutschen   Ostgrenze ab­zulehnen. Gerade diese Ablehnung wegen des polnischen Korridors aber sei das einzige Hemmnis für eine vollkommene Einigung mit dem deutschen   Nachbar. Wenn nunmehr Polen   durch zu jammengehen mit Italien   der französischen   Politik in den Rücken falle, dann habe Frankreich   fein Interesse mehr, den Status quo im Danziger Rorridor eifersüchtig aufrechtzuerhaften.

Parlament und Pilsudski  .

Anscheinende Annäherung.

Warschau  , 11. April.  ( Eigenbericht.) Der Autorität und Umsicht des sozialistischen   Sejmmarschalls Daszynski   ist es gelungen, die Regierung Pilsudski   endlich mie­der zu einer engeren Zusammenarbeit mit dem Bar Tament zu veranlassen. In der Budgettommission hat sich wieder eine Art normaler parlamentarischer Kontrolle über die Verwaltung entwidelt. Mit einiger Spannung sieht man allerdings noch den in der nächsten Woche beginnenden Ausschußberatungen über den Heereshaushalt entgegen, an denen Bilsubsti teilnehmen mill Berichterstatter darüber ist ein Pilsudsti- Anhänger.

Attentatshysterie.

Die neneste Warschauer   Genfation

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ift teine.

Warschau  , 11. April. Gegen den verantwortlichen Redakteur des Sensationsblattes Kurjer Czerwony"( Roter Kurier), der zuerst die sensationellen Meldungen über ein angeblich gegen den Sowjetgesandten Bogomolom geplantes Attentat verbreitet hatte, wird ein ge­richtliches Verfahren megen Verbreitung falscher Nach richten eingeleitet werden. Die ganze Falschmeldung ist auf phantastische Angaben eines aus Wilna   stammenden jun­gen Mädchens namens Halina Walentowicz zurückzuführen. Sie tam als Mann verkleidet in das Warschauer   Sowjettonfulat mit geheimnisvollen Barnungen vor Anschlägen, die eine russische Emigrantenorganisation gegen Bogomolom planen sollte. Eine Untersuchung der Angelegenheit hat ergeben, daß das Mädchen schmer hysterisch ist und bereits wiederholt phantastische und alarmierende Gerüchte. verbreitet hat, die jeder Grundlage ent­behrten.

Ruffenausweisung aus Japan  .

Eine Erklärung der Arbeiterfraktion.

Zofio, 11. April.  ( TU.)

Der oberste Staatsanwalt jagt in einer Bekanntmachung, daß die japanische kommunistische Organisation, die unter Führung des alten Sen Kataja ma stehe, einen tommunistischen Umsturz auf Korea   geplant habe, um dieses von Japan   zu trennen. Die Unter­stügung der Kommunisten durch Mostau sei bereits erwiesen.

Das Innenministerium hat sechs Russen, darunter einige Journalisten, die eine Rolle in den fommunistischen Organi­fationen Japans   spielten, ausgewiesen. Ferner ist der Russe Sfuratom, der die kommunistische Internationale in Japan  Dertrat, verhaftet worden.

Die Arbeiterfrattion hat im Parlament erklärt, daß fie mit dem Kommunismus nichts zu tun habe und verfassungs

treu blei.

Theater des Westens  .

Gastspiel des Moskauer Jiddischen Theaters. Eine Boltsschau aus der russischen Hauptstadt wird in Berlin  und Amerika   für sich und für die Kunst der jüdischen Komödianten werben. Man begann in Berlin  , im Theater des Weft en s. Man jah vorläufig mehr Runststüde als Runft, mehr Dressur als guten Geschmad, mehr Clownerie und Birtus als Theater.

m. H.

Keudell im Druck.

Herr Minister, höchste Zeit! Wir brauchen dringend eine zugkräftige Wahlparole!" hm- hm- wie wär's mit einer Berlängerung des Burgfriedens bis zum 20. Mai?"

Im Gebiet der Agrarfrise.

Der Bauer beginnt nachzudenken.

Die Hilfe der preußischen Regierung wirkt.- Der Bauer

Steffin, 11. April.  ( Eigenbericht.)

Das Landvolk in der großen Ebene zwischen Elbe   und Oder iſt eifrig dabei, die Saat möglichst schnell unter die Erde zu bringen. Bon zwei und drei und auch wohl von vier Pferden gezogen, schneidet der Pflug den fetten Boden, und der warme Wind wirbelt die Düngerfälze in leichten weißen Wölkchen, um sie gegen die gare Krume zu werfen. Die Wintersaat steht nicht besonders gut; fie ift taum höher als vor dem strengen Winter und unscheinbar blaß- rötlich; auch haben Ostwind und Kahlfrost stellenweise fürchter lich gehauft. Das will aber alles nichts besagen. Noch bedeutet das keine schlechte Ernte. Auch geht man daran, die ausgewinterten Stellen mit Sommergetreide zu befäen und hofft auf einen guten Ertrag. Erfüllt sich diese Hoffnung, dann läßt sich über Sorgen und Nöte des letzten Jahres von einer anderen Basis reden. Alles hängt von der Ernte ab.

Neue Hoffnung! Es ist die alte Hoffnung, die den Menschen hält, solange er mit dem Boden ringt. Wo Saatgut fehlte, wurde es durch Vermittlung der Landratsämter beschafft. Das Kreditgeschäft, das vielfach gang ins Stoden gefommen war, ist so wieder in Gang gebracht worden, Hier und da war das wegen offenbarer Ueberschuldung der Betriebe offiziell nicht möglich. Auf Rügen   sollen 3. B. von rund 320 000 Heftar landwirtschaftlich ge­nugter Fläche annähernd 33 000 Hektar deswegen für die Staats hilfe nicht in Frage kommen. Gefahr, daß nennenswerte hat auch da, ma Bejther oder Bächter überschuldet maren, Bandel Flächen unbestellt bleiben, besteht jedoch nicht. Man zu schaffen gewirkt, indem man attardierte. Die Gläubiger, Einkaufs und Bertaufsvereine ufm., ermäßigten ihre Forderungen in einzelnen Fällen um 50 und mehr Brozent. Wo der Pachtzins überfällig ist, muß die Bezahlung wohl oder übel auf bessere Tage verschoben werden; es ist auch beffer, eine Kuh zu haben, die vor­übergehend weniger Milch gibt, als eine, die überhaupt teine mehr gibt. Die rückständigen Kreisabgaben, Krankenkassenbeiträge usm. sind oder werden durch die Landräte unmittelbar von den staatlichen Rotstandsgeldern abgezogen. Aehnlich werden auch die Läpper schulden an Krämer und Handwerker bezahlt:

D

der Bauer hat vorerst einmal bis zum Herbst Ruhe und kann, vom Drängen der Gläubiger verschont, seiner Arbeit nachgehen.

Es gehört zum Wesen jeder Wirtschaftskrise, daß mit ihr eine psychologische Krije verknüpft ist. Diese scheint überwunden zu sein. Es ist eine gewisse Beruhigung eingetreten. Kleinigkeiten find hier kennzeichnend, und eine solche Kleinigkeit ist die Hoff nung auf höhere Schweine preife. Der Schweinezüchter in Mecklenburg   und Bommern   hat sehr wahrscheinlich noch nie etwas vom Schweinepreiszyklus des Konjunkturforschungsinstituts gehört, und trotzdem ist die Auffassung allgemein, daß es mit den Schweinepreisen, die bei der ganzen Bewegung des verflossenen Winters eine unheilvolle Rolle gespielt haben, jetzt endlich besser wird. Der Gastwirt in Klein- Zerlang, an der preußisch- mecklen­burgischen Grenze, erzählte mir als erster davon: der Pfarrer der dortigen Gegend habe die jungen Ferkel totschlagen laffen; fie werden so minimal bezahlt, daß es sich nicht lohne, das Muttertier absaugen zu lassen. Dieser bethlehemische Ferfelmord sei verkehrt, bestätigte mir auch ein Fachmann in. der Gegend von Neustrelit. Die Zeiten würden bald vorbei sein, wo sich der Händler für 40 Mart pro Zentner Lebendgewicht das beste Schwein aussuchen konnte. Noch bietet der Schweinezüchter, gedrängt von der Not, in Inseraten der ungenießbaren kleinen und kleinsten Lokalpresse frisches Schweinefleisch zu 70 bis 80 Pfennig pro Pfund, also gut 30 bis 40 Broz. billiger als der Megger, an. Er muß noch selbst schlachten, um einen höheren Preis zu erzielen. Aber die Ein­stellung des Bauern zu den ganzen Problemen ist eine andere geworden. Das sieht man an mancherlei Dingen. Die Melioration ist unter Einfluß der Preußen­kredite kräftig aufgenommen worden. Man denkt an die Intensivierung des Rübenbaues und interessiert fich brennend für die viel erörterte neue Maschine, eine Rüben aushebmaschine mit stark gesteigerter Leistung. Der Boden hat überall seine Salznahrung bekommen. Soll hier und da diesmal weniger gedüngt worden fein als im Vorjahre, so nur des halb, weil man annimmt, daß der Boden genügend mit Salzen ver­sorgt ist. Eine Nachlässigkeit oder Sabotage des Be= stellungsgeschäfts ist nirgends festzustellen. Das stimmt auch mit den Abfahzahlen des Kali- und des Stickstofffyndi

und sie werden Mühe haben, den deutschnationalen Besihstand zu behaupten. Unleugbar ist thnen die ganze Bewegung, die sie im Winter entfesselt haben, aus den Händen geglitten. Man wollte den Herren in Berlin  " den Standpunkt flarmachen. Deshalb mußte man übertreiben und trug den Notstand der Land­wirtschaft sehr dick auf. Das wird überall bestätigt. Es gibt Be­triebe, die auch im Jahre 1927 mit gutem Erfolg gewirtschaftet haben. Die Frage der Rentabilität scheint eine Personenfrage zu sein. Es hat heute so mancher ein Gut, der im Kriege Leut nant oder Offizierstellvertreter war und der heute noch ganz genau so tommandiert, als ob es, wie im Kriege, auf Kosten des Staates und nicht auf seine Kosten ginge. Diese Leute bevölkern, auch an Wochentagen, die ländlichen Wirtshäuser. Sie haben auch die Agrardemonstrationen gemacht, mit dem Er­folg, daß es für die Drahtzieher im Reichslandbund eine Reihe Don sehr unangenehmen Präzedenzfällen gibt. Bunder­dinge erzählt man davon. Bäder, Stellmacher und Schneider, alles was vom Landwirt abhängig ist, wurde in die Sonderzüge gepadt und zu den Demonstrationen geleitet. Es muß in den Dörfern ein Terror geherrscht haben, wie ihn nach dem Zusammenbruch die Kommunisten in den Industriebetrieben ausübten.

Jetzt folgen die gerichtlichen Rachspiele. In Neuruppin  werden sich demnächst ungefähr zwei Duhend Landieute aus Kyritz  an der Knatter wegen des Sturmes auf das Finanzamt zu ver­antworten haben. Die Drahtzieher im Reichslandbund hoffen auf nicht die Bauern aus Kyriz an der Knatter, sondern die Sekretäre Berständnis der Richter, die wohl der Auffassung sein werden, daß des Reichslandbundes vor das Gericht gehören.

Unbehaglicher als die kommenden Gerichtstermine fcheint manchem der Herren am Stammtisch auf

zustoßen, daß der Bauer nachdenklich wird.

Man hat ihn in den Wintermonaten mit Argumenten überfüttert und ihm Statistiken an den Kopf geworfen. Vieles davon blieb unverstanden. Jetzt versucht der Bauer, sich darüber flar zu werden: er verdaut. Weshalb der Großhandel an der Bewegung der deutschen   Ernte jährlich rund 1 Milliarde verdient, ist z. B. eine der Fragen, die heftig erörtert werden. Daß die Umstellung in der Industrie sich so schnell vollzogen hat, während es in der Landwirt­schaft nicht vorwärts geht, führt man auf den Mangel an land­wirtschaftlichen Schulen zurück. Das sind ohne Zweifel neue Töne, die gerade die Herren vom Reichslandbund beunruhigen. wie die der landwirtschaftlichen Notstandskampagne des verflossenen Das ist verständlich; immer noch vollzog sich in Wirrnissen, ähnlich Winters, die Emanzipation bisher vom Besiß und privilegierter macht bevormundeter Schichten: der Fürstin auf Buttbus foll es schlecht, sehr schlecht gehen. vier Duizend Güter. Abends sprach ich mit einem ihrer Bächter. Sie verpachtet auf Rügen   ungefähr nommen, was zu erhalten sei, aber nichts würde in den Be­Das sei so ein Elend, erzählte mir dieser, es würde an Pacht ge­trieb hineingestedt. So tönne es nicht weiter gehen. Der Bandmann verdaut, und man weiß noch nicht, was dabei heraus­tommen wird. Vielleicht war die Notstandskampagne im Winter 1927/28

der Anfang einer notwendigen Agrarreform. der Alternative zugespiht, ob der Landwirt intensi­Unzweifelhaft hat sich die Agrarfrise im verflossenen Winter in Dieren   soll oder nicht. Im Frühjahr 1927 vertraten viele Landwirte den Standpunkt, möglichst viel aus dem Boden heraus­zuholen. Es wurden z. B. große Mengen Kunstdünger verwandt. als die Felder aber stark im Halm und gut in der kommenden Frucht standen, kamen die Gewitterschauer, schlugen sie nieder und vernichteten den Segen. An den Feldern derjenigen, die ertensio gemirtschaftet hatten, ging das Unglück, eben weil die Frucht leich= ter stand, vorbei, ohne gleichen Schaden anzurichten. Was Zu­fall war, benußte der Reichslandbund, um vor der Intensivierung zu warnen. Besser seien höhere Zölle und Niederschlagung der Steuern. Der Reichslandbund propagierte hier, und an vielen Orten fürs erste mit Erfolg, eine Auffassung, die durchaus im Gegensatz zu den Maßnahmen der preußischen Re­gierung steht, und es ist kein Wunder, daß sich die Erregung der Bevölkerung in den Unwettergebieten gegen die preußische Re gierung entlud. Die Dinge sind aber in den legten Wochen ganz anders geworden. Man hat gesehen, daß die viel gelästerte preußische Regierung mit Rat und Tat eingegriffen hat. Vor allem hat sich die preußische Bureaukratie unter energischer Leitung der republikanischen Banbräte, bie hier eine Feuerprobe im beften Sinne des Wortes bestanden, glänzend be Seitdem der Frost aus dem Boden ist, hat der Band. währt. Man sieht diese von der Republik   geschickten Landräte heute mann feine 3eit für Demonstrationen und auch im Krisengebiet mit ganz anderen Augen an als vorher und macht feine Neigung dazu. Am angenehmsten scheint das den fich seinen eigenen Vers auf die böse preußische Renierung in Herren Agitatoren vom Reichslandbund zu sein. Beruhigter schlürfen Berlin  ". Bielleicht dürfte schon die kommende Wahl den sie abends ihr Bier an den zahllosen Stammtischen in Neubranden-| Deutschnationalen in Mecklenburg   und Pommern   eine kleine burg, Bergen, Stralsund   und wo es sonst sein mag. Allerdings Ueberraschung bringen, die in ursächlichem Zusammenhang mit haben sie ihre Gorgen, denn bie Wahl steht vor der Tür, I der Notstandstampagne des verflossenen Winters steht!

tats überein.