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3ft das Einheitsfront"? Die Feiern der Sozialdemokratie.

Tote und Verwundete in Warschau  .

Warschau  , 1. Mai.( Eigenbericht.)

Die Maifeier ist in Warschau   durch die Kommunisten mit überaus traurigem Erfolge gestört worden. In früheren Jahren haben die in der polnischen Hauptstadt ziemlich starten fommuniffi­schen Organisationen ebenfalls regelmäßig versucht, die Umzüge und Feiern der Sozialisten zu sprengen. Diesmal verstärkten sie ihre Anstrengungen, da seit längerer Zeit zum erstenmal fast in ganz Polen   alle sozialistischen Parteien gemeinsame Feiern beschlossen hatten. Als sich der überaus imposante fojialistische Fest­zug gebildet hatte, griffen die Kommuniffen ihn von hinten mit knüppeln und Schußwaffen an. Die Sozialisten wehrten fich fo gut es ging; später griff auch die Polizei in den regelrechten Straßenkampf ein. Drei Tote und mehr als 50 Schwer­und Leichtverlette blieben auf dem Plak  . Erst nach dieser kommunistischen   Mordtat konnte die sozialistische Demonstration fortgefeht werden. Biele Großbetriebe und die Straßen­bahn feierten.

In Lemberg   wurden am frühen Morgen etwa 70 Kommu­nisten wegen angeblicher Borbereitung zu ungefeßlichen Beran­staltungen verhaftet. 4 Tofe

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40 Schwerverletzte.

Warschau  , 2. Mai. Die Gesamtzahl der Opfer der geftrigen Zusammenstöße zwischen Sozialdemokraten und kommunisten stellt sich auf 4 Tote und 280 Berletzte, davon 40 Schwerverlette. Etwa 50 Personen find von der Polizei verhaftet worden.

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Kinder!"

Das Bürgertum berechnet im Stillen nach dem großen sichtbaren Bilde der gestrigen Demonstrationen die Aussichten bei den Wahlen. Da ist doch vielen das Herz in die Hosen gefallen im Anblick der geschlossenen Wucht, mit der die Arbeiterschaft aufmarschierte. Doch die Kommunisten hielten es für gut, die Einheitsfront der Arbeiter­schaft zu durchbrechen. Wirklich, der Langmut und die Geduld der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft ist gestern auf eine harte Probe gestellt worden! Aber wer wird sich denn an Kindern vergreifen? In ungezählten Provokationen gefielen sie sich, in An­pöbelungen, die hätten sie sich gegen eine gegnerische Klassen­front gerichtet, vielleicht, gelinde gesprochen, am gestrigen Tage als ungehörig zurückgewiesen wären. Aber es galt ja nicht dem Bürgertum, dieser ihr Aufmarsch und ihre Maifeier, er galt den Arbeiterbrüdern am gleichen Werktisch, den Sozialdemo traten. Auf Lastautos verladen, flankierten diese Genossen" unsere Züge, um ,, Nieder, nieder" zu brüllen. Was sie damit be­sagen wollen, ist selbst dem Bürgertum ein Rätsel. Eine andere blöde, in ihrer Absicht niederträchtige und in ihrer Wirkung vollständig lächerliche Schaustellung bot ein Laftwagenaufzug, in dem Kinder von vier bis acht Jahren einen eingeleierten Vers blöften, der als Dokument für die nächsten Jahre bei den Maifeiern erhalten bleiben soll:

,, Wer hat uns verraten,

Die So- zi- al- de- mo- fra- ten!"

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Ueberall glänzende Beteiligung der Arbeiterschaft.

Auch die Abendveranstaltungen der Partei zur Feier des 1. Mai erfreuten sich eines besonders starten Be­fuchs. Wir greifen aus der Fülle der Berichte diese heraus: Prenzlauer Berg   und Friedrichshain   vereinten ihr Maifest in den Gesamträumen des Saalbaus Friedrichshain  . Immer neue Zuschauer lockte die lächelnde Sonne herein. Ein Boltsfest war es, mit auserwähltem Programm. Im Mittelpunft. stand die zündende Rede des Stadtverordnetenvorstehers Genossen Ha B. Mit dem Gesang der Internationale", die durch den Sprechchor, unter meisterhafter Regie von Florath und witte eingeleitet wurde, schloß der offizielle Teil und dankbar verließen die ersten Gäste das Fest.

Der Kreis Mitte fand sich in den Nachmittagsstunden im Walhallagarten Weinbergsweg zusammen. Bald war im großen Garten jeder Platz besetzt. Wie in vielen anderen Bezirken traten die Kinderfreunde mit hübschen Darbietungen auf. Die Freie Turnerschaft Groß- Berlin, Gruppe 3entrum, legte am Barren ein gutes Zeugnis von ihrem Können ab, während die Arbeiterradfahrer auf der Bühne Hometrainerrennen vorführten. Die Festansprachen hielten Adolf Hoffmann   und Karl et schold, die den harten Kampf der Arbeiterklasse bei Maidemonstrationen in früherer Zeit schilderten.

Glänzend verlief auch die Versammlung, die der Bezirk Tier­ garten   in den Gesamträumen des Ulap veranstaltete. Das Reichs= banner hatte sich, wie überall, zur Verfügung gestellt. Die Festrede hielt Reichstagsabgeordneter Siegfried Aufhäuser   vom AfA. Als ein Mann, der auf jahrzehntelange Arbeit im Gewerkschaftsleben zurückblickt, war er der gegebene Redner. Besonders wirkungsvoll arbeitete er heraus, wie gerade der Mai des Jahres 1928 für die deutsche Arbeiterklasse bedeutungsvoll sei. Haltet zu eurer Klasse im Rampfe gegen die soziale Realtion, dann wird und muß euch der endgültige Sieg sicher sein, das war der Tenor der Ausführungen Aufhäusers, die mit stürmischem Beis fall aufgenommen wurden. Das frohe Treiben eines richtigen Bolts­festes mit schönen fünstlerischen Darbietungen hielt die Genossen lange zusammen.

Maifeier soll ja auch Volksfest sein! So war es auch in diesem Jahre wieder in der neuen Welt in der Hasenheide. kann es eine beffere Dekoration für eine Maifeier geben, als ein Garten mit Bäumen im maifrischen Grün? Die Klänge eines Blas­orchesters huschen durch die weiten Baumalleen. Gruß an den Mai", Frühling und Dorfreigen" bringt der Männerchor Fichte­Georginia". Franz Künstler spricht die Feſtworte und zeigt in furzen Worten den schweren Weg der Arbeiterklasse.

In Brig veranstaltete die Sozialdemokratische Partei   einen Umzug, der eine ungewöhnlich starke Beteiligung aufwies. Nach einem Marsch durch Alt- Brig marschierte der Zug nach der Groß­fiedlung, wo im Hufeisen eine Feier veranstaltet wurde. Nach einer Ansprache des Festredners Beit wurden vom Jugendchor Lieder zum Vortrag gebracht. Das Tambour und Fanfarenforps des Reichsbanners umrahmte die Veranstaltung mit Mufitoor

trägen.

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gekleidete Menge der unausgesetzt zuströmenden Nachzügler, die zu Fuß, per Bahn oder per Rad eintrafen. Echte, richtige Festtags Stimmung sprach aus all den frohen Gefichtern, Freude, geboren aus Brüder und Schwestern mutig aufzunehmen. Der Umzug durch den der Zuversicht, den Kampf für die eigene Freiheit und die aller reich mit schwarzrotgoldenen Fahnen geschmückten Ort gestaltete sich zu einer eindruchsvollen Rundgebung.

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Im Bürgergarten trafen sich dann die Festteilnehmer zur eigentlichen Feier. Einleitend fang der Chor der Jungen, Kreis Treptow  , hebt unsere Fahnen in den Wind" und Brüder zur rede hielt. In warmen Worten gedachte sie zuallererst der bedrängten Sonne, zur Freiheit", worauf Klara Bohm- Schuch die Fest­Menschen im besetzten Gebiet, deren Not fie fast über unsere eigene stellte. Der Versöhnungs- und Verständigungsgedanke müsse endlich zur Wirklichkeit werden und das Wollen der Sozialdemokratie, als Friedenspartei zu wirken, Anerkennung finden.

Das prachtvoll milde Wetter gestattete es, die Parteifeier des Kreifes wedding bis in die späten Abendstunden hinein in dem überfüllten Garten des Pazenhofer Ausschants abzuhalten. Zahl reiche Darbietungen von Gesang und Schauturnen, Tänzen und Musik hielten die Feststimmung wach, die der Festredner Kurt Heinig  zu einem begeisterten Bekenntnis für den Kampf um die gerechte Sache der Arbeiterschaft entfachte.

Und abends im Gewerkschaftshaus.

Wer von den festlichen Tagesmärschen noch nicht allzu müde war, der fonnte am Abend im Gewerkschaftshaus ein wirklich gutes Konzert der vom Rundfunk so gut bekannten Kapelle Gebrü der Steiner hören. Nach dem erfolgreichen Debut am 2. Ofter­feiertag bot die Rapelle auch gestern wieder ein gut gewähltes Programm mit einer Fülle beliebter Opern, Operetten- und Kon zertpiecen, die in wirklich ausgezeichneter Wiedergabe stärksten Bei­fall fanden. Und siehe da, es ging fogar ganz ohne Charlestone, Blues oder Shimmy- bis auf eine sehr witzige Parodie, die der Komponist, Heini Steiner, selbst am Flügel virtuos vortrug. Mit wienerischem Schmiß und G'fühl spielte die Kapelle den Frühlings­stimmenwalzer" von Johann Strauß  , sehr schön flang ferner die einleitende Egmont- Ouvertüre  " und die Zusammenstellung aus d'Alberts Toten Augen". Saubere Technit, feines Empfinden und ein überaus gutes Zusammenspiel sichern der Kapelle ihren Erfolg. Der Ministerpräsident im Rundfunk.

Die Jdeenwelt des 1. Mai.

Der Rundfunk beschränkte sich am 1. Mai allein auf einen Bor­trag, der die Hörer über den Sinn der Feier aufklären sollte. Allerdings gewinnt er als Sprecher einen der bewährtesten Vor­fämpfer der Arbeiterbewegung, den preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun  . Es galt vor allem, den nichtproletarischen Hörer in den Gedankenkreis, in die Ideenwelt des 1. Mai einzuführen. Braun deutete die Feier als einen symbolischen Vorgang. Kurz ffizziert er die Geschichte dieses Weltfeiertages der Arbeiterschaft. Darüber hinaus jedoch führte er den Hörer in die geistige Geschichte des Sozialismus ein. Er mies darauf hin, daß schon vor Lassalle   und Marg in den Werfen eines Schiller, Goethe und des Philofophen Kant Anfäße zu diesem Ideenkomplex vorhanden sind. Er zeigte, wie sich die sozialistische Idee allmählich in der Wissen­

Im Zwischenchor rief dann eine als Sträflinge verkleidete Gruppe Amnestie! Amnestie!( Offenbar für die Feme­mörder!) Das ganze wurde dann sinngemäß durch ein über den Bagen gespanntes Transparent ergänzt durch die recht einladenden Worte: Proletarier aller Länder, vereinigt euch 1" Man fann sich zu solchem Blödsinn den Kommentar erfparen. Die nichtfommu- fänge des Arbeiterchors folgten. Turnerische Vorführungen am Redschaft, besonders in der Nationalökonomie, durchsetzt, er nennt nistische Arbeiterschaft hat jedenfalls von der Anrempelungen feine Notiz genommen, nur die alten Geden des Kurfürstendamms hatten

ihr Gaudium daran.

Die Maifeier des Bezirts Ripenid tann für alle proleta rischen Feste und Feiern als Beispiel gebraucht werden. Der Saal des Stadttheaters war ganz mit roten Fahnen ausgeschlagen. Das Orchester des Deutschen Mufiterverbandes leitete die Feier ein. Ge­warben eindringlicher, als Blafate es vermögen, für die Arbeiter­Turn- und Sportvereine. Rezitationen aus der sozialistischen   Lyrit von Frau Trug vom Staatstheater trugen zur Hebung der Stim­mung bei. Einen besonders tiefen Eindrud hatte man beim An­marsch der Sozialistischen Arbeiterjugend: Den Sinn des Sprech durch viele rote Fahnen! Der Film Die Führer mahnen" löste besonders bei dem Erscheinen des Bildes von Fritz Ebert Beifallsstürme aus.

Rotfront wird nicht verboten! chors, Wir Jugend, wollen rote Fahnen tragen" unterſtrichen fie

Der Staatsgerichtshof hat die Weigerung der Länder, auf Geheiß des Reichsinnenministers den Roten Frontkämpferbund   zu verbieten, heute für berechtigt

erklärt.

Der Rote Frontkämpferbund   bleibt also durch die Initiative der republikanisch regierten Freistaaten bestehen!

In seiner Begründung erflärt der Staatsgerichtshof, daß die Boraussetzungen für ein Verbot des Roten Frontkämpferbundes   nicht gegeben find. Die Kosten des Verfahrens muß das Reich tragen.

Der Kampf in Sachsen  .

Neues Schlichtungsverfahren.

In den Cohnstreitigkeiten in der fächsischen Metall­industrie hat der Reichsarbeitsminister im öffentlichen Intereffe ein neues Schlichtungsverfahren eingeleitet. Die Berhand­lungen finden am 4. Mai vormittags 11 Uhr im Reichsarbeitsmini­fferium ftaff. Der Streit um die Erneuerung des Manteltarifs hat durch Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs vom 24. März feine Erledigung gefunden.

Das neue Schlichtungsverfahren war nicht zu umgehen. Durch die Berbindlichteitserklärung des Manteltarifs ist der Reichsarbeitsminister in ganz un­zulässiger Weise den Unternehmern entgegengekommen. Der Reichsarbeitsminister ist sich durchaus flar über die rein tariflich mangelhaften Schiedssprüche. Es muß jedenfalls verlangt werden, daß bei den neuen Verhandlungen diese Fehler wenigstens teilweise durch eine entsprechende Herauf­sehung der Löhne gutgemacht wird.

Die Rheinschiffahrt liegt still. Berschärfung noch zu erwarten.

Duisburg  , 2. Mai.  ( Eigenbracht.) Am Mittwoch vormittag hat sich der Streit des Rheinschiffahrt Personals auf jämtliche Rheinhäfen ausgewirkt. Ein großer Teil der deutschen   Rheinflotte liegt bereits still. Die weiteren Aus wirkungen des Streits auf die Hafenarbeiter und die übrigen Ber, fehrsarbeiter laffen sich zurzeit nicht übersehen. Die Streitbewegung erfitedt sich auf 10 000 bis 12 000 deutsche Rheinschiffer.

Duisburg  , 2. Mai. Seit heute vormittag liegt die ganze deutsche Rhein­flotte till. Die Schiffe find überall auf der Reise angehalten und außer Fahrt gefeht worden. In den Hafenbetrieben

In Johannisthal   hatte sich am Bahnhof ein Trupp jüngster Fahnenträger poftiert, um alle Antömmlinge zu begrüßen und nach dem Versammlungsort, dem Johannisthaler Fußballspielplat, zu dirigieren. Hier harrte, bei nachmittäglicher Hize, eine sonntäglich

wurde heute morgen noch gearbeitet; für heute nachmittag sind jedoch Bersammlungen der Hafenbediensteten einberufen worden, in denen über eine Unterstützung des ftreifenden Schiffspersonals beschlossen werden soll.

Schwere Verkehrsunfälle.

Zwei Männer und ein Kind getötet.

An der Ede Paul Singer- und Kraut- Straße er eignete sich gestern abend ein schweres Motorradunglüd. Der 32jährige Motorradfahrer Hans Nitschte aus der Kraut ftraße 36, in dessen Begleitung sich der 61jährige Karl Braeste aus der Ratiborstr. 1 befand, stieß mit seinem Kraftrad mitten auf der Straßenkreuzung mit einer Straßenbahn der Linie 176 zu­sammen. Die beiden Männer wurden auf das Straßenpflaster ge­schleudert, wo sie besinnungslos liegen blieben. Bra este starb bereits auf dem Transport zum Krankenhaus am Friedrichshain  . Auch das Befinden Nitschkes gibt zu Besorgnissen Anlaß. Auf der Chaussee zwischen Bohnsdorf   und Schönefeld   prallte der 33jährige Willi Seiffert aus der Bismarckstr. 44 zu Rudow  mit seinem Motorrad, auf deffen Soziussit sich der 47jährige Ange ftellte Karl Hellwig befand, gegen einen Chausseestein. Das Rad überschlug sich und die beiden Fahrer erlitten lebensgefähr liche Berlegungen. Die Verunglückten fanden im Cöpenicker Kreiskrankenhaus Aufnahme, In der Markstraße in Fried richsfelde kam der 18jährige Radfahrer Paul Blindholz aus der Luisenstr. 15 zu Fall und geriet unter die Räder eines nachfolgenden Lastenzuges. Der Unglückliche wurde auf der Stelle getötet. Ein weiterer Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang trug sich in der Blumenstraße in Spandau   zu Dort wurde die dreijährige Gerda Guhrt aus der Blumenstr. 1 von einem Geschäftsauto überfahren und so schwer verlegt, daß fie auf dem Wege ins Spandauer   Krankenhaus starb.

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Erdstöße in Paffau.

Auf den Höhen von Bassau sind starte Erdstöße vernommen worden. Mauern zitterten und Fenster zerbrachen, und dumpfes, unterirdisches Grollen begleitete die Erdstöße...

Namen wie Adolf Wagner oder Herkner. Ursprünglich eine rein wirtschaftliche Idee, erweitert fie fich allmählich zu einer Idee der Bölterverbrüderung und Menschheitsverföhnung, zu einer tief ethischen Idee, die für den Staat wie auch für das einzelne Individuum menschenwürdige Lebensformen fordert. Und um diese Ideale wirtschaftlichen, fulturellen und ethischen Charakters wirksam und vor einer großen Deffentlichkeit zu vertreten, ist die Feier des 1. Mai, ist dieser Weltfeiertag des Proletariats ein­gerichtet worden.

Vielleicht haben die Worte Brauns manchen Bürgerlichen nach= denklich gestimmt und vielleicht veranlassen sie ihn, sich eingehender mit diesen Fragen zu beschäftigen und an der Entgiftung der Welt und an der Versöhnung der Böller mitzuarbeiten.

Der Mord auf der Avusbahn. Bier Einschüsse entdeckt.

Das Berbrechen auf der Avusbahn gab gestern der Mordkom mission Albrecht- Salam Veranlassung, den Tatort noch einmal genau zu untersuchen und vielleicht aus dem Befund noch weitere Schlüsse ziehen zu können.

Zunächst hatte man wohl 5 Patronenhülsen gefunden, aber feine Kugeleinschüsse. Gestern wurden nun vier Einschüsse entdeckt, einer in dem Fensterkreuz gegenüber der Tür, einer in einem Fernsprechverzeichnis, das auf dem Tisch ge­legen hat, einer in einer Wand und ein vierter in einer Tür. Hier ist die Kugel auf dem Türschild angeplattet. Die erneute Unter­suchung bestätigte die Annahme, daß die Verbrecher Sellenthin Don draußen her erschossen haben. Die Verbrecher raub­ten dem Manne die Tasche, nachdem sie ihn an der linken Hand ver­legt hatten, und drohten ihm nach Art dieser Räuber mit Erschießen, wenn er Lärm schlagen sollte. Unter diesen Drohungen zogen sie sich zurück. Als sie dann durch das Fenster sahen, daß der Wächter troß­dem am Telephon stand, gaben sie den Schuß ab, der ihn tötete. Durch umfangreiche Streifen sind zwar eine ganze Reihe von Leuten ermittelt und vorläufig festgenommen worden, die sich in der Nähe der Avus meist aus Neugier im Grunewald aufzuhalten pflegen. Alle ihre Angaben werden sorgfältig nachgeprüft. Bis jetzt haben diese Ermittlungen noch feinen Anhalt für die Täterschaft ge­liefert. Die geraubte Tasche und die Durchlaßscheine, die fich darin befanden, werden photographiert und im Polizeipräsidium ausge stellt werden. Die Obduktion der Leiche des Erschossenen wird im Charlottenburger   Schauhaufe voraussichtlich heute stattfinden. Sie wird auch zeigen, ob Sellenthin noch mehr Schüsse als den in den Finger und den in den Kopf erhalten hat.

Raubüberfall in Eberswalde  .

Mastierte und mit Pistolen bewaffnete Räuber drangen in der vergangenen Nacht in die papierfabrif in Wolfs­winkel bei Eberswalde   ein, durchsuchten die Fabrik und die Wohn­räume des Direktors Schmidt, hielten diesen mit ihren Waffen ist Schach   und erbeuteten Geld und Wertsachen, deren Wert noch nicht genau festgestellt ist. Die Räuber find unerkannt entkommen,