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Wo steht die Wirffchast? Rätsel der Konjunktur/ Krediterweiterungen der Reichsbank/ Verteuerte Kohle
Die geyeirwSrtige Loqe ttrto die Zuwnft der Almjunkwr z» be- lirteilen. hat einige Schwierigkeiten. Die immer mit der kalten Jahreszeit verbundene Arbeitslosigkeit ist verhältnismästig sehr spät, dann aber sehr stark gewichen. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit hat sich auch bis End« April noch fortgesetzt. Die seit zwei Monaten festzustellend« starke Exportsteigerung erklärt sich sicher nicht nur faisonmähig, und wenn auch der Rückgang in der Beschäftigung der Textilindustrie zum großen Teil auf eine vorsichtigere Lagerhaltung der Händler zurückzuführen ist. so bleibt doch die Frag« offen, ob die schnelle Steigerung des Exportes mit einem Rückgang der In- landskonjunktur in der Tat zusammenhängt. OaS Institut für Konjunkturforschung versucht in seinen setzt wöchentlich herausgegebenen Berichten, da» Bild der Konjunkturentwicklung durch die größer« zeitlich« Röhe  beim Ablauf der Totfache» deutscher   herauszuarbeiten. Im fünften Wochenbericht vom i. Mai geschieht da» im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Banken. Doch ist da» vom Konsunkwrinstitut ge­fällte Urteil nicht sonderlich befriedigend. Wenn gesogt wirb, daß die jahreszeitliche Zunahme de» Tätig- keits grade« auf einzelnen Teilgebieten(Saisongewerbe) bisher noch nicht stark genug gewesen ist, um die konjunkturelle Dämpfung in der Besamtwirtschast völlig auszugleichen, so wird hier die Tatsache«ine» Rückgange» der Konjunktur, und zwar unab­hängig von den Satsonerschetnungen, bereit» vorausgesetzt. Man müßt« fich doch fragen, ob die zweifelsfrei sehr viel langsamere Ueb erwindung de» Winter  » nicht selbst al» Dämpfung der Kon- junktur erscheint. Der Oktober vorigen Jahres war der Höhepunkt der Konjunktur. Wenn da» Konsunktur-Jnstitut selbst feststellt, daß seitdem der Umfang der von den Privatbanken gewährten Kredite bis End« März 1928 beträchtlich zugenommen hat(bei den sechs Berliner   Großbanken schätzt das Institut die Zunahm« auf 13,5 Proz.), und daß der Wechselumlauf im freien Berkehr von 3,3 Milliarden End« Ottober auf<7 Milliarden Ende März ge- stiegen ist, so muß e» doch al» sehr zweifelhast angesehen werden. od da» Konjunkwr-Institut den Rückgang der deutschen   Konjunktur nicht sehr überschätzt. Di« Vermutung de» Institut», daß die fest dem vorigen herbst nicht unbeträchtlich erhöhten Zinsen die seitdem eingetretene Kreditausweitung erklären könnte, dürfte nicht ausreichen. Wenn heute in der Tat mancherorts eine Ermattung in der nicht saison- rußigen Beschäftigung festzustellen ist, so dürft« vielleicht die vor- fichtigere Lagerauffüllung nach den starken Eindeckungen bis zum Jahresschluß und die langsame Uebmoindung der Folgen des scharfen Winter» zur Erklärung der Lage ausreichen. Ein« ener- sichere Finanzierung des Wohnungsbaues, insbesondere i ach Heranziehung von ausländischen Anleihen, und die endlich booerstehende Oeffnung des ausländischen Kapitalmarktes für den ö' cntlichen Anleibebedarf könnten sehr bald die Be- schäftigung der Industrie stark erweitern. Der Reichsbankausweis für Ende April. bietet auch keine Anhaltspunkt« für ein« irgendwie krisenhafte finan- zielle Anspannung oder für einen deutlichen Rückgang der Beschäfti- oung. Die Reichsbank wurde in der Woche zum 30. April für einen Ultimo nach dem Quartalsschluß verhältnismäßig stark in An- spruch genommen. End« Sept. Dez.?7 Ion. Febr. März April 28 NoteNUNdSchulden: Millionen Morl) Banknotenumlauf.. 4 182 4 364 4 231 4 268 4 513 4 409 Reutenbankscheine.. 989 716 626 630 616 609 Giroeinlag. d. Wirtsch. 630 779 498 491 333 338 Kredite an die Wirtschaft: Lombardkredite  ... 154 78 91 117 83 103 Wechselkredite... 2 992 3129 2 373 2 336 2 632 2 493 Rotendeckung: durch Gold.. durch Devisen.
162 Millionen Mark Häher als End« Januar 1928. Dabei hat der Monat April, wie sich ebenfalls aus der zweiten Tabelle ergibt, von der Ultimooermehrung der Wechselbestände im März nur 616 von 724 Millionen beseitigt, so daß sich für April eine sehr beträchtlich« Vermehrung der Wechselbestände ergibt. Von einer größeren finan- ziellen Anspannung»auf dem Geldmartt kann im allgemeinen auch nicht gesprochen werden, obwohl durch die eine Milliarde Inlands- anleihen seit Jahresbeginn große Summen aus dem Kapitalmarkt genommen worden sind.
Monat
1927 September. . Oktober.. November. . Dezember. 1928 Januar.. . Februar. . März.. . April..
Zu- oder Abnahme(um Mill. M.) Ende der
1. Woche «ech» Lom-
fei 163 142 414 91 493 129 75 51
fxirb 40 90 14
-�35 -68 66 - 9
2. Woche weih- Lom- fel baed
3. Woche Wech­sel
208 171
+87 31
221+10 122!+16 305+10 280+36 260;+40 352: 36
33 + 3 52 +146 253" 39 73 213
Lom­bard
28 63 15 14 10 36 -60 4
4. Woche
4-510 +367 >367 +712 +296 +412 +724 4-457
Lom­bard +118 + 14 + 59 -- 34 -- 68 -- 95 -- 54 4- 67
1852 1 865 1 865 1 81 154 282 296 281
1 931 2 041 189 168
durch Gold u.Devis. zus. 2 006 2147 2161 2170 2120 2 269 Deckungsoerhältnis:(w Prozenten, für Noten durch Gold und Devisen... 48,0 47,0 50,8 50,8 47,0 50,1 Di« Wechsekbestände sind um 457,3 auf 2492,9 Millionen, die Lombarddarlehen um 66,8 auf 102,8 Millionen M. gestiegen. Unsere zweite Tabelle zeigt, daß diese Zunahm« für Ende April noch um 90 Millionen Mark höher llegt als Ende Oktober 1927 und um
vi« Wirtschaft hat darüber hinaus zum Mttmo April auch vom Mrokonto der Reichsbankkundschaft, da» sich um 113,2 auf 557,9 Millionen Mark verringert«, bettächtliche Summen abgezogen. Der Umlauf der Reichsbanknoten stieg um 649,4 auf 4409,5 Millionen, derjenige an Rentenbankscheinen um 51,7 auf 609,3 Millionen Mark. Die Reichsbank dürfte ihrerseits kaum mit der Berringerung ihrer Inanspruchnahme rechnen. Sie hat ihre Goldbestände, wie unsere erste Tabelle zeigt, seit Ende Januar um 176 Millionen Mark vermehrt bei einer gleichzeitigen Verringerung der Deckungs- devisen um nur 128 Millionen. Sie wäre in der Lage, einer neuen Ausweitung der Konjunktur noch durch erhebliche neu« Kredit- gewährungen entgegenzukommen. Die Erhöhung der Kohlenpreise in ihrer Bedeutung für die Konjunkturentwicklung sollte man vor- sichtig behandeln. Es war derfünfteAntragauf«ine Erhöhung der Kohlenpreise, der seit etwa Jahresfrist gestellt worden ist und der erst zu einem Zeitpunkt, in welchem zweifellos die stark vor- dringende englische   Konkurrenz zum mindesten die Lage der berg« männisch schlechteren Zechen ungünstig gestaltet hat, eine starke Mehrheit fand. E» ist absolut ungerechtfertigt, die Verbind- lichkeit des Schiedsspruches für die Kohlcnpreiserhöhung verant- wörtlich zu machen. Denn Preiserhöhungen wurden auch zu Zeit- punkten beantragt, in welchen die Absatzlag« noch sehr viel günstiger, die Syndikatsumlage niedriger und das Lohnkonto durch den Schieds- spruch noch nicht belostet war. Auf der anderen Seit« hat die kohlenoerbrauchende Industrie aus dem vergangenen Konjunkwrjahr reich« Gewinne mit nach Hause gebracht, und es muß ihr möglich fein, die immerhin beträchtliche Verteuerung der Fettkohle um 2 Mark je Tonne im Inland mif der Grundlag« dieser Gewinne durch schärfere Kalkulation und weitere Rationalisierung tragbar zu machen. Die Lohnerhöhung für die Bergarbeiter war gering, immerhin wirkt sie sich durch Steigerung der Jnlandskaufkraft gerade im gegen- wärtigen Moment für die Konsumgüterindustrie günstig aus. Für die E x p o r t i n d u st r i e n ist die Verteuerung der Kohle natürlich fühlbarer, doch wird auch hier dadurch wenigstens teilweise eine Eni- lastung eintreten, daß die höheren Inlandspreise die billigeren eng- tischen Kohlenlieferungen tiefer ins Inland eindringen lassen werden. Das wird der Bergbau zwar nicht begrüßen, aber er muß es als Konsequenz aus der Erhöhung der Kohlenpreise hinnehmen. Es scheint, daß der Reichswirtschaftsminister gegen die Erhöhung der Kohlenpreise kein Veto einlegen wird. Wenn das der Fall ist, dann stellt sich diese Kohlenpreiserhöhung als eine vom Reich gewollte Unter st ützung des Steinkohlen- bergbaues in einer durch den verschärften internationalen Wett- bewerb für den Bergbau erschwerten Lage dar. Wir haben immer darauf hingewiesen, daß das Kohle verbrauchende Inland nicht dazu da ist, dem deutschen   Steinkohlenbergbau die Lasten aus der internationalen Kohlenkrisis abzunehmen. Nie war diese Sachlage so deutlich wie bei der jetzigen Preiserhöhung. Das macht, diese auch so ungesund. Die jetzige Erhöhung der Kohlenpreise muß deshalb der allerletzte Versuch sein, lediglich auf Kosten der Gesamtwirt- schast zur Sanierung des Steinkohlenbergbaues betzuttagen.
Die Gaboiage der Handelsverträge. »Administrativer Protektionismus". Zollmauern müssen durch Handelsverträge abgetragen werden. Außer den Zollmauern gibt es aber noch die verschiedensten Handels- Hindernisse, die in einer jüngst im Verlag der Deutschen Liga für Völkerbund herausgegebenen Schrift von Reichsminster a. D. Georg G o t h e i n alsadministtanvet Protektionismus* bezeichnet werden. Darunter saßt er ein« große Anzahl von Berwaltungsmaßnahmen zusammen, die vorwiegend dem Zweck dienen, die Einfuhr von Aus- londswaren durch Verwattungsschikane zu erschweren bezw. zu»er- bindern. Ein« groß« Anzahl von Ländern, besonders Aalten und Spanien  , tun fich in dieser Beziehung hervor. Ts besteht oft die Der- p f l i ch t u n g, den Bedarf im Inland zu decken, selbst wenn die Waren im Ausland billiger zu haben sind. Diese Verpflichtung be- steht in drastischer Form in Italien   für olle vom Staat subventionier- ten Gesellschaften, außerdem für Privatfirmen, die öffentliche Güter oder Dienste benützen, ja auch für private Unternehmungen, die Lieferungen oder Arbeiten für jene Unternehmungen ausführen. Dem gleichen Zweck dient eine Verordnung vom Juli 1927 in Spanien  . Ein internationaler Wettbewerb darf in Italien   nur mit Zu- stimmung des faschistischen Gesamtverbandes der italienischen In- dustrie ausgeschrieben werden. Kaufleute, die m größerem Umfange ausländische Erzeugnisse beziehen, werden auf die schwarze Liste gesetzt, was häufig zu einer Gefahr für den italienischen Kaufmann, für fein Geschäft und für seine persönliche Sicherheit wird. In Spanien   wird den Importeuren keine Erlaubnis erteilt. Eisen und Eisenwaren einzulagern. Im Zeitalter der Rationalisierung der Produktion klingt es recht merkwürdig, daß in Spanien   die Er- xichlung von Mühlen mit einer Tagec�codnllicm von 1000 kg(!)
oder mehr verboten ist, um die Einfuhr von Müllerelmafchinen un- möglich zu machen. Aehnliche Einschränkungen bestehen noch in Un- gern, der Türkei   und in Britisch-Indien. Schikanen bei der Zollbehandlung von Einfuhr- waren sind vornehmlich in Italien   und Frankreich   an der Tages- ordnung. In beiden Ländern wird dos Zollverfahren durch die Unübersichtlichkeit der Zolltarife mit ihren unzähligen Posten außerordentlich erschwert. Di« Ausrechnung des richtigen Zollsatzes wird damit fast unmöglich. Entschädigungen in Streitfällen pflegen in Italien   oft erst nach zwölf Monaten zu erfolgen. Die Einhaltung der Lieferungstermin« wird unmöglich. Unsicherheit über die Zollsätze besteht in England, wo auf Grund des Industrieschutzgesetzes immer neu« Waren in den Zollschutz einbezogen werden, ebenso in Italien  , wo die Zölle auch im Berordnungswege erhöht zu werden pflegen. Die Beschaffung der bei der Verzollung erforderlichen Ur- sprungszeugnifs« wird durch die französische   und türkische Zollverwaltung außerordentlich erschwert. Nebengebühren verteuern die Einfuhr in Polen  , das ein« Manipulationsgobühr von 10 bis 2v Proz. des Zollbetrags erhebt, und tu Griechenland  , wo die Gemeinden noch eine Sonderabgabe in Höhe von 25 Proz. des Zolls erheben. Benachteiligungen hinsichtlich der F r a ch t e n kommen vor allem auf den tfchechoflowa tischen Eisen­bahnen vor. Die skandinavischen Staaten und Finnland   er­schweren die Ausfuhr dadurch, daß sie die H a n d« l s r e i s« n d e n, deren Tätigkeit bei der Eigenart dieser Märkte für die Erlangung von Aufträgen unentbehrlich ist, mit außerordentlich hohen Steuern be- lasten. Die Beschaffung der für die Einfuhr nötigen Devisen wird sehr erschwert in Italien   und Bulgarien  . In den britischen   Kronkolonien werden die Austräg« durch die englischen Beamten fast ausschließlich englischen Firmen erteilt.
Frankreich   bettachtet seine Kolonien als reservierte Absatz- gebiete für seine Erzeugnisse. Nur die niederländischen Kolonien machen hier eine Ausnahme. Damit die Handelsverträge die Möglichkeit der ungehinderten Einfuhr gewährlieisten, fordert der Verfasser den Ausbau eines internationalen Vertragsrechts, da» den bisherigen allgemeinen Teil der Handetsverttäge in einem Kollektivvertrag ein- heitlich regeln soll. In den Kollektivhandelsvertrag müßt« die gegenseitige Verpflichtung aufgenommen werden, sich aller, winde- stens aber gewisser einzeln aufzuführender Maßnahmne des»ad- ministrativen Protektionismus* zu enthalten. Be­kanntlich beschäftigt sich der B ö l k e r b u n d mit der Ueberwindung einzelner solcher Erschwerungen: so mit den Fragen der Ein« und Ausfuhrverbote, ebenso mit denen der Vereinheitlichung des allge­meinen Textes von Handelsverträgen, des Zolltarifschemas, der Er- schwerungen auf dem Gebiet der Seeschiffahrt, Zollbevorzugung der Einfuhr auf eigenen Schiffen, wie auch mit der Abschaffung der Paß- visa. Die Aufzählung von Dr. Gothein zeigt aber noch eine große Anzahl anderer Berwaltungsmaßnahmen zur Erschwerung des inter  - nationalen Warenaustausches, deren Behandlung vom Völkerbund überhaupt noch nicht w Angriff genommen wurde.
Oeutfch-französifche Zusammenarbeit. Die Reichsbank teilt mit, daß der Gouverneur der Bank von Frankreich, Herr Moreou, zu einem Besuch der Reichsbank in Berlin  eingetroffen ist. Reben allgemein notenbanktechnischen Fragen wird als Zweck des Besuchs eine Besprechung über die Frage der ru- manischen Währungsreform genannt. Zwischen Deutsch  - land und Rumänien   schweben bekanntlich seit Iahren Verhandlungen über die Gewährung einer großen Anleih«, durch die die rumänische Währung stabilisiert und Streitstagen aus der deutschen   Besetzung Rumäniens   finanziell geregelt werden sollen. Rumänien   hat in den letzten Monaten auch mit Frankreich   Anleiheverhandlungen geführt. so daß anzunehmen ist, daß für die deutschen   und französischen  Interessen bei den jetzigen Besprechungen in der Reichsbank«ine Lösung gefunden werden soll.
April-Lebenshallungsindex 150,7 Prozent. Die Reichsinder- Ziffer für die Lebenshaltungskosten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung undSonstiger Bedarf*) ist nach den Fest- ftellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt des Monats April mit 150,7 gegenüber dem Vormonat mit 150,6 nahezu unverändert geblieben. Die Indexziffern für die einzelnen Gruppen bettagen(1913/14 100): für Ernährung 151,0, für Wohnung 125,5, für Heizung und Beleuchtung 144,6, für Bekleidung 169,9, für den »sonstigen Bedarf* einschließlich Berkehr 186,4. Köln   hat keine Auslandsanleihe begeben. Wir haben gestern den gegen die Stadt Köln   erhobenen Vorwurf, in Holland   unter Um- gehung der Beratungsstelle eine Auslandsanleihe auf- genommen zu haben, zurückgewiesen. Jetzt stellt sich heraus, daß Köln  gar keine Anleihe in Holland   aufgenommen hat, soichern eine I n- landsanleihe von 23 Millionen Mark durch Ausgabe von Schuldscheinen, wie es zahlreiche andere Städte nach dem Vor- bild von Frankfurt   auch getan haben. Die Kölner   Schuldscheine wur- den ober in Holland   zur Zeichnung angeboten, weil ein Berliner  Bankhaus, das einen größeren Posten der Kölner   Anleihe über- rammen hat, die Kölner   Schuldscheine an eine holländische Bank> weitergegeben hatte. Der Stadt Köln   Vorwürfe zu machen, ist also noch weniger berechtigt als bisher. Es bleibt aber bei unserer Fest- stellung, daß die wirklich Schuldigen in der Reichsbank und im Reichs- sinanzministerium sitzen, wo die Dummheit der gemeindefeindlichen Anleihesperre gemacht wurde. Die Gelreidehandelsgesevschasi macht Privakgeschäsle. Die Oeffentlichkeit wird eine Meldung zu beachten haben, die aus einer gemeinsamen Sitzung des Vereins Deutscher   Kartoffelttockner und der Kartosfelbaugesellschaft oerbreitet wird. Es wurde dort der Zusammenschluß der Kartosseltrocknungswerke auf genossen­schaftlicher Basis unter Anlehnung an die Deutsche  Getreidehandelsgesellschaft beschlossen. Die kauf- männische Geschäftsabwicklung der neuen Kartoffeltrockwungsgenossen- schuft soll durch die Deutsche   Getreidehandelsgesellschaft vorgenommen werden. Die mit Reichsmitteln gegründete und im landwirtschaft- lichen Gesamtinteresse wirksame Gctrcidehandelsgesellschaft wird hier also für privatwirtschaftliche Interessen eingespannt und zu einer privatkapitalistischen Konzerngesellschaft um- gewandelt. Es mag sehr vernünftig sein, die für die Kartoffel- und Viehwirtschast nicht unwichtige Kartosfeltrvcknung durch genossen- schoftlichen Zusammenschluß zu rationalisieren. Dann muß aber zum mindesten Klarheit in den Beziehungen zwischen der Getreide- Handelsgesellschaft und den Kartoffcltrocknungsfabriken auch vor der Oeffentlichkeit bestehen. R e i ch s m i t t e l sind weder dazu da, un- kontrolliert prioatwirtschaftlichen Zwecken zu dienen, noch ist die Getreidehandelsgesellschaft da» um eventuell die Bestimniungen des landwirtschaftlichen Notprogramms von hinten herum unwirksam zu machen. Droht ein holländisch-englisches Margarlnemonopol? Wir haben kürzlich über den finanziellen Zusammenbruch der Oelfabrik Teu- tonia in Harburg   berichtet, die von den k o n z e r n f r e i e n, den Margarinerohstoff verarbeitenden deutschen   Werken das bedeutendste und dieHauptlieferantin der deutschen  , oomIürgens-van-den-Bergh- Konzern unabhängigen Morgarinefabriken war. Der Lüvgens-van- dsn-Bergb-Konzern hat natürlich ein lebhaftes Interesse daran, daß die Oelfabrik Teutonia-Harburg nicht saniert wird, während die konzernsreien Margarinefabriken das gegentellige Interesse haben. Die Vereinigung der freien deutschen   Margarine- und Kunstspeise- .fettfabriken wendet sich jetzt gegen eine Mitteilung der Jürgens- van-den-Bergh-Gruppe, daß die unabhängigen deutschen   Fabriken auf die Teutonia-Harburg nicht angewiesen seien. Die Bereinigung erklärt demgegenüber, daß sie beim Zusammenbruch der Teutonia gezwmtgen seien, von den Iürgens-oan-den-Bergh-Konzernmiihlen die oerarbeiteten Margarinestoffe kaufen zu müssen, weil nur die Oelsaaten und Oelfrüchte, nicht aber die Verarbeitungsprodukte zoll- frei nach Deutschland   hereinkämen. Halte ein solcher Zustand nur kurze Zeit an, so müsse die Monopolherrschast der englisch  -hollän- dischen Margarine-Konzerne in Deutschland   Tatsache werden. Hier stehen in der Tat Lebensinteressen der breiten Massen im Feuer, und die Oeffentlichkeit wird sich mit mög- licherweise drohenden Monopolgefahren zu beschäftigen haben. Dicke Dividenden. Der Aufsichtsrat der Deutschen Lino- leumwerke A.-G., Berlin  -Bietigheim  , die Dachgesellschaft des bekannten europäischen   Linoleumtrusts, hat beschlossen, wieder 15 Prozent Dividend« zu verteilen. Der Zellstofstonzern Waldhof-Mannheim   weist einen von 6,26 aus 6,89 Mil- lionen gestiegenen Reingewinn aus, aus dem das dividendenberech- tigte Kapital von 25,15 Mllionen Mark wieder die hohe D i v i- dend« von 12 Prozent erhält. Dle ZO-Millionen-Dollar- Anleihe der Renkenbankkredllanstott wurde sofort nach ihrer Auflegung in New Dork st a r k über- zeichnet. Der deutsche Anleihekredit in New Dort ist nach diesem Erfolge umso günstiger zu beurteilen, als die neue Anleihe der Rentenbankttedttanstolt gegenüber den früheren wieder etwas billiger war. Heber»FraMeich. Land, Leute vnd Wirtschaft* best Genosse Dr. v. Ungern. Sternberg in der Unwersitöt(Hörsaal 50), jede» Freitag von 17 bip 18 Uhr. Beginn 4. Mai.