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Morgenausgabe

Nr. 199

A 101

45.Jahrgang

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Der Bormärts erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Ilustrierte Beilagen Bol und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen", Frauens timme", Technit", Blid in bie Bücherwelt und Jugend- Borwärts".

bionist bons

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Freitag

27. Apríl 1928, Groß- Betlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die einfpaftige Ronpareillezetle 80 Pfennig. Retlamezeile 5.- Reichs mart Kleine Anzeigen" bas fettge brudte Mort 25 Pfennig( zulässig zwei fettgedruckte Morte), jedes weitere Wort 12 Bfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Pfennig, jedes weitere Bort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmartt Beile 60 Pfennig. Familianzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden ftraße 3, wochentagl. von 8 bis 17 Uhe

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Keine Einigung in Sachsen  .

Der Kampf geht weiter.

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Die Verhandlungen zur Bellegung des Konflikts in gelegt. Ein Manteftarif besteht aber nicht mehr. Den der sächsischen Metallindustrie, die gestern und Schiedssprüchen fehlt also die Grundlage. vorgestern im Reichsarbeitsministerium stattgefunden haben, sind ergebuislos verlaufen. Beide Parteien hatten bekanntlich die Schiedssprüche abgelehnt. Der Versuch des Reichsarbeitsministeriums, eine Ginigung zwischen den Parteien herbeizuführen, scheiterte von vornherein an der Saltung der Unternehmer. Da eine Verbindlichkeitserklärung nicht beantragt worden ist, kann eine solche auch nicht in Frage kommen. Auch tarifrechtliche Bedenken sprechen übrigens gegen eine Verbindlichkeitserklärung. Akkordberech nung und Lohnaltersstufen find im Manteltarif fest.

Die Arbeiter stehen nunmehr seit drei Wochen schon im Lohnkampf und sind entschloffen, auch in Sachsen   die Löhne zu erringen, bie in anderen Tarifgebieten der Metallindustrie bereits gezahlt werden. In der Sächsischen   Metallindustrie können ausreichende Löhne gezahlt werden. Wir erinnern nur an den Maschinenbau für das Buchdruckgewerbe in Leipzig  , an die Chemnizer Textil­maschinenindustrie, an den sächsischen Werkzeugmaschinenbau, die alle führenden Gruppen für die Ausfuhr find. Die fächsische Metallindustrie fann also ausreichende Löhne zahlen. Sie wird sie zahlen müssen.

Unter der Knute Moskaus  .

Schwere Zerwürfnisse bei den französischen   Kommunisten über die Stichwahltaktit

V. Sch. Paris  , 28. April.  ( Eigener Drahtbericht.)

Die heute bekanntgemorbenen neuen Berzichterklärungen be­ftätigen faft burdymeg, daß das Zusammengehen der Linksparteien in ganz Frankreich   fast einheitlich ist.

Sehr unflar imò merkwürdig ist die Situation im Elsaß, wo Kommunisten und Autonomisten geheime Ab­machungen getroffen zu haben scheinen. Offiziell halten zwar die Kommunisten ihre Kandidaten aufrecht, aber unterderhand geben sie ihren Anhängern die Parole, für die Autonomisten zu stimmen, um die Sozialisten zu Fall zu bringen. In Straßburg  ist ein Autonomist zurüdgetreten, offenbar um seine Stimmen dem tommunistischen Kandidaten gegen den sozialistischen   Kandidaten Georg Weill zuzuwenden.

Die Mostauer Tattit hat

schmere Zerwürfnisse in der Kommunistischen Partei bewirkt. Darüber erfährt man Einzelheiten, weil leitende Kommu nisten in ihrer Empörung aus der Schule zu plaubern beginnen Durch solche Mitteilungen ist Genoffe Le Troquer in ber Lage, nähere Einzelheiten über die Berliner   Auseinander. feßung anzugeben. Le Troquer teilt zunächst berichtigend in feiner Rede auf dem Bezirksparteitag mit, daß es nicht Litwinoff, sondern manuilsti mar, der die Beschwerde von Renaud- Jean schroff zurüdgewiesen hat. Ergänzend fügt Le Troquer hinzu, daß außer Renaub- Jean auch der geflüchtete Abg. Doriot   an diesem Bersuch teilgenommen hat, Mostau umzustimmen.( Doriot   ist dann turg vor der Wahl nach Frankreich   zurückgefehrt und nach einer Wahl. versammlung in Balenciennes verhaftet worden.) Die Zeitschrift La Lumière"( Das Licht) wird in der nächsten Nummer weitere Einzelheiten veröffentlichen, die fo präzis find, daß fie faum er funden sein tönnen. Danach ist die Aussprache in der Botschaft Uuter den Linden sehr erregt gewesen. Renaud- Jean wollte, da man feine Argumente nicht anhören wollte, noch am selben Abend nach Mostau weiterreifen in der Hoffnung, dort mehr Berständnis zu finden. Doch wurde ihm kategorisch erklärt, daß er fein Ein­reifevifum nach Sowjetrußland erhalten würde! Der Franzose Derfuchte nun ben Ruffen flar zu machen, daß es doch

im Jntereffe der Sowjetregierung

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Semard antwortete, daß der Beschluß über die Wahltatit der fran 3öfifchen Sommuniften einstimmig von 52 in der Mostaner Gretutinė vertretenen Parteien gefaßt morden sei.

Cachin antwortete: Mir find die 52 Parteien der Kommu­nistischen Jnternationale Wurst, well ihr Beschluß der Kommu­nistischen Partei Frankreichs   den Todesstoß verfekt! Wir werden daraus eine Prinzipienfrage machen, von der die weitere Zu gehörigkeit der französischen   Partei zur Kommunistischen Inter­nationale abhängen wird."

Gemard antwortete mit einer Ausschlußandrohung und verließ mütend das Gefängnis.

Die Humanité" hat bisher an wenig auffallenden Stellen ein furzes und lahmes Dementi veröffentlicht, in dem sie bestreitet, daß Renaud- Jean und Litwinoff miteinander gesprochen hätten. Die Lumière" erflärt aber, alle Dementis feien zwedios, benn bald würden die infolge des Befehls Mostaus durch gefallenen fommunistischen Kandidaten aus der Partei austreten und in

aller Deffentlichkeit reden.

Gegen den Hungerblock!

Scharfer Proteft des Hamburger   Parlaments.

Hamburg  , 26. April.  ( Eigenbericht.)

In der Hamburger Bürgerschaft tam es am Mittwochabend bei Besprechung einer Anfrage über die Stellung Hamburgs   zur Herab fehung des Gefrierfleischkontingents zu einer wuchtigen Demonftraflon gegen die Politit des Befih­bürgerblods Die Herabfehung des Gefrierfleif­fontingents wurde von der übergroßen Mehrheit der Bürger­fchaft in scharfer Weise verurteilt

Elektrizität und Sowjetmacht.

Die große Errungenschaft des Bolschewismus- die Elettrifizierung.

Bon Wladimir Woytinsky  .

In diesem einen Bunkte sind mit wenigen Aus­nahmen alle Rußlandreisenden einig: die Wirtschafts­politit der Bolschemisten tann bestimmte Mängel aufweisen, die Zwedmäßigkeit ihres Handelssystems fann Zweifel er regen, dieses alles gibt man- wenn auch ungern zu; in einer Hinsicht haben aber die Sowjets auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Entwicklung etwas ganz hervorragendes ge leiftet nämlich bei der Elettrifizierung!

Rein Thema wird in den bolschemistischen illustrierten Blättern so häufig berührt wie die russischen Elektrizitäts­werke. Wer hat die Photographien vom Wolchowstroi und Dnjeproftroi nicht bewundert? Wer war nicht gerührt durch Das Bild des russischen Dorses, durch das die stramm­gezogenen Elektrizitätsleitungen in die Weite laufen? Oder durch das andere Bild: eine Bauernstube, Lenins   Porträt an der Wand, die ganze Familie um den Tisch gesammelt, auf dem ein zehnjähriger Junge in den Strahlen einer Glühlampe die Prawda" lieft? Unterschrift: Vormarsch der Elektrifizierung auf dem flachen Lande."

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Auch den Reisenden in Rußland   wird recht viel Elef­trizität vorgeführt, und schließlich gewinnen sie die Ueber­

zeugung, daß die Bolschewisten die Elektrizität- wenn nicht

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gerade erfunden so jedenfalls als erste in Rußland   ein­geführt haben. Freilich stimmt diese Auffassung mit der geschichtlichen Wahrheit nicht überein, weil man in Rußland  über die Glettrizität auch vor ben 10 Tagen, bie die Welt erschütterten", informiert war( so wurde z. B. die erste elettrische Unterwafferleitung auf dem Boden von Nema im Jahre 1912 gelegt). Wahr ist aber, daß die Bolschemisten der Elektrifizierung viel Aufmerksamkeit schenfen, und sicher verdient diese Seite ihrer Tätigkeit von jedem, der das bofschemistische System ohne Voreingenommenheit erforschen mill, aufmerksam betrachtet zu werden.

Anfang 1920, als noch die Stürme des Bürgerkrieges über Rußland   tobten, verkündete Lenin   die neue Losung: Elettrifizierung der gesamten Wirtschaft! Die Elektrifizierung wird den Somjetstaat von allen Nöten befreien! Zu dieser Zeit wurde die berühmte Formel geprägt:

Sozialismus Sowjetmacht+ Elektrifizierung."

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Mit großer Feierlichkeit wurde ein Staatsausschuß ge bildet, an deffen Arbeiten nicht weniger als 200 Fachleute teilnahmen. Im Dezember 1920 wurde dem 8. Sowjet­fongreß ein großzügiger Plan vorgelegt, der die Billigung der hohen Versammlung fand. Nach weiterer Durcharbeitung dieses Planes die ein Jahr beanspruchte nahm der 9. Sowjettongreß im Dezember 1921 das endgültige Projekt der Elektrifizierung der russischen Wirtschaft an. Das Projekt sah die Elektrifizierung von Tausenden von Kilo metern Eisenbahnen und Wasserstraßen, der gesamten Industrie( einschließlich des Bergbaus) sowie der Forst- und Landwirtschaft vor. Schon in den nächsten Jahren müßte der Sowjetbauer zum elektrischen Pflügen und Dreschen, sowie zur elektrischen Milchwirtschaft und Federviehzucht übergehen und damit der Welt ein Vorbild der rationellen, modernen landwirtschaftlichen Produktion bieten. Daß gleich zeitig die Glühlampe auf dem flachen Lande alle Beleuch Selbstverständlichkeit. Vor allem handelte es sich um die Errichtung von 30 Ueberlandkraftwerken, von denen 9 mit Wafferturbinen ausgerüstet sein sollten, 11 für Rohle, 3 für Torf, 2 für Erdöl  , 1 für Schiefer und 4 für mehrere Brenn ftoffe geplant waren.

Nicht nur die Bertreter der Linksparteien, sondern auch die Sprecher der Wirtschaftspartei und der Deutschen Volkspartei   tenn zeichneten die verheerenden Wirkungen der Gefrierfleischtungsmittel des alten Regimes ersehen mußte, ist eine herabsehung und übten Kritif an der Maßnahme der Bürgerblock. regierung. Unter wiederholter Zustimmung der übergroßen Mehr. heit des Hauses wies der sozialdemokratische Rebner Ehrenteit nach, daß die vom Befizbürgerblod angegebenen Gründe, Verminde­fiege, wenn die Linksparteien in der nächsten Kammer nicht gerung der Not der Landwirtschaft, eitel Spiegelfechterei seien. Die schwächt wären, denn die Rechteparteien seien für den diplomatischen Bürgerblodregierung habe aber auch gegen Treu   und Bruch mit Sowjetrußland. Darauf erfolgte die Antwort: Wir Glauben verstoßen, denn der Hamburger Produftion sei, fennen besser als ihr Franzosen die Interessen Sowjetrußlands," als sie seinerzeit die deutsche Gefrierfleischeinfuhr organisierte und worauf Renaud- Jean erwiderte: Wir aber fennen besser als ihr daher fostspielige Einrichtungen schuf, vom damaligen Reichs­Ruffen die Lage in der französischen   Arbeiterbeme ernährungsminister Kaniz versprochen worden, daß das Kon­gung." Darauf murde mit der Ausflußdrohung aus der tingent bis 1933 aufrechterhalten werde. Kommunistischen Internationale geantwortet und Renaud- Jean mußte mit leeren Händen nach Paris   zurücfehren.

Marcell Cachin und Baillant- Couturier, in deren Auftrag er gefahren war, erfuhren im Santé- Gefängnis, wo sie damals beide fagen, von der Erfolglosigkeit der Bemühungen Renaud- Jeans und ließen Semarb, ben Generalsekretär der Sommunistischen Partei, zu fich tommen. Sie machten einen furchtbaren Krach und drohten mit der Gründung einer neuen Kommunistischen Partei, falls fie infolge der angeordneten Stichwahltatiif burfallen mürben.

Mit Aus

Um dieses Projekt schuf man eine ungeheure Literatur, deren Erzeugnisse allein als Brennstoff für ein Kraftwerk mittlerer Größe ausreichen könnten. Mit dem Widerhall dieses Unternehmens füllte man die ganze Welt, und als die deutschen   Kommunisten im Jahre 1924 die Wahlparole prägten: Eberts Deutschland trepiert, Lenins Rußland marschiert", hatten sie vor allem die Fortschritte der Elef­trifizierung in Rußland   vor Augen.

Unter dem Eindruck der Kritif sah sich sogar die volksparteiliche Rednerin veranlaßt, der Hoffnung Ausdrud zu geben, daß die Reichs regierung fich bald non dem Rotftand der großstädtischen Bevölke rung überzeugen und mieder eine Herauffeßung des Geschweigsamer Arbeit fann man ihre Ergebnisse messen. frierfleischtontingents pornehmen merbe. nahme der deutschnationalen Fraktion, die nur etwa ein Achtel der Bürgerschaftesige inne hat, hat sich also das gesamte ham burgise Barlament jharf gegen die Hungerpolitif des Bürgerblods ausgesprochen.

Am 1. Mai feiert die Arbeit!

Nach 6 Jahren unermüdlicher und nicht übermäßig Ende 1927 zählte man in Rußland   123 Elektrizitäts= werfe mit insgesamt 665 524 Kilowatt installierter Kraft­maschinen, Die Stromerzeugung betrug im Oktober 1927 runb 180 millionen Rilowattstunden. Die Ber­gleichszahlen für die Borkriegszeit fehlen uns: es ist an

Die Arbeiterschaft demonstriert auf der Treptower Spielwiese!